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(08.07.2023) Es ist Anfang Juli 2023. Draußen herrscht wieder ein "viel zu"-Wetter. Es ist viel zu heiß mit über 34°C und viel zu trocken. Zwar hat es in der letzten Woche etwas geregnet, doch die wenigen Liter haben nicht ausgereicht. Die Konsequenzen heißen deshalb Trachtende und frühe Varroabehandlung. Trachtende bedeutet, die Bienen tragen nichts mehr ein. Zwar blüht noch vieles, aber wegen der anhaltenden Trockenheit "honigen" die Blüten kaum noch. Das heißt, sie produzieren keinen Nektar mehr. Das wiederum heißt in der Folge, dass die Bienen ihren eingetragenen Nektar oder Honig selber verzehren, also von der Substanz leben. Und das bedeutet in der weiteren Konsequenz, dass wir die Sommerhonigernte und die darauf folgende Varroabehandlung vorziehen müssen.

Eine Form der Varroabehandlung besteht darin, dass wir Imker im Volk eine Brutpause künstlich herbeiführen. Die Varroamilbe vermehrt sich nur in der Brut der Bienen. Demnach ist es nur logisch, dass, wenn keine Brut existiert, die Milben sich auch nicht vermehren können.

So eine Brutpause entsteht im Winter durch den Kältereiz automatisch. Das ist also für die Bienen nichts ungewöhnliches. Wir nutzen bei einem Teil unserer Völker dieses Phänomen aus, indem wir künstlich die Brutpause herbeiführen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten.

Die eine ist die, dass wir das Volk öffnen und sämtliche Waben, auf denen gebrütet wird, entfernen. Das ist die Totale Brutentnahme.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Königin daran gehindert wird, ihre Eier zu legen. Hierzu wird die Bienenkönigin ein einen Käfig gesperrt, der im Volk belassen wird. Die Arbeiterinnen können in den Käfig hinein und wieder heraus, damit ist die Ernährung der Königin gesichert. Weil keine Waben vorhanden sind, kann sie nirgendwo ihre Eier ablegen. In den Anfängen dieses Verfahrens hat man das für vier Wochen gemacht. Diese Zeit erklärt sich dadurch, dass ein normaler Brutzyklus 21 Tage, drei Wochen, dauert. Während dieser Zeit der Käfighaltung läuft sämtliche vorhandene Brut aus. In den überzähligen Tagen sterben die Varroamilben ab.

Mittlerweile gibt es Forschungsergebnisse, die zeigen, dass es möglich ist, die Königin sogar über Monate in einem etwas größeren Käfig zu halten. Dazu später in einem gesonderten Beitrag.

Ich habe damit begonnen, die Totale Brutentnahme, TBE, durchzuführen. Das hat sogar vor der Honigernte noch einen möglichen praktischen Nutzen. Weil die Bienen keine Brutpflege betreiben müssen, können sie theoretisch noch ein wenig mehr Honig sammeln.

Die TBE ist eine Materialschlacht. Was benötigt man hierfür?

Hier sind bereits die wichtigen Dinge im Bild zu sehen. Benötigt wird ein Boden, auf den eine leere Zarge gestellt wird. Ebenso sind viele Mittelwände oder bereits vorhandene zu Waben ausgebaute Mittelwände nötig.

Vom zu behandelnden Volk wird zunächst der Honigraum abgenommen und zur Seite gestellt. Dann geht es los: Der oder die Bruträume werden durchgesehen und jeder Rahmen, der Brut enthält, wird entnommen und in die bereitgestellte Leerzarge gehängt. Die ansitzenden Bienen werden bis auf einen kleinen Rest abgeschüttelt oder abgekehrt. Wichtig ist hierbei, dass die Königin im Volk bleibt und nicht mitgenommen wird. Etwa eine Handvoll Bienen dürfen sitzen bleiben und werden mitgenommen.

Auf diese Weise werden sämtliche Rahmen durchgesehen. Alle brutfreien Rahmen bleiben zurück. Als Ersatz für die entnommenen Waben werden Mittelwände eingehängt. Das ist damit gleichzeitig auch eine Wabenerneuerung.

Vier Waben sind im oben abgebildeten Bienenvolk zurückgelassen, sechs Mittelwände hinzugefügt. Dieses Volk ist vorher auf zwei Bruträumen, zwei Zargen, geführt worden. Mit der Brutentnahme wird es auf nur noch eine Zarge eingeengt.

In das "Altvolk" könnte ich nun noch eine Fangwabe hängen. Das wäre eine der vorhandenen Waben mit offener Brut. Hinge ich sie wieder ein und beließe ich sie dort, würde die offene Brut die noch vorhandenen Varroamilben anziehen. Nach einer Woche käme diese Wabe dann auch aus dem Volk, so dass eine gewisse Restentmilbung erfolgt. Dieses habe ich nicht gemacht!

Aus den entnommenen Brutwaben bilde ich Sammelbrutableger. Konkret heißt das, dass ich die Brut von drei Völkern in zwei Zargen gesammelt habe. Diesen zweizargigen Sammelbrutableger habe ich anschließend abtransportiert und an einem entfernten Ort aufgestellt. Hierbei habe ich zugleich aus dem einen zweizargigen Ableger zwei einzargige erstellt.

Natürlich sind diese Sammelbrutableger ziemlich voll mit Varroamilben. Deswegen gilt auch hier, dass nach dem Auslaufen der Brut, also spätestens nach drei Wochen, gegen die Milben mit 60%-iger Ameisensäure behandelt wird, um eine umfassende Entmilbung zu erzielen. Auch dieses mache ich nicht!

Stattdessen stelle ich in jeden Boden eine Wanne mit drei Litern 15%-iger Ameisensäure. Diese Wanne bleibt vier Wochen im Volk. Die Ameisensäure verdunstet langsam und tötet die Mehrzahl der Milben ab. Damit schütze ich zugleich auch die umgebenden Bienenvölker.

Dieses Verfahren geht auf Nikolaus Koeniger und seine Frau zurück. Beides sind Biologen und in der Bienenforschung im Bieneninstitut Oberursel tätig gewesen. Allerdings hat sich diese Methode nicht durchgesetzt. "Amtlich" anerkannt ist nur die Verwendung der 60%-gen Ameisensäure. Mir hingegen gefällt diese Anwendung außerordentlich gut. Sie ist wesentlich schonender als der amtliche Standard. Ich verwende sie bereits seit Jahren erfolgreich.

Neben der Ameisensäure ist inzwischen auch die Verwendung von Oxalsäure zur Varroabehandlung als Verfahren amtlich zugelassen. Aber alle diese Säurebehandlungen dürfen logischerweise erst dann durchgeführt werden, wenn die Honigernte abgeschlossen ist.

Noch etwas: auch auf den Bienen der Altvölker sitzen natürlich noch Varroamilben. Um auch deren Menge zu reduzieren, werden diese Bienen nach einer Woche mit Oxalsäure besprüht. Das geht auch deswegen sehr gut, weil es zu diesem Zeitpunkt noch keine verdeckelte Brut gibt bzw. geben kann.

(4.7.2023) Seit Tagen fällt es nicht nur mir, sondern auch vielen Imkerkollegen auf: die Königinnen legen derzeit in fast allen Völkern kaum noch Eier, die Bienen tragen so gut wie nichts mehr ein. Bei uns in der Straße ist in den Linden zwar ein Summen zu hören, aber auch unter den Bäumen bleiben die parkenden Autos frei vom herabfallenden Sekret.

Was ist los? Ganz einfach: es ist viel zu trocken in der letzten Zeit gewesen. Die noch blühenden Pflanzen produzieren aus diesem Grund zu wenig bis gar keinen Nektar mehr. Der Regen der letzten Tage hat nur 3,5 Liter auf den Quadratmeter gebracht. Das ist nicht einmal homöopathisch zu nennen. Es ist nichts!

Das hat Konsequenzen für uns Imker. Normalerweise sammeln die Bienen im Juni/Juli noch einmal erhebliche Nektarmengen ein, doch dieses Jahr ist es äußerst spärlich. Damit sich das ändert, müsste es jetzt mehre Tage hintereinander heftig regnen. Das ist jedoch nicht zu erwarten. Leider für Umwelt und Natur. Zeichen des Klimawandels?

Also bedeutet das, dass wir jetzt recht schnell die zweite Honigernte einbringen und anschließend mit der Varroabehandlung und dem Einfüttern für den Winter starten müssen. Normalerweise führe ich etwa eine bis zwei Wochen vor der zweiten Honigernte als biologische Varraobekämpfungsmaßnahme die Totale Brutentnahme (TBE) durch. Wegen des Fehlens der Brutpflege steigert sich dann der Honigertrag noch ein wenig. Letzteres wird in diesem Jahr allerdings entfallen. Wo nichts ist, kann nichts gesammelt werden (nicht nur alte Imkerweisheit).

Das zwingt mich nun, in den nächsten Tagen viele Mittelwände einzulöten und Zargen zu reinigen, damit ich die TBE vorzeitig durchführen kann. Die Honigschleuder steht sowieso schon startbereit. Ameisensäure für eine Ameisensäurebehandlung ist ebenfalls ausreichend vorhanden. Mit anderen Worten: die nächsten Tage werden arbeitsintensiv werden.

In diesem Jahr ist vieles anders als sonst. Bedingt durch die Kälte und Nässe im April und Mai haben wir eine mehrwöchige zeitliche Verzögerung erlebt, die sich bis heute, mitten im August, auswirkt.

Statt, wie üblich, zweimal den Honig zu ernten, hat es in diesem Jahr nur eine einzige Ernte gegeben. Und diese ist sogar noch ziemlich mager ausgefallen. Auch die fälligen Maßnahmen im Sommer wie Varroabehandlungen und Auffüttern haben sich zeitlich nach hinten verschoben.

Am Freitag, 13.8.2021, habe ich bei drei Völkern in einem einzigen Akt sowohl die Honigernte, die Säurebehandlung und das Auffüttern durchgeführt. So spät in einem Jahr habe ich dieses noch nie getan.

Normalerweise schließen sich jeweils zwei Tätigkeiten parallel aus. So kann man nicht zugleich den Honig ernten und gegen die Säure behandeln oder Honig ernten wollen und Auffüttern. In den klassischen Methoden schließen sich auch die Säurebehandlung und das gleichzeitige Füttern aus.

Trotzdem habe ich in diesem Jahr das alles in einem einzigen Block erledigt. Wie, das beschreibe ich jetzt.

Honigernte - Teil 1

Tage vor der eigentlichen Ernte kommen die Bienenfluchten unter den Honigraum. Sie sollen die Bienen dazu veranlassen, den Honigraum zu verlassen und nicht wieder zu besuchen. Das hat auch gut geklappt. Lediglich zwei einzelne Bienen sind in den beiden Honigräumen verblieben. Der nächste Schritt ist die Abnahme der Honigräume und Transport in den Schleuderraum. Dort können die Magazine mit den Waben erst einmal stehen bleiben.

Säurebehandlung

Sobald die Honigräume von den Bienenstöcken entfernt worden sind, kann ich mit der Säurebehandlung starten. Klassisch nimmt man dafür 60%ige Ameisensäure. So mache ich das nicht (mehr). Stattdessen verwende ich 3 Liter 15%ige Ameisensäure, die in eine Wanne gegossen und mit einem Metallgitter abgedeckt wird.

Diese Wanne deponiere ich unten im Boden jedes Bienenstocks. Dort bleibt sie vier Wochen stehen. Diese Methode ist sehr viel bienenschonender als die hochprozentigen Betriebsweisen. Dafür dauert sie aber auch länger. Wichtig ist dabei, dass die Säuredämpfe etwas länger als ein vollständiger Brutzyklus dauert, in der Beute zur Verfügung stehen. Deshalb auch die Zeit von vier Wochen. Der normale Brutzyklus dauert drei Wochen. Dieses Verfahren ist von den Lehrinstituten und klassischen Lehrmeinungen nicht abgesegnet! Es funktioniert allerdings auch ohne diesen göttlichen amtlichen Segen.

Auffüttern

Das praktische an dieser niederprozentigen Säurebehandlung ist, dass ich dabei parallel mit dem Auffüttern beginnen kann.

Als erstes füttere ich dazu mit festem Futterteig. Auf die Rahmenträger stelle ich einen 15 kg schweren Futterteigblock. Die Kunststoffverpackung belasse ich um den Block herum, damit er nicht austrocknet. Ansonsten wird Futter hart wie Beton und kann von den Bienen nicht mehr aufgenommen werden.

Vorbereiteter Futterteig
Umgebende Zarge oberhalb des Brutraumes
Futterteig auf den Oberträgern des Brutraumes in der umgebenden Zarge

Der Futterteigblock wird auf die Oberseiten der Rahmenträger gestellt. Damit die Bienenbeute wieder geschlossen kann, kommt um das Futter herum einfach eine leere Zarge.

Wichtig sind hierbei zwei Aspekte. Die Bienen benötigen beim Futterteig eine Wasserquelle in der Nähe. Ideal ist eine Bienenträne am Standort. Aber Hühnertränken oder ein Gewässer in der Nähe tun es auch.

Ein anderer wichtiger Punkt: das Einfüttern mit einem festen Teig dauert länger als wenn die Bienen flüssiges Futter einlagern. Beim Flüssigfutter werden sehr schnell die vorhandenen freien Zellen belegt. Dabei kann es passieren, dass nicht mehr ausreichend Fläche für die Brut zur Verfügung steht. Aus diesem Grunde sollte die erste Futtergabe unbedingt fester Teig sein, die folgenden Fütterungen können dann ruhig flüssig erfolgen.

Wieviel wird eingefüttert? Am Ende sollten Bienen, wenn sie ein Wirtschaftsvolk sind, knapp 25 kg Futter für den kommenden Winter eingelagert haben. Bei Ablegern dürfen es je nach Größe etwas weniger sein, Faustregel ca. 15 kg. Die vorhandenen Honigvorräte in der Beute werden dabei mitgerechnet.

Honigernte - Teil 2

Nachdem die oben beschriebenen Arbeiten erledigt sind, geht es an die eigentliche Honigernte. Die entnommenen Zargen mit den Honigwaben stehen bereits in dem Raum, in dem geschleudert wird.

Dazu werden in Handarbeit die einzelnen Waben zunächst entdeckelt.

Verdeckelte Honigwabe

Mit einer speziell geformten Gabel werden die Verschlüsse der einzelnen Zellen abgehoben und der Honig freigelegt.

Teilweise entdeckelte Honigwabe

Am Ende sieht die Wabe dann so aus:

Das Glänzende ist der eingelagerte Honig. Er wird nun in einer Zentrifuge aus den Waben herausgeschleudert und anschließend gesammelt. Anschließend muss er noch einige Zeit reifen, bevor er gerührt und abgefüllt werden kann.

Das alles geschieht bei den Nicht-Erwerbsimkern in der Regel in Handarbeit.

Ruhig ist es derzeit. Viele Imker führen jetzt (noch) die Ameisensäurebehandlung gegen die Varroamilbe durch oder sind am Auffüttern, damit die Bienen genügend Vorräte für den kommenden Winter haben und nicht verhungern müssen.

In den kommenden Wochen und Monaten geschieht nicht mehr allzu viel in und an den Bienenstöcken. Über die Landesverbände der Imker wird in dieser Zeit ein Monitoringprogramm durchgeführt, bei dem es um das Erfassen der Amerikanischen Faulbrut geht. Die Faulbrut ist eine bakterielle Erkrankung der Brut. Für uns Menschen ist sie ungefährlich. Befallene Bienenbrut überlebt sie hingegen nicht. Die Brut verfault während ihrer Entwicklung zur erwachsenen Biene in der verdeckelten Zelle, so dass daraus keine Biene mehr werden und schlüpfen kann.

Die Erreger kommen in der Natur als Sporen vor und finden sich in Honig und Nektar. Sie werden von den Bienen aufgenommen, im Stock untereinander weitergegeben und  können so ganze Bestände gefährden und sehr schnell auf Völker in der Nachbarschaft übergehen. Von daher ist die Amerikanische Faulbrut (AFB) ein durchaus sehr ernst zu nehmendes Krankheitsgeschehen und Wirtschaftsfaktor für den Imker.

Deshalb finden regelmäßig Reihenuntersuchungen statt. um einen Überblick über die Seuchenlage zu haben. Obwohl die Teilnahme hieran freiwillig und kostenlos ist, machen nur sehr wenige Imker dabei mit. In Frankfurt am Main hat beispielsweise in den letzten Jahren kein einziger Imker daran teilgenommen.

In diesem Jahr habe ich das für mich geändert. Über unseren Imkerverein, die Bee Friends Frankfurt, haben wir ein kleines Probenkontingent erhalten. Drei Imker/Imkerinnen haben sich zur Teilnahme bereit erklärt. Einer von ihnen bin ich.

Gestern habe ich dazu von mehreren Völkern entsprechende Proben genommen. Vom Futterkranz neben dem Brutnest wird Honig mit einem Löffel abgeschabt und in einem Plastikbeutel gesammelt. Aus mehreren Völkern entsteht so eine Sammelprobe. Sie wird zur Untersuchung in ein Labor geschickt.

AFB-Monitoring - Probenentnahme

Natürlich hoffe ich, dass der Befall mit Sporen sehr niedrig ist, am liebsten sogar null beträgt. Über das Ergebnis werde ich berichten.

Es ist heiß geworden in der letzten Augustwoche. Die Temperaturen lagen teilweise bei uns bis 36 Grad für fast eine ganze Woche. Zwar ist das für die Zeit Ende August ungewöhnlich, aber es ist ideal für die Ameisensäurebehandlung. Denn je höher die Außentemperaturen, desto besser verdunstet die Flüssigkeit aus den mit 15%iger Ameisensäure gefüllten Wannen im Inneren unserer Beuten.

Vor vier Wochen wurde die Ameisensäure in unsere Bienenstöcke eingebracht und zwar  bei durchaus moderaten Temperaturen, die für einen Hochsommer eher zu niedrig sind. Diese vierte Woche war nun ein Segen für unsere Bienen.

Am 28. August 2016 haben wir am späten Vormittag aus allen behandelten Völkern sämtliche Wannen mit der restlichen Säure entfernt. Der ursprüngliche Einsatz zur Aufnahme des Varroaschiebers wurde wieder eingesetzt und die "Windel", das Brett zum Auffangen der toten Milben und anderen Bienenstockgemülls, wieder eingelegt.

Insgesamt waren die Milbenzahlen gar nicht einmal so hoch, sondern eher niedrig bis moderat.  Beim Milben zählen in den nächsten Wochen wird sich erst zeigen wie gut die Behandlung gewirkt hat.

Die Auffütterung für den Winter hat bereits begonnen und wird in den nächsten Wochen fortgeführt werden. Ein kurzer Blick durch die Abdeckfolien auf die eingelegten Futtertaschen zeigte, dass diese zurzeit nur wenig angenommen worden sind.

Ein Volk war weisellos. Wir haben es mit einem Ableger heute vereinigt, damit die Bienen nicht zugrunde gehen müssen.

Hierdurch ist leider ein Plan gescheitert: ich wollte zum Herbst es versuchen, eine Beute im 2-Königinnenbetrieb zu führen. Doch dazu fehlte mir nun das zweite Volk, besagter Ableger, der dazu auserkoren war, nun aber zu anderen Zwecken benötigt worden ist.

Damit ist unsere diesjährige Saison mehr oder minder beendet. Kurz vor Weihnachten, wenn es kalt genug geworden ist und die brutfreie Wintertraube sich im Inneren gebildet hat, erfolgt noch die Oxalsäurebehandlung gegen die Varroamilbe. Bis zum kommenden Februar ist dann mehr oder minder tatsächlich Schluss mit der imkerlichen Arbeit an den Bienenstöcken. Erst zum Beginn der neuen Bruttätigkeit beginnt die Arbeit allmählich wieder.

In der Winterpause werden dafür andere Arbeiten erledigt: Mittelwände eingelötet und damit neue Rahmen zum Erweitern vorbereitet, Geräte geputzt, damit sie im Frühjahr wieder sauer zur Verfügung stehen, Honig abgefüllt für den Weihnachtsmarkt.

Aus den ursprünglichen drei Bienenvölkern, mit denen wir begonnen hatten, sind inzwischen 20 geworden. Wenn sie alle den Winter gesund durchstehen, dann stehen uns im nächsten Jahr viel Arbeit und eine noch größere Menge an Honig als in 2016 bevor.

Jetzt, in der zweiten Augusthälfte, sind wir Menschen zwar im Hochsommer, aber für die Bienen geht es bereits auf den Winter zu.

Das klingt merkwürdig und ich möchte es erklären. Mit der Sommersonnenwende gehen die ersten Wintervorbereitungen bereits los. Von der Bienenzahl aus gesehen, ist ein Volk zu dieser Zeit auf dem Maximum seiner Entwicklung. Ab jetzt nimmt die Zahl seiner Bienen langsam und kontinuierlich ab. Gleichzeitig verschwinden die Drohnen und damit die Vermehrungsfähigkeiten der Königinnen. Die Futtereinlagerung für den Winter läuft auf Hochtouren.

Dummerweise haben die Imker den Bienen zuvor ihre bereits eingelagerten Wintervorräte als Honig entnommen. Deshalb liegt es nun in der Verantwortung der Imker, den Bienen das entnommene Futter zu ersetzen. Diesen Vorgang nennt man Auffütterung. Hierdurch sollen die Bienen optimale Nahrungsbedingungen erhalten, um als Volk gesund und ohne Hunger durch den Winter in das nächste Frühjahr zu kommen.

Beim Auffüttern gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Verfahrensweisen: Flüssigfutter oder Festfutter. Beim Flüssigfutter erhalten die Bienen so etwas wie konzentriertes Zuckerwasser. Das Festfutter besteht aus einem Futterteig. Ich bevorzuge den Futterteig und das in bereits fertig portionierten Beuteln zu 2,5 kg. Mit erscheint dies als sehr bequem und praktikabler als die Flüssigvariante. Bei der letzteren muss man häufig die besondere Wanne zum Auffüttern nachfüllen. Weil wir keine Lagerungsmöglichkeit in unmittelbarer Nähe der Bienen haben, ist mir persönlich die Flüssigvariante zu umständlich. Die Futterteigpackungen legen wir ganz einfach auf die Oberseiten der Rahmen, schneiden das Plastik auf, verschließen die Beute wieder und sind fertig. Bequemer geht es kaum. Weitere Vorteile hierbei sind, dass wir keine Extrazargen mit Raum für die Futterwannen transportieren und aufstellen müssen.

Im folgenden Bild sieht man einen leeren Futterbeutel durch die Abdeckfolie hindurch, im zweiten Bild dann ohne die Folie.

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Auffüttern-9623

Nach dem ersten Auffüttern mit jeweils einem Beutel habe ich die Strategie ein wenig verändert. Ich verwende an jetzt gleich zwei Packungen, die ich parallel auf die Rahmen lege und spare mir damit ein wenig Arbeit. So sieht es dann ab der zweiten Runde aus:

Auffüttern-9624

Die Beutel werden auf der Oberseite aufgeschnitten, die Abdeckfolie wird darüber gelegt und es bleibt stets ein genügend großer Spalt oder ein Löchlein, durch das die Bienen zum Futter gelangen und sich bedienen können.

Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Bienen zusätzlich Wasser zum Trinken benötigen. Zwar haben wir in 200 Metern Entfernung einen Teich, aber trotzdem stelle ich mehrere Bienentränken mit Wasser zwischen den Beuten auf.

Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens ist, dass wir parallel dazu mit der Ameisensäurebehandlung beginnen können. Hierfür verwenden wir ja eine Wanne mit 15%iger Ameisensäure, die in das Bodenfach der Beute geschoben wird.

Mit anderen Worten: in dieser Zeit kann man als Imker dann sogar getrost und entspannt in den Sommerurlaub fahren....

Aus dem Niddapark in Frankfurt-Praunheim hatten wir die zwei dort aufgestellten Beuten inzwischen zurück auf den Riedberg geholt. In beiden Beuten hatten wir gefangene Schwärme untergebracht. Der erste, Martina, wies beim Rücktransport nur noch sehr vereinzelte Bienen in seinem Inneren auf. Heute war er frei von Bienen. Das zweite Volk, Stefano, ist inzwischen mit einem anderen, königinnenlosen Volk vereinigt worden.

Beim Blick in die Beute von Martina war schon im Niddapark zu erkennen, dass dort noch weitere Bewohner sich eingenistet hatten. Zwischen den mittleren Rahmen war ein deutliches Gespinst zu erkennen.

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Auf den Rahmen und Beutenwänden liefen Larven herum, ebenso waren eingesponnene Larven zu sehen.

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etwa 2 cm lange Raupe

eingesponnene Larven der Wachsmotte
eingesponnene Larven der Wachsmotte

Wachsmotten vernichten das Wachs im Beuteninneren. Von daher sind sie für den Imker keine willkommenen Gäste.

Zur Bekämpfung verschließt man die Beute und stellt in sie eine Schale mit Ameisensäure hinein. In der Literatur wird eine Konzentration von 85% empfohlen.

Verschlossene Beute vom Volk Martina
Verschlossene Beute vom Volk Martina

Vorderseite der selben Beute, auch verschlossen
Vorderseite der selben Beute, auch verschlossen

Plastikschale für die Ameisensäure
Plastikschale für die Ameisensäure

Wanne mit Ameisensäure und Schwammtuch
Wanne mit Ameisensäure und Schwammtuch

Man rechnet je Zarge mit etwa 60 bis 80 ml 85%iger Ameisensäure. Zum Glück hatte ich noch einen Rest von 250 ml in dieser Konzentration. In die Säure habe ich ein Schwammtuch gelegt. Es saugt die Flüssigkeit auf und verdunstet sie über seine dadurch vergrößerte Oberfläche. Die Rahmen mit den befallenen Mittelwänden und Waben werden darüber gehängt und die Beute anschließend fest verschlossen. Die Säuredämpfe töten die Motten in jedem Entwicklungsstadium ab.

Nach einer Woche wird diese Behandlung noch einmal wiederholt. Die befallenen Rahmen und Waben werde ich zur Sicherheit anschließend vernichten, die Mittelwände können weiter verwendet werden.

Hier noch ein paar weitere Bilder aus dem Beuteninneren.

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Bereits abgefressenes Wachs und Eier der Wachsmotte

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Solche Gespinste wachsen in der Wabengasse zwischen den einzelnen Waben

 

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Links unterhalb der Mitte sind die Fraßschäden gut zu erkennen

Jetzt im Sommer nach der Honigernte ist die Zeit für die Ameisensäurebehandlung gegen die Varroamilbe gekommen.

Der Honig ist entnommen, er wird also nicht mit den Dämpfen der Ameisensäure mehr in Berührung kommen.

Das Prinzip der Behandlung ist immer dasselbe: die Varroamilben mögen es nicht sauer und sterben bei zuviel Säure ab. Unsere Ableger und frisch gefangenen Schwärme haben wir im Frühjahr bereits mit 15%iger Milchsäure eingesprüht. Im beginnenden Hochsommer ist die Zahl der Varroamilben im Bienenstock am größten, sie explodiert förmlich sogar.

Durch unsere kontinuierliche biolgische Bekämpfung seit dem Frühjahr mit dem Ausschneiden der Drohnenbrut haben wir die Anzahl der Milben bereits niedrig gehalten. Mit der Ameisensäurebehandlung verringern wir die Milbenzahl noch einmal kräftig, damit das Volk möglichst gesund und wenig belastet in den Winter gehen kann.

Bei der Ameisensäureanwendung gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Prinzipien, denen gemeinsam das physikalische Phänmen der Verdampfung ist.

Richtig klassisch erfolgt das Einbringen der Ameisensäure von oben: auf die Oberkanten der obersten Rahmen wird beispielsweise ein getränktes Schwammtuch gelegt. Alternativ gibt es auch Verdunstungsmechanismen verschiedener Hersteller, die meist einen Tank zum Befüllen und ein Medium zum Verdunsten haben. Das kann beispielsweise ein Docht sein, aber auch ein Blatt Filterpapier. Hierbei erfolgt die Verdunstung innerhalb weniger Tage. Fördernd sind hohe Außentemperaturen, die zusätzlich den Bienenstock im Inneren aufheizen. Aus diesem Grunde funktioniert dieses Prinzip nur im Sommer. Im kalten Winter ist es wirkungslos.

Eine andere Methode ist eine sehr sanfte mit nur 15 %iger Ameisensäure. Das Prinzip hier ist das gleiche, aber weil die Konzentration niedriger ist, muss die Einwirkzeit verlängert werden. Wir belassen eine gefüllte Wanne vier Wochen in der Beute.

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Drei Liter 15 %ige Ameisensäure wird hergestellt (Ameisensäure ad us vet. hat eine Konzentration von 60%, also wird sie entsprechend mit Wasser verdünnt) und unten in die Beute geschoben. Zuvor wird ein Holzbrett eingelegt, um das Lüftungsgitter der Beute zu verschließen, damit die Dampfkonzentration im Stock entsprechend ansteigen kann. Das Einflugloch auf der Vorderseite bleibt geöffnet.

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Diese sanfte Methode hat große Vorteile und ist meines Erachtens auch ideal für "faule" Menschen. Weil die Wanne mit der Ameisensäure möglichst vier Wochen ununterbrochen im nicht geöffneten Bienenstock bleiben soll, kann man in dieser Zeit ruhigen Gewissens in den Urlaub fahren. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass parallel dazu sofort mit der Auffütterung begonnen werden kann.

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Hierfür verwenden wir einen fertig portionierten Futterteig mit 2,5 kg Fertigteig. Die einzelnen Pakete legen wir auf die jeweiligen Oberträger des oberen Brutraums der Beute, schneiden die Plastikfolie oben und seitlich ein, damit die Bienen das Futter aufnehmen können, legen eine Folie gegen den Wildbau darüber und verschließen die Beute wie üblich mit einem Deckel.

Am Ende der Tracht wird gegen die Varroamilbe behandelt. In diesem Jahr, 2014, ist dieses Trachtende besonders früh.

Das hat zur Folge, dass auch die Behandlung mit Ameisensäure früher als sonst erfolgt. Die Varroamilbe hält sich in jedem Bienenvolk auf. In unseren Breiten gibt es praktisch kein varroafreies Volk mehr. Die Zahl der Milben erreicht im Sommer natürlicherweise ihren Höhepunkt. Jetzt heißt es deshalb intensiv und konsequent zu behandeln, damit die Bienen möglichst varroaarm in den Winter gehen können.

Im Lauf dieses Frühjahrs und Sommers haben wir eine biologische Methode zur Behandlung eingesetzt. Weil die Milben sich in den verdeckelten Brutzellen vermehren und dazu in besonders hoher Zahl die Drohnenzellen bevorzugen, haben wir in jedem Bienenstock zwei Drohnenrahmen (auch Baurahmen genannt) eingehängt. Das sind Rahmen ohne Mittelwände, in denen die Bienen ohne die Hilfestellung durch eine Mittelwand selber Waben bauen. Die so erzeugten Waben sind etwas größer als die Waben für die Arbeiterinnen. Hierein legt die Königin unbefruchtete Eier, aus denen Drohnen werden. Kurz vor der Verdeckelung der Drohnenzellen schlüpfen die Milben mit hinein. In die Arbeiterinnenzellen wandert in der Regel nur nur ein Weibchen hinein. Die Drohnenzellen hingegen werden von mehreren Varroaweibchen besucht.

Mit der Verdeckelung beginnt im geschützten Raum die Fortpflanzung der Varroamilben. Die einfachste und "biologischste" aller Maßnahmen ist es deshalb, aus den Drohnenrahmen die verdeckelte Brut zu entfernen. Damit wird die Menge der Milben deutlich verringert, allerdings nicht auf Null reduziert.

Für unsere eigene Übersicht haben wir regelmäßig den Fall der toten Varroamilben auf die "Windel" (dem Einschubbrett im Beutenboden) kontrolliert. Dazu wurden die Einschubbretter aus dem Boden herausgezogen und die toten Milben darauf gezählt. Das gibt natürlich keine Sicherheit, aber einen Überblick über die Befallstärke des betreffenden Volkes.

Zum Trachtende erfolgt der erste von zwei Schritten zur Varroabehandlung. Viele Imker - so auch wir - setzen hierzu Ameisensäure ein. Über Ameisensäure hatte ich hier vor kurzem einen Artikel eingestellt.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten beziehungsweise Verfahren zur Behandlung. Wir setzen ein äußerst schonendes und noch relativ junges Verfahren ein. Klassisch wir mit Ameisensäure in relativ hoher Konzentration (60%) behandelt. Die Säure muss in der Beute verdunsten. Die Milben mögen diese Säuredämpfe nicht und sterben daran. Den Bienen macht diese Konzentration nichts oder nur wenig aus. Der Nachteil ist, dass man das Verdunsten mit 60%iger Säure mehrfach in Abständen von wenigen Tagen wiederholen muss. Die schonende Variante ist die mit 15%iger Säure.

Diese Säure wird über vier Wochen in einer mit einem Gitter abgedeckten Wanne im Beutenboden deponiert. Die Flüssigkeit verdunstet langsamer, die Konzentrationen sind weniger hoch, aber ausreichend effektiv. Parallel zur Säurebehandlung kann bereits die Einfütterung für die Wintervorräte erfolgen.

Wie sind wir praktisch vorgegangen?

Je Volk werden benötigt:

  • eine Wanne mit Abdeckgitter und einem Fassungsvermögen von mindestens drei Litern,
  • 2,47 Liter Wasser (wir haben es der Einfachheit halber vorher in 1-Liter-Flaschen abgefüllt),
  • 530 ml Ameisensäure von 85%.

Zunächst gaben wir 2 Liter Wasser (=2 Flaschen) in die Wanne getreu der Chemiker-Regel: "Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure". Dann wurden 530 ml 85%iger Ameisensäure abgemessen und zu dem vorgelegten Wasser gegossen. Zum Schluss werden die fehlenden 430 ml Wasser abgemessen und ebenfalls zugesetzt. Wichtig ist, dass unbedingt ein Absperrgitter auf die Wanne gelegt wird. Die Bienen würden sonst darin ertrinken.

Der Einschub mit der Varroawindel wird von hinten aus dem Boden der Beute entfernt. Zugleich wird ein Brett auf den nach unten offenen Boden eingelegt. Dadurch wird die Zufuhr von Frischluft eingeschränkt und die Konzentration der Säuredämpfe innerhalb des Bienenstockes erhöht.

Anschließend wird die vorbereitete und abgedeckte Wanne in den Boden geschoben und die rückseitige Öffnung wieder verschlossen.

Die Säure verdunstet im Laufe der folgenden Tagen und Wochen. Hierzu ist eine möglichst warme Außentemperatur förderlich. In dieser Zeit stirbt ein großer Teil der Varroen ab und fällt zu Boden. Die toten Milben werden später zusammen mit der Säurewanne entfernt.

 

 

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