Springe zum Inhalt

(13.09.2023) Die gestrige Völkerkontrolle habe ich heute fortgesetzt und bin auch an das Volk #53 gekommen. Dort habe ich am 30.8.2023 eine neue Königin zugesetzt. Der Beitrag dazu heißt "Umköniginnen".

Das ist der Zusetzkäfig von Nicot, den ich heute aus dem Volk entfernt habe. Weil er leer ist, heißt das, dass die Königin samt begleitender Bienen inzwischen im Volk sein muss.

Tatsächlich habe ich die gelb markierte Königin dann auch über die Waben laufen gesehen und mich sehr gefreut, als ich kurze Zeit später auch die ersten Eier gefunden habe.

Dann kommt aber die große Überraschung: Bei der Durchsicht der einzelnen Rahmen finde ich einen, dessen Vorder- und Rückseite mit teilweise abgefressenen Weiselzellen versehen ist.

Beim Umweiseln waren diese Zellen nicht vorhanden. Ich bin mir dessen sehr sicher, weil ich seinerzeit die Bienen Rahmen für Rahmen einzeln vor dem Flugloch abgeschlagen habe. Diese Zellen hätten mir dabei nicht nur auffallen, sondern direkt ins Auge springen müssen.

Damit nicht genug. Während ich auf die Königinnenzellen blicke und sie fotografiere, glaube ich einer Sinnestäuschung zu erliegen. Plötzlich sehe ich eine weitere, nicht markierte Königin über die Waben laufen! Wenige Augenblicke vorher habe ich doch die mit einem gelben Punkt markierte Königin auf einem anderen Rahmen gesehen...

Wie kann das sein und angehen? Sämtliche Bienen einschließlich der alten Königin sind seinerzeit durch das im Boden eingelegte Absperrgitter wieder in das Innere des Bienenstocks gelaufen. Damit eine neue Königin erfolgreich zugesetzt werden kann, muss das Volk weisellos, also königinfrei, sein. Sonst wird eine neue Bienenkönigin nicht vom Volk angenommen, sondern abgetötet.

Die Bildung einer Bienenkönigin dauert von der Eiablage bis zu ihrem Schlupf 16 Tage. Davon entfallen alleine auf das Eierstadium drei Tage. Vor 14 Tagen habe ich die neue Königin eingesetzt. In der Konsequenz könnte das heißen, dass das Volk damals bereits weisellos gewesen sein muss. Das würde erklären, warum ich damals keine Königin am Absperrgitter gefunden habe. Aus einigen der vorhandenen Eiern oder Larven müssen die Bienen sich dann von mir unbemerkt Weiselzellen zum Nachschaffen angelegt haben. Das kann auch unmittelbar nach dem Zusetzen der neuen Bienenkönigin noch geschehen sein. Ich vermute jedoch, dass die Weiselzellen über bereits vorhandenen frischen kleinsten Larven entstanden sind. Dies würde den biologischen Entwicklungsprozess um etwa vier Tage abkürzen und das käme dann auch mit dem tatsächlichen Ablauf hin. Zudem dauert es einige Tage bis die neue Königin aus ihrem Zusetzkäfig freigefressen ist und ins Volk einlaufen kann.

Denkt man dieses Geschehen weiter, bedeutet das, dass die nicht markierte Königin vermutlich noch unbegattet sein muss. Jetzt, Mitte September, ist es für einen Hochzeitsflug mit erfolgreicher Begattung im Grunde schon zu spät, weil es zu dieser Zeit keine frei fliegenden Drohnen mehr geben dürfte.

Ein Volk verträgt nur eine Königin. Auch deshalb tauchen Fragen auf: Wieso läuft eine weitere Königin herum? Wer hat die Königinnen in den Weiselzellen abgestochen, die markierte, die unmarkierte? Wie wird es weitergehen? Rivalinnen töten sich normalerweise, so dass nur eine Königin überlebt. Dieses geschieht üblicherweise bereits nach dem Schlupf der Erstgeborenen. Wieso sind es dann hier zwei? Welche der beiden wird überleben? Sollte es die begattete und markierte Königin sein, wäre der Fortbestand des Volkes gesichert. Wäre es die nicht markierte und vermutlich nicht begattete, kann das Volk sich nicht weiter vermehren.

Ich bin beim Anblick der beiden Damen so irritiert und zugleich fasziniert gewesen, dass ich etwas wichtiges vergessen habe, nämlich einzugreifen und die unmarkierte Königin zu fassen und abzudrücken. Sie lief quirlig auf den Waben herum, ich habe sie kurz verfolgt und dann aus den Augen verloren und nicht wieder gefunden. Jetzt bleibt mir nur übrig entweder der Natur zu vertrauen und zu hoffen, dass die gelb markierte Königin ihre Rivalin beseitigt oder morgen beziehungsweise in den nächsten folgenden Tagen mich auf die Suche nach den beiden Königinnen begebe und entsprechend handle.

Für Kommentare, Tipps, Anregungen und Kritik bin ich dankbar. Zu erreichen bin ich unter imker@bienenblog.eu . Entsprechende Rückmeldungen werde ich hier gerne als Update veröffentlichen.

Für Außenstehende mag dieses Wort ungewohnt oder fremdartig klingen, erfahrene Imker und fortgeschrittene Anfänger können jedoch viel damit anfangen.

Jeder Imker kommt früher oder später einmal in die Lage, dass er in einem seiner Völker plötzlich keine junge Brut mehr findet. Die sich dabei ergebende wichtigste Frage ist, ob sich im Volk noch eine eierlegende Königin befindet. Ist die Königin vorhanden, ist das Volk weiselrichtig; fehlt sie, ist es weisellos.

Um die Königin zu finden, könnte man natürlich das gesamte Volk durch ein Absperrgitter "sieben". Sämtliche Bienen werden hierzu auf ein Absperrgitter oder vor einen Feglingskasten gekehrt. Die Bienen können durch die Gitterstreben hindurchwandern, die Drohnen und die Königin können es aufgrund ihrer Größe nicht und bleiben draußen.

Der Aufwand hierfür ist relativ groß. Einfacher geht es mit der Weiselprobe. Ist ein Volk ohne Königin, wird es unruhig und ändert sein Verhalten. Es versucht relativ rasch sich dann eine neue Königin heranzuziehen. Das Paradoxe dabei: hierzu müssen allerdings von der Königin gelegte Eier oder eventuell ganz junge geschlüpfte Larven vorhanden sein. Ist dies nicht der Fall, kann keine neue Königin aus dem eigenen Bestand herangezogen werden.

Hier setzt die Weiselprobe an. Ist man unsicher, ob eine Königin vorhanden ist oder nicht, hängt man einfach einen Rahmen mit fremden Eiern in das betreffende Volk hinein. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Die Königin ist vorhanden. In diesem Fall entwickeln die Eier sich ganz "normal" zu Arbeiterinnen.
  2. Die Königin ist nicht vorhanden. Dann entwickeln die Bienen über ein Spielnäpfchen eine Königin- beziehungsweise Weiselzelle. Sie ziehen sich aus den fremden Eiern eine neue Königin nach.

Bereits am nächsten Tag kann man schon das Ergebnis sehen. Im zweiten Fall haben die Bienen bereits mit dem Bau von Spielnäpfchen begonnen. Diese Zellen haben in der Imkersprache einen eigenen Namen erhalten und heißen dann Nachschaffungszellen.

Nachschaffungszellen

Üblicherweise befinden sich die Spielnäpfchen am unteren Rand eines Rahmens. Hier in diesem Fall können sie jedoch irgendwo auf der Wabe sitzen. Weil die Bienen sich eine Königin auf diese Weise nachschaffen, heißen die Zellen entsprechend Nachschaffungszellen. Also ganz einfach...

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: