Springe zum Inhalt

Gestern (4.1.2022) musste nach mehrfachem Verschieben das dritte Springen der Vierschanzentournee am Bergisel in Innsbruck schließlich abgesagt werden. Die Föhnwetterlage beruhigte sich nicht.


Die von Zaha Hadid entworfene Skisprungschanze liegt südlich von Innsbruck auf dem Bergisel, einem Hügel mit einer Höhe von 746 Metern. Und somit – wie auch der Patscherkofel, der Hausberg der Innsbrucker –  in der Verlängerung des Wipptals, das zum Brenner, dem tiefgelegensten Pass des Alpenhauptkammes, hinaufführt.


Und von dort bläst er hinunter, der berühmt-berüchtigte Föhn! Wenn der Luftdruck südlich des Brenners höher ist als auf der Nordseite, dann strömt die Luft in Richtung der Tiroler Landeshauptstadt – und es kann durchaus unangenehm werden:


Plötzlich ... ein hohes und dünnes Pfeifen … so gellend schrill, als ob irgendwo weit in den Bergen eine Riesenmücke herumschwirrte … das muss der Wind sein, aber er hält sich noch verborgen, er rührt kein Blatt, alles bleibt bedrohlich, tödlich still. Bis auf einmal das Pfeifen anschwellend näher dringt und unsere in ängstlicher Anspannung ins Dunkle gewandten Gesichter einen warmen Atem fühlen, den warmen, trockenen Atem des Föhns. Das also ist das Ergebnis des ungewissen Wetters der letzten Tage: der Föhn. Unbegreiflich beklemmend schwillt aus den düsteren Weiten sein hohes und schrilles Pfeifen, sein heißer, trockener Atem, der aus allen Himmelsrichtungen heranzuwehen scheint – unbeschreiblich beklemmend und zugleich geheimnisvoll anziehend, unwiderstehlich –, so dass wir nicht zufrieden sind, ehe wir ihn, die Treppen hinabgesaust, draußen in der verlassenen Dunkelheit rund um uns fühlen, sein schrilles, hohes Pfeifen über uns hin gehen hören.

(Auszug aus „Tirol“ von Carry van Bruggen; 1925 erschienene Reisebeschreibungen.Eigene Übersetzung aus dem Niederländischen.)


Der Patscherkofel ist bekannt für seine Exponiertheit gegenüber dem Südföhn, die meisten Föhntage in Innsbruck gibt es im Frühling, gefolgt vom Herbst. Im Sommer und Winter gibt es statistisch viel weniger Föhntage. Der Wind kann sehr stark werden. Den offiziellen Rekord der Messungen am Patscherkofel lieferte der 6. November 1997, als eine Windgeschwindigkeit von 216 km/h gemessen wurde!


Am Hang des Patscherkofel stieß ich im Sommer 2021 in der Nähe der Olympiaabfahrt auf etwa 1450 Metern auf einige Bienenbeuten, die mit Spanngurten aufwändig gesichert waren:


Mitte August, nur eine gute Woche später, waren die Beuten bereits – trotz überaus milder Temperaturen und guter Tracht– abtransportiert worden:

Ob dabei der Respekt vor der Gewalt des Föhns eine Rolle gespielt hat?

(Gastbeitrag von Matthias Adler-Drews)

Im Juli und August 2013 sind wir von Oberstdorf nach Bozen über die Alpen gegangen. Im Ötztal und dem anschließenden Südtirol wanderten wir durch unglaublich schöne und vielfältig blühende Wiesen. Ein Paradies nicht nur für das Auge, sondern auch für die dortigen Bienen. Wie ich durch Gespräche mit den Einheimischen dort erfahren konnte, war auch in den Zentralalpen in diesem Frühjahr vieles anders und sehr viel später dran als sonst üblich. Kein Wunder also, dass erst zu dieser Zeit alles in voller Blüte stand.Wir kamen zu Fuß vom Rettenbachferner. In Zwieselstein im hinteren Ötztal marschierten wir an der Venter Ache entlang, als ich plötzlich links vom Weg, erhöht am Hang, eine Unmenge an Beuten erblickte. Ich habe sie nicht gezählt, aber einen kleinen Teil davon als Bild festgehalten. Alle diese Beuten sind Kunststoff- oder Styroporbeuten. Vom Anblick her vermute ich, dass sie nicht im Zandermaß gehalten sind.

Nur ein kleiner Teil der vielen Beuten an der Ache im Ötztal kurz vor Zwieselstein

Nur ein kleiner Teil der vielen Beuten an der Venter Ache im Ötztal kurz vor Zwieselstein

Nur wenige Schritte weiter bot sich das gleiche Spiel, dieses Mal allerdings mit einem Bienenhaus. An seiner nördlichen Stirnseite prangte ein großes weißes Schild:  "ACA" war groß zu lesen, darunter stand dann "Austrian Carnica Association". Stimmt ja, Österreich ist das Stammland der Carnica.

Bienenhaus an der Ache im Ötztal bei Zwieselstein. An der nicht sichtbaren Stirnwand steht ein Schild mit der Aufschrift ACA

Bienenhaus an der Venter Ache im Ötztal bei Zwieselstein. An der nicht sichtbaren Stirnwand steht ein Schild mit der Aufschrift ACA

Von Zwieselstein aus sind wir an nächsten Morgen über das Timmelsjoch und von dort weiter nach Moos in Südtirol gewandert. Kurz vor Hochfirst standen am Hang erneut eine Reihe von Beuten.

Beuten am Abstieg vom Timmelsjoch auf der südtiroler oder italienischen Seite

Beuten am Abstieg vom Timmelsjoch auf der südtiroler oder italienischen Seite

 

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: