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Am 21. Juni 2018 ist um 12:07 die Sonne auf ihrem diesjährigen höchsten und nördlichsten Stand gewesen. Diese Tage sind in unseren Breiten die längsten im gesamten Jahresverlauf. Mittsommer.

Auch für die Bienen ist dieser Zeitpunkt ein markantes Ereignis. Um diese Zeit herum haben die Bienenvölker zahlenmäßig ihre größte Stärke erreicht. Mit den ab nun wieder Kürzer werdenden Tagen geht die Menge an Brut in den Völkern langsam wieder zurück. In wenigen Wochen werden bereits die Winterbienen erzeugt. Die Tracht erreicht jetzt ebenfalls ihren Höhepunkt. Zwar blüht noch die Linde, aber danach geht es mit der Blüte ebenfalls auf ein Ende zu. Vieles kommt da nun nicht mehr.

Doch! Etwas wichtiges kommt für uns Imker noch: die Honigernte. Wir haben heute unsere Völker unter anderen unter diesem Gesichtspunkt durchgesehen. Einige unserer Honigräume sind schwer und kaum alleine zu tragen. Bei einem Blick auf die darin befindlichen Waben wird schnell klar, warum:

Spätestens Ende des Monats sollten wir ernten. Jeder dieser Rahmen enthält etwa 3 Kilogramm Honig. Vor der eigentlichen Ernte kommt noch etwas anderes: die Behandlung gegen die Varroamilbe. Wir führen sie ohne Chemie rein biologisch durch, indem wir über eine vollständige Brutentnahme eine Brutpause herbeiführen. Die Milben bleiben in der Brut, die Bienen bekommen ein neues Zuhause dabei.

 

Zwei beziehungsweise drei große Themen beherrschen derzeit den Imker bei der Arbeit an seinen Völkern: 1.) Bienenschwärme, 2.) Honigernte und 3.) die Varroamilbe.

Jetzt, Mitte Juni, kurz vor der Sommersonnenwende, ist die Schwarmzeit noch nicht beendet. Zu diesem Zeitpunkt erreichen die Völker zahlenmäßig ihre größte Stärke. Dadurch ist der Schwarmtrieb noch nicht wieder erloschen. Also gilt es weiterhin achtsam zu sein und die Völker regelmäßig auf neu gebildete Königinnenzellen (Spielnäpfchen) hin zu prüfen. Bei allen Völkern zusammen haben wir heute etwa zehn Spielnäpfchen gefunden und zerstört.

Um den Schwarmtrieb zu dämpfen, muss der Imker dafür Sorgen, dass die Bienen im Stock gut zu tun haben. Das erreicht man unter anderem dadurch, dass komplette Rahmen aus dem Volk entfernt und durch Mittelwände ersetzt werden. Aus den entnommenen Waben lassen sich sehr gut Ableger bilden, also Tochtervölker. Letzteres haben wir vor einer Woche gemacht. Heute war das noch nicht wieder erforderlich.

Dafür haben wir heute mehreren Völkern, die nur einen einzigen Brutraum haben und denen es darin zu eng wird, einen zweiten Brutraum aufgesetzt. Besonders bei Völkern mit vorhandenen großen verdeckelten Brutnestern ist diese Maßnahme wichtig. Nach der Eiablage dauert es neun Tage, bis die Brut verdeckelt wird. Nach weiteren zwölf Tagen erfolgt der Schlupf. Fast schlagartig wird es dann im Volk eng.

Großes Brutnest in einem Volk - Vorderseite
Großes Brutnest - Rückseite

Hier gilt es also vorausschauend zu planen und zu handeln.

Das zweite große Thema dieser Jahreszeit ist die Honigernte. Bei vielen Völkern sind sowohl die Honigräume als auch die Bruträume gut mit Nektar beziehungsweise Honig gefüllt. Auch dies führt zur Enge im jeweiligen Volk. Abhilfe schafft man durch Ernten, ggfs. auch Umhängen von mit Nektar gefüllten Rahmen aus den Bruträumen in den Honigraum. Noch ist in unseren Honigräumen Platz genug, um diesen Tausch zu ermöglichen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, hilft nur eines: Ernten und Schleudern. Das hat bei uns zum Glück noch ein wenig Zeit, aber sehr lange wird es nicht mehr dauern. Dieses Jahr wollen wir - Neuland für uns - bereits vor der nächsten Honigernte die vollständige Brutentnahme durchführen als weitere biologische Methode zur Bekämpfung der Varroamilbe. Davon jedoch zu einem anderen Zeitpunkt.

Als drittes der genannten Themen steht die Varroamilbe im Raum. Wir versuchen konsequent eine biologische Bekämpfungsmethode der Milbe mit dem Entfernen der  Drohnen- oder Baurahmen. Hierauf werden im ungeordneten Wildbau überwiegend Drohnen groß gezogen. Weil ihre Entwicklung ein paar Tage längert als bei den Arbeiterinnen, hat die Milbe entsprechend mehr Zeit, sich in den geschlossenen Zellen zu vermehren. Ab Mitte Juli etwa kann es im Volk kritisch werden. Dann steigt die Milbenzahl explosionsartig an. Um das zu verhindern, entnehmen wir so oft wie möglich bereits vorher über das Ausschneiden der Drohnenrahmen ("Drohnenschneiden") größere Teile der Varroamilben. Dadurch halten wir den Befallsgrad im Bienenvolk so niedrig wie möglich. Im Sommer kommt es deshalb nicht zu diesem rasanten Anstieg der Varroamilben in den Bienenvölkern.

Von den Rahmen müssen zunächst die darauf sitzenden Bienen entfernt werden. Sie mechanisch abzuschlagen geht selten gut, weil durch den Schwung das Wachs einreißt und mit den enthaltenen Drohnen zu Boden fällt. Schonender, aber aufwändiger, ist das Abkehren der Bienen. Mit einem Kehrbesen werden sie vom Rahmen vor das Flugloch des jeweiligen Bienenvolkes gekehrt. Über das Flugloch wandern sie zurück ins Volk und arbeiten dort weiter.

Abkehren der ansitzenden Bienen von Drohnenrahmen

Die danach ausgeschnittenen Drohnenwaben werden entweder sofort im Dampfwachsschmelzer eingeschmolzen oder, wenn das zeitlich nicht möglich ist, eingefroren und im Tiefkühlschrank zwischengelagert.

Heute habe ich beides gemacht: sowohl die frisch geschnittenen und die tiefgefrorenen Drohnenwaben sind im Bauch des Dampfwachsschmelzers gelandet und inzwischen bereits ausgeschmolzen. Das heiße flüssige Wachs habe ich aufgefangen. Es wird demnächst zum Reinigen nochmals eingeschmolzen und später zu Mittelwänden gegossen. Das ist dann unser eigener Wachskreislauf.

In wenigen Tagen ist es soweit: das Bienenjahr 2014/2015 geht zu Ende. Am 21. Juni 2015 findet in diesem Jahr die Sommersonnenwende statt. Wüssten die Bienen das kognitiv, würden sie vielleicht so etwas wie Silvester feiern...

Ab der Sommersonnenwende werden die Völker wieder kleiner. Umgedreht bedeutet das, dass sie jetzt um diese Zeit auf ihrem Höhepunkt sind. In den nächsten Wochen geht die normale Tracht auf ihr Ende zu und parallel dazu fehlt unseren nordischen Bienen damit das Nahrungsangebot. Etwa ab Mitte Juli ist die Tracht im Großen und Ganzen vorbei, abgesehen von der Heideblüte. Für die Bienen bedeutet dies, dass sie sich bereits jetzt auf den kommenden Winter vorbereiten. Die Volksstärke nimmt kontinuierlich ab. Futter als Wintervorrat wird eingelagert. In der Regel erfolgt nochmals im Sommer eine Honigentnahme durch den Menschen, die Sommertracht. Bedingt durch die Blütezeiten der Pflanzen hat der Sommerhonig eine andere Zusammensetzung und Konsistenz als der Honig des Frühjahrs.

In Großstädten haben die Bienen es im Sommer und frühen Herbst leichter als auf dem Lande. Bedingt durch die vielen Vorgärten und Kleingartenanlagen ist das Nahrungsangebot üppiger und länger anhaltend als auf dem Lande oder in Mittelgebirgen oder Gebirgen. Trotzdem beginnt der Imker etwa im Juli, spätestens im August damit, die Bienen aufzufüttern. Hierzu gibt er ihnen Futter als Ersatz für den entnommenen Honig. Dieses Futter kann flüssig als Zuckerlösung oder als Fertigteig fest sein. Auf jeden Fall muss es ausreichend sein für die Bienen. Man rechnet etwa mit einem Vorrat von 22 Kg bei zweizargigem und 14 Kg bei einzargigem Einwintern. Die eingetragenen Vorräte werden davon abgezogen. Der Differenzbetrag muss zugefüttert werden.

Vor der Auffütterung erfolgt noch die erste Behandlung gegen die Varroamilbe. Zahlenmäßig erreicht die Milbe im Sommer ihren Höhepunkt. Deshalb ist ihre Bekämpfung zu dieser Zeit besonders wichtig, damit die Völker möglichst varroaarm in den Winter gehen und überleben können.

Zu den einzelnen Themen erfolgen zeitgerecht gesonderte Beiträge.

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