Springe zum Inhalt

Hier beschreibe ich heute einmal, wie die Vermehrung der Bienen abläuft und illustriere das mit eigenen Photographien.

Am Anfang.... ist die Bienenkönigin.

Bienenkönigin auf einer Wabe

Sie ist auf dem Bild oben genau in der Mitte sehr gut zu erkennen. Ihren langen und schlanken Hinterleib steckt sie in eine der Wabenzellen hinein. Vorher misst sie die Größe dieser Zellen aus. Je nach der Größe kommen dort unterschiedliche Eier hinein: in die "normalen" Zellen legt sie befruchtete, in die um einen Millimeter größeren Drohnenzellen unbefruchtete Eier hinein.

Den Hinterleib führt sie dabei senkrecht in die Tiefe der Zelle ein. Deshalb stehen die frisch gelegten Eier ebenfalls senkrecht in ihnen auf dem Boden. Wie kleine Stifte ragen sie empor. Wir Imker nennen sie deshalb auch so: Stifte. Den Vorgang der Eiablage nennen wir aus dem gleichen Grund auch bestiften.

Innhalb des nächsten Tages legt sich das Ei auf die Seite. Die Bienen umgeben es mit einem kleinen See von Futtersaft.

Entwicklung zur Biene: Eier, Larven/Maden in verschiedenen Stadien

Aus dem Ei schlüpft eine zunächst noch sehr kleine Made. Wir Imker sind hier sprachlich ein wenig ungenau: zu den Maden sagen wir auch Larven. Beide Wörter werden synonym verwendet.

In dem Bild oben erkannt man sowohl die Eier als auch die Maden. Die Eier sind bereits umgefallen, also älter als mindestens einen Tag. Aus den zunächst noch sehr kleinen Larven werden durch das Füttern der Bienen immer größere Maden.

Rundmaden

Zuletzt füllen sie den Zellenraum fast komplett aus.

Am ersten Tag werden alle Larven noch mit Gelée Royale gefüttert. Ab dem zweiten Tag jedoch nicht mehr. Nur, wenn aus einem Ei eine neue Königin werden soll, wird diese Larve weiterhin mit dem Gelée Royale gefüttert. Dieses unterschiedliche Fütterungsverhalten ist für die jeweilige Entwicklung verantwortlich. Aus jedem befruchteten Ei kann so nämlich eine Königin werden.

Lediglich bei den werdenden Drohnen sind die Eier nicht befruchtet. Aber auch sie werden wie die Arbeiterinnen gefüttert und groß gezogen.

Am Ende des Madenstadiums wird die Zelle mit einem Deckel verschlossen. Die Verdeckelung erfolgt bei einer Königin am achten, bei einer Arbeiterin am neunten und bei einer Drohne am zehnten Tag.

Brutnest, verdeckelt, fast die gesamte Wabenfläche ausnutzend

Unter dem Deckel entwickelt sich die Rundmade zu einer Streckmade, sie häutet sich mehrmals und wird schließlich zur Puppe.

Eine Königin schlüpft am Tag 16, eine Arbeiterin am Tag 21 und eine Drohne am Tag 24. Die Arbeiterinnen durchlaufen nach ihrem Schlupf eine Art Fahrplan. Grob gesagt: in den ersten drei Wochen ihres Lebens sind sie nur im Bienenstock, in den zweiten drei Wochen dann als Flugbienen außerhalb und tragen Nektar ein.

Auch die Stockbienen der ersten drei Wochen machen noch eine weitere Entwicklung durch. Vereinfacht gesagt wandern sie innerhalb dieser Zeit von fluglochfern nach fluglochnah. Sie putzen die Zellen zunächst, bauen Zellen auf, indem sie Wachs aus ihren Drüsen schmelzen, füttern die Brut, nehmen den eingetragenen Nektar der Flugbienen auf und geben ihn im Volk weiter an die nächste Biene, werden später zu Wächterbienen am Flugloch und sind dann selber auf Flugbetrieb in der Außenwelt.

Hierbei schuften sie sich zu Tode. Im Sommer wird eine Biene nicht älter als etwa sechs Wochen. Im Winter hingegen, wenn der Flugbetrieb entfällt, können sie als Winterbienen mehrere Monate alt werden. Erst im kommenden Frühjahr beginnt für sie der Flugbetrieb. Wenn dann die erste Generation der neuen Bienen geschlüpft ist, sterben auch sie.

Überraschung: am Sonntag, den 5. Juni, kam ich nachmittags von einer mehrtägigen Fortbildung zurück. Matthias und Uwe hatten am späten Vormittag die Bienen betreut.  Uwe fand dabei bei einem Volk auf dem Varroaschieber beziehungsweise der "Windel" folgendes Bild:

Varroaschieber (Windel) mit Gemüll und erkennbarer Kalkbrut
Varroaschieber (Windel) mit Gemüll und erkennbarer Kalkbrut [Photo: Uwe Süßenberger]

Im Bild oben ist alles dunkel. In diesem dunklen Gekrümel und auf dem hellen Untergrund sieht man lauter bis zu 1 cm lange Gebilde.

Gemüll auf dem Varroaschieber mit Kalkbrut
Gemüll auf dem Varroaschieber mit Kalkbrut [Photo Uwe Süßenberger]
 

Kalkbrut
größerer Ausschnitt von Kalkbrut [Photo Uwe Süßenberger]

Daheim, nach meiner Rückkehr, zeigte Matthias mir ein Papiertaschentuch mit Teilen der Windelauflage:

 

Mumifizierte Streckmaden
Mumifizierte Streckmaden als Kalkbrut

 

Kalkbrut_6145
Mumifizierte Streckmaden als Kalkbrut

 

Mumifizierte Streckmaden
Mumifizierte Streckmaden als Kalkbrut

Damit war bereits beim ersten Blick die Diagnose klar: dieses Volk hat die Kalkbrut.

Die Kalkbrut stellt eine Bienenkrankheit dar, bei der es sich um einen Pilzbefall der Brut handelt. Die Larven nehmen im Rundmadenstadium mit dem Futtersaft die Sporen des Pilzes Ascosphaera apis auf. In  ihrem Darm entwickeln sich aus den Sporen Pilzfäden, die von dort aus alle Organe durchwandern und bis zur Körperoberfläche durchwachsen. Das Organgewebe wird dabei zerstört. Der Pilz wandert bis an die äußere Oberfläche und "spinnt" mit seinen Fäden die Maden ein. Die befallene Maden sterben im Entwicklungsstadium der Streckmade oder der Vorpuppe und sehen wie Mumien aus.

Die Sporen sind getrenntgeschlechtlich. Männliche und weibliche Sporen bilden jeweils ein eigenes Myzel. Diese Myzelien beziehungsweise Pilzfäden sind es, die die Made durchsetzen. Wenn dabei auf der Körperoberfläche männliche und weibliche Myzelien zusammentreffen, bilden sie kugelförmige Sporenbehälter, die Sporangien, die in sich wiederum kugelige Sporenballen (=Asci, daher der Pilzname) enthalten. Diese Ballen enthalten die eigentlichen Sporen. Mit dem Platzen eines Ballens werden die infektiösen Sporen freigesetzt und anschließend sowohl über den Luftzug als auch durch die Bienen auf den Waben verteilt. Dabei können sie die nächsten Rundmaden infizieren und der Kreislauf beginnt erneut.

Woran erkannt man diese Krankheit?

Es ist im Grunde eine Diagnose auf den ersten Blick: auf der Windel oder vor dem Flugloch liegen die herabgefallenen oder ausgeräumten Mumien. In den Zellen können die noch nicht ausgeräumten Mumien locker stecken, bevor sie von den Stockbienen entfernt werden.

Von der Stärke des Befalls hängt das weitere Schicksal des Volkes ab. Einen geringen Befall hält ein Volk bei einer guten Königin relativ gut aus und geht daran nicht zugrunde. Kalkbrutbefall ist oft ein Zeichen für eine zu hohe Umgebungsfeuchtigkeit. Eine Therapieoption ist von daher die Umgebung trockener zu halten. Allerdings ist das bei einer feuchten Witterung nicht immer möglich. Jahreszeitlich ist das Auftreten der Kalkbrut im Frühjahr und Frühsommer am häufigsten. Für uns ist es in diesem feuchten Frühjahr 2016 nun das erste Mal, das wir einen Befall von Kalkbrut erleben.

Auslösend für einen Befall kann die Luftfeuchtigkeit am Standort sein. Aber auch Imker können als Schuldige ausgemacht werden, wenn sie den Bienenstock zu häufig und zu lange öffnen.

Weil die Sporen im Stock und in den Zellen der Rahmen sind, ist es durchaus sinnvoll das befallene Wachsmaterial zu entnehmen und einzuschmelzen. Die Pilzsporen gehen dabei zugrunde. Der Krankheitsausbruch kann auch ein Zeichen für die Schwäche einer Königin sein. Von daher ist es durchaus eine sinnvolle Option die Königin auszutauschen, damit die Nachkommen widerstandsfähiger sind. Aber auch Maßnahmen, die den Putztrieb der Bienen stärken, können hilfreich sein. Hierzu engt man die Völker ein und entfernt ggfs. eine Zarge. Das Besprühen der Bienen mit Zuckerlösung oder mit Honiglösung fördert ebenfalls den gegenseitigen Putztrieb. Eine medikamentöse Therapie gibt es nicht.

Für uns Menschen ist diese Bienenerkrankung ungefährlich. Ein Problem stellt jedoch der sporenversetzte Honig dar. Wird er von anderen Bienen aufgenommen, wird über deren Verdauungssystem die Krankheit weitergegeben.

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: