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(14.09.2023) Wie gestern berichtet, existieren im Volk #53 zwei Königinnen. Eine ist gelb markiert, die andere unmarkiert, eine ist erfolgreich begattet, die andere vermutlich (noch) nicht. Weil in einem Bienenvolk nur eine Königin leben kann, habe ich hier also, wie gestern beschrieben, ein Problem.

Deswegen habe ich heute das Volk erneut durchsucht. Die markierte Königin zu finden, ist ganz einfach gewesen. Mit ihrem gelben Punkt leicht zu erkennen wuselte sie munter auf ihrem Rahmen herum. Schwieriger ist es bei der anderen gewesen, aber letztlich ist es mir doch geglückt. Weil ich sie beim Zugreifen nicht richtig gepackt habe, ist sie mir allerdings aus den Fingern gefallen und zu meinem Glück wieder auf dem Rahmen gelandet. Sofort ist sie unter der Masse der Bienen dann erneut verschwunden gewesen. Nach erneuter Suche habe ich sie dann endlich doch aus dem Volk entfernen können.

Damit kann dieses Volk, das im Grunde sogar nur ein Ableger ist, nun stärker als zuvor in den kommenden Winter gehen.

(13.09.2023) Die gestrige Völkerkontrolle habe ich heute fortgesetzt und bin auch an das Volk #53 gekommen. Dort habe ich am 30.8.2023 eine neue Königin zugesetzt. Der Beitrag dazu heißt "Umköniginnen".

Das ist der Zusetzkäfig von Nicot, den ich heute aus dem Volk entfernt habe. Weil er leer ist, heißt das, dass die Königin samt begleitender Bienen inzwischen im Volk sein muss.

Tatsächlich habe ich die gelb markierte Königin dann auch über die Waben laufen gesehen und mich sehr gefreut, als ich kurze Zeit später auch die ersten Eier gefunden habe.

Dann kommt aber die große Überraschung: Bei der Durchsicht der einzelnen Rahmen finde ich einen, dessen Vorder- und Rückseite mit teilweise abgefressenen Weiselzellen versehen ist.

Beim Umweiseln waren diese Zellen nicht vorhanden. Ich bin mir dessen sehr sicher, weil ich seinerzeit die Bienen Rahmen für Rahmen einzeln vor dem Flugloch abgeschlagen habe. Diese Zellen hätten mir dabei nicht nur auffallen, sondern direkt ins Auge springen müssen.

Damit nicht genug. Während ich auf die Königinnenzellen blicke und sie fotografiere, glaube ich einer Sinnestäuschung zu erliegen. Plötzlich sehe ich eine weitere, nicht markierte Königin über die Waben laufen! Wenige Augenblicke vorher habe ich doch die mit einem gelben Punkt markierte Königin auf einem anderen Rahmen gesehen...

Wie kann das sein und angehen? Sämtliche Bienen einschließlich der alten Königin sind seinerzeit durch das im Boden eingelegte Absperrgitter wieder in das Innere des Bienenstocks gelaufen. Damit eine neue Königin erfolgreich zugesetzt werden kann, muss das Volk weisellos, also königinfrei, sein. Sonst wird eine neue Bienenkönigin nicht vom Volk angenommen, sondern abgetötet.

Die Bildung einer Bienenkönigin dauert von der Eiablage bis zu ihrem Schlupf 16 Tage. Davon entfallen alleine auf das Eierstadium drei Tage. Vor 14 Tagen habe ich die neue Königin eingesetzt. In der Konsequenz könnte das heißen, dass das Volk damals bereits weisellos gewesen sein muss. Das würde erklären, warum ich damals keine Königin am Absperrgitter gefunden habe. Aus einigen der vorhandenen Eiern oder Larven müssen die Bienen sich dann von mir unbemerkt Weiselzellen zum Nachschaffen angelegt haben. Das kann auch unmittelbar nach dem Zusetzen der neuen Bienenkönigin noch geschehen sein. Ich vermute jedoch, dass die Weiselzellen über bereits vorhandenen frischen kleinsten Larven entstanden sind. Dies würde den biologischen Entwicklungsprozess um etwa vier Tage abkürzen und das käme dann auch mit dem tatsächlichen Ablauf hin. Zudem dauert es einige Tage bis die neue Königin aus ihrem Zusetzkäfig freigefressen ist und ins Volk einlaufen kann.

Denkt man dieses Geschehen weiter, bedeutet das, dass die nicht markierte Königin vermutlich noch unbegattet sein muss. Jetzt, Mitte September, ist es für einen Hochzeitsflug mit erfolgreicher Begattung im Grunde schon zu spät, weil es zu dieser Zeit keine frei fliegenden Drohnen mehr geben dürfte.

Ein Volk verträgt nur eine Königin. Auch deshalb tauchen Fragen auf: Wieso läuft eine weitere Königin herum? Wer hat die Königinnen in den Weiselzellen abgestochen, die markierte, die unmarkierte? Wie wird es weitergehen? Rivalinnen töten sich normalerweise, so dass nur eine Königin überlebt. Dieses geschieht üblicherweise bereits nach dem Schlupf der Erstgeborenen. Wieso sind es dann hier zwei? Welche der beiden wird überleben? Sollte es die begattete und markierte Königin sein, wäre der Fortbestand des Volkes gesichert. Wäre es die nicht markierte und vermutlich nicht begattete, kann das Volk sich nicht weiter vermehren.

Ich bin beim Anblick der beiden Damen so irritiert und zugleich fasziniert gewesen, dass ich etwas wichtiges vergessen habe, nämlich einzugreifen und die unmarkierte Königin zu fassen und abzudrücken. Sie lief quirlig auf den Waben herum, ich habe sie kurz verfolgt und dann aus den Augen verloren und nicht wieder gefunden. Jetzt bleibt mir nur übrig entweder der Natur zu vertrauen und zu hoffen, dass die gelb markierte Königin ihre Rivalin beseitigt oder morgen beziehungsweise in den nächsten folgenden Tagen mich auf die Suche nach den beiden Königinnen begebe und entsprechend handle.

Für Kommentare, Tipps, Anregungen und Kritik bin ich dankbar. Zu erreichen bin ich unter imker@bienenblog.eu . Entsprechende Rückmeldungen werde ich hier gerne als Update veröffentlichen.

(06.09.2023) Ein Ableger, den ich in diesem Sommer gebildet habe, entwickelt sich zurzeit nur noch schwach. Er ist inzwischen auf drei bis vier Rahmen angewachsen und stagniert in seiner Entwicklung. Aus diesem Grunde habe ich mich vor dem kommenden Herbst und Winter dazu entschlossen, dessen Königin auszutauschen. Die Alternative wäre gewesen, ihn mit einem anderen Volk zu vereinigen.

Zur Suche nach der alten Königin habe ich dieses Mal eine andere Methode verwendet und dazu den Marburger Feglingskasten eingesetzt. Das ist ein vielseitig verwendbarer Kasten im Zanderformat.

Marburger Feglingskasten

Auf der Vorderseite befindet sich eine Klappe zum Öffnen. Dahinter verbirgt sich unten ein schmales Absperrgitter. Der Deckel enthält einen diagonal verlaufenden Handgriff, rechts vorne ist eine Öffnung zum Aufsetzen eines Futterballons, links hinten eine Drehklappe zum Zusetzen von Königinnen zu erkennen. Rückseitig ist ein Lüftungsgitter, das durch eine weitere Klappe freigegeben werden kann. Zudem ist auf einer Seite unten ein kleines verschließbares Flugloch.

Marburger Feglingskasten ohne Deckel

Dieser Kasten ist vielseitig verwendbar, jetzt zum Suchen von Königinnen, als Ablegerkasten, als Fangkasten von Bienenschwärmen (wofür er von seinem Gewicht her im Grunde doch zu schwer ist). Dieser Kasten ist für Rahmen im Zanderformat ausgelegt. Es gibt ihn aber auch in vielen anderen gängigen Rahmenmaßen.

Zur Suche nach der Königin werden die Bienen von den Rahmen des betreffenden Volkes vorne vor das Absperrgitter abgeschlagen oder abgefegt. Die Rahmen werden anschließend in den Feglingskasten bienenfrei eingehängt. Die Bienen laufen durch das Gitter hindurch ins dunkle Innere und auf die Waben zurück, während die Königin draußen bleiben muss. Somit ist das Volk schnell weisellos oder königinnenfrei.

Es hat nicht sehr lange gedauert und sämtliche Bienen sind im Feglingskasten verschwunden. Restliche Bienen aus der ursprünglichen Beute habe ich anschließend noch vor den Kasten abgekehrt und die Beute gereinigt. Die Rahmen kommen zurück in die ursprüngliche Bienenbeute, die neue Königin wird im Zusetzkäfig eingehängt. Nun heißt es abzuwarten, ob und wie das Volk die neue Weisel annimmt. Parallel dazu wird natürlich auch aufgefüttert.

Derzeit erleben wir im September eine Hitzewelle. Zuvor hat es hier recht viel geregnet. Dadurch hat die Natur sich wunderbar erholen können. Als Folge dessen tragen viele Bienen noch Pollen ein und kehren mit dicken Pollenhöschen zurück. Auf dem Feglingskasten habe ich einige von ihnen fotografieren können.

(31.08.2023) Gestern habe ich die Königin im Volk nicht gefunden. Deshalb habe ich sämtliche Bienen aus dem Inneren des Volkes vor dem Flugloch abgekehrt. Durch ein im Bodenteil eingelegtes Absperrgitter sind die Bienen anschließend in die Beute zurückgelaufen. Die Königin jedoch musste draußen bleiben. Für das Absperrgitter ist sie zu dick.

Heute, beim Öffnen des Volkes, klingt das Summen der Bienen ganz anders. Das Volk ist jetzt weisellos, also ohne die alte Königin. Das ist die Voraussetzung, um eine neue Bienenkönigin in ein Volk einzubringen.

Die neue Königin lebt mit einem kleinen Hofstaat in einem besonderen Zusetzkäfig. Im unteren Teil ist ein Pfropf aus Futterteig. Er dient einerseits der Ernährung der gefangenen Bienen und andererseits als Verschluss.

Dieser Käfig wird in ein weiselloses Volk gehängt. Die Bienen können sich nun langsam an den Duft der zugesetzten Königin gewöhnen. Dazu dient auch der Futterteigverschluss. Sowohl die inneren als auch die äußeren Bienen fressen sich durch diesen Propf hindurch. Erst dann ist der Weg frei und die Königin kann in ihr neues Volk laufen. Eine Garantie für ihre Annahme besteht trotzdem nicht, aber die Chancen steigen dafür.

Der Käfig hängt an einem Zahnstocher in der Wabengasse zwischen zwei Rahmen. Jetzt ist es eine Frage der Zeit bis die Königin "freigefressen" ist und in ihr neues Volk laufen kann. Weil sie begattet ist und damit der Hochzeitsflug entfällt, kann sie nun zügig mit der Eiablage beginnen.

Um diese Völker geht es.

Zwei unserer Völker dümpeln so vor sich hin. Die Königin legt zwar Eier. Aber die Volksentwicklung ist eher bescheiden. Mit anderen Worten: die gelegten Eier und die Leistungen der jeweiligen Königin sind von schlechter Qualität.

Was tun?

Der Imker nennt das Umweiseln. Weisel ist die alte Bezeichnung für die Königin. Beim Umweiseln wird die alte gegen eine neue Bienenkönigin ersetzt.

Aber zuvor muss die alte Königin aus dem Volk entfernt werden. Mit anderen Worten: es muss ein Königinnenmord geschehen. Erwerbsimker machen das regelmäßig und tauschen die Königinnen teilweise sogar jährlich aus.

Austauschen ist hierbei natürlich eine freundliche Umschreibung für Mord. Ein anderer Ausdruck hierfür ist Abdrücken. Die Königin (alt) wird dann abgedrückt. Das beschreibt in der Tat auch den Tötungsmechanismus. Zur Zerdrücken wird die Bienenkönigin kurz und schmerzlos getötet.

Ich habe mich damit zu Beginn meines Imkerns sehr schwer getan. Aber man muss wissen, dass eine Königin sich nicht selber ernähren kann. Hierfür hat sie ihren Hofstaat, der sie füttert. Ohne ihn würde sie schlicht langsam verhungern.

Gestern habe ich aus dem Taunus zwei neue Königinnen geholt. Frank züchtet sie aus Zuchtmaterial des Bieneninstitutes Kirchhain. Er hält die Völker in Mini-Plus-Beuten. Beide in Betracht kommenden Beuten hat er für mich geöffnet und mir darin die jeweilige Königin gezeigt.

Mini plus Beute bei Frank im Taunus

Die Königin mit dem roten Punkt bevor sie gekäfigt worden ist.

Diese Königinnen hat er mit seinen Fingern gegriffen und in den Zusetzkäfig gesteckt. Auf die gleiche Art und Weise fing er einzelne Stockbienen, die er als Hofstaatbienen der Königin zusetzte. Mir hat das sehr imponiert wie er mit seinen bloßen Fingern sämtliche Bienen gefangen hat und die Bienen dabei sehr ruhig geblieben sind ohne zu stechen.

Die gefangenen Königinnen mit ihren Hofstaatbienen

Heute, am 12.8.2018, habe ich sie in ihren Käfigen in die jeweiligen Völker eingesetzt.

Das Umweiseln ist erstaunlich schnell gegangen. Das Hauptproblem ist, die alte Königin im Bienenvolk zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass auf den Oberträgern des zweiten Brutraums in jedem Volk ein Block mit Futterteig steht, damit die Bienen bereits schon jetzt aufgefüttert werden.

Aber manchmal hat man ja Glück. Ich habe erst hin- und herüberlegt, ob ich nicht einfach ein Absperrgitter aufsetzen, eine neue Zarge darauf stellen und darin einen weiteren Ableger aufbauen soll, der die neue Königin bekommen wird. Das wäre der Einstieg in die Doppelköniginnenhaltung. Das wäre natürlich sehr bequem und eine willkommene Ausrede, um nicht nach der alten Königin suchen und sie töten zu müssen.

Ich habe mich nicht dazu entschieden, sondern bin ein wenig auf Risiko gegangen. In einem der beiden Bruträume muss die Königin ja sein. Deshalb habe ich mich entschlossen bei beiden Völkern den oberen Brutraum mit dem Futterteig einfach beiseite zu stellen und in der unteren Zarge mit der Suche zu beginnen. Beide Königinnen sind gelb markiert. Wider erwarten habe ich sie in beiden Völkern auch unten über den Brutnestern gefunden.

Dann hieß es mutig sein. Bei Frank habe ich gestern erleben können, wie er mit bloßen Fingern seine Bienen anfasst. Das hat schon ein wenig motiviert es ihm gleich zu tun. Allerdings habe ich meine Handschuhe dabei getragen. Nach mehreren Versuchen hat es dann geklappt. Ich halte die Königin in den Fingern und drücke einfach zu. Es ist dann doch weniger unangenehm als befürchtet gewesen....

Jetzt haben die Völker eine neue Königin und können vermutlich/hoffentlich  besser gedeihen. Voraussetzung dafür ist, dass die Königin angenommen wird. Um die Chance hierfür zu erhöhen, habe ich das Schlupfloch im Käfig etwas eingeengt. Es ist mit Futterteig verschlossen. Von beiden Seiten her, innen im Käfig und außen im Volk, muss es frei gefressen werden, damit die Königin in das neue Volk laufen kann. Durch die Einengung dauert es etwas länger bis es soweit ist. Dadurch könnte die Chance steigen, dass das Volk den Geruch der Bienenkönigin besser annimmt und sie damit eher akzeptiert.

Das bleibt jedoch ein Risiko. Ob es geklappt hat, wissen wir in etwa zwei Wochen, wenn wir die erste Kontrolle im Volk durchführen. Dann sollten wir sowohl die Königin als auch ihre Eier und Larven unterschiedlichen Stadiums sehen können.

Kleiner Nachtrag: die Königinnen eines jeden Jahrgangs sind mit einer Farbe markiert. Hierdurch lässt sie sich dem Jahrgang leicht zuordnen. Alle fünf Jahre wiederholt sich die Farbe. Das reicht aus, weil die Königinnen in der Regel nicht älter als fünf Jahre werden. In 2018 ist die Weiselfarbe rot, in 2017 ist sie gelb gewesen.

Heute morgen hatte ich DIE Erleuchtung und war zugleich erschrocken. Gestern hatte ich die letzte Königin eingeweiselt. Aber ich hatte etwas wichtiges vergessen: nämlich am unteren Käfigende das Verschlussplättchen zu entfernen. Mit anderen Worten: die Beute muss noch einmal geöffnet werden, um dieses kleine Endstück auszubrechen. Immerhin, so meine Überlegung, hatte das Volk damit einen Tag länger Zeit, um sich an den Duft der neuen König zu gewöhnen und damit die Königin besser anzunehmen.

Unterseite des Zusetzkäfigs mit dem Verschlussplättchen

Das Öffnen ging schnell: den Honigraum abgenommen, das Absperrgitter entfernt und den Käfig herausgezogen, das Plättchen ausgebrochen und alles anschließend in umgedrehter Reihenfolge zurückgebaut.

Generell gilt, dass nach dem Zusetzen einer Königin erst einmal Ruhe im Stock herrschen soll. Frühestens nach zehn Tagen sollten deshalb die Beuten erstmals wieder geöffnet werden. Wir werden also in der zweiten Julihälfte den ersten Blick in die Beuten werfen.

Kurz danach werden wir eine neue Behandlung zur Varroabekämfung durchführen: die totale Brutentnahme. Hierüber werde ich gesondert berichten.

Insgesamt habe ich den Marburger Feglingskasten jetzt sechsmal eingesetzt, um eine Königin zu suchen und zu fangen. Heute war das vorläufig letzte Mal gewesen.

Ein Volk, relativ groß und ertragsreich, aber mit Kalkbrut belastet, war das vorläufig letzte zum Umweiseln. Bei Kontrollen vorher haben wir auf der Windel regelmäßig Kalkbrut liegen gesehen. Und plötzlich war das Volk sogar ohne Brut. Umweiseln ist gar nicht so leicht wie es sich zunächst anhören mag. Bei diesem besagten Volk -  ohne Brut - habe ich selbstverständlich vorher eine Durchsicht unternommen und war sehr erstaunt über das Ergebnis. Wie kann ein Volk ohne Brut plötzlich wieder Brut haben? Lauter Maden waren zu sehen. Also heißt es im Umkehrschluss: wenn Nachwuchs vorhanden ist, muss eine Königin ebenfalls im Bienenstock vorhanden sein. Es sei denn, das Volk wäre buckelbrütig und würde nur Drohnen aufziehen. Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern. Diese unbefruchteten Eier können im Notfall auch von Arbeiterinnen gelegt werden.

Keine Buckelbrut, aber Rundmaden. Dementsprechend kann nur eine Königin im Volk sein, die diese Eier gelegt haben muss. Also muss der Feglingskasten ran und die Bienen durch ihn hindurch. Das ist im Prinzip so etwas wie Sieben. Die zu großen Teilchen passen nicht durch das Gitter oder die Maschen hindurch und werden abgetrennt, abgesiebt.

Bei der heutigen Durchsicht fand ich diese Wabe sehr auffällig:

Ein weißer Fleck, der da hervorlugt

Der weiße Fleck, der da so keck aus der Wabe herausschaut, ist Kalkbrut. Einer der Gründe, um eine Königin zu wechseln, ist der Befall mit der Pilzerkankung Kalkbrut. Wenn alles gut geht, sanieren wir mit der neuen Königin dieses Volk.

Nach dem Sieben und dem anschließenden Rückbau des Volkes, wurde der Nicotsche Zusetzkäfig mit einer Königin samt begleitendem Hofstaat zwischen zwei Rahmen in die Gasse gehängt.

Das Bild oben zeigt die Unterseite des Zusetzkäfigs mit dem kleinen Verschlussplättchen. Damit die Königin herauslaufen kann, muss es vor dem Einhängen ausgebrochen werden.

 

 

Beim Umweiseln ging es heute mit Hilfe des Marburger Feglingkastens weiter. Drei Völker konnte ich auf diese Weise "durchsieben" und entweiseln, also von der Königin befreien.

Allerdings stimmt das so doch nicht. Beim dritten Volk habe ich beim Abheben des Honigraums unter den Seitenteilen, den Ohren, der Rahmen folgendes entdeckt:

Tote Bienenkönigin. Der längere Hinterleib ist hier sehr deutlich zu erkennen.

Es war die Bienenkönigin, die schlicht und ergreifend platt gedrückt worden ist. Dies kann nur beim Aufsetzen des Honigraums oder des Absperrgitters vor wenigen Tagen geschehen sein.

Warum erst dann? Hier kann man kriminalistisches Gespür entwickeln: Zum einen haben wir vor einer Woche den ersten Honig geschleudert und dazu auch den Honigraum dieses Volkes abgenommen. Zum anderen gab es entsprechende Hinweise auch im Volk selbst: keine Eier mehr, aber dafür Rundmaden. Nach drei Tagen schlüpft aus dem Ei die Larve oder Made. Anfangs noch sehr klein, maximal 2 mm lang, wächst sie in den folgenden Tagen heran und füllt kreisförmig zusammen gerollt, den gesamten Boden einer Wabe aus. Es muss demnach die Eiablage vor knapp einer Woche beendet worden sein. Das deckt sich mit dem Zeitpunkt der Honigernte.

Wabe mit klassischem Brutnest. Rechts am Rand zwischen offenem Nektar und verdeckeltem Honig ist ein Spielnäpfchen, eine Weiselzelle, zu erkennen

Gleiche Wabe, Gegenseite mit drei Weiselzellen

Auf der oben abgebildeten Wabe ist alles Wichtige für diesen Kriminalfall zu erkennen. Besonders rechts oberhalb der verdeckelten Brut sind die erwähnten Rundmaden gelegen.

Detail aus der Brutwabe: auf dem Boden sind die erwähnten Rundmaden deutlich zu erkennen

Eier: keine; dafür aber mehrere Nachschaffungszellen, Spielnäpfchen oder Weiselzellen.

Weiselzelle. Im Inneren ist ein Teil einer Made zu erkennen.

Hier in der Detailaufnahme der länglichen Königinnenzelle von oben sieht man wie diese Zelle tropfenförmig nach unten gebaut worden ist. In ihrem Inneren ist eine Made zu sehen, in den Photos allerdings oft nur als heller spiegelnder Fleck zu erkennen. In wenigen Tagen wäre die untere Öffnung verschlossen worden, so dass die neue Königin ungestört im Inneren heranwachsen kann. Man sieht hier übrigens auch wie genial die Bienen bauen: um den Tropfen herum sind Teile der ursprünglichen Wachswände von den Bienen entfernt worden, so dass eine Mulde entstanden ist und genügend Raum für die Weiselzelle vorhanden ist.

Alle Zellen, aus denen in diesem Volk noch weitere Königinnen hätten entstehen können, habe ich zerstört, damit die zugesetzte neue Königin keine Konkurrentinnen bekommt. Insgesamt waren es zehn zerstörte Zellen. Daran ist deutlich zu erkennen, in welcher Notlage sich das Volk befunden haben muss, wenn es so viele neue Königinnen heranzieht, von denen später nur eine einzige überleben würde. Die erste geschlüpfte Königin würde alle weiteren Rivalinnen abstechen und töten.

Sehr schön lassen sich hier anatomische Details der Königin erkennen. Deswegen zeige ich die Bilder noch einmal. Ebenso sind die Verletzungsschäden sichtbar wie abgerissene Beine, der Hinterleib ist durch den Druck etwas aufgequollen.

Tote Bienenkönigin. Am langen Hinterleib sind deutlich die einzelnen Segmentringe aus Chitin zu erkennen, die es der Königin ermöglichen, ihn zu verbiegen und in die Tiefen einer Zelle hinein zu strecken.

Zur Bienenanatomie erfolgt im Winter etwas mehr hier im Blog.

Der Postbote brachte sie mit und warf sie in den Briefkasten. Das ist zwar wenig königlich, aber praktisch.

Königin per Post. So kommen die "Mädels" oder "Damen" an

Dieser Tage sind viele Bienenköniginnen unterwegs. Sowohl in der Natur auf ihren Hochzeitsflügen als auch im Versand, hier dann meistens per Post. Den Königinnen macht diese Transportart wenig aus. Dunkelheit sind sie von ihrem Leben in den Bienenstöcken her gewohnt.

Mit der Schwarmzeit und danach findet die Völkervermehrung der Bienen statt. Hierfür werden neue Königinnen benötigt. Meistens ziehen die Bienen sich selber eine Königin nach. Aber auch die Imker greifen hier ein und züchten beispielsweise bestimmte Zuchtlinien nach oder Bienen aus Völkern mit besonderen Eigenschaften und Merkmalen.

Erwerbsimker, die vom Ertrag der Bienen leben und Wirtschaftsvölker führen, tauschen die Königinnen regelmäßig aus, teilweise sogar jedes Jahr. Der Bedarf an Bienenköniginnen ist also recht hoch. Deswegen haben sich einige Imker entsprechend spezialisiert und züchten beispielsweise überwiegend Königinnen heran. Eine solche Königinnenzuchtimkerei hatten wir vor einigen Jahren beim Wandern in den Südtiroler Alpen entdeckt.  Hier ist der gewonnene Honig dann nur so etwas wie ein Nebenprodukt.

Nach dem Öffnen kommen die Damen hervor ans Licht:

Nicotsche Zusetzkäfige mit je einer Königin und Hofstaat. Die Königinnen sind an den gelben Punkten auf ihren Rücken zu erkennen

In solchen gelben Zusetzkäfigen werden sie verschickt. Ein kleiner Hofstaat ist dabei. Durch die Löcher bekommen die Bienen genügend Luft zum Atmen. Ein Propf aus Futterteig ist am unteren Ende sowohl die Nahrungsquelle der eingeschlossenen Bienen und dient zugleich zum Einweiseln in das neue Volk. Hierzu wird ein Verschluss am Boden entfernt, so dass der Teigverschluss von beiden Seiten her gefressen kann. Sobald der Weg dann frei ist, kann die gefangene Königin in den Stock laufen. In der Zwischenzeit kann sich das Volk schon an den Geruch der neuen Königin mit ihrem Pheromon gewöhnen und damit die Annahme ermöglichen.

Die erste Honigernte ist eingebracht. Parallel dazu geht es natürlich weiter mit der Pflege unserer Völker. Zwei Völker sind inzwischen weisellos, also ohne Bienenköniginnen. Drei Völker und Ableger haben auf dem Varroaschieber einen Befall mit Kalkbrut. In allen genannten Fällen ist Handeln angesagt, damit das Bienenvolk sich wieder gut und stark entwickeln kann.

Die Kalkbrut ist eine Pilzerkrankung, bei der die Maden von einem Pilz befallen werden, dessen Gespinst sie letztlich abtötet. Die Maden liegen auf der Windel und fassen sich fast steinhart an. Daher auch der Name dieser Bienenkrankheit. Für uns Menschen ist der Pilz ungefährlich. Er taucht im Bienenvolk auf, wenn die Königin in ihrer Legequalität nicht zufriedenstellend ist oder wenn im und um den Bienenstock zu hohe Feuchtigkeit herrscht. Zwei Maßnahmen kann der Imker zur Sanierung ergreifen: entweder er stellt das Volk samt Beute an einem anderen Standort auf oder er tauscht die Königin aus. Wir haben uns für die letzte Möglichkeit entschieden. Den Wechsel oder Austausch einer Königin nennt man in der Imkersprache Umweiseln. Weisel ist ein altdeutsches Wort für die Bienenkönigin.

Der Marburger Feglingskasten ist eines der wichtigsten imkerlichen Handwerksgeräte und ein Multitalent. Wir haben ihn bei der Suche nach der Königin eingesetzt.

Marburger Feglingskasten - Rückseite

 

Marburger Feglingskasten - Vorderseite

Der Kasten wird für verschiedene Maße angeboten. Sein Deckel mit einem diagonal verlaufenden Griff ist abnehmbar. Auf der Vorderseite lässt sich die Wand wie zu einer Art Trichter öffnen.

Geöffnete Vorderwand

In dieser Weise haben wir ihn benutzt. Von einem Volk werden sämtliche auf den Rahmen sitzenden Bienen einschließlich Königin und Drohnen in diesen Trichter gekehrt. Die leeren Rahmen werden anschließend ins Innere gehängt und der Deckel sofort wieder verschlossen, damit keine Bienen von außen einfliegen können.

Durch ein schmales Absperrgitter können die Arbeiterinnen wieder in das Innere zu den Waben laufen. Die Drohnen und die Königin sind zu groß und passen nicht hindurch. Sie bleiben deshalb außen vor.

Bienen vor dem Feglingskasten

Bienenkönigin vor dem Feglingskasten (Photo: Sabine Schorr)

Auf den Bildern oben und unten ist genau in der Bildmitte eine nicht gezeichnete Königin mit umgebenden Arbeiterinnen (Hofstaat) zu erkennen.

Bienenkönigin vor dem Feglingskasten (Photo: Sabine Schorr)

Während die Arbeiterinnen zurück zum Volk gelangt sind und sich weiter um die Brutpflege kümmern, habe ich die Königin in einem Klippkäfig mit einem Teil des Hofstaates gefangen. Damit ist das Volk nun erst einmal weisellos. In den nächsten Tagen kommen mehrere neue Königinnen auf dem Postweg an. Eine von ihnen wird dem Volk zugesetzt. Wenn sie angenommen worden ist, beginnt sie nach wenigen Tagen mit der Eiablage und erzeugt so eine neue Generation genetisch unterschiedlicher Bienen, die hoffentlich dann gegen die Kalkbrut resistent sind. Im Idealfall ist die Kalkbrut dann aus dem Bienenvolk wieder verschwunden.

 

26.06.2015

Inzwischen ist es einige Tage her, dass wir zehn neue Königinnen in unsere Völker eingeweiselt haben. Ein- oder umweiseln nennt der Imker das Zusetzen oder den Austausch der wichtigsten Biene im Volk, der Königin. Eine Faustregel in der Imkerei besagt, das man alle zwei bis Jahre die Königin austauschen sollte. Dahinter steckt der Gedanke, dass nur eine junge und leistungsstarke Königin ein Volk, das wirtschaftlich genutzt wird, optimal versorgen kann. Zwar lebt die Königin drei bis fünf Jahre, aber bereits im dritten Lebensjahr lässt ihre Legeleistung nach. Wenn das Volk mit seiner Königin unzufrieden ist, kann es geschehen, dass sie vom eigenen Bienenvolk umgebracht wird. Aus dem eigenen genetischen Bestand zieht dieses Volk sich anschließend eine Königin nach.

Biene

Jedes Volk lässt sich in seiner Gesamtheit zudem wie ein Individuum betrachten. Es verfügt über Eigenschaften, die das Nachbarvolk nicht unbedingt haben muss. Zu diesen Eigenschaften zählen beispielsweise die Sanftmut und die Ertragsstärke. Manche Völker sind wahre Stecher, andere hingegen das völlige Gegenteil. Ein Volk vermehrt sich großartig, ein anderes vegetiert nur vor sich hin und kommt selbst unter günstigen Umgebungsbedingungen nicht zu seiner vollen Stärke, so dass es eventuell im Winter sogar einzugehen droht.

Aus diesen Gründen ist es sinnvoll, die Königin rechtzeitig auszutauschen. Wir haben das in diesem Jahr zum ersten Mal so konsequent durchgeführt. Der im letzten Jahr eingefangene Schwarm erhielt damals eine neue Königin aus dem Jahr 2014. In der Frühjahrsentwicklung blieb dieses Schwarmvolk jedoch recht klein. Deshalb erhielt es eine neue Königin aus dem Jahr 2015. Wenn Bienen schwärmen, nehmen sie die alte Königin mit. Auch hier es es dann sinnvoll, zum Sommer hin, diese Königin gegen eine neue aus dem laufenden Jahr zu wechseln. Die kleineren Schwärme, die wir in diesem Jahr gefangen hatten, hatten sich selber eine Königin nachgezogen. Auch hier bringt eine frische Fremdkönigin die nötige Starthilfe, um das Volk kräftig anwachsen zu lassen, damit es den kommenden Winter überleben kann.

Unsere gebildeten Ableger waren teilweise recht schwach geworden oder gar gewesen. Mit einer neuen jungen Königin können sie vom Ableger zum Jungvolk wachsen und so den Winter überleben, weil genügend Bienen herangewachsen sind. Von einem Volk fehlte plötzlich ein Teil. Der verbliebene Rest wurde durch einen Nachwarm noch einmal verkleinert und war fast schon dem Untergang geweiht. Wir hatten Brutwaben aus anderen Völkern zugegeben und weil in den Bruträumen kein Futter mehr war, auch die nötigen Futterwaben. Mit der neuen Königin scheint es nun wieder zu einem lebendigen Volk anzuwachsen.

Bei einer Stippvisite an diesem Tag konnte ich an allen Bienenstöcken ein reges Treiben vor dem Flugloch beobachten. Selbst die genannten Problemvölker  zeigten einen für sie stärker gewordenen Flugbetrieb. Das lässt hoffen. Am Sonntag, 28. Juni 2015, werden wir mehr wissen. An diesem Tag schauen wir zum ersten Mal wieder vorsichtig in die Völker hinein und hoffen, darin Stifte bezíehungsweise Eier und verdeckelte Brut zu finden. Sollte das der Fall sein, wäre dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass die neue Königin angenommen worden ist und ihre Reproduktionsfunktion aufgenommen hat.

Biene

28.06.2015

Spannend, wie sich die Dinge bei einer näheren Betrachtung manchmal ändern können:

Heute früh waren wir mit der Neuimkergruppe dabei, die Völker vorsichtig auf Brut und Brutanzeichen zu untersuchen. Bereits beim ersten Volk sah ich im Brutraum zwei benachbarte Nachschaffungs- bzw. Spiel-, Weisel- oder Königinnenzellen, die mit je einer Larve bestückt waren. Einem inneren Impuls folgend, habe ich beide zerstört. Das hätte ich lieber lassen sollen, denn bei der weiteren Durchsicht fanden wir weder die neue Königin noch irgendwelche Anzeichen von Brut. Mit anderen Worten: dieses Volk hat die neue Königin nicht angenommen, sondern sich bemüht, eine Königin nachzuschaffen. Den letzten Prozess habe ich durch mein Handeln vorerst zerstört. Nun müssen die Bienen sich erneut daran machen, eine Königin nachzuziehen. Dazu benötigen sie jedoch eine Wabe mit Eiern, aus denen sie die Königin nachschaffen können. Eine solche Wabe gilt es in den nächsten Ta<gen zu suchen und in das Volk einzuhängen.

Bei einem weiteren Volk, einem der Schwärme dieses Jahres, war eine ähnliche Situation: keinerlei Brutanzeichen. Die Königin fanden wir mit ihrem blauen Plättchen. Sie ließ über einen Rahmen. Was ist los? Sie hat ihre Aktivität als Eierlegerin noch nicht aufgenommen. War sie unbegattet? Fragen, die noch offen sind ...

Bei den anderen acht eingeweiselten Königinnen lief alles seinen "normalen" biologischen Weg: wir fanden überall Eier, Larven oder verdeckelte Brut vor. Diese Völker werden damit voraussichtlich einen guten Entwicklungsverlauf nehmen.

Ein Volk hatten wir ja mit zwei Königinnen versehen. In ihm ist ebenfalls Brut vorhanden. Allerdings wissen wir nicht, welcher der Königinnen sich durchgesetzt und überlebt hat. Es bleibt also weiterhin spannend.

Inzwischen sind alle Königinnen eingesetzt (eingeweiselt) worden. Die letzten vier wurden heute Vormittag drei Ablegern und einem Schwarm (# 1/2015 San Marco) zugesetzt. Einer der Ableger ist ein neu gebildeter Sammelbrutableger, den ich aus zwei Völkern zusammengestellt habe. Zwei gefangene Königinnen haben wir weitergereicht. Sie können ihr Aktivität in anderen Völkern ausüben und dort für Nachwuchs sorgen. Alle unsere gefangenen Schwärme haben nun auch eine neue Königin aus dem Jahr 2015 und können somit zu einem gesunden und guten Volk heranwachsen.

Damit habem wir insgesamt zehn neue Königinnen in unseren Bienenbestand gebracht, alles Carnica-Reinzuchtköniginnen.

Für Montag, den 8.6.2015, ist der Versand unserer bestellten Carnica Reinzuchtköniginnen zugesagt und geplant gewesen. Dummerweise war dieses zugleich der Beginn des Streiken der deutschen Post. Würden die versandten Bienen dann wohl zugestellt werden? Müssten sie eventuell sonst verhungern? In aller Eile habe ich morgens früh noch eine E-Mail geschrieben mit der Idee, den Versand eventuell ein paar Tage aufzuschieben. Die Mail kam jedoch zu spät, die Königinnen waren bereits unterwegs. Also hieß es warten. Wir konnten jetzt eh nichts mehr beeinflussen, alles nahm nun seinen Lauf.

Erstaunlicherweise fielen die Postsendungen in den nächsten Tagen noch ganz normal aus. Von Streik war noch nichts zu spüren. Und tatsächlich: am Mittwoch waren die Damen in einem großen weißen Umschlag im Biefkasten.

Briefumschlag mit Bienenköniginnen
Briefumschlag mit Bienenköniginnen

Es brummte und summte kräftig darin. Nach dem Öffnen holte ich die Schätzchen heraus. Sie waren alle elf in je einem gelben Käfig eingesperrt. Jeder Königin ist zur Pflege und Versorgung eine kleine Anzahl von Ammen- oder Pflegebienen beigegeben.

Elf Zusetzkäfige mit Carnica Reinzuchtköniginnen aus Österreich
Elf Zusetzkäfige mit Carnica Reinzuchtköniginnen aus Österreich

Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin und ihrem Hofstaat oder Ammenbienen. Rechts ist ein Propf aus Futterteig zu erkennen.
Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin und ihrem Hofstaat oder Ammenbienen. Rechts ist ein Propf aus Futterteig zu erkennen.

Reinzuchtkönigin bedeutet, dass hier eine echte Carnica-Königin vorliegt, deren Vorfahren genetisch bekannt sind und ebenfalls reine Carnicabienen sind. Ferner wurden diesen Königinnen von Drohnen begattet, deren Erbmaterial sie ebenfalls als reine Carnicabienen ausweist. Hierüber werden Nachweise geführt, sogenannte Zuchtbücher.  Die Begattung erfolgt an sogenannten Belegstellen. Dorthin werden die unbegatteten Königinnen gebracht. Um sicher zu sein, dass sie auch nur von Carnicadrohnen begattet werden, sind diese Belegstellen weit entfernt von anderen Bienen und deren Flugradien. Sie liegen zum Beispiel auf Inseln oder in einigen Tälern im Gebirge. Dadurch wird die genetische Kontrolle gewährleistet. Jeder Königin liegt eine entsprechende Zuchtkarte als Auszug aus dem Zuchtbuch bei.

Zuchtkarte für eine unserer neuen Carnica Reinzuchtköniginnen 2015
Zuchtkarte für eine unserer neuen Carnica Reinzuchtköniginnen 2015

Noch am gleichen Abend haben wir die ersten Königinnen in drei Völker eingesetzt. Damit die "Neue" angenommen werden kann, muss die alte Königin aus dem Stock entfernt worden sein. Das heißt, es gibt viel Arbeit: Wabe für Wabe  muss durchgesucht werden, um die Königin zu finden. Hier ist es natürlich durchaus sehr viel leichter, wenn sie entsprechend auf dem Rücken markiert ist. Hat man sie entdeckt, wird sie aus dem Volk entfernt und abgetötet. Sobald das Volk nach ein bis zwei Stunden merkt, dass es weisellos ist, wird es unruhig. Das königliche Pheromon fehlt und damit das verbindende Wirgefühl der Bienen. Hält die Weiselunruhe länger an, versuchen die Bienen, sich aus der bestehenden Brut eine Königin zuziehen, nachzuschaffen. Entsprechende Spiel-, Weisel- oder Nachschaffungszellen sind relativ schnell gebaut. Ein günstiger Zeitpunkt zum Einweiseln, also Zugeben der neuen Königin, ist vor dieser Phase, nach ein bis zwei Stunden ohne Königin.

Der Zusetzkäfig wird zwischen zwei Rahmen in die Wabengasse gehängt. Am unteren Ende ist der Propf aus Futterteig. Nach aussen hin ist er mit einem Kunststoffplättchen verschlossen. Damit die Stockbienen von aussen den Teig fressen können und damit durch diesen geschaffenen Kanal die Königin ins Volk laufen kann, muss das Plättchen ausgebrochen werden. Das Volk nimmt in der Zwischenzeit langsam den Duftstoff der neuen Königin an. Dadurch sinkt die Gefahr, dass sie als Eindringlich oder Fremdkörper abgetötet wird.

Eingehängter Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin
Eingehängter Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin

Auf dem obigen Bild sieht man den Zusetzkäfig, wie er an einem Zahnstocher hängend zwischen zwei Rahmenoberkanten platziert worden ist.

Die ersten drei Königinnen hatten wir am 10. Juni 2015 eingehängt. Am nächsten Tag ging es weiter. Dieses Mal kamen noch vier Mitglieder der Neuimkergruppen 2015 und 2014 dazu. Wir arbeiteten getrennt an den Völkern, um die jeweilige Königin zu suchen, zu fangen und zu töten.

Suche nach der alten Königin im Bienenvolk
Suche nach der alten Königin im Bienenvolk

In die weisellosen Völker setzten wir die Käfige ein. Besonders spannend wurde es beim letzten Volk. Alles war vorbereitet. Ich ergriff den Zusetzkäfig. Plötzlich wunderte ich mich, wieso denn über meinen Handschuh eine blaugepunktete Königin lief. Wo mag sie bloß hergekommen sein? Nach dem ersten Erstaunen kam das Erschrecken: mit meinen Handschuhen hatte ich versehentlich einen Schieber der Unterseite geöffnet, so dass die gefangenen Bienen durch den entstandenen Spalt herauskrabbeln konnten. Prompt flog die neue Königin dann auch noch davon. Ich ärgerte mich kräftig über mich selber und hatte die Königin damit schon aufgegeben. Zum Glück besaßen wir ja noch eine andere mit grünem Punkt, die wir noch nicht getötet hatten. Damit das Volk seine neue Königin bekommen konnte, hatte ich die alte grüne dann aus dem Clipkäfig über den Rahmen freigesetzt. Sie krabbelte sehr schnell in eine Wabengasse und verschwand darinnen.

Plötzlich rief jemand, die blaue neue Königin sei wieder da. Sie flog in unregelmäßigen Kreisen um uns und die Beute herum. Selber sah ich durch meinen Schleier den blauen Punkt nur sehr kurz. Die anderen drei waren da wesentlich schneller und verfolgten die Königin mit den Augen, den Fingern. Als sie plötzlich auf einem Beutendeckel landete, warf Matthias seinen Schleier über sie und fing sie ein. Mit dem Clipkäfig holten wir sie aus dem Schleier heraus. Klasse, denn nur hatten wir sie wieder. Zwar ohne Hofstaat, aber die Reinzuchtkönigin war gerettet! Ein neues Problem trat damit jedoch auf: kein Volk verträgt zwei Königinnen. Also nahmen wir die Rahmen des Volkes erneut heraus und versuchten die Königin mit dem grünen Punkt zu finden. Selten war der grüne Punkt so spannend und interessant wie an jenem Abend. Trotz zweimaliger kompletter Suche fanden wir sie jedoch nicht. Weder auf dem Boden, noch den Seitenwänden oder den Rahmen beider Bruträume konnten wir den grünen Punkt entdecken. Was also tun? Innerlich hatte ich durch den Freiflug die teure neue Königin bereits abgeschrieben. Da lag es für mich dann nahe, sie doch dem Volk einfach zuzusetzen. Eine der beiden Königinnen würde es vielleicht schon schaffen...

Ich nahm den Zusetzkäfig und öffnete dessen Schlitz. Der Clipkäfig kam darüber und wurde ebenfalls geöffnet. Doch die Königin wollte partout nicht nach unten in den gelben Käfig klettern. Plötzlich war sie wieder auf meinem Handschuh und flog erneut um uns herum. Durch eine kleine Seitenöffnung des Clipkäfigs, die ich beim Öffnen übersehen hatte, konnte sie ein zweites Mal entweichen.

Die Aufregung war groß. Reaktionsschnell wurde die Königin mit den Augen verfolgt. Nach mehreren Flugrunden setzte sie sich wieder auf einem der Schleier ab. Matthias war es, der sie dann mit dem Clipkäfig einfangen konnte. Sie schien wohlbehalten und unverletzt zu sein, als es uns dann doch noch gelang, sie in den Zusetzkäfig zu bugsieren. Der bestehende Futterteigpfropf war intakt, aber zu groß für eine Königin ohne Hofstaat. Matthias entfernte einen großen Teil davon mit einem Zahnstocher, dann hingen wir sie samt Käfig zwischen zwei Rahmen ein. Jetzt bleibt nur da Prinzip Hoffnung: welche der beiden Königinnen würde wohl angenommen werden? Welche würde sich durchsetzen?

Bis wir das wissen, müssen wir uns in Geduld fassen und ein paar Tage warten. Etwa nach einer Woche bis zehn Tagen würden wir die Völker wieder öffnen und nachschauen, was sich getan hat ...

Ich bin vor wenigen Wochen an einem Praktikumsabend im Frankfurter Imkerverein gefragt worden, ob ich eventuell ein weiteres Bienenvolk übernehmen würde und hatte ja dazu gesagt. Vor wenigen Tagen erhielt ich die Information, dass die in Betracht kommenden Völker aus dem Würzburger Raum an der Kalkbrut erkrankt seien. Damit tauchte dieses Wort zum ersten Mal für mich auf.

Bei Wikipedia habe ich dazu folgendes gefunden und hier hereinkopiert:

"Die Kalkbrut (Ascosphaerose) ist eine Krankheit der Westlichen Honigbiene. Sie wird durch den Pilz Ascosphaera apis verursacht.

Die Infektion erfolgt über Pilzsporen im Futter. Die Larven sterben nach dem Verdeckeln der Zelle im Streckstadium ab und es bilden sich Fruchtkörper, die die Pilzsporen enthalten. Die Krankheit ist dadurch erkennbar, dass die gedeckelten Zellen, die die so genannten Kalkbrutmumien enthalten, beim Schütteln der Brutwaben klappern. Diese Brutkrankheit tritt besonders bei schwachen Völkern auf und wird durch kühle und feuchte Witterung begünstigt.

Die Kalkbrut ist eine Faktorkrankheit. Da der Erreger Ascosphaera apis natürlicherweise in der Umgebung vorhanden ist, sind die zur Krankheit führenden Faktoren zu beseitigen.  Folgende Faktoren begünstigen die Kalkbrut: feuchtkalter Standort, schwach ausgebildeter Reinigungstrieb der Bienen. Folgende Bekämpfungsmaßnahmen können ergriffen werden: Standort wechseln bzw. Umweiseln, bei gleichzeitiger Entnahme der befallenen Waben.

Literatur[Bearbeiten]

Peter Claussen: Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen über den Erreger der als "Kalkbrut" bezeichneten Krankheit der Bienen. Parey, Berlin 1921.

Weblinks[Bearbeiten]

http://www.bienen.de/wissenswertes_kalkbrut.php

via Kalkbrut – Wikipedia."

 

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