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Am Sonntag, 9.5.2021, sind wir gerade beim Imkern, als uns ein Herr auf der Streuobstwiese besucht und erzählt, in seinem Garten hänge eine Traube voller Bienen. Unsere allererste Frage dazu lautet: "In welcher Höhe?" Die zweite Frage heißt. "Wo?"

Wir erhalten eine Wegbeschreibung. Der Schwarm hängt tatsächlich nur wenige hundert Meter von uns entfernt. Zum Glück wohnen wir auch nur wenige hundert Meter entfernt, so dass die benötigten Utensilien schnell geholt worden sind. Währenddessen erhalten die Bienen vom Grundstückseigentümer bereits ihren ersten Hüllmantel aus einer feinnebligen Blumenspritze.

Was benötigt man, um einen Schwarm einzufangen? Im Grunde recht wenig: ein Behältnis zum Auffangen der Bienentraube, eine leere Bienenbeute, eine Sprühflasche, einen Besen. Mehr bedarf es nicht.

Wir verwenden zum Auffangen stets eine große Plastikkiste mit Deckel. Sie ist leicht. Das ist wichtig, denn wenn die Traube herabfällt, kann es schlagartig schwer werden. Ferner sollte die Kiste große genug sein, damit möglichst wenig Bienen daneben fallen. Mit einem kräftigen Schlag auf den Ast, an dem die Bienen hängen, fallen sie meist sofort herab.

Der Schwarm vom Muttertag 2021

Aus der Kiste werden sie dann in die vorbereitete Beute gegossen. Anfangs habe ich noch gelernt, dass die Bienen in eine Leerzarge geschüttet werden. Heute machen wir das zwar auch noch so, setzen aber sofort eine zweite Zarge mit Mittelwänden auf und verschließen das Ganze oben mit einem Deckel. Das Flugloch bleibt offen und ist in Richtung des ursprünglichen Fundortes gedreht.

In der Regel landen nicht alle Bienen in der Fangkiste. Etliche fliegen hierbei auf, andere fliegen im Lauf der nächsten Stunden noch zu dem Ast, an dem die Traube sich ursprünglich angesiedelt hat.

Mit Glück haben wir bei dieser Aktion die Königin mitgenommen. Ihr Pheromon wirkt weiter und lockt aus der offenen Beute heraus die restlichen Bienen an. Im Laufe der nächsten Stunden fliegen und krabbeln sie zu ihrem angestammten Volk und ihrer Königin. Draußen sind dann nur noch sehr wenige Bienen anzutreffen, quasi die Nachzügler.

Die am Flugloch geöffnete Beute bleibt etwa bis zur einsetzenden Dämmerung stehen. Dann wird das Flugloch verschlossen, die Beute mit Spanngurten transportfähig gemacht und zu ihrem neuen Standort verbracht.

Früher sagte man, der gefangene Schwarm solle erst einmal in Dunkel- oder Kellerhaft, um sich zu beruhigen. Das sehen wir heute nicht mehr so streng. Beim Aufstellen am neuen Standort ist es sowieso schon an Abend oder gar späten Abend. Deshalb öffne ich dort das Flugloch, so dass die Bienen bereits ab dem kommenden Morgen sich neu orientieren und einfliegen können.

Ein Bienenschwarm besteht aus einem vollständigen Bienenvolk. Das bedeutet, dass es sofort als ein Wirtschaftsvolk angesehen werden kann. Das wiederum heißt, es könnte davon sogar später Honig geerntet werden.

Nichts ist baufreudiger als ein Bienenschwarm. Die eingehängten Mittelwände werden von den Bienen in kürzester Zeit zu Waben ausgebaut. Die Schwarmbienen besitzen kein Nest, keine Heimat. Dies alles müssen sie sich erst anschaffen, damit das Volk leben kann. Die Waben dienen einerseits sowohl der Königin für die Eiablage als auch andererseits dem Volk, um Pollen und Nektar einzutragen und speichern zu können, also der Vorratsanlage. Je nach Größe des Schwarmes sind die ersten Mittelwände bereits in wenigen Tagen zu Waben ausgebaut.

Wichtig ist ferner, dass die Bienen noch gegen die Varroamilbe behandelt werden. Zwar reisen im Schwarm nur wenige Milben mit, aber im neuen Nest beginnen auch sie sich zu vermehren. Deshalb ist es sinnvoll, den Schwarm früh mit Milch- oder Oxalsäure zu besprühen, um die Milbenzahl so klein wie möglich zu halten.

Nachtrag: nach 5 Tagen bin ich heute Morgen noch einmal an der Fundstelle des Schwarmes gewesen. Dort hat sich erneut eine kleine Traube gebildet.

Rest-Schwarm - klein im Vergleich mit den Apfelblüten daneben

Diese Traube, eigentlich sogar nur ein "Träublein", ist sehr klein. Ich habe sie an Ort und Stelle hängen lassen und nicht mitgenommen, um sie dem ursprünglichen Volk zuzusetzen.

Das Schöne: heute Mittag klingt es an der Tür und ein Mann, früher selber Imker, macht uns auf den abgebildeten Restschwarm aufmerksam.

Heute Nachmittag bin ich bei den Bienen auf der Streuobstwiese gewesen und habe nach dem Schwarm gesehen. Es ist fast unglaublich: dort herrscht ein reger Flugbetrieb.

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