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Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt herrscht derzeit bei uns in Frankfurt am 5.1.2022 in und vor den Bienenstöcken so etwas wie winterliche Ruhe. Winterruhe ist aber nicht Winterschlaf. Die Bienen gehen im Herbst zwar in eine Ruhephase, jedoch nicht in einen Winterschlaf.

Im Herbst stellen die Bienen allmählich ihren Flugbetrieb und damit ihre Sammelaktivitäten ein. Draußen ist es entweder zu kalt für sie oder das Nahrungsangebot geht gegen Null oder es trifft beides zu. Das ist einer der Gründe, weswegen die Winterbienen sich nicht mehr wie die Sommerbienen zu Tode arbeiten, sondern länger leben können. Während die Sommerbienen durchschnittlich 42 Tage, also 6 Wochen, leben, schaffen die Winterbienen es auf bis zu 6 Monate Lebensdauer.

Sobald es draußen kälter wird oder gar friert, stellt die Königin durch diesen Kältereiz ihre Eiablage ein. Drei Wochen nach ihrem letzten Eierlegen schlüpfen die letzten jungen Bienen. Sie alle verbleiben im Stock und ziehen sich mit den übrigen Bienen zu einer Art Traube zusammen. Dadurch wärmen sie sich gegenseitig und halten in dieser Wintertraube die Temperatur bei etwa 20°.

Wenn es gegen Ende des Winters wieder wärmer wird, werden die Bienen wieder lebendiger. Bei Temperaturen über 10° starten sie zum Reinigungsflug und entleeren dabei ihre Kotblase. Zu erkennen ist das oft an vielen braunen Flecken in der nahen Umgebung. Die Königin beginnt wieder Eier zu legen, die Bienen sammeln den ersten Pollen von Krokussen, Gänseblümchen, Weide und Hasel.

Während der folgenden Wochen nimmt die Zahl der neuen Bienen stark zu und die alten Winterbienen sterben allmählich ab. Bis auf die überlebende Königin hat sich das Volk dann in kurzer Zeit vollständig erneuert.

Drei Tage später hat es in der Nacht geschneit. Auf der Streuobstwiese sieht es jetzt so am 8.1.2022 aus:

29.12.2016 um 8:30: sonnig, klarer Himmel, null Grad. Ideale Voraussetzungen für die zweite Behandlung gegen die Varroamilbe. Um 12.30 bin ich dann bei 6° C zu den Bienen gefahren und habe dort mit der Oxalsäurebehandlung begonnen.

Zur Vorbereitung daheim wurde die eigentliche Säure erwärmt. Die mitgelieferte Saccharose wurde in der warmen Flüssigkeit aufgelöst. Das Ergebnis war dann eine 3,5 %ige Oxalsäure-Saccharose-Mischung. Die Saccharose ist ein Zucker, den die Bienen problemlos als Nahrung aufnehmen können. Verbunden mit der Oxalsäure säuert er im Inneren der Biene deren Haemolymphe an. Wenn die Varroamilben diese angesäuerte Haemolymphe aus den Bienen aufsaugen, sterben sie  daran. Für die Bienen selbst ist die saure Haemolymphe unschädlich.

Die so vorbereitete Oxalsäure wird in den Zwischenraum zwischen zwei Rahmen auf die dort ansitzenden Bienen geträufelt. Während die Bienen sich gegenseitig putzen, nehmen sie das Gemisch aus Saccharose und Oxalsäure in sich auf.

Um diese Behandlung durchführen zu können, müssen die Bienenstöcke trotz der niedrigen Außentemperaturen geöffnet werden. Normalerweise ziehen sich die Bienen im Winter im Inneren ihrer Beute zu einer Traube, der Wintertraube, zusammen. Um sie zu finden, kann man entweder von oben in die Wabengassen schauen oder man führt eine Kippkontrolle durch. Hierbei blickt man von unten gegen das helle Tageslicht, im anderen Fall schaut man von oben ins Dunkel.

Gleich bei den ersten Kontrollen war ich nur entsetzt: in den ersten fünf Völkern waren keine lebenden Bienen mehr. Alle tot. Die Bienen lagen als Totenfall auf dem Gitterboden. Auf den Waben war ein leichter Schimmelansatz zu erkennen, die Futterwaben waren gefüllt. Verhungert waren die Bienen demnach nicht.

Bei der Behandlung fand ich noch zwei weitere tote Völker. Das traurige Resultat: in 20 Beuten waren 7 Völker tot, ein weiteres Volk ist so klein, dass es vermutlich ebenfalls den Winter nicht überleben wird.

Sollten die restlichen Völker überleben, hätten wir im Frühjahr noch 12 Bienenvölker, mit denen wir die die neue Saison starten können.

 

Am 2. März 2016 habe ich mit den ersten Arbeiten zum Auswintern unserer Bienenvölker begonnen. Die Außentemperaturen lagen zwischen 6 und  7 Grad Celsius, zu kalt für die Bienen, um draußen zu fliegen. Auch war es zu kalt, um die Völker zu öffnen und in die Wintertraube oder das Brutnest zu schauen.

Um den Bienen den Start in die beginnende Brutsaison zu erleichtern, habe ich die über den Winter nach unten offenen Beuten mit der "Windel" verschlossen. Die durch den offenen Boden einströmende Kälte fördert für gewöhnlich im Herbst die Bildung einer Wintertraube. In dieser Traube versuchen die Bienen eine konstante Temperatur von 20 Grad aufrecht zu halten. Sobald die Brutzeit wieder beginnt, wird für das eigentliche Brutnest jedoch eine wesentlich höhere Temperatur von 36 bis 38 Grad benötigt. Durch den Verschluss des offenen Bodens haben die Bienen es leichter diese Temperatur zu erreichen und zu halten. Zugleich verbrauchen sie dabei weniger Energie und Futtervorräte, wenn die Ausgangstemperatur im Inneren etwas höher liegt. Dadurch sinkt die Gefahr des Verhungerns bis in der Natur wieder genügend Vorräte zum Einsammeln vorhanden sind.

Eine Windel im Boden der älteren Bauart
Eine Windel im Boden der älteren Bauart

Windel unter dem Boden neuerer Bauart
Windel unter dem Boden neuerer Bauart

Wir haben inzwischen vom gleichen Hersteller zwei leicht unterschiedliche Beuten gekauft. In der älteren Bauart sind die Einzelteile des Bodens nicht fest miteinander verbunden, sondern einzeln herausnehmbar. Bei der neueren Bauart besteht der Boden zum Teil aus einem festen Block. Hierbei wird die Windel, das weiße Einschubblatt, unter den eigentlichen Boden geschoben und bildet den Abschluss nach unten hin, während sie beim Boden der älteren Bauart in die Beute über ein Metallgitter geschoben wird. Dieses Gitter bildet dann die unterste Schicht der Beute.

Die Bodenteile sämtlicher Beuten habe ich geöffnet und durch den Schlitz einen Blick in das Innere werfen können, ohne dabei das Volk zu stören. Fast überall lagen auf dem Absperrgitter tote Bienen, der sogenannte Totenfall. Bei einem stärkeren Totenfall können die toten Bienen das Einflugloch versperren. Damit sind die anderen Bienen innen gefangen und können ihre Behausung nicht mehr verlassen. Deshalb ist die Kontrolle des Einfluglochs ebenfalls wichtig.

Totenfall in einem Volk bei Sicht von der Rückseite. Der kleine helle Streifen ist das Einflugloch
Totenfall in einem Volk bei Sicht von der Rückseite. Der kleine helle Streifen ist das freie Einflugloch

 

Jeder Boden enthält im Einflugbereich eine sogenannte Mäusesperre. Sie verhindert das Eindringen von Mäusen. Heute habe ich zum ersten Mal eine tote Maus aus dem Bodeninneren entfernt. Bei ihrer Größe frage ich mich schon, wie sie dort hinein gekommen ist. Übrigens hat das betreffende Volk den Namen San Marco von mir im letzten Jahr erhalten, es stammt von einem auf dem Riedberg eingefangenen Bienenschwarm, der sich etwa 10 Meter entfernt in einem Apfelbaum niedergelassen hatte.

Ein Eindringling in eine Beute - trotz Mäusesperre
Ein Eindringling in eine Beute - trotz Mäusesperre

 

Soweit ich es heute beurteilen konnte, ich habe nicht alle Völker von oben her durch die Abdeckfolie betrachtet, scheinen wir keine weiteren Völkerverluste zu haben. Sportlich gesehen sind wir jetzt in der Zielgeraden. Die Brutzeit beginnt, der Nahrungsbedarf steigt entsprechend und die Natur beginnt zu treiben und zu blühen. Damit erhöht sich das Nahrungsangebot in den nächsten Wochen beträchtlich. Diese Zeit bis dahin gilt es noch zu überstehen.....

 

 

 

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