Gestern, 9.2.23, stand ein Artikel im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Seite 12, mit der Überschrift: "Dies ist kein Schatz - Im Deutschen Bienenmuseum in Weimar sind Figurenbeuten ausgestellt, die inakzeptabel sind". Auf der Internetseite der FAZ (faz.net) steht es ähnlich, nur noch reißerischer: "Geschmacklos und rassistisch - Das Bienenmuseum Weimar findet nichts dabei"
Um was geht es hierbei? Vorangestellt sei die Bemerkung, dass ich selbst noch nie in diesem Museum zu Besuch gewesen bin, es also nicht aus eigener Anschauung kenne.
Imkerei ist jahrhundertealt. Sie ist auch stets ein Spiegel der jeweiligen Zeit gewesen und auch heute noch. Die Behausungen der Bienen nennt man Beuten. Sie gibt es in sehr verschiedenen Formen und Ausschmückungen. Wir alle wissen, dass der Geschmack sich ändern kann und ändert und stets auch Ausdruck eines herrschenden Zeitgeistes sein kann.
In einigen besuchten Bienenmuseen habe ich Beuten gefunden, die mit religiösen Motiven versehen sind. Meistens stammen sie aus katholisch geprägtem Umfeld. Diese Beuten sind in der Regel kastenförmig. Die Vorderseite mit dem Einflugloch ist oft bemalt, wie beschrieben, häufig mit religiösen Motiven. Damals hat sich kein Mensch darüber aufgeregt, das ist ja auch Teil von Volksfrömmigkeit und anerkannt gewesen.
Neben diesen Kasten-Beuten gibt es auch die Klotzbeuten. Das sind Teile eines Baumstammes, des ausgehöhlt worden ist. Die Bienen leben im Inneren, gelangen durch ein Flugloch dorthin, das Loch zum Bearbeiten ist mit einem Stück Holz in passender Größe abnehmbar verschlossen. Diese Klotzbeuten enthalten sehr viel Holz, sind schwer und regen aufgrund ihrer Form zum künstlerischen Bearbeiten an. Viele Schnitzarbeiten sind an ihnen durchgeführt worden. Hierbei sind manchmal auch Menschen nachgebildet worden. Wie immer lässt sich über Geschmack nicht oder trefflich streiten.
In den genannten Artikeln hat ein Autor namens Alexander Košenina sich darüber ausgelassen und sehr befremdlich geäußert. Meine allererste Frage nach dem Lesen des Artikels ist die, ob der Autor wohl selber Imker ist und/oder Ahnung von Bienenhaltung hat. Meine Vermutung ist NEIN. Dann taucht die Frage auf, unter welchem Gesichtspunkt er dieses Museum besucht und besichtigt hat. Davon steht in seinem Artikel kein Wort.
"De gustibus non est diputandum" haben wir im Lateinunterricht in der Schule gelernt. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Alle diese Objekte entstammen einer gewissen Zeit und einer gewissen Kultur. Auch, dass es früher wesentlich unbefangener und derber zuging als heute darf man nicht vergessen. Besonders um bäuerlichen Umfeld ging es früher wesentlich weniger politisch korrekt zu als heute. Entsprechend sind auch die Lebensumstände früher anders gewesen als heute und können nicht mit heutigen Maßstäben mehr gemessen und bewertet werden.
Wenn es dem Autoren dann "die Sprache verschlägt", hat das vielleicht etwas mit seiner heutigen Empfindlichkeit und Bewusstsein zu tun. Zeitgeist! Heute muss alles übermäßig politisch korrekt sein und wird nur noch so entsprechend beurteilt. Das kann man so machen, wird damit aber der Vergangenheit keinesfalls gerecht. So wie der Autor sich in seinem Artikel aufregt, sagt es vermutlich mehr über ihn als über die Sache selber aus!
Das heißt nun nicht, dass man alles glorifizieren muss, was früher entstanden oder geschehen ist. Nur weil etwas alt ist, ist es nicht automatisch auch qualitativ gut und hochwertig. "Schrott" hat es zu jeder Zeit gegeben.
Hier der Link zum online-Artikel des FAZ:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/rassistische-volkskunst-im-deutschen-bienenmuseum-weimar-18663020.html
Am sinnvollsten erscheint es mir, das Museum zu besuchen und sich selber ein Bild zu machen.
https://lvthi.de/dbm/index.htm