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Jetzt ist es endlich soweit: unsere ersten Honige des Jahres 2015 sind fertig. Abgefüllt ist er bereits in Gläser, darin ist er weiter kristallisiert und fester geworden. Die Zeitspanne zwischen Schleudern und Kristallisieren war in diesem Jahr relativ kurz. Nach dem Abschleudern stand der Honig in seinen Sammelgefäßen bei 15° C im Keller. Bereits nach zwei Wochen war er soweit, dass er gerührt werden musste, weil er sonst als Block in sich fest geworden wäre. Durch das Rühren wird die Kristallstruktur der Zucker mechanisch aufgebrochen und der Honig wird dadurch cremiger. Einen auskristallisierten und fest gewordenen Honig kann man nicht mehr in Gläser abfüllen. Wir haben somit den idealen Zeitpunkt genutzt, um ihn noch in unsere Honiggläser fließen zu lassen, bevor er dann in den Gläsern auskristallisiert ist.

Dieses Phänomen der Kristallisation ist abhängig von der Zusammensetzung des Honigs. Entscheidend ist hierbei das Mischungsverhältnis von Traubenzucker und Fruchtzucker zueinander. Je mehr Traubenzucker in einem Honig enthalten ist, desto fester und kristalliner wird er später. Beim Überwiegen von Fruchtzuckern bleibt der Honig eher flüssig. Klassische Beispiele hierfür sind der stets flüssige Akazienhonig oder der feste Rapshonig.

Die Namen unserer Honige sind wie im letzten Jahr Eintracht und Niedertracht. Bei beiden handelt es sich um die Frühtracht dieses Jahres. Das heißt, dass er bis zum 18. Juni abgeschleudert worden sein muss. Noch sind nicht alle Gläser etikettiert. Diese Arbeit geschieht völlig von Hand, entsprechend lange dauert es dann, bis alle Gläser vorbereitet sind. Ab Montag, den 29. Juni 2015, haben wir genügend Gläser zum Verkauf vorbereitet.

Neben dem Honig haben wir in diesem Jahr noch eine Besonderheit anzubieten: aus dem beim Schleudern angefallenen Resthonig im Bienenwachs hat Matthias nach einem portugiesischen Rezept Água mel zubereitet. Água mel ist eine Art Sirup aus Honig und Gewürzen und wird als besondere Spezialität wie ein Brotaufstrich verwendet.

Die ersten fertigen Honiggläser des Erntejahres 2015
Die ersten fertigen Honiggläser des Erntejahres 2015

Heute Morgen um 11 Uhr war es soweit: gemeinsam mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Neuimkergruppe haben wir die Honigräume von mehreren Völkern abgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass bei einigen Völkern zwar sehr viel Honig eingetragen, dieser aber leider noch nicht verdeckelt war. Den abschließenden Wachsdeckel bringen die Bienen an, um damit ihre Vorräte zu schützen und reifen zu lassen. Unverdeckelter Honig hat in der Regel einen zu hohen Wassergehalt und eignet sich dann nicht zum Ernten, da er später gären könnte. Die unverdeckelten Rahmen haben den Bienen belassen. Sie kommen in der zweiten Honigernte dran und sind dann "fällig".

In einem Volk haben wir verdeckelte Brut gefunden, allerdings keine Larven oder gar Eier. Das heißt, irgendwann muss die Königin dort trotz Absperrung zu Besuch gewesen sein und hat dort ihre Eier abgelegt. Diese Waben haben wir nicht abgeschleudert, sondern nehmen sie, um mit ihrer Hilfe einen neuen Ableger zu gründen.

Die Honigräume beziehungsweise einzelnen Honigwaben haben wir zu uns nach Hause transportiert und dort entdeckelt und anschließend ausgeschleudert. Beim Entdeckeln, dem Entfernen der Wachsverschlüsse der Waben, wollte ich ein für mich neues Verfahren anwenden. Imkerkollegen rieten mir, statt der klassischen Entdeckelungsgabel entweder einen Fön oder eine Lötlampe zu verwenden. Hierbei würde das Wachs kurz anschmelzen und sofort wieder auf den Rändern der jeweiligen Zellen erstarren, so dass kein Entdeckelungswachs anfällt. Mit einem Fön habe ich es versucht. Die Methode funktioniert tatsächlich. Aber bis wir damit die Seite einer einzigen Wabe bearbeitet haben, dauert es um ein Vielfaches länger als mit der mechanischen Methode.

Wir haben für jede Methode je einen Videoclip davon erstellt. Sie werden hier an dieser Stelle in den nächsten Tagen eingefügt. 

Ein weiteres Volk steht in Offenbach. Es wird dort von einem alten Imker betreut, der von Kindheit an mit Bienen arbeitet. Den Honigraum habe ich ebenfalls zum Schleudern zu uns genommen. Das Wabenmaß ist jedoch Deutsch Normal. An ihm zeigt sich für mich, wie einfach doch die Rähmchen im Zandermaß anzufassen und zu bearbeiten sind.

Unsere Schleuder fasst jeweils drei Rahmen. Das heißt, dass wir nach dem Entdeckeln von drei Rahmen sofort mit dem Schleudern beginnen müssen, um zügig mit den Arbeiten fertig zu werden. Wir machen das arbeitsteilig: einer entdeckelt, der andere schleudert. Ein Teil der Mitglieder der diesjährigen Neuimkergruppe hat uns dabei über die Schultern geschaut und tatkräftig mitgeholfen.

Honigschleuder mit Wabenentnahme
Honigschleuder mit Wabenentnahme

Als erstes haben wir den Offenbacher Honig geschleudert. Er wird später unter dem Namen Niedertracht vermarktet. Wenn der gewonnene Honig die Schleuder über den Ausflussstutzen verlässt, fließt er in ein Doppelsieb. Im ersten Sieb werden die groben Teile, im darunter liegenden Sieb die feineren Partikel zurückgehalten. Hierdurch ist gewährleistet, dass der Honig frei von mechanischen Rückständen bleibt.

Mengenmäßig war der Honig von unserer Streuobstwiese deutlich mehr. Deshalb habe ich unter die Schleuder ein Metallgefäß mit einem integrierten Überlaufrohr gestellt. Sobald die Honigmenge dessen Unterkante erreicht, fließt sie über in ein weiteres Behältnis, das darunter aufgestellt wird. Im Prinzip ist es wie mit dem römischen Brunnen in Rilkes gleichnamigen Gedicht. Dort ergießt sich das überlaufende Wasser der einen Schale in die nächste und sobald diese überläuft, in die dritte Schale. Im obigen Bild ist dieser Aufbau gut zu erkennen.

Überlaufprinzig beim Honigschleudern
Überlaufprinzip beim Honigschleudern

Zum Sieben haben wir hier kein Doppelsieb verwendet, sondern statt dessen ein bis auf den Boden reichendes kegelförmiges Feinsieb eingehängt. In Ihm sammel sich die mechanischen Rückstände und schwimmen an der Oberfläche, während der Honig weiter fließen kann. Das erspart Zwischenstopps zum Reinigen. Zugleich kann das Sieb dann auch nicht verstopfen. Dieses Spitzsieb wird erst am Ende der Arbeiten entnommen, der restliche Honig fließt ab, das Wachs wird entsorgt.

Ablaufender Honig. In der Spiegelung sind Matthias Adler und Holmer Drews zu erkennen.
Ablaufender Honig. In der Spiegelung sind Matthias Adler und Holmer Drews zu erkennen.
Blick in die Honigschleuder
Blick in die Honigschleuder

Am Ende des Nachmittags waren es dann 81 Kilogramm Honig, davon 17 kg aus Offenbach. Der Honig steht inzwischen im Keller bei etwa 15° C und "reift". Zunächst steigen in den nächsten Tagen noch kleine eingeschlossene Luftbläschen nach oben und bilden einen Schaumteppich. Mit einem normalen Kuchenteigschaber wird dieser von der Oberfläche entfernt. Sobald der Honig zu kristallisieren beginnt, wird er gerührt. Dadurch werden die gebildeten Kristalle wieder zerstört und der Honig bekommt seine feincremige Konstistenz.

Morgen, am 4.6.2015, ist es soweit: unsere Honigernte 2015 beginnt. Bei sechs Völkern ist inzwischen genügend Honig im Honigraum eingetragen. Wir können also loslegen.

Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren: die Räume, in denen wir arbeiten, sind geputzt, sämtliche Arbeitsgeräte sind aus dem Keller nach oben getragen und gereinigt worden. Um 19:15 Uhr haben wir heute Abend die Bienenfluchten unter die Honigräume gesetzt. Sie bilden eine Art Drehtür oder Ventil, denn die Bienen gelangen nun nicht mehr in den Honigraum hinein, können jedoch in ihr Volk zurücklaufen. Dadurch werden die Honigräume von Bienen befreit, so dass das Abnehmen am nächsten Tag einfacher vonstatten geht. Die einzelnen Honigräume sind mit der Nummer der zugehörigen Beute gekennzeichnet, so können wir die entnommene Honigmenge pro Volk abwiegen. Das hilft uns, um später, bei der Auffütterung die Futtermenge kalkulieren zu können. Zudem gibt es einen Anhalt für die Ertragsfähigkeit des jeweiligen Volkes.

Vorbereitungen Honigernte 2015. Von links nach rechts: Honigschleuder, Metall- und Kunststoffeimer, Doppelsieb, Bienenfluchten
Vorbereitungen Honigernte 2015. Von links nach rechts: Honigschleuder, Metall- und Kunststoffeimer, Doppelsieb, Bienenfluchten

 

Bienenfluchten. Links vollständig, rechts in Teilen mit Zwischenboden und italienischer Bienenflucht
Bienenfluchten. Links vollständig, rechts in Teilen mit Zwischenboden und italienischer Bienenflucht

 

Honigschleuder, rechts davor Metalleimer mit Doppelsieb, dahinter Kunststoffeimer
Honigschleuder, rechts davor Metalleimer mit Doppelsieb, dahinter Kunststoffeimer

 

 

 

Unsere Völker stehen in Frankfurt auf einer seit über 20 Jahren unbearbeiteten und verwilderten Streuobstwiese.

Im vergangenen Winter haben wir zum zweiten Mal in Folge einen Teil des Unterholzes abgesägt. Dabei sind Unmengen an Holzstämmen und Ästen angefallen, die inzwischen als natürliche Begrenzung an den Grundstücksrand getragen wurden. Nach Ende dieser Arbeiten hatte Markus Schaufler versucht, den Boden zu fräsen und aufzuarbeiten. Das ging jedoch aus technischen Gründen schief. Mit einem kleinen Bagger hat er dann einen großen Teil der verbliebenen Stümpfe entfernen können.

Auf den so vorbereiteten Boden habe ich heute, 1. Mai 2015, eine sogenannte Bienenweide ausgesät. Das ist eine Saatmischung einheimischer Pflanzen, die den Sommer über bis in den November hinein Blüten tragen und Nektar für die Bienen geben können. Das Bieneninstitut Veitshöchheim hat diese Mischung zusammengestellt. Nach ihm wurde sie als Veitshöchheimer Bienenweide benannt.

In der unten stehenden Tabelle habe ich die einzelnen Pflanzen mit ihrem botanischen und deutschen Namen aufgelistet und jeweils einen Link zu Wikipedia angefügt. Dort kann man mehr über die einzelnen Pflanzen erfahren und natürlich auch die zugehörigen Bilder sehen.

Über die weiteren Arbeiten an der Streuobstwiese werde ich später weiter berichten. Dieses Herrichten ist mir deshalb wichtig, weil wir auf diese Weise versuchen, den Bienen einen natürlichen und unbelasteten Lebensraum zu geben. Der Hintergedanke dabei ist natürlich auch, dass unsere Bienen im Sommer und Spätsommer, wenn die Honigernte vorbei ist, die Möglichkeit haben, sich von dann noch blühenden Pflanzen den Nektar als eigenen biologischen Wintervorrat einzulagern.

 

Botanischer Name deutscher Name 2. Name Link
Wildkräuter
Achillea millefolium Wiesenschafgarbe http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Schafgarbe
Anthemis tinctoria Färber-Hundskamille http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rberkamille
Carduus nutans Nickende Ringdistel Nickende Distel http://de.wikipedia.org/wiki/Nickende_Distel
Centaurea cyanus Kornblume http://de.wikipedia.org/wiki/Kornblume
Daucus carota Wilde Möhre http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6hre_%28Pflanzenart%29
Hypericum perforatum Echtes Johanniskraut Tüpfel-Johanniskraut http://de.wikipedia.org/wiki/Echtes_Johanniskraut
Leucanthemum ircutianum Wiesen-Margerite http://de.wikipedia.org/wiki/Margeriten
Malva moscata Moschus-Malve http://de.wikipedia.org/wiki/Moschus-Malve
Origanum volgare Gewöhnlicher Dost http://de.wikipedia.org/wiki/Oregano
Papaver rhoeas Klatschmohn http://de.wikipedia.org/wiki/Klatschmohn
Reseda lutea Gelber Wau Gelbe Resede http://de.wikipedia.org/wiki/Gelber_Wau
Reseda luteola Färber-Wau http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4rber-Wau
Salvia pratensis Wiesen-Salbei http://de.wikipedia.org/wiki/Wiesensalbei
Sanguisorba minor Kleiner Wiesenknopf http://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Wiesenknopf
Silene vulgaris Traubenkropf-Leimkraut http://de.wikipedia.org/wiki/Taubenkropf-Leimkraut
Tanacetum vulgare Rainfarn http://de.wikipedia.org/wiki/Rainfarn
Anethum graveolens Dill http://de.wikipedia.org/wiki/Dill_%28Pflanze%29
Kulturarten
Borago officinalis Borretsch Gurkenkraut http://de.wikipedia.org/wiki/Borretsch
Calendula officinalis Ringelblume http://de.wikipedia.org/wiki/Ringelblume
Coriandrum sativum Koriander http://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Koriander
Fagopyron esculentum Buchweizen http://de.wikipedia.org/wiki/Buchweizen
Foeniculum vulgare Fenchel http://de.wikipedia.org/wiki/Fenchel
Helianthus annus Sonnenblume http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenblume
Inula helenium Echter Alant http://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Alant
Lotus corniculatus Gewöhnlicher Hornklee http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnlicher_Hornklee
Malva sylvestris k Wilde Malve http://de.wikipedia.org/wiki/Wilde_Malve
Medicago lupulina Hopfenklee http://de.wikipedia.org/wiki/Hopfenklee
Medicago sativa Luzerne http://de.wikipedia.org/wiki/Luzerne
Nigella sativa Echter Schwarzkümmel http://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Schwarzk%C3%BCmmel
Onobrychis viciifolia Saat-Esparsette http://de.wikipedia.org/wiki/Saat-Esparsette
Silybum marianum Mariendistel http://de.wikipedia.org/wiki/Mariendistel
Trifolium pratense Wiesenklee Rotklee http://de.wikipedia.org/wiki/Wiesen-Klee
Trifolium repens Weißklee http://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9F-Klee

Ostersonntag erhielten wir verabredeten Besuch: von der Frankfurter Neuen Presse [FNP] kamen Jannis Gollub und Leonard Hamerski. Es sollte einen Artikel über unsere Bienen und uns geben. Bereits im letzten Jahr war Frau Dietermann von der FNP bei uns und beschrieb uns in unseren Anfängen als Imker. Inzwischen ist ein Jahr vergangen ...

Aus urheberrechtlichen Gründen können wir den Artikel selber nicht in den Blog stellen, wohl aber den Link dorthin. Jannis Gollub hatte ihn uns heute gesendet:

http://m.fnp.de/lokales/frankfurt/Zwei-Maenner-und-acht-Voelker;art675,1341811

 Viel Spaß beim Lesen.

 

Als Reaktion und Rückmeldung zum Beitrag Imkerhundeprüfung hat eine Stammleserin dieses Blogs den folgenden Link geschickt.

Es geht hierbei um eine australische Erfindung, um einfach, sicher und schonend an Honig zu gelangen. Das klingt zwar zunächst wie ein Aprilscherz, doch dieser Beitrag stammt bereits vom Februar 2015.

http://www.tierwelt.ch/?rub=4498&id=40482

 

Wir haben es an unseren eigenen Völkern selber erlebt: die Honigernte im Jahr 2014 war nicht sehr groß gewesen. Bei Recherchen zu einem anderen Thema habe ich im Internet den Hinweis gefunden, dass es in Österreich zu einem Ernteeinbruch von 90 % gegenüber dem Vorjahr gekommen sein soll.

In der FAZ stand zur diesjährigen Honigernte ein kurzer Artikel, allerdings nicht sehr aussagekräftig. Demnach ging die Durchschnittsernte um 25 % je Volk von 40 auf 30 Kg Honig zurück. Selbst auf diese Mengen sind wir mit unseren Bienenvölkern nicht gekommen. Bei uns haben wir etwas über 20 Kg Honig je Volk ernten können.

Eine der Ursachen dafür war der zu warme Winter 2013/2014. Zum Teil haben die Bienen keinerlei Brutpause eingelegt. Durch den frühen Beginn der Blüte und das ebenso recht frühe Ende der Hauptblüteperiode etwa im Juni/Juli war es den Bienen nicht gut möglich, den gesammelten Nektar einzutragen. Hoffen wir auf einen kalten Winter 2014/2015, dann besteht die Chance, dass im nächsten Jahr alles besser wird.

Offizielle Zahlen zu den Mengenangaben habe ich bin zum 27. Oktober 2014 noch nicht gefunden.

Der FAZ-Artikel ist hier nachzulesen: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/geringe-honigernte-fuer-hessens-imker-13229427.html

Am Sonntag, den 18. Mai 2014, war es soweit: wir haben den ersten Honig aus den Riedberger Völkern geschleudert.

Zur Vorbereitung hatte ich am Samstagabend in den beiden Völkern, die noch in den Rapsfeldern stehen, sowie in dem neuen Volk 4 auf dem Riedberg eine sogenannte Bienenflucht unter den jeweiligen Honigraum gesetzt (erkennbar als schmaler Streifen im oberen Bild). Eine Bienenflucht ist im Prinzip so etwas wie eine Drehtür mit Einbahnrichtung: die Bienen können nur in einer Richtung passieren.

Früh am Sonntagmorgen bin ich erneut zu den Beuten, habe die Honigräume abgenommen und nach Hause gebracht. In der Tat waren nur noch vereinzelte Bienen im Honigraum, so dass ich selber überrascht war, wie einfach und elegant das Abnehmen geht. Innerlich hatte ich mich schon auf ein Abkehren größerer Anzahl Bienen und damit auf diverse Bienenstiche eingestellt. Jedem Volk hatte ich anschließend als neuen Honigraum eine Flachzarge aufgesetzt (siehe unteres Bild).

Nachmittags ging es dann an das eigentliche Schleudern. Alle notwendigen Gerätschaften hatte ich vorher gesäubert, mit heißem Wasser gespült und trocknen lassen. Um keine Fremdkörper in das Lebensmittel Honig einzubringen, wurden die Gerätschaften und Gefäße nicht mit einem Tuch abgetrocknet, sondern so aufgestellt, dass das Wasser ablaufen konnte.

Mit einer Entdeckelungsgabel wurden die Wachsdeckel auf beiden Seiten der Rahmen abgehoben. Die so geöffneten Rahmen wurden dann hochkant auf ihre Schmalseite in die Honigschleuder gestellt. Zur Aufnahme der Ohren (= Verlängerung der Rahmenoberkanten) sind im Boden des Drehkorbes kleine Aussparungen vorgesehen. Hierdurch wird eine Fixierung und Verhindern des Rutschens ermöglicht.

Beim ersten Schleudergang besteht die Gefahr eines Wabenbruchs, wenn die Drehzahl zu hoch und die dadurch verursachten Fliehkräfte zu groß sind. Die Masse des auf der Innenseite verbliebenen Honigs wird beim Schleudern in die Waben gepresst und kann dadurch die Waben zerdrücken und brechen lassen. Um diesen Bruch zu vermeiden, erfolgt das erste Schleudern zunächst nur vorsichtig "mit gebremstem Schaum", also nicht zu hoher Drehzahl. Die Waben werden anschließend um 180° gedreht und können nun mit voller Kraft geschleudert werden. Im Anschluss daran müssen sie ein weiteres Mal gewendet werden, um an den Resthonig zu gelangen.

Das Schleudern übt auf die Rahmen und Waben eine Zentrifugalkraft (Fliehkraft) aus. Hierbei werden die außen liegenden Honigmengen streifenförmig an die Innenwand der Trommel geschleudert und fließen nach unten auf den Boden. Nicht nur Honig wird auf diese Weise entfernt, auch Wachsteilchen und andere Festkörper landen an der Trommelwand und werden ausgeschieden. Über ein Ausflussrohr fließt diese gemischte Masse in ein Doppelsieb, das auf einem Sammelgefäß liegt. Das erste Sieb ist eher grobmaschig und hält die größeren Festteile zurück. Das darunter liegenden feinmaschige zweite Sieb trennt die kleineren Partikel ab, die ebenfalls nicht in den Honig gehören. Als ein Gemisch aus Honig und Luft tropft von dort eine mehr oder minder zähe Flüssigkeit in das Auffanggefäß.


siehe auch:

Spannend war für uns, dass die Honige aus jedem Volk sowohl anders aussahen als auch anders schmeckten. Volk 2 hatte eine Flachzarge als Honigraum. Der Honig war sehr hell. Die Honigwaben aus dem danebenstehenden Volk 3 waren normale Zanderwaben. Der gewonnene Honig war deutlich dunkler und schmeckte herber. Beide Völker standen sowohl vor dem Wandern ins Rapsfeld als auch im Feld direkt nebeneinander.

Noch dunkler war der Honig aus dem Volk 4. Dieses Volk hatte ich erst Anfang April aus Butzbach im Taunus geholt und auf dem Riedberg aufgestellt.

Insgesamt haben wir 29 Kilogramm Honig gewonnen, davon 6 Kilo aus dem Volk 2, 13  aus dem Volk 3 und 10 aus dem Volk 4.

 

Hier kommt der Zweite Teil

▶ Bienen - Ein Volk und seine Königin 2/3 - YouTube.

Im Juli und August geht das Bienenjahr rasch auf sein Ende zu. Nur noch wenige Blüten sind in der Natur vorhanden aus denen die Bienen ihre Tracht eintragen können. In dieser Zeit erfolgen die Honig-Ernte und anschließend die Behandlung gegen die Varroamilben.

Unsere drei Jungvölker haben sich unterschiedlich prächtig entwickelt:

im Volk 1 scheint kein freier Platz mehr zu sein und es wiegt immens, wenn wir die Beute zu zweit anheben. Das bedeutet, dass in den Waben sehr viel Honig vorhanden ist. Die Völker 2 und 3 wiegen deutlich weniger, die Waben in den vorher eingehängten Mittelwänden sind vollständig ausgebaut, aber am Rande noch ohne erkennbaren Honig-Eintrag.

Weil unsere Völker als Ableger im ersten Jahr bei uns sind, haben wir ihnen ihren eigenen Honig belassen und nicht geerntet und abgeschleudert. Dieser Honig stellt die Nahrungsreserve für den kommenden Winter dar. Trotzdem haben wir "zugefüttert". Dafür haben wir oben auf die Folienabdeckung der obersten Rahmen jeweils 2,5 kg eines speziellen Futterteiges aus Zucker gelegt. Innerhalb der Beute ist genügend Platz für die Bienen, um an diesen Futterteig zu gelangen.

Parallel haben wir mit der Behandlung des Volkes gegen die Varroamilbe begonnen. Dabei haben wir uns für eine relativ junge und schonende Methode entschlossen. Üblicherweise wird zu dieser Zeit mehrfach in definierten Zeitabständen  eine mit 60% konzentrierte Ameisensäure in die Beute zum Verdampfen gestellt. Es gibt eine andere Methode, für die wir uns entschieden haben:

hierbei wird eine Wanne mit 3 Litern einer  15%-iger Ameisensäure ganz unten in die Beute gestellt. Der Varroaschieber  muß vorher mit seinem Einsatz natürlich entfernt werden. Aus der Wanne verdunstet die Flüssigkeit innerhalb der nächsten Wochen und vernichtet einen Großteil der vorhandenen Varroamilben. Studien haben ergeben, dass mit dieser schonenden Methode etwa 90 % der vorhandenen Milben abgetötet werden. Natürlich haben wir bei der anstehenden Völkerkontrolle vorher auf dem Varroa-Schieber nach toten Milben gesucht. Bei keinem der Völker konnten wir tote Milben finden. Das bedeutet leider nicht, dass die Völker milbenfrei sind. Die Milben halten sich in der Brut auf. Im Juli / August geht die Brutzeit zu Ende. Deswegen ist zu dieser Zeitraum die ideale Behandlungsmöglichkeit gegeben. Der vorhandene Honig wäre normalerweise abgeschleudert, so dass die Ameisensäure nicht in ihn übergehen kann. Wenn der Honig im Stock verbleibt, schadet es den Bienen nicht, wenn die Ameisensäure in den Honig geht. Nur für den menschlichen Verzehr wäre es nicht so gut......

Die erwähnte schonende Methode hat zudem den Vorteil, dass die Zufütterung und die Varroabehandlung parallel laufen können.

Einfüllen der Ameisensäure in die Bodenwanne     Hier wird gerade die Ameisensäure in die Bodenwanne gefüllt.

Boden mit Wanne zur Varroabehandlung     So sieht es dann von vorne bzw. von hinten aus mit der Bodenwanne. Die Zargen mit den Bienen und ihren Rähmchen werden anschließend wieder auf diesem Boden aufgebaut.

Im Spätherbst oder Frühwinter erfolgt eine weitere Varroabehandlung.

Dieser Zeitpunkt ist auch aus einem anderen Grunde ideal und wichtig: jetzt schlüpfen die letzten Bienen. Diese Bienen sind nicht mehr dem Stress des Frühjahres und Sommers ausgesetzt. Das hat zur Folge, dass sie länger leben. Eine Biene lebt im Regelfall 42 Tage und durchlebt hierbei ein fest definiertes Aufgabenspektrum. Die jetzt schlüpfenden Bienen haben dieses stressige Spektrum nicht und leben deswegen deutlich länger. Als "Winterbienen" leben sie in der Regel bis zum nächsten Frühjahr und bereiten nach dem Winter die kommende Saison und Frühjahrsbrut vor.

 

 

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