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Ende März 2017 hatte ich einen Sonnenwachsschmelzer auf der Streuobstwiese aufgestellt. Wochenlang tat sich darinnen nichts, doch jetzt, nachdem die Temperaturen angestiegen sind, gibt es erste brauchbare Ergebnisse.

Bild mit einer Wärmekamera
Bild mit einer Wärmekamera

Heute nachmittag war es draußen laut Thermometer über 30 Grad warm. Mit der Wärmekamera habe ich die Temperatur von außen über derlichtdurchlässigen Abdeckung des Sonnenwachsschmelzers bestimmt. Wie auf den beiden Bildern oben zu erkennen ist, waren es dort über 36° C gewesen.

Nachdem ich den Deckel und die eingehängten Rahmen entfernt hatte, sah es folgendermaßen aus:

Auffangwanne für Bienenwachs

Geschmolzenes Wachs hat sich in einer Auffangwanne (im Bild oben) gesammelt. Die Wanne selber stand äußerlich in einem Fuß aus Flüssigkeit, ebenso innen das genannte Wachs. Bei dieser Flüssigkeit handelt es sich um Honig, der aus den Waben freigesetzt worden ist. Zum Hintergrund: ich schmelze hier gerade sehr viele Waben ein, die aus im Winter abgestorbenen Völkern stammen. In deren Beuten waren unter anderem auch noch viele Futterwaben mit Honig. Aus seuchenhygienischen Gründen werden diese Waben nicht wieder verwendet und in andere Völker eingehängt, sondern komplett eingeschmolzen und somit entsorgt. Erst nach gründlicher Reinigung und Desinfektion gelangen sie wieder in Bienenbeuten.

Reste auf dem Metallboden des Sonnenwachsschmelzers. Die Auffangwanne steht unten.

In den zu schmelzenden Waben sind neben den Futterresten auch noch Reste von den Häutungsvorgängen der Bienen gewesen. Jeder Imker kennt das Phänomen, dass die Waben im Laufe der Zeit immer dunkler und unansehlicher werden. Diese Farbveränderung stammt von den vielen Häutungen der in den einzelnen Waben geschlüpften Bienen. Während das Wachs um sie herum ausgeschmolzen wird, bleiben diese Reste übrig. Sie fallen teilweise auf den Metallboden herab. Dort werden sie durch ein Trenngitter jedoch daran gehindert, in die Wachsauffangwanne zu gelangen. Der Großteil dieser Reste bleibt allerdings in den Waben hängen. Von dort werden sie mechanisch entfernt. Bei ihrem Anfassen und Berühren sind an manchen Stellen die papierartige Beschaffenheit zu spüren.

Wachsklumpen und Häutungsreste in den ausgeschmolzenen Waben
Übriggebliebene Häutungsreste

Gegenüber dem Dampfwachsschmelzer hat dieses Verfahren einen Vorteil: diese Reste stinken nicht so intensiv und sind damit wesentlich nasenfreundlicher. Beim Ausräumen war übrigens sowohl an den Häutungsresten, mehr aber noch an den anklebenden Wachsresten eine recht hohe Temperatur an den Fingern zu verspüren. Allerdings nicht so hoch, dass nicht mehr anzufassen waren.

Die Ausbeute an Wachs war im Sonnenwachsschmelzer relativ gering. Im Dampfwachsschmelzer erschien sie mir wesentlich höher zu sein. Darüber werde ich später berichten.

Ausbeute an Bienenwachs aus dem Sonnenwachsschmelzer

Das Ausschneiden der Drohnenrahmen zur biologischen Bekämpfung der Varroamilben fand ich ja schon recht unangenehm bis eklig, wenn es beim Ausschneiden der verdeckelten Zellen plötzlich weiß in alle Himmelsrichtungen zu spritzen beginnt, sobald ein Messer die Maden zerschneidet. Das alles ist aber nichts gegen das Schmelzen mit einem Dampfwachsschmelzer.

Aus alten Waben lässt sich das darin enthaltene Bienenwachs wiedergewinnen und nach Aufarbeitung zu Mittelwänden gießen. Sofern man auf diese Art und Weise sein eigenes Wachs wieder verwerten kann, hat man einen geschlossenen Wachskreislauf. Der Vorteil dessen ist, dass die eigenen Bienen dieses Wachs produziert haben. Weil der Imker weiß, was er in seinen Beuten hat, wie und womit er seine Bienen und Varroamilben behandelt hat, kann dieses Wachs rückstandsfrei von Pestiziden und Chemikalien sein. Somit ist es wertvoller als zugekauftes fremdes Wachs, dessen Herkunft unbekannt ist. Es ist reinstes Bienenwachs ohne (betrügerische) Zusätze wie Paraffin in sogenanntem Bio-Wachs wie es im letzten Winter 2016/2017 oft der Fall war.

Das klingt alles gut und vernünftig. Aber es ist mit viel Arbeit verbunden. Das Wachs in den vorhandenen Rahmen muss zuerst eingeschmolzen und gesammelt werden. Hierzu kann man sich der Hilfe der Sonne bedienen und einen Sonnenwachsschmelzer einsetzen. Hierüber hatte ich bereits vor wenigen Wochen berichtet. Der Vorteil dieses Schmelzertyps ist, dass er keine Fremdenergie benötigt. Sein Nachteil: er funktioniert nur, wenn die Sonne scheint und wenn es draußen dadurch sehr warm ist. Unsere erstmal so eingesetzten Rahmen sind bis heute noch nicht geschmolzen.

Aus diesem Grund und weil wir durch die Winterverluste 2016/2017 eine große Menge an Rahmen mit Wachs besitzen, habe ich umgesattelt und einen Dampfwachsschmelzer gekauft. Mit ihm bin ich vom Sonnenschein und den Außentemperaturen unabhängig, könnte also auch im tiefen Winter Wachs einschmelzen.

Am 17.5.2017 hatte ich das Gerät erstanden und wollte es nachmittags bereits einsetzen. Doch hatte ich Pech gehabt: ein spezielles Stromanschlusskabel für den Dampferzeuger war leider nicht mit dabei. Auf mein Nachfragen beim Händler wurde es umgehend per Post nachgesandt, war sehr schnell angekommen und ich konnte am Sonntagmorgen, 21.5.17, meine ersten Schmelzversuche starten.

Der Schmelzer besteht aus einer runden Metalltrommel, die in ihrem Inneren bis zu 12 Rahmen aufnehmen kann. Der nötige Dampf und damit die Hitze wird extern in einem eigenen Dampferzeuger produziert und über einen Schlauch durch den Deckel von oben in die Trommel geleitet. Am Boden ist ein Auslaufstutzen, durch den später das Gemisch aus Wachs, Wasser und Dampf nach außen fließen kann. Die Rahmen stehen dabei senkrecht in einem Siebkorb, der die festen Rückstände auffängt und nicht hindurch lässt.

Dampfwachsschmelzer (vorne links) und Dampferzeuger (hinten rechts)
Das Innere des Dampfwachsschmelzers. Die beiden Griffe gehören zum Siebeinsatz

Soweit so gut. Die Trommel wurde befüllt, ebenso der Dampfgenerator mit vier Litern Wasser, der Schlauch durch eine passende Deckelöffnung in das Innere geführt. Dann ging es los. Unter den Ausflussstutzen stellte ich einen blauen 10-Liter-Eimer. Nach etwa 30 Minuten floss das erste Wachs heraus.

Es sammelte sich an der Oberfläche des Wassers im Eimer.

Leider hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn in den Rahmen waren noch reichlich Nektarvorräte vorhanden. Alle diese Rahmen stammen aus Beuten, deren innewohnende Völker im letzten Winter gestorben sind. Aus hygienischen Gründen werden deshalb alle zugehörigen Rahmen eingeschmolzen und wie die zugehörigen Zargen anschließend gereinigt, im Idealfall desinfiziert, um keine Krankheitserreger  auf spätere neue Völker zu übertragen.

Die Mengen an flüssigem Wachs, Nektar und kondensiertem Dampf waren deutlich mehr als der Eimer fassen konnte. Bei einem Wechsel der Gefäße bin ich dann leider mit dem vollen Eimer gegen eine Stuhllehne gestoßen, so dass ein Teil des Inhalts als feuchte, flüssige, süße und klebrige Masse übergeschwappt und auf den Stuhl und den Fußboden geflossen ist. Mit anderen Worten: Schweinerei pur. Nach dem Erkalten haben sich recht schnell Bienen auf das süße Gemisch gestürzt, versucht es aufzunehmen und abzutransportieren. Wobei der Fleck nicht merklich kleiner geworden ist.

Mit diesem Pech fand die Premiere statt. Doch damit noch nicht genug. Nach dem Ausschalten und Abkühlen wollte ich die leeren Rahmen entnehmen. Leider waren sie keineswegs leer, sondern enthielten noch die Reste der Bienenentwicklung. Auf dem Boden lagen lauter dampfgegarte Drohnenmaden, in den Rahmen klebte eine dunkle schwarze widerlich stinkende Masse von Puppenhäuten, die das Innere der ursprünglichen Waben ausgefüllt haben.

Jeder Imker kennt das Phänomen, dass das Wachs in den Rahmen im Lauf der Zeit immer dunkler und unansehnlicher wird, bis es dunkelschwarz geworden ist. Diese Färbungen werden durch die im Inneren verbliebenen Häutungsreste der Maden und Puppen verursacht. Deshalb sagt man ja auch, dass Waben, die älter als drei Jahre sind, konsequent ausgetauscht und entsorgt werden sollen. Wabenerneuerung und Wabenhygiene heißen die Stichworte hierzu. Allerdings besitzen wir solche dunkeln Waben gar nicht mehr, weil diese bereits vorher über den Hausmüll in der Müllverbrennungsanlage vollständig entsorgt worden sind.

Reste in den Waben
Reste aus den Waben. Einzelne Häutchen sind mit bloßem Auge zu erkennen.

Das gewonnene Wachs enthält noch immer Verschmutzungen. Die meisten hängen an der Unterseite der erkalteten Platte. Einige lassen sich unter fließendem Wasser abspülen. Trotzdem muss dieses Wachs in einem zweiten Schritt noch einmal erhitzt und zum Schmelzen gebracht werden.

Das gewonnene Wachs im ersten Schmelzvorgang.

Damit es sich dann endgültig klärt, wendet man einfache Physik an. Das gesamte Wachs wird mit etwas Wasser vermischt und in einem Wasserbad erhitzt. Sobald es darin geschmolzen ist, beginnt die erste physikalische Trennung. Der Schwerkraft folgend sinken die schwereren Teilchen zu Boden. Weil Wachs leichter als Wasser ist, bleibt es an dessen Oberfläche und schwimmt dort. Wenn das Abkühlen bewusst sehr langsam erfolgt, trennen sich somit in der Zeit das Wachs und die Verunreinigungen. Als erstarrte Scheibe kann es nach dem Erkalten von der Oberfläche gelöst werden. Das restliche Wasser mit den Trubteilchen wird anschließend entsorgt.

Wachs aus dem zweiten Schmelzvorgang vom 21.5.2017

Im dritten Schritt kann das so gewonnene Wachs entweder selbst eingeschmolzen und zu Mittelwänden gegossen werden oder es wird zu einem Händler gegeben, der diese Arbeit dann übernimmt. Hierzu gibt es inzwischen immer mehr Händler, die dem Imker das eigene Wachs aufarbeiten und zurücksenden, ohne es mit anderen Wachsen zu vermischen.

Die große Zahl an Völkerverlusten hat uns in diesem Jahr dazu genötigt, die Rahmen aus den  verlassenen Bienenbeuten aus hygienischen Gründen nicht wieder zu verwenden, um auf diese Weise keine Bienenkrankheiten innerhalb unserer Bienenstöcke zu übertragen. Das in den Rahmen enthaltene Wachs wird statt dessen vollständig eingeschmolzen.

Nicht nur deshalb haben wir uns vor wenigen Tagen einen Sonnenwachsschmelzer zugelegt und auf der Streuobstwiese bereits aufgestellt. Um einen eigenen Wachskreislauf zu starten, war dieser Schritt längst überfällig gewesen. Dreizehn Rahmen im Zanderformat passen in ihn hinein. Sobald die Sonne intensiv genug scheint, beginnt in seinem Inneren die Wachsschmelze.

Sonnenwachsschmelzer 26.03.2017

Das dann abtropfende Wachs läuft in eine teflonbeschichtete Wanne am tiefsten Punkt des Schmelzers. Dort wird es entnommen und gesammelt. Sobald genügend Wachs auf diese Weise zusammengekommen ist, muss es noch weiter aufbereitet werden. Dieses Wachs enthält noch immer eine große Menge an Fremdkörpern und Fremdstoffen wie Häutungsreste, Puppenreste, Pollen oder Honig. Im Wasserbad wird es in einem Metalleimer erneut eingeschmolzen und anschließend gefiltert. Dieses gereinigte Bienenwachs wird danach zur Wiederaufbereitung verschickt und kehrt in Form neuer Mittelwände zu uns zurück. Diese Mittelwände werden später wieder in unsere Rahmen eingelötet und von den Bienen als Start zum weiteren Wabenbau genutzt. Damit schließt sich der Kreis. Wir benötigen dann kein fremdes Wachs mehr von außerhalb.

Unser zu schmelzendes Wachs wird in zwei Gruppen eingeteilt. Einerseits wird  es aus den Beuten der toten Völker gesammelt. Theoretisch könnte es noch mit den Krankheitserregern belastet sein, an denen die Völker zuvor gestorben sind. Die andere Gruppe nenne ich einfach mal Bio-Wachs. Hierbei handelt es sich um das beim Entdeckeln der Honigwaben gewonnene Material und um den Wildbau aus den Drohnenrahmen. All dieses Wachs ist ohne Hilfe von Mittelwänden direkt von den Bienen produziert worden. Damit ist es weitgehend frei von Schadstoffen und ungleich wertvoller als das der anderen Gruppe.

 

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