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English version see below

Man mag es kaum glauben, wenn ich sage, dass Frankfurt eine grüne Stadt ist. Aber es stimmt. Wir haben zwar unsere Hochhäuser mit ihrer typischen Skyline. Auf dem Stadtgebiet verteilt gibt es jedoch unglaublich viele grüne Oasen. Dazu zählen Kleingartenanlagen, Parks und Wälder. Es gibt nicht nur den Stadtwald im Süden der Stadt, sondern über das Stadtgebiet verteilt verschiedene Wäldchen und Wälder.

In einem solchen Wald habe ich etwas gefunden, dass mich an die deutsche Urform der Bienenhaltung erinnert: eine Klotzbeute. Die "Zeidler" haben früher das Privileg besessen, in Bäumen zu imkern und den Honig zu entnehmen. Bienen lieben es dunkel. Sie bauen und leben niemals als Volk im Tageslicht, sondern stets im Dunkeln. Hohle Baumstämme stelle eine Frühform der Bienenhaltung da. Wir alle kennen Bilder von Bären, die mit einer ihrer Tatzen durch ein Loch in einen Baumstamm langen und sich Honig zum Verspeisen dort herausholen.

Das System des hohlen Baumstammes hat sich auf die moderne Magazinimkerei übertragen. Hier wird ein Baumstamm imitiert. Allerdings wird der Wabenbau durch den Imker hier sehr deutlich gelenkt, indem er Rahmen, mit oder ohne Mittelwände aus Wachs, in die Magazine hängt, in denen die Bienen ihr Wabenwerk dann bauen.

Im Baumstamm oder in einer Klotzbeute nutzen die Bienen vielleicht eingehängte Äste, um von ihnen ausgehend, ihre Waben zu bauen. Hier geschieht dies alles im Wildbau. Soll heißen, die Bienen bauen wie sie wollen. Mit einer Mittelwand gibt der Imker eine Starthilfe und den Bauplan vor, auf dem die Bienen dann entsprechend dem vorgegebenen Muster die Waben aufbauen.

Die Klotzbeute ähnelt von daher sehr der ursprünglichen Imkerei. Außer dem Stamm als äußere Umhüllung und Halteästen ist nichts vorgegeben. Die Bienen fühlen sich in dieser Umgebung durchaus wohl. Der Nachteil für Imker ist jedoch, dass es nur sehr wenige Eingriffsmöglichkeiten gibt. Das Bienenvolk bleibt damit sich weitgehend selbst überlassen.

Honig lässt sich in dieser Haltungsform so gut wie gar nicht gewinnen. Es sei denn, das Wabenwerk wird zerstört und herausgenommen. Dann kann der sich darin befindende Honig ausgepresst werden.

In das Innere einer solchen Beute durfte ich sehen. Die Beute steht irgendwo in einem Frankfurter Wald und wird von den beiden Betreibern der Frankfurter "Bienenbotschaft" betreut.

Klotzbeute, Gesamtansicht

Für eine solche Beute muss der Baumstamm zuerst ausgehöhlt werden. Hierzu gibt es an einer Stammseite einen großen Schlitz. Mehr oder minder in reiner Handarbeit wird der Stamm ausgehöhlt. In den Schlitz werden passende Abdeckbretter später wieder eingehängt, damit der Stamm dadurch wieder verschlossen werden kann.

Auf der Rückseite wird das Flugloch gebohrt. Hier ist es wirklich ein Loch, während wir in der Magazinimkerei zwar auch von einem Flugloch sprechen, das aber doch eher ein horizontaler Spalt ist. Flugöffnung ist da dann schon ein passenderer Begriff.

Klotzbeute, obere Hälfte

Klotzbeute, Mitte
Klotzbeute, untere Hälfte
Klotzbeute, Einflugloch

Für die Videoclip-Freunde habe ich einen kurzen Clip mit dem Smartphone erstellt. Hier ist der Link dazu:

Wer mehr über Klotzbeuten und die Bienenbotschafter erfahren möchte, findet es über diesen Link:

Bienenbotschaft.de

Redaktioneller Nachtrag: Die beiden Bienenbotschafter haben mir kurz nach der Veröffentlichung dieses Blogbeitrages mitgeteilt, dass sie den Begriff Klotzbeute nicht mehr verwenden. Weil sie nach ihrer Philosophie die Bienen nicht mehr ausbeuten, also keinen Honig entnehmen, nennen sie die Klotzbeuten jetzt eine "Baumhöhlensimulation nach Zeidler Art".

English version

It is hard to believe when I call Frankfurt a green city. But it is true! We got our fair share of skyscrapers with their typical skyline. But within the city borders there is an incredible number of green oasis. For instance allotment gardens, parks, and forests. There is not just only the Stadtwald (lit.: city forest) in the southern part of the city, but also different smaller and bigger woodlands all over town.
In such an area I came about something that reminded me of the German archetype of beekeeping: the bee gum. In former times, the so-called Zeidler (honey hunters) had the privilege to keep bees in hollow trees and to gather the honey. Bees like dark spaces. They never build honeycombs or live in colonies in broad daylight, but always in the dark. Hollow trees were used as archetypal form of beekeeping. We all know pictures of bears that grab through a hole with one of their paws in order to get some honey for their culinary enjoyment.
The system of hollow trees has been transferred to the modern framehive-beekeeping. Here a trunk of a tree is imitated. But the building of honeycombs is clearly controlled by the beekeeper by inserting frames with or without a waxen foundation plates into the hives which are then used by the bees to complete their honeycombs. 

In hollow trees or in bee gums bees might use inserted twigs as starting point for building their honeycombs. In this case they completely build the combs by themselves – and as they please to do. The beekeeper inserts foundation plates as a starting point and a blueprint on which the bees build their combs according to the specified pattern.
Therefore a bee gum clearly represents the original method of beekeeping. Nothing is predetermined apart from the trunk as outer casing and the twigs as starting points. The bees feel quite well in such an environment. But the drawback for a beekeeper is that the possibilities of intervention are limited. So the bee colonies are mostly left to themselves.
As a result of this kind of beekeeping honey can hardly be extracted – unless the natural combs are destroyed and taken out. Then the honey in the combs can be pressed.
I had the opportunity to have a look into such a bee gum. This bee gum is to be found somewhere in a forest in Frankfurt and is taken care of by the two operators of the Frankfurter “Bienenbotschaft” (lit.: bees´ embassy). 
First of all, a tree trunk has to be hollowed for such a bee gum. For doing so a long slit is cut in the trunk and it is hollowed by more or less manual labour only. At a later stage, suitable boards will be fitted into the slit in order to close the trunk again.
On the back side a hole is drilled which serves as an entrance hole. In this case it is really a hole – nevertheless, we also talk of a hole when we speak about modern hives although this is rather a horizontal slit. Something like “entrance opening” might be a more appropriate term. For those amongst you who like video clips, I did a short movie with my smartphone. The link is as follows: Those amongst you who would like to know more about bee gums and the Bienenbotschaft might use this link:

bienenbotschaft.de

 

Heutzutage hat sich für die Bienenzucht die inzwischen sehr weit verbreitete Magazinimkerei durchgesetzt.

Wir alle kennen sicherlich noch das Bild vom Bienenkorb, einem glockenähnlichen Gebilde aus Stroh, als überliefertes und traditionelles Wohnhaus für Bienen. In dessen Inneren bauen Bienen wild drauf los, weil hier keine ordnungsgebende Struktur vorhanden oder vorgegeben ist. Die Wabenwände werden parallel geführt, von oben nach unten gebaut und an den Rändern fest mit dem Korb verbunden. Man nennt dies Stabilbau. Um an den Honig zu gelangen, muß das gesamte Wabenmaterial herausgeschnitten und damit der vorhandene Lebensraum zerstört werden. Das ist natürlich unpraktisch.

Wildbienen leben und bauen in Hohlräumen wie z. B. Baumstämmen, Erdhöhlen. Unsere Vorfahren hatten dieses ausgenutzt und Höhlungen in Baumstämme geschlagen und mit einem Brett teilweise verschlossen. Zum Honigernten mußten sie auf die Bäume klettern. Die Menschen, die diese Tätigkeit ausübten, hießen Zeidler. Sie besaßen das Recht zum Tragen einer Armbrust und waren verpflichtet, Kaiser und Reich zu dienen [1].

Bienen benötigen kein Tageslicht, um sich in ihrer Behausung zu orientieren. Zur Brutpflege ist es wichtig, im Inneren eine Temperatur von 35° Celsius möglichst konstant zu halten. Wärme steigt bekanntermaßen nach oben. Entsprechend wird auch das Bauen bzw. Brüten nach oben bevorzugt.

Unter Beachtung dieser Bedingungen ist in vielen Ländern die sogenannte Magazinbeute als Bienenwohnung entstanden. Über die geschichtliche Entwicklung schreibe ich später.

Es gibt zwei grundverschiedene Typen von Beuten:

bei der Hinterbehandlungsbeute ist der Zugang zum Inneren auf der Rückseite, also hinten, während er bei der Oberbehandlungsbeute von oben erfolgt. In Deutschland war lange Zeit die Hinterbehandlungsweise verbreitet. Die Oberbehandlung kam aus Amerika und hat sich bei uns inzwischen als Standard durchgesetzt.

Im Prinzip haben alle Oberbehandlungsbeuten den gleichen Aufbau. Ich beschreibe ihn analog zum Hausbau:

 

Dachgeschoß Außendeckel aus Blech als Abschluss zum Schutz des gesamten Baus, der flach und überkragend auf dem Innendeckel aufliegt
6. Etage Innendeckel, der die Beute in der Höhe abschließt
5. Etage Absperrfolie, die die Bienen am weiteren Wachstum in die Höhe hindert
4. Etage Zarge für den Honigraum: hier deponieren die Bienen ihren Honig.
3. Etage Absperrgitter: die Maschen sind so gewählt, dass nur die Arbeiterinnen hindurch schlüpfen können, nicht aber die etwas größere Königin. Dadurch ist der Honigraum frei von Bienenbrut.
2. Etage Zarge, die den oberen Brutraum bildet
1. Etage Zarge, die den unteren Brutraum bildet
Erdgeschoß Bodenkonstruktion mit dem Einflugloch vorne und weiteren Einbaumöglichkeiten, nach oben hin offen, nach unten hin meist auch, aber durch ein engmaschiges Gitter für Bienen unpassierbar
Keller nicht vorhanden

 

 

In alle Zargen werden Rahmen gehängt, in die zu Beginn eine dünne Wachsplatte gelötet oder geschmolzen wird. Auf dieser Mittelwand errichten die Bienen zu beiden Seiten ihre Waben. Erst nach deren Fertigstellung können die Waben für die Brut oder den Honigeintrag verwendet werden.

Dieses Prinzip ist für alle Beuten gleich, doch unterscheiden sie sich in vielen verschiedenen Punkten: Größe und Anzahl der Rahmen, Material der Beuten, Aufbau der Zargen, Richtung, in die die Rahmen gehängt werden. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Beutentypen wie Dadant, Deutsch Normalmaß (DN oder DNM), Zander, Langstroth. Darüber schreibe ich an anderer Stelle ausführlich weiter.

Anmerkungen/Quellenangaben

[1] Der Wochenendimker , Karl Weiß, Kosmos Verlag, S. 34, 12. Auflage 2003

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