Springe zum Inhalt

Abends am 6. Mai 2014 erhielt ich einen Anruf, dass in Mühlheim am Main an der Gemarkungsgrenze zur Stadt Offenbach ein großer Bienenschwarm gesichtet sei. Ob ich an ihm interessiert wäre? Ich sagte zu, erhielt die Adresse und sollte am nächsten Tag weitere Informationen erhalten. Beim Googeln der Adresse stellte sich heraus, dass der Schwarm gerade einmal knapp einen Kilometer von meiner Praxis in Offenbach entfernt ist. Also packte ich abends noch die für einen Schwarmfang benötigten Sachen ins Auto. Während der Arbeit kam jedoch kein Anruf. Daraufhin fuhr ich aufs Geradewohl zur angegebenen Adresse, klingelte, stellte mich und mein Anliegen vor und wurde freundlich eingelassen. Eine ältere Dame erzählte mir von dem Schwarm und gab mir einen Schlüssel für ihr Gartentor, damit ich schnell und einfach auf das Schwarmgelände kommen könnte. Dort sah ich im Hintergrund auf dem Boden mehrere Bienenbeuten stehen. Ob der Schwarm wohl von ihnen ausgegangen sein könnte? Da mir die Beute nicht gehörten, schaute ich selbstverständlich nicht in sie hinein. Flugbetrieb war von außen jedoch deutlich erkennbar. Mit der Suche nach dem Schwarm tat ich mich schwer. Die Bäume waren älter und sehr hoch, sie standen auf einem zum Naturschutzgebiet erklärten Grundstück. Eine ältere Frau sprach mich plötzlich an. Sie hatte mich dabei gesehen, wie ich ständig nach oben blickte. Von ihrem benachbarten Haus aus hatte sie gestern eine große dunkle Wolke voller fliegender Insekten entdeckt. Ihre Putzfrau war gerade dabei die Fenster zu putzen und weigerte sich nach dem Auftauchen der Wolke draußen weiter zu arbeiten. Sie hatte Angst, dass sie von den Wespen gestochen werden könnte. Zur Sicherheit wurden sämtliche Fenster und Türen geschlossen. Der Schwarm setzte sich dann hoch oben an einem Ast nieder. Erst mit Hilfe der älteren Frau konnte ich ihn entdecken. In etwa zwölf Meter Höhe sah ich ihn dann -  unerreichbar. Hier hätte es einer Feuerwehrleiter mit Korb bedurft, um an die Bienen heranzukommen. Hinaufzuklettern wäre mit einem sehr hohen Verletzungs- beziehungsweise Absturzrisiko verbunden gewesen. Das ist kein Schwarm wert! Mit der Kamera machte ich ein Photo. Auch mit der ActionCam versuchte ich, den Schwarm zu filmen. Trotz mehrfacher Versuche waren im Video durch die ungünstigen Lichtverhältnisse leider keine Bienen zu erkennen.                                                                                Der Schwarm ist in der Bildmitte gut zu erkennen.

Wieder in der Praxis angekommen, rief ich zunächst bei der Feuerwehr Offenbach an. Um die Notrufnummern nicht zu blockieren, suchte ich im Internet die Telephonnummern der Geschäftsstelle, der Verwaltung sowie der Leitstelle heraus. Doch so lange ich es auch läuten ließ, auch nach mehrmaligen Versuchen, niemand meldete sich. Nachdem ich dann doch die 112 gewählt und vom Bienenschwarm berichtet hatte, erhielt ich zur Antwort, die Feuerwehr würde sich schon seit Jahren grundsätzlich nicht mehr darum kümmern. Wenn ich Hilfe wolle, möge ich mich an das Umweltamt der Stadt Offenbach wenden. Wieder suchte ich über das Internet die Telephonnummern heraus. Mittlerweile war es etwa 13:45 Uhr. Das gleiche Spiel: auch nach mehreren Versuchen in der Geschäftsstelle und bei den in Frage kommenden Sachbearbeitern jemand. Ich sage natürlich jetzt nichts an dieser Stelle zum Thema öffentlicher Dienst, frage mich allerdings, was "die" wohl in einer wirklichen Gefahrensituation machen würden …

Der Schwarm hängt ziemlich genau an der Grenze zwischen Mühlheim und Offenbach. Deswegen versuchte ich in der Stadtverwaltung Mühlheim mein Glück. Eine kurze Bandansage, ich möge bitte warten, dann war jemand am anderen Leitungsende. Ich wurde freundlich mit dem Umweltamt verbunden und erzählte erneut meine Geschichte. Der Sachbearbeiter hörte zu, konnte mir aber auch nicht weiterhelfen, fragte dann noch bei zwei weiteren Kollegen nach, war also richtig bemüht. Aber leider war seine Antwort dann doch nicht schwarmrettend. Wenn man dort freie Leitern aufstellen und den Kletterer mit Seilen sichern könnte, dann ginge das. Aber in zwölf Meter Höhe? Als ich ihm den Vorschlag einer ausfahrbaren Drehleiter mit Korb machte, erzählte er mir, dass dieses nur ginge, wenn der Untergrund so befestigt ist, dass er ein Gewicht von 14 Tonnen aushalten kann. Bei dem weichen Grund des Naturschutzgebietes sei das jedoch ziemlich sicher nicht gegeben. Ergo: der Schwarm ist nicht einzufangen. Wieder einmal eine Aktion vergebens. Trotzdem war es eine bereichernde Erfahrung für mich.

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: