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(22.09.2024) Heute wird es ein wenig ungewöhnlich. Beim Stöbern auf Youtube bin ich vor einigen Tagen auf ein Video gestoßen, in dem es um Althochdeutsch geht. Hierin wird unter anderem der 2. Merseburger Zauberspruch besprochen. Zugleich wird hier auch der Bienensegen erwähnt. Da war doch etwas .... Also habe ich mich auf die Suche begeben und bin dank Internet schnell fündig geworden.

Der Bienensegen ist in einer Handschrift festgehalten, die früher (um 900 n.C.) im Kloster Lorsch aufbewahrt worden ist. Daher auch die Bezeichnung Lorscher Bienensegen. Später ist diese Handschrift in der damals weltberühmten Biblioteca palatina in Heidelberg archiviert worden. Diese Bibliothek galt als eine der größten und umfangreichsten der damaligen Welt. Sie ist im Gefolge des dreißigjährigen Krieges von den katholischen Kriegsparteien aus Heidelberg geraubt und nach Rom in den Vatikan entführt worden. Dort ist sie bis heute untergebracht. Eine vollständige Restitution des geraubten Kulturgutes hat es bis heute nicht gegeben. Aber das ist ein anderes Thema. In der Biblioteca Apostolica Vaticana wird diese Handschrift unter dem Signum Codex Pal lat 220 fol 58r aufbewahrt.

Auf einem der Blätter steht am unteren Rand - sogar kopfüber geschrieben - der erwähnte Bienensegen.

Dreht man den Folianten um 180° sieht der Text wie folgt aus (Detailaufnahme):

Der Inhalt lautet:

Kirst, imbi ist hûcze
Nû fliuc dû, vihu mînaz, hera
Fridu frôno in munt godes
gisunt heim zi comonne

Sizi, sizi, bîna
Inbôt dir sancte Maria
Hurolob ni habe dû
Zi holce ni flûc dû

Noh dû mir nindrinnês
Noh dû mir nintuuinnêst
Sizi vilu stillo
Uuirki godes uuillon
Christus! das Bienenvolk ist ausgeschwärmt!
Nun fliegt, meine Tiere, (wieder) her,
damit ihr im Frieden des Herrn,
in Gottes Schutz gesund heimkommt!

Sitz, sitz, Biene!
Das hat dir die heilige Maria befohlen:
du sollst keine Erlaubnis haben,
in den Wald zu fliegen,

du sollst mir weder entwischen
noch entweichen!
Sitz ganz still
und tu, was Gott will!
Die Übersetzung ins Hochdeutsche hat Horst Dieter Schlosser vorgenommen.

So wie es aussieht, handelt es sich in diesem Text um ein ausgeschwärmtes Bienenvolk, bei dem der Imker die auch damals schon notwendige Schwarmverhinderung nicht oder nicht hinreichend ausgeführt hat (wenn diese Maßnahmen seinerzeit überhaupt bekannt gewesen sind). Wir heutigen Imker kennen diese Problematik ja selber auch zur Genüge. Übrigens ist aus historischen Gründen wohl kaum davon auszugehen, dass es sich bei diesem abgeschwärmten Bienenvolk um die Rasse der schwarmträgen Carnica-Bienen gehandelt haben dürfte. Diese sind erst in der jüngeren Zeit bei uns verbreitet gewesen.

Der Lorscher Bienensegen steht auch in einer Zusammenstellung von Bienengedichten, die unter dem Titel "Bienen, Honig, Imker und Poesie" bei BoD unter der ISBN-13: 978-3755709367 erhältlich ist. Der Preis beträgt 9,90 €, Ebook 5,99€.

Für diejenigen, die noch einen Ausflug in das erwähnte Video machen möchten, kommt es hier:

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch die Quellen angeben: YouTube, Wikipedia

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