(06.09.2024) Gestern Nachmittag habe ich in Darmstadt einen Workshop besucht, bei dem es um das Auffinden eines Nestes der asiatischen Hornisse gegangen ist.
Die Idee: wir haben eine asiatische Hornisse gesichtet und wollen anschließend das zugehörige Nest aufspüren, um es zu melden und zu vernichten bzw. vernichten zu lassen. Grundsätzlich gilt hierbei, es ist nicht einfach, sondern arbeits-, zeit- und personalintensiv. Für eine Einzelperson ist dieses nicht zu schaffen, das Ganze geht nur gemeinsam im Team mit mehreren Leuten!
Das Gute ist, dass man hierbei Zeit hat. Zur Vorbereitung ist es sinnvoll, Hornissenlocktöpfe aufzustellen. Am Besten gleich mehrere sogar. Wie werden sie hergestellt? Wasser und Zucker werden gemischt und mit Hefe versetzt. Dieser Ansatz sollte dann zwei Tage lang gären. Die Lösung wird dann in Plastikbecher gefüllt und mit einem Deckel verschlossen. Im Deckel ist vorher ein Schlitz eingearbeitet worden, durch den ein Streifen eines Schwammtuches gezogen wird. Dieses dient als Docht. Sinnvoll ist es, diese Locktöpfe einen bis zwei Tage vor der eigentlichen Nestsuche aufzustellen, damit die Hornissen Zeit genug haben, den Duft zu entdecken und diese Futterquelle zu nutzen.
Sinnvoll ist es zudem, neben den Locktöpfen ein laminiertes Hinweisschild anzubringen, damit Passanten informiert und gewarnt sind.
Neben der asiatischen Hornisse suchen natürlich auch andere Insekten diese Futterquelle auf, im Bild oben ist es eine heimische Hornisse, die Vespa crabro. Sobald eine asiatische Hornisse entdeckt worden ist, gilt es schnell zu handeln und sie einzufangen. Weil sie immer zum Licht hin, also nach oben fliegen, geht es mit einem Plastikbecher sehr einfach: ihn überstülpen und schnell mit einem Deckel verschließen.
Ist die Hornisse in dem Zeichengerät gefangen, wird sie mit einem Farbstift am Brustkorb und/oder am Hinterleib markiert. Anschließend beginnt die eigentliche Arbeit: sie wird direkt am Locktopf wieder in die Freiheit entlassen. Ab nun müssen möglichst viele Augen sie beobachten. Sie fliegt auf und dreht ein paar Runden bevor sie dann in Richtung ihres Nestes abfliegt. Diese Flugrichtung ist der entscheidende Punkt.
Parallel dazu wird jetzt die Zeit gestoppt. Im Normalfall fliegt sie zu ihrem Nest, liefert dort das aufgenommene Futter ab und kehrt zur Futterquelle, dem Locktopf zurück. Durch die Markierung ist sie identifizierbar. Sobald sie erneut am Locktopf erscheint, wird die vergangene Zeit notiert und festgehalten. Wenn sie nach der Futteraufnahme erneut abfliegt, startet die Zeiterfassung von Neuem. Das wiederholt man nun mehrere Male.
Sinnvoll ist es natürlich noch weitere Hornissen auf diese Weise zu fangen und zu markieren. Hierzu werden natürlich andere Farben verwendet. Auch hier werden anschließend An- und Abflugzeiten und Flugdauer notiert. Und ganz wichtig: die Flugrichtung!
Diese Velutina ist mit zwei blauen Punkten markiert worden. Sie hat uns später dadurch auch zu ihrem Nest geführt.
Sinnvoll ist es, auch von einem anderen Punkt aus dieses Verfahren anzuwenden. So ergeben sich zwei oder gar mehrere Flugrichtungen. Auf einer zugehörigen Landkarte kann man dann die Flugrichtungen vom jeweiligen Standort aus mit Bleistift und Lineal eintragen. Im Schnittpunkt der Linien sollte dann das Nest zu suchen und zu finden sein. Das Verfahren nennt sich Triangulation.
Ein anderes Verfahren, die Flugrichtung zu bestimmen haben wir auch gesehen. Hierbei wird die am Locktopf gefangene Hornisse mit einer Klammer am Brustkorb festgehalten. Zum Schutz vor Stichen kann man dann ein Röhrchem (mit passenden Durchmesser) über den Hinterleib schieben und ist somit vor dem Stachel geschützt. An der Taille, dem Engpass zwischen Brustkorb und Bauch ("Wespentaille") wird dann ein dünner Faden befestigt, an dem ein Fähnchen hängt. In unserem Falle stammt es von einer Rettungsfolie. Beides muss sehr leicht sein, damit die Hornisse wieer auffliegen kann. Mit dem Fänlein ist dann die Flugrichtung wesentlich einfacher zu bestimmen.
Zum Fliegen der Hornissen: ihre Fluggeschwindigkeit beträgt etwa 300 Meter pro Minute. Selten fliegen sie über hohe Hindernisse wie Bäume, sondern in Schluchten wie Wegen und dort in einer Höhe von 2 bis 4 Metern.
Wenn man also die gemessenen Zeiten hat, zieht man davon etwas 15 Sekunden für den Nestaufenthalt ab. Das Ergebnis wird halbiert. Entsprechend der Fluggeschwindigkeit (300 Meter pro Minute) kann man dann die ungefähre Entfernung des Nestes vom Locktopf bestimmen.
Wir haben die Postitionsbestimmung von einem zweiten Ort aus nicht durchgeführt. Zwar haben wir dort einen Locktopf aufgestellt und parallel dazu etwas Lockmittel in der Umgebung auf Blättern und Baumstämmen ausgebracht, um Hornissen anzulocken, aber es sind keine während unseres Wartens angeflogen. Hier hätten wir einen oder zwei Tage vorher die Töpfe ausbringen sollen. Live funktioniert das eben nicht immer so wie im Lehrbuch.
Dafür haben wir uns zu Fuß auf die Spurensuche gemacht und sind der Flugrichtung gefolgt. In etwa 500 Metern Luftlinienentfernung haben wir dann das Nest gefunden.
Dieses Nest hängt an einem Baum, der über einem Abhang steht. Davor sind Eisenbahngleise, dahinter eine belebte Straße.
Das Nest einer gesichteten asiatischen Hornisse haben wir mit dieser Methode finden können. Insofern ist der Workshop ein voller Erfolg gewesen. Das sogar in mehrfacher Hinsicht: für uns Teilnehmer als Lernende, für die Bienen als zu schützende Tieren.
Wie geht es nun weiter? Das Nest ist gefunden. Sein Standort wird dem hessischen HLNUG-Meldeportal gemeldet. Dann wird ein amtlich bestellter "Berger" mit der Beseitigung beauftragt.
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