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Krimis sind seit Jahren sehr beliebt. Kaum ein Genre, dass inzwischen nicht kriminalisiert worden ist. Jetzt geht es auch ans Süße, an den Honig. Aber nicht nur das, auch an die Bienen.

In Luxemburg wird ein Stadtimker getötet, der seinen Honig unter anderem auch an ein früheres Sternenrestaurant liefert. Dessen Inhaber und Koch beginnt daraufhin Nachforschungen anzustellen und arbeitet sich in die Welt der Imkerei zusehends tiefer ein. Parallel dazu entdeckt seine Pariser Freundin, eine Restaurantkritikerin, deren Arbeitgeber die berühmten Sterne vergibt, in den USA ungewöhnliche Vorkommnisse an Bienenstöcken. Beide Handlungsstränge laufen erst parallel, werden dann aber zusammengeführt und dienen der Aufklärung verschiedener "Schweinereien" in der Bienenhaltung.

Dieser Krimi ist typisch für ein bestimmtes Genre: Lokalkolorit und aktuelles Thema. Eigentlich könnte man das Buch um mindestens ein Viertel kürzen, weil sich der Autor sehr häufig und sehr ausführlich in weitschweifigen Beschreibungen des Ortes ergeht. Das ist langweilig und dient dem Handlungsablauf überhaupt nicht. Vielleicht soll es zeigen, dass der Autor den Ort der Handlung gut kennt. Für mich wirkt dieses sehr aufgebläht, macht das Buch dick und unnötig teurer. Das ist leider der große Nachteil. Aber es gibt auch Vorteile. Die Angaben zur Bienenhaltung und Imkerei sind sehr gut und gründlich recherchiert. Da hat sich jemand intensiv in das Thema eingearbeitet. Das gilt ebenso für den naturwissenschaftlichen Teil, den ich zuvor gar nicht erwähnt habe. Das ist spannend und lohnenswert. Und natürlich werden die üblichen Klischees bedient.

Der Stil hat mich anfangs wenig eingenommen. Sehr kurze Sätze. Das ist fast so wie inzwischen die schnellen Schnitte im Film. Dazu die erwähnten langweiligen Ortsbeschreibungen und Stereotypien. Insgesamt ist das Buch recht ordentlich gemacht und von daher durchaus empfehlenswert.

Das Buch ist bei Kiepenheuer und Witsch erschienen. Der Autor ist Tom Hillenbrand, ein früherer Spiegeljournalist. Preis 12€. Erschienen ist das Buch im Jahr 2021.

„Das Jahr, als die Bienen kamen“ von Petra Postert

Rezension

Die Imkerei war eine Beschäftigung für alte Männer, aber die Bienenbegeisterten wurden in den letzten Jahren immer jünger und es kamen immer mehr Frauen hinzu.

So wie die zwölf Jahre alte Josy, die zuerst überaus skeptisch ist, als ihr der Großvater testamentarisch einen Bienenstock hinterlässt. Sie hadert eine Weile mit sich, bevor sie sich auf das Abenteuer einlässt, denn vor allem ihre Mutter ist von diesem Erbe nicht sonderlich begeistert. In Alma, einer Imkerfreundin ihres Großvaters, findet sie eine Mentorin, die ihr geduldig Praxis und Theorie der Bienenhaltung näher bringt. Und Josy findet Gefallen an ihrer neuen Beschäftigung.

Doch mit der Imkerei ist es wie mit dem Leben: nicht alles verläuft nach Plan. Josys Bienenvolk schwärmt, der Großteil zieht in einer riesigen Wolke hinfort. Aber es kommt noch schlimmer, denn ein Bienendieb treibt in der Gegend sein Unwesen…

Bis zur glücklichen Auflösung lernt Josy viel über Bienen, findet neue Freunde und löst ein Familiengeheimnis – verraten wird hier aber nichts!

Die Vermittlung von Sachwissen in Kinderbüchern ist eine heikle Angelegenheit, Gefahren lauern hinter jeder Ecke. Petra Postert umschifft diese Klippen jedoch souverän, indem sie einen cleveren Kniff einsetzt. Der Zeitraum der Geschichte beträgt ein Jahr, jedes Kapitel umfasst einen Monat. Parallel zur Geschichte der Protagonistin schildert die Autorin, was zur jeweiligen Zeit im Bienenstock passiert. Die Erzählweise bleibt dabei deskriptiv, eine Vermenschlichung wie bei vielen Disney-Figuren oder der Zeichentrickverfilmung der „Biene Maja“ wird vermieden. Auf kompliziertes Fachvokabular wird dabei kindgerecht größtenteils verzichtet, die Beschreibungen sind aus Imkersicht sicher teilweise vereinfacht, aber nie so, dass die Darstellungen nicht mehr korrekt wären. Die Vermittlung von Fachwissen findet auch mit gekonnter Beiläufigkeit im Haupterzählstrang statt, wenn etwa Alma bemerkt, wie nutzlos im zeitigen Frühling die Forsythienblüte für Bienen ist. Es wird nicht doziert, einen erhobenen Zeigefinger sucht man vergebens.

Nicht nur Kindern wird die Geschichte gefallen, auch Erwachsene werden ihren Spaß haben, zum Beispiel an den Beschreibungen eines klassischen Imkervereins – und später im Text bekommen auch die progressiveren Imker ihr Fett weg. Und Almas Bonmot über den ersten Stich einer Biene wird wohl im Rückblick jeder zustimmen!

Insgesamt eine flotte, spannende, sehr gut erzählte Geschichte, die en passant fundiertes Wissen über Bienen, aber auch das Leben vermittelt. Charaktere mit Schrullen und Macken werden lebensnah geschildert und nie der Geschichte geopfert. Die Autorin hat es zudem nicht nötig, sich mit einer aufgesetzten Jugendsprache bei ihrer Leserschaft anzubiedern. Ihre Sprache ist klar, mit einem altersgerechten Wortschatz. Ein rundum kurzweiliges Lesevergnügen für Menschen ab zehn. Und da Kinderbücher bekanntlich nicht von Kindern, sondern von Erwachsenen für Kinder gekauft werden, sei der Erwerb hiermit nahe gelegt!

„Das Jahr, als die Bienen kamen“

Text: Petra Postert

Tulipan Verlag

ISBN 978-3-86429-372-6

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