Soviel Glück ist selten:
Als ich am Nachmittag des 8. Mai 2015 auf der Streuobstwiese kam, um auf die Leerzarge eine Zarge mit Mittelwänden aufzusetzen (siehe vorigen Beitrag), hörte ich im Bereich unserer Bienenstöcke ein kräftiges Sausen in der Luft. Bei einem Volk saßen die Bienen draußen vor der Tür und bildeten einen "Bienenbart". Der hörte sich schon sehr lebendig an, erklärte aber das wahrgenommene Brausen nicht allein. Als ich mich dann suchen umschaute, entdeckte ich die Quelle: wenige Meter weiter hing wieder ein Schwarm an einem Ast vor mir. Im Vergleich zum Vortag war er deutlich kleiner.
Er hing recht frei zugänglich in knapp zwei Meter Höhe. Im Durchmesser hatte er vielleicht 40 bis 50 cm Länge und etwa 15 cm Tiefe. Meine Aufsetzpläne habe ich natürlich sofort aufgegeben. Das Fangen des Schwarmes war mir erst einmal wichtiger. Die anderen "Mädels" können ruhig noch ein paar Stunden weiter auf ihre Mittelwände warten. Nach meinem Anruf bei Matthias fuhr ich schnell heim und belud das Auto mit der Bienenschwarm-Ausrüstung wie am Tag zuvor. Matthias kam von seiner Arbeit direkt zur Streuobstwiese.
In bewährter Manier legten wir los: ich hielt die Plastikkiste unter den Schwarm, Matthias schlug mit einem dicken Ast neben ihn, der Schwarm landete wieder nicht ganz vollständig in der Box. Ich verschloss sie, bereitete die Beute vor, wir schlugen den Schwarm dort hinein und verschlossen die Beute. Das offene gelassene Flugloch zeigte zum Restvolk. Wieder hieß es warten bis zur Dämmerung, um den Bienen die Möglichkeit zu geben ihrer Königin in das Beuteninnere zu folgen und abends das Flugloch zu verschließen.
Als ich dann abends kurz vor der Dunkelheit dorthin kam, war es allerdings nicht zu gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte: eine wesentlich kleinere Traube hing erneut am Ast an gleicher Stelle und auf dem Boden hatte sich an einer hölzernen Wand ein weiterer Rest angesammelt. Beim Verschließen des Fluglochs wären diese Bienen wahrscheinlich am nächsten Morgen auf Nimmerwiedersehen fort gewesen.
Also begann das Spiel von vorne: Schutzkleidung anziehen, den Schwarm in die Kiste schlagen, die Kiste dann aber gleich in die Beute leeren. Das klappte auch alles recht gut. Jedoch gab es eine neue Erfahrung: die "Nachtbienen", die nicht in der Kiste landeten, flogen nicht einfach davon, sondern setzten sich im Dunkeln auf uns ab. Zudem hatte ich dummerweise auch noch die Abkehrbesen vergessen mitzunehmen. Ich ging einfach davon aus, dass alles wieder so einfach wie am Abend zuvor sein würde ...
Mit einem belaubten Zweig entledigten wir uns gegenseitig der Bienen. Es dauerte recht lang und schien erfolgreich gewesen zu sein. Die Kiste ließen wir vor Ort stehen und gingen in der Schutzkleidung zum Auto zurück. Leider folgten uns auch ein paar Bienen nach. Also hieß es am Auto erneut, sich gegenseitig mit einem belaubten Ast die Bienen abzukehren und dann erst der Kleidung zu entledigen. Drei Bienen sahen das anders: sie saßen plötzlich im Auto und keiner von uns wusste wie sie dahinein gekommen sein mögen ... Matthias griff beherzt zum Eiskratzer und tötete eine Biene nach der anderen, nachdem sie das Angebot in die Freiheit zu fliegen nicht angenommen hatten. Bei aller Aufregung: auch hier gab es wiederum keinen einzigen Bienenstich.
Das Aufsetzen der nächsten Zarge mit den Mittelwänden führen wir am Sonntag, 10. Mai 2015 mit den Neu-Imkern durch. Wir sind jetzt beim Schwarm 02/2015 und die Schwarmzeit ist noch nicht beendet.