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Gestern haben wir Honig geerntet und geschleudert. Beide sonst üblichen Ernten haben wir dabei zu einer einzigen zusammenfassen müssen. Die Ausbeute ist - wie zu vermuten gewesen ist - gering.

Unsere Beuten zum Abtransport - Bild: Florian Egle

Wie zu erkennen ist, haben wir nur von sieben Völkern den Honig entnehmen können. Einige der abgebildeten Zargen sind sogar noch nicht einmal komplett gefüllt.

Die Menge des geschleuderten Honigs habe ich nicht gewogen. Anhand der Füllungszustände der Lebensmitteleimer, in denen der Honig bis zum Abfüllen aufbewahrt wird, schätze ich, dass wir so zwischen 120 und 140 kg geerntet haben könnten. Die genaue Menge weiß ich natürlich erst nach dem Abfüllen.

Für dieses Jahr ist das wenig. Im Durchschnitt wären das dann 17 bis 20 kg je Volk. Das Beruhigende ist, dass es allen Imkern in diesem Jahr so geht. Schuld daran ist die ungewöhnliche Wetterlage vom April und Mai 2021. In dieser Zeit ist es einfach zu kalt und zu feucht gewesen.

Jetzt ruht der geschleuderte Honig erst einmal in seinen Gefäßen. Sobald er in wenigen Wochen zu kristallisieren beginnt, wird er gerührt und anschließend in Gläser abgefüllt. Dann kann ich genau sagen, wie groß die diesjährige magere Ernte gewesen ist.

Das Wort klingt etwas dramatisch. Von Flucht hören wir in den Medien ja täglich. Flucht hängt häufig mit Vertreibung zusammen.

Um Vertreibung geht es auch bei der Bienenflucht. Damit wir Imker den Honig der Bienen ernten können, vertreiben wir die Tiere aus dem Honigraum. Dazu gibt es verschiedene Verfahren.

Großimker nehmen häufig einen Laubsauger und blasen die Bienen mit einem starken Luftstrom von den Waben. Kleinimker wir wir könnten hierfür den Abkehrbesen einsetzen und von jedem Rahmen in Handarbeit die Bienen entfernen.

Eine weitere Möglichkeit stellt die Bienenflucht dar. Sie ist so etwas wie eine Drehtür mit Rücksperrventil. Die Tür dreht sich nur in eine Richtung. Die genannte Tür sieht in der Imkerei aber ein wenig anders aus.

Das Grundschema: unter den Honigraum wird ein Zwischenboden gelegt. In ihm sind ein oder zwei Löcher. Auf oder unter sie wird jeweils die Bienenflucht installiert. Der Klassiker ist die "italienische" Bienenflucht. Unter das Loch wird eine Kunststoffscheibe geklebt oder geschraubt, die ein Gangsystem enthält, das sich nach außen, zentrifugal, verkleinert. Bienen können diesen schmaler werdenden Gang vom Honigraum in die Beute laufen, aber nicht umgedreht.

Bienenflucht. Links der fertige Zwischenboden, rechts die italienische Bienenflucht

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es oft anders aus. Häufig bleibt der Honigraum voller Bienen, die dann mit dem Abkehrbesen von Hand abgekehrt werden müssen.

Vor wenigen Jahren habe ich einen anderen Typus von Bienenflucht entdeckt. Sie ist ebenfalls kreisförmig und wird auf der Oberseite des Zwischenbodens in das runde Loch eingelegt. In der Mitte befindet sich ein Durchlass in einem Schlitz. Von der Oberkante hängen gelbe Elemente schräg verlaufend herab, die problemlos auf dem Weg von oben nach unten passiert werden können. Für den Rückweg müssen sie allerdings angehoben werden, damit eine Biene unter ihnen in den Honigraum gelangen kann.

Zwischenboden über dem Absperrgitter
Alternativmodell der Bienenflucht über dem Absperrgitter eingelegt

Mit diesem Typus einer Bienenflucht habe ich in den letzten Jahren nur gute Erfahrungen gemacht. Die Honigräume sind leer.

Diese Bienenfluchten lege ich einen Tag vor der Honigernte ein. Das reicht meiner Erfahrung nach völlig aus. Bei der italienischen Flucht haben oft mehrere Tage nicht ausgereicht, um die Bienen aus dem Honigraum in die Beute zu treiben.

Beute vor Einlage der Bienenflucht
Die selbe Beute mit Einlage der Bienenflucht

Wie funktioniert die Bienenflucht? Das Pheromon der Bienenkönigin ist im gesamten Inneren einer Beute für die Bienen riechbar. Es vermittelt ihnen das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das "Wir"-Gefühl. Nach Einlage der Bienenflucht ist der Verbreitungsweg des Pheromons strömungstechnisch eingeschränkt mit der Folge, dass die Duftstoffkonzentration im Honigraum abnimmt.

Weil Duftspuren über die Kanäle der Bienenflucht für die Bienen noch wahrnehmbar sind, folgen sie ihnen hin zu Orten mit höherer Konzentration. Das ist unterhalb des Zwischenbodens stets der Fall. Die Bienen wandern entlang dieses Konzentrationsgradienten nach unten zu Räumen mit höherer Konzentration. Der Rückweg ist ihnen durch die Bienenflucht dann leider verwehrt. So einfach funktioniert das und wir Imker freuen uns ...

Nach der Kälteperiode im Frühling hat sich die Situation gewandelt. Draußen herrschen sommerliche Temperaturen. Es grünt und blüht nahezu überall. Auf unseren insektenfreundlichen Wiesen herrschen momentan die Farben weiß und gelb vor. Sie stammen vom Weißklee und dem Hornklee. Beides sind sehr bienenfreundliche Pflanzen. Entsprechend stark werden sie von Bienen frequentiert.

Klatschmohn im Weizenfeld
Knollen-Platterbsen im Weizenfeld

Aus den Weizenfeldern unseres Ortslandwirtes ragen rote und violette Flecken hervor. Die roten gehören zum Klatschmohn, die violetten erinnern mich zunächst an Wicken. Aber es sind keine, sondern Knollen-Platterbsen. Auch dies sind Schmetterlingsblüher und zudem bienenfreundlich. Wie kleine Inseln ragen sie am Wegesrand aus dem noch grünen ährentragenden Weizen hervor. Bienen tummeln sich häufig auf ihnen herum und schön anzusehen sind sie für unsere Augen auch noch.

Diese Erbsenart blüht von Juni bis Juli und ist an Feld- und Wegesrändern zu finden.

Wer mehr darüber erfahren möchte, hier ist der Link dazu:

https://de.wikipedia.org/wiki/Knollen-Platterbse

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