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Auf dem Außengelände des Plattnerhofs beginnt und endet ein Bienenlehrpfad. Lehrpfade gibt es inzwischen viele. Dieser zeichnet sich durch eine spannende Themenwahl und –vielfalt aus.

Besonders beeindruckend waren für mich drei sehr unterschiedliche große Themenbereiche:

  1. Sinneswahrnehmungen von Bienen
  2. Poesie über Bienen
  3. Verquickung (katholischer) Religion und Bienenzucht in Südtirol.

Zu den einzelnen Punkten möchte etwas schreiben und illustriere das gerne mit Photos vom Lehrpfad. Die Punkte 2 und 3 werden in einem gesonderten Beitrag beschrieben.

Sinneswahrnehmungen

Ein wichtiges Sinnesorgan ist nicht nur für uns Menschen das Auge. Wie sehen Bienen? Wie sehen sie ihre Umwelt im Vergleich zu uns Menschen? Auf dem Lehrpfad stehen hierzu verschiedene Tafeln.

Das Auge der Bienen ist ein sogenanntes Facettenauge. Viele Insekten sind damit ausgestattet. Unser vertrautes menschliches Sehen wird jedoch durch dieses Auge verändert. Während wir Menschen nur jeweils ein Auge auf einer Seite unseres Gesichtes haben, besteht das Facettenauge aus vielen kleinen Augen. Das hat verschiedene Konsequenzen.

Ein Beispiel:

Ein für uns Menschen konzentrischer Kreis wird von den Bienen nicht als solcher wahrgenommen.

Ein weiteres Beispiel:

Bedingt durch die vielen Teilaugen ist die Bildfrequenz eine andere als bei uns Menschen (24 Bilder je Sekunde)

und die Einzelbilder werden ebenfalls anders als bei uns Menschen in der Sehrinde des Gehirns zusammengefügt:

Wir Menschen sind dazu nur in der Lage, wenn wir entsprechende Brillen tragen, in denen die durcheinanderlaufenden Lichtschwingungen harmonisiert oder gefiltert werden. Für das Bienenauge ist das Erkennen von polarisiertem Licht der Normalzustand.

Auch die Farben werden von Bienen anders gesehen als wir es durch unser menschliches Auge gewohnt sind:

Eine Meisterleistung ist sowohl das Erkennen und Orten von Futterquellen als auch die damit verbundene Kommunikation mit den anderen Bienen im Volk.

Auf dem Lehrpfad stehen hierfür mehrere Tafeln. Die oben gezeigte stellt quasi die Aufgabe vor, die folgende die dazu benötigten Hilfsmittel:

Diese so gewonnenen Einstellungen werden auf die dritte Tafel entsprechend übertragen:

Fertig ist damit im Prinzip der Wegweiser zur Futterquelle.

Jetzt muss er nur noch den anderen Bienen mitgeteilt werden.

Bienen verfügen natürlich über weitere Sinne. Der Tastsinn ist im Dunkel eines Bienenstockes besonders wichtig.

Auch die Königin besitzt solche Fühler. Mit ihnen misst sie die Größe der zu bestiftenden Waben aus. Von der Wabengröße hängt es ab, ob Arbeiterinnen oder Drohnen herangezogen werden sollen. In die größeren Zellen, die Drohnenwaben, legt sie anschließend ein unbefruchtetes Ei, in die kleineren ein befruchtetes. Arbeiterinnen oder Königinnen können nur aus befruchteten Eiern entstehen.

Können Bienen hören?

Die Antwort heißt nein. Bienen nehmen die Vibrationen oder Schwingungen wahr.

Bienen haben weiterhin die Fähigkeit Magnetfelder wahrzunehmen und sich an den Feldlinien zu orientieren.

Lagesinn zur Orientierung im Raum:

 

Oberhalb von Bozen liegt in Wolfsgruben der Plattnerhof. In dessen altem und restaurierten Haus befindet sich heute ein Bienenmuseum. Die Besitzerfamilie hatte über mehrere Jahre hinweg alte Bienenstöcke und Bienenkörbe gesammelt, dazu jene Utensilien und Hilfsmittel, die auch heute noch in der modernen Imkerei benötigt werden.  

Eingang zum Museum

Der Plattnerhof – Bienenmuseum in Oberbozen

Das Museum besteht aus dem restaurierten Gebäude des ehemaligen Plattnerhofes und einem Bienenlehrpfad. Letzterer beginnt und endet vor der Eingangstür des Plattnerhofes. Das Hausinnere enthält im Erdgeschoß weitgehend die Einrichtung des früheren Anwesens. In einzelnen Räumen gibt es Schautafeln und Ausstellungsobjekte zum Thema Honig, Imkerei sowie eine gläserne Schaubeute, deren Flugloch nach draußen zeigt.

  Eine Schautafel zeigt die Definition von Honig der früheren Europäischen Gemeinschaft (EG), aus der später die EU geworden ist:

"Honig ist die Substanz,

deren Grundlage der Nektar und andere zuckerhaltige Lösungen sind,

welche die Bienen auf den Pflanzen sammeln,

durch körpereigene Stoffe bereichern,

sie dort umbilden,

in Waben ablegen und reifen lassen."

Im Untergeschoß imponiert eine große Zahl von sehr verschiedenen Beuten und Beutentypen aus der Vergangenheit.

Das System der Magazinbeuten wie sie heute verwendet werden, zeigt sich hier bereits in frühen Anfängen. Eine Beute sieht aus wie eine zusammengehaltene Zieharmonika. Sie stammt aus der Schweiz. Durch Einsätze ist sie erweiterbar. Die Einsätze werden wie in einem Schraubstock zusammengehalten. Erfinder dieses Systems war ein Herr Hubert.

      Viele der Holzbeuten waren vorne am Flugloch mit religiösen Motiven bemalt. Hierzu erzähle ich im Teil 2 dieses Beitrags ein wenig mehr.                          

Hier sind verschiedene Holzbeuten ausgestellt. Die Fluglöcher zeigen nach vorne zum Betrachter. Oben rechts steht die variable Magazinbeute von Herrn Hubert. Auf dem Tisch liegt eine Presse zur Herstellung von Mittelwänden.

In dieser Beute ist Platz für vier Völker. Damit die Bienen unterscheiden können zu welchem Volk sie gehören, sind ihre Fluglöcher farbig markiert worden.

Schwer zu erraten, dass diese Beuten aus der Schweiz stammen.

Rudolf Steiner bestimmte, dass in anthroposophisch orientierten Beuten eine Mischung aus Holz und Stroh die Wände bilden sollten.

Böse und niederträchtige Menschen gab es schon immer. Honigraub galt zwar als Frevel und wurde schwer bestraft, fand dessen ungeachtet trotzdem statt. Um ihn einzudämmen, wurde als Diebstahlsicherung ein Bügelverschluß über dem Deckel angebracht.

Ein anderer Schwerpunkt sind die Korbbeuten, auch Bienenkörbe oder nur Körbe genannt. Sehr verschiedene Formen und Typen sind im Hause ausgestellt.         Diese hier sind fast wie die Zargen der modernen Magazinimkerei zu verstehen. Je nach Situation können die Körbe vergrößert oder verkleinert werden.   Zusätzlich gibt es im Keller noch die Möglichkeiten der Filmvorführungen. Wir hatten mehrere Filme zum Imkern gesehen. Sie sind hochinteressant, erzählen allerdings die Wirklichkeit in den Bergen mit ihren doch ein wenig anderen Bedingungen. Lohnenswert sind die Filme auf alle Fälle. Mein Respekt und meine Wertschätzung für die alpinen Imker sind dadurch erheblich gestiegen.   Im Erdgeschoß gibt es eine kleine Infoecke. In ihr ist dieses Schnittmodell eine Biene ausgestellt. Sehr beeindruckend für mich ist hierbei die Honigblase oder der Honigmagen. Er enthält eine Art Ventilverschluß zum nachfolgenden Darm. In dieser Blase bzw. dem Magen sammeln die Bienen den Nektar. Zurück im Bienenstock geben sie ihn an die Stockbienen weiter, die ihn dann in mehreren Etappen in die Waben einlagern (siehe auch die Honigdefinition der EG weiter oben). Selten habe ich ein so anschauliches Modell gesehen.  

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