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(20.04.2024) Dieses Thema ist sowohl spannend als auch unangenehm zugleich. Auf das letztere komme ich später zurück.

Gerade im Frühling fällt in der Imkerei viel Wachs an. Um die Varroabelastung in den Bienenvölkern niedrig zu halten, verwenden wir eine biologische beziehungsweise biotechnische Methode. Hierbei wird an bestimmten Stellen innerhalb des Bienenvolkes ein normaler Rahmen gegen einen Bau- oder Drohnenrahmen ausgetauscht. Das sind völlig leere Rahmen ohne Draht und ohne Mittelwände. Die Bienen bauen hier im Wildbau ihre Waben auf. In fast allen Fällen sind diese Waben um einen Millimeter größer als üblich. Sie sind damit speziell für die Aufzucht von Drohnen gedacht.

Sind die Waben (Zellen) darin verdeckelt, brauchen die Drohnen genau 14 Tage bis zum Schlupf. Das sind zwei Tage mehr als bei den Arbeiterinnen. In dieser Zeit und in den Drohnenzellen kann sich die Varroamilbe wesentlich besser und stärker vermehren, weil sie hier zwei Tage besser geschützt ist. Dieses Phänomen nutzen wir aus. Sobald möglichst viele, im Idealfall alle, Zellen verdeckelt sind, wird der Rahmen aus dem Volk genommen und "geschnitten".

Die gesamte Masse an Wachs und den verdeckelten Waben wird dadurch entfernt. Der nun wieder leere Rahmen kommt zurück ins Volk. Die Bienen bauen ihn erneut aus und das Spiel beginnt von vorne.

Die entnommene Masse enthält sehr viel Bienenwachs, die Drohnenpuppen und viele Varroamilben. Ich friere dieses alles ein und sammle auf diese Weise genügend Material, damit ich die Trommel des Dampfwachsschmelzers damit füllen kann.

Manchmal fallen jedoch auch andere Waben an, die ausgeschmolzen werden sollen. Dazu zählen dunkle, also alte, Waben. Aber auch mit Wachsmotten befallene Rahmen kommen zum Ausschmelzen in die Trommel.

Was benötigt man hierfür? Ich verwende einen Metallbehälter (Trommel) und einen zugehörigen Dampferzeuger, von dem ein Schlauch in die Trommel hineinführt.

In die Trommel stelle ich die Rahmen und/oder die ausgeschnittenen Blöcke von den Drohnenrahmen.

Mit einem Deckel wird die Trommel verschlossen. Vom Dampferzeuger führt ein Schlauch durch den Deckel in das Trommelinnere. Der Dampf des siedenden Wassers wird darüber in die Trommel geleitet. Seine hohe Temperatur bring das Wachs zum Schmelzen.

Das geschmolzene Wachs läuft am Boden durch ein Auslassrohr nach außen und wird aufgefangen. Selten steht in der Trommel das reine Wachs. Meistens sind noch Nektar- oder Honigreste in den Waben mit dabei. Deshalb ist das erste, das unten erscheint, eine Mischung aus kondensiertem Wasserdampf und Honig/Nektar, Honigwasser (Vorlauf). Das eigentliche Wachs kommt erst daran anschließend.

Das flüssige Wachs schwimmt auf dem Honigwasser und erstarrt zu einer goldgelben Masse. Das sieht dann so aus:

Nach dem Erkalten sieht das dann wie folgt aus:

Am nächsten Morgen habe ich nochmals die Form mit dem gewonnenen Wachs photographiert. Es schwimmt noch im Honigwasser und sieht goldgelb aus.

Das Honigwasser wird abgegossen und vernichtet. Die gewonnene Scheibe Wachs sammle ich mit anderen bis zum Herbst.

Im Laufe des Jahres kommen auf diese Weise etliche Kilogramm reines Bienenwachs zusammen. Sie werden dann zum Aufarbeiten weggegeben. Hierbei wird das Wachs erneut erhitzt, geschmolzen und vor allen gereinigt. Das flüssige Wachs wird danach zu Mittelwänden umgearbeitet, die später wieder über die Rahmen in die Bienenvölker zurückkehren. Damit haben wir einen in sich geschlossenen Wachskreislauf. Das besonders Gute daran ist die Tatsache, dass das meiste von den Bienen selber im Wildbau erzeugt worden ist. Damit ist es das allerbeste Wachs überhaupt.....

Aber zurück zum angekündigten Unangenehmen: in den verdeckelten Waben befindet sich die Brut. Meistens ist es die Drohnenbrut, aber manchmal auch normale Arbeiterinnenbrut. Genauer gesagt sind das die Puppen, die sich in den Zellen zur Bienen entwickeln sollten. Diese Puppen werden in der Trommel dampfgegart. Das heißt, ihre Körper werden quasi gekocht und bleiben später als Abfall am Boden der Trommel liegen. Damit die Abflusswege nicht verstopfen, müssen sie regelmäßig entsorgt werden. Das ist das Unangenehme daran. Noch unangenehmer wird es, wenn die Entsorgung zu spät erfolgt und die Puppenkörper in der Trommel zu schimmeln und zu riechen beginnen ....

Manche Imker hängen ihre Drohnenrahmen draußen auf und bieten sie damit den Vögeln als Futter an. Auch Hühner freuen sich über dieses eiweißreiche Futter und picken die Puppen gerne auf. Bienenhygienisch betrachtet, geht das aber gar nicht! Bienen setzen sich auf den Rahmen nieder, nehmen die enthaltenen Varroamilben auf und tragen sie in ihr angestammtes Volk ein. Das enthaltene Wachs landet dann meistens im Müll. Wesentlich aufwändiger ist dagegen das Einschmelzen, trotz den unangenehmen Seiten daran. Dafür gibt es dann als Gewinn eben die eigenen Mittelwände im Wachskreislauf zurück!

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