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16. Juni 2019, morgens 7 Uhr. Es regnet. Schlechte Voraussetzungen zum Imkern, aber noch ist es noch etwas Zeit bis dahin. 10 Uhr. Es regnet noch immer. 10:20. Es hat aufgehört und der Boden trocknet bereits ab.

Um 10:45 bin ich mit allem nötigen "Gepäck" einschließlich meiner Kamera bei den Bienen auf der Streuobstwiese. Die Sonne scheint, die Wiese ist natürlich noch feucht. Zum Glück habe ich mir meine Gummistiefel angezogen.

Beim ersten Rundgang ist alles ruhig. Die Bienen schlafen mit Sicherheit nicht mehr, sind aber entweder noch nicht oder nur erst spärlich an den Fluglöchern und Flugbrettern zu sehen. Innerhalb weniger Minuten ändert sich das schnell. Kaum ist es trocken und nicht mehr bewölkt, sonnig, sind sie draußen und beginnen zu fliegen.

Wir haben uns heute nicht einmal so viel vorgenommen. Beim letzten Mal haben wir festgestellt, dass die Ableger hungern. Also sollen sie heute zusätzliches Futter erhalten.

Während ich an den Ablegern arbeite, geht Matthias zu den Wirtschaftsvölkern. Wir arbeiten parallel.

Die Ableger haben wir fast ausschließlich in normalen Zargen untergebracht. Beginnend mit drei Waben, füllen wir sie je nach Entwicklungszustand allmählich auf. Die zugesetzten Futtervorräte sind letzten Sonntag schon so gut wie aufgebraucht. Matthias hat ihnen deshalb jeweils eine Portion Futterteig zugegeben.

Beim Blick in die Beuten sieht es in der Tat recht trostlos aus. Die Speisekammern sind leer. Vom Futterteig sind nicht einmal mehr Reste zu finden. So kann sich der Ableger kaum zu einem starken Volk entwickeln. Aus unseren Vorräten habe ich deshalb weiteres Futter mitgebracht. Es ist ja in unserem eigenen Interesse, dass wir möglichst viele und möglichst starke Ableger und Jungvölker entwickeln, mit denen wir in den kommenden Winter gehen können.

Ableger in seiner Zarge
Futtersirup Apiinvert im Portionsbeutel

Die Oberseite dieses Portionsbeutel steche ich mehrfach mit einem sehr dünnen Nagel ein. Mit dieser Seite nach unten, wird der Beutel auf die Oberseite der Rahmen gelegt. Die Schwerkraft drückt den Sirup nach außen und die Bienen können das Futter einfach abnehmen.

Ableger mit Futtersirup

Dies sind jetzt 2,5 kg Zuckersirup, den die Bienen hier erhalten haben. Ich bin gespannt wie lange diese Menge ausreichen wird.

Ableger in seiner Zarge
gleicher Ableger mit aufgelegtem Futtersirup

Auf diese Weise habe ich fünf Ableger versorgt. Das reicht leider noch nicht aus, weil wir wesentlich mehr besitzen. Auf alle Fälle werde ich deshalb in den nächsten Tagen neues Futter besorgen für eine ausreichende Menge an Nachschub für alle Ableger sorgen.

Zum Spätsommer füttern wir unsere Bienen normalerweise auf die gleiche Weise mit einem festen Futterteig auf. Das ist bei den gebildeten Ablegern allerdings nicht sonderlich hilfreich. Ihnen fehlen noch die Flugbienen, die von außerhalb Wasser eintragen können. Also muss das Wasser per Futter gleich mit ins Haus geliefert werden.

Während ich an den Ablegern zugange bin, sieht Matthias einen Teil der Wirtschaftsvölker durch. Er fragt mich, ob wir noch einen Ablegerkasten übrig hätten. In einem Volk habe er einen Rahmen voller Weiselzellen entdeckt. Diese Weiselzellen sind vollständig verdeckelt. Wenn man die Entwicklungszeiten einer Bienenkönigin erinnert, sind diese Zellen in diesem Stadium bereits mindestens acht Tage alt.

Auflösung: auf dieser Wabe sind es zusammen auf der Vorder- und Rückseite zwanzig Weiselzellen gewesen. Alle verdeckelt und mit Puppen gefüllt.

Aus einem weiteren Rahmen, der vier Weiselzellen enthält, und entsprechenden Begleitrahmen mit Futter und Brut bildet Matthias einen neuen Ableger.

Ablegerkasten mit Weiselzellen innen

So viele Ableger wie in diesem Jahr haben wir schon lange nicht mehr gebildet. Wir werden sie hegen und pflegen, d.h. füttern und damit kräftig wachsen lassen. Zum Spätsommer kommt dann die Entscheidung, ob wir sie einzeln so belassen wie sie dann sind oder mit einem anderen Ableger zu einem doppelt so starken Volk vereinigen werden. Davon werde ich später berichten.

Noch ist die Schwarmzeit bei den Bienen nicht zu Ende. In einem anderen Wirtschaftsvolk habe ich bei der Kontrolle ein Spielnäpfchen gefunden, dass von den Bienen gerade zu einer neuen Weiselzelle umgebaut wird.

Vom Spielnäpfchen zur Weiselzelle

Das ursprünglich kugel- oder becherförmig aussehende Spielnäpfchen wird an seiner Wurzel bereits wabenförmig zur Königinnenzelle umgebaut. Das bedeutet, dass dieses Volk durchaus noch in Schwarmstimmung ist und wir aufpassen müssen, dass es nicht abschwärmt. Anfang bis Mitte Juli ist die Schwarmzeit in der Regel wieder vorbei. Bis dahin müssen wir noch aufpassen.

Neben dem oben erwähnten Volk steht ein vor kurzem gefangener Bienenschwarm. Bei seiner Durchsicht zeigt sich, dass alles in bester Ordnung ist. Dieses Volk ist stark, brütet kräftig, hat sämtliche ihm zugegebenen Mittelwände im Brutraum inzwischen voll ausgebaut. Auch in dem vor einer Woche aufgesetzten Honigraum sind die ersten Ausbauten im Gange.

Honigraum im Schwarmvolk

Der Blick in die Wabengassen, den Raum zwischen den einzelnen Rahmen, im Honigraum offenbart, dass auch hier kräftig gebaut wird. Die ersten Zellen sind bereits mit Nektar gefüllt.

In der Reihe dieser Völker stehen ebenfalls noch zwei Ableger. Bei einem habe ich einen kuriosen Wildbau entdeckt. Von der Abdeckfolie ausgehend wächst ein Tropfen mit Zellen nach unten.

Wildbau an Abdeckfolie, stehend
Wildbau an Abdeckfolie, hängend wie im Original

Dieser Wildbau hängt unmittelbar neben der letzten Wabe von der Decke im freien Raum.

Auf unserer Streuobstwiese blüht es zur Zeit kräftig. Eine Blüte ist mir dabei besonders aufgefallen:

Blüte auf unserer Streuobstwiese: orangerotes Habichtskraut

Daheim habe ich sogleich mein Bestimmungsbuch zu Rate gezogen. Es handelt sich hierbei um das orangefarbene Habichtskraut. Laut Information aus dem Bestimmungsbuch kommt es wild ziemlich selten vor. Von daher dürfen wir uns glücklich schätzen, diese seltene Pflanze bei uns zu haben.

Jetzt, mitten in den heißesten Tages des Jahres mit Temperaturen bis 38 Grad, an den Winter zu denken, klingt ungewöhnlich und fast schon ein wenig verrückt. Und doch müssen wir bei den Bienen vorausschauend an den Winter denken.

Mit der Honigernte haben wir ihnen fast die gesamten Wintervorräte genommen. Die Tracht ist inzwischen weitestgehend vorbei. Damit können die Bienen kaum noch genügend Nahrungsvorrat für den kommenden Winter einlagern. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass wir Imker daran denken und den Bienen helfen, damit sie im kommenden Winter nicht verhungern müssen.

Als Ersatz für den von uns Menschen "geraubten" Honig erhalten die Bienen Zucker. Entweder als fertige Teigmischung oder als Flüssigzucker. Man kann sich das Winterfutter selber herstellen. Aus Gründen der Bequemlichkeit verwenden wir jedoch im Fachhandel erhältliche fertig konfektionierte Ware.

links die 15 kg-Blöcke, rechts die noch eingepackten Portionsbeutel zu 2,5 kg Futterteig

Nach der Brutentnahme sind die Bienen inzwischen fleißig dabei, um ihre Waben wieder aufzubauen. Auch das kostet sie Energie.  Die im Volk belassenen Futterwaben sind inzwischen aufgebraucht, Pollen und Nektar tragen die Flugbienen noch in bescheidenem Maße ein.

Damit das Volk nach dem schweren Eingriff der Brutentnahme sich erholen kann, kommt es jetzt bereits sein Winterfutter.

Gäben wir den Bienen Flüssigfutter in Form eines Zuckersirups, würden sie ihn sehr schnell in ihre Waben einlagern. Damit steigt die Gefahr, dass sie die Wabenflächen mit Nahrung belegen und somit kein Platz mehr für die Königin zum Eierlegen bleibt. Um das zu vermeiden, verfüttern wir einen fertigen Futterteig. Die Nahrungsaufnahme und das Einlagern in die Waben dauern hier wesentlich länger, so dass genügend Platz für das Brutnest bleibt.

Bei der Brutentnahme haben wir die zweizargigen Völker auf eine Zarge eingeengt. Jetzt heben wir das wieder auf. Die Bienen erhalten einen zweiten Brutraum aufgesetzt. In ihm befinden sich die ausgeschleuderten leeren Honigwaben. Hierin befinden sich noch kleine Reste von Honig, den die Bienen begierig aufnehmen und als Vorrat benutzen.

Auf die Oberseiten dieser Rahmen stellen wir einen 15 Kilogramm schweren Block aus Futterteig. Um ihn herum kommt eine Leerzarge, auf ihn herauf die Abdeckfolie und der Abschlussdeckel. Damit können die Bienen ohne ihre Behausung zu verlassen den Futterteigblock langsam aufnehmen. Für uns Imker hat das den Vorteil, dass wir nun vier Wochen lang nicht nach den Bienen sehen müssen. So lange wird es in etwa dauern, bis der Block aufgefressen und eingelagert worden ist.

15 kg-Block Futterteig noch ohne umgebende Leerzarge

Bei den Ablegern verfahren wir ähnlich. Nur, dass sie zwei Portionsbeutel Futterteig zu jeweils 2,5 Kg erhalten. Die Anzahl der Bienen ist hier deutlich geringer als in einem bestehenden Volk. Kontrollen sind deshalb hier etwas früher notwendig, um eventuell nachzufüttern.

vor der Auffütterung: einzargig

nach der Auffütterung: der zweite Brutraum und darüber die Leerzarge mit dem Futterblock

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