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Mitte/Ende August 2018. Der Sommer geht trotz der anhaltenden Hitze langsam auf sein Ende zu. Draußen sieht es, wegen der Hitze, bereits frühherbstlich aus. Die ersten Blätter liegen auf dem Boden, ebenso das erste Fallobst. Zum Eigenschutz werfen die Bäume vorzeitig ihre Früchte ab.

Auf unserer Streuobstwiese stehen sechzehn Beuten mit Völkern und Ablegern. Wir können ganz zufrieden auf die letzten Monate zurückblicken. Unsere Beutenzahl hat sich verdreifacht. Zähle ich die beiden extern aufgestellen Beuten mit, dann sogar verdreifacht. Mit dabei sind ein zugekauftes Volk, ein Bienenschwarm und viele Ableger, die wir vor Ort gezogen haben.

In den kommenden Wochen gilt es nun, die Bienen langsam auf den Winter vorzubereiten. Sie erhalten bereits jetzt ihre erste Einfütterung. Volk für Volk wird in den nächsten Wochen daraufhin durchgesehen wie sich die Brut entwickelt und ob genügend Futter eingelagert worden ist.

In den umgebenden Wiesen blüht es noch kräftig. Vor allem Kleearten wie Hornklee und Rotklee dominieren hier. Sie blühen bis Mitte September und bieten den Bienen sowohl viel Nektar als auch Pollen. Damit ist der natürliche Tisch für die Bienen noch eine Zeit lang gedeckt. Wir helfen mit der Auffütterung nach und versuchen so, den Bienen optimale Startbedingungen für den Winter zu geben.

Das Blütenangebot wird langsam trotzdem spärlicher. Dadurch sinkt auch der Stress für die Flugbienen. In diesen Wochen werden deshalb im Volk bereits die Winterbienen aufgezogen. Im Gegensatz zu sen Sommerbienen leben sie mehrere Monate. Sie sind am Ausgang des Winters diejenigen, die die Pflege des neuen Volkes übernehmen. Von daher ist es wichtig, dass wir mit möglichst vielen und möglichst gesunden Winterbienen in das kommende Jahr gehen können.

Wenn es draußen kalt wird, ziehen die Bienen sich zu einer Traube im Inneren der Beute zusammen. Im Kern der Traube halten sie eine Temperatur von 20° konstant, auch wenn es draußen sogar deutlich kälter sein kann. Damit das möglich ist, brauchen sie eines: Nahrung. Ohne Vorräte ist das Überleben des Volkes leider nicht möglich.

Meistens um Weihnachten herum ist die Brutzeit beendet. Vorausgesetzt, dass es draußen kalt genug geworden ist. Zu diesem Zeitpunkt erfolgt dann die zweite Varroabehandlung. Hierbei wird mit Zucker versetzte Oxalsäure in die Gänge zwischen den Waben geträufelt. Das verleitet die Bienen dazu sich gegenseitig zu putzen und die Oxalsäure in sich aufzunehmen. Dabei säuert sich ihre Hämolymphe an, was den Milben weder gefällt noch bekommt. Sobald sie die saure Hämolymphe aufsaugen, sterben sie ab. Bienen haben kein Blut wie wir Menschen oder viele andere Tiere. Stattdessen tragen sie in sich eine Ersatzflüssigkeit, die Hämolymphe.

Im Januar oder Februar, sobald es draußen wieder warm wird, beginnt die Königin erneut mit der Eiablage. Die Winterbienen übernehmen die Brutpflege, tragen den ersten Pollen von der Salweide und der Hasel ein und sterben in den folgenden Wochen ab. Die geschlüpften neuen Bienen übernehmen dann ihre Aufgaben und der Kreis schließt sich damit.

 

Am Mittwochabend, 22.09.2018,  lief in der Kulturzeit auf 3sat ein Bericht über eine Ausstellung im Kunstmuseum Heidenheim. Dabei geht es um Bienen.

Hier der Link zum Museum:

https://kunstmuseum-heidenheim.de/zippel

 

Der Link zur 3sat-Mediathek:

Bienenreich in Heidenheim

Unumstritten waren Mark Twain und seine Werke nie. Sein Huckleberry Finn belegt in der Liste der American Library Associaton (ALA) den achtbaren 14. Rang der „most challenged books“. Ein Euphemismus für Zensur und Zensurversuche von Gruppierungen mit oftmals durchaus zweifelhafter Zielsetzung.

Twain hat auch einen Kurzessay über die Biene verfasst, in dem er sie zur menschlichen Familie zählt. Sein Urteil gründet auf den Forschungs- und Wissensstand um die vorletzte Jahrhundertwende, somit bezieht der Text einen Teil seines Reizes für den Imker nicht zuletzt aus dem Abgleich zum heutigem Wissen über die Insekten:

Mark Twain

Die Biene

Maeterlinck war es, der mir die Biene nähergebracht hat. Damit meine ich auf übersinnliche und poetische Weise. Einen geschäftlichen Kontakt hatte ich früher gehabt. Damals, als ich ein Junge war. Es ist seltsam, dass ich mich an eine solche Formsache so lange erinnere; es muss annähernd sechzig Jahre her sein.

Bienenforscher sprechen von der Biene immer als „sie“. Das kommt daher, dass all die wichtigen Bienen von diesem Geschlecht sind. Im Bienenstock gibt es eine verheiratete Biene, Königin genannt. Sie hat 50.000 Kinder, von denen sind etwa einhundert Söhne, der Rest sind Töchter. Einige der Töchter sind junge Jungfern, einige alte Jungfern – und alle sind Jungfrauen und bleiben es auch.

In jedem Frühling kommt die Königin aus dem Stock und fliegt mit einem ihrer Söhne davon und ehelicht ihn. Die Flitterwochen dauern nur eine Stunde oder zwei, dann verstößt die Königin ihren Gatten und kehrt nach Hause zurück, fähig, zwei Millionen Eier zu legen. Das wird reichen, das Jahr zu überdauern, doch nicht für mehr als genug, denn Hunderte von Bienen ertrinken jeden Tag, und weitere Hunderte werden von Vögeln gefressen, es ist die Aufgabe der Königin, den Bestand auf dem üblichen Niveau zu halten – sagen wir 50.000. Sie muss während der Hauptsaison, welche der Sommer ist, immer so viele Kinder zur Verfügung und zur Leistung bereit haben, ansonsten würde der Winter die Gemeinschaft bei einer Lebensmittelknappheit erwischen. Sie legt 2.000 bis zu 3.000 Eier pro Tag, gemäß Erfordernis. Und sie muss ihr Urteilsvermögen einsetzen, während einer mageren Blütentracht nicht mehr als nötig zu legen, doch nicht weniger als gefordert während einer üppigen, sonst wird sie der Aufsichtsrat entthronen und eine Königin mit mehr Gespür wählen.

Es gibt immer einige königliche Erbinnen im Bienenstock, die bereit sind, ihren Platz zu übernehmen – bereit und mehr als begierig darauf, obwohl sie ihre eigene Mutter ist. Diese Mädchen werden unter sich gehalten und von Geburt an königlich genährt und gehütet. Keine anderen Bienen bekommen solch ausgezeichnetes Futter wie sie oder leben solch ein hohes und luxuriöses Leben. Demzufolge sind sie größer und länger und gepflegter als ihre arbeitenden Schwestern. Und sie haben einen gebogenen Stachel, geformt wie ein Krummsäbel, während die anderen einen geraden haben.

Eine gewöhnliche Biene wird alle und jeden stechen, aber ein Mitglied des Königshauses nur seinesgleichen. Eine gewöhnliche Biene wird eine andere gewöhnliche Biene aus triftigen Gründen stechen und töten, aber wenn es notwendig wird, die Königin zu töten, werden andere Methoden eingesetzt. Wenn eine Königin alt und matt geworden ist und nicht genügend Eier legt, ist es einer ihrer königlichen Töchter erlaubt, sie zu attackieren. Der Rest der Bienen schaut dem Duell zu und erlebt ein faires Spiel. Es ist ein Duell mit den gebogenen Stacheln. Wenn in arger Bedrängnis eine der Kombattantinnen aufgibt und davonläuft, wird sie zurückgebracht und muss es wieder versuchen – einmal, vielleicht zweimal. Dann, wenn sie noch einmal um ihr Leben rennt, wird ihr der Tod durch Gerichtsurteil zuteil. Ihre Kinder formen sich um ihre Person zu einer Kugel und halten sie zwei oder drei Tage in diesem festen Griff, bis sie zu Tode hungert oder erstickt wird. Währenddessen empfängt die obsiegende Biene die königlichen Ehren und verrichtet die eine königliche Aufgabe: Eier legen.

Was die Moral des Mordes per Gerichtsurteil anbelangt, so ist das eine politische Angelegenheit und wird später an geeigneter Stelle diskutiert werden.

Den überwiegenden Teil ihres kurzen Lebens von fünf oder sechs Jahren lebt die Königin in der ägyptischen Finsternis und der vornehmen Abgeschlossenheit ihrer königlichen Gemächer mit niemandem um sich herum außer ihren plebejischen Bediensteten, die ihr anstelle der Liebe, nach der ihr Herz hungert, die leere Zuneigung ihrer Lippen geben, die sie im Interesse ihrer wartenden Erbinnen ausspionieren und ihnen ihre Schwächen und Unzulänglichkeiten zutragen und ihnen gegenüber aufbauschen, die vor ihr um sie herumscharwenzeln und sie umschmeicheln, aber sie hinterrücks verleumden, die zu Zeiten ihrer Macht vor ihr kriechen und sie in ihrem Alter und ihrer Schwäche im Stich lassen. Dort sitzt sie, ohne Freunde, die lange Nacht ihres Lebens hindurch auf ihrem Thron, durch eine goldene Sperre abgeschnitten vom tröstenden Mitgefühl, von der süßen Kameradschaft und der liebenden Zärtlichkeit, nach der sie sich verzehrt; ein tristes Exil in ihrem eigenen Haus und Hof, mattes Objekt feierlicher Zeremonien und maschineller Verehrung, geflügeltes Kind der Sonne, heimisch in der freien Luft und dem blauen Himmel und den blumenübersäten Feldern, vom trefflichen Zufall ihrer Geburt dazu verdammt, diese unschätzbare Erbschaft gegen eine schwarze Gefangenschaft zu tauschen, eine rauschgoldene Würde und ein liebloses Leben mit Schimpf und Schande am Ende und einem grausamen Tod – und vom menschlichen Instinkt in ihr dazu verurteilt, die Abmachung als kostbar anzuerkennen!

Huber 1), Lubbock 2), Maeterlinck 3) – genau genommen alle bedeutenden Experten – waren sich einig in ihrem Bestreiten, dass die Biene ein Mitglied der menschlichen Familie sei. Ich weiß nicht, warum sie das getan haben, aber ich denke aus unredlichen Beweggründen. Nun, die unzähligen Fakten, die durch ihre eigenen gewissenhaften und gründlichen Versuche ans Licht kamen, beweisen, dass, falls es auf der Welt einen führenden Narren gibt, dieser die Biene ist. Das scheint es zu klären.

Aber das ist die Art des Wissenschaftlers. In der Absicht, eine bestimmte Theorie zu beweisen, wird er dreißig Jahre damit zubringen, ein Gebirge an Fakten aufzuhäufen. Dann ist er mit dem Erreichten so glücklich, dass er üblicherweise das wichtigste Hauptfaktum von allen übersieht: dass seine Anhäufung etwas ganz Anderes beweist. Wenn man ihn auf diesen Fehlschlag hinweist, antwortet er nicht auf die Briefe; wenn man vorspricht, um ihn zu überzeugen, macht der Bedienstete Ausflüchte und lässt einen nicht vor. Wissenschaftler haben abscheuliche Umgangsformen, es sei denn, man unterstützt ihre Theorien. Dann kann man von ihnen Geld leihen.

Um ganz fair zu bleiben gestehe ich ein, dass hin und wieder einer von ihnen einen Brief beantworten wird, aber wenn sie einer Erörterung ausweichen, kann man sie nicht festnageln. Als ich entdeckte, dass die Biene menschlich ist, schrieb ich darüber all jenen Wissenschaftlern, die ich gerade erwähnt habe. Hinsichtlich Ausflüchten ist mir nichts unter die Augen gekommen, dass den erhaltenen Antworten gleichgekommen wäre.

Nach der Königin ist die Persönlichkeit, die als nächste hinsichtlich der Wichtigkeit im Bienenstock kommt, die Jungfer. Die Jungfern zählen 50.000 oder 100.000 an der Zahl und sie sind die Arbeiterinnen, die Arbeitskräfte. Keine Arbeit wird erledigt, sei es im Bienenstock oder außerhalb, wenn nicht von ihnen. Die Männchen arbeiten nicht, die Königin arbeitet nicht, es sei denn, Eier legen ist Arbeit, aber das scheint mir nicht so. Es gibt eh nur zwei Millionen davon, und fünf Monate, den Auftrag auszuführen. Die Verteilung der Arbeit in einem Stock ist so ausgeklügelt und aufwändig arbeitsteilig wie in einem riesigen amerikanischen Maschinensaal oder einer Fabrik. Eine in einer der vielen und verschiedenen Gewerbe des Unternehmens ausgebildete Biene vermag es nicht, irgendein anderes auszuführen und wäre beleidigt, wenn man sie fragte, bei irgendetwas außerhalb ihrer Profession zur Hand zu gehen. Sie ist so menschlich wie ein Koch. Und wenn man vom Koch forderte, bei Tisch zu bedienen, dann weiß man, was passieren würde. Köche würden, sofern gewünscht, Klavier spielen, aber da würden sie die Grenze ziehen. Zu meiner Zeit habe ich von einem Koch verlangt, Holz zu hacken – ich weiß, wovon ich spreche. Selbst ein Dienstmädchen hat ihre Grenzen; sicher, sie sind undeutlich, sie sind unzureichend definiert, gar anpassungsfähig, aber es gibt sie. Das ist keine Vermutung, es gründet auf dem Absoluten. Und dann die Butler. Tragen Sie mal dem Butler auf, den Hund zu säubern. Es ist genau wie ich sage; es gibt auf diese Weise so viel zu lernen, ohne in Büchern nachzuschlagen. Bücher sind sehr gut, aber Bücher decken nicht das gesamte Spektrum der ästhetischen menschlichen Kultur ab. Berufsstolz ist einer der härtesten Knochen, die es gibt, wenn nicht gar der härteste. Zweifellos ist das im Bienenstock genauso.

1) Ludwig Huber (* 02.02.1814; † 10.10.1887), „Vater der badischen Imker“, Verfasser des Handbuchs „Die neue, nützliche Bienenzucht“(1857; englische Übersetzung?). Zeitlich gesehen kann es sich nicht um François Huber (* 02.07.1750 † 22.12.1831, Naturforscher aus der Schweiz) gehandelt haben, dessen Werk „Nouvelles observations sur les abeilles” (1792) ab 1806 in englischer Übersetzung unter dem Titel „New Observations on the Natural History Of Bees“ verfügbar war. Twain gibt im Text an, Huber einen Brief geschrieben zu haben, François Huber starb jedoch vor seiner Geburt.

2) John Lubbock, 1. Baron of Avebury (* 30.04.1834 † 28.05.1913) war ein bedeutender britischer Anthropologe, Paläontologe, Botaniker und Entomologe. Eines seiner Hauptwerke war „Ants, bees and wasps“ (1882).

3) Maurice Maeterlinck (* 29.08.1862; † 06.05.1949), belgischer Schriftsteller und Dramatiker, Träger des Nobelpreises für Literatur (1911); „La vie des abeilles“ (1901), noch im selben Jahr auf Deutsch und Englisch erhältlich („Das Leben der Bienen“, „The life of bees“).

Originaltext mit dem Titel “The bee” in „What is man? And other essays“, Harper & Brother Publishers, New York and London, 1917 – also mehrere Jahre nach dem Tod von Twain. Die Entstehungszeit von “The bee” ist nicht genau zu datieren. Twain schreibt jedoch, dass sein „geschäftlicher Kontakt“ zur Biene als Junge annähernd 60 Jahre her sei, zudem ist Maeterlincks Werk „Das Leben der Bienen“ erst 1901 erschienen, somit dürfte der Text um 1901 oder kurz darauf entstanden sein.

© der deutschen Übersetzung: Matthias Adler-Drews

Sammelbrutableger in Bergen-Enkheim

Anfang Juli habe ich bei den Völkern die vollständige Brutentnahme durchgeführt. Sämtliche Rahmen, die Brut enthalten, habe ich dabei aus dem Volk entfernt und zu Sammelbrutablegern zusammengestellt. Drei sind es insgesamt geworden. Zwei haben ihren neuen festen Platz in der Frankfurter Römerstadt am Rande des Niddaparks, der dritte einen vorübergehenden Standort in Frankfurt-Bergen-Enkheim erhalten.

Alle Sammelbrutableger sind weisellos, haben also keine Königin. Weil in jedem Ableger frische Eier in den Zellen sind, können die Bienen sich aus ihnen selbst eine neue Königin heranziehen. Das dauert 15 bis 16 Tage. Wenige Tage nach ihrem Schlupf fliegt sie zu ihrem Hochzeitsflug aus. Nach ihrer Rückkehr benötigt sie noch ein paar Tage Pause bevor sie mit der Eiablage beginnt und so den Grundstock für ein neues Volk bildet.

Im Sammelbrutableger ist es durch das Fehlen einer Königin vorübergehend zu einer Brutunterbrechung gekommen. Für die Varroamilben fehlt damit die Möglichkeit des eigenen Vermehrens in der geschlossenen Brut. Bis die Königin wieder in Eiablage geht, dauert es vier Wochen. Anschließend ist die neue Brut noch 8 Tage offen und wird erst am 9. Tag verdeckelt. Die Brutpause ist also relativ lang. Viele Milben sterben deshalb bereits in dieser Zeit ab.

Unterstützt wird das Absterben der Varroamilben noch durch eine ergänzende Säurebehandlung drei bis vier Wochen nach Bildung des Sammelbrutablegers. Dieser Zeitpunkt ergibt sich aus biologischen Gründen: die Entwicklung einer Biene vom Ei bis zum Schlupf dauert 21 Tage. Nach drei Wochen dürften also aus allen vorhandenen Eiern geschlüpfte Bienen geworden sein.

Mit der Säurebehandlung werden die auf den Bienen ansitzenden Varroamilben erreicht und abgetötet. Es kommen auf diese Weise zwei unterschiedliche Verfahren zur Varroabekämpfung im Ableger zusammen. Wichtig ist es, mit der Säurebehandlung zu beginnen, bevor die Königin in die Eiablage getreten und die neue Brut verdeckelt ist.

Als Behandlungssäure habe ich Oxalsäure benutzt. Sie ist seit dem letzten Jahr für die Sprühbehandlung im Sommer neu zugelassen und wird flächig auf das gesamte Wabenwerk Rahmen für Rahmen aufgesprüht. Die so behandelten Bienen habe ich anschließend noch einige Tage stehengelassen. Gestern Abend ist das Flugloch verschlossen worden.

Heute am späten Vormittag haben wir die Beute samt Einwohnerinnen mit zwei Spanngurten fest verschlossen, auf einer Sackkarre zum Kofferraum unseres Autos transportiert und darin abgestellt. Die Spanngurte verhindern, dass sich die Beute während des Transportes öffnet und die Bienen im Auto frei fliegen können.

Sammelbrutableger in Spanntgurtsicherung

Mit Hilfe einer Schubkarre haben wir die Beute bei uns dann zum vorgesehen Standplatz gefahren. Vor dem Öffnen des Fluglochs habe ich noch allerhand Pflanzen entfernt, die den Flug der Bienen behindert hätten. Zum leichteren Landen und Starten habe ich beim Öffnen des Fluglochs noch ein Anflugbrett angehängt.

Aufgestellter Sammelbrutableger

Gleichzeitig haben die Bienen ihre erste Winterfütterung oder Auffütterung erhalten, damit sie genug Wintervorräte einlagern können. Wie üblich habe ich dazu fertigen Futterteig verwendet.

Sammelbrutableger fertig aufbereitet an Ort und Stelle

Um diese Völker geht es.

Zwei unserer Völker dümpeln so vor sich hin. Die Königin legt zwar Eier. Aber die Volksentwicklung ist eher bescheiden. Mit anderen Worten: die gelegten Eier und die Leistungen der jeweiligen Königin sind von schlechter Qualität.

Was tun?

Der Imker nennt das Umweiseln. Weisel ist die alte Bezeichnung für die Königin. Beim Umweiseln wird die alte gegen eine neue Bienenkönigin ersetzt.

Aber zuvor muss die alte Königin aus dem Volk entfernt werden. Mit anderen Worten: es muss ein Königinnenmord geschehen. Erwerbsimker machen das regelmäßig und tauschen die Königinnen teilweise sogar jährlich aus.

Austauschen ist hierbei natürlich eine freundliche Umschreibung für Mord. Ein anderer Ausdruck hierfür ist Abdrücken. Die Königin (alt) wird dann abgedrückt. Das beschreibt in der Tat auch den Tötungsmechanismus. Zur Zerdrücken wird die Bienenkönigin kurz und schmerzlos getötet.

Ich habe mich damit zu Beginn meines Imkerns sehr schwer getan. Aber man muss wissen, dass eine Königin sich nicht selber ernähren kann. Hierfür hat sie ihren Hofstaat, der sie füttert. Ohne ihn würde sie schlicht langsam verhungern.

Gestern habe ich aus dem Taunus zwei neue Königinnen geholt. Frank züchtet sie aus Zuchtmaterial des Bieneninstitutes Kirchhain. Er hält die Völker in Mini-Plus-Beuten. Beide in Betracht kommenden Beuten hat er für mich geöffnet und mir darin die jeweilige Königin gezeigt.

Mini plus Beute bei Frank im Taunus
Die Königin mit dem roten Punkt bevor sie gekäfigt worden ist.

Diese Königinnen hat er mit seinen Fingern gegriffen und in den Zusetzkäfig gesteckt. Auf die gleiche Art und Weise fing er einzelne Stockbienen, die er als Hofstaatbienen der Königin zusetzte. Mir hat das sehr imponiert wie er mit seinen bloßen Fingern sämtliche Bienen gefangen hat und die Bienen dabei sehr ruhig geblieben sind ohne zu stechen.

Die gefangenen Königinnen mit ihren Hofstaatbienen

Heute, am 12.8.2018, habe ich sie in ihren Käfigen in die jeweiligen Völker eingesetzt.

Das Umweiseln ist erstaunlich schnell gegangen. Das Hauptproblem ist, die alte Königin im Bienenvolk zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass auf den Oberträgern des zweiten Brutraums in jedem Volk ein Block mit Futterteig steht, damit die Bienen bereits schon jetzt aufgefüttert werden.

Aber manchmal hat man ja Glück. Ich habe erst hin- und herüberlegt, ob ich nicht einfach ein Absperrgitter aufsetzen, eine neue Zarge darauf stellen und darin einen weiteren Ableger aufbauen soll, der die neue Königin bekommen wird. Das wäre der Einstieg in die Doppelköniginnenhaltung. Das wäre natürlich sehr bequem und eine willkommene Ausrede, um nicht nach der alten Königin suchen und sie töten zu müssen.

Ich habe mich nicht dazu entschieden, sondern bin ein wenig auf Risiko gegangen. In einem der beiden Bruträume muss die Königin ja sein. Deshalb habe ich mich entschlossen bei beiden Völkern den oberen Brutraum mit dem Futterteig einfach beiseite zu stellen und in der unteren Zarge mit der Suche zu beginnen. Beide Königinnen sind gelb markiert. Wider erwarten habe ich sie in beiden Völkern auch unten über den Brutnestern gefunden.

Dann hieß es mutig sein. Bei Frank habe ich gestern erleben können, wie er mit bloßen Fingern seine Bienen anfasst. Das hat schon ein wenig motiviert es ihm gleich zu tun. Allerdings habe ich meine Handschuhe dabei getragen. Nach mehreren Versuchen hat es dann geklappt. Ich halte die Königin in den Fingern und drücke einfach zu. Es ist dann doch weniger unangenehm als befürchtet gewesen....

Jetzt haben die Völker eine neue Königin und können vermutlich/hoffentlich  besser gedeihen. Voraussetzung dafür ist, dass die Königin angenommen wird. Um die Chance hierfür zu erhöhen, habe ich das Schlupfloch im Käfig etwas eingeengt. Es ist mit Futterteig verschlossen. Von beiden Seiten her, innen im Käfig und außen im Volk, muss es frei gefressen werden, damit die Königin in das neue Volk laufen kann. Durch die Einengung dauert es etwas länger bis es soweit ist. Dadurch könnte die Chance steigen, dass das Volk den Geruch der Bienenkönigin besser annimmt und sie damit eher akzeptiert.

Das bleibt jedoch ein Risiko. Ob es geklappt hat, wissen wir in etwa zwei Wochen, wenn wir die erste Kontrolle im Volk durchführen. Dann sollten wir sowohl die Königin als auch ihre Eier und Larven unterschiedlichen Stadiums sehen können.

Kleiner Nachtrag: die Königinnen eines jeden Jahrgangs sind mit einer Farbe markiert. Hierdurch lässt sie sich dem Jahrgang leicht zuordnen. Alle fünf Jahre wiederholt sich die Farbe. Das reicht aus, weil die Königinnen in der Regel nicht älter als fünf Jahre werden. In 2018 ist die Weiselfarbe rot, in 2017 ist sie gelb gewesen.

Vor vier Wochen haben wir die vollständige Brutentnahme bei unseren Völkern durchgeführt. Hierbei haben wir alle bruthaltigen Waben/Rahmen entfernt und zu drei Sammelbrutablegern vereinigt. Diese Sammelbrutableger haben wir in über 2 Km Entfernung in Frankfurt aufgestellt und sich zunächst selber überlassen.

Der Grund dafür ist sehr einfach: in den einzelnen Waben befinden sich zu Beginn noch die Brutnester mit der verdeckelten und unverdeckelten Brut. Diese Brut muss noch erst auslaufen, also schlüpfen. Bei den Arbeiterinnen dauert das ziemlich genau 21 Tage von der Eiablage bis zum Schlupf.

Mangels vorhandener Königin muss das Volk sich parallel dazu auch noch eine Königin aus einem der vorhandenen Eier heranziehen. Das dauert von der Eiablage bis zum Schlupf 16 Tage. Bis die Königin dann von ihrem Begattungsflug zurückgekehrt ist und selbst mit der Eiablage beginnt, dauert es noch einmal sieben bis zehn Tage.

Das ist der Grund, weswegen ich diese Ableger erst jetzt geöffnet haben. Ich sehe jetzt nach ausreichend langer Wartezeit, ob sich die Bienen nun zu einem Jungvolk entwickeln können.

Bei der Durchsicht bin ich auf das Angenehmste überrascht worden: auf keinem der Rahmen ist noch geschlossene Brut zu sehen, in beiden Ablegern habe ich sowohl frische Eier als auch Maden gefunden. Mit anderen Worten, in beiden Ablegern haben die Bienen sich erfolgreich eine neue Königin herangezogen. Damit kann die Bildung zweier neuer Jungvölker beginnen.

Der zweite Grund, weswegen ich die Völker durchgesehen habe, ist der der Varroabehandlung. Sämtliche entnommenen Waben sind ja voll Varroamilben gewesen. Jetzt, im Stadium einer offenen Brut, ist der ideale Zeitpunkt, um gegen die Milben vorzugehen.

Zu diesem Zweck werden alle Rahmen einzeln herausgezogen und auf beiden Seiten mit Oxalsäure besprüht. Oxalsäure ist seit dem letzten Jahr auch in dieser Form zur Sprühbehandlung zugelassen worden.

Neben der Behandlung gegen die Varroamilbe, nutze ich das natürlich aus und gebe den Bienen den ersten Futterteig zur Auffütterung. Jedes der beiden Völker erhält 5 kg Futterteig. An Honigvorräten haben beide Völker zwar sehr viel, aber der Winter kommt noch. Außerdem möchte ich sichergehen, dass die Bienen im Winter oder gar erst im Frühjahr nicht verhungern müssen.

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