(04.06.2023) Heute ist es soweit. Mittags fahre ich von Frankfurt nach Langen und hole "Zuchtstoff". Dieser Begriff irritert mich sehr. Was ist damit gemeint?
Um neue Bienenköniginnen zu ziehen, zu züchten, benötigt sowohl jedes Volk als auch jeder Imker frische Larven. Die von einer Bienenkönigin gelegten Eier sind sowohl für die Entwicklung von Arbeiterinnen als auch von Königinnen geeignet. Nach drei Tagen wird aus jedem gelegten Ei eine Larve. Ab diesem Moment scheiden sich die Geister. Die weitere Entwicklung ist nun abhängig von dem, was den Larven als Futter angeboten wird. Zu Beginn erhalten alle Bienenlarven noch das Gelee Royale. Damit Königinnen entstehen können, werden die Larven damit weitergefüttert. Die Arbeiterinnen erhalten dagegen Pollen und Nektar.
Um Königinnen zu züchten, sind die frischen Larven nötig und unabdingbar. Sie werden aus einem besonders ausgesuchten Zuchtvolk aus ihren Zellen herausgehoben und werden anschließend in gesonderten Kunststoffnäpfchen eingelegt. Dieser Vorgang muss mit großem Geschick und entsprechender Sorgfalt geschehen, damit die weichen Larven nicht beschädigt werden. Die Larven stammen von einem Imker, der sich der Toleranzzucht verschrieben hat. Das heißt, er züchtet Bienen, die mit der Varroamilbe besser umgehen können.
Nach dem "Umlarven" werden die befüllten Näpfchen auf spezielle Zuchtrahmen und in ein Bienenvolk gesetzt. Die Bienen übernehmen hier die Brutpflege. Je nachdem wie gut und unbeschädigt die Larven sind, werden daraus dann die Königinnen. Nicht jeder Larve gelingt der Weg zur Königin. Letztlich entscheiden das die Bienen im Pflegevolk.
Ich zeige zunächst einmal solche Zuchtrahmen.
Dieses sind zwei verschiedene Systeme. Alle basieren auf den jeweiligen Rahmenmaßen und sind abgeändert. Oben ist eine Leiste mit angenagelten braunen Stopfenträgern zu sehen. Unten hingegen sind kreisrunde Löcher für die Aufnahme des Zuchtstoffes. Dieses ist leider nicht passend für meine gewählten Näpfchen und Stopfen. Deshalb baue ich es um. Eine der beiden Leisten wird entfernt, unter die obere geklebt und zusätzlich bringe ich eine durchgehende schmale Holzleiste an. Hierauf werden die braunen Aufnahmestopfen angebracht:
Diese braunen Stopfen nehmen nun die Näpfchen mit den Larven auf. Damit diese empfindlichen Larven unterwegs auf der Fahrt zu meinem Bienenstand nicht austrocknen, lege ich sie in ein nasses Handtuch ein.
Am Bienenstand werden dann die Larven auf die Stopfen gesetzt und zügig in das Bienenvolk eingehängt. Als Bienenvolk habe ich mir auf unserem Lehrbienenstand einen Zwischenableger ausgesucht.
Hierin verbleiben die Larven nun. Im Idealfall werden alle Näpfchen von den Pflegebienen angenommen und zu Weiselzellen ausgebaut. Nach neun Tagen geht es mit der Zucht dann weiter. Dazu folgt dann der nächste Bericht.
Vor wenigen Tagen habe ich die Beute eines Bienenvolkes geöffnet und die Waben untersucht. Aus diesem Volk ist ein Teil der Bienen abgeschwärmt. Das heißt, dass das Volk sich geteilt und damit vermehrt hat. Übrig geblieben ist ein deutlich verkleinertes Restvolk, dass sich nun wieder erst zu alter Größe aufbauen muss. In der Regel sind die verbliebenen Bienen ziemlich geschwächt und zahlenmäßig erheblich verkleinert im Vergleich zur Volksstärke zuvor.
Bei der Durchsicht habe ich einige interessante Dinge gefunden, die ich hier vorstellen möchte.
Damit ein Bienenvolk schwärmen kann, sorgt es für seine Nachkommen, indem es bereits vor dem Auszug aus dem Haus eine neue Königin auf- und heranzieht.
Vorderseite
Rückseite der gleichen Weiselzelle
Aus dieser Königinnen- oder auch Weiselzelle genannt - ist die neue Königin geschlüpft. Sehr deutlich ist am unteren Ende ihrer Zelle der kreisförmig geöffnete Deckel zu erkennen, den sie von innen aufgeschnitten hat, um daraus zu schlüpfen.
Das Volk ist auf Nummer Sicher gegangen und hat nicht nur eine, sondern gleich mehrere Weiselzellen erschaffen. So können die Bienen sicher sein, dass auch eine Königin schlüpfen und ihr neues Volk übernehmen wird.
Das Bild zeigt eine zweite Weiselzelle mit ebenfalls geöffnetem Deckel aus dem gleichen Volk. Auch hier ist eine Königin geschlüpft. Doch damit nicht genug.
Diese Bilder zeigen eine dritte geöffnete Weiselzelle. Das untere ist so aufgenommen, dass der Blick in die leere Zelle führt. Man erkennt, dass dieses Volk sich intensiv um seine Hinterlassenschaften gekümmert hat.
Aber: drei Königinnen in einem Volk? Das geht überhaupt nicht. Hier hilft die Natur sich selber. In der Regel sticht die zuerst geschlüpfte Königin ihre späteren Rivalinnen ab und sichert sich damit ihr eigenes Überleben.
(21.05.23) Der Honigraum dieses Volkes ist unglaublich schwer, geschätzt sind es mindestens 20 kg Gewicht. Laut der zugehörigen Stockkarte, dem Logbuch, dieses Volkes, ist das Volk ziemlich stark. Während der Völkerkontrolle kann ich dieses allerdings nicht mehr bestätigen. Es sind viele Bienen da, aber als stark würde ich dieses Volk nicht mehr bezeichnen. Allerdings auch nicht gerade als schwach. Der Flugbetrieb ist sehr rege. Im Volk selber fällt mir auf, dass so gut wie keine Eier in den Zellen vorhanden sind. Es ist einiges an unverdeckelter Brut, also Larven, vorhanden, ebenso relativ viel an verdeckelter Brut. Auf zwei Rahmen entdecke ich mehrere Weiselzellen, zwei davon haben einen geöffneten Deckel.
Vorderseite einer Weiselzelle
Rückseite der gleichen Weiselzelle
Im gleichen Volk finde ich noch eine weitere geöffnete und eine geschlossene Weiselzelle. Und das hat etwas zu bedeuten. Was ist geschehen?
Ein Teil des Bienenvolkes ist abgeschwärmt. Die vorhandenen Weiselzellen stellen die Geburtsstätte einer neuen Königin dar. Zwei Königinnen sind bereits geschlüpft, die dritte wird es in wenigen Tagen tun. Weil es in einem Volk nur eine Königin geben kann, ist klar, was geschehen wird oder bereits ist: eine Königin hat die andere abgestochen, also getötet. Die überlebende Königin habe ich nicht finden können. Möglicherweise ist sie gerade auf dem Hochzeitsflug. Sollte sie begattet zurückkehren, muss sie sich mit der derzeit noch ungeschlüpften Königin auseinandersetzen und dann in die Eiablage gehen. Das heißt, dass die nächsten Tage in diesem Volk sehr interessant werden dürften.
Für mich die nächste Frage: wie konnte es dazu überhaupt gekommen sein? Die für mich logischste Erklärung ist die, dass ich bei der Kontrolle zuvor nicht richtig aufgepasst und etwas übersehen habe. Bis eine Königin sich aus einem Ei heraus entwickelt hat, vergehen 16 Tage. Die am Anfang dieser Zeit vorhanden gewesenen Spielnäpfchen, aus denen heraus die späteren Weiselzellen entwickelt worden sind, muss ich zwangsläufig nicht entdeckt haben.
Zum Glück wird dieses Volk weiterleben, es hat also keinen sehr großen Schaden genommen. Aber mit sorgfältigerer Kontrolle wäre es vermutlich gar nicht erst soweit gekommen.
Am 1. Mai habe ich nach nicht ganz zwei Wochen wieder unsere Völker kontrolliert. Sie sind unterschiedlich stark entwickelt. Gleich beim zweiten Volk hat es eine Überraschung gegeben:
Hier ist beim letzten Mal ein Honigraum aufgesetzt worden. Bei der Kontrolle habe ich darin allerdings Brut vorgefunden, sowohl verdeckelte Brut als auch Stifte. Die logische Schlussfolgerung: dann muss ich versehentlich die Bienenkönigin mit im Honigraum eingesperrt haben. Bei der Durchsicht des Brutraums habe ich aber ebenfalls frische Eier und verdeckelte Brut gefunden. Das ist schon merkwürdig!
Fakt ist: die Eier können nur von jeweils einer Königin stammen. Der Honig- und der Brutraum sind durch ein Absperrgitter voneinander getrennt. Das bedeutet, dass eine Königin nicht durch dieses Gitter schlüpfen kann. Für sie ist der Weg nach oben als auch nach unten dadurch versperrt. Ergo müssen in jedem der genannten Räume sich eine Königin befinden. Und ich habe sie vorher nicht gesehen.
Ich habe bereits vor Jahren einen Versuch unternommen, die 2-Königinnen-Betriebsweise in einer Beute zu implementieren. Damals ist es mir nicht gelungen. Sollte es jetzt durch Zufall geglückt sein?
Um das zu überprüfen, habe ich nicht nicht jeweiligen Königinnen gesucht, sondern mich entschlossen, einfach der Biologie zu vertrauen. Auf den eigentlichen Brutraum ist wieder ein Absperrgitter gekommen. Darüber habe ich dann den Honigraum als zweiten und getrennten Brutraum gestellt. In ihm sind sämtliche bebrüteten Waben mit den ansitzenden Bienen verblieben. Die mit Honig oder Nektar gefüllten Waben habe ich darüber abgeschlagen, so dass die Bienen in diesen Raum gefallen sind bevor auch er ein Absperrgitter erhalten hat. Einen neuen Honigraum habe ich darüber dann errichtet. Er enthält die Honig- und Nektarwaben. Natürlich habe ich dann kontrolliert und mich vergewissert, dass keine Königin dabei ist.
Diese Konstruktion lasse ich so erst einmal einige Tage stehen. Sollten tatsächlich zwei Königinnen vorhanden sein, müsste die Brutentwicklung in jedem dieser genannten Räume das anzeigen, d.h. es sollten weitere Stifte vorhanden sein.
Schematisch sieht das jetzt so aus wie in den beiden Photos:
Deckel (im Bild links auf dem Boden liegend)
Honigraum (liegt auf dem Boden links im Bild)
Absperrgitter
alter Honigraum = neuer Brutraum (ist im Turm bereits aufgesetzt und an derzeit oberster Stelle)
Absperrgitter
Brutraum = alter Brutraum (im Bild über dem Boden und an zweiter Stelle im Turm)
Boden (im Bild an unterster Stelle des Turms)
Den Boden benutzen alle Bienen gemeinsam, ebenso den Honigraum ganz oben. In kurzer Zeit sollte sich dieses Rätsel nun lösen lassen. Zum Spekulieren über das gesehene Phänomen gibt es noch weitere Möglichkeiten. Erst einmal bleibe ich bei dieser Sichtweise und werde weiter berichten.
Nachtrag: die Photos stammen von Norbert Smetana, der mich beim Imkern heimlich photographiert hat. Danke!
Vor wenigen Tagen habe ich hier über den ersten Impfstoff gegen die Amerikanische Faulbrut berichtet. Vorgestern gab es dazu einen kurzen Artikel in der FAZ zu lesen. Hierin wird beschrieben, wie das Verfahren funktioniert.
Deaktivierte Bakterien (Paenibacillus larvae) werden den Arbeiterinnen zum Fressen gegeben. Über die Produktion des Gelée Royale, dem Königinnenfuttersaft, gelangen sie in die Bienenkönigin, die sie in einem weiteren Schritt an die von ihr produzierten Eier weitergibt.
Wie dann der Schutz der Eier und der sich daraus entwickelnden Larven funktioniert, ist derzeit noch nicht vollständig aufgeklärt. Aber die Befallsrate mit der AFB geht durch diese Methode deutlich zurück.
Kritik kommt aus dem Bieneninstitut Hohen Neudorf: es handelt sich hierbei nicht um eine klassische Impfung, denn Insekten verfügen über kein Immungedächtnis und haben keine Antikörper. Das Verfahren wird deshalb wohl eher als eine "generationsübergreifende Behandlung" zu benennen sein.
Hier wird sicherlich noch weitergehende Forschung vonnöten sein, um den Mechanismus aufzuklären. Möglicherweise könnte dieser Weg auch für unser menschliches Immunsystem interessant sein.
Quelle: FAZ vom 18. Januar 2023, Seite 1 der Beilage Natur und Wissenschaft
Die Schwarmzeit 2022 hat begonnen und ist bereits in vollem Gange. Eine der Voraussetzungen für das Abschwärmen eines Bienenvolkes ist die Produktion einer nachfolgenden Königin. Die allerersten Anzeichen für die Schwarmbereitschaft sind die Spielnäpfchen, aus denen sich später die Weiselzellen entwickeln können.
Aus diesem Grunde legen wir Imker in diesen Wochen einen Schwerpunkt in unserer Arbeit auf die Schwarmverhinderung. Wir durchsuchen die Völker auf mögliche Spielnäpfchen. Haben wir welche entdeckt, werden sie vernichtet. Dabei werden mitunter auch welche übersehen. Aus ihnen entwickeln sich im Laufe der nächsten Tage die erwähnten Weiselzellen. Sind sie erst einmal verdeckelt, reift in ihnen innerhalb von acht Tagen eine neue Königin heran.
Bei meinen Kontrollen in den letzten Tagen habe ich bei zwei Völkern etliche Königinnenzellen gefunden und fotographiert.
Typische Weiselzellen auf einem RahmenKlassische WeiselzelleUngewöhnliche Architektur einer WeiselzelleDieselbe Zelle von oben rechts
Den folgenden Link habe ich heute erhalten. Eines der großen Geheimnisse in der Bienenhaltung ist bis heute noch immer der Hochzeitsflug der Bienenköniginnen.
Der Link leitet zu Fokus online und zeigt eine Bienenkönigin während ihres Hochzeitsfluges. Markus Imhoof, der Autor des Filmes More than honey sind diese Aufnahmen gelungen. Absolut sehenswert !
Am Pfingstmontag spricht mich vor der Streuobstwiese ein Radfahrer an, als er mich in meinem Schutzanzug sieht. Ob ich etwas mit Bienen zu tun habe? Ihm ist aufgefallen, dass in kurzer Entfernung von hier ganz viele Wespen um einen Apfelbaum herum fliegen und die Spaziergänger davor große Angst hätten....
Er beschreibt mir die Stelle und wir gehen gemeinsam dorthin. Wie zu erwarten gewesen ist, handelt es sich natürlich nicht um Wespen, sondern um Bienen, und der Apfelbaum entpuppt sich als ein Ahorn.
Vor dem Baum sind viele Bienen im Anflug und sammeln sich gerade dort an einem Ast zu einer Traube. Ich rufe kurz Matthias an, ob wir den Schwarm fangen wollen. Wir einigen uns sehr schnell auf ein ja.
Ich kehre zur Streuobstwiese zurück und trage von dort eine leere einzargige Beute ins Auto. Von daheim hole ich noch die stets vorbereitete Schwarmfangkiste samt Sprühflasche und Kehrbesen sowie einen weiteren Schutzanzug und eine ausziehbare Leiter. Schließlich hängt Schwarm in etwa vier bis fünf Metern Höhe über dem Erdboden.
Nachdem ich alle Utensilien vor Ort bereitgestellt habe, mache ich mit dem Smartphone noch ein paar Videos. Ihren Zusammenschnitt seht ihr hier:
So sieht der Schwarm aus der unmittelbare Nähe aus
Ich ziehe die Leitersprossen auseinander und klettere mit einer Sprühpistole in die Höhe. Soweit es möglich ist, besprühe ich die Bienentraube mit einem dünnen Wasserfilm. Das verhindert das Fortfliegen der Bienen bzw. erschwert es ihnen ein wenig.
Anschließend wechseln wir: mit der Fangkiste in der Hand klettert Matthias nach oben, positioniert die Kiste unterhalb des Bienenschwarmes, schüttelt kräftig am Ast, so dass die Bienen dadurch nach unten in die Kiste fallen. Natürlich fliegen trotzdem etliche von ihnen auf.
Aber es ist egal, wenn wir nur die Königin mitbekommen haben. Matthias reicht mir die Kiste an und ich gieße die Bienen wie einen Eimer voller Wasser in die leere Zarge der bereitgestellten Beute. Sofort verschließe ich sie mit dem zugehörigen Deckel und öffne vorne unten das Einflugloch. Die Beute steht dabei auf dem Rasen und ist mit der Fluglochöffnung dem Ahorn zugewandt.
Jetzt kommen die entscheidenden Augenblicke: haben wir die Königin in der Beute oder nicht. Wenn ja, ist alles weitere recht einfach: der Duftstoff der Königin lockt die restlichen Bienen an und sie fliegen zum Flugloch und laufen dort in Richtung Königin. Sollte die Königin jedoch nicht im Beuteninneren sein, würden die Bienen von dort wieder auswandern und sich um die Königin sammeln.
Wir haben Glück. Sehr schnell orientieren sie sich in Richtung Beute und laufen dort ein. Am Baum oben sammeln sich allerdings noch viele weitere Bienen. Sie werden erneut wie oben beschrieben eingesammelt und ebenfalls in die Zarge gegossen.
Ziemlich schnell bemerken wir, dass es vor der Beute bereits wieder ruhiger wird. Während Matthias Beutenwache hält, fahre ich mit der nun nicht mehr benötigten Ausrüstung heim und kehre mit zwei Spanngurten zurück. Nach noch nicht einmal zwei Stunden können wir die Beute damit sichern und auf die Streuobstwiese zu ihrem neuen Standort transportieren.
Der geborgene Schwarm an seinem neuen Standort
Dort stelle ich die Beute auf und setze anschließend eine Zarge mit zehn Mittelwänden auf. Die Bienen können nun zügig nach oben wandern und mit dem Ausbau ihres zukünftigen Heimes beginnen. Der erste Ausbau ist meistens schon nach wenigen Tagen erledigt. Für die Bienen ist dieses Tempo wichtig, stellen die neuen Waben doch sowohl die Vorratskammern als auch Brutstätten für den Nachwuchs dar.
Ein Bienenhaus besitzen wir zwar nicht, dafür aber viele Bienenstöcke. Aus ihnen zeige ich heute in diesem Beitrag einige Bilder und erläutere sie. Der größte Teil der Photos ist am Pfingstsonntag, 31. Mai 2020, entstanden.
Nach dem Öffnen einer Beute, fällt der erste Blick auf die Oberseite der eingehängten Rahmen.
Rahmenoberträger
Hier wimmeln und wuseln die Bienen scheinbar plan- und ziellos herum. Den Spalt zwischen den einzelnen Rahmen nennen wir Imker Wabengasse. In ihr hängen sich jeweils zwei Seiten zweier benachbarter Mittelwände gegenüber. Die Bienen haben ihre Waben auf die Mittelwände aufgebaut und somit den Abstand in der Wabengassen verringert, wenn auch in sehr unterschiedlichem Ausmaß.
Will man ein Bienenvolk untersuchen, durchsehen, wird dazu einer der beiden randständigen Rahmen herausgezogen und beiseite gestellt. In der Regel sind diese Randwaben eher die Futterwaben des Volkes, sozusagen die Speisekammer. Üblicherweise befindet sich das Brutnest in der Mitte einer Beute. Dementsprechend sind die Randwaben nicht bis kaum bebrütet.
Wir führen in diesem Jahr erstmals unsere Völker einzargig. Das heißt, es gibt nur eine Zarge, einen Brutraum. Entsprechend eng und voll ist es darin. Ab einer gewissen Volksstärke stellt man einen zweiten Brutraum auf diese Zarge. Darin kann sich das Bienenvolk dann nach oben hin ausweiten und vergrößern. Die Randwaben bleiben entsprechend dann oft leer oder dienen tatsächlich als Vorratskammer.
Bei der einzargigen Völkerführung ist es ein wenig anders. Bedingt durch die Raumnot, müssen die Bienen jeden sich bietenden Platz ausnutzen. Dies zwingt sie beispielsweise, sehr früh den Honig nach oben in einen aufgesetzten Honigraum zu transportieren und einzulagern. Dadurch entsteht im Brutraum wieder mehr Fläche für die Brut, den Nachwuchs.
Die Enge, der knappe Raum, zwingen uns dazu, die Völker konsequent und regelmäßig zu kontrollieren. Die Schwarmneigung ist hier möglicherweise höher als sonst. Also heißt es dann, mögliche Anzeichen hierfür frühzeitig zu erkennen und zu handeln.
Eines der Anzeichen ist die Bildung von Spielnäpfchen. Die Bienen bilden sie als Vorbereitung für ein mögliches Schwärmen, damit der verbliebene Völkerrest schnell wieder eine Königin bekommt, wenn das "alte" Volk ausgeflogen, abgeschwärmt ist. Das Schwärmen ist die Vermehrung eines Volkes als Ganzes, als Gesamtheit beziehungsweise als Gesamtorganismus. Auf diese Weise werden aus einem Volk zwei Völker.
Spielnäpfchen von oben
Die Spielnäpfchen sind halbkugelige Gebilde aus Wachs mit einer Öffnung nach unten. In Ihnen kann und soll eine neue Bienenkönigin gebildet werden.
Spielnäpfchen von unten
In der Regel hängen sie am unteren Rand der Waben. Eigentlich sollte es dann reichen, einen Brutraum an der einen Seite anzuheben, zu kippen, und so die Unterkanten der Rahmen sichtbar zu machen. Hier sollten die Spielnäpfchen dann leicht zu finden sein.
Das stimmt leider nicht immer. Oft sind sie versteckt angebracht und hängen mitten im Raum und unsichtbar von unten her. Deshalb funktioniert diese Kippkontrolle bei der einzargigen Völkerführung weniger gut als bei der zweizargigen Betriebsweise. Hier reicht es häufig aus, nur den oberen Brutraum anzukippen und nach den Spielnäpfchen Ausschau zu halten.
Nach dem Entfernen der Randwabe wird ein Volk systematisch Wabe für Wabe untersucht. Dazu werden die Rahmen einzeln herausgehoben und begutachtet.
Brutnest
So sieht eine Wabe aus, bei der fast die gesamte Fläche bebrütet wird. Dieses Brutnest ist riesig. Von der Oberfläche her ist sofort zu erkennen, dass in den jeweiligen Zellen Arbeiterinnen entstehen werden. Drohnen und Königinnen haben andere Brutzellen.
Königinnen- beziehungsweise Weiselzellen sehen so aus:
Königinnenzellen
Die Königinnenzelle ist die größte Brutzelle in einem Bienenstock. Auf dem Bild oben sind sogar zwei Weiselzellen zu erkennen. Eine ist links unten im Bild, die andere wird etwas weiter nach rechts oben von anderen Bienen verdeckt. Dieses Volk hat plötzlich keine Königin mehr besessen. Bei der Bildung eines Ablegers habe ich sie versehentlich mit in das Ablegervolk genommen. Unsere Königinnen sind nicht markiert und ich habe nicht genügend aufgepasst bei der Ablegerbildung. Zum Glück sind genügend Bieneneier vorhanden gewesen. Aus ihnen haben die Bienen sofort diese und andere Königinnenzellen gebildet. Die erste geschlüpfte Königin tötet ihre möglichen Rivalinnen in den Zellen ab, bevor diese selber schlüpfen können. Es kann natürlich nur eine Primadonna geben! Die abgebildeten Weiselzellen sind solche, deren Inhalt von außen getötet worden ist. Das Schlupfloch einer Königin ist am unteren Ende zu finden. Hier jedoch nicht....
Königinnenzelle mit Schlupfloch
Während ich die Photos erstellt habe, ist es in der Beute zu einer "Kettenreaktion" gekommen. Mehrere Bienen haben sich zu Ketten formiert, die von einem Rahmen bis zur Beutenwand reichen.
"Kettenreaktion"
Dieses Verhalten beobachten wir bei den Bienen recht häufig. Bei dem Versuch einen Drohnenrahmen zu photographieren, bin ich mit der Einstellung der Kamera zu langsam gewesen. Zwischen dem Wildbau und dem Rahmenrand hing eine Kette aus vielen Bienen, die sich dann leider doch sehr schnell wieder aufgelöst hatte.
Drohnenrahmen - Baubeginn
Zwischen dem Rand des Rahmens und dem tropfenförmigen Wildbau hing zunächst eine Kette von Bienen, die etwa bis zum unteren Bildrand gereicht hat. Nur bin ich zu langsam gewesen. Während ich mit dem Einstellen der Kamera beschäftigt gewesen bin, hat die Kette sich rasch wieder aufgelöst.
Um den starken Befall eines Volkes mit der Varroamilbe zu verhindern, benutzen wir seit Jahren schon eine biologische Methode. Dazu hängen wir einen leeren Rahmen in das Bienenvolk ein. Die Bienen betreiben daran Wildbau. Tropfenförmig beginnen sie mit dem Aufbau ihres Wabenwerkes.
Drohnenrahmen - Beginn
Manches Mal starten sie auch gleichzeitig an mehreren Stellen.
Drohnenrahmen - Wildbau - Baubeginn
Oben ist der zweite Tropfen zu sehen, der erste hängt weiter links:
Drohnenrahmen - Baubeginn
Von hier aus füllen sie den Großteil des Rahmens mit Wachs aus. Die Zellen sind dabei um einen Millimeter größer. Damit weiß die Königin, dass sie hier nur unbefruchtete Eier ablegen soll. Aus ihnen entstehen die etwas größeren Drohnen, die männlichen Bienen. Ihre verdeckelten Zellen ragen wie Buckel hervor.
verdeckelte und unverdeckelte Drohnenbrut
Auf den Rahmen lassen sich manchmal leicht, manchmal weniger leicht, die Bieneneier erkennen:
Bieneneier - Stifte
Am Boden dieser offenen Zellen sind kleine weiße Striche zu erkennen. Das sind die Bieneneier. Die Königin steckt ihren Hinterleib senkrecht in die Zellen hinein. Deswegen stehen die gelegten Eier am Anfang auch senkrecht nahezu in der Zellenmitte. Dort ragen sie wie kleine Stifte empor. Wir Imker nennen diese Eier deshalb auch so: Stifte. Den Vorgang des Eierlegens nennen wir bestiften. Im Laufe der nächsten Tage neigen sich die Eier zur Seite. Nach drei Tagen schlüpfen aus ihnen kleine Maden, auch Larven genannt.
Offene Brut in allen Stadien
An anderer Stelle im gleichen Volk sind hier alle Stadien gut zu erkennen: die Eier, die klitzekleinen Rundmaden und die immer größer gewordenen Maden. Dieses Bild zeigt die offene Brut. Sobald die Maden groß genug sind, verdeckeln die Bienen die Zelle mit Wachs. In dieser verdeckelten Zelle reift die Made über mehrere Häutungen und Puppenstadien schließlich zu einer Arbeiterin heran, die nach genau 21 Tagen, ab der Eiablage, schlüpfen wird. Etwas weiter oben in diesem Beitrag sehen wir einen Rahmen mit der verdeckelten Brut.
Für Außenstehende mag dieses Wort ungewohnt oder fremdartig klingen, erfahrene Imker und fortgeschrittene Anfänger können jedoch viel damit anfangen.
Jeder Imker kommt früher oder später einmal in die Lage, dass er in einem seiner Völker plötzlich keine junge Brut mehr findet. Die sich dabei ergebende wichtigste Frage ist, ob sich im Volk noch eine eierlegende Königin befindet. Ist die Königin vorhanden, ist das Volk weiselrichtig; fehlt sie, ist es weisellos.
Um die Königin zu finden, könnte man natürlich das gesamte Volk durch ein Absperrgitter "sieben". Sämtliche Bienen werden hierzu auf ein Absperrgitter oder vor einen Feglingskasten gekehrt. Die Bienen können durch die Gitterstreben hindurchwandern, die Drohnen und die Königin können es aufgrund ihrer Größe nicht und bleiben draußen.
Der Aufwand hierfür ist relativ groß. Einfacher geht es mit der Weiselprobe. Ist ein Volk ohne Königin, wird es unruhig und ändert sein Verhalten. Es versucht relativ rasch sich dann eine neue Königin heranzuziehen. Das Paradoxe dabei: hierzu müssen allerdings von der Königin gelegte Eier oder eventuell ganz junge geschlüpfte Larven vorhanden sein. Ist dies nicht der Fall, kann keine neue Königin aus dem eigenen Bestand herangezogen werden.
Hier setzt die Weiselprobe an. Ist man unsicher, ob eine Königin vorhanden ist oder nicht, hängt man einfach einen Rahmen mit fremden Eiern in das betreffende Volk hinein. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
Die Königin ist vorhanden. In diesem Fall entwickeln die Eier sich ganz "normal" zu Arbeiterinnen.
Die Königin ist nicht vorhanden. Dann entwickeln die Bienen über ein Spielnäpfchen eine Königin- beziehungsweise Weiselzelle. Sie ziehen sich aus den fremden Eiern eine neue Königin nach.
Bereits am nächsten Tag kann man schon das Ergebnis sehen. Im zweiten Fall haben die Bienen bereits mit dem Bau von Spielnäpfchen begonnen. Diese Zellen haben in der Imkersprache einen eigenen Namen erhalten und heißen dann Nachschaffungszellen.
Nachschaffungszellen
Üblicherweise befinden sich die Spielnäpfchen am unteren Rand eines Rahmens. Hier in diesem Fall können sie jedoch irgendwo auf der Wabe sitzen. Weil die Bienen sich eine Königin auf diese Weise nachschaffen, heißen die Zellen entsprechend Nachschaffungszellen. Also ganz einfach...
Heute, 20. Mai 2020, habe ich versucht, zwei Bienenköniginnen mit einer Makrolinse zu filmen.
Die erste Königin trägt einen grünen Punkt. Dadurch ist sie leicht im Bienenvolk zu finden. Die Punktfarbe grün besagt in der Imkersprache, dass diese Königin aus dem Jahr 2019 stammt. Diese Biene lebt auf dem Gelände der Frankfurter Europäischen Zentralbank.
Die zweite Königin lebt im Frankfurter Niddapark in der Römerstadt. Sie trägt keinen Punkt, weil wir sie nicht gekennzeichnet haben. Auch sie stammt aus dem Jahr 2019 und würde demnach einen grünen Punkt erhalten. Ihre Farbe ist allerdings ungewöhnlich. Der Hinterleib ist nicht schwarz, sondern gelblich-braun. Hier haben sich demnach die Gene einer anderen Bienenrasse hineinge"mendelt", sie ist keine Carnica-Biene.
Dies ist mein erster Versuch überhaupt, Bienenkönigin durch eine Makrolinse aufzunehmen. Sie sind beide sehr unruhig und wuseln ständig über die Waben. Das macht es so schwer sie im Blickfeld der Kamera zu behalten.
Hier beschreibe ich heute einmal, wie die Vermehrung der Bienen abläuft und illustriere das mit eigenen Photographien.
Am Anfang.... ist die Bienenkönigin.
Bienenkönigin auf einer Wabe
Sie ist auf dem Bild oben genau in der Mitte sehr gut zu erkennen. Ihren langen und schlanken Hinterleib steckt sie in eine der Wabenzellen hinein. Vorher misst sie die Größe dieser Zellen aus. Je nach der Größe kommen dort unterschiedliche Eier hinein: in die "normalen" Zellen legt sie befruchtete, in die um einen Millimeter größeren Drohnenzellen unbefruchtete Eier hinein.
Den Hinterleib führt sie dabei senkrecht in die Tiefe der Zelle ein. Deshalb stehen die frisch gelegten Eier ebenfalls senkrecht in ihnen auf dem Boden. Wie kleine Stifte ragen sie empor. Wir Imker nennen sie deshalb auch so: Stifte. Den Vorgang der Eiablage nennen wir aus dem gleichen Grund auch bestiften.
Innhalb des nächsten Tages legt sich das Ei auf die Seite. Die Bienen umgeben es mit einem kleinen See von Futtersaft.
Entwicklung zur Biene: Eier, Larven/Maden in verschiedenen Stadien
Aus dem Ei schlüpft eine zunächst noch sehr kleine Made. Wir Imker sind hier sprachlich ein wenig ungenau: zu den Maden sagen wir auch Larven. Beide Wörter werden synonym verwendet.
In dem Bild oben erkannt man sowohl die Eier als auch die Maden. Die Eier sind bereits umgefallen, also älter als mindestens einen Tag. Aus den zunächst noch sehr kleinen Larven werden durch das Füttern der Bienen immer größere Maden.
Rundmaden
Zuletzt füllen sie den Zellenraum fast komplett aus.
Am ersten Tag werden alle Larven noch mit Gelée Royale gefüttert. Ab dem zweiten Tag jedoch nicht mehr. Nur, wenn aus einem Ei eine neue Königin werden soll, wird diese Larve weiterhin mit dem Gelée Royale gefüttert. Dieses unterschiedliche Fütterungsverhalten ist für die jeweilige Entwicklung verantwortlich. Aus jedem befruchteten Ei kann so nämlich eine Königin werden.
Lediglich bei den werdenden Drohnen sind die Eier nicht befruchtet. Aber auch sie werden wie die Arbeiterinnen gefüttert und groß gezogen.
Am Ende des Madenstadiums wird die Zelle mit einem Deckel verschlossen. Die Verdeckelung erfolgt bei einer Königin am achten, bei einer Arbeiterin am neunten und bei einer Drohne am zehnten Tag.
Brutnest, verdeckelt, fast die gesamte Wabenfläche ausnutzend
Unter dem Deckel entwickelt sich die Rundmade zu einer Streckmade, sie häutet sich mehrmals und wird schließlich zur Puppe.
Eine Königin schlüpft am Tag 16, eine Arbeiterin am Tag 21 und eine Drohne am Tag 24. Die Arbeiterinnen durchlaufen nach ihrem Schlupf eine Art Fahrplan. Grob gesagt: in den ersten drei Wochen ihres Lebens sind sie nur im Bienenstock, in den zweiten drei Wochen dann als Flugbienen außerhalb und tragen Nektar ein.
Auch die Stockbienen der ersten drei Wochen machen noch eine weitere Entwicklung durch. Vereinfacht gesagt wandern sie innerhalb dieser Zeit von fluglochfern nach fluglochnah. Sie putzen die Zellen zunächst, bauen Zellen auf, indem sie Wachs aus ihren Drüsen schmelzen, füttern die Brut, nehmen den eingetragenen Nektar der Flugbienen auf und geben ihn im Volk weiter an die nächste Biene, werden später zu Wächterbienen am Flugloch und sind dann selber auf Flugbetrieb in der Außenwelt.
Hierbei schuften sie sich zu Tode. Im Sommer wird eine Biene nicht älter als etwa sechs Wochen. Im Winter hingegen, wenn der Flugbetrieb entfällt, können sie als Winterbienen mehrere Monate alt werden. Erst im kommenden Frühjahr beginnt für sie der Flugbetrieb. Wenn dann die erste Generation der neuen Bienen geschlüpft ist, sterben auch sie.
Hat man einen Ableger gebildet, braucht es ein wenig Zeit und Geduld, bis man ihn das erste Mal an- und durchsehen darf.
Die Bienen müssen sich aus den im Ableger vorhandenen Eiern erst einmal ihre neue Königin ziehen. Das dauert sechzehn Tage. Die Königin muss sich dann ein paar Tage lang einleben, bevor sie zu ihrem Hochzeitsflug startet. Hierbei wird sie von mehreren Drohnen nacheinander begattet. Die Spermien lagert sie in ihrem Hinterleib in einer Art Supersamenbank ein.
Ist sie wohlbehalten von ihrem Hochzeitsflug heimgekehrt, braucht sie erneut noch ein paar Tage bis sie dann mit ihrer Eiablage beginnt. Sehr knapp gerechnet, sind es vom Bilden eines Ablegers bis zur ersten Eiablage gut 21 Tage. Bis zur ersten Durchsicht gebe ich lieber noch eine Woche dazu, warte also bis zum 28. Tag.
Dann allerdings sollte die neue Königin sicher in die Eiablage gegangen sein. Wenn jedoch (noch) nicht, dann stimmt etwas nicht. Mit der Königin, dem Volk, dem Ableger oder auch dem Imker.
Wir haben heute diesen Ableger erstmals geöffnet und durchgesehen. Das Ergebnis findet ihr hier:
Zusammen mit den Neu-Imkern haben wir heute routinemäßig unsere Völker durchgesehen. Hierbei haben wir nach dem kürzlich eingefangenen Bienenschwarm geschaut. Dessen Mittelwände sind inzwischen vollständig ausgebaut. Die Königin hat mit der Eiablage vor wenigen Tagen begonnen. Deshalb finden wir dort auf den Rahmen sowohl Eier ("Stifte"), als auch Larven und die erste bereits verdeckelte Brut.
Das Schöne: plötzlich läuft uns die "Madame" über den Weg und wuselt über die Wabenzellen, unter die Bienen, verschwindet, taucht wieder auf, verschwindet wieder etc.... Dabei ist es mir glücklicherweise gelungen, Photos von ihr zu machen. Hier ist sie zu sehen:
Die Königin vom BienenschwarmDie Königin vom Bienenschwarm
Sehr deutlich ist der längere und schlanke Hinterleib zu erkennen. Ihn führt sie in eine Wabe ein und legt mit ihm dort ein Ei hinein. Dieses Ei steht zunächst senkrecht wie ein Stift auf dem Boden. Daher auch die Bezeichnung Stifte für die Bieneneier und bestiften für das Eierlegen.
Im Bild oben sind zugleich auf den Böden einzelner Zellen die Larven beziehungsweise Maden zu erkennen. Beide Begriffe werden nebeneinander verwendet.
Die Königin eines Volkes in diesem Gewusel von Bienen zu finden, ist manchmal sehr schwer. Aus diesem Grunde kennzeichnen viele Imker ihre Königinnen farblich. Hierbei verwendet man einen Farbencode, der zugleich den Geburtsjahrgang und damit das Alter der Königin anzeigt. Die Farbe für dieses Jahr ist grün, für das letzte Jahr ist es rot und für 2020 ist es blau. Alle fünf Jahre wiederholt sich der Zyklus. Die noch fehlenden Farben sind gelb und weiß. Im Prinzip geht die Farbcodierung von hell nach dunkel und beginnt so in 2021 mit der Farbe weiß erneut.
Die Königin zu kennzeichnen erfordert etwas Feingeschick. Deshalb haben wir heute diesen Vorgang mit Drohnen geübt. Weil deren Lebenszeit bis zum Sommer begrenzt ist, spielt es keine große Rolle, welche Farbe wir wählen. Zur Sicherheit jedoch habe ich mich für weiß entschieden.
Es gibt - wie immer im Leben - mehrere Wege, die zum Ziel führen. Wir fangen eine Drohne, sperren sie in einen Zeichnungskäfig und kennzeichnen sie. Der Käfig besitzt einen weichen Boden aus Schaumstoff. Über ihm ist ein im Querschnitt dreiecksförmiges Dach mit einem Schlitz in der Mitte. Dieser Schlitz ist so breit oder so eng, dass die Königin nicht hindurchschlüpfen kann. Vorsichtig wird der Schlitz in die Längsachse der Königin oder der Drohne gedreht, die Biene wird dann leicht gegen dieses Dach gedrückt und ist so fixiert.
Mit einem Kleber wie Mastix wird der Chitinpanzer ihres Rückens betupft und ein Opalithplättchen aufgedrückt. Nach kurzer Trockenzeit ist die Königin dann gekennzeichnet. Bei den Übungsdrohnen geht es genau so. Der Chitinpanzer um den Brustkorb ist bei ihnen jedoch haariger. das macht es sogar ein wenig schwieriger, das Farbplättchen zu fixieren. Bei der Königin geht dieses wesentlich einfacher.
Der Chitinpanzer ist hart. Für Außenstehende mag es befremdlich aussehen, auf diese Weise eine Königin zu markieren. Aber: es tut ihr nicht weh, sie wird nicht eingeschränkt dadurch und, das ist für uns Imker besonders wichtig: sie stellt die wertvollste Biene eines Volkes für uns dar. Von daher ist es in unserem eigenen Interesse, dass es ihr gut gehen und sie keinen Schaden erleiden möge.
Drohne im Zeichengefäß
So sieht es aus, wenn die Drohne im Zeichnungsgefäß liegt. Anschließend sieht sie so aus:
gezeichnete Drohne im Zeichengefäß
Mit unseren Königinnen werden wir in der nächsten Zeit ebenso verfahren. Das geht allerdings nur, wenn wir ihren Geburtsjahrgang kennen. Bei den gebildeten Ablegern ist das sehr einfach: 2019 und grün.
Am 2. Mai 2019 haben wir in Frankfurt-Harheim einen Bienenschwarm gefangen, in eine Beute geschlagen, bei uns auf dem Riedberg aufgestellt und Mittelwände nach einem Tag zugegeben, damit die Bienen auf ihnen ihr Wabenwerk errichten können.
Siebzehn Tage später schauen wir in den Schwarm hinein, um zu sehen, wie weit er sich eingerichtet und entwickelt hat. Zehn Tage nach dem Fang haben wir das erste Mal in die Beute geblickt und dabei mit 3%iger Oxalsäure eine Varroabehandlung durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren die ersten Mittelwände im Anfangsausbau begriffen, so dass die Königin noch gar nicht in die Eiablage getreten sein konnte. Deswegen sichten wir jetzt wieder eine Woche später das Volk erneut. Dabei habe ich relativ viele Waben, zum Teil auf beiden Seiten, photographiert, um so die Entwicklung festhalten zu können. Einen Teil der Bilder zeige ich hier.
Schwarm in Beute durch die Folie
Nach dem Öffnen des Deckels sieht man noch nicht viel. An der Abdeckfolie hängt etwas Wildbau, ein paar Bienen wuseln über die Oberträger.
Schwarm in Beute ohne Folie
Ohne die Folie ist bereits deutlich zu erkennen, dass die dem Betrachter zugewandten Rahmen gut ausgebaut zu sein scheinen. Wenn wir die Rahmen durchnummerieren, dann ist im Bild unten die Position 1, ganz oben in diesem Bild die Position 10.
Schwarm - Randwabe auf Position 10 - AußenseiteRandwabe auf Position 10 - Innenseite
Die am weitesten entfernte Wabe auf der Position 10 ist am schwächsten ausgebaut. Einzelne Aufbauten aus Bienenwachs sind bereits zu erkennen, aber so richtig viel los ist dort noch nicht.
Wabe auf Position 9
Etwas weiter sieht es auf der Wabe davor, Position 9, aus. Hier sind bereits erste Nektare eingelagert. Deswegen erscheinen die Zellen links oben schon dunkler.
Wabe von Position 8 - Innenseite
Noch weiter ist es auf der Wabe davor gediehen.
Wabe von Position 7 - Innenseite
Auch hier ist der Ausbau schon gut vorangekommen.
Wabe auf der Position 5
Die Mittelwabe auf der Position 5 sieht schon recht gut ausgebaut aus.
Der Wachsbau beginnt ab hier bereits die Kanten der Oberträger zu überragen. Dadurch haben die Zellen eine größere Tiefe erhalten. Besonders gut ist dies auf dem Bild ohne Abdeckfolie in der Ansicht von oben zu erkennen.
Wabe auf der Position 2Wabe auf der Position 1
So interessant es im Inneren auch aussehen mag, ist das Bautempo jedoch eher bescheiden. Wir haben einige Schwärme erlebt, die innerhalb nur einer Woche sämtliche Mittelwände komplett zu Waben um- oder ausgebaut haben. Dagegen sind die Bienen eher ein wenig träge zu nennen.
Was ebenfalls auffällig ist: auch nach siebzehn Tagen sehen wir noch keinerlei Aktivität der Königin in Bezug auf den Nachwuchs. Keine Eier und logischerweise dann auch keine Larven. Wir haben uns vorgenommen, deshalb nach einer weiteren Woche Wartens erneut das Volk durchzuschauen. Sollten dann noch immer keine Brutaktivitäten erfolgt sein, sollten wir etwas dagegen unternehmen.
In solchem Falle wäre es dann am einfachsten, eine Wabe mit frischen Eiern aus einem anderen Volk dazuzuhängen und quasi eine Weiselprobe zu machen. Sollten die Schwarmbienen eine Königin haben, würden sie die Eiter sich "normal" zu Arbeiterinnen entwickeln lassen. Ist keine Königin im Schwarmvolk, können die Bienen sich aus den zugesetzten Stiften eine neue Königin ziehen. Damit wäre das Volk dann auch gerettet. Anhand des zu erfolgenden Ablaufes an den Eiern können wir damit erkennen, ob das Volk eine Königin besitzt oder nicht.
12.05.2019 Auf der Streuobstwiese ist heute Morgen gegen 10:30 Uhr bei den Bienen noch alles ruhig. Es ist zu kalt. Eine halbe Stunde später, als die Sonne stärker scheint, kommen die Bienen aus ihren Stöcken und fliegen gewaltig herum.
Bei der Völkerdurchsicht ist alles ziemlich unauffällig. Ein Volk ist nicht zum ersten Mal etwas aggressiver und aufbrausender. Schwarmtrieb oder -stimmung haben wir bei keinen der Völker auf Zander ausfindig machen können.
Interessanter sind dann schon eher die Einblicke in die Ableger und den Schwarm. Der gestern umgestellte Dadant-Ableger entpuppt sich hierbei als ruhig. Wenig ist in ihm los, zwar viele Bienen, aber keine Eier. Einer entdeckt die Königin. Ihr Hinterleib ist eher etwas gelblich geringelt, es ist also keine Carnicabiene. Ihre vor zwei Wochen eingesetzte Weiselzelle ist aufgebrochen. Was heißt das nun für uns? Entweder sie ist noch nicht zum Hochzeitsflug aufgebrochen oder bereits zurück davon und noch nicht ein Eiablage getreten. Also heißt es abzuwarten und nach einer Woche wieder in das Volk zu schauen.
Bei den anderen Ablegern auf Zander sieht es unterschiedlich aus. Sie sind alle vor vier Wochen erstellt worden. Bei zweien sind die ersten Eier bereits gelegt. Ein anderer Ableger sieht beim Öffnen wie folgt aus:
Dies schein ein schlechter Scherz zu sein. Direkt unter dem Deckel und auf der Abdeckfolie liegen lauter tote Bienen. Unten drunter geht es dagegen sehr lebendig zu. So ein Anblick ist selten! Was kann geschehen sein? Vermutlich hingen unter dem Deckel noch viele Bienen in einer Traube und sind unbemerkt beim Schließen zwischen die Abeckfolie und den Deckel geraten. Dort haben sie keine Chance zur Flucht. Weder die Folie noch der Deckel lassen sie hindurch, so dass sie dort verhungert sein müssen. Traurig und schade.
So sollte es eigentlich normal aussehen:
Am Rand hängt die Brutwabe, gefolgt von einer Mittelwand und einer oder zwei Futterwaben. Darüber liegt die Abdeckfolie - ohne Totenfall!
Wir sehen alle in Betracht kommenden Ableger durch und führen dabei im Anschluss gleich eine Varroabehandlung durch. Hierzu werden die Bienen mit 3%iger Oxalsäure eingesprüht.
Bei Ablegern ist dies in der Regel die erste und einzige Behandlung gegen die Varroamilbe im Frühjahr oder Sommer. Zum Winter erfolgt dann eine zweite Behandlung, ebenfalls mit Oxalsäute, aber als Träufelmethode.
Auch der Schwarm wird entsprechend behandelt. Die zugesetzten Mittelwände sind noch nicht vollständig ausgebaut. Die Königin ist noch nicht in die Eiablage getreten. Das zugesetzte Futter (1 kg Futterteig) ist vollständig aufgezehrt, die Rahmen tragen teilweise schon eingelagerten Nektar. Wie sich dieser Schwarm weiter entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Vor Jahren habe ich auf der Streuobstwiese einige bienenfreundliche Blühpflanzen eingesetzt, darunter zwei verschiedene Berberitzenarten. Die erste, Berberis coreana, blüht in diesem Jahr zum ersten Mal. Beim Betrachten der Blüte finde ich auf ihr ein etwas größeres Fluginsekt. Ich weiß nicht, warum, aber plötzlich fällt dieses Insekt auf den Boden und liegt zwischen Halmen und Blättern. Oben ist mir das Photographieren nicht gelungen, hier unten auf dem Boden schon.
Vor zwei Jahren haben wir ein ähnlich aussehendes Fluggerät gefunden, das ein Jäger als Hornisse bezeichnet hat. Ein Leser des Blogs meint jedoch damals, dass es sich eher um eine Hornissenschwebfliege gehandelt haben dürfte. Wir stehen jetzt vor dem gleichen Dilemma und wissen nicht genau, wer uns hier die Ehre seines Besuchs gegeben hat: eine Hornisse oder eine Hornissenschwebfliege, die der Hornisse sehr ähnlich sieht.
Heute, 5. Mai 2019, ist der Spielnäpfchentag. Gegen 11 Uhr ist es noch nicht so warm, dass die Flugbienen unterwegs sind. Nein, fast alle Bienen sind bei den derzeitigen niedrigen Temperaturen noch daheim im Stock. Von daher ist bei der anstehenden Kontrolle zu erwarten, dass wir mehr Bienen als sonst zu sehen bekommen.
Genau so ist es auch. Jetzt, in der Schwarmzeit, müssen die Völker relativ engmaschig auf ihren Schwarmtrieb hin untersucht werden. Wir machen das einmal in der Woche. Meistens reicht hierzu die bereits früher erwähnte Kippkontrolle aus, um einen Überblick über das Volk zu erhalten. Die Spielnäpfchen werden meistens am unteren Ende der Rahmen angebaut und werden beim Kippen sichtbar. Sollten keine Näpfchen vorhanden sein, ist die Kontrolle damit bereits erledigt. Sobald jedoch auch nur ein einziges Spielnäpfchen vorhanden ist, ist es sinnvoll das gesamte Volk durchzusehen, ob weitere Spielnäpfchen sich darin befinden. Die Spielnäpfchen werden zerstört, damit ist der direkte Schwarmtrieb zunächst einmal für ein paar Tage unterbrochen.
Die Völkerdurchsicht erfolgt auch unter dem Gesichtspunkt der Schwarmlenkung. Haben die Bienen zuviel oder zu wenig Platz? Kommt es in der nächsten Zeit zu einer drangvollen Enge? Müssen die Honigräume oder ein zweiter Brutraum aufgesetzt werden? Was machen die Drohnenrahmen? Sind sie ausgebaut, eventuell schon verdeckelt?
Zwei Bau- oder Drohnenrahmen habe ich heute entnommen und die darin befindliche verdeckelte Brut ausgeschnitten. Während ich dieses hier schreibe, liegen die Drohnen mitsamt dem Wachs bereits im Tiefkühlschrank und werden dort durchgefroren. Hierdurch sterben die Varroamilden, die sich bevorzugt in der Drohnenbrut vermehren, ab. Ihre Entnahme, ihr Tod, mindert den Befallsdruck der anderen Bienen. Dadurch bekämpfen wir mit einer biologischen Methode den Befall der Bienen durch die Varroamilbe.
Insgesamt haben wir heute bei den Bienen über zwanzig Spielnäpfchen entdeckt und zerstört.
Spielnäpfchen am WabenunterrandSpielnäpfchenVier Spielnäpfchen an der Unterkante eines RahmensSpielnäpfchen
Zuletzt habe ich bei Heinrich die Durchsicht vorgenommen. Hierbei sehe ich ein paar alte Sielnäpfchen aus dunklem Wachs. Zur Überraschung entdecke ich jedoch eine vollständig verdeckelte Königinnenzelle.
Königinnenzelle, verdeckelt, auf Dadant
Frische Eier sind im Volk vorhanden, frische kleine Larven ebenfalls. Die vorhandene Königin ist also voll funktionstüchtig. Macht sich dieses Volk bereit zum Schwärmen?
Königinnenzelle en detail
Wie dem auch sei, die Weiselzelle zerstöre ich auf alle Fälle und versuche damit, ein mögliches Schwärmen zu unterdrücken und zu verhindern.
Knapp zwei Wochen sind Heinrich und Kunigunde nun bei uns auf der Streuobstwiese. Zur Erinnerung: diese Bienen, ein Volk (Heinrich genannt) und ein Ableger (Kunigunde), habe ich aus Bamberg geholt. Gesucht habe ich bei den Kleinanzeigen auf ebay unter Dadant Blatt.
Dort, beim Abholen, gab es die böse Überraschung: ich besitze keine Beuten im Maß Dadant Blatt, sondern in Dadant modifiziert. Ich habe mich vorher geirrt...... Wie heißt doch die alte Ingenieursweisheit: wer misst, misst Mist!
Die Bamberger Rahmen sind ein wenig zu kurz für diese Beute. Um nicht unverrichteter Dinge wieder heimzufahren, habe ich die Bienen trotzdem mitgenommen und den Rat der Imkerin befolgt, an eine Seite der Beute innen eine schmale Leiste anzubringen, um die Differenz zu überbrücken. Im Laufe der Zeit kann ich die Rahmen dann entsprechend austauschen.
Dadant - Missverhältnis Rahmenbreite
Im obigen Bild ist das gut zu sehen: die Rahmen aus Bamberg sind um wenige Millimeter zu kurz, sie stehen auf der Fluglochseite auf dem Boden auf. Um die Rahmen wieder horizontal zum Hängen zu bekommen, habe ich auf die Metallschiene eine 5 mm dicke Holzleiste angebracht. Damit ist alles wieder - vorübergehend im Lot.
Spannend ist für mich die erste Durchsicht verlaufen. Im Volk sind viele Rahmen gut besetzt, die Brutnester sind groß, die Königin ist fleißig. Gleich beim Aufstellen in Frankfurt habe ich hieraus einen Ableger gebildet und anschließend sofort den ersten Honigraum aufgesetzt. Dort ist allerdings noch nicht viel passiert, die Bienen haben wenig bisher eingetragen. Ich hoffe, dass sich das bald ändern wird.
Ein wenig anders sieht es im Ableger aus. Bereits beim Öffnen des Königinnenkäfigs kommt mir die Königin ein wenig sonderbar vor: der Kopf ist weit vom Brustkorb entfernt und zur Seite geneigt. Sie lebt aber. Ein wenig skeptisch, bleibt mir nichts übrig als abzuwarten.
Am Sonntag, 28.4.19 hat das Warten ein Ende. Keine Eier, aber verdeckelte Brut. Das spricht dafür, dass die Königin den Umzug doch nicht überlebt haben könnte. Dazu passt ein weiterer Eindruck auf der folgenden Wabe.
Dadant - Weiselzellen und Spielnäpfchen
Hier sind am rechten und am unteren Rand jeweils klassische Königinnenzellen, auch Weiselzellen genannt, zu erkennen. Also liegt hier in der Tat, wie vermutet, ein Fehlen der Königin vor. In den Tagen nach dem Aufstellen haben die ansitzenden Bienen sich aus den vorhandenen Eiern mehrere Königinnen nachgezogen. Damit hat dieses Volk für seinen Fortbestand zu sorgen versucht. Die Zellen sind so weit fortgeschritten, dass aus ihnen in den nächsten Tagen die Königinnen schlüpfen werden.
Unter anderen Umständen hätte ich mir Sorgen gemacht und in Richtung Schwärmen gedacht. In diesem Falle müssten die Spielnäpfchen und Weiselzellen ausgebrochen und zerstört werden. So aber habe ich mich dazu entschlossen, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen.
Dadant - Weiselzellen - Detail
Es können mehrere Königinnen schlüpfen. Die erste wird allerdings dafür sorgen, dass sie konkurrenzlos bleiben wird und ihre Rivalinnen abstechen. Hierfür können die Königinnen tasächlich ihren Stachel noch benutzen. Später geht das nicht mehr.
Dadant - Weiselzellen - Detail
Also heißt das nun, dass dieser Ableger in den nächsten Tagen eine neue Königin bekommt. Nach ihrem Schlupf wird sie noch ein paar Tage im Volk verbleiben und dann zu ihrem Hochzeitsflug aufbrechen.
Wenige Tage nach ihrer Rückkehr wird sie dann mit der Eiablage beginnen und diesem Ableger zu neuem Nachwuchs und neuer Größe damit verhelfen.
Neben dieser Wabe mit den Weiselzellen, steht eine weitere in der Beute, allerdings nur mit einer Königinnenzelle. Diesen Rahmen habe ich komplett entfernt und in den Ablegerkasten transportiert. Dort wird dann in den nächsten Tagen eine Königin schlüpfen und für den Nachwuchs im Ableger hoffentlich sorgen. Das macht es dem gebildeten Ableger natürlich auch ein wenig leichter, weil er dann schneller in Brut gehen kann.
Heinrich und Kunigunde? So habe ich die beiden neuen Völker genannt, die ich am 15. April aus Bamberg geholt habe. Genau genommen sind es nur ein Volk und ein Ableger. Allerdings sind beide Bienenvölker nicht auf Zander, sondern auf Dadant angesiedelt.
Am späten Nachmittag beziehungsweise frühen Abend haben wir, Lilja und ich, uns in Bamberg zur Übernahme getroffen. Wegen des doch relativ selten in Deutschland verwendeten Maßes Dadant-Blatt bin ich extra weit gefahren, um jemanden mit diesem Magazintyp zu finden.
Lilja zieht routiniert und vorsichtig Rahmen für Rahmen aus ihren grün angestrichenen Beuten heraus, sucht nach der Königin und hängt die Rahmen in die neue Behausung.
Umsetzen der Rahmen in Bamberg
Beim Umsetzen der Rahmen kam dann doch eine unangenehme Überraschung zum Vorschein: Die Ohren der Oberträger sind um einige Millimeter zu kurz. Laut Lilja sei die Beute dann eben doch nicht Dadant-Blatt. Weil ich die Fahrt aber nicht vergebens gemacht haben wollte, habe ich die Bienen trotzdem mitgenommen. Dafür muss ich in den nächsten Tagen allerdings auf der Beuteninnenseite eine kleine Leiste provisorisch anbringen, damit die Rahmen dort aufgelegt werden können. Bei einem späteren Wechsel der Rahmen kann die Leiste dann wieder entfernt werden.
Das fertige Volk im neuen Haus. Rechts oben sind die fehlenden Millimeter an den Ohren zu erkennen
Damit die Königinnen sicher den Transport überleben, hat Lilja sie in je einen Extrakäfig zusammen mit einigen Hofstaatbienen gesetzt. Beim Aufstellen vor Ort wird die jeweilige Königin dann wieder freigesetzt.
Käfigen der Königin
Das Volk bekommt den Namen Heinrich, der Ableger heißt Kunigunde. Diese Namen sind übrigens die Namen der Stifter des Bamberger Domes. Es besteht aus zehn voll besetzen Rahmen mit unglaublich viel verdeckelter Brut. Hier wird schon sehr schnell der erste Ableger zu erstellen sein.
In Frankfurt bin ich erst im Dunkeln wieder zurück gewesen. Ein Grund, die Bienen dann nicht mehr an Ort und Stelle zu bringen. Der andere Grund, sie zunächst noch im Auto zu belassen: die Beuten sind so schwer, dass ich sie alleine kaum die lange Strecke tragen kann. An eine Schubkarre kann ich frühestens am nächsten Morgen kommen.
Vormittags habe ich die Bienen dann am vorgesehenen Ort aufgestellt bzw, aufzustellen versucht. Kaum waren die Beuten auf dem Unterbau plaziert, wackelte alles. Irgendetwas passte nicht zusammen. So können die Beuten jedenfalls nicht stehen bleiben. Also: abbauen und beiseite stellen, die Palette verschieben und neu ausrichten, Steine und Balken aufsetzen, dann die Beuten darauf und es wackelte noch immer. Gleiches Spiel noch einmal, bis ich endlich die passende wackelfreie Stelle gefunden habe. Da stehen sie nun.
Die Dadantbeuten an ihrem neuen Stellplatz, Vorderseite
Rückseite
Erster Schritt: Spanngurte lösen. Zweiter Schritt: die Anflugbretter anbringen und als dritter Schritt: das Flugloch öffnen. Danach habe ich die Bienen erst einmal für einige Stunden in Ruhe gelassen.
Anflugbretter an den geöffneten Beuten
Später bin ich erneut zu ihnen und habe die Königinnen befreit. Es ist unglaublich, wie stark der Flugbetrieb vor den beiden Beuten zu diesem Zeitpunkt ist (siehe Photo).
Flugbetrieb wenige Stunden nach dem Öffnen
Auch im Inneren ist sehr viel los. Bei Heinrich sind bereits die in Bamberg zugesetzten Mittelwände im ersten Ausbau. Innen ist nur noch wenig Platz. Also entschließe ich mich, bereits jetzt den ersten Ableger zu erstellen und entnehme eine Wabe mit ganz frischer Brut. Wie üblich kommen eine Mittelwand und eine Futterwabe dazu, damit die Bienen in der ersten Zeit nicht hungern oder verhungern.
Ableger aus dem Volk
Unmittelbar nach dem Aufstellen hat das Volk namens Heinrich bereits den ersten Honigraum erhalten. Einer der Vorteile der Dadant-Imkerei ist, dass die Honigräume wesentlich flacher sind. Dadurch sind sie leichter zu transportieren. Gar nicht selten stellt man sogar - anders als unter Zander -, zwei Honigräume übereinander auf.
Fertiger Aufbau, links der Ableger, rechts das Volk mit HonigraumBrutnest einer Wabe aus dem Volk namens Heinrich
Solche großen Brutnester sind typisch für die Dadantimkerei. Natürlich gibt es sie entsprechend kleiner auch in den anderen Rahmenmaßen. Doch das hier imponiert schon gewaltig.
Wie bereits erwähnt, hat die Saison der Ableger inzwischen voll begonnen. Heute haben wir vier Ableger aus drei Völkern erstellt.
Ableger dienen mehreren Zwecken: der Schwarmverhinderung, der Völkervermehrung, der Nachwuchsgewinnung.
Ableger werden erst dann gebildet, wenn das Muttervolk stark und kräftig genug ist, dass es das Schröpfen und Entnehmen eines seines Teile gut verkraften kann. Dazu muss es möglichst stark am Brüten sein. Aus einem schwachen Volk Ableger zu bilden, ist imkerlicher Unsinn.
Bevor es daran geht, Ableger zu ziehen, schaut man das Volk nach den folgenden Kriterien durch:
sind große Brutnester vorhanden? Das spricht für eine gesunde und aktive Königin.
gibt es Waben mit frischen Stiften? Zur Not tun es auch allerkleinste Maden. Der Grund: in diesem Zustand sind Stifte und Maden noch pluripotent. Je nach Ernährungsverhalten der Pflegebienen können sich daraus Arbeiterinnen oder Königinnen entwickeln.
gibt es eventuell genügend Futtervorräte?
Sind diese Punkte beachtet oder gar erfüllt, kann es losgehen. Im Grunde reichen für die Bildung eines Ablegers drei Waben aus: wir benötigen eine Brutwabe, eine Mittelwand und eine Futterwabe.
In dieser Reihenfolge werden sie in einen Ablegerkasten oder in eine Zarge gehängt. Die Brutwabe kommt an die Wand nach außen, daneben die Mittelwand, als drittes die Futterwabe. Die Futterwabe sollte mindestens 1,5 Kg Futter beinhalten. Zusätzlich kehren wir noch möglichst viele Stockbienen dazu. Später werden sie in diesem Jungvolk die ersten Flugbienen sein.
Klassisch heißt es, dass man die Ableger mindestens zwei Kilometer entfernt erst wieder aufstellen solle, damit die Flugbienen nicht wieder zurückkehren. Das scheint mir unter dem Aspekt der Flugbienen logisch zu sein. Aber: wir nehmen gar keine Flugbienen mit in den Ableger. Zu der Zeit, in der wir die Ableger bilden, sind die Flugbienen unterwegs und tragen ein. Also können wir sie gar nicht mit in den zu bildenden Ableger mitnehmen. Es kann vorkommen, dass wir vielleicht mal einzelne Flugbienen dabei haben. Sollten diese wenigen nicht zurückkehren, schadet es jedenfalls nicht.
Aus diesem Grund stelle ich die Ableger im Grundsatz gar nicht erst weit weg auf. Es sei denn, es gibt andere Gründe dafür.
Zwei der so gebildeten Ableger habe ich trotzdem in den Niddapark in Frankfurt gefahren und dort aufgestellt, zwei habe ich an Ort und Stelle belassen.
Oben ein Ablegerkasten, unten ein Ableger in Zarge. Beide stehen sie im Niddapark Frankfurt
Die gebildeten Ableger sollen anschließend vier Wochen in Ruhe gelassen werden. Der Grund: die Bienen ziehen sich in den ersten Tagen ihre neue Königin aus der vorhandenen frischesten Brut. Nach spätestens 16 Tagen schlüpft sie. Bis sie zu ihrem Hochzeitsflug startet, vergehen noch ein paar Tage. Nach ihrer Rückkehr dauert es ebenfalls noch ein paar Tage, bis sie mit der Eiablage beginnt. Drei Wochen sind hierbei eher etwas knapp kalkuliert. Deshalb sage ich, lieber vier Wochen warten und dann erst nachschauen, was sich im Jungvolk getan hat.
Ableger in normaler Zarge, bei uns auf dem Riedberg stehend
Mitte Mai werden wir also zum ersten Mal in die neuen Völker/Ableger wieder hineinsehen. Davon dann zu gegebener Zeit mehr.
Ableger in normaler Zarge
Ich bin oft gefragt worden, was es mit den farbigen Anflugbrettern vor dem Flugloch auf sich hat. Bei meinen neueren Anflugbrettern ist stets ein Farbmuster oder ein graphisches Symbol zu finden. Bienen, speziell auch beim Hochzeitsflug die Königin, orientieren sich in der Welt nicht nur nach Farben, sondern viel häufiger nach graphischen Mustern. Diese für sie erkennbaren Muster erleichtern ihnen damit das Heimfinden und vermindern den Verflug, den es übrigens auch bei ihnen gibt. Nicht nur in der Luftfahrt. Gerade, wenn die Königin zu ihrem Begattungsflug startet, möchte ich sichergehen, dass sie gezielt in diesen von ihr verlassenen Bienenstock zurückfindet. Schließlich warten darinnen die Mädels sehr auf sie.....
Zwei unserer Völker dümpeln so vor sich hin. Die Königin legt zwar Eier. Aber die Volksentwicklung ist eher bescheiden. Mit anderen Worten: die gelegten Eier und die Leistungen der jeweiligen Königin sind von schlechter Qualität.
Was tun?
Der Imker nennt das Umweiseln. Weisel ist die alte Bezeichnung für die Königin. Beim Umweiseln wird die alte gegen eine neue Bienenkönigin ersetzt.
Aber zuvor muss die alte Königin aus dem Volk entfernt werden. Mit anderen Worten: es muss ein Königinnenmord geschehen. Erwerbsimker machen das regelmäßig und tauschen die Königinnen teilweise sogar jährlich aus.
Austauschen ist hierbei natürlich eine freundliche Umschreibung für Mord. Ein anderer Ausdruck hierfür ist Abdrücken. Die Königin (alt) wird dann abgedrückt. Das beschreibt in der Tat auch den Tötungsmechanismus. Zur Zerdrücken wird die Bienenkönigin kurz und schmerzlos getötet.
Ich habe mich damit zu Beginn meines Imkerns sehr schwer getan. Aber man muss wissen, dass eine Königin sich nicht selber ernähren kann. Hierfür hat sie ihren Hofstaat, der sie füttert. Ohne ihn würde sie schlicht langsam verhungern.
Gestern habe ich aus dem Taunus zwei neue Königinnen geholt. Frank züchtet sie aus Zuchtmaterial des Bieneninstitutes Kirchhain. Er hält die Völker in Mini-Plus-Beuten. Beide in Betracht kommenden Beuten hat er für mich geöffnet und mir darin die jeweilige Königin gezeigt.
Mini plus Beute bei Frank im Taunus
Die Königin mit dem roten Punkt bevor sie gekäfigt worden ist.
Diese Königinnen hat er mit seinen Fingern gegriffen und in den Zusetzkäfig gesteckt. Auf die gleiche Art und Weise fing er einzelne Stockbienen, die er als Hofstaatbienen der Königin zusetzte. Mir hat das sehr imponiert wie er mit seinen bloßen Fingern sämtliche Bienen gefangen hat und die Bienen dabei sehr ruhig geblieben sind ohne zu stechen.
Die gefangenen Königinnen mit ihren Hofstaatbienen
Heute, am 12.8.2018, habe ich sie in ihren Käfigen in die jeweiligen Völker eingesetzt.
Das Umweiseln ist erstaunlich schnell gegangen. Das Hauptproblem ist, die alte Königin im Bienenvolk zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass auf den Oberträgern des zweiten Brutraums in jedem Volk ein Block mit Futterteig steht, damit die Bienen bereits schon jetzt aufgefüttert werden.
Aber manchmal hat man ja Glück. Ich habe erst hin- und herüberlegt, ob ich nicht einfach ein Absperrgitter aufsetzen, eine neue Zarge darauf stellen und darin einen weiteren Ableger aufbauen soll, der die neue Königin bekommen wird. Das wäre der Einstieg in die Doppelköniginnenhaltung. Das wäre natürlich sehr bequem und eine willkommene Ausrede, um nicht nach der alten Königin suchen und sie töten zu müssen.
Ich habe mich nicht dazu entschieden, sondern bin ein wenig auf Risiko gegangen. In einem der beiden Bruträume muss die Königin ja sein. Deshalb habe ich mich entschlossen bei beiden Völkern den oberen Brutraum mit dem Futterteig einfach beiseite zu stellen und in der unteren Zarge mit der Suche zu beginnen. Beide Königinnen sind gelb markiert. Wider erwarten habe ich sie in beiden Völkern auch unten über den Brutnestern gefunden.
Dann hieß es mutig sein. Bei Frank habe ich gestern erleben können, wie er mit bloßen Fingern seine Bienen anfasst. Das hat schon ein wenig motiviert es ihm gleich zu tun. Allerdings habe ich meine Handschuhe dabei getragen. Nach mehreren Versuchen hat es dann geklappt. Ich halte die Königin in den Fingern und drücke einfach zu. Es ist dann doch weniger unangenehm als befürchtet gewesen....
Jetzt haben die Völker eine neue Königin und können vermutlich/hoffentlich besser gedeihen. Voraussetzung dafür ist, dass die Königin angenommen wird. Um die Chance hierfür zu erhöhen, habe ich das Schlupfloch im Käfig etwas eingeengt. Es ist mit Futterteig verschlossen. Von beiden Seiten her, innen im Käfig und außen im Volk, muss es frei gefressen werden, damit die Königin in das neue Volk laufen kann. Durch die Einengung dauert es etwas länger bis es soweit ist. Dadurch könnte die Chance steigen, dass das Volk den Geruch der Bienenkönigin besser annimmt und sie damit eher akzeptiert.
Das bleibt jedoch ein Risiko. Ob es geklappt hat, wissen wir in etwa zwei Wochen, wenn wir die erste Kontrolle im Volk durchführen. Dann sollten wir sowohl die Königin als auch ihre Eier und Larven unterschiedlichen Stadiums sehen können.
Kleiner Nachtrag: die Königinnen eines jeden Jahrgangs sind mit einer Farbe markiert. Hierdurch lässt sie sich dem Jahrgang leicht zuordnen. Alle fünf Jahre wiederholt sich die Farbe. Das reicht aus, weil die Königinnen in der Regel nicht älter als fünf Jahre werden. In 2018 ist die Weiselfarbe rot, in 2017 ist sie gelb gewesen.
Vor vier Wochen haben wir die vollständige Brutentnahme bei unseren Völkern durchgeführt. Hierbei haben wir alle bruthaltigen Waben/Rahmen entfernt und zu drei Sammelbrutablegern vereinigt. Diese Sammelbrutableger haben wir in über 2 Km Entfernung in Frankfurt aufgestellt und sich zunächst selber überlassen.
Der Grund dafür ist sehr einfach: in den einzelnen Waben befinden sich zu Beginn noch die Brutnester mit der verdeckelten und unverdeckelten Brut. Diese Brut muss noch erst auslaufen, also schlüpfen. Bei den Arbeiterinnen dauert das ziemlich genau 21 Tage von der Eiablage bis zum Schlupf.
Mangels vorhandener Königin muss das Volk sich parallel dazu auch noch eine Königin aus einem der vorhandenen Eier heranziehen. Das dauert von der Eiablage bis zum Schlupf 16 Tage. Bis die Königin dann von ihrem Begattungsflug zurückgekehrt ist und selbst mit der Eiablage beginnt, dauert es noch einmal sieben bis zehn Tage.
Das ist der Grund, weswegen ich diese Ableger erst jetzt geöffnet haben. Ich sehe jetzt nach ausreichend langer Wartezeit, ob sich die Bienen nun zu einem Jungvolk entwickeln können.
Bei der Durchsicht bin ich auf das Angenehmste überrascht worden: auf keinem der Rahmen ist noch geschlossene Brut zu sehen, in beiden Ablegern habe ich sowohl frische Eier als auch Maden gefunden. Mit anderen Worten, in beiden Ablegern haben die Bienen sich erfolgreich eine neue Königin herangezogen. Damit kann die Bildung zweier neuer Jungvölker beginnen.
Der zweite Grund, weswegen ich die Völker durchgesehen habe, ist der der Varroabehandlung. Sämtliche entnommenen Waben sind ja voll Varroamilben gewesen. Jetzt, im Stadium einer offenen Brut, ist der ideale Zeitpunkt, um gegen die Milben vorzugehen.
Zu diesem Zweck werden alle Rahmen einzeln herausgezogen und auf beiden Seiten mit Oxalsäure besprüht. Oxalsäure ist seit dem letzten Jahr auch in dieser Form zur Sprühbehandlung zugelassen worden.
Neben der Behandlung gegen die Varroamilbe, nutze ich das natürlich aus und gebe den Bienen den ersten Futterteig zur Auffütterung. Jedes der beiden Völker erhält 5 kg Futterteig. An Honigvorräten haben beide Völker zwar sehr viel, aber der Winter kommt noch. Außerdem möchte ich sichergehen, dass die Bienen im Winter oder gar erst im Frühjahr nicht verhungern müssen.
Die Totale Brutentnahme [TBE] ist eine biologische Methode zur Bekämpfung der Varroamilbe in den Bienenstöcken. Sie erfordert ein wenig vorausschauende Planungen und Vorbereitungen. Unter Imkern sagt man auch über sie, dass sie eine Materialschlacht sei. Das stimmt übrigens in gewissen Grenzen durchaus wie als erstes zu beweisen sein wird:
Vorbereiten von Zargen, Böden und Beuten
Benötigt werden viele Zargen und Mittelwände. Am Abend zuvor habe ich deshalb noch knapp 100 Mittelwände eingelötet. Das Ergebnis ist unten zu sehen.
Vorbereitung: Mittelwände en masse
Ohne die Zargen sah das Arbeitsmaterial dann so aus:
ein Teil der Materialschlacht. Es fehlen die Böden und Zargen
Doch damit nun ans Werk:
Als erstes werden die Arbeitsmaterialien bereitgestellt. Neben dem Üblichen wie Stockmeißel, Kehrbesen, Smoker sind dies ein Boden, drei Zargen und viele Mittelwände.
Beute vor der Brutentnahme.
Schritt 1: Die entsprechende Beute wird abgestapelt. Der Honigraum wird zur Seite gestellt. Der vorhandene Boden bleibt stehen.
Abstapeln eines Volkes. Im Hintergrund der Honigraum
Schritt 2: Auf den Boden des Ursprungsvolkes kommt eine leere Zarge. Sie bildet den neuen Brutraum.
Leerzarge auf dem Boden
Schritt 3: In Arbeitsnähe werden ein Boden und eine Leerzarge aufgestellt. Die Fluglöcher im Boden müssen verschlossen sein! Dies ergibt den zu erstellenden Brutsammler. Es empfiehlt sich, eine zweite Leerzarge in unmittelbarer Nähe zu deponieren.
Schritt 4: Aus den Bruträumen wird eine Wabe (Rahmen) mit möglichst viel unverdeckelter Brut herausgesucht und in die Mitte der Leerzarge gehängt. Dies ist die Fangwabe.
Fangwabe: Wabe mit offener Brut
Schritt 5: Aus den vorhandenen Bruträumen wird eine Futterwabe entnommen und an den Rand der Leerzarge gehängt. Die Futterwabe sollte möglichst viel an Nektar und Pollen enthalten.
Schritt 6: Um die Fangwabe herum werden links und rechts je eine möglichst helle und natürlich brutfreie Wabe gehängt.
Fangwabe plus Mittelwände. Am Rand hängt bereits eine Futterwabe.
Schritt 7: Aus den Bruträumen werden nacheinander alle bruthaltigen Waben entnommen und die darauf sitzenden Bienen in die Leerzarge geschlagen. Wichtig ist dabei, dass die Königin mit in die Leerzarge gelangt. Etwa eine handvoll Bienen soll auf den Ursprungsrahmen verbleiben. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Königin nicht auf diesem Rahmen verbleibt.
Schritt 8: Die abgeschüttelten Waben werden mit den verbliebenen Bienen in die bereitgestellte Zarge des Brutsammlers gehängt.
Schritt 9: Schritte 7 und 8 werden für jede Brut enthaltende Wabe wiederholt.
Schritt 10: Die brutfreien Randwaben können in die Leerzarge mit eingehängt werden.
Schritt 11: Sobald die alten Bruträume durchgesehen und leer sind, werden in die Leerzarge so viele Mittelwände eingehängt, bis die ursprüngliche Rahmenzahl wieder erreicht ist.
Fangwabe, Mittelwände und Futterwabe
Schritt 12: Das Absperrgitter wird auf die Leerzarge gelegt und der ursprüngliche Honigraum wieder aufgesetzt.
Damit ist das vorher zweizargige Volk auf eine Zarge reduziert worden. Brut und Volk sind dabei voneinander getrennt. Im Prinzip ist es wie bei einem Bienenschwarm: ein Volk mit Bienen, aber ohne Brut. Oder anders formuliert: durch diesen starken Eingriff haben wir eine Brutpause initiiert.
Die Bienen bauen in der nächsten Zeit entsprechend viele neue Waben auf. Die Flugbienen hingegen tragen den Nektar weiter ein. Weil kein Stauraum vorhanden ist, kommt es zu einer verstärkten Einlagerung im Honigraum. Deswegen ist es sinnvoll, diese Aktion 10 bis 14 Tage vor der geplanten Honigernte durchzuführen.
Wie oben beschrieben, kann auf diese Weise jedes Volk behandelt werden. Sämtliche entnommenen Brutwaben kommen in den Brutsammler. Sobald er in seinen beiden Zargen voll besetzt ist, wird er verschlossen.
Schritt 13: Die Sammelbrutableger (Brutsammler, Brutscheunen) werden anschließend abtransportiert und an einem neuen Standort außerhalb des Flugradius der Bienen von 2-3 Km aufgestellt. Am neuen Standort werden die Fluglöcher geöffnet. Die Bienen ziehen sich aus den im Sammler vorhandenen Eiern eine neue Königin heran.
zwei der gebildeten Sammelbrutableger bei der TBE
Sobald die alte vorhandene Brut nach 21 bis 24 Tagen ausgelaufen (geschlüpft) ist, muss das gesamte Volk mit Ameisen- oder Oxalsäure behandelt werden, bevor die neue Brut bereits wieder verdeckelt ist! Wir bevorzugen hierbei die inzwischen zur Sommerbehandlung zugelassene Oxalsäure. Sie kann einfach auf die Bienen aufgesprüht werden.
Die Brutsammler können, sobald die neue Königin in die Eiablage getreten ist, wieder zurücktransportiert werden. Zusätzlich kann jetzt eine Wabenerneuerung durchgeführt werden: die alten und dunklen Waben werden entnommen, die ansitzenden Bienen ins Volk abgeschüttelt. Die entstandenen Lücken werden mit Mittelwänden oder hellen Waben, die vom Schleudern übrig geblieben sind, ersetzt.
Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Die Honigernte steht demnächst an. Doch vorher geschieht noch etwas anderes.
Normalerweise schließt sich an die Honigernte zeitnah die Behandlung gegen die Varroamilbe an. Diese Behandlung erfolgt üblicherweise mit organischen Säuren wie Ameisen- oder Oxalsäure. Damit diese Substanzen nicht in den Honig gelangen, muss die Entnahme des Honigs vorher abgeschlossen sein.
So machen wir das nicht (mehr). Wir drehen den Spieß um. Wir können und dürfen das, weil wir keine der genannten organischen Säuren, sondern eine biologische Methode verwenden: die totale Brutentnahme.
Das Prinzip ist recht einfach: wir führen künstlich eine Brutpause herbei. Die Brutentnahme ist eine Möglichkeit dafür, eine andere, mittlerweile ebenso gut anerkannte, ist das Käfigen der Königin. Hierbei wird die Königin ein einem gesonderten Käfig gefangen und mit ihrem Hofstaat für etwa vier Wochen darin in ihrem Volk gehalten. In dieser Zeit kann sie keine neuen Eier legen. Die im Nest vorhandene Brut entwickelt sich zu Ende und "läuft aus". Die Varroamilbe benötigt für ihre Vermehrung Brut, die kurz vor der Verdeckelung steht. Fehlt diese Brut, kann die Milbe sich nicht vermehren. Das gleiche Prinzip - nur mit anderer Technik - haben wir bei der Brutentnahme.
Für die Brutentnahme braucht es relativ viel an Material: neue Mittelwände und Zargen. Wie bereits angekündigt kommt hierzu ein gesonderter Bericht.
Derzeit stecke ich in den Vorbereitungen dazu: neue Mittelwände müssen eingelötet , alte Mittelwände im Dampfwachsschmelzer eingeschmolzen werden. Bei dieser Gelegenheit bietet es sich auch an, vorhandene Zargen zu reinigen.
Klassisch reinigt man die Zargen in einem Bad mit heißer Natronlauge. Hierfür habe ich in meinem städtischen Umfeld keinerlei Möglichkeiten. Ich habe lange nach Alternativen gesucht und bin bei einem Hochdruckreiniger hängengeblieben. Mit ihm reinige ich Böden und Zargen. Das geht einigermaßen schnell und praktisch und hinterlässt keine chemischen Rückstände. Der einzige Nachteil: das weiche Kiefernholz beginnt gelegentlich zu zerfasern. Dann war der Druck zu hoch.
Vor wenigen Wochen haben wir unseren Schwarm gefangen. Er hat sich so prächtig entwickelt, das wir ihm bereits einen Honigraum aufgesetzt haben, der bereits nach einer Woche gut gefüllt ist. Aus dem Brutraum habe ich heute zwei mit Nektar gefüllte Rahmen in den Honigraum gesetzt und den Bienen ersatzweise dafür ausgebaute Mittelwände vom Honigraum gegeben.
Bei der Völkerdurchsicht war sie plötzlich vor unseren Augen zu sehen: die Königin. Ein Besucher aus Kolumbien sagte zu ihr: "La Reina". Glücklicherweise habe ich heute meine Kamera dabei gehabt und die Gelegenheit genutzt, La Reina, die Königin, zu photographieren.
Ich mache mir hierbei das Vergnügen, sie in einer Reihe zum Bildern zu zeigen, die innerhalb weniger Sekunden entstanden sind. Es ist fast wie in einem Suchspiel. Die Wanderungen der Königin innerhalb dieser kurzen Zeit von maximal 20 Sekunden sind gut zu verfolgen.
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