Am Pfingstmontag spricht mich vor der Streuobstwiese ein Radfahrer an, als er mich in meinem Schutzanzug sieht. Ob ich etwas mit Bienen zu tun habe? Ihm ist aufgefallen, dass in kurzer Entfernung von hier ganz viele Wespen um einen Apfelbaum herum fliegen und die Spaziergänger davor große Angst hätten....
Er beschreibt mir die Stelle und wir gehen gemeinsam dorthin. Wie zu erwarten gewesen ist, handelt es sich natürlich nicht um Wespen, sondern um Bienen, und der Apfelbaum entpuppt sich als ein Ahorn.
Vor dem Baum sind viele Bienen im Anflug und sammeln sich gerade dort an einem Ast zu einer Traube. Ich rufe kurz Matthias an, ob wir den Schwarm fangen wollen. Wir einigen uns sehr schnell auf ein ja.
Ich kehre zur Streuobstwiese zurück und trage von dort eine leere einzargige Beute ins Auto. Von daheim hole ich noch die stets vorbereitete Schwarmfangkiste samt Sprühflasche und Kehrbesen sowie einen weiteren Schutzanzug und eine ausziehbare Leiter. Schließlich hängt Schwarm in etwa vier bis fünf Metern Höhe über dem Erdboden.
Nachdem ich alle Utensilien vor Ort bereitgestellt habe, mache ich mit dem Smartphone noch ein paar Videos. Ihren Zusammenschnitt seht ihr hier:
Ich ziehe die Leitersprossen auseinander und klettere mit einer Sprühpistole in die Höhe. Soweit es möglich ist, besprühe ich die Bienentraube mit einem dünnen Wasserfilm. Das verhindert das Fortfliegen der Bienen bzw. erschwert es ihnen ein wenig.
Anschließend wechseln wir: mit der Fangkiste in der Hand klettert Matthias nach oben, positioniert die Kiste unterhalb des Bienenschwarmes, schüttelt kräftig am Ast, so dass die Bienen dadurch nach unten in die Kiste fallen. Natürlich fliegen trotzdem etliche von ihnen auf.
Aber es ist egal, wenn wir nur die Königin mitbekommen haben. Matthias reicht mir die Kiste an und ich gieße die Bienen wie einen Eimer voller Wasser in die leere Zarge der bereitgestellten Beute. Sofort verschließe ich sie mit dem zugehörigen Deckel und öffne vorne unten das Einflugloch. Die Beute steht dabei auf dem Rasen und ist mit der Fluglochöffnung dem Ahorn zugewandt.
Jetzt kommen die entscheidenden Augenblicke: haben wir die Königin in der Beute oder nicht. Wenn ja, ist alles weitere recht einfach: der Duftstoff der Königin lockt die restlichen Bienen an und sie fliegen zum Flugloch und laufen dort in Richtung Königin. Sollte die Königin jedoch nicht im Beuteninneren sein, würden die Bienen von dort wieder auswandern und sich um die Königin sammeln.
Wir haben Glück. Sehr schnell orientieren sie sich in Richtung Beute und laufen dort ein. Am Baum oben sammeln sich allerdings noch viele weitere Bienen. Sie werden erneut wie oben beschrieben eingesammelt und ebenfalls in die Zarge gegossen.
Ziemlich schnell bemerken wir, dass es vor der Beute bereits wieder ruhiger wird. Während Matthias Beutenwache hält, fahre ich mit der nun nicht mehr benötigten Ausrüstung heim und kehre mit zwei Spanngurten zurück. Nach noch nicht einmal zwei Stunden können wir die Beute damit sichern und auf die Streuobstwiese zu ihrem neuen Standort transportieren.
Dort stelle ich die Beute auf und setze anschließend eine Zarge mit zehn Mittelwänden auf. Die Bienen können nun zügig nach oben wandern und mit dem Ausbau ihres zukünftigen Heimes beginnen. Der erste Ausbau ist meistens schon nach wenigen Tagen erledigt. Für die Bienen ist dieses Tempo wichtig, stellen die neuen Waben doch sowohl die Vorratskammern als auch Brutstätten für den Nachwuchs dar.