Für die Bienenzucht oder Imkerei ist es wichtig, diesen Fahrplan der Entstehung stets im Kopf zu haben. Er spielt bei vielen Abläufen und Verhalten eine wichtige Rolle.
Zu Beginn ist die Zelle noch offen, sonst könnte sie ja auch nicht von der Königin bestiftet werden. Erst mit dem Übergang von der Streckmade zur Vorpuppe wird ein Deckel aufgebracht und somit die Zelle abgeschlossen. Jetzt spricht man von der "verdeckelten Brut".
Das Erstaunliche ist die völlig unterschiedliche Geschwindigkeit mit der sich die einzelnen Bienen"wesen" entwickeln: am schnellsten ist die neue Königin soweit: sie schlüpft bereits am 16. Tag aus ihrem Nest. Die Arbeiterinnen benötigen hierzu 21 Tage. Am längsten dauert die Entwicklung zum Drohn. Er schlüpft erst nach 24 Tagen.
Es gibt noch ein paar weitere Besonderheiten:
jedes einzelne der Bienenwesen hat sein ganz besonderes Hausformat. Von dessen Größe hängt es ab, was darinnen geschieht. Es mag verwirrend klingen, ist jedoch ganz einfach. Aus dem Bienenwachs werden drei verschiedene Haustypen gebaut. Die klassische Bienenwabe ist sechseckig. Allerdings gibt es davon 2 verschiedene Größen. Die Arbeiterinnen wachsen in den üblichen, normalen Wabengrößen auf, ich nenne ihn einfach mal Typ A. Die Drohnen haben es etwas komfortabler, denn ihr ebenfalls sechseckiges Wabengrundmaß ist etwas größer, Typ D. Am bequemsten haben es die Königinnen: sie wachsen in tropfen- oder becherförmigen Zellen heran, den Weiselzellen oder auch Weiselnäpfchen, die extra gebaut werden müssen.
Je nachdem, in welchen Haustyp die Königin das Ei aus ihrem Hinterleib legt, werden die Eier befruchtet oder nicht. Eier im Typ D, also für Drohnen, sind unbefruchtet, während die Eier für die Königin und Arbeiterinnen bei der Eiablage befruchtet werden. Ein Bienenei ist etwa 1,5 mm groß.
Bienen sind sogenannte holometabole Insekten. Während ihrer Entwicklungszeit machen sie alle eine vollkommene Verwandlung vom Ei über die Larve oder Made zur Puppe bis hin zum fertigen Insekt durch. Aus dem Ei entwickelt sich eine beinlose Larve oder Made, die sich im Abstand von je einem Tag insgesamt viermal häutet.
Die Larven oder Maden werden die ersten beiden Tage von Ammenbienen mit Futtersaft versorgt. Sie schwimmen regelrecht darin ohne jedoch zu ertrinken. Bis zu einem Larven- oder Madenalter von drei Tagen kann die Entwicklungsrichtung noch verändert werden, indem aus Arbeiterinnen Königinnen entstehen können. Diesen Umstand nutzt man in der Königinnenzucht aus, doch davon berichte ich später. Wenn ein Volk seine Königin verloren hat, ist hier auch die Möglichkeit, dass das Volk sich eine neue Königin heranzieht.
Der Futtersaft für die Königin ist anders zusammengesetzt als derjenige für die Arbeiterinnen. Er wird auch als Gelèe Royale bezeichnet. Die zukünftige Königin erhält diesen Saft während ihrer gesamten unverdeckelten Entwicklungszeit. Die anderen Bienen werden hingegen später mit eine Mischung aus Pollen (=Eiweiß) und Honig gefüttert.
Im Verpuppungsstadium werden die Zellen von den Arbeiterinnen mit einem luftdurchlässigen Deckel verschlossen. In der Vorpuppe verändert sich nun vieles: er erfolgt eine 5. Häutung und die dreigliedrige Körperbauform der Biene wird sichtbar. Die Puppe ist noch weiß und nimmt allmählich ihre Farbe an. Nach einer 6. und letzten Häutung kann die fertige Biene schlüpfen.
Hierfür müssen sie von innen den Deckel aufnagen oder abschroten. Danach können sie schlüpfen und sind Bestandteil ihres Volkes.