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Zusammen mit den Neu-Imkern haben wir heute routinemäßig unsere Völker durchgesehen. Hierbei haben wir nach dem kürzlich eingefangenen Bienenschwarm geschaut. Dessen Mittelwände sind inzwischen vollständig ausgebaut. Die Königin hat mit der Eiablage vor wenigen Tagen begonnen. Deshalb finden wir dort auf den Rahmen sowohl Eier ("Stifte"), als auch Larven und die erste bereits verdeckelte Brut.

Das Schöne: plötzlich läuft uns die "Madame" über den Weg und wuselt über die Wabenzellen, unter die Bienen, verschwindet, taucht wieder auf, verschwindet wieder etc.... Dabei ist es mir glücklicherweise gelungen, Photos von ihr zu machen. Hier ist sie zu sehen:

Die Königin vom Bienenschwarm
Die Königin vom Bienenschwarm

Sehr deutlich ist der längere und schlanke Hinterleib zu erkennen. Ihn führt sie in eine Wabe ein und legt mit ihm dort ein Ei hinein. Dieses Ei steht zunächst senkrecht wie ein Stift auf dem Boden. Daher auch die Bezeichnung Stifte für die Bieneneier und bestiften für das Eierlegen.

Im Bild oben sind zugleich auf den Böden einzelner Zellen die Larven beziehungsweise Maden zu erkennen. Beide Begriffe werden nebeneinander verwendet.

Die Königin eines Volkes in diesem Gewusel von Bienen zu finden, ist manchmal sehr schwer. Aus diesem Grunde kennzeichnen viele Imker ihre Königinnen farblich. Hierbei verwendet man einen Farbencode, der zugleich den Geburtsjahrgang und damit das Alter der Königin anzeigt. Die Farbe für dieses Jahr ist grün, für das letzte Jahr ist es rot und für 2020 ist es blau. Alle fünf Jahre wiederholt sich der Zyklus. Die noch fehlenden Farben sind gelb und weiß. Im Prinzip geht die Farbcodierung von hell nach dunkel und beginnt so in 2021 mit der Farbe weiß erneut.

Die Königin zu kennzeichnen erfordert etwas Feingeschick. Deshalb haben wir heute diesen Vorgang mit Drohnen geübt. Weil deren Lebenszeit bis zum Sommer begrenzt ist, spielt es keine große Rolle, welche Farbe wir wählen. Zur Sicherheit jedoch habe ich mich für weiß entschieden.

Es gibt - wie immer im Leben - mehrere Wege, die zum Ziel führen. Wir fangen eine Drohne, sperren sie in einen Zeichnungskäfig und kennzeichnen sie. Der Käfig besitzt einen weichen Boden aus Schaumstoff. Über ihm ist ein im Querschnitt dreiecksförmiges Dach mit einem Schlitz in der Mitte. Dieser Schlitz ist so breit oder so eng, dass die Königin nicht hindurchschlüpfen kann. Vorsichtig wird der Schlitz in die Längsachse der Königin oder der Drohne gedreht, die Biene wird dann leicht gegen dieses Dach gedrückt und ist so fixiert.

Mit einem Kleber wie Mastix wird der Chitinpanzer ihres Rückens betupft und ein Opalithplättchen aufgedrückt. Nach kurzer Trockenzeit ist die Königin dann gekennzeichnet. Bei den Übungsdrohnen geht es genau so. Der Chitinpanzer um den Brustkorb ist bei ihnen jedoch haariger. das macht es sogar ein wenig schwieriger, das Farbplättchen zu fixieren. Bei der Königin geht dieses wesentlich einfacher.

Der Chitinpanzer ist hart. Für Außenstehende mag es befremdlich aussehen, auf diese Weise eine Königin zu markieren. Aber: es tut ihr nicht weh, sie wird nicht eingeschränkt dadurch und, das ist für uns Imker besonders wichtig: sie stellt die wertvollste Biene eines Volkes für uns dar. Von daher ist es in unserem eigenen Interesse, dass es ihr gut gehen und sie keinen Schaden erleiden möge.

Drohne im Zeichengefäß

So sieht es aus, wenn die Drohne im Zeichnungsgefäß liegt. Anschließend sieht sie so aus:

gezeichnete Drohne im Zeichengefäß

Mit unseren Königinnen werden wir in der nächsten Zeit ebenso verfahren. Das geht allerdings nur, wenn wir ihren Geburtsjahrgang kennen. Bei den gebildeten Ablegern ist das sehr einfach: 2019 und grün.

Für die Bienenzucht oder Imkerei ist es wichtig, diesen Fahrplan der Entstehung stets im Kopf zu haben. Er spielt bei vielen Abläufen und Verhalten eine wichtige Rolle.

Zu Beginn ist die Zelle noch offen, sonst könnte sie ja auch nicht von der Königin bestiftet werden. Erst mit dem Übergang von der Streckmade zur Vorpuppe wird ein Deckel aufgebracht und somit die Zelle abgeschlossen. Jetzt spricht man von der "verdeckelten Brut".

Das Erstaunliche ist die völlig unterschiedliche Geschwindigkeit mit der sich die einzelnen Bienen"wesen" entwickeln: am schnellsten ist die neue Königin soweit: sie schlüpft bereits am 16. Tag aus ihrem Nest. Die Arbeiterinnen benötigen hierzu 21 Tage. Am längsten dauert die Entwicklung zum Drohn. Er schlüpft erst nach 24 Tagen.

Es gibt noch ein paar weitere Besonderheiten:

jedes einzelne der Bienenwesen hat sein ganz besonderes Hausformat. Von dessen Größe hängt es ab, was darinnen geschieht. Es mag verwirrend klingen, ist jedoch ganz einfach. Aus dem Bienenwachs werden drei verschiedene Haustypen gebaut. Die klassische Bienenwabe ist sechseckig. Allerdings gibt es davon 2 verschiedene Größen. Die Arbeiterinnen wachsen in den üblichen, normalen Wabengrößen auf, ich nenne ihn einfach mal Typ A. Die Drohnen haben es etwas komfortabler, denn ihr ebenfalls sechseckiges Wabengrundmaß ist etwas größer, Typ D. Am bequemsten haben es die Königinnen: sie wachsen in tropfen- oder becherförmigen Zellen heran, den Weiselzellen oder auch Weiselnäpfchen, die extra gebaut werden müssen.

Je nachdem, in welchen Haustyp die Königin das Ei aus ihrem Hinterleib legt, werden die Eier befruchtet oder nicht. Eier im Typ D, also für Drohnen, sind unbefruchtet, während die Eier für die Königin und Arbeiterinnen bei der Eiablage befruchtet werden. Ein Bienenei ist etwa 1,5 mm groß.

Bienen sind sogenannte holometabole Insekten. Während ihrer Entwicklungszeit machen sie alle eine vollkommene Verwandlung vom Ei über die Larve oder Made zur Puppe bis hin zum fertigen Insekt durch. Aus dem Ei entwickelt sich eine beinlose Larve oder Made, die sich im Abstand von je einem Tag insgesamt viermal häutet.

Die Larven oder Maden werden die ersten beiden Tage von Ammenbienen mit Futtersaft versorgt. Sie schwimmen regelrecht darin ohne jedoch zu ertrinken. Bis zu einem Larven- oder Madenalter von drei Tagen kann die Entwicklungsrichtung noch verändert werden, indem aus Arbeiterinnen Königinnen entstehen können. Diesen Umstand nutzt man in der Königinnenzucht aus, doch davon berichte ich später. Wenn ein Volk seine Königin verloren hat, ist hier auch die Möglichkeit, dass das Volk sich eine neue Königin heranzieht.

Der Futtersaft für die Königin ist anders zusammengesetzt als derjenige für die Arbeiterinnen. Er wird auch als Gelèe Royale bezeichnet. Die zukünftige Königin erhält diesen Saft während ihrer gesamten unverdeckelten Entwicklungszeit. Die anderen Bienen werden hingegen später mit eine Mischung aus Pollen (=Eiweiß) und Honig gefüttert.

Im Verpuppungsstadium werden die Zellen von den Arbeiterinnen mit einem luftdurchlässigen Deckel verschlossen. In der Vorpuppe verändert sich nun vieles: er erfolgt eine 5. Häutung und die dreigliedrige Körperbauform der Biene wird sichtbar. Die Puppe ist noch weiß und nimmt allmählich ihre Farbe an. Nach einer 6. und letzten Häutung kann die fertige Biene schlüpfen.

Hierfür müssen sie von innen den Deckel aufnagen oder abschroten. Danach können sie schlüpfen und sind Bestandteil ihres Volkes.

 

Tag Zelle Königinnen-Stadium Arbeiterinen- Stadium Drohnen- Stadium
1 offen Ei Ei Ei
2 offen Ei Ei Ei
3 offen Ei Ei Ei
4 offen 1.
Madenstufe
1.Madenstufe 1.Madenstufe
5 offen 2.Madenstufe 2.Madenstufe 2.Madenstufe
6 offen 3.Madenstufe 3.Madenstufe 3.Madenstufe
7 offen 4.Madenstufe 4.Madenstufe 4.Madenstufe
8 offen Streckmade Streckmade Streckmade
9 offen Streckmade Streckmade Streckmade
10 verdeckelt Vorpuppe Vorpuppe Vorpuppe
11 verdeckelt Puppe Vorpuppe Vorpuppe
12 verdeckelt Puppe Puppe Vorpuppe
13 verdeckelt Puppe Puppe Puppe
14 verdeckelt Puppe Puppe Puppe
15 verdeckelt Puppe Puppe Puppe
16 verdeckelt Schlupf Puppe Puppe
17 verdeckelt Puppe Puppe
18 verdeckelt Puppe Puppe
19 verdeckelt Puppe Puppe
20 verdeckelt Puppe Puppe
21 verdeckelt Schlupf Puppe
22 verdeckelt Puppe
23 verdeckelt Puppe
24 verdeckelt Schlupf
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