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(22.06.2023) Die Begattungskästchen und ihre einquartierten Bienen haben inzwischen eine Nacht abgesperrt bei geschlossenem Flugloch verbracht. Als ich heute den Raum in dem sie die Nacht verbracht haben, betrete, höre ich mit Freude und Staunen ein kräftiges Summen. Also haben die Bienen diese Prozedur überstanden.

Heute soll es zum nächsten Schritt gehen: sie Bienenvölkchen sollen gleich draußen aufgestellt werden. Alle Kästchen sehen äußerlich gleich aus nämlich grün. Damit ist sowohl für die Bienen als auch die Königin die Orientierung möglicherweise etwas erschwert. Bei den Bienen sehe ich das als weniger gravierend als bei der Königin an. Letztere soll ja nicht nur zu ihrem Hochzeitsflug starten, sondern danach auch noch begattet wieder in ihr "richtiges" Zuhause zurückfinden und dort viele Eier legen. Um ihr die Orientierung für den Rückweg zu erleichtern, ergreife ich verschiedene Maßnahmen.

Alle Begattungskästchen werden unterschiedlich graphisch markiert. Bienen sehen bekanntlich etwas anders als wir Menschen. Für sie sind graphische Muster zum Erkennen und Orientieren wichtig. Zusammen mit den optischen Eindrücken beim Fliegen bilden sie das, was man den optischen Fluß nennt. Er hilft ihnen bei der Wegorientierung zurück. Jedes Völkchen hat hierfür sein eigenes Muster in der eigenen Farbe.

Zusätzlich stelle ich die Kästchen abwechselnd mit dem Flugloch nach vorne und nach hinten ausgerichtet auf und verschiebe sie gegeneinander ein wenig. Viele Imker und Königinnenzüchter stellen ihre Kästen in einer langen Reihe auf. Wir verfügen auf dem Lehrbienenstand unseres Imkervereines Bee Friends Frankfurt (noch) nicht über eine entsprechende Konstruktion. Deshalb wähle ich mehrere kleine Standorte auf dem Gelände und erleichtere dadurch den Königinnen das Zurechtfinden während des Heimfluges. Die Bienen leben dort in drei Gruppen in je fünf Begattungskästchen.

Kaum habe ich sie aufgestellt und die Fluglöcher geöffnet, kommen bereits die ersten Bienen heraus aus der Behausung. Sie müssen sich neu orientieren, sich "einfliegen", damit sie Pollen und Nektar sammeln und zu ihrem Bienenstöckchen zurück finden. Dort sollen sie ja schließlich derzeit noch die neue Königin und später die frische junge Brut versorgen. Vorher allerdings müssen sie noch Waben bauen.

Zum Schutz vor Sturm und Wind werden alle fünf Kästen einer Reihe abschließend noch mit einem Holzbalken beschwert.

Jetzt kann das Königinnenschicksal seinen Lauf nehmen. Sobald ich zum ersten Mal die Kästen öffne, werde ich wieder berichten.

Den folgenden Link habe ich heute erhalten. Eines der großen Geheimnisse in der Bienenhaltung ist bis heute noch immer der Hochzeitsflug der Bienenköniginnen.

Der Link leitet zu Fokus online und zeigt eine Bienenkönigin während ihres Hochzeitsfluges. Markus Imhoof, der Autor des Filmes More than honey sind diese Aufnahmen gelungen. Absolut sehenswert !

Außergewöhnliches Naturschauspiel: Seltene Bilder: Der Sexflug einer Bienenkönigin - Videos - FOCUS Online

Sie hat etwas geheimnisvolles, die Bienenkönigin. Das Gelée Royale gilt als Mythos ewiger Jugend und Schönheit.

Wer oder was ist die Bienenkönigin?

Wenn wir imkern und in unsere Völker schauen, versuchen wir stets die Königin zu finden. Sie ist die wertvollste Biene. Dabei ist sie ja gar keine Königin in unserem politischen Sinne, sie regiert nicht, schließt keine Verträge, macht keine Staatsbesuche. Im Grunde ist sie nichts weiter als eine Eierlegemaschine. Das hört sich hart an, ist aber Tatsache. Die Königin ist die einzige Biene im Volk, die befruchtete Eier legen kann und so für den Nachwuchs und Erhalt "ihres" Volkes sorgt.

Wie alle anderen Bienen auch, schlüpft sie eines Tages aus ihrer verdeckelten Wabenzelle. Vom Körperbau her ist sie größer als alle anderen Bienen und besitzt einen langen schlanken Hinterleib. In ihm liegt ihr Geheimnis verborgen. Sie kann nur Eier legen. Zum Nektarsammeln ist sie nicht geeignet, die dafür nötigen Körperteile sind bei ihr verkümmert. Anders als die Arbeiterinnen kann sie sich auch nicht selber versorgen, sprich ernähren. Sie wird lebenslang von Bienen, die ihren Hofstaat bilden, gefüttert und zwar wieder mit dem Königinnenfuttersaft, genannt Gelée Royale.

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Nach ihrem Schlupf bleibt sie noch einige Tage in ihrer Behausung, bevor sie zum Hochzeitsflug startet. Noch ist sie unbegattet und damit nicht fähig, das Volk zu vermehren. Während ihres Hochzeitsflug wird sie im Flug in etwa 10 bis 15 Metern Höhe von mehreren Drohnen begattet. Hierbei nimmt sie das Sperma der Drohnen auf und bewahrt es bis zu ihrem Tod in einer Spermathek ihres Hinterleibes. Die Drohnen sterben unmittelbar nach der Begattung ihren Liebestod. Ihr Geschlechtsorgan verlieren sie nach erfolgreicher Befruchtung, es bleibt oft in der Königin am Hinterleib stecken. Auf diese Weise wird sie von mehreren Drohnen befruchtet. Dazu unternimmt sie zum Teil auch mehrere Hochzeitsflüge.

Wenige Tage nach der erfolgreichen Rückkehr beginnt sie mit der Eiablage. Forthin wird sie ihren Stock nie wieder verlassen, es sei denn, das Volk schwärmt mit ihr aus. In der Zeit der stärksten Bruttätigkeit kann sie bis zu 2000 Eier am Tag legen. Mit ihren Fühlern am Kopf  geht sie hierzu als erstes in die entsprechende Wabe und misst sie aus. Wenn sie erkennt, dass es sich hier um eine "Standardwabengröße" handelt, weiß sie, dass die zu legenden Eier befruchtet in die Zelle zu stellen sind. Bei der Nicht-Standardgröße werden unbefruchtete Eier gelegt. Aus ihnen werden später Drohnen werden, während aus den befruchteten Eiern stets die Arbeiterinnen kommen.

Zur eigentlichen Eiablage steckt sie ihren langen schlanken Hinterleib tief in die Zelle hinein und stellt dabei ein Ei mit einer seiner Spitzen senkrecht auf dem Boden ab. Diese frischen Eier ragen wie kleine Stifte oder Nägel vom Untergrund nach oben. Deshalb nennen die Imker diesen Vorgang "bestiften" und die Eier Stifte. Nach einem Tag beginnt der Stift, das Ei, sich langsam auf die Seite zu legen, am dritten Tag liegt es völlig auf dem Boden. Dieses gilt sowohl für die Arbeiterinnen als auch für die Drohnen. Die am vierten Tag geschlüpften Larven beziehungsweise Maden werden von den Pflegebienen für einen Tag mit dem Gelée Royale gefüttert. Ab dem fünften Tag bekommen die zukünftigen Arbeiterinnen und Drohnen dann nur noch Pollen als Eiweiß und Nektar als Kohlenhydrate zu fressen.

Alle Bienen ihres Volkes sind Halbgeschwister. Alle haben sie zwar die gleiche Mutter, dabei aber in der Regel unterschiedliche Väter. Diese Durchmischung der Gene, des Genpools, sorgt dafür, dass es hierbei eine Vielfalt gibt und keine Inzucht möglich ist. Damit dient dieses Verhalten der Arterhaltung und der genetischen Vielfalt. Im Imkerjargon spricht man wegen der Funktion des Eierlegens von der Königin auch von der "Mutti".

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Aber die Königin kann mehr als nur Eierlegen. Sie sondert kontinuierlich einen Duftstoff ab, den die Bienen wahrnehmen. Dieses Pheromon (=Duftstoff) bewirkt folgendes: allen Bienen signalisiert es, dass ihre Königin im Volk ist und lebt. Dadurch vermittelt die Bienenkönigin allen Bienen ihres Volkes ein Wir-Gefühl beziehungsweise Zusammengehörigkeitsgefühl. Sobald es im Bienenstock länger als etwa zwei Stunden nicht mehr nach der Königin riecht, werden die Bienen unruhig. Sie versuchen dann aus den frisch geschlüpften Eiern eine Larve zu einer neuen Königin zu ziehen, damit das Volk mangels Nachwuchs nicht zugrunde geht. Gleichzeitig bewirkt der Königinnenduftstoff eine Unterdrückung des Sexualtriebes der Arbeiterinnen. Fehlt die Königin und sind keine Eier oder frische Larven mehr im Bienenvolk vorhanden, können die Arbeiterinnen plötzlich Eier legen. Weil diese Eier jedoch nicht befruchtet sind, entstehen aus ihnen nur Drohnen.

Drohnen sind größer als Arbeiterinnen, ihre Zellen ebenfalls. Für das letzte Reifestadium jeder Biene, dem Puppenstadium, wird die Zelle mit einem Deckel verschlossen. Dieser Deckel ist bei den Drohnen größer als bei den Arbeiterinnen und sieht kuppelartig aus. Wenn in einem königinnenlosen Volk die Arbeiterinnen Drohnenbrut aufziehen, spricht der Imker wegen dieser kuppelartigen Oberfläche des Brutnestes auch von Buckelbrut und nennt das Volk buckel- beziehungsweise drohnenbrütig.

Heute, am 22. Mai 2016, habe ich in einem Volk die Königin entdeckt und photographiert. Die ist auf dem Rücken mit einem blauen Plättchen markiert, Diese Markierung bedeutet, dass die Königin aus dem Jahr 2015 stammt. Für jedes Jahr gibt es eine eigene Königinnenfarbe. Der Rhythmus wiederholt sich alle fünf Jahre. Im Prinzip geht es dabei von hell nach dunkel. Blau ist die dunkelste der Markierungen, weiß die hellste. im Jahr 2016 beginnt ein neuer Zyklus, also ist die Farbe weiß.

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Alle drei Bilder dieses Beitrages zeigen die gleiche Königin. Sie ist übrigens mit einem kleinen Volk in eine leerstehende und unverschlossene Beute eingezogen. Bei der Völkerdurchsicht konnte ich auf den Waben keine Bruttätigkeit finden. Das ist besorgniserregend. Parallel dazu haben wir einen Ableger aus dem letzten Jahr, dem die Königin abhanden gekommen zu sein scheint. Da liegt es nahe, diese beiden Völker zu vereinigen. Darüber berichte ich zu einem späteren Zeitpunkt.

Die Markierungen der Königin sind kein Selbstzweck. Sie helfen dem Imker in dem Gewusel und Gewirr die Königin schneller zu entdecken und zu schützen. Oft ist sie unter anderen Bienen verborgen und damit kaum zu entdecken. Der andere Grund für die Markierung (Zeichnung) ist, dass man so auf den ersten Blick das Alter der Königin erkennen kann. Königinnen können vier bis fünf Jahre im Volk leben. Allerdings lässt im Laufe der Jahre ihre Legeleistung deutlich nach. Wenn man von den Völkern regelmäßig Honig ernten will und diese Völker folglich als Wirtschaftsvölker ansieht, sollte man die Königin alle drei Jahre austauschen und durch eine neue ersetzen. In der freien Natur machen die Bienen das übrigens auch. Sobald sie mit ihrer Königin unzufrieden sind, töten sie sie. Auch dieses Beispiel zeigt, dass wir Menschen eine andere Wertevorstellung von Königtum haben als die Bienen.

Für Montag, den 8.6.2015, ist der Versand unserer bestellten Carnica Reinzuchtköniginnen zugesagt und geplant gewesen. Dummerweise war dieses zugleich der Beginn des Streiken der deutschen Post. Würden die versandten Bienen dann wohl zugestellt werden? Müssten sie eventuell sonst verhungern? In aller Eile habe ich morgens früh noch eine E-Mail geschrieben mit der Idee, den Versand eventuell ein paar Tage aufzuschieben. Die Mail kam jedoch zu spät, die Königinnen waren bereits unterwegs. Also hieß es warten. Wir konnten jetzt eh nichts mehr beeinflussen, alles nahm nun seinen Lauf.

Erstaunlicherweise fielen die Postsendungen in den nächsten Tagen noch ganz normal aus. Von Streik war noch nichts zu spüren. Und tatsächlich: am Mittwoch waren die Damen in einem großen weißen Umschlag im Biefkasten.

Briefumschlag mit Bienenköniginnen
Briefumschlag mit Bienenköniginnen

Es brummte und summte kräftig darin. Nach dem Öffnen holte ich die Schätzchen heraus. Sie waren alle elf in je einem gelben Käfig eingesperrt. Jeder Königin ist zur Pflege und Versorgung eine kleine Anzahl von Ammen- oder Pflegebienen beigegeben.

Elf Zusetzkäfige mit Carnica Reinzuchtköniginnen aus Österreich
Elf Zusetzkäfige mit Carnica Reinzuchtköniginnen aus Österreich

Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin und ihrem Hofstaat oder Ammenbienen. Rechts ist ein Propf aus Futterteig zu erkennen.
Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin und ihrem Hofstaat oder Ammenbienen. Rechts ist ein Propf aus Futterteig zu erkennen.

Reinzuchtkönigin bedeutet, dass hier eine echte Carnica-Königin vorliegt, deren Vorfahren genetisch bekannt sind und ebenfalls reine Carnicabienen sind. Ferner wurden diesen Königinnen von Drohnen begattet, deren Erbmaterial sie ebenfalls als reine Carnicabienen ausweist. Hierüber werden Nachweise geführt, sogenannte Zuchtbücher.  Die Begattung erfolgt an sogenannten Belegstellen. Dorthin werden die unbegatteten Königinnen gebracht. Um sicher zu sein, dass sie auch nur von Carnicadrohnen begattet werden, sind diese Belegstellen weit entfernt von anderen Bienen und deren Flugradien. Sie liegen zum Beispiel auf Inseln oder in einigen Tälern im Gebirge. Dadurch wird die genetische Kontrolle gewährleistet. Jeder Königin liegt eine entsprechende Zuchtkarte als Auszug aus dem Zuchtbuch bei.

Zuchtkarte für eine unserer neuen Carnica Reinzuchtköniginnen 2015
Zuchtkarte für eine unserer neuen Carnica Reinzuchtköniginnen 2015

Noch am gleichen Abend haben wir die ersten Königinnen in drei Völker eingesetzt. Damit die "Neue" angenommen werden kann, muss die alte Königin aus dem Stock entfernt worden sein. Das heißt, es gibt viel Arbeit: Wabe für Wabe  muss durchgesucht werden, um die Königin zu finden. Hier ist es natürlich durchaus sehr viel leichter, wenn sie entsprechend auf dem Rücken markiert ist. Hat man sie entdeckt, wird sie aus dem Volk entfernt und abgetötet. Sobald das Volk nach ein bis zwei Stunden merkt, dass es weisellos ist, wird es unruhig. Das königliche Pheromon fehlt und damit das verbindende Wirgefühl der Bienen. Hält die Weiselunruhe länger an, versuchen die Bienen, sich aus der bestehenden Brut eine Königin zuziehen, nachzuschaffen. Entsprechende Spiel-, Weisel- oder Nachschaffungszellen sind relativ schnell gebaut. Ein günstiger Zeitpunkt zum Einweiseln, also Zugeben der neuen Königin, ist vor dieser Phase, nach ein bis zwei Stunden ohne Königin.

Der Zusetzkäfig wird zwischen zwei Rahmen in die Wabengasse gehängt. Am unteren Ende ist der Propf aus Futterteig. Nach aussen hin ist er mit einem Kunststoffplättchen verschlossen. Damit die Stockbienen von aussen den Teig fressen können und damit durch diesen geschaffenen Kanal die Königin ins Volk laufen kann, muss das Plättchen ausgebrochen werden. Das Volk nimmt in der Zwischenzeit langsam den Duftstoff der neuen Königin an. Dadurch sinkt die Gefahr, dass sie als Eindringlich oder Fremdkörper abgetötet wird.

Eingehängter Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin
Eingehängter Zusetzkäfig mit Carnica Reinzuchtkönigin

Auf dem obigen Bild sieht man den Zusetzkäfig, wie er an einem Zahnstocher hängend zwischen zwei Rahmenoberkanten platziert worden ist.

Die ersten drei Königinnen hatten wir am 10. Juni 2015 eingehängt. Am nächsten Tag ging es weiter. Dieses Mal kamen noch vier Mitglieder der Neuimkergruppen 2015 und 2014 dazu. Wir arbeiteten getrennt an den Völkern, um die jeweilige Königin zu suchen, zu fangen und zu töten.

Suche nach der alten Königin im Bienenvolk
Suche nach der alten Königin im Bienenvolk

In die weisellosen Völker setzten wir die Käfige ein. Besonders spannend wurde es beim letzten Volk. Alles war vorbereitet. Ich ergriff den Zusetzkäfig. Plötzlich wunderte ich mich, wieso denn über meinen Handschuh eine blaugepunktete Königin lief. Wo mag sie bloß hergekommen sein? Nach dem ersten Erstaunen kam das Erschrecken: mit meinen Handschuhen hatte ich versehentlich einen Schieber der Unterseite geöffnet, so dass die gefangenen Bienen durch den entstandenen Spalt herauskrabbeln konnten. Prompt flog die neue Königin dann auch noch davon. Ich ärgerte mich kräftig über mich selber und hatte die Königin damit schon aufgegeben. Zum Glück besaßen wir ja noch eine andere mit grünem Punkt, die wir noch nicht getötet hatten. Damit das Volk seine neue Königin bekommen konnte, hatte ich die alte grüne dann aus dem Clipkäfig über den Rahmen freigesetzt. Sie krabbelte sehr schnell in eine Wabengasse und verschwand darinnen.

Plötzlich rief jemand, die blaue neue Königin sei wieder da. Sie flog in unregelmäßigen Kreisen um uns und die Beute herum. Selber sah ich durch meinen Schleier den blauen Punkt nur sehr kurz. Die anderen drei waren da wesentlich schneller und verfolgten die Königin mit den Augen, den Fingern. Als sie plötzlich auf einem Beutendeckel landete, warf Matthias seinen Schleier über sie und fing sie ein. Mit dem Clipkäfig holten wir sie aus dem Schleier heraus. Klasse, denn nur hatten wir sie wieder. Zwar ohne Hofstaat, aber die Reinzuchtkönigin war gerettet! Ein neues Problem trat damit jedoch auf: kein Volk verträgt zwei Königinnen. Also nahmen wir die Rahmen des Volkes erneut heraus und versuchten die Königin mit dem grünen Punkt zu finden. Selten war der grüne Punkt so spannend und interessant wie an jenem Abend. Trotz zweimaliger kompletter Suche fanden wir sie jedoch nicht. Weder auf dem Boden, noch den Seitenwänden oder den Rahmen beider Bruträume konnten wir den grünen Punkt entdecken. Was also tun? Innerlich hatte ich durch den Freiflug die teure neue Königin bereits abgeschrieben. Da lag es für mich dann nahe, sie doch dem Volk einfach zuzusetzen. Eine der beiden Königinnen würde es vielleicht schon schaffen...

Ich nahm den Zusetzkäfig und öffnete dessen Schlitz. Der Clipkäfig kam darüber und wurde ebenfalls geöffnet. Doch die Königin wollte partout nicht nach unten in den gelben Käfig klettern. Plötzlich war sie wieder auf meinem Handschuh und flog erneut um uns herum. Durch eine kleine Seitenöffnung des Clipkäfigs, die ich beim Öffnen übersehen hatte, konnte sie ein zweites Mal entweichen.

Die Aufregung war groß. Reaktionsschnell wurde die Königin mit den Augen verfolgt. Nach mehreren Flugrunden setzte sie sich wieder auf einem der Schleier ab. Matthias war es, der sie dann mit dem Clipkäfig einfangen konnte. Sie schien wohlbehalten und unverletzt zu sein, als es uns dann doch noch gelang, sie in den Zusetzkäfig zu bugsieren. Der bestehende Futterteigpfropf war intakt, aber zu groß für eine Königin ohne Hofstaat. Matthias entfernte einen großen Teil davon mit einem Zahnstocher, dann hingen wir sie samt Käfig zwischen zwei Rahmen ein. Jetzt bleibt nur da Prinzip Hoffnung: welche der beiden Königinnen würde wohl angenommen werden? Welche würde sich durchsetzen?

Bis wir das wissen, müssen wir uns in Geduld fassen und ein paar Tage warten. Etwa nach einer Woche bis zehn Tagen würden wir die Völker wieder öffnen und nachschauen, was sich getan hat ...

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