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Seit einem Tag stehen die eingesammelten Bienen aus dem Schwarm vom 2. Mai 2019 stehen nun bereits auf der Streuobstwiese, ihrem neuen Standort. Hierbei leben sie vorübergehend in einer Art Dunkelkammer. Die Beuten-eingänge sind verschlossen, der Boden ist nach unten durch ein Gitter offen und zugleich für die Bienen undurchlässig. In diesem Setting sollen sie zur Ruhe kommen und sich vom Schwarm- in den Normalbetrieb umstellen.

Es gibt Imker, die lassen die als Schwarm gefangenen Bienen bis zu drei Tage stehen und "abkühlen". Nach meiner Erfahrung reicht dazu jedoch auch nur eine einzige Nacht aus.

Der Bienenschwarm am neuen Standort

Wie geht es dann weiter?

Die Bienen hängen oder sitzen ohne Halt gebende äußere Struktur in der Beute. Deshalb ist der erste Schritt, ihnen Mittelwände zum Besiedeln und Ausbauen zu geben. Eine Zarge mit 10 Mittelwänden wird dazu auf die vorhandene Leerzarge gestellt.

vorne: 10 Mittelwände in Zarge, hinten: der Schwarm in der Beute

Anschließend sollen und müssen die Bienen draußen herumfliegen und bestäuben und sammeln können. Dementsprechend wird das Flugloch auf der Vorderseite der Beute geöffnet und mit einem Anflugbrett versehen. Letzteres erleichtert den Bienen das Landen und hilft der Orientierung.

Beim Fangen und Bergen ist alles nahezu perfekt abgelaufen. Jetzt es ist das nicht mehr ganz so. Als ich den Deckel anhebe, hängen die Bienen allesamt direkt an und unter ihm in einer dichten Traube zusammen. Beim Abheben und zur Seite Stellen fällt ein Teil der Traube neben die Beute auf den Erd-boden. Den besetzten Deckel stelle ich mit den ansitzenden Bienen kurz ab, platziere die Mittelwände über der Leerzarge und schlage die Deckelbienen dort hinein. Sie sickern schnell durch die Wabengassen nach unten.

Bienenschwarm auf Deckel

Die Außentemperatur ist an diesem Abend schon nicht mehr gerade bienen freundlich zu nennen. Dadurch reagieren die Bienen deutlich langsamer als sonst. Um die auf dem Boden sitzenden krabbelnden Bienen in die Beute zu bekommen, positioniere ich den ihnen vertrauten Deckel einfach hochkant neben ihnen. Bereits nach wenigen Minuten krabbeln sie auf ihn herauf, nach weiteren Minuten sind alle Bienen vollständig dort versammelt und lassen sich einfach in die Wabengassen einschlagen.

Bienen laufen in Richtung Deckel

Schwärmende Bienen sind im Regelfall relativ ruhig. Die niedrige Tempe-ratur tut hierzu ein Übriges. Die jetzt inzwischen eingehausten Bienen haben außer ihrem Futtervorrat im Magen nichts weiteres zu Essen dabei. Für den kommenden Wachsbau benötigen sie viel Energie. Von daher ist es logisch, dass ich ihnen Futter zur Verfügung stelle. Hierzu nehme ich einen mit Pollen versetzten Fertigfutterteig und lege ihn ganz einfach auf die Oberträger der Rahmen. Abschließend kommt noch eine Folie darüber, dann die beiden Deckel und alles ist mehr oder minder fertig und vollbracht.

Mittelwände mit aufgelegtem Futterteig

Am Ende wird noch das Flugloch geöffnet. Jetzt können die Bienen sich in ihrer neuen Behausung einrichten. Es wird nicht sehr lange dauern, bis die ersten ausfliegen und nach Futterquellen Ausschau halten. Damit die Königin Eier legen und die Bienen neben dem Bauen die Brut pflegen können, brauchen sie eines: Futter und Energie, also Nahrung.

Aus der Erfahrung heraus sind die Mittelwände bereits nach einer knappen Woche vollständig mit Waben ausgebaut, so dass die Königin zügig in die Eiablage gehen kann. Kurz bevor die ersten Zellen verdeckelt werden, erfolgt noch eine Sprühbehandlung zur Bekämpfung der Varroamilbe.

Des Schwarmes neues Zuhause

Man sagt zwar, dass die Schwarmbienen weitgehend frei von Milben sind, aber eine Garantie hierfür gibt es nicht. Viele Milben sitzen direkt auf den Bienen und reisen als blinde Passagiere mit. Deshalb wird zur Sicherheit und zur Gesunderhaltung einmalig eine Sprühbehandlung durchgeführt. Hierzu bieten sich entweder Milchsäure oder Oxalsäure an. Beide sind für die Bienen unschädlich. Wegen der besseren Resistenzlage bevorzuge ich die Oxalsäure (die übrigens jeder, der schon einmal Rhabarber gegessen hat, aus eigener Erfahrung kennt).

Vor vier Wochen haben wir die vollständige Brutentnahme bei unseren Völkern durchgeführt. Hierbei haben wir alle bruthaltigen Waben/Rahmen entfernt und zu drei Sammelbrutablegern vereinigt. Diese Sammelbrutableger haben wir in über 2 Km Entfernung in Frankfurt aufgestellt und sich zunächst selber überlassen.

Der Grund dafür ist sehr einfach: in den einzelnen Waben befinden sich zu Beginn noch die Brutnester mit der verdeckelten und unverdeckelten Brut. Diese Brut muss noch erst auslaufen, also schlüpfen. Bei den Arbeiterinnen dauert das ziemlich genau 21 Tage von der Eiablage bis zum Schlupf.

Mangels vorhandener Königin muss das Volk sich parallel dazu auch noch eine Königin aus einem der vorhandenen Eier heranziehen. Das dauert von der Eiablage bis zum Schlupf 16 Tage. Bis die Königin dann von ihrem Begattungsflug zurückgekehrt ist und selbst mit der Eiablage beginnt, dauert es noch einmal sieben bis zehn Tage.

Das ist der Grund, weswegen ich diese Ableger erst jetzt geöffnet haben. Ich sehe jetzt nach ausreichend langer Wartezeit, ob sich die Bienen nun zu einem Jungvolk entwickeln können.

Bei der Durchsicht bin ich auf das Angenehmste überrascht worden: auf keinem der Rahmen ist noch geschlossene Brut zu sehen, in beiden Ablegern habe ich sowohl frische Eier als auch Maden gefunden. Mit anderen Worten, in beiden Ablegern haben die Bienen sich erfolgreich eine neue Königin herangezogen. Damit kann die Bildung zweier neuer Jungvölker beginnen.

Der zweite Grund, weswegen ich die Völker durchgesehen habe, ist der der Varroabehandlung. Sämtliche entnommenen Waben sind ja voll Varroamilben gewesen. Jetzt, im Stadium einer offenen Brut, ist der ideale Zeitpunkt, um gegen die Milben vorzugehen.

Zu diesem Zweck werden alle Rahmen einzeln herausgezogen und auf beiden Seiten mit Oxalsäure besprüht. Oxalsäure ist seit dem letzten Jahr auch in dieser Form zur Sprühbehandlung zugelassen worden.

Neben der Behandlung gegen die Varroamilbe, nutze ich das natürlich aus und gebe den Bienen den ersten Futterteig zur Auffütterung. Jedes der beiden Völker erhält 5 kg Futterteig. An Honigvorräten haben beide Völker zwar sehr viel, aber der Winter kommt noch. Außerdem möchte ich sichergehen, dass die Bienen im Winter oder gar erst im Frühjahr nicht verhungern müssen.

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