Springe zum Inhalt

Vor vier Wochen haben wir die vollständige Brutentnahme bei unseren Völkern durchgeführt. Hierbei haben wir alle bruthaltigen Waben/Rahmen entfernt und zu drei Sammelbrutablegern vereinigt. Diese Sammelbrutableger haben wir in über 2 Km Entfernung in Frankfurt aufgestellt und sich zunächst selber überlassen.

Der Grund dafür ist sehr einfach: in den einzelnen Waben befinden sich zu Beginn noch die Brutnester mit der verdeckelten und unverdeckelten Brut. Diese Brut muss noch erst auslaufen, also schlüpfen. Bei den Arbeiterinnen dauert das ziemlich genau 21 Tage von der Eiablage bis zum Schlupf.

Mangels vorhandener Königin muss das Volk sich parallel dazu auch noch eine Königin aus einem der vorhandenen Eier heranziehen. Das dauert von der Eiablage bis zum Schlupf 16 Tage. Bis die Königin dann von ihrem Begattungsflug zurückgekehrt ist und selbst mit der Eiablage beginnt, dauert es noch einmal sieben bis zehn Tage.

Das ist der Grund, weswegen ich diese Ableger erst jetzt geöffnet haben. Ich sehe jetzt nach ausreichend langer Wartezeit, ob sich die Bienen nun zu einem Jungvolk entwickeln können.

Bei der Durchsicht bin ich auf das Angenehmste überrascht worden: auf keinem der Rahmen ist noch geschlossene Brut zu sehen, in beiden Ablegern habe ich sowohl frische Eier als auch Maden gefunden. Mit anderen Worten, in beiden Ablegern haben die Bienen sich erfolgreich eine neue Königin herangezogen. Damit kann die Bildung zweier neuer Jungvölker beginnen.

Der zweite Grund, weswegen ich die Völker durchgesehen habe, ist der der Varroabehandlung. Sämtliche entnommenen Waben sind ja voll Varroamilben gewesen. Jetzt, im Stadium einer offenen Brut, ist der ideale Zeitpunkt, um gegen die Milben vorzugehen.

Zu diesem Zweck werden alle Rahmen einzeln herausgezogen und auf beiden Seiten mit Oxalsäure besprüht. Oxalsäure ist seit dem letzten Jahr auch in dieser Form zur Sprühbehandlung zugelassen worden.

Neben der Behandlung gegen die Varroamilbe, nutze ich das natürlich aus und gebe den Bienen den ersten Futterteig zur Auffütterung. Jedes der beiden Völker erhält 5 kg Futterteig. An Honigvorräten haben beide Völker zwar sehr viel, aber der Winter kommt noch. Außerdem möchte ich sichergehen, dass die Bienen im Winter oder gar erst im Frühjahr nicht verhungern müssen.

Am 8. und 9. Juli haben wir die vollständige Brutentnahme bei unseren Völkern durchgeführt. Das ist jedoch nicht alles, sondern nur ein Teil des Vorgehens.

In jedem Volk haben wir in der Zarge mittig eine Fangwabe gehängt. Das ist eine Wabe mit offener Brut. Die noch auf den Bienen ansitzenden Varroamilben können in die Zellen mit der offenen Brut kurz vor deren Verdeckelung einwandern, um sich dort zu vermehren.

Fangwabe: Wabe mit offener Brut

Das ist für uns die Gelegenheit, auch sie zu entfernen. Mit anderen Worten: wir kontrollieren nach etwa 7 bis 10 Tagen diese Waben daraufhin, ob alle Brut verdeckelt ist. Wenn dies der Fall ist, entnehmen wir die Wabe, schütteln die Bienen ins Volk zurück und ersetzen den Rahmen entweder durch eine Mittelwand oder helles ausgebautes Wabenmaterial.

Aus den so entnommenen Waben ließe sich theoretisch nochmals ein Brutsammler erstellen. Darauf werde ich allerdings verzichten. Die Fangwaben werden eingeschmolzen und damit die Brut und die Milben vernichtet.

Das Entfernen der Fangwabe ist zugleich die Gelegenheit, das Volk auf seine Bautätigkeit hin zu überprüfen. In den Tagen nach der Brutentnahme haben die Bienen nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Notwendigkeit, sich neue Waben aufzubauen. In sie soll die verbliebene Königin ja die Eier legen, damit das Volk erhalten bleibt.

 

 

Die Totale Brutentnahme [TBE] ist eine biologische Methode zur Bekämpfung der Varroamilbe in den Bienenstöcken. Sie erfordert ein wenig vorausschauende Planungen und Vorbereitungen. Unter Imkern sagt man auch über sie, dass sie eine Materialschlacht sei. Das stimmt übrigens in gewissen Grenzen durchaus wie als erstes zu beweisen sein wird:

Vorbereiten von Zargen, Böden und Beuten

Benötigt werden viele Zargen und Mittelwände. Am Abend zuvor habe ich deshalb noch knapp 100 Mittelwände eingelötet. Das Ergebnis ist unten zu sehen.

Vorbereitung: Mittelwände en masse

Ohne die Zargen sah das Arbeitsmaterial dann so aus:

ein Teil der Materialschlacht. Es fehlen die Böden und Zargen

Doch damit nun ans Werk:

Als erstes werden die Arbeitsmaterialien bereitgestellt. Neben dem Üblichen wie Stockmeißel, Kehrbesen, Smoker sind dies ein Boden, drei Zargen und viele Mittelwände.

Beute vor der Brutentnahme.

Schritt 1: Die entsprechende Beute wird abgestapelt. Der Honigraum wird zur Seite gestellt. Der vorhandene Boden bleibt stehen.

Abstapeln eines Volkes. Im Hintergrund der Honigraum

Schritt 2: Auf den Boden des Ursprungsvolkes kommt eine leere Zarge. Sie bildet den neuen Brutraum.

Leerzarge auf dem Boden

Schritt 3: In Arbeitsnähe werden ein Boden und eine Leerzarge aufgestellt. Die Fluglöcher im Boden müssen verschlossen sein! Dies ergibt den zu erstellenden Brutsammler. Es empfiehlt sich, eine zweite Leerzarge in unmittelbarer Nähe zu deponieren.

Schritt 4: Aus den Bruträumen wird eine Wabe (Rahmen) mit möglichst viel unverdeckelter Brut herausgesucht und in die Mitte der Leerzarge gehängt. Dies ist die Fangwabe.

Fangwabe: Wabe mit offener Brut

Schritt 5: Aus den vorhandenen Bruträumen wird eine Futterwabe entnommen und an den Rand der Leerzarge gehängt. Die Futterwabe sollte möglichst viel an Nektar und Pollen enthalten.

Schritt 6: Um die Fangwabe herum werden links und rechts je eine möglichst helle und natürlich brutfreie Wabe gehängt.

Fangwabe plus Mittelwände. Am Rand hängt bereits eine Futterwabe.

Schritt 7: Aus den Bruträumen werden nacheinander alle bruthaltigen Waben entnommen und die darauf sitzenden Bienen in die Leerzarge geschlagen. Wichtig ist dabei, dass die Königin mit in die Leerzarge gelangt. Etwa eine handvoll Bienen soll auf den Ursprungsrahmen verbleiben. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Königin nicht auf diesem Rahmen verbleibt.

Schritt 8: Die abgeschüttelten Waben werden mit den verbliebenen Bienen in die bereitgestellte Zarge des Brutsammlers gehängt.

Schritt 9: Schritte 7 und 8 werden für jede Brut enthaltende Wabe wiederholt.

Schritt 10: Die brutfreien Randwaben können in die Leerzarge mit eingehängt werden.

Schritt 11: Sobald die alten Bruträume durchgesehen und leer sind, werden in die Leerzarge so viele Mittelwände eingehängt, bis die ursprüngliche Rahmenzahl wieder erreicht ist.

Fangwabe, Mittelwände und Futterwabe

Schritt 12: Das Absperrgitter wird auf die Leerzarge gelegt und der ursprüngliche Honigraum wieder aufgesetzt.

Damit ist das vorher zweizargige Volk auf eine Zarge reduziert worden. Brut und Volk sind dabei voneinander getrennt. Im Prinzip ist es wie bei einem Bienenschwarm: ein Volk mit Bienen, aber ohne Brut. Oder anders formuliert: durch diesen starken Eingriff haben wir eine Brutpause initiiert.

Die Bienen bauen in der nächsten Zeit entsprechend viele neue Waben auf. Die Flugbienen hingegen tragen den Nektar weiter ein. Weil kein Stauraum vorhanden ist, kommt es zu einer verstärkten Einlagerung im Honigraum. Deswegen ist es sinnvoll, diese Aktion 10 bis 14 Tage vor der geplanten Honigernte durchzuführen.

Wie oben beschrieben, kann auf diese Weise jedes Volk behandelt werden. Sämtliche entnommenen Brutwaben kommen in den Brutsammler. Sobald er in seinen beiden Zargen voll besetzt ist, wird er verschlossen.

Schritt 13: Die Sammelbrutableger (Brutsammler, Brutscheunen) werden anschließend abtransportiert und an einem neuen Standort außerhalb des Flugradius der Bienen von 2-3 Km aufgestellt. Am neuen Standort werden die Fluglöcher geöffnet. Die Bienen ziehen sich aus den im Sammler vorhandenen Eiern eine neue Königin heran.

zwei der gebildeten Sammelbrutableger bei der TBE

Sobald die alte vorhandene Brut nach 21 bis 24 Tagen ausgelaufen (geschlüpft) ist, muss das gesamte Volk mit Ameisen- oder Oxalsäure behandelt werden, bevor die neue Brut bereits wieder verdeckelt ist! Wir bevorzugen hierbei die inzwischen zur Sommerbehandlung zugelassene Oxalsäure. Sie kann einfach auf die Bienen aufgesprüht werden.

Die Brutsammler können, sobald die neue Königin in die Eiablage getreten ist, wieder zurücktransportiert werden. Zusätzlich kann jetzt eine Wabenerneuerung durchgeführt werden: die alten und dunklen Waben werden entnommen, die ansitzenden Bienen ins Volk abgeschüttelt. Die entstandenen Lücken werden mit Mittelwänden oder hellen Waben, die vom Schleudern übrig geblieben sind, ersetzt.

 

In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal zur Behandlung gegen die Varroamilben die vollständige Brutentnahme durchgeführt. Es ist ein Experiment für mich. Andere haben es erfolgreich praktiziert, warum sollte es bei uns nicht auch klappen?

Die Brutentnahme ist ein deutlicher Eingriff in das Bienenvolk. Das Prinzip: sämtliche Waben, die Brut enthalten, werden entnommen. Im Grunde ist es so, also ob wir künstlich einen Schwarm erzeugen.

Die zu entnehmenden Brutwaben werden eventuell von mehreren Völkern gesammelt (Sammelbrutableger) und auf einem neuen Platz aufgestellt, der weit genug vom Ursprungsort entfernt gelegen ist, damit sie nicht zurückfliegen können.

Aus unseren vorhandenen Völkern habe ich vier Sammelbrutableger erzeugt. Aus ihnen hoffe ich vier neue Völker entstehen zu lassen, um somit einen Teil unserer diesjährigen Winterverluste ausgleichen zu können.

Wie geht man dabei vor? Benötigt werden ein neuer Boden und mehrere Leerzargen sowie Mittelwände.

Als erstes wird ein Boden mit Leerzarge aufgestellt, der den neuen Sammelbrutableger aufnehmen soll.

Leerzarge mit Boden für den Sammelbrutableger

Vom zu behandelnden Volk werden die Bruträume mit den Rahmen vom vorhandenen Boden genommen und zur Seite gestellt, auf den dann freien Boden wird eine Leerzarge gestellt.

Das zweizargige Volk
Zur Seite gestellte Zargen mit den Bienen des zu behandelnden Volkes
Leerzarge auf dem ursprünglichen Boden

Danach geht es los: In die leere Zarge des Ursprungvolkses hänge ich eine Futterwabe und mehrere Mittelwände. Das zur Seite gestellte Volk wird Rahmen für Rahmen durchgesehen. Wichtig ist es dabei die Königin zu finden. Von allen Rahmen, die verdeckelte und unverdeckelte Brut enthalten, werden die Bienen in die vorbereitete Leerzarge abgeschlagen. Etwa eine Hand voll Bienen soll auf jeder Rahmenseite verbleiben. Sie übernehmen die weitere Brutpflege. Diese Rahmen werden in die Leerzarge des Sammelbrutablegers gehängt. Die Königin darf dabei nicht in den Sammelbrutableger gelangen, sondern muss im eigenen Volk verbleiben. Sie soll dort ja wieder mit der Eiablage beginnen und ein neues varroafreies Volk aufbauen. Die entnommenen Rahmen werden durch Mittelwände ersetzt.

Aus mehreren Völkern kann man auf diese Weise die Brutwaben entnehmen. Auch für den Sammelbrutableger ist es wichtig, dass genügend Futter vorhanden ist. Der Stock wird verschlossen und abtransportiert. Die in ihm enthaltene Brut schlüpft in den nächsten Tagen und Wochen. Mangels vorhandener Königin versucht dieses Ablegervolk sich eine neue Königin aus den jungen Maden nachzuziehen.

Das ursprüngliche Volk wird ebenfalls wieder verschlossen. Bereits vorher wird - wenn nicht bereits am Anfang geschehen - in die untere Zarge noch eine Wabe mit etwas unverdeckelter Brut gehängt. Vorhanden gebliebene Varroamilben nutzen diese offene Brut, um dorthin einzuwandern. Sobald diese Zellen nach wenigen Tagen verschlossen sind, wird dieser Rahmen wieder entnommen und das Volk ist anschließend varroaarm oder im Idealfall varroafrei.

Nachdem die entnommene Brut im Sammelbrutableger geschlüpft ist, erfolgt dort eine Behandlung mit Ameisensäure oder - neu zugelassen - mit Oxalsäure. Letztere wird auf die brutfrei gewordenen Waben gesprüht. Jetzt fehlt hier nur noch eine neue Königin. Entweder zieht das Ablegervolk sich selber eine neue nach oder es wird von außen eine Königin zugesetzt.

 

 

 

 

[01.04.2016] ..macht nicht der Mai, wie es in der Redensart heißt. Alles neu macht der April, der beginnende Frühling.

Heute, am 1.4.12016 war ich auf der Streuobstwiese. Um die Mittagszeit war es noch recht kühl, keine 10 Grad Celsius. Doch an sämtlichen Fluglöchern herrschte bereits Hochbetrieb. Ankommende Bienen trugen Pollenhöschen an beiden Oberschenkeln. Zurzeit sind die gelben Weidenkätzchen, die Blüten der Salweide, mit ihrem Gelb besonders auffällig. Neben der Hasel ist die Weide der erste Pollen- und damit Eiweißlieferant für die Nahrung der Bienen.

Pollenhöschen
Pollenhöschen
Blühende Salweide oder Weidenkätzchen
Blühende Salweide oder Weidenkätzchen
Blühende Salweide
Blühende Salweide

Über den Winter haben wir trotz unserer Bedenken und Befürchtungen nicht ein einziges unserer 13 Völker verloren. Bei einer ersten Nachschau am 29. März 2016 waren alle Völker "weiselrichtig". Das heißt in jedem Volk befindet sich eine Königin. Bei der Durchsicht habe ich mehrere markierte Königinnen sehen können. Sie zu sehen heißt aber noch nicht, dass sie ihre Aufgaben richtig erledigt: für den Nachwuchs zu sorgen. Zum Glück enthielten alle Völker Brut, verdeckelte und unverdeckelte Brut. Damit geht der Start in die kommende Saison so richtig los. Futtervorräte waren überall noch vorhanden, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. In einem großen Volk sind sogar noch Futterwaben als Reserve vorhanden, falls es in den nächsten Wochen irgendwo zu einem Engpass kommen wird.

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: