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In jedem Bienenstock gibt es Feuchtigkeit. Sie ist unter anderem auch für das Klima und Wohlbefinden der Bienen notwendig. Die Bruttätigkeit und -pflege setzt sie sogar voraus. Häufig kondensiert der Wasserdampf am Deckel oder der Abdeckfolie, die auf den obersten aller Rahmen direkt unter dem Deckel liegt. Manchmal führt sie leider auch zu Wabenschimmel, wenn die Luftfeuchtigkeit im Volk zu hoch geworden ist.

Bei uns an unserem Bienenstand kommt noch eine weitere Besonderheit hinzu. Wir liegen an einem Nordhang. Das hat zur Folge, dass die Luftfeuchtigkeit bereits außen erhöht ist und die erhöhte Luftfeuchtigkeit im Bienenstock auch in den Honig zieht. Im Normalfall liegt der im Honig gemessene Wasseranteil bei uns zwischen 18 und 19 Prozent. Steigt der Wassergehalt über 20 Prozent, besteht die Gefahr einer Spontangärung. Das bedeutet, dass die natürlich im Honig vorkommenden Hefen zu gären beginnen. Der Honig bekommt zunächst einen sehr fruchtigen Geruch nach Pflaume und ist dann nicht mehr verkehrsfähig. Selbst für die Met-Herstellung ist er nicht mehr zu verwenden, weil der Eigengeschmack sich zum Unangenehmen verändert hat. Letztlich kann man ihn dann nur noch entsorgen. Diese bittere Erfahrung haben wir vor vielen Jahren einmal machen müssen.

Seitdem suche ich nach einer Möglichkeit, den Feuchtigkeits- und Wassergehalt so niedrig wie möglich zu halten. Ein Video auf YouTube hat mich auf die entsprechende Fährte gebracht.

Ich nehme eine alte Zarge und baue sie innenseitig etwas um.

Wenige Zentimeter oberhalb des Unterrandes verankere ich ein mit Leisten aufgespanntes Tuch. Der Stoff muss fest und dampfdurchlässig sein.

Der Stoff ist um die Leisten gelegt, die mit Schrauben oder Klammern an der Innenseite befestigt werden. Damit spanne ich sozusagen eine Filtermembran auf.

Innen sieht das dann so aus:

In die Ecken setze ich ebenfalls Leisten. Sie sollen dafür sorgen, dass der Deckel an sofort nicht mehr direkt auf dem Oberrand der Zarge liegt und sie dicht verschließt. Stattdessen wird der Abstand etwas erhöht, so dass ein kleiner Spalt ( 1 bis 2 cm) zwischen Deckel und der Zarge entsteht. Oben im Bild ist der erste Versuch misslungen, der Deckel ist nicht ausreichend angehoben worden. Deshalb habe ich etwas längere Leisten direkt daneben gesetzt.

Damit das unter dieser Konstruktion lebende Bienenvolk keinen Wärmeverlust erleidet, es soll ja nur die Feuchtigkeit entweichen, fülle ich den Innenraum der Zarge mit einem isolierenden Material auf. Hierfür verwende ich eine Tierstreu aus Weichholz aus unserem Baumarkt.

Diese "Dunstabzugs-" oder "Dampfabzugshaube" stelle ich auf den Honigraum - oder im Winter auf den Brutraum. Der Holzdeckel schließt das dann ab. Zuletzt kommt noch ein Metalldeckel darüber. Seine Kanten reichen über den offenen Spalt hinaus. Deswegen kann die Feuchtigkeit aus dem Bienenvolk entweichen und an den Kanten des Metalldeckels kondensieren, bevor sie nach unten abtropft. Diese Konstruktion ist übrigens auch winterfest. Die Tierstreu isoliert sowohl gegen die Hitze im Sommer als auch gegen die Kälte im Winter. Hiermit habe ich übrigens zugleich eine Schutzmaßnahme in den Zeiten des Klimawandels erbracht.

Begonnen habe ich damit versuchsweise bei zwei Völkern vor zwei Jahren. Das Ergebnis ist für mich sehr beeindruckend und überzeugend gewesen. Im Vergleich zu den übrigen Bienenvölkern auf diesem Gelände ist der Wassergehalt des Honigs tatsächlich um mindestens ein Prozent niedriger gewesen. Außerdem hat es in diesen Völkern auch keine verschimmelten Waben mehr gegeben.

Meine Konsequenz aus diesen Erfahrungen: in diesem Jahr haben alle Völker mit Honigräumen inzwischen diese Dampfabzugshaube erhalten. Im Laufe der nächsten Zeit werde ich alle Bienenstöcke damit versorgen. Auch, wenn diese Erfindung nicht von mir stammt, kann und möchte ich sie guten Gewissens zur Nachahmung weiterempfehlen.

Ein großes Problem ist es, dass in manchen Bienenstöcken die Feuchtigkeit einfach zu hoch ist. Auch bei uns ist dies häufig der Fall. Naturgemäß benötigen die Bienen für ihre Brutaktivitäten eine gewisse Feuchtigkeit in ihrem Bau, doch wenn dann noch Standortfaktoren hinzukommen, die die Feuchte im Stock nicht sinken lassen, kann es für das Volk problematisch werden. Theoretisch können die Waben zu schimmeln beginnen oder der Honig einen zu hohen Wassergehalt aufweisen.

An unserem Standort, einer Streuobstwiese, ist es von Hause aus schon relativ feucht. Zwar haben wir noch keinen Wabenschimmel erlebt, wohl aber einen Wassergehalt im Honig, der gelegentlich grenzwertig ist und einmal sogar zu einer Honiggärung nach der Ernte geführt hat.

Um dies zu vermeiden, habe ich eine Idee aufgegriffen, die ich in einem YouTube-Videoclip gefunden habe. Dazu habe ich so etwas wie eine "Dunstabzughaube" kreiert.

In eine Leerzarge habe ich innen an der Unterseite Hölzer angebracht, über die ich ein Leinentuch gespannt habe.

In die oberen Ecken habe ich jeweils innen ein Kantholz befestigt, dass etwas über den Oberrand hinausgeht. Dadurch liegt der Abschlussdeckel nicht mehr fest auf der Zarge auf.

Innen sieht es dann zunächst so aus:

Auf das gespannte Leinentuch kommt dann Tierstreu. Sie hilft bei der Durchlüftung des unten befindlichen Bienenstockes und lässt die Luftfeuchtigkeit durch. Warme Luft kann wesentlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Weil die warme Stockluft nach oben steigt, kann sie nun mit der ihr innewohnenden Feuchtigkeit durch die Seitenschlitze unter dem Deckel entweichen.

Auf den klassischen Holzdeckel wird vor Ort noch der Metalldeckel gelegt. Dieser überragt den Holzdeckel zu allen Seiten und auch die umlaufende Spalte. Die Feuchtigkeit kann an ihm kondensieren und ggfs. an den Rändern nach unten abtropfen.

Versuchsweise habe ich diese Konstruktion erst einmal für zwei Völker gebaut. Ob es tatsächlich so funktioniert wie es theoretisch sein soll, werden wir spätestens am Saisonende bei der Honigernte wissen.

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