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Bald ist es soweit und die erste Honigernte des Jahres 2023 kann beginnen. Die Bienen tragen fleißig den Nektar ein und lagern ihn nach einem Reifeprozess in den Honigräumen. Bei einigen Völkern sind die Honigräume inzwischen so schwer, dass sie kaum noch von einer Person getragen werden können.

Das sind schon gute Vorzeichen, wenn die Honigwaben vollständig oder nahezu vollständig verdeckelt sind wie hier am 3.6.2023. Das heißt, dass wir wohl spätestens Mitte Juni unseren Honig ernten und schleudern werden.

Heute, am 15.6.2023, habe ich bei unseren Völkern die Bienenfluchten eingelegt.

In einem Zwischenboden ist mittig ein Loch, in das die eigentliche Flucht eingelegt werden kann.

Die Bienen folgen hierbei dem Geruch ihrer Königin und laufen unter den gelben Zähen hindurch nach unten in die Bruträume. Weil die Zähne nach unten fallen, ist ihnen der Rückweg in den Honigraum damit versperrt. Das ist im Prinzip eine Art Drehtüreffekt: der Weg führt nur in eine Richtung. Dadurch werden die Honigräume frei von den Bienen. Uns Imker erleichtert das die Arbeit sehr, weil wir die vorhandenen Bienen dann nicht mehr abkehren müssen.

Früher habe ich mit anderen Bienenfluchten gearbeitet. Meistens mit den sogenannten italienischen Bienenfluchten. Hierbei ist es häufig vorgekommen, dass die Bienen sich überhaupt nicht darum gekümmert und die Bienenflucht gar nicht erst beachtet haben. Seit drei oder vier Jahren verwende ich das oben abgebildete Modell. Es funktioniert hervorragend!

Der Tag der Honigernte ist ein anstrengender Tag. Die Honigräume sind schwer und können durchaus bis 30 kg wiegen. Sie müssen vom Bienenstock abgehoben und zur Schleuder transportiert werden. Wenn dann noch Bienen auf den Honigwaben sitzen, kostet es Zeit und Mühe, sie abzukehren und die Waben möglichst bienenfrei wegzutragen.

In diesem Jahr sind unsere Honigräume richtig schwer. Deshalb rechne ich mit einer guten Ernte.

Wie es dabei zugeht wird in einem der nächsten Berichte stehen.

Nachträglich zeige ich hier die früher benutzen italienischen Bienenfluchten:

Die linke Seite ist diejenige Hälfte, die direkt auf der Unterseite der Flucht unter dem Bodenloch hängt. In der Mitte ist eine Vertiefung zu erkennen, von der sternförmig stetig schmaler werdende Gänge nach außen führen. Dadurch soll den Bienen der Weg nach außen und unten in die Bruträume vorgegeben sein. In der Theorie klingt es gut. Die Praxis entspricht allerdings nicht der Theorie. Häufig bleiben Bienen im Honigraum zurück. Durch die mittige Perforation gelangt der Duft des Königinnenpheromons nach oben in die Honigräume und lockt die Bienen an.

Das Wort klingt etwas dramatisch. Von Flucht hören wir in den Medien ja täglich. Flucht hängt häufig mit Vertreibung zusammen.

Um Vertreibung geht es auch bei der Bienenflucht. Damit wir Imker den Honig der Bienen ernten können, vertreiben wir die Tiere aus dem Honigraum. Dazu gibt es verschiedene Verfahren.

Großimker nehmen häufig einen Laubsauger und blasen die Bienen mit einem starken Luftstrom von den Waben. Kleinimker wir wir könnten hierfür den Abkehrbesen einsetzen und von jedem Rahmen in Handarbeit die Bienen entfernen.

Eine weitere Möglichkeit stellt die Bienenflucht dar. Sie ist so etwas wie eine Drehtür mit Rücksperrventil. Die Tür dreht sich nur in eine Richtung. Die genannte Tür sieht in der Imkerei aber ein wenig anders aus.

Das Grundschema: unter den Honigraum wird ein Zwischenboden gelegt. In ihm sind ein oder zwei Löcher. Auf oder unter sie wird jeweils die Bienenflucht installiert. Der Klassiker ist die "italienische" Bienenflucht. Unter das Loch wird eine Kunststoffscheibe geklebt oder geschraubt, die ein Gangsystem enthält, das sich nach außen, zentrifugal, verkleinert. Bienen können diesen schmaler werdenden Gang vom Honigraum in die Beute laufen, aber nicht umgedreht.

Bienenflucht. Links der fertige Zwischenboden, rechts die italienische Bienenflucht

Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es oft anders aus. Häufig bleibt der Honigraum voller Bienen, die dann mit dem Abkehrbesen von Hand abgekehrt werden müssen.

Vor wenigen Jahren habe ich einen anderen Typus von Bienenflucht entdeckt. Sie ist ebenfalls kreisförmig und wird auf der Oberseite des Zwischenbodens in das runde Loch eingelegt. In der Mitte befindet sich ein Durchlass in einem Schlitz. Von der Oberkante hängen gelbe Elemente schräg verlaufend herab, die problemlos auf dem Weg von oben nach unten passiert werden können. Für den Rückweg müssen sie allerdings angehoben werden, damit eine Biene unter ihnen in den Honigraum gelangen kann.

Zwischenboden über dem Absperrgitter
Alternativmodell der Bienenflucht über dem Absperrgitter eingelegt

Mit diesem Typus einer Bienenflucht habe ich in den letzten Jahren nur gute Erfahrungen gemacht. Die Honigräume sind leer.

Diese Bienenfluchten lege ich einen Tag vor der Honigernte ein. Das reicht meiner Erfahrung nach völlig aus. Bei der italienischen Flucht haben oft mehrere Tage nicht ausgereicht, um die Bienen aus dem Honigraum in die Beute zu treiben.

Beute vor Einlage der Bienenflucht
Die selbe Beute mit Einlage der Bienenflucht

Wie funktioniert die Bienenflucht? Das Pheromon der Bienenkönigin ist im gesamten Inneren einer Beute für die Bienen riechbar. Es vermittelt ihnen das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das "Wir"-Gefühl. Nach Einlage der Bienenflucht ist der Verbreitungsweg des Pheromons strömungstechnisch eingeschränkt mit der Folge, dass die Duftstoffkonzentration im Honigraum abnimmt.

Weil Duftspuren über die Kanäle der Bienenflucht für die Bienen noch wahrnehmbar sind, folgen sie ihnen hin zu Orten mit höherer Konzentration. Das ist unterhalb des Zwischenbodens stets der Fall. Die Bienen wandern entlang dieses Konzentrationsgradienten nach unten zu Räumen mit höherer Konzentration. Der Rückweg ist ihnen durch die Bienenflucht dann leider verwehrt. So einfach funktioniert das und wir Imker freuen uns ...

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