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(25.09.2023) Vor vier Tagen bin ich über die Streuobstwiese bei unseren Bienenvölkern gelaufen. Noch blüht dort die durchwachsene Silphie, aber ihre Zeit neigt sich nun deutlich dem Ende zu. Immerhin, auf den leuchtend gelben Blüten sehe ich mit einem Mal eine Biene, deren Bild ich vorher noch nie gesehen habe. Schnell ist eines klar: das ist keine normale Honig-, sondern eine Wildbiene. Sie fliegt von Blüte zu Blüte und bleibt dort nur kurze Zeit. Vermutlich sind die Blüten weitgehend von anderen Bienen und Insekten "abgeerntet", leergesaugt. Glücklicherweise habe ich mein Smartphone dabei gehabt und konnte einige Bilder schießen.

Auffällig ist der deutlich behaarte Brustkorb. Der Hinterleib ist wie bei der Honigbiene schwarz-grau quergestreift. Beim Suchen nach dem Namen dieser Biene bin ich auf die Seidenbienen gestoßen. Vom Bild her passt es zu der "Gemeinen Seidenbiene", auch "Buckel-Seidenbiene" genannt. Der Artname lautet Colletes daviesanus.

In Europa ist sie in ganz Deutschland verbreitet hinauf bis Schweden und Finnland im Norden sowie im Osten bis nach Sibirien und der Mongolei. Im Gegensatz zu den staatenbildenden Honigbienen, sind viele Wildbienen, wie diese auch, Solitärbienen. Das heißt, sie leben für sich alleine. Die Paarung mit Drohnen findet auf Blüten statt. Die Eiablage erfolgt in Niströhren. In ihnen werden die Eier in zwei bis sechs Brutzellen abgelegt. Diese Zellen sind mit einem Sekret cellophanartig ausgekleidet. In ihnen überwintern die Bienen als eine Ruhelarve. Erst im darauffolgenden Frühling geht ihre Entwicklung weiter. Im Juni fliegen sie dann aus.

(14.09.2023) Wie gestern berichtet, existieren im Volk #53 zwei Königinnen. Eine ist gelb markiert, die andere unmarkiert, eine ist erfolgreich begattet, die andere vermutlich (noch) nicht. Weil in einem Bienenvolk nur eine Königin leben kann, habe ich hier also, wie gestern beschrieben, ein Problem.

Deswegen habe ich heute das Volk erneut durchsucht. Die markierte Königin zu finden, ist ganz einfach gewesen. Mit ihrem gelben Punkt leicht zu erkennen wuselte sie munter auf ihrem Rahmen herum. Schwieriger ist es bei der anderen gewesen, aber letztlich ist es mir doch geglückt. Weil ich sie beim Zugreifen nicht richtig gepackt habe, ist sie mir allerdings aus den Fingern gefallen und zu meinem Glück wieder auf dem Rahmen gelandet. Sofort ist sie unter der Masse der Bienen dann erneut verschwunden gewesen. Nach erneuter Suche habe ich sie dann endlich doch aus dem Volk entfernen können.

Damit kann dieses Volk, das im Grunde sogar nur ein Ableger ist, nun stärker als zuvor in den kommenden Winter gehen.

(13.09.2023) Die gestrige Völkerkontrolle habe ich heute fortgesetzt und bin auch an das Volk #53 gekommen. Dort habe ich am 30.8.2023 eine neue Königin zugesetzt. Der Beitrag dazu heißt "Umköniginnen".

Das ist der Zusetzkäfig von Nicot, den ich heute aus dem Volk entfernt habe. Weil er leer ist, heißt das, dass die Königin samt begleitender Bienen inzwischen im Volk sein muss.

Tatsächlich habe ich die gelb markierte Königin dann auch über die Waben laufen gesehen und mich sehr gefreut, als ich kurze Zeit später auch die ersten Eier gefunden habe.

Dann kommt aber die große Überraschung: Bei der Durchsicht der einzelnen Rahmen finde ich einen, dessen Vorder- und Rückseite mit teilweise abgefressenen Weiselzellen versehen ist.

Beim Umweiseln waren diese Zellen nicht vorhanden. Ich bin mir dessen sehr sicher, weil ich seinerzeit die Bienen Rahmen für Rahmen einzeln vor dem Flugloch abgeschlagen habe. Diese Zellen hätten mir dabei nicht nur auffallen, sondern direkt ins Auge springen müssen.

Damit nicht genug. Während ich auf die Königinnenzellen blicke und sie fotografiere, glaube ich einer Sinnestäuschung zu erliegen. Plötzlich sehe ich eine weitere, nicht markierte Königin über die Waben laufen! Wenige Augenblicke vorher habe ich doch die mit einem gelben Punkt markierte Königin auf einem anderen Rahmen gesehen...

Wie kann das sein und angehen? Sämtliche Bienen einschließlich der alten Königin sind seinerzeit durch das im Boden eingelegte Absperrgitter wieder in das Innere des Bienenstocks gelaufen. Damit eine neue Königin erfolgreich zugesetzt werden kann, muss das Volk weisellos, also königinfrei, sein. Sonst wird eine neue Bienenkönigin nicht vom Volk angenommen, sondern abgetötet.

Die Bildung einer Bienenkönigin dauert von der Eiablage bis zu ihrem Schlupf 16 Tage. Davon entfallen alleine auf das Eierstadium drei Tage. Vor 14 Tagen habe ich die neue Königin eingesetzt. In der Konsequenz könnte das heißen, dass das Volk damals bereits weisellos gewesen sein muss. Das würde erklären, warum ich damals keine Königin am Absperrgitter gefunden habe. Aus einigen der vorhandenen Eiern oder Larven müssen die Bienen sich dann von mir unbemerkt Weiselzellen zum Nachschaffen angelegt haben. Das kann auch unmittelbar nach dem Zusetzen der neuen Bienenkönigin noch geschehen sein. Ich vermute jedoch, dass die Weiselzellen über bereits vorhandenen frischen kleinsten Larven entstanden sind. Dies würde den biologischen Entwicklungsprozess um etwa vier Tage abkürzen und das käme dann auch mit dem tatsächlichen Ablauf hin. Zudem dauert es einige Tage bis die neue Königin aus ihrem Zusetzkäfig freigefressen ist und ins Volk einlaufen kann.

Denkt man dieses Geschehen weiter, bedeutet das, dass die nicht markierte Königin vermutlich noch unbegattet sein muss. Jetzt, Mitte September, ist es für einen Hochzeitsflug mit erfolgreicher Begattung im Grunde schon zu spät, weil es zu dieser Zeit keine frei fliegenden Drohnen mehr geben dürfte.

Ein Volk verträgt nur eine Königin. Auch deshalb tauchen Fragen auf: Wieso läuft eine weitere Königin herum? Wer hat die Königinnen in den Weiselzellen abgestochen, die markierte, die unmarkierte? Wie wird es weitergehen? Rivalinnen töten sich normalerweise, so dass nur eine Königin überlebt. Dieses geschieht üblicherweise bereits nach dem Schlupf der Erstgeborenen. Wieso sind es dann hier zwei? Welche der beiden wird überleben? Sollte es die begattete und markierte Königin sein, wäre der Fortbestand des Volkes gesichert. Wäre es die nicht markierte und vermutlich nicht begattete, kann das Volk sich nicht weiter vermehren.

Ich bin beim Anblick der beiden Damen so irritiert und zugleich fasziniert gewesen, dass ich etwas wichtiges vergessen habe, nämlich einzugreifen und die unmarkierte Königin zu fassen und abzudrücken. Sie lief quirlig auf den Waben herum, ich habe sie kurz verfolgt und dann aus den Augen verloren und nicht wieder gefunden. Jetzt bleibt mir nur übrig entweder der Natur zu vertrauen und zu hoffen, dass die gelb markierte Königin ihre Rivalin beseitigt oder morgen beziehungsweise in den nächsten folgenden Tagen mich auf die Suche nach den beiden Königinnen begebe und entsprechend handle.

Für Kommentare, Tipps, Anregungen und Kritik bin ich dankbar. Zu erreichen bin ich unter imker@bienenblog.eu . Entsprechende Rückmeldungen werde ich hier gerne als Update veröffentlichen.

(12.09.2023) Draußen ist es sonnig. Laut Wetterbericht soll es nun der letzte heiße und schöne Spätsommertag dieses Jahres sein. Am Bienenstand ist es ruhig und trotzdem emsig. Die Bienen fliegen fleißig und sammeln Pollen ein, auch wenn die Tracht beendet ist.

Aber, das ist das Faszinierende und Schöne: es blüht noch immer etwas. Derzeit ist Saison für die wenigen Spätblüher. Auf der Streuobstwiese dominieren die leuchtenden Gelbtöne der Durchwachsenen Silphie. Zwar neigt sich auch ihre Blütezeit inzwischen dem Ende zu, aber noch erhalten die Blüten regen Besuch und das nicht nur von Bienen.

Man muss gar nicht lange warten und schon lassen sich auf den Blüten Nahrung sammelnde Insekten nieder.

Bei der Völkerkontrolle geht es in diesen Wochen darum, dass die Bienenvölker genug Wintervorräte einlagern können. Die erste Runde zugegebenen Futters ist bei fast allen Völkern inzwischen aufgebraucht. Sie erhalten nun den ersten Nachschlag.

In den Bienenvölkern hat sich bei aller Betriebsamkeit eine wunderbare Ruhe eingestellt. Aus den geöffneten Völkern dringt ein gleichmäßiges Summen nach außen ohne eine Spur von Hektik. Dieser Klang hat etwas sehr Beruhigendes und Meditatives an sich.

Etwas weiter unten auf der Streuobstwiese sind vor einigen Jahren junge Efeupflanzen gesetzt worden. Efeu blüht erst sehr spät im Jahr. Seine Blüten stellen die letzte natürliche Nahrungsquelle für die Bienen dar. Auch, wenn die Pflanzen noch recht klein sind, sie blühen bereits seit zwei Jahren. Es dauert normalerweise sehr viele Jahre, bis ein eingepflanzter Efeu mit seiner Blüte beginnt. Diese Zeit ist jetzt glücklicherweise vorbei.

In den nächsten Jahren werden die einzelnen Efeupflanzen größer werden und wachsen zu einer Art Hecke zusammen. Nicht nur die Bienen werden dann die Besucher sein, auch viele andere Insekten werden hier zu Gast sein.

(06.09.2023) Ein Ableger, den ich in diesem Sommer gebildet habe, entwickelt sich zurzeit nur noch schwach. Er ist inzwischen auf drei bis vier Rahmen angewachsen und stagniert in seiner Entwicklung. Aus diesem Grunde habe ich mich vor dem kommenden Herbst und Winter dazu entschlossen, dessen Königin auszutauschen. Die Alternative wäre gewesen, ihn mit einem anderen Volk zu vereinigen.

Zur Suche nach der alten Königin habe ich dieses Mal eine andere Methode verwendet und dazu den Marburger Feglingskasten eingesetzt. Das ist ein vielseitig verwendbarer Kasten im Zanderformat.

Marburger Feglingskasten

Auf der Vorderseite befindet sich eine Klappe zum Öffnen. Dahinter verbirgt sich unten ein schmales Absperrgitter. Der Deckel enthält einen diagonal verlaufenden Handgriff, rechts vorne ist eine Öffnung zum Aufsetzen eines Futterballons, links hinten eine Drehklappe zum Zusetzen von Königinnen zu erkennen. Rückseitig ist ein Lüftungsgitter, das durch eine weitere Klappe freigegeben werden kann. Zudem ist auf einer Seite unten ein kleines verschließbares Flugloch.

Marburger Feglingskasten ohne Deckel

Dieser Kasten ist vielseitig verwendbar, jetzt zum Suchen von Königinnen, als Ablegerkasten, als Fangkasten von Bienenschwärmen (wofür er von seinem Gewicht her im Grunde doch zu schwer ist). Dieser Kasten ist für Rahmen im Zanderformat ausgelegt. Es gibt ihn aber auch in vielen anderen gängigen Rahmenmaßen.

Zur Suche nach der Königin werden die Bienen von den Rahmen des betreffenden Volkes vorne vor das Absperrgitter abgeschlagen oder abgefegt. Die Rahmen werden anschließend in den Feglingskasten bienenfrei eingehängt. Die Bienen laufen durch das Gitter hindurch ins dunkle Innere und auf die Waben zurück, während die Königin draußen bleiben muss. Somit ist das Volk schnell weisellos oder königinnenfrei.

Es hat nicht sehr lange gedauert und sämtliche Bienen sind im Feglingskasten verschwunden. Restliche Bienen aus der ursprünglichen Beute habe ich anschließend noch vor den Kasten abgekehrt und die Beute gereinigt. Die Rahmen kommen zurück in die ursprüngliche Bienenbeute, die neue Königin wird im Zusetzkäfig eingehängt. Nun heißt es abzuwarten, ob und wie das Volk die neue Weisel annimmt. Parallel dazu wird natürlich auch aufgefüttert.

Derzeit erleben wir im September eine Hitzewelle. Zuvor hat es hier recht viel geregnet. Dadurch hat die Natur sich wunderbar erholen können. Als Folge dessen tragen viele Bienen noch Pollen ein und kehren mit dicken Pollenhöschen zurück. Auf dem Feglingskasten habe ich einige von ihnen fotografieren können.

(02.09.2023) Ich komme gerade zurück von der Sanierung mehrerer Bienenstände, die mit der Amerikanischen Faulbrut (AFB) verseucht gewesen sind.

Vor wenigen Wochen ist es bereits durch die Medien gegangen: in Mittelhessen hat es einen Befall mit der Amrikanischen Faulbrut gegeben. Mehrere Bienenstände im Umland von Gießen und Lich sind davon betroffen gewesen. Wenn so etwas geschieht, ist ein Alarmfall eingetreten. Damit sich diese bakteriell übertragene Seuche nicht weiter verbreitet und die Brut der Bienen beschädigt, muss gehandelt, saniert, werden. An den Bienen selber macht das Bakterium nichts. Es vermehrt sich lediglich in der Brut und tötet sie. In dem betreffenden Areal wird ein sogenannter Sperrbezirk von Amts wegen errichtet. Die Folge ist, dass an den Bienenständen darin nichts verändert werden darf. Es darf weder etwas herausgenommen noch zugefügt werden, bis die Sperrung wieder aufgehoben ist. Für die betroffenen Imker ist dies eine erhebliche Beeinträchtigung.

In diesem Fall sind Bienenstände mit etwa 100 Bienenvölkern betroffen gewesen, die im errichteten Sperrbezirk stehen. Nach einer mündlichen Auskunft soll dieses die größte entsprechende Maßnahme in Hessen sein, die es jemals gegeben hat.

Für die Sanierung bedarf es einer intensiven Zusammenarbeit und Planung verschiedener Stellen. Amtlich federführend ist hierbei das zuständige Veterinäramt. Weil die allermeisten Veterinäre jedoch selber über kein großes Wissen von Bienenhaltung und Bienenkrankheiten verfügen, verlassen sie sich auf die Expertise von ausgebildeten Bienensachverständigen (BSV). Es gibt nur sehr wenige Amtstierärzte, die selber imkern.

Die Planung setzt früh ein. Eingebunden sind das Bieneninstitut in Kirchhain, Feuerwehr, BSV, die Imker der befallenen Bienenstände und die lokalen Imkervereine. Weil sehr viel Personal benötigt wird, werden auch die BSV im ganzen Bundesland um Mithilfe gebeten.

Die betroffenen Imker leisten bereits eine wichtige Vorarbeit: sie müssen in jedem ihrer Völker die Königin suchen und in einem Käfig einsperren. Ferner ist es eine riesige Materialschlacht: an den Bienenständen müssen Boxen für Kunstschwärme bereits stehen, an einem zentralen Platz muss eine "Kratzstraße" eingerichtet werden, ein Platz für Bäder in heißer Natronlauge wird benötigt, ein Platz zum Hochdruckreinigen, ein Sammelplatz für verunreinigte und einer für gereinigte Beuten, eine Möglichkeit zum Verbrennen von befallenem Material zum Beispiel in Form einer Feuergrube. Dazu müssen die beteiligten Helfer, die etliche Stunden am Stück tätig sind, mit Essen und Trinken versorgt werden und natürlich müssen für menschliche Bedürfnisse Toiletten vorhanden sein.

Wenn das alles auf den Planungsweg gebracht ist, kann es zum Tag X losgehen. Dieser Tag ist heute gewesen. In diesem Fall möchte ich im Vorfeld den Organisatoren ein großes Kompliment machen. Alles ist hervorragend vorbereitet gewesen. In kurzer Entfernung ist die Feuergrube ausgehoben gewesen, der Bauhof der Stadt Lich steht für die anderen Arbeiten zur Verfügung. Der Platz dort ist ausreichend groß gewesen, um an einem Ort alle nötigen Arbeiten durchzuführen. Beteiligt sind heute etwa 50 Personen!

Wie geht es vor sich? Um 7:00 morgens ist Treffen auf dem Bauhof mit einer Lagebesprechung und Unterweisung. Auf dem Bauhof sind die ersten Vorbereitungen bereits im Gange: Bottiche mit Wasser werden aufgeheizt und Natronlauge zugefügt. Zwei Kratzstraßen sind errichtet. Das Bienenseuchenmobil des Landesverbandes Hessischer Imker ist vor Ort. Es enthält alle nötigen Dinge, die für die Sanierung gebracht werden und dazu sehr viele Teile an Schutzausrüstung.

Etwa 15 bis 20 Bienensachverständige und die gleiche Anzahl an Helfern sind vor Ort. Sie werden auf die einzelnen zu sanierenden Bienenstände aufgeteilt und fahren dorthin.

Dort vor Ort wird in Kleingruppen gearbeitet. Jede Gruppe öffnet die vorhandenen Beuten. Die darin enthaltenen Rahmen werden entnommen und die Bienen über einem großen Trichter in eine Kunstschwarmbox abgeschlagen. Das sieht sehr brutal aus, ist es jedoch nicht.

Weil die AFB ja eine Erkrankung der Brut und nicht der Bienen ist, versucht man auf diese Art und Weise die Bienen zu retten. Sie werden in den Kunstschwarmkisten gesammelt und zwar zusammen mit einer Königin, die der Imker vorher gesucht und in einem Käfig eingesperrt hat.

Die orangenen Würfel sind die Sammelgefäße für die Kunstschwärme. Sie bestehen aus sechs luftdurchlässigen Gitterwänden und einem Deckel auf der Oberseite. In jeden Würfel kommt etwa die Masse von 2,5 kg Bienen hinein. Durch diese Maßnahme werden die Bienen von ihrer Brut getrennt. Ähnlich ist es im Frühjahr, wenn die Bienen schwärmen. Auch dann sind sie von ihrer Brut getrennt und suchen sich eine neue Heimat, um dort ein neues Nest und Brut zu bilden. Dieses ist ein völlig natürlicher Vorgang, den wir künstlich nachahmen, um die Bienen zu retten.

Bei diesem Abkehren gelangen natürlich nicht alle Bienen in die Schwarmbox hinein, sondern fliegen auf. Wie auf den Bildern zu erkennen ist, sammeln sie sich beispielsweise an den Seitenwänden. Doch nicht nur dort lassen sie sich nieder, sondern auch auf den Imkern:

Weil viele Bienen nicht in der Schwarmbox landen, sondern auffliegen, greifen wir zu einem Trick: wir hängen einen oder mehrere Käfige mit den Königinnen an einem Ast auf. Hier sammeln sich die freifliegenden Bienen in den nächsten Stunden und können dann zeitversetzt eingefangen werden.

Die leeren Rahmen mit den Waben werden getrennt gesammelt und später "thermisch entsorgt", also verbrannt. Dadurch werden die Bakterien und ihre Sporen vernichtet. Die leeren Beuten kommen jetzt zum Sammelplatz auf den Bauhof.

In den Kratzstraßen werden sie mechanisch vorgereinigt. Alles an ihnen klebende Wachs und Propolis wird abgekratzt. Dazu sind Böcke aufgestellt und mit horizontalen Balken oder Leitern belegt worden. Auf sie wird jede einzelne Zarge, jeder Boden und jeder Deckel gelegt. Das abgekratzte Material fällt auf Folien, die zuvor auf dem Boden ausgelegt worden sind. Auch dieses Material wird später verbrannt werden. Viele Beuten enthalten Metallteile. Sie werden mechanisch entfernt und mit einem Gasbrenner erhitzt und auf diese Weise keimfrei gemacht.

Die gekratzten Zargen und Beutenteile aus Kunststoff werden anschließend in ein Bad mit heißer Natronlauge getaucht und dort mit Bürsten von restlichem Wachs und Propolis befreit. Vier Bottiche mit Natronlauge stehen uns zur Verfügung.

Die Wannen werden ständig beheizt. Das und die notwendige Schutzkleidung machen diese Arbeit nicht sehr angenehm. Deshalb finden hier häufige Wechsel und Ablösungen statt. Schweiß ist an dieser Stelle vorprogrammiert, besonders dann, wenn auch noch die Sonne dazu scheint.

Die so behandelten Beutenteile werden anschließend noch mit einem Hochdruckreiniger von letzten anhaftenden Materialien und vor allem von Natronlauge befreit.

Arbeiten mit dem Hochdruckreiniger

Anschließend sind die Sachen zwar noch feucht, aber wieder rein und werden gesammelt. Sie können später von den Imkern wieder verwendet werden.

Wie man sehen kann, ist die Menge an Beuten nicht sehr klein - und dieses ist nur ein Teil des Ganzen

Ein wenig entfernt vom Bauhof ist eine Grube ausgehoben worden. In ihr werden die Rahmen mit dem Wachs und der vorhandenen Brut sowie Holzteile verbrannt.

Die Grube misst etwa drei mal drei Meter und ist einen Meter tief. Zwei Imker, die zugleich in der örtlichen Feuerwehr engagiert sind, halten dort Wache und das Feuer am Brennen.

Wie geht es nun weiter? Die Organisation vor Ort ist so hervorragend gewesen, dass wir alle früher als erwartet fertig geworden sind. Die Schwarmboxen mit den Bienen werden geschützt für einige Tage aufbewahrt. Der Grund: Der Erreger der AFB befällt zwar auch die erwachsenen Bienen, aber verursacht in ihnen keine Erkrankungen. Wohl aber bleiben die Bakterien im Verdauungstrakt. Deshalb werden die Bienen quasi in eine Zwangsfastenkur geschickt und bekommen die nächsten Tage kein Futter. Der Nachteil dieser harten Tour ist, dass ein Teil von ihnen (etwa ein Viertel bis die Hälfte) verhungern wird. Dafür werden die anderen aber gerettet und sind und bkeiben gesund. Sie werden nach zwei bis vier Tagen des Fastens wieder zusammen mit einer Königin in ihre inzwischen gereinigten und getrockneten Beuten eingesetzt. Dort können sie neues Wabenwerk aufbauen und wieder zu brüten beginnen. Zahlenmäßig ist das Volk dann zwar geschwächt, kann sich jedoch wieder gut erholen und bleibt am Leben.

Anmerkung: Ich schreibe diesen Beitrag voller Begeisterung. Dabei können mir möglicherweise einige Fehler unterlaufen sein. Deswegen werde ich diesen Artikel mit etwas zeitlichem Abstand überarbeiten und möglicherweise noch verändern. Nachschauen lohnt sich!

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