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Der “Eigentlich”-Schwarm (Teil 2)

Etwa zwei Stunden später war ich mit einer anderen Kamera zum Fotoshooting wieder bei dem Schwarm. Vor ihm surrte und schwirrte und brauste es weiterhin. Oder wieder? Die Schwarmtraube hing oben im Geäst und hatte eine beachtliche Größe von knapp einem Meter Länge. Die davor aufgestellte Beute war wie erwartet leer.

Während ich photographierte, nahm die Menge der brausenden Bienen innerhalb weniger Minuten kräftig zu. Ich glaube dabei meinen Augen nicht zu trauen: diese Bienen flogen nicht etwa auf die Schwarmtraube zu, sondern von ihr weg. Innerhalb von weniger als fünf Minuten war die Traube aufgelöst verschwunden. Über der Wiese waren Wolken von Bienen zu beobachten, vereinzelte auch noch im Geäst des ursprünglichen Sitzes. Der Schwarm war einfach weiter gezogen.

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Meine Eingangsbemerkung des "eigentlich" trifft in der Tat völlig zu. Aus der Traum von San Stefano, Schwarm ade!

Ein wenig traurig und etwas empört ging ich zur Streuobstwiese zurück. Dort photographierte ich noch, als ich erneut über der vorhin beschriebenen Freifläche viele Bienen sah und deren Brausen hörte. Die Zahl der Bienen nahm zu und zwar in rasantem Tempo. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich eine weitere Schwarmtraube. Wiederum hängt sie in ca fünf Metern Höhe, aber relativ frei über einem Wiesenstück. Sollte der vorige Schwarm sich jetzt etwa hier niedergelassen haben? Ist das vielleicht ein neuer Schwarm?

Spannend ist es und wie. Wie nun diesen Schwarm einfangen? Mit dem Traktor kommt man nicht auf dieses Grundstück. Also würde nur eine sehr lange Leiter helfen.

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Zum Glück besitzen wir eine sechs Meter lange Klappleiter. Sie wurde abends aufgebaut, Matthias hielt sie fest während ich hinaufstieg. Mit dem Rand einer großen Plastikbox fuhr ich am Ast entlang und fegte den Schwarm mehr oder minder in das Gefäß. Unten angekommen, leerte ich es mit einem kräftigen Schlag in den Innenraum einer leeren Beute. Das Flugloch öffnete ich, die Beute wurde anschließend verschlossen. Nicht alle Bienen aus der Box sind in der Beute gelandet. Das ist nicht ungewöhnlich. Auch am ursprünglichen Ast sammelten sich Bienen und bildeten erneut eine Traube, die jedoch wesentlich kleiner war.

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Unter der Annahme und Voraussetzung, dass wir die Königin mit in die Beute geschlagen haben, sind wir heimgefahren. Der Duftstoff der Königin lockt die übrigen Bienen an, so dass sie im Laufe der nächsten Stunden durch das Flugloch in die neue Behausung ziehen würden. So war es auch. Als ich gegen 22:15 nach dem Schwarm schaute, klüngelten sich in der Box nur noch wenige Bienen zu einem Haufen zusammen, den ich nach dem Verschließen des Fluglochs ebenfalls ins Beuteninnere verfrachtet hatte. Am ursprünglichen Sitz im Baum hing noch immer eine kleine Traube voller Bienen. Sie werden den Einzug in die Beute nicht mehr machen können. Vielleicht betteln sie sich in andere Völker ein.

Das Volk in der geschlossenen Beute bleibt für kurze Zeit in "Dunkelhaft". Dann wird es an einem neuen Standort aufgestellt, das Flugloch wird geöffnet und auf die leere Zarge wird eine Zarge mit Mittelwänden aufgesetzt. Durch die Dunkelhaft verlieren die Bienen ihren Schwarmtrieb und beginnen in einem großen Tempo die angebotenen Mittelwände auszubauen. Kein Volk ist baufreudiger als ein gefangener Bienenschwarm. Innerhalb weniger Tage sind meistens fast alle Mittelwände ausgebaut. Die Königin muss in Brut gehen, damit sich das Volk vermehren kann. Wir haben in den nächsten Wochen genug Zeit, dieses Volk zu beobachten wie es sich entwickelt.

Weil zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Brut vorhanden ist, lässt sich bereits jetzt bei diesen Bienen eine Behandlung gegen die Varroamilbe durchführen. Honig wird von diesem Volk in diesem Jahr sowieso nicht entnommen. Deswegen bietet sich die Milbenbehandlung an. Milchsäure ist hierfür das Mittel der Wahl. Sie wird einfach auf die Bienen demnächst aufgesprüht. Dadurch reduziert sich die Milbenbelastung erheblich. Im Sommer tausche ich die vorhandene Königin gegen eine neue aus diesem Jahr aus. Der Grund ist einfach und logisch: ein Volk schwärmt mit seiner alten Königin aus, während sich die verbleibenden Bienen bereits eine neue junge Königin ziehen beziehungsweise schon gezogen haben. Mit anderen Wort: die Königin ist alt, aber, sofern sie nicht markiert ist, kann keiner sagen, wie alt sie ist. Deshalb kommt das Volk demnächst eine neue Königin.

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