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Und Frankreich ist doch eine Monarchie! Nicht nur im Umgang mit dem Staatspräsidenten, sondern auch ganz "normal" in der Bevölkerung.

Wir haben heute morgen Céline, die Königin der Auvergne getroffen und erlebt - und sind zugegebenermaßen ihrem Charme völlig erlegen. Le Mont-Dore ist eine der Kleinstädte in der Auvergne mit etwa 1350 Einwohnern. Sie liegt am Fuße des Puy de Sancy in einem Tal. Freitags ist dort traditionell Wochenmarkt. Die hiesigen Märkte sind ja völlig anders als unsere dagegen karg wirkenden deutschen Wochenmärkte. Sie sind zudem ein Erlebnis und zugleich ein Stück Kultur.

Gleich am Anfang des Marktes hat Céline ihren Stand mit Honigen und einigen wenigen Honigprodukten. Bei ihr ist immer etwas los. Kaum sind die ersten Kunden da, bietet sie ihnen an, ihren Honig zu probieren. Schnell und geschickt nimmt sie eine Probe auf einen Kunststofflöffel und reicht sie dem Kunden an. Der sagte natürlich kaum nein. Noch bevor die erste Probe geschmacklich im Munde verkostet ist, hat sie wieder einen Honig zum Testen auf einem Löffel parat. Mit Lächeln und großem Charme verwickelt sie so die Kunden ins Gespräch,  dass sie natürlich auch ihre Honige kaufen.

Der Clou dabei ist, dass sie sich auch auf Nicht-Franzosen blitzschnell einstellen kann und einstellt! Auf dem Tisch vor ihr liegt ein Blatt Papier mit gängigen Wörtern und Begriffen in vier verschiedenen Sprachen. Kaum hat sie erkannt, das ein Ausländer vor ihr steht, der ein Wort oder einen Begriff auf ihren Honiggläsern nicht kennt, greift sie zum Smartphone, fragt in welcher Sprache das Gegenüber zuhause ist, tippt das Wort ein und zeigt strahlend lächelnd die zugehörige Übersetzung. Das ist klasse!

In ihrem Beisein habe ich sie einfach die Königin der Auvergne genannt und sie strahlt dabei vor Freude über das ganze Gesicht. Das Schöne: ihre Freundlichkeit ist ansteckend!

La Reine d'Auvergne

Beim Honigtesten sind Matthias und ich uns schnell einig darüber, dass wir ein Glas Waldhonig, Miel de Forêt, mit heimnehmen. Ihre anderen Honige sind ebenfalls bis auf einen alles Sortenhonige. Der Rapshonig ist hier nicht so mein Fall, er ist mit zu festcremig und zu süß. Der Buchweizenhonig ist nicht schlecht, zumal wir ihn mit einem finnischen Buchweizenhonig, den wir daheim stehen haben, vergleichen können. Der finnische Honig geht gar nicht an mich, der von Céline hingegen ist ausgesprochen lecker.

Auf dem Rückweg gehe ich nochmals bei ihr vorbei und mache die Photos für den Blog mit meinem Smartphone. Damit kann ich die Bilder ohne Umwege einarbeiten und den Beitrag zügig veröffentlichen. Das habe ich ihr versprochen, denn schließlich bin ich inzwischen ein neuer Fan von ihr, der Reine d'Auvergne,  geworden.

Wer mehr über sie wissen möchte: sie heißt Céline Lazarczyk, lebt in Orcival und ist unter der E-Mail-Adresse lebassetgourmand@gmail.com zu erreichen. Einkaufen bei ihr lohnt sich.

Um es anders, vielleicht ein wenig technischer, zu beschreiben: sie versteht es sehr gut, ihre Produkte an die Frau und an den Mann zu bringen, nicht aufdringlich und doch sehr überzeugend. Das ist für mich ein sehr gelungenes Beispiel von Professionalität und Marketing. Von dieser Frau kann man lernen wie es geht.

PS.: Leider gibt es zurzeit technische Probleme. Deswegen kann ich die Photos nicht hochladen und in den Beitrag einfügen. Ich hole das in den nächsten Tagen nach. HD

 

Donnerstag, 27.9.2018. Gegenüber des Puy d'Angle von gestern liegt das Sancy-Massif, in dem der Puy de Sancy der höchste Berg ist. Ihn besteigen wir von dem "unglaublich schönen" Retorten- und Wintersportort Super Besse aus.

Puy de Sancy (1885 m)

Um es kurz zu machen: der Gipfel liegt auf einer Höhe von 1885 Metern. Es gibt dort eine phantastische Aussicht, die einem sogar noch mit einer Rundtafel erklärt wird. Diese Rundtafel ist nicht nur Ziel von Touristen, sondern auch von Wildbienen.

Mit einigen Anlaufschwierigkeiten habe ich einige von ihnen photographieren können. Kaum sind sie im Fokus der Kamera, sind  sie bereits wieder verschwunden oder haben sich günstigstenfalls nur mal gedreht.

Wildbiene auf dem Puy de Sancy in 1885 Metern über dem Meeresspiegel
Wildbiene auf dem Puy de Sancy (1885 Meter)
Wildbiene auf dem Puy de Sancy (1885 Meter)

Auch hier gilt wieder die Rundfrage: Welche Biene oder welches anderes Insekt ist das? imker@bienenblog.eu

 

Mittwoch, 26.9.2018. Wir brechen auf zu einer kleinen Wanderung und fahren dazu mit dem Auto auf den Col de la Croix Morand. Dort parken wir, ziehen die Wanderstiefel an und laufen mit den beiden Hunden los. In dieser Gegend ist noch kein Naturschutzgebiet, das für Hunde, auch angeleint, verboten wäre. Also können wir die beiden mitnehmen, allerdings an den Leinen.

Hier oben auf 1403 Metern über Meereshöhe ist die Landschaft bereits deutlich oberhalb der Baumgrenze. Es ist nur noch karg mit einer entsprechend rauhen Schönheit der Landschaft.

Ziel ist der Puy de l'Angle mit 1740 Metern über "Normalität". Zwischendurch machen wir eine kleine Pause und setzten uns vor einen Steinhaufen, strecken die Beine dabei aus. Plötzlich beginnt es um mich herum zu summen. Gerade noch sehe ich ein kleines Flugobjekt verschwinden und sage zu Matthias, dass ich wohl gerade Besuch einer Hummel erhalten habe.

Minuten später das gleiche Geräusch und ein Ufo setzt sich auf mein Knie. Bis ich die Kamera ausgepackt habe, ist es schon wieder verschwunden. Da hilft nur eines: hoffen und sich in Geduld fassen. Tatsächlich, wenige Augenblicke später ist es wieder auf meinem Knie, aber auch ebenso schnell erneut verschwunden, bevor die vorbereitete Kamera ein Bild gemacht haben konnte.

Der nächste Anlauf ist erfolgreich gewesen. Zu gleich zwei Bildern hat es zeitlich gereicht. Es ist keine Hummel wie vermutet, sondern eine Wildbiene.

Wildbiene auf Knie

Das erste Bild sieht noch sehr unscheinbar aus. Hier wird es deutlicher:

Wildbiene erneut auf meinem Knie

Auffällig ist der verkürzte Hinterleib. Vor zwei Jahren habe ich Ähnliches in Südtirol gesehen und gedacht, dass es sich hierbei um verkrüppelte oder kranke Bienen handeln müsse. Damals wurde ich noch an Ort und Stelle eines besseren belehrt. So sehen dort Wildbienen aus.

Wieder einige Augenblicke später kam sie erneut angeflogen und setzte sich auf der Wanderkarte ab. Auch hier hat es mit einem Photo beim ersten Mal leider nicht geklappt, aber beim zweiten Besuch.

Wildbiene, dieses Mal auf einer Wanderkarte

Der verkürzte Hinterleib ist hier am besten zu erkennen. Kurz darauf war sie dann jedoch endgültig verschwunden. Aber wir haben wenigstens ein paar Bilder von ihr im Kasten gehabt.

Für mich ist erstaunlich, in welcher Höhe die Wildbienen noch aktiv sein können. Bei unserer Pause sind wir etwa 1650 Meter hoch gewesen. Während ich weiter darüber nachdenke, frage ich mich, ob das vielleicht gar keine Wildbiene, sondern eine Schwebfliege gewesen sein könnte.

Ich gebe diese Frage gerne in die Leserrunde. Wegen der DSGVO der EU habe ich die Kommentarfunktion abgeschaltet. Wer antworten und schreiben möchte: imker@bienenblog.eu

 

 

 

Wo ist der Sitz Gottes bzw. wo kann er nur sein? Natürlich nur in Frankreich! Nicht nur das seine irdische Regierung hier zeitweilig ihren Sitz hatte, nein mittlerweile hat Gott selber seinen Sitz in diesem Lande und zwar mittendrin in der Auvergne. Hier gibt es einen Ort mit dem Namen La Chaise-Dieu auf Deutsch: der Sitz Gottes.

Ein mächtiger Kirchenbau überragt und dominiert auf einer Anhöhe das gesamte Gebiet. Diese Kirche wurde als Benediktinerabtei zunächst zunächst unter dem Namen Casa Dei gebaut. Ein der aus dieser Abtei stammender Mönch namens Pierre Roger wurde später als Papst Clemens VI. mit Sitz im südfranzösischen Avignon gewählt. Er war berühmt wegen seiner Verschwendungssucht, ließ die Casa Dei abreißen und durch einen Monumentalbau ersetzen. Nebenbei hat er sich in dieser Kirche auch noch sein Hochgrab errichten lassen, in dem er später beigesetzt worden ist. Dieses Kloster war damals sehr wohlhabend und reich. Inzwischen heißen nicht nur die Abteigebäude, sondern der gesamte Ort La Chaise-Dieu...

La Chaise-Dieu. Der Sitz Gottes.

Heute sind wir Riedberg-Imker während unseres Auvergne-Urlaubs hier vorbeigekommen. Die gesamte Auvergne besteht im Grunde nur aus einem: Landschaft. Entsprechend landwirtschaftlich geht es hier auch zu.

Unterhalb der Abteikirche stoßen wir beim Bummeln auf ein interessantes Schaufenster.

Der zugehörige Laden fällt hier ein wenig aus dem Rahmen. Hier wird nicht der übliche Touristenkram verkauft, er ist auch kein Geschäft mit kirchlich-religiösen Artikeln an diesem berühmten Ort, sondern besticht durch seine etwas andere Auswahl an Produkten.

Diejenigen, die der französischen Sprache etwas mächtig sind, fällt natürlich sofort das enthaltene Wortspiel im Namen auf. Das alleine macht schon neugierig.

Im Laden selber gibt es vieles um Bienen und Honig drum herum zu sehen und zu kaufen. Er unterscheidet sich schon sehr deutlich vom Imker, den wir zuvor besucht haben. Honig gibt es hier auch, sogar günstiger als bei besagtem Imker. Das Schwergewicht liegt jedoch auf Kinderkleidung, Spielen und auch Nippes.

Anders als bei uns in Deutschland gibt es in Frankreich viel mehr von diesen Geschäften. Ein paar Eindrücke aus dem Geschäft:

Honig aus der Auvergne
ein Paar Schühchen gefällig?

etwas für die Kleinsten

das neue Outfit - erinnert ein wenig an Borussia Dortmund
Lollis

Interessant ist auch diese Arbeitsübersicht für Imker im Jahresablauf:

Arbeitsplan für Imker/-innen

Seit dem 15.9.2018 sind Matthias und ich in Frankreich unterwegs. Unser Ziel ist die Auvergne, ein in Deutschland nur wenig bekanntes Gebiet. Wir leben hier in der Nähe von Chambon-sur-Lac auf 1200 m Höhe. Trotz der relativ geringen Höhe ist diese Gegend vom Charakter her alpin bis hochalpin.

Beim Erkunden und Besichtigen der Umgebung sind wir oft auf Hinweisschilder gestoßen. Das erste sogar gleich am Ankunftstag.

Dieses Automobil stand auf dem Parkplatz am Lac Chambon unübersehbar vor einem Schild:

Diese Imkerei hat Matthias bereits vor der Abreise ausgeguckt. An bestimmten Wochentagen kann man dort zusehen wie Honigbonbons hergestellt werden. Das wollten wir unbedingt ansehen, um vielleicht selber welche zu produzieren.

Schilder dieser Art und von diesem Imker sehen wir hier zuhauf. Da muss sich jemand sehr gut vermarkten, ist mein erster Eindruck.

Heute nachmittag besuchen wir die Imkerei. Dank der vielen Hinweisschilder ist sie nicht zu verfehlen. Wir sind die einzigen Besucher in einem Geschäft voll mit Bienenprodukten allerunterschiedlichster Art.

Eine Angestellte führt uns zunächst in ein Nebengebäude. Es ist wie ein Hörsaal eingerichtet. Dort bekommen wir einen Film zu sehen, den der Besitzer selbst vor 25 Jahren gedreht hat. Entsprechend sehen die Frisuren und Bärte der Mitwirkenden auch aus. Im Film ist deutlich zu erkennen, dass hier im Dadant-Format geimkert wird. In diesem  Raum sind auch Schaubeuten und einige imkerliche Gerätschaften ausgestellt.

Schaubeute im Kinosaal

Nach dem Kinoerlebnis geht es zurück in den Laden. Die freundliche Angestellte von zuvor baut eine Reihe von Quetschflaschen vor uns auf. Sie enthalten die flüssigen Honige, die in einer Abfolge von mild bis immer herber werdend, vorsortiert sind. Auf einen Plastiklöffel läßt sich so eine kleine Portion zum Probieren tropfen, ohne dass jedes Mal der Löffel gewechselt werden muss. Das sieht für mich schon ein wenig durchdacht und nach angewandter Ökologie aus.

Wir schmecken uns durch die flüssigen Honige vom Akazienhonig über Lindenblütenhonig bis zu einem nach Karamell schmeckenden dunklen Honig namens Chataignier durch. Später finde ich heraus, dass das Edelkastanie heißt. Geschmäcker sind verschieden. Mein Favorit ist hier die Himbeere. Edelkastanie schmeckt mir zu bitter.

Anschließend dürfen wir noch zwei kristallisierte Honige kosten: Lavendel und Mille Fleurs, tausend Blüten, also einen klassischen Feld- und Wiesenhonig. Hier ist der Lavendel mein eindeutiger Liebling. Wir nehmen anschließend hiervon einen Becher mit. Dass er aus Plastik ist, ändert meine Ansicht über das Ökobewusstsein allerdings. Eine Vermarktung in Plastik dürfte in Deutschland recht schwierig sein.

Lavendelhonig
Lavendelhonig Deckel

Lebensmittel sind in Frankreich durchweg teurer als bei uns. Das sieht man auch an den Preisen für Honige.  Die 500 g Lavendelhonig kosten 10,50 €. Diesen Preis in Deutschland zu verlangen, trauen sich die meisten Imker nicht. Ich sage dazu gemeinerweise, dass sie sich lieber selbst ausbeuten, als dass sie den Wert ihrer Arbeit hochschätzen. aber das ist ein anderes Thema.

Die Produktion der Honigbonbons bekommen wir leider nicht zu sehen. Die Saison ist bereits beendet. Wohl aber stehen wir vor der Maschine, mit der die Bonbons hergestellt werden.

Honigbonbonmaschine
Honigbonbons

Wir haben ein Paket Honigbonbons mitgenommen:

Honigbonbons vom Tannenhonig

Während wir Freizeitimker unseren Honig in lebensmittelechten Eimern, den Hobbocks, lagern, sehen die Lagergefäße hier schon ein wenig anders und größer aus:In jedem der Tanks lagern bis zu 1000 kg Honig.

Was haben wir dort noch alles gesehen:

Essige von Honig,

Senf mit Honig,

Pollen.

Diese Vielfalt an Produkten rund um Honig und Bienen finde ich genial. Neben Propolis gibt es noch Gelée Royale, Wachsprodukte, Bier mit Honig, diverse Kekse mit Honig, Honigkuchen mit Feigen, Pain d'epices, Met, Aperitif mit Honig, Cidre mit Honig, Konfitüre mit Honig, Kosmetika mit Honig und Propolis, Postkarten und vieles weitere noch, das ich hier gar nicht mehr aufzählen kann.

Außerdem haben wir ein Stück Honigkuchen mitgenommen und gleich nach der Ankunft im Quartier zu verzehren begonnen. Er ist ein wenig trocken, schmeckt aber hervorragend. Wir nennen es in Deutschland Honigkuchen, in Frankreich heißt es Gewürzbrot, Pain d'epices.

Honigkuchen
Honigkuchenetikett

Immerhin, das hätte ich nicht so erwartet, besteht der Kuchen zu 55%, und damit zu über der Hälfte, aus Honig. Eine sehr bekannte französische Spezialität ist eine Scheibe dieses Pain d'epice mit einer Scheibe Foie gras (Gänsestopfleber).

Wie in Deutschland gibt es wohl auch in Frankreich nicht allzu viele Vollerwerbsimker. Diese Imkerei besteht in dieser Form seit über 50 Jahren und lebt vom Verkauf und der Vermarktung ihrer Produkte. Hier wird aus Vielem ein Gewinn gemacht. Im Grunde ist das eine gute Anregung für uns Freizeit- und Hobbyimker.

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