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(22.10.2024) Gestern ist bei uns ein sonniger und warmer Tag gewesen. Wir haben das ausgenutzt und einen Spaziergang unternommen, der uns durch die Äcker und Felder nördlich unseres Frankfurter Stadtteils geführt hat. Diese Gegend gehört politisch zur Gemeinde Oberursel und liegt noch innerhalb des Flugradius unser Bienen.

Fast alle Felder sind inzwischen abgeerntet. Vertrockneter Mais steht noch herum und Zuckerrüben sind noch nicht geerntet. Auf den freien Flächen ist bereits etwas ausgesät und keimt. Als Imker schauen wir natürlich mit anderen Augen auf die Umwelt. In diesem Jahr hat es sehr viel Raps hier gegeben. Jetzt finden wir gerade noch zwei kleinere Flächen vor, aus denen der Raps hervorspriesst. Das wird im nächsten Jahr deutliche Folgen für die Honigernte haben.

Rapspflanzen 2024 im Oktober

Zu unserer Freude entdecken wir mehrere Felder, die mit Phacelia, dem Bienenfreund eingesät sind. Die Saat ist aufgelaufen, die Pflanzen haben eine Höhe inzwischen bis zu 20 cm erreicht. Leider werden sie nicht mehr blühen. Dafür ist es zu spät. Die Bienen werden demnach auch nichts mehr vom Bienenfreund haben. Dafür dient die Phacelia als Gründüngung. Die Wurzeln lockern den Boden auf und reichen Stickstoff an. Ähnliches gilt für Senf, den wir ebenfalls an mehreren Stellen entdeckt haben. Auch er wird dann irgendwann als Gründüngung untergepflügt werden.

Phacelia, Bienenfreund, Büschelschön als Gründüngung ausgesät

An einer Stelle finden wir eine Bienenweide. Das meiste davon ist bereits verblüht. Aber ein paar Malven stehen noch:

Malve

Dicht daneben stehen mehrere Bienenvölker. Sie gehören zum Bieneninstitut Oberursel, das wiederum ein Institut des Fachbereichs Biologie der Universität Frankfurt ist. Bei den warmen Temperaturen fliegen die Bienen sehr häufig ein und aus.

Bienenvölker des Institutes für Bienenkunde in Oberursel

Wie sehr es "herbstet", lässt sich gut an der Natur ablesen. Hierzu ein paar Bilder

Maiskolben inmitten seines vertrockneten früheren Grüns
Äpfel am Baum

Dass es gestern draußen sehr warm gewesen ist, zeigt sich auch am Flirren der Luft über einem Acker:

Die erwähnte Silla ist übrigens einer unserer beiden Hunde.

Die Bezeichnung "Goldener Oktober" hat gestern völlig gepasst. Übrigens auch der Begriff des Altweibersommers. In der Luft sind viele lange "Haare" geflogen. Sie stammen zwar nicht von alten Weibern, sondern sind Spinnfäden von jungen Baldachinspinnen, die auf diese Art und Weise durch die Luft fliegen.--

(21.09.2024) Gestern sind wir zur Weinlese nach Johannisberg im Rheingau gefahren. Während wir am Lesen, also am Ernten, gewesen sind, habe ich immer wieder auf die Bepflanzung unter und neben den Weinstöcken gesehen.

Die Weinstöcke stehen in unterschiedlich langen Reihen. Weinbau ist natürlich eine Monokultur. Die Winzer streiten dieses auch gar nicht ab. Aber zu meiner Freude habe ich sowohl direkt unter den Weinstöcken, als auch in den Wegen dazwischen und am Rande eine Pflanze entdeckt, die ich aus der Imkerei her kenne.

Gemeint ist der Bienenfreund. Der wissenschaftliche Name lautet Phacelia tanacetifolia. Deutsche Bezeichnungen hierfür sind neben dem Bienenfreund auch Büschelschön.

Phacelia ist für Bienen und viele andere Insekten äußerst attraktiv. Sie produziert große Mengen an Nektar und Pollen. Außerdem kann sie von Mai bis November blühen. Im Winter friert sie ab, aber die Samen überleben im Boden, so dass sie im folgenden Jahr wieder kommt.

Phacelia ist zudem ein Gründünger. Im Boden bindet sie Nitrat, also Stickstoff, den die Pflanzen als Dünger benötigen. Hier in diesem Fall tut der Winzer damit sowohl seinen Weinstöcken als auch den Insekten, vornehmlich Bienen, etwas sehr gutes.

Ich kenne zudem Phacelia noch von woanders her: früher wurde es an den Hängen neben Autobahnen gesät und die Hänge sind dann lange Zeit voll mit den blauen Blüten gewesen.

Unser Ortslandwirt hat sich übertroffen. Rings um ein Maisfeld hat er einen breiten Blühstreifen angelegt. Anfangs ist es für Außenstehende nicht ganz klar gewesen, was dort geschehen würde, weil sich über Wochen nichts getan hat. Aber dann, plötzlich, hat es zu sprießen begonnen. Mittlerweile ist der Streifen in voller Blüte.

Anfangs ist die dominierende Farbe blau-violett gewesen. Sie stammt von einer Pflanze, die unter dem Namen Phacelia bei Landwirten, Gärtnern und Imkern sehr bekannt ist. So ganz allmählich tauchen aus dem blauen Blütenmeer auch andere Blütenfarben und jetzt sogar Sonnenblumen auf.

Sinn und Zweck der Blühstreifen ist es, dem Insektenmangel entgegen zu wirken und Insekten eine Heimat und Nahrungsquelle zur Verfügung zu stellen. Es ist unglaublich wie viele Insekten von den Blüten angezogen und angeflogen werden. Wir Imker sehen es gerade jetzt, nachdem der Honig geerntet und die Tracht nahezu beendet ist, als ein wahres Geschenk für die Bienen an.

Auffällig: es dominieren noch immer die Blautöne der Phaceliablüten. Auf ihnen finden sich überwiegend zwei Hautflügler ein: Hummeln und Bienen. Für sie stellt diese Pflanze ein opulentes Mahl zur Verfügung. Phazelia wird auf Deutsch auch als Bienenweide beziehungsweise Bienenfreund bezeichnet. Andere Namen hierfür sind Büschelschön oder Büschelblume. Sie ist ursprünglich keine einheimische Pflanze, sondern stammt aus Nordamerika. Landwirte nutzen sie sehr gerne als Gründüngung.

Ich habe einige Photos heute vom Blühstreifen erstellt und zeige sie hier in loser Reihenfolge.

Hummel auf einer Phacelia
Phacelia
Sonnenblume
Im Anflug auf Phacelia
Phacelia
Klatschmohn
Biene auf einer Phaceliablüte
Hummel und Phacelia
Kornblume
Phacelia
Phacelia
Sonnenblume
Phacelia
Phacelia
Anis oder Fenchel?
Malve
Sonnenblume
Phacelia
Sonnenblume
Malve

Lange schon sind sie angefordert worden, um die Biodiversität zu fördern. Inzwischen setzen sie sich immer mehr durch. Mag man auch auf die Landwirte und die von ihnen verursachte Monokulturwirtschaft schimpfen, eines darf man ihnen zu Gute halten: sie sind nicht unsere Feinde und Gegner. Landwirte selber sind an einer gesunden und artenreichen Umgebung für die Äcker und Wiesen interessiert. So unglaublich es klingt: schon aus Kostengründen!

Pflanzenschutzmittel sind teuer! Sofern es möglich ist, daran zu sparen, haben wir die Landwirte durchaus auf unserer "Bio"-Seite. Ob dies auch aus Überzeugung so ist, vermag ich nicht zu sagen, bei einigen ist das scher (schon) der Fall.

Immer mehr setzen sie an den Ackerrändern die Blühstreifen durch. Um die zu bewirtschaftende Fläche wird ein schmaler, aber durchaus mehrere Meter breiter Blühstreifen anstelle von Ertragspflanzen angelegt.

Blühstreifen am Maisacker

Die blaue Farbe überwiegt derzeit. Sie stammt von der Phacelia, zu deutsch: Büschelschön oder auch Bienenfreund genannt. Dazwischen wachsen Sonnenblumen in die Höhe. Vereinzelt sind auch andere Farbtupfer zu finden.

Malven, Arnika, Ringelblumen, Kornblumen wachsen inmitten des dominierenden Bienenfreundes.

Es ist eine wahre Freunde an diesen Streifen entlang zu spazieren. Viele weiße Schmetterlinge sind dort unterwegs und unzählige Bienen und Hummeln. Ich werde mir in den nächsten Tagen das Vergnügen machen und dort mit der Photokamera mit Tele- und Makroobjektiv auf die Motivjagd gehen.

Die Bilder heute habe ich sämtlich mit meinem Smartphone photographiert.

Mir gefällt dieses Konzept außerordentlich gut. Natürlich habe ich als Imker nur selektiv heute die Streifen gesehen. Die umgebenden Wiesen sind gerade gemäht worden und es herrscht damit ein Mangel an Tracht bei den Wiesenblumen. Da kommt die Menge an Phacelia natürlich für die Bienen sehr gelegen.

Doch leben in und von den Blühstreifen nicht nur die Bestäuberinsekten. Die Insektenvielfalt wird dadurch erheblich gefördert. Dies fällt auch durch eine andere Beobachtung auf: die Kohlmeisen, die lange Zeit fast völlig hier verschwunden gewesen sind, sind wieder da!

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