Nach der Ernte und dem Schleudern ruhen und reifen die Honige in unserem Keller heran. Wir stellen bewusst keine Sortenhonige her, sondern ganz normale 1000-Blüten-Honige. Bei einem Sortenhonig muss mindestens 60% der Honigmenge von einer einzigen Blütensorte stammen. Mit Hilfe einer Pollenanalyse läßt sich das gut kontrollieren.
Um einen Sortenhonig zu erzeugen, müssen die Bienen während der Blütezeit der gewählten Sorte in der Nähe dieser Quelle sein. Dazu bringen viele Imker ihre Völker direkt in die Nähe der gewünschten Blüten. In der Imkersprache nennt man das Wandern. Weil hierfür die Völker fast immer aus dem Amtsbereich eines Veterinäramtes in den Zuständigkeitsbereich eines anderen Veterinäramtes transportiert werden müssen, sind Gesundheitszeugnisse erforderlich. Sie sollen verhindern, dass Bienenseuchen wie zum Beispiel die Amerikanische Faulbrut sich ausbreiten können. Wir verzichten auf diesen Aufwand und lassen die Völker an ihrem gewohnten Standort stehen. Deswegen gibt es bei uns ja auch keine Sortenhonige. Wir haben das Glück auf dem Riedberg in einer Großstadtrandlage zu leben. Hier gibt es sowohl viele parkähnliche Strukturen, Landschaftsschutzgebiete, Vorgärten und Ackerflächen. Bienen finden in dieser abwechslungsreichen Gegend genügend Nahrung. Und, um ehrlich zu bleiben: mir persönlich ist der Aufwand des Wanderns zu groß, zumal so ein Bienenvolk in seiner Beute bis zu 70 kg schwer sein kann.
Doch zurück zum Honig: im Keller lagern mehrere Hobbocks mit verschiedenen Honigen. Sie sehen nicht nur unterschiedlich aus, sie riechen auch verschieden. Unmittelbar nach der Ernte sieht jeder Honig wie Bernstein aus. Abhängig von seiner Zusammensetzung aus Enzymen und verschiedenen Zuckern verändert sich im Laufe der Wochen die Farbe, das Aussehen und die Konsistenz.
Die Bilder oben zeigen vier verschiedene Honigeimer. Links oben und rechts unten ist der gleiche Honig photographiert, einmal vor und später nach dem Abschäumen, dem Entfernen der aufgestiegenen Luftbläschen. Der Honig links oben ist inzwischen (13.8.2023) zum Abfüllen in Gläser fertig gereift und gerührt.
Irgendwann ist es dann soweit und der Honig bekommt einen perlmuttartigen Schimmer und wird trüb. Jetzt ist Kristallisation so weit fortgeschritten, dass der Honig unbedingt gerührt werden muss, damit er nicht fest wie Beton wird. Die Kristallisation wird durch das Rühren mechanisch unterbrochen, damit der Honig am Ende cremig wird und bleibt.
Das Rühren muss mehrfach wiederholt werden. Solange er im Hobbock ist, geht das einfach und gut, später im Glas wird es bedeutend schwieriger.
Der fertig gerührte Honig tropft ab und fällt in seinen Lebensmitteleimer zurück. Anschließend wird er Hobbock in einen Metalleimer umgefüllt, an dessen unterem Ende ein Ausflussrohr angebracht ist.
Dieser Metalleimer wird auf einem Holzgestell deponiert. Der Honig ist jetzt abfüllbereit.
Die gespülten Gläser stehen bereit und los geht es nun:
Die Gläser werden einzeln von Hand mit Honig befüllt. Zum Abschluss erhalten sie noch ihr Etikett, dann sind sie fertig. Wie man sieht, ist alles vom Ernten bis zum Abfüllen reine Handarbeit.
Und was noch wichtig ist, wonach wir häufig gefragt werden: dem Honig wird nichts (!) zugesetzt. Vor allem mit Zucker scheint der Honig in vielen Ländern gestreckt zu werden. Aber nicht bei uns. Damit meine ich nicht nur uns Riedberg-Imker persönlich, sondern auch alle anderen Imker in Deutschland, die traditionell arbeiten. Das bezieht auch die Großimkereien mit ein. Denn nach der Honigverordnung darf dem natürlichen Honig weder etwas hinzugefügt noch etwas entzogen werden. Sonst ist das Produkt kein Honig mehr.
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