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Scheibenhonig. Das Wort ist vielen Menschen bekannt. Meist dient es als vornehmer Ersatz wie "Scheibenkleister" für eine unanständiges Schimpfwort, das ebenfalls mit Sch.. beginnt.

Aber Scheibenhonig gibt es wirklich. Heute mittag haben wir ihn in Bozen auf dem Markt gefunden:

Waben- oder Scheibenhonig - Eukalyptus
Waben- oder Scheibenhonig - Eukalyptus

In kleinen Plastikboxen wird er verkauft und kostet vor Ort etwa 9 € je Packung.

Waben- oder Scheibenhonig - Akazie
Waben- oder Scheibenhonig - Akazie

Der Händler führte ihn je nach Herkunftsblütenart in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Waben- oder Scheibenhonig - Orange
Waben- oder Scheibenhonig - Orange

Scheibenhonig wurde früher oft in der Heide als Heidehonig verkauft. Um in den Korbbeuten der Heideimkerei an den Honig zu gelangen, mussten die Waben herausgeschnitten werden. So wurden sie scheibenweise verkauft.

Per Definition wäre das allerdings ein Wabenhonig: aus dem Naturbau der Bienen (auch Wildbau genannt) werden ausgeschnittene Stücke samt umgebendem Bienenwachs verkauft.

Beim Scheibenhonig sind die Waben jedoch auf einer zuvor eingesetzten Mittelwand (aus Bienenwachs) gebaut. Sie werden zur Ernte und zum Verkauf aus den Rahmen geschnitten. Wie die Bilder zeigen, können die einzelnen Waben unverdeckelt oder verdeckelt sein.

Übrigens ist die für ein Kilogramm Honig benötigte Menge an Bienenwachs äußerst gering: es reichen 40 Gramm Wachs völlig aus, um diese Menge aufzunehmen. Daran sieht man wieder einmal, wie effizient und sparsam es in der Natur zugehen kann.

 

20. Oktober 2014

Bereits vor geraumer Zeit habe ich gehört, dass es inzwischen im Hessenpark einen historischen Bienenstand geben solle. Auf der Webseite des Hessenparks stand darüber allerdings recht wenig. Freunde erzählten mehrmals davon, doch zu einem gemeinsamen Besuch kam es leider nicht.

Heute sind wir dort gewesen. Das Areal im Hessenpark ist in mehrere Baugruppen aufgeteilt, die sich nach der geographischen Herkunft richten. In der Baugruppe Rhein-Main sind wir fündig geworden. Zwei alte Bienenhäuser stehen dort. Sie sind sehr unterschiedlich, allein schon von ihrer Größe her.

 

Die obige Abbildung zeigt einen alten Bienenstand mit acht Hinterbehandlungsbeuten, deren Fluglöcher vorne zu erkennen sind. Auf allen Seiten außer der Vorderseite begrenzen lauter Latten oder Streben aus Holz den Innenraum. Sie schließen nicht bündig ab, so dass der Bau im Grunde nach hinten und seitwärts offen ist. Durch die Zwischenräume lässt es sich gut ins Innere sehen und Photos machen.

Das obere Bild zeigt die untere, das untere Bild die obere Reihe der Hinterbehandlungsbeuten. Sie werden von hinten, der Rückseite, wie ein Schrank geöffnet. Dadurch ist eine Übersicht wie in den modernen Oberbehandlungsbeuten nicht gegeben.

Wesentlich größer und dadurch imponierender ist das zweite Haus. Es bietet Platz für 36 Beuten. Damit die Bienen sich nicht verfliegen, sind die einzelnen Beuten unterschiedlich farblich markiert. Das Haus stand früher in Mammolsheim und gehörte später dem Institut für Bienenkunde. Nach einer Translokation des Hauses wurde es auf ein festes Fundament gestellt. Das stehende Wasser sog sich allerdings in die Balken und so begann es zu faulen. Das Institut übergab es dem Hessenpark. Der Bau wurde abgeschlagen und in Einzelteilen zu seinem neuen Standort gebracht, dort gelagert und nach dem Wiederaufbau vor zwei Jahren der Öffentlichkeit übergeben. Die verfaulten Wände mussten natürlich ausgetauscht werden.

 

 

In seinem Inneren birgt das Bienenhaus ein kleines Museum. Auf der Fluglochseite stehen viele unterschiedliche Beuten und Körbe während an der gegenüberliegenden Wand imkerliche Arbeitsgeräte aufgestellt sind. Mein erster Eindruck war, dass sich gegenüber der heutigen Art Bienen zu halten nichts mehr wesentlich geändert hat.

Das Ungewöhnliche an dieser Beute ist für mich das Gitter und der Futterballon aus Glas auf der Oberseite. Sie zeigen, dass diese Beute sicher nicht im Freien aufgestellt worden ist, sondern im Inneren eines Bienenhauses.

Historisch gesehen waren die Bienenkörbe die ersten Formen von Behältnissen außerhalb der ausgehöhlten Baumstämme. Durch die Körbe wurde es möglich mit Bienen zu einzelnen Trachten zu wandern. Bienenkörbe üben bis heute eine starke Faszination aus. Sie sind zugleich ein klassisches Symbol für die Imkerei. Nicht umsonst hatte die Sparkasse von 1822 in Frankfurt den Bienenkorb zum hauseigenen Logo gemacht und ihre Verwaltung im Haus zum Bienenkorb etabliert. Heute sind die Körbe weitgehend verschwunden. In der Heideimkerei sind sie allerdings nach wie vor stark vertreten.

Oben sind zwei Lüneburger Stülper zu sehen, im Stand und liegend. Die eingezogenen Spangen (Speilen) ermöglichen einen etwas weniger wilden und gelenkten Wabenbau. Dieser Korb stammt etwa von 1900 und wurde im Raum Gießen verwendet. Eine andere Form ist der folgende fränkisch-hessische Kugelstülper.Er besitzt einen Untersatzkasten,stammt ebenfalls aus der Zeit um 1900 und wurde im Marburger Raum genutzt.

 

 

Die Körbe müssen nicht immer rund sein. Es gibt sie auch in eckiger Bauweise wie das folgende Bild eines liegenden Stülpers zeigt. Auch dieser Korb stammt aus der Zeit um 1900.

 

Spannend war für mich der folgende Kanitz-Korb. Er hat auf seiner Unterseite ein Wandertuch und gilt als Vorläufer der Magazinbeute. Dieser Korb stammt von etwa 1950 und wurde bis 2010 noch in Hermannsburg genutzt. Der Kanitzkorb ist aus Stroh und in Magazinform. Auf dem folgenden Videoclip von Youtube sieht man, wie er aus seinem Regal geholt und geöffnet wird, damit der Honig geerntet werden kann. Nebenbei sieht man hier auch noch ein anderes Relikt: die Dathe-Pfeife. Sie ist der Vorläufer unseres heutigen Smokers und dient der Raucherzeugung. Dazu bläst der Imker in die Pfeife hinein, damit der Rauch an der gegenseitigen Düse entweichen kann.

 http://www.youtube.com/watch?v=ApAxBMQRp94

Auf der gegenüberliegenden Innenseite des Bienenhauses sind mehrere imkerliche Arbeitsgeräte ausgestellt. Den Anfang machen zwei Honigschleudern:

 

Die untere Schleuder ist eine Tangentialschleuder um 1920, die in Neuhof genutzt worden ist. Die obere stammt etwa von 1930 von der Firma Carl Buss aus Wetzlar.

Das Auffüttern zum Winter ist etwas lange Praktiziertes. Die Galerie der aufgestellten Glasballons zeigt dies deutlich. Auf der weiter oben dargestellten Zanderbeute sieht man den Ballon, wie er im Deckel eingesetzt worden ist.

 

Zur Vermehrung der einzelnen Bienen und damit zur Vermehrung eines gesamten Volkes ist die Nachzucht von Königinnen unerlässlich. Bei einem Blick in eine Schauvitrine erkennt man die dazu notwendigen Hilfsmittel wie links ein Begattungskästchen aus Kunststoff, rechts oben einen Zuchtkalender für die planmäßige Abfolge der einzelnen Schritte, in der Mitte Zeichengeräte, um die Königin zu kennzeichnen.

Alles in allem: auch wenn die Ausstellungsfläche nur klein ist, es lohnt sich unbedingt ein Besuch bei diesem Schatzkästchen vor den Frankfurter Toren. Die URL lautet http://www.hessenpark.de, die Tageskarte kostet 8 €.

Oberhalb von Bozen liegt in Wolfsgruben der Plattnerhof. In dessen altem und restaurierten Haus befindet sich heute ein Bienenmuseum. Die Besitzerfamilie hatte über mehrere Jahre hinweg alte Bienenstöcke und Bienenkörbe gesammelt, dazu jene Utensilien und Hilfsmittel, die auch heute noch in der modernen Imkerei benötigt werden.  

Eingang zum Museum

Der Plattnerhof – Bienenmuseum in Oberbozen

Das Museum besteht aus dem restaurierten Gebäude des ehemaligen Plattnerhofes und einem Bienenlehrpfad. Letzterer beginnt und endet vor der Eingangstür des Plattnerhofes. Das Hausinnere enthält im Erdgeschoß weitgehend die Einrichtung des früheren Anwesens. In einzelnen Räumen gibt es Schautafeln und Ausstellungsobjekte zum Thema Honig, Imkerei sowie eine gläserne Schaubeute, deren Flugloch nach draußen zeigt.

  Eine Schautafel zeigt die Definition von Honig der früheren Europäischen Gemeinschaft (EG), aus der später die EU geworden ist:

"Honig ist die Substanz,

deren Grundlage der Nektar und andere zuckerhaltige Lösungen sind,

welche die Bienen auf den Pflanzen sammeln,

durch körpereigene Stoffe bereichern,

sie dort umbilden,

in Waben ablegen und reifen lassen."

Im Untergeschoß imponiert eine große Zahl von sehr verschiedenen Beuten und Beutentypen aus der Vergangenheit.

Das System der Magazinbeuten wie sie heute verwendet werden, zeigt sich hier bereits in frühen Anfängen. Eine Beute sieht aus wie eine zusammengehaltene Zieharmonika. Sie stammt aus der Schweiz. Durch Einsätze ist sie erweiterbar. Die Einsätze werden wie in einem Schraubstock zusammengehalten. Erfinder dieses Systems war ein Herr Hubert.

      Viele der Holzbeuten waren vorne am Flugloch mit religiösen Motiven bemalt. Hierzu erzähle ich im Teil 2 dieses Beitrags ein wenig mehr.                          

Hier sind verschiedene Holzbeuten ausgestellt. Die Fluglöcher zeigen nach vorne zum Betrachter. Oben rechts steht die variable Magazinbeute von Herrn Hubert. Auf dem Tisch liegt eine Presse zur Herstellung von Mittelwänden.

In dieser Beute ist Platz für vier Völker. Damit die Bienen unterscheiden können zu welchem Volk sie gehören, sind ihre Fluglöcher farbig markiert worden.

Schwer zu erraten, dass diese Beuten aus der Schweiz stammen.

Rudolf Steiner bestimmte, dass in anthroposophisch orientierten Beuten eine Mischung aus Holz und Stroh die Wände bilden sollten.

Böse und niederträchtige Menschen gab es schon immer. Honigraub galt zwar als Frevel und wurde schwer bestraft, fand dessen ungeachtet trotzdem statt. Um ihn einzudämmen, wurde als Diebstahlsicherung ein Bügelverschluß über dem Deckel angebracht.

Ein anderer Schwerpunkt sind die Korbbeuten, auch Bienenkörbe oder nur Körbe genannt. Sehr verschiedene Formen und Typen sind im Hause ausgestellt.         Diese hier sind fast wie die Zargen der modernen Magazinimkerei zu verstehen. Je nach Situation können die Körbe vergrößert oder verkleinert werden.   Zusätzlich gibt es im Keller noch die Möglichkeiten der Filmvorführungen. Wir hatten mehrere Filme zum Imkern gesehen. Sie sind hochinteressant, erzählen allerdings die Wirklichkeit in den Bergen mit ihren doch ein wenig anderen Bedingungen. Lohnenswert sind die Filme auf alle Fälle. Mein Respekt und meine Wertschätzung für die alpinen Imker sind dadurch erheblich gestiegen.   Im Erdgeschoß gibt es eine kleine Infoecke. In ihr ist dieses Schnittmodell eine Biene ausgestellt. Sehr beeindruckend für mich ist hierbei die Honigblase oder der Honigmagen. Er enthält eine Art Ventilverschluß zum nachfolgenden Darm. In dieser Blase bzw. dem Magen sammeln die Bienen den Nektar. Zurück im Bienenstock geben sie ihn an die Stockbienen weiter, die ihn dann in mehreren Etappen in die Waben einlagern (siehe auch die Honigdefinition der EG weiter oben). Selten habe ich ein so anschauliches Modell gesehen.  

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