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Zu Beginn des Sommers steht für jeden Imker die Behandlung gegen die Varroamilbe an. Hierfür gibt es sehr viele und sehr unterschiedliche Verfahren. Das bekannteste ist die Anwendung von Ameisensäure 60% in verschiedenen Verdunsterformen. Diese Methode darf aber erst nach der abgeschlossenen Honigernte durchgeführt werden, damit die Säure sich nicht im Honig einlagert.

Andere Säuren, die angewendet werden und zugelassen sind, sind inzwischen die Oxalsäure, die wie die Milchsäure auf die Waben gesprüht werden muss.

Daneben gibt es inzwischen auch nicht-chemische Behandlungsmethoden, die eher auf der Biologie der Milben und der Bienen beruhen. Ein solches Prinzip ist das künstliche Herbeiführen einer Brutpause. Die Milben vermehren sich nur in der verdeckelten Brut der Bienen. Einfacher Schluss: keine Brut - keine Milben.

Um die Brutunterbrechung herbeizuführen, gibt es mehrere Methoden. Bei einer fängt man die Königin ein und sperrt sie in einen Käfig, den man dann zurück in das Volk hängt. Durch die Gefangenschaft kann die Königin keine Eier legen und es kommt zur Brutunterbrechung. In dieser Zeit entwickelt sich die vorhandene Brut und schlüpft, ohne dass es zu weiterem Nachwuchs kommt. Nach spätestens drei Wochen besteht keinerlei Brut mehr im Volk, weil die normale Entwicklung vom frisch gelegten Ei bis zum Schlupft der Biene genau 21 Tage beträgt. Die Milben können sich in dieser Zeit nicht weiter vermehren und sterben langsam ab. Zur Sicherheit hängt man noch eine Woche Karenzzeit dran, bevor die Königin wieder freigelassen wird.

Ein anderer Weg zur Brutpause ist radikaler und einfacher: sämtliche Brut wird einem Volk entnommen. Auch hier gilt dann die Regel: keine Brut - kein Milbenwachstum. Die totale Brutentnahme kombiniert man gerne mit der gleichzeitigen Wabenerneuerung. Wie das geht beschreibe ich im Folgenden in mehreren Teilschritten und demonstriere das mit entsprechenden aktuellen Photos.

Die Brutentnahme gilt als eine Materialschlacht. Man benötigt in der Tat eine Menge an Material, aber so viel ist es nun auch wiederum nicht.

Materialien für die totale Brutentnahme

Benötigt werden frische Mittelwände, ein Boden und mehrere Zargen. Auf dem Boden werden in den aufzusetzenden Zargen die Brutwaben eingehängt und bilden damit einen Brutsammler oder auch Sammelbrutableger.

Wie geht man nun vor? Am einfachsten geht dieses Verfahren in einem zweifarbigen Volk mit aufgesetztem Honigraum. Aber auch bei einem einarmigen Volk kann man die Brut entnehmen. Das geht ebenso.

Schritt 1 heißt Abstapeln. Das komplette Volk wird in seinem Beutensystem auseinandergenommen. Nur der Boden bleibt an Ort und Stelle stehen.

Schritt: Boden
Schritt: Abstapeln

Die Bruträume und der Honigraum werden abgehoben und neben der Beute abgesetzt. Der ursprüngliche Boden verbleibt.

Schritt 2: Auf den leeren Boden kommt eine leere Zarge. Sie bildet den zukünftigen neuen Brutraum. Das gesamte Volk wird hierbei auf eine einzige Zarge eingeengt!

Schritt: Leerzarge als neuer Brutraum

Schritt 3: Aus den vorhandenen Brutflächen wird eine Wabe mit möglichst viel frischer und unverdeckter Brut herausgesucht. Diese Wabe ist die Fangwabe. Natürlich sitzen auf den Bienen noch Milben. Die können wir kaum entfernen, sondern schleppen sie mit in das neue System. Die vorhandene offene Brut jedoch zieht diese Milben an. Kurz vor der Verdunkelung schlüpfen die ansitzenden Milben in die Brutzellen. Damit geht die Milbenbelastung bei den Bienen noch weiter nach unten. Zu glauben, dass das Volk nun silbenfrei sei, ist eine Illusion! Der Trick ist, diese Fangwabe kurz nach der Verdeckelung ebenfalls zu entfernen. Dadurch erzielen wir in der Tat ein milbenarmes Volk.

Schritt: Fangwabe

Schritt 4: Nachdem die Fangwabe in der Zargenmitte hängt, wird die komplette Zarge mit Mittelwänden aufgefüllt. Weil hier noch keine Waben existieren, müssen die Bienen diese noch erst bauen. Das dauert natürlich seine Zeit. Das ist genau die Zeit der Brutunterbrechung, die wir benötigen.

Schritt: Mittelwände auffüllen

Die ansitzenden Bienen in der Zargenmitte zeigen an, wo die Fangwabe sitzt. Der Rest sind Mittelwände. Auf ihnen bauen die Bienen neue Waben auf und wir erneuern somit das vorhandene Wabenmaterial..

Schritt 5: Auf den mitgebrachten zusätzlichen Boden wird ebenfalls eine Leerzarge gesetzt. Sie nimmt anschließend die Brutwaben auf.

Schritt: Brutsammler mit Boden und Leerzarge

Sinnvoll ist es natürlich, diese Leerzarge mit dem Boden so dicht wie möglich ans zu behandelnde Volk zu stellen, damit die Arbeitswege nur kurz sind.

Schritt 6: Auf die Zarge mit den Mittelwänden wir eine Leerzarge als "Trichterzarge" aufgesetzt. Dieser Trichter erleichtert es ungemein, die Bienen in die neue Behausung zu schlagen.

Schritt: Trichterzarge

Schritt 7: Nun werden nacheinander sämtliche Rahmen aus den Bruträumen entnommen und die Bienen in den Trichter gestoßen. Auf dem Rahmen sollen nicht mehr als eine Handvoll Bienen verbleiben. Wichtig: hierbei darf die Königin nicht mit in den Brutsammler gelangen. Meistens wird die Königin automatisch mit in den Trichter gestoßen. Ist sie markiert, fällt sie leichter auf als eine unmarkierte Königin. In diesem Fall ist die Nachkontrolle auf den entnommenen Waben besonders wichtig. Dadurch, dass nur noch wenige Bienen vorhanden sind, ist die Suche nach der Königin sogar eher etwas vereinfacht.

Schritt 8: Sämtliche Rahmen werden in den Brutsammler gehängt.

Schritt: Brutsammler erstellen

Schritt 9: Sind alle Rahmen aus den Bruträumen entnommen und die Bienen in den Trichter geschlagen, wird zurückgebaut. Auf den einzigen, unteren, Brutraum kommt das Absperrgitter und darauf der Honigraum.

Bei uns ist in diesem Jahr eine Besonderheit: Wir schleudern bereits am nächsten Tag und haben aus diesem Grunde zwei Honigräume, die wir aufsetzen. Der obere davon geht in die Ernte. Der untere bleibt für die nächsten Wochen an seiner Stelle. Teilweise haben wir hier bereits mit Nektar gefüllte Rahmen eingehängt, die zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht reif für die Ernte gewesen sind. Klassisch bleibt nur ein einziger Honigraum bestehen, wenn man auf Zander imkert.

Schritt: ENDE alles ist wieder aufgebaut

Gerne demonstriere ich das Vorgehen an einem anderen Volk:

Beginn: rechtes Volk - Ausgangssituation

Das rechte Volk im Bild soll die totale Brutentnahme erhalten. Wir erkennen den Aufbau: unten der Boden mit seinem Anflugbrett, darüber stehen zwei Bruträume und abschließend ist unterhalb des Metalldeckels oben der Honigraum zu erkennen.

Zunächst wird abgestapelt:

Schritt: Abstapeln
Schritt: Abstapeln

Der Honigraum und die beiden Bruträume kommen jetzt neben dem ursprünglichen Standort zu stehen.

Auf den verbliebenen Boden kommt eine Leerzarge.

Schritt: Boden und Leerzarge

In die Leerzarge wird eine Fangwabe gehängt, die die restlichen auf den Bienen ansitzenden Milben anziehen und aufnehmen soll.

Schritt: Fangwabe

Anschließend wird dieser Brutraum mit Mittelwänden vollständig aufgefüllt.

Schritt: Mittelwände auffüllen

Hierauf stellen wir eine Trichterzarge, entnehmen Rahmen für Rahmen aus den ursprünglichen Beuten, schlagen die Bienen ist die Trichterzarge hinein und hängen die Rahmen in den zu bildenden Brutsammler.

Schritt: fertiger neuer Brutraum

Nachdem alle Rahmen so behandelt worden sind, wird auf die Mittelwände ein Absperrgitter gelegt.

Schritt: Absperrgitter

Hierauf kommt der Honigraum zu stehen. Damit die die totale Brutentnahme beendet.

Wichtig: nach sieben bis zehn Tagen muss die Fangwabe entnommen werden. Die ursprünglich offene Brut sollte zu diesem Zeitpunkt vollständig verdeckest sein. Die Varroamilben sitzen dann in den geschlossenen Zellen. Aus mehreren Fangwaben läßt sich sogar noch ein weiterer Sammelbrutableger herstellen. Die so gebildeten Sammelbrutableger sollten jedoch möglichst weit entfernt vom Ursprungsort aufgestellt werden. Sobald die Brut darin geschlüpft ist, muss hier natürlich unbedingt eine Behandlung mit Säure gegen die Varroamilben erfolgen. In der Zwischenzeit haben die Bienen die Gelegenheit genutzt und sich eine neue Königin herangezogen. Die Säurebehandlung in diesem Ableger sollte deshalb noch vor der ersten Verdunkelung erfolgen, damit die Milben durch die Säure auch erreicht werden können.

Alle Bienenvölker leiden hierzulande unter den Auswirkungen der Varroamilbe. Deshalb ist es eines der obersten imkerlichen Ziele, die Varroa zu bekämpfen, damit die Bienen gesund bleiben.

Klassische Methoden sind die Anwendungen organischer Säuren wie Ameisen- Milch- oder Oxalsäure. Zu diesen chemischen Methoden kommen noch beispielsweise Thymol hinzu.

Neben der "Chemie" gibt es auch verschiedene physikalische Methoden, wie das Erhitzen im Volk als Bienensauna, und mindestens eine gut funktionierende biologische Methode. Wir verwenden hier den Einsatz von Drohnenrahmen, die auch Baurahmen genannt werden.

In den obersten Brutraum werden an den Positionen 2 und 9, also an zweiter und an vorletzter Stelle, je ein Leerrahmen gehängt. Das sind Rahmen, die nur aus den hölzernen vier Seitenteilen bestehen und weder Drähte noch Mittelwände enthalten. Diese Drohnenrahmen bauen die Bienen als Wildbau mit den größeren Drohnenzellen aus. Die Königin bestiftet die Zellen mit unbefruchteten Eiern, so dass sich darin die Drohnen entwickeln können.

Weil die Drohnen von allen Bienenwesen die längste Zeit von der Eiablage bis zum Schlupf benötigen, können sich in den verdeckelten Zellen während des Verpuppungsstadiums die Varroamilben besonders gut und zahlreich vermehren. Also, und das ist der angewendete Trick, entfernt man diese Rahmen, sobald deren Zellen verdeckelt sind, aus dem Volk und setzt einen neuen, leeren, hinzu. Dadurch werden große Mengen von Milben aus dem Volk entfernt und können demnach darin keinen Schaden mehr anrichten.

Noch besser und geschickter ist es, jeweils einen der beiden Baurahmen im Wechsel mit dem anderen regelmäßig zu entnehmen, sobald einer genügend verdeckelte Zellen enthält. Auf diese Weise bleiben die Varroabelastung und der Varroadruck bis zum Sommer relativ niedrig. Ab Juli schnellen die Zahlen der Varroamilben regelmäßig explosionsartig in die Höhe. Das ist dann die Zeit, in der spezifische Behandlungsmethoden zum Einsatz gelangen, damit die Belastung für den Winter wieder niedrig wird. Durch das konsequente Entfernen mittels Drohnenrahmen fällt dieser Anstieg deutlich geringer aus.

Ein konkretes Beispiel hierzu: am 19. Mai haben wir viele Drohnenrahmen aus unseren Völkern entnommen, einer größer und voller als der andere. Den nicht nur in diesem Jahr vollsten und größten zeige ich als Photo hier. Sie stammen vom 19. Mai 2019.

Drohnenrahmen vom 19.05.2019 - Vorderseite

Drohnenrahmen vom 19.05.2019 - Rückseite

Seit einem Tag stehen die eingesammelten Bienen aus dem Schwarm vom 2. Mai 2019 stehen nun bereits auf der Streuobstwiese, ihrem neuen Standort. Hierbei leben sie vorübergehend in einer Art Dunkelkammer. Die Beuten-eingänge sind verschlossen, der Boden ist nach unten durch ein Gitter offen und zugleich für die Bienen undurchlässig. In diesem Setting sollen sie zur Ruhe kommen und sich vom Schwarm- in den Normalbetrieb umstellen.

Es gibt Imker, die lassen die als Schwarm gefangenen Bienen bis zu drei Tage stehen und "abkühlen". Nach meiner Erfahrung reicht dazu jedoch auch nur eine einzige Nacht aus.

Der Bienenschwarm am neuen Standort

Wie geht es dann weiter?

Die Bienen hängen oder sitzen ohne Halt gebende äußere Struktur in der Beute. Deshalb ist der erste Schritt, ihnen Mittelwände zum Besiedeln und Ausbauen zu geben. Eine Zarge mit 10 Mittelwänden wird dazu auf die vorhandene Leerzarge gestellt.

vorne: 10 Mittelwände in Zarge, hinten: der Schwarm in der Beute

Anschließend sollen und müssen die Bienen draußen herumfliegen und bestäuben und sammeln können. Dementsprechend wird das Flugloch auf der Vorderseite der Beute geöffnet und mit einem Anflugbrett versehen. Letzteres erleichtert den Bienen das Landen und hilft der Orientierung.

Beim Fangen und Bergen ist alles nahezu perfekt abgelaufen. Jetzt es ist das nicht mehr ganz so. Als ich den Deckel anhebe, hängen die Bienen allesamt direkt an und unter ihm in einer dichten Traube zusammen. Beim Abheben und zur Seite Stellen fällt ein Teil der Traube neben die Beute auf den Erd-boden. Den besetzten Deckel stelle ich mit den ansitzenden Bienen kurz ab, platziere die Mittelwände über der Leerzarge und schlage die Deckelbienen dort hinein. Sie sickern schnell durch die Wabengassen nach unten.

Bienenschwarm auf Deckel

Die Außentemperatur ist an diesem Abend schon nicht mehr gerade bienen freundlich zu nennen. Dadurch reagieren die Bienen deutlich langsamer als sonst. Um die auf dem Boden sitzenden krabbelnden Bienen in die Beute zu bekommen, positioniere ich den ihnen vertrauten Deckel einfach hochkant neben ihnen. Bereits nach wenigen Minuten krabbeln sie auf ihn herauf, nach weiteren Minuten sind alle Bienen vollständig dort versammelt und lassen sich einfach in die Wabengassen einschlagen.

Bienen laufen in Richtung Deckel

Schwärmende Bienen sind im Regelfall relativ ruhig. Die niedrige Tempe-ratur tut hierzu ein Übriges. Die jetzt inzwischen eingehausten Bienen haben außer ihrem Futtervorrat im Magen nichts weiteres zu Essen dabei. Für den kommenden Wachsbau benötigen sie viel Energie. Von daher ist es logisch, dass ich ihnen Futter zur Verfügung stelle. Hierzu nehme ich einen mit Pollen versetzten Fertigfutterteig und lege ihn ganz einfach auf die Oberträger der Rahmen. Abschließend kommt noch eine Folie darüber, dann die beiden Deckel und alles ist mehr oder minder fertig und vollbracht.

Mittelwände mit aufgelegtem Futterteig

Am Ende wird noch das Flugloch geöffnet. Jetzt können die Bienen sich in ihrer neuen Behausung einrichten. Es wird nicht sehr lange dauern, bis die ersten ausfliegen und nach Futterquellen Ausschau halten. Damit die Königin Eier legen und die Bienen neben dem Bauen die Brut pflegen können, brauchen sie eines: Futter und Energie, also Nahrung.

Aus der Erfahrung heraus sind die Mittelwände bereits nach einer knappen Woche vollständig mit Waben ausgebaut, so dass die Königin zügig in die Eiablage gehen kann. Kurz bevor die ersten Zellen verdeckelt werden, erfolgt noch eine Sprühbehandlung zur Bekämpfung der Varroamilbe.

Des Schwarmes neues Zuhause

Man sagt zwar, dass die Schwarmbienen weitgehend frei von Milben sind, aber eine Garantie hierfür gibt es nicht. Viele Milben sitzen direkt auf den Bienen und reisen als blinde Passagiere mit. Deshalb wird zur Sicherheit und zur Gesunderhaltung einmalig eine Sprühbehandlung durchgeführt. Hierzu bieten sich entweder Milchsäure oder Oxalsäure an. Beide sind für die Bienen unschädlich. Wegen der besseren Resistenzlage bevorzuge ich die Oxalsäure (die übrigens jeder, der schon einmal Rhabarber gegessen hat, aus eigener Erfahrung kennt).

Nachdem uns im Winter 80% unserer Völker gestorben sind, habe ich mich entschlossen, in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf die Varroabehandlung zu legen, damit die Bienenvölker möglichst stark in den Winter gehen.

Bislang hatten wir mit der Ameisensäure behandelt, hierbei im niedrig konzentrierten Langzeitverfahren mit 15%iger Ameisensäure über vier Wochen. Nach Vorträgen im Frankfurter Imkerverein, habe ich mich entschieden, ein anderes Verfahren zu verwenden: die komplette Brutentnahme. Es ist kein wirklich neues Verfahren, sondern seit einigen Jahren bereits bekannt.

Hierbei kopiert man im Grunde das Schwarmverhalten der Bienen. Aus der Beute werden sämtliche Rahmen, die Brut enthalten, entfernt. Dafür werden frische Mittelwände eingesetzt. Hierdurch kommt es zunächst zu einem Einbruch der Bruttätigkeit. Die Bienen müssen sich zunächst ihr Wohnzimmer neu einrichten, also neue Waben aufbauen, bevor die Königin wieder mit der Eiablage beginnen kann.

Die entnommenen Rahmen mit der Brut werden zu einem Brutsammler oder Sammelbrutableger zusammengestellt und an einem entfernten Ort neu aufgestellt. Ein paar Bienen sind auf jedem Rahmen belassen worden. Sie übernehmen weiterhin die Brutpflege. Sobald die vorhandene Brut geschlüpft ist, werden diese Waben beziehungsweise die Bienen mit Oxalsäure behandelt, damit die noch vorhandenen Varroamilben absterben.

Zugleich ziehen sich die Bienen aus der frischen Brut eine neue Königin. Auf diese Weise entsteht ein neues Bienenvolk. Damit die Bienen überleben können, werden ihnen natürlich die vorhandenen Futtervorräte nicht entfernt, sondern bleiben erhalten.

Die Brutentnahme ist ein rein biologisches Verfahren ohne den Einsatz von Chemie. Von daher ist es sehr bienenschonend.

Ganz unscheinbar: in dieser Beute ist die Brut von zwei Völkern.

Vertäut geht es auf die Reise, zunächst mit der Sackkarre,

dann geht es im Auto weiter,

bis zum neuen Zwischenstandort im Frankfurter Niddapark.

Inzwischen ist dort auch das Flugloch geöffnet

Neu ist die Zulassung der Oxalsäure für die Sprühbehandlung im Sommer. Bislang wurde sie überwiegend im Winter mit der Träufelmethode eingesetzt. Das hat sich inzwischen verändert. Oxalsäure darf nun auch im Sommer zur Varroabehandlung verwendet werden. Die Erfolge hierunter sind deutlich höher als unter der Milchsäure, die sich als zunehmend ineffektiv erweist. Oxalsäure ist eine natürlich vorkommende Säure. Ein klassisches Beispiel für ihr Vorkommen ist der saure Rhabarber.

Jetzt im Sommer nach der Honigernte ist die Zeit für die Ameisensäurebehandlung gegen die Varroamilbe gekommen.

Der Honig ist entnommen, er wird also nicht mit den Dämpfen der Ameisensäure mehr in Berührung kommen.

Das Prinzip der Behandlung ist immer dasselbe: die Varroamilben mögen es nicht sauer und sterben bei zuviel Säure ab. Unsere Ableger und frisch gefangenen Schwärme haben wir im Frühjahr bereits mit 15%iger Milchsäure eingesprüht. Im beginnenden Hochsommer ist die Zahl der Varroamilben im Bienenstock am größten, sie explodiert förmlich sogar.

Durch unsere kontinuierliche biolgische Bekämpfung seit dem Frühjahr mit dem Ausschneiden der Drohnenbrut haben wir die Anzahl der Milben bereits niedrig gehalten. Mit der Ameisensäurebehandlung verringern wir die Milbenzahl noch einmal kräftig, damit das Volk möglichst gesund und wenig belastet in den Winter gehen kann.

Bei der Ameisensäureanwendung gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Prinzipien, denen gemeinsam das physikalische Phänmen der Verdampfung ist.

Richtig klassisch erfolgt das Einbringen der Ameisensäure von oben: auf die Oberkanten der obersten Rahmen wird beispielsweise ein getränktes Schwammtuch gelegt. Alternativ gibt es auch Verdunstungsmechanismen verschiedener Hersteller, die meist einen Tank zum Befüllen und ein Medium zum Verdunsten haben. Das kann beispielsweise ein Docht sein, aber auch ein Blatt Filterpapier. Hierbei erfolgt die Verdunstung innerhalb weniger Tage. Fördernd sind hohe Außentemperaturen, die zusätzlich den Bienenstock im Inneren aufheizen. Aus diesem Grunde funktioniert dieses Prinzip nur im Sommer. Im kalten Winter ist es wirkungslos.

Eine andere Methode ist eine sehr sanfte mit nur 15 %iger Ameisensäure. Das Prinzip hier ist das gleiche, aber weil die Konzentration niedriger ist, muss die Einwirkzeit verlängert werden. Wir belassen eine gefüllte Wanne vier Wochen in der Beute.

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Drei Liter 15 %ige Ameisensäure wird hergestellt (Ameisensäure ad us vet. hat eine Konzentration von 60%, also wird sie entsprechend mit Wasser verdünnt) und unten in die Beute geschoben. Zuvor wird ein Holzbrett eingelegt, um das Lüftungsgitter der Beute zu verschließen, damit die Dampfkonzentration im Stock entsprechend ansteigen kann. Das Einflugloch auf der Vorderseite bleibt geöffnet.

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Diese sanfte Methode hat große Vorteile und ist meines Erachtens auch ideal für "faule" Menschen. Weil die Wanne mit der Ameisensäure möglichst vier Wochen ununterbrochen im nicht geöffneten Bienenstock bleiben soll, kann man in dieser Zeit ruhigen Gewissens in den Urlaub fahren. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass parallel dazu sofort mit der Auffütterung begonnen werden kann.

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Hierfür verwenden wir einen fertig portionierten Futterteig mit 2,5 kg Fertigteig. Die einzelnen Pakete legen wir auf die jeweiligen Oberträger des oberen Brutraums der Beute, schneiden die Plastikfolie oben und seitlich ein, damit die Bienen das Futter aufnehmen können, legen eine Folie gegen den Wildbau darüber und verschließen die Beute wie üblich mit einem Deckel.

Die begonnene Winterbehandlung haben wir heute abgeschlossen. Bei keinem unserer Völker hat sich die Wintertraube gebildet. Überall füllen die Bienen ihre Rahmen aus, teilweise auf zwei Zargen sogar.

Aus diesem Grunde kam in diesem Winter keine Oxalsäure zum Einsatz. Milchsäure wurde auf die Bienen fein gesprüht, nachdem sicher war, dass keine verdeckelte Brut vorhanden war. Um das festzustellen, mussten wir die bislang unbehandelten Völker komplett durchschauen. Aber nun sind sie alle behandelt worden.

Die offene Frage bleibt natürlich: wie werden sie im nächsten Frühjahr mit der Milbe zurecht kommen?  War unsere Behandlung ausreichend?

Darüber wird es dann im Frühjahr hier an gleicher Stelle den Zustandsbericht geben.

 

Beim heutigen Beekeeping beziehungsweise dem Öffentlichen Imkern haben wir bei drei Völkern vorzeitig eine Behandlung gegen die Varroamilbe unternommen. Bei zwei Völkern handelt es sich um eingefangene Schwärme, das dritte Volk ist der verbliebene Rest eines abgeschwärmten Volkes. Von allen drei Völkern ist in diesem Jahr nicht von einer Honigernte auszugehen. Aus diesem Grunde ist es möglich, bereits jetzt mit einer sehr frühgen Behandlung gegen die Milben anzufangen. Dadurch verhindere ich das frühzeitige Einnisten von Milben und ermögliche es so dem Volk, groß und stark zu werden.

Klassisch nimmt man hierfür 15-prozentige Milchsäure. Sie kann in jedem Brutstadium auf die Bienen gesprüht werden. Dazu werden die einzelnen Rahmen aus der Zarge gezogen und von beiden Seiten eingesprüht. Es gibt Imker, die das mehrfach wiederholen. Wir machen das jetzt nur einmal. Im Juli erfolgt als weitere klassische Behandlung die Behandlung mit Ameisensäure.

Im folgenden Video wird die Milchsäurebehandlung an einem Schwarm demonstriert, den wir vor acht Tagen gefangen haben. Vor einer Woche wurde er aus der Leerzarge auf Mittelwände umgesetzt. Dabei hatte ich vergessen, eine Schutzfolie auf die Rahmenoberkanten zu legen. Die Bienen haben das Versäumnis sofort ausgenutzt und am Deckel erheblichen Wildbau betrieben, den wir dann entfernt haben.

Ableger haben mehrere Funktionen.

Zum einen dienen sie der Vermehrung der Anzahl der Völker, zum anderen können sie dem ursprünglichen Volk in seiner eigenen Entwicklung helfen. Letzteres zum Beispiel bei der Verhinderung des Schwärmens. Aber auch im frühen Frühjahr, wenn ein Volk als Gesamtheit zu stark ist, kann man es „schröpfen“ und seine Entwicklung dadurch steuern.

Viele (Berufs)Imker leben beispielsweise auch davon, dass sie zeitig beginnen, Ableger zu erstellen und zu verkaufen.

Wir haben vor, von unseren Völkern Ableger zu ziehen und dadurch mehr Völker zu erhalten.

Hierzu machen wir folgendes:

Aus einem Volk entnehmen wir mehrere Rahmen mit Brut und Eiern. Die Königin sollte dabei möglichst nicht auf den Waben sitzen, dafür aber umso mehr Ammen- oder Stockbienen. Diese besorgen im Stock die klassische Brutpflege. Die Flugbienen würden aus dem Ableger recht schnell zurück ins Ursprungsvolk ziehen. Wir nehmen sie aus diesem Grund gar nicht erst mit. Jedoch sorgen die Flugbienen für Futter, damit die Bienen nicht verhungern. Deshalb kommen in den Ableger Futterwaben: Waben mit eingetragenem Nektar und/oder Honig. Diese Waben können aus Altbeständen stammen oder frisch sein.

Ablegerbildung. Im Brutraum sind vier Rahmen. An den Positionen 1 und 4 hängen Futterwaben von diesem Jahr, an den Positionen 2 und 3 hängt das Brutnest.
Ablegerbildung. Im Brutraum sind vier Rahmen. An den Positionen 1 und 4 hängen Futterwaben von diesem Jahr, an den Positionen 2 und 3 hängt das Brutnest.

Im ersten Ableger, erstellt am 27. April, habe ich zwei Futterwaben und zwei Brutrahmen in die Beute gehängt. Heute, am 1. Mai 2014,  haben wir einen zweiten Ableger erzeugt und insgesamt fünf Rahmen eingehängt.

Sobald die Bienen mehr als zwei Stunden ohne Königin sind, verlieren sie das Wir-Gefühl einer Volkszugehörigkeit, da ihnen das Königinnenpheromon fehlt. Königinnen- oder Weisellos ist es ihr Bestreben, möglichst rasch an eine neue Königin zu kommen, damit die Eiablage und damit der Bestand des Volkes gesichert werden. Wenn die Bienen im Ableger ihre Königin vermissen, beginnen sie schnell, sich eine neue Königin aus der vorhandenen Brut nachzuziehen.

Für alle Bienenwesen sind die ersten drei Tage nach einer Eiablage gleich. Sobald sich jedoch die Larven entwickelt haben, werden je nach Art der Ernährung die unterschiedlichen Bienenwesen (Königin, Biene oder Drohne) entstehen. Das heißt, dass aus den ersten aus den Eiern geschlüpften Larven die Königin-Nachzucht beginnt. Normalerweise dauert die Entwicklung von der Eiablage bis zum Schlupf bei einer Königin 16 Tage. Weil bereits Eier gelegt worden sind, verkürzt sich diese Zeit entsprechend. Allerdings muß die geschlüpfte Königin noch ihren Hochzeitsflug absolvieren, begattet werden und in den Stock zurückkehren. Erst danach beginnt sie mit ihrer eigentlichen Tätigkeit, der Eiablage, und hält dieses Volk am Leben. Diese Übergangsphase dauert also nicht ganz drei Wochen.

Ableger. Links in der Mitte ist das verdeckelte Brutnest zu erkennen. An seinem unteren Rand hängt eine Weiselzelle. Um die Brut lagert sich der Futterkranz aus Nektar an, am rechten Rahmenrand ist verdeckelter Honig.
Ableger. Links in der Mitte ist das verdeckelte Brutnest zu erkennen. An seinem unteren Rand hängt eine Weiselzelle. Um die Brut lagert sich der Futterkranz aus Nektar an, am rechten Rahmenrand ist verdeckelter Honig.

In der kugel- oder tropfenförmigen Weiselzelle wird eine Königin herangezogen.
In der kugel- oder tropfenförmigen Weiselzelle wird eine Königin herangezogen.

 

Wie geht es mit den Ablegern weiter?

Eine Honigernte wird in diesem Jahr bei den Ablegern noch nicht stattfinden können. Diesen Umstand nutzt man aus, um recht zügig eine Behandlung gegen die Varroamilbe durchzuführen. Diese Behandlung macht man mit 15%-iger Milchsäure, die auf jede Wabenseite aufgesprüht wird, sobald es keine verdeckelte Brut mehr gibt. Für die Bienen ist die Milchsäure unschädlich, die Varroamilben sterben jedoch dadurch ab.

Sobald die Königin mit der Eiablage begonnen hat, wird das Volk über eingehängte Rahmen mi Mittelwänden langsam erweitert. Ziel ist, daß es bis zum Ende des Sommers eine Größe erreicht hat, die ihm das Überleben im Winter ermöglicht. Im nächsten Jahr kann es dann als Jungvolk ganz normal als Wirtschaftsvolk für die Honigernte angesehen werden.

 

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