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Immer wieder rede und schreibe ich hier über Drohnenrahmen. Ein Beitrag für die Nicht-Imker

Nahezu alle Bienenvölker in unseren Breiten leiden inzwischen seit mehreren Jahrzehnten unter einem Tierchen, dass es hier ursprünglich nicht gegeben hat, sondern aus dem Osten eingeschleppt worden ist. Gemeint ist eine Milbe namens Varroa destruktor.

Sie lebt bei den Bienen und im Bienenstock und ernährt sich von ihnen. Sie ist zwar klein, aber sehr wirkungsvoll. Von querovaler Form misst sie etwa 2x1 mm Breit mal Länge.

Sie sitzt auch auf den Bienen und saugt deren "Blut", die Hämolymphe. Im Vergleich zu uns Menschen wäre es etwa so, als ob wir ständig im Nacken ein Kaninchen mit uns herumtrügen, dass fest auf uns aufsitzt.

Die Vermehrung der Varroa destruktor findet im Bienenstock statt. Kurz bevor eine Zelle mit einer Made darin verdeckelt wird, krabbelt sie hinein. Drinnen schlängelt sie sich an der Made vorbei bis zum Grund und versteckt sich dort in einer Nische.

Nach dem Verdeckeln der Zelle beginnt sie sich zu vermehren. Je länger das Puppenstadium der einstigen Made dauert, desto mehr Zeit hat die Milbe, um Nachkommen zu zeugen. Am längsten dauert diese Phase bei den Drohnen.

Deshalb benutzen wir die natürliche Aufzucht der Drohnen als eine biologische Methode, um die Belastung mit der Varroa-Milbe so niedrig wie möglich zu halten. Kurz vor der Verdeckelung einer Drohnenzelle schlüpft die Milbe in die Zelle und hat nun mehrere Tage Zeit, sich zu vermehren.

Dieses Phänomen und diese Eigenschaft nutzen wir wie folgt aus:

Wir hängen einen leeren Rahmen, den Drohnen- oder auch Baurahmen, an den Rand eines Brutnestes in einem Bienenstock. Die Bienen bauen diesen Rahmen mit Wildbau zu einem Wabenwerk aus, dessen Zellen sehr dazu geeignet sind, die Drohnen darin aufzuziehen. Drohnenzellen sind etwa einen Millimeter größer als die normalen Arbeiterinnenzellen.

Drohnenrahmen zu Beginn seines Ausbaus

Die Königin legt in diese Zellen je ein unbefruchtetes Ei am Boden ab. Die Eier reifen zu Maden heran. Nach 9 bis 10 Tagen ist es dann soweit: für die Zeit der Verpuppung wird die Zelle geschlossen, verdeckelt. Unmittelbar vorher schlüpft die Milbe dort hinein und lässt sich mit einschließen. Die Zeit der Verdeckelung beträgt bei den Drohnen zwei Tage mehr als bei den Arbeitrinnen, nämlich 14 Tage. Während dieser Zeit werden deutlich mehr neue Milben gebildet als in einer Arbeiterinnenzelle. Aus diesem Grund ist dieses biologische Bekämpfungsverfahren auch so effektiv. Es hält die Zahl der Milben in einem Bienenstock bis zum Sommer erstaunlich niedrig.

Drohnenrahmen - teilweise ausgebaut

Für uns Imker heißt es also darauf zu warten, bis der eingehängte Drohnenrahmen ausgebaut und möglichst großflächig verdeckelt ist. In diesem Stadium heben wir den Rahmen heraus und schneiden den Wachsblock mit all seinen verdeckelten und auch unverdeckelten Zellen vom Rahmen ab.

Drohnenrahmen ausgebaut

Dieses Paket mit Puppen und Milben gilt es nun zu vernichten. Am einfachsten geht es, wenn das Wachs sofort in einen Dampf- oder Sonnenwachsschmelzer eingelegt wird. Durch Wärme und Hitze wird das Wachs ausgeschmolzen und die Drohnenpuppen werden thermisch getötet, ebenso die Milben dabei auch.

Das Wachs fließt dabei ab und kann aufgefangen werden. Dies ist reinstes Wachs. Es ist ohne Mittelwände von den Bienen direkt erzeugt worden. Es aufzufangen und weiter zu neuen Mittelwänden zu verarbeiten, baut einen eigenen Wachskreislauf für den Imker auf.

Der folgende Film auf You Tube zeigt das Verhalten der Milbe sehr verständlich:

https://www.youtube.com/watch?v=G9-FGA3bwEw&t=21s

Das Ausschneiden der Drohnenrahmen zur biologischen Bekämpfung der Varroamilben fand ich ja schon recht unangenehm bis eklig, wenn es beim Ausschneiden der verdeckelten Zellen plötzlich weiß in alle Himmelsrichtungen zu spritzen beginnt, sobald ein Messer die Maden zerschneidet. Das alles ist aber nichts gegen das Schmelzen mit einem Dampfwachsschmelzer.

Aus alten Waben lässt sich das darin enthaltene Bienenwachs wiedergewinnen und nach Aufarbeitung zu Mittelwänden gießen. Sofern man auf diese Art und Weise sein eigenes Wachs wieder verwerten kann, hat man einen geschlossenen Wachskreislauf. Der Vorteil dessen ist, dass die eigenen Bienen dieses Wachs produziert haben. Weil der Imker weiß, was er in seinen Beuten hat, wie und womit er seine Bienen und Varroamilben behandelt hat, kann dieses Wachs rückstandsfrei von Pestiziden und Chemikalien sein. Somit ist es wertvoller als zugekauftes fremdes Wachs, dessen Herkunft unbekannt ist. Es ist reinstes Bienenwachs ohne (betrügerische) Zusätze wie Paraffin in sogenanntem Bio-Wachs wie es im letzten Winter 2016/2017 oft der Fall war.

Das klingt alles gut und vernünftig. Aber es ist mit viel Arbeit verbunden. Das Wachs in den vorhandenen Rahmen muss zuerst eingeschmolzen und gesammelt werden. Hierzu kann man sich der Hilfe der Sonne bedienen und einen Sonnenwachsschmelzer einsetzen. Hierüber hatte ich bereits vor wenigen Wochen berichtet. Der Vorteil dieses Schmelzertyps ist, dass er keine Fremdenergie benötigt. Sein Nachteil: er funktioniert nur, wenn die Sonne scheint und wenn es draußen dadurch sehr warm ist. Unsere erstmal so eingesetzten Rahmen sind bis heute noch nicht geschmolzen.

Aus diesem Grund und weil wir durch die Winterverluste 2016/2017 eine große Menge an Rahmen mit Wachs besitzen, habe ich umgesattelt und einen Dampfwachsschmelzer gekauft. Mit ihm bin ich vom Sonnenschein und den Außentemperaturen unabhängig, könnte also auch im tiefen Winter Wachs einschmelzen.

Am 17.5.2017 hatte ich das Gerät erstanden und wollte es nachmittags bereits einsetzen. Doch hatte ich Pech gehabt: ein spezielles Stromanschlusskabel für den Dampferzeuger war leider nicht mit dabei. Auf mein Nachfragen beim Händler wurde es umgehend per Post nachgesandt, war sehr schnell angekommen und ich konnte am Sonntagmorgen, 21.5.17, meine ersten Schmelzversuche starten.

Der Schmelzer besteht aus einer runden Metalltrommel, die in ihrem Inneren bis zu 12 Rahmen aufnehmen kann. Der nötige Dampf und damit die Hitze wird extern in einem eigenen Dampferzeuger produziert und über einen Schlauch durch den Deckel von oben in die Trommel geleitet. Am Boden ist ein Auslaufstutzen, durch den später das Gemisch aus Wachs, Wasser und Dampf nach außen fließen kann. Die Rahmen stehen dabei senkrecht in einem Siebkorb, der die festen Rückstände auffängt und nicht hindurch lässt.

Dampfwachsschmelzer (vorne links) und Dampferzeuger (hinten rechts)

Das Innere des Dampfwachsschmelzers. Die beiden Griffe gehören zum Siebeinsatz

Soweit so gut. Die Trommel wurde befüllt, ebenso der Dampfgenerator mit vier Litern Wasser, der Schlauch durch eine passende Deckelöffnung in das Innere geführt. Dann ging es los. Unter den Ausflussstutzen stellte ich einen blauen 10-Liter-Eimer. Nach etwa 30 Minuten floss das erste Wachs heraus.

Es sammelte sich an der Oberfläche des Wassers im Eimer.

Leider hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn in den Rahmen waren noch reichlich Nektarvorräte vorhanden. Alle diese Rahmen stammen aus Beuten, deren innewohnende Völker im letzten Winter gestorben sind. Aus hygienischen Gründen werden deshalb alle zugehörigen Rahmen eingeschmolzen und wie die zugehörigen Zargen anschließend gereinigt, im Idealfall desinfiziert, um keine Krankheitserreger  auf spätere neue Völker zu übertragen.

Die Mengen an flüssigem Wachs, Nektar und kondensiertem Dampf waren deutlich mehr als der Eimer fassen konnte. Bei einem Wechsel der Gefäße bin ich dann leider mit dem vollen Eimer gegen eine Stuhllehne gestoßen, so dass ein Teil des Inhalts als feuchte, flüssige, süße und klebrige Masse übergeschwappt und auf den Stuhl und den Fußboden geflossen ist. Mit anderen Worten: Schweinerei pur. Nach dem Erkalten haben sich recht schnell Bienen auf das süße Gemisch gestürzt, versucht es aufzunehmen und abzutransportieren. Wobei der Fleck nicht merklich kleiner geworden ist.

Mit diesem Pech fand die Premiere statt. Doch damit noch nicht genug. Nach dem Ausschalten und Abkühlen wollte ich die leeren Rahmen entnehmen. Leider waren sie keineswegs leer, sondern enthielten noch die Reste der Bienenentwicklung. Auf dem Boden lagen lauter dampfgegarte Drohnenmaden, in den Rahmen klebte eine dunkle schwarze widerlich stinkende Masse von Puppenhäuten, die das Innere der ursprünglichen Waben ausgefüllt haben.

Jeder Imker kennt das Phänomen, dass das Wachs in den Rahmen im Lauf der Zeit immer dunkler und unansehnlicher wird, bis es dunkelschwarz geworden ist. Diese Färbungen werden durch die im Inneren verbliebenen Häutungsreste der Maden und Puppen verursacht. Deshalb sagt man ja auch, dass Waben, die älter als drei Jahre sind, konsequent ausgetauscht und entsorgt werden sollen. Wabenerneuerung und Wabenhygiene heißen die Stichworte hierzu. Allerdings besitzen wir solche dunkeln Waben gar nicht mehr, weil diese bereits vorher über den Hausmüll in der Müllverbrennungsanlage vollständig entsorgt worden sind.

Reste in den Waben

Reste aus den Waben. Einzelne Häutchen sind mit bloßem Auge zu erkennen.

Das gewonnene Wachs enthält noch immer Verschmutzungen. Die meisten hängen an der Unterseite der erkalteten Platte. Einige lassen sich unter fließendem Wasser abspülen. Trotzdem muss dieses Wachs in einem zweiten Schritt noch einmal erhitzt und zum Schmelzen gebracht werden.

Das gewonnene Wachs im ersten Schmelzvorgang.

Damit es sich dann endgültig klärt, wendet man einfache Physik an. Das gesamte Wachs wird mit etwas Wasser vermischt und in einem Wasserbad erhitzt. Sobald es darin geschmolzen ist, beginnt die erste physikalische Trennung. Der Schwerkraft folgend sinken die schwereren Teilchen zu Boden. Weil Wachs leichter als Wasser ist, bleibt es an dessen Oberfläche und schwimmt dort. Wenn das Abkühlen bewusst sehr langsam erfolgt, trennen sich somit in der Zeit das Wachs und die Verunreinigungen. Als erstarrte Scheibe kann es nach dem Erkalten von der Oberfläche gelöst werden. Das restliche Wasser mit den Trubteilchen wird anschließend entsorgt.

Wachs aus dem zweiten Schmelzvorgang vom 21.5.2017

Im dritten Schritt kann das so gewonnene Wachs entweder selbst eingeschmolzen und zu Mittelwänden gegossen werden oder es wird zu einem Händler gegeben, der diese Arbeit dann übernimmt. Hierzu gibt es inzwischen immer mehr Händler, die dem Imker das eigene Wachs aufarbeiten und zurücksenden, ohne es mit anderen Wachsen zu vermischen.

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