(28.08.2023) Gestern habe ich wieder einmal alle Bienenvölker unseres Bienenstandes angesehen. Die sommerliche Varroabehandlung ist inzwischen abgeschlossen, die Völker werden aufgefüttert. Mein Ziel ist es gewesen zu wissen, wie es um die Vorratsbestände in den Völkern aussieht.
Um es vorweg zu nehmen: sehr unterschiedlich! Ein Volk existiert schon gar nicht mehr. Sämtliche Rahmen und Waben sind absolut leer. Weder Futter noch Bienenreste sind zu sehen. Das sieht sehr deutlich nach Räuberei aus. Mein möglicher Fehler dabei: ich habe das Flugloch nicht verkleinert.
Bei allen anderen Bienenvölkern scheint es relativ gut in den Herbst zu gehen. Einige Ableger müssen noch ein wenig an Bienenmasse zulegen. Andere Völker sind sehr groß und stark.
Gleich in der ersten Beute, einem Sammelbrutableger nach der Totalen Brutentnahme, habe ich große Brutflächen vorgefunden, die ich hier nicht vorenthalten möchte:
Das sind doch gute Aussichten für den kommenden Herbst und Winter. Jetzt, mit dem Ende der Tracht, müssen die Bienen nicht mehr so viel eintragen und arbeiten sich entsprechend nicht so schnell zu Tode. Gleichzeitig beginnt jetzt allmählich die Anlage der zukünftigen Winterbienen.
Noch sind nicht alle Völker winterfertig. Bei etlichen werde ich weiter auffüttern müssen. Außerdem habe ich mir vorgenommen, dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt im September eine zusätzliche Varroabehandlung mit Oxalsäure durchzuführen, um einer Reinvasion wie im letzten Jahr vorzubeugen.
(10.08.2023) Das klingt ungewöhnlich, komisch. Aber der Jahresablauf bei den Bienen ist von unserem sehr verschieden. Mit der Sommersonnenwende beginnt bei manchen Autoren und Imkern bereits ein neues Bienenjahr. Die kürzer werdenden Tage signalisieren dem Bienenvolk, dass die Tracht auf ihr Ende zugeht und die Winterbienen demnächst entstehen werden.
Parallel dazu verlaufen auch unsere imkerlichen Aktivitäten. Im Juli erfolgt meistens eine zweite Honigernte, anschließend wird gegen die Varroamilbe behandelt und danach aufgefüttert.
In dieser Phase sind wir gerade, wir füttern auf. Normalerweise dient der gesammelte Honig den Bienen als Wintervorrat. Weil wir bösen Imker ihnen den Honig aber wegnehmen, müssen wir für ein Ersatzfutter sorgen. Hierfür bieten sich zwei unterschiedliche Produktgruppen auf der Basis von Zucker an: Futtersirup oder Futterteig, anders ausgedrückt: flüssig oder fest.
Flüssigfutter hat den Vorteil, dass es sehr schnell aufgenommen und eingelagert werden kann. Das ist jedoch zugleich dessen Nachteil. Durch die schnelle Aufnahme werden viele Zellen belegt, die anschließend für die Eiablage und Brut nicht mehr genutzt werden können. Das kann soweit gehen, dass die Königin in eine Brutpause getrieben wird. Deswegen ist der imkerliche Trick, die erste Fütterung mit Festfutter durchzuführen. Die Aufnahme und Einlagerung sauert länger, so dass genügend Zellen für die Brut freibleiben können.
Ich habe von Beginn an nur mit Futterteigen gearbeitet. Für die Wirtschaftsvölker und stärkeren Ableger verwende ich normalerweise pro Beute je einen 15-kg-Block, den ich mittig auf die Oberträger der Rahmen positioniere. Drum herum kommt eine Leerzarge, damit ich die Beute wieder gut verschließen kann.
Für die Ableger ist diese Menge meistens zu groß. Deshalb verwende ich hier Portionsbeutel von jeweils 2,5 kg Futterteig. Je nach Appetit muss ich dann gegebenenfalls mehrmals nachfüttern.
Gestern habe ich die letzten Völker wie beschrieben aufgefüttert. Die Tage zuvor ist es hier in Frankfurt vom Wetter her ja sehr kühl und regnerisch gewesen. Seit gestern hat sich das wetter verändert. Dies ist sofort an den Bienen zu erkennen. Kaum ist es draußen wieder trocken, fliegen sie vermehrt aus und kehren mit Pollenhöschen zurück. Bei den beiden Völkern im Niddapark ist das so auffällig, dass ich vor dem Arbeiten an den Völkern erst einmal schnell ein kleines Video drehen musste.
Was steht jetzt noch an Arbeiten bei den Bienen an? Von der Totalen Brutentnahme haben wir Sammelbrutableger gebildet. Sie müssen jetzt durchgesehen und gegebenenfalls nachbehandelt werden. Sollten sie sich noch keine Königin nachgezogen haben, ist es jetzt an der Zeit, ihnen eine unserer Königinnen aus den Begattungskästchen zuzusetzen, damit sie vor dem Winter noch ein ausreichend großes und starkes Volk bilden können.
Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, alles zu tun, damit ich kein einziges Bienenvolk im Winter verlieren muss. Ob das auch gelingen wird, ist eine andere Sache.
Gestern Morgen ist es erstmals über Stunden neblig gewesen. Ein sicheres Zeichen, dass der Sommer nun endgültig vorbei ist. Aber wie sieht es bei den Bienen aus?
Ableger
Ich habe alle Beuten durchgesehen. Die Wirtschaftsvölker stehen gut im Futter. Bei den Ablegern sieht es da allerdings nicht so gut aus. Einige von ihnen sind sehr stark geworden, andere leben vor sich hin. Jetzt ist es an der Zeit, diese schwachen Ableger mit stärkeren Ablegern oder Völkern zu vereinigen. Dadurch sichern wir die Überlebenschancen der Bienenvölker.
Abräumen
So wie im Bild oben, hat es beim Auffüttern ausgesehen. Der Block mit 15 kg Futterteig wird kopfüber auf die Rahmenoberträger stellt. Den blauen Plastikbeutel habe ich um den Teig herum belassen, damit er nicht durch Austrocknen hart wie Beton und für die Bienen ungeeignet wird.
Gestern - bei einem anderen Volk - habe ich während der Nachschau alles unnötige Material wieder entfernt. Der Teig ist vollständig erst in den Mägen und später in den Vorratszellen der Bienen gelandet. Übrig bleibt dann lediglich der Kunststoffbeutel. Aber hier sieht es ein wenig anders aus:
Um den Beutel herum haben die Bienen fleißig gearbeitet und Wildbau geschaffen. Beides und die Leerzarge habe ich entfernt. Nebenbei bemerkt: das obige Volk ist ein eingefangener Schwarm. Anfangs ist er in den ersten Wochen sowohl baufreudig als auch recht stechlustig gewesen. Die Stechlust ist abgeklungen, die Baufreudigkeit wohl noch nicht so ganz ....
Letzte Sommerblüten
Derzeit freue ich mich sehr über die gelungene Anpflanzung des Efeus. hier noch drei aktuelle Bilder dazu:
Im späten Sommer gibt es ja auch noch andere spät tragende Blüten. Eine möchte ich hier noch zeigen. Sie gehört zu einem hier nicht ursprünglich beheimateten Baum, dem Duftbaum oder Bienenbaum. Er stammt ursprünglich aus Ostasien und wird hier immer häufiger angepflanzt. Er blüht im Hochsommer erst, so ab Ende Juli bis Anfang September. Die Bienen stürzen sich förmlich auf seine Blüten und scheinen den relativ späten Nektar zu genießen. Der Botanische Name lautet Euodia hupehensis.
In diesem Jahr ist vieles anders als sonst. Bedingt durch die Kälte und Nässe im April und Mai haben wir eine mehrwöchige zeitliche Verzögerung erlebt, die sich bis heute, mitten im August, auswirkt.
Statt, wie üblich, zweimal den Honig zu ernten, hat es in diesem Jahr nur eine einzige Ernte gegeben. Und diese ist sogar noch ziemlich mager ausgefallen. Auch die fälligen Maßnahmen im Sommer wie Varroabehandlungen und Auffüttern haben sich zeitlich nach hinten verschoben.
Am Freitag, 13.8.2021, habe ich bei drei Völkern in einem einzigen Akt sowohl die Honigernte, die Säurebehandlung und das Auffüttern durchgeführt. So spät in einem Jahr habe ich dieses noch nie getan.
Normalerweise schließen sich jeweils zwei Tätigkeiten parallel aus. So kann man nicht zugleich den Honig ernten und gegen die Säure behandeln oder Honig ernten wollen und Auffüttern. In den klassischen Methoden schließen sich auch die Säurebehandlung und das gleichzeitige Füttern aus.
Trotzdem habe ich in diesem Jahr das alles in einem einzigen Block erledigt. Wie, das beschreibe ich jetzt.
Honigernte - Teil 1
Tage vor der eigentlichen Ernte kommen die Bienenfluchten unter den Honigraum. Sie sollen die Bienen dazu veranlassen, den Honigraum zu verlassen und nicht wieder zu besuchen. Das hat auch gut geklappt. Lediglich zwei einzelne Bienen sind in den beiden Honigräumen verblieben. Der nächste Schritt ist die Abnahme der Honigräume und Transport in den Schleuderraum. Dort können die Magazine mit den Waben erst einmal stehen bleiben.
Säurebehandlung
Sobald die Honigräume von den Bienenstöcken entfernt worden sind, kann ich mit der Säurebehandlung starten. Klassisch nimmt man dafür 60%ige Ameisensäure. So mache ich das nicht (mehr). Stattdessen verwende ich 3 Liter 15%ige Ameisensäure, die in eine Wanne gegossen und mit einem Metallgitter abgedeckt wird.
Diese Wanne deponiere ich unten im Boden jedes Bienenstocks. Dort bleibt sie vier Wochen stehen. Diese Methode ist sehr viel bienenschonender als die hochprozentigen Betriebsweisen. Dafür dauert sie aber auch länger. Wichtig ist dabei, dass die Säuredämpfe etwas länger als ein vollständiger Brutzyklus dauert, in der Beute zur Verfügung stehen. Deshalb auch die Zeit von vier Wochen. Der normale Brutzyklus dauert drei Wochen. Dieses Verfahren ist von den Lehrinstituten und klassischen Lehrmeinungen nicht abgesegnet! Es funktioniert allerdings auch ohne diesen göttlichen amtlichen Segen.
Auffüttern
Das praktische an dieser niederprozentigen Säurebehandlung ist, dass ich dabei parallel mit dem Auffüttern beginnen kann.
Als erstes füttere ich dazu mit festem Futterteig. Auf die Rahmenträger stelle ich einen 15 kg schweren Futterteigblock. Die Kunststoffverpackung belasse ich um den Block herum, damit er nicht austrocknet. Ansonsten wird Futter hart wie Beton und kann von den Bienen nicht mehr aufgenommen werden.
Der Futterteigblock wird auf die Oberseiten der Rahmenträger gestellt. Damit die Bienenbeute wieder geschlossen kann, kommt um das Futter herum einfach eine leere Zarge.
Wichtig sind hierbei zwei Aspekte. Die Bienen benötigen beim Futterteig eine Wasserquelle in der Nähe. Ideal ist eine Bienenträne am Standort. Aber Hühnertränken oder ein Gewässer in der Nähe tun es auch.
Ein anderer wichtiger Punkt: das Einfüttern mit einem festen Teig dauert länger als wenn die Bienen flüssiges Futter einlagern. Beim Flüssigfutter werden sehr schnell die vorhandenen freien Zellen belegt. Dabei kann es passieren, dass nicht mehr ausreichend Fläche für die Brut zur Verfügung steht. Aus diesem Grunde sollte die erste Futtergabe unbedingt fester Teig sein, die folgenden Fütterungen können dann ruhig flüssig erfolgen.
Wieviel wird eingefüttert? Am Ende sollten Bienen, wenn sie ein Wirtschaftsvolk sind, knapp 25 kg Futter für den kommenden Winter eingelagert haben. Bei Ablegern dürfen es je nach Größe etwas weniger sein, Faustregel ca. 15 kg. Die vorhandenen Honigvorräte in der Beute werden dabei mitgerechnet.
Honigernte - Teil 2
Nachdem die oben beschriebenen Arbeiten erledigt sind, geht es an die eigentliche Honigernte. Die entnommenen Zargen mit den Honigwaben stehen bereits in dem Raum, in dem geschleudert wird.
Dazu werden in Handarbeit die einzelnen Waben zunächst entdeckelt.
Mit einer speziell geformten Gabel werden die Verschlüsse der einzelnen Zellen abgehoben und der Honig freigelegt.
Am Ende sieht die Wabe dann so aus:
Das Glänzende ist der eingelagerte Honig. Er wird nun in einer Zentrifuge aus den Waben herausgeschleudert und anschließend gesammelt. Anschließend muss er noch einige Zeit reifen, bevor er gerührt und abgefüllt werden kann.
Das alles geschieht bei den Nicht-Erwerbsimkern in der Regel in Handarbeit.
Die Zeit ist gekommen. Momentan stehen die Honigernten an, meistens ist es dann die zweite Ernte, und anschließend dann die Behandlungen gegen die Varroamilben. Doch vor der Behandlung muss der Honig geerntet worden sein, damit er nicht durch die Behandlung verkehrsunfähig wird.
Der Klassiker der Varroabehandlung ist die Behandlung mit 60 %iger Ameisensäure. Diese wird über verschiedene Methoden und Hilfsmittel oben in der Beute verdunstet. Die Dämpfe wirken auf die Milben ein und führen zu ihrem Tode. Die Bienen bleiben dabei unversehrt.
Wir verwenden diese Methode allerdings nicht. Ich weiß, dass ich damit viel Kritik erhalte. Trotzdem bleibe ich (weitgehend) bei einer - wie ich finde - wesentlich schonenderen Methode. Statt 60%iger Ameisensäure verwende ich 15% und lasse davon drei Liter dieser Lösung für vier Wochen im Volk verdunsten. Das wirkt sanfter und geht über die Dauer eines vollständigen Brutzyklus hinaus. Diese Methode stammt nicht von mir, sondern ist vom Bieneninstitut Oberursel bereits 2004 publiziert worden. Hier der Link dazu:
Diese Methode funktioniert nur dann, wenn man Beuten mit einem hohen Boden verwendet. Auf bzw. in diesen Boden wird eine Wanne mit drei Litern der 15%igen Ameisensäure gestellt. Dazu müssen die Zargen nicht abgestapelt werden. Es reicht, wenn man das hintere Abschlussbrett des Bodens öffnet und die Einbauten mit dem Varroaschieber entfernt. Auf das Lüftungsgitter wird ein passendes Holzbrett gelegt, damit das Gewicht der Wanne gut aufgefangen werden kann.
In eine passende Wanne aus Kunststoff werden 2250 ml Wasser gegossen und anschließend 750 ml 60%ige Ameisensäure (AS) gegeben. Das entspricht dann in der Verdünnung der 15% AS. Die Reihenfolge ist wichtig, um Unfälle zu vermeiden: erst das Wasser, dann die Säure.
Wichtig ist dabei anschließend, dass auf die Wanne ein Gitter gelegt wird. Dies verhindert den Tod vieler Bienen des zugehörigen Stockes durch Ertrinken. Die Wanne wird dann in den Boden geschoben.
Der Boden wird anschließend wieder verschlossen. So kann die Beute in den nächsten vier Wochen sich selber überlassen bleiben.
Ein weiterer großer Vorteil dieser Methode: während dieser Behandlungszeit kann bereits mit dem Auffüttern begonnen werden. Wir verwenden dazu Fertigteigfutter in Portionsbeuteln zu 2,5 Kg und legen jeweils zwei Beutel auf die Oberträger der Rahmen.
Fairerweise sei dazu gesagt, dass wir dieses zurzeit nur bei den Ablegern machen. Die Wirtschaftsvölker haben noch ihre Honigräume. Allerdings haben wir bei den Wirtschaftsvölkern zuvor die totale Brutentnahme durchgeführt. Sie sind also bereits vorbehandelt worden.
Den Honig werden wir in wenigen Tagen ernten. Dann erhalten die Wirtschaftsvölker sofort ebenfalls ihr Winterfutter und zwar in Form eines 15 kg schweren Blockes aus Futterteig. Und um auf Nummer sicher zu gehen, wird dann auch hier zusätzlich noch die oben erwähnte Methode mit der 15% AS durchgeführt. Wir haben uns dazu entschieden, um die varroabedingten Winterverluste auf möglichst Null herunter zu fahren. Deshalb eben dieses doppelte Vorgehen.
Im Winter erfolgt dann natürlich noch die zweite Behandlung mit der Oxalsäure.
Seit einem Tag stehen die eingesammelten Bienen aus dem Schwarm vom 2. Mai 2019 stehen nun bereits auf der Streuobstwiese, ihrem neuen Standort. Hierbei leben sie vorübergehend in einer Art Dunkelkammer. Die Beuten-eingänge sind verschlossen, der Boden ist nach unten durch ein Gitter offen und zugleich für die Bienen undurchlässig. In diesem Setting sollen sie zur Ruhe kommen und sich vom Schwarm- in den Normalbetrieb umstellen.
Es gibt Imker, die lassen die als Schwarm gefangenen Bienen bis zu drei Tage stehen und "abkühlen". Nach meiner Erfahrung reicht dazu jedoch auch nur eine einzige Nacht aus.
Wie geht es dann weiter?
Die Bienen hängen oder sitzen ohne Halt gebende äußere Struktur in der Beute. Deshalb ist der erste Schritt, ihnen Mittelwände zum Besiedeln und Ausbauen zu geben. Eine Zarge mit 10 Mittelwänden wird dazu auf die vorhandene Leerzarge gestellt.
Anschließend sollen und müssen die Bienen draußen herumfliegen und bestäuben und sammeln können. Dementsprechend wird das Flugloch auf der Vorderseite der Beute geöffnet und mit einem Anflugbrett versehen. Letzteres erleichtert den Bienen das Landen und hilft der Orientierung.
Beim Fangen und Bergen ist alles nahezu perfekt abgelaufen. Jetzt es ist das nicht mehr ganz so. Als ich den Deckel anhebe, hängen die Bienen allesamt direkt an und unter ihm in einer dichten Traube zusammen. Beim Abheben und zur Seite Stellen fällt ein Teil der Traube neben die Beute auf den Erd-boden. Den besetzten Deckel stelle ich mit den ansitzenden Bienen kurz ab, platziere die Mittelwände über der Leerzarge und schlage die Deckelbienen dort hinein. Sie sickern schnell durch die Wabengassen nach unten.
Die Außentemperatur ist an diesem Abend schon nicht mehr gerade bienen freundlich zu nennen. Dadurch reagieren die Bienen deutlich langsamer als sonst. Um die auf dem Boden sitzenden krabbelnden Bienen in die Beute zu bekommen, positioniere ich den ihnen vertrauten Deckel einfach hochkant neben ihnen. Bereits nach wenigen Minuten krabbeln sie auf ihn herauf, nach weiteren Minuten sind alle Bienen vollständig dort versammelt und lassen sich einfach in die Wabengassen einschlagen.
Schwärmende Bienen sind im Regelfall relativ ruhig. Die niedrige Tempe-ratur tut hierzu ein Übriges. Die jetzt inzwischen eingehausten Bienen haben außer ihrem Futtervorrat im Magen nichts weiteres zu Essen dabei. Für den kommenden Wachsbau benötigen sie viel Energie. Von daher ist es logisch, dass ich ihnen Futter zur Verfügung stelle. Hierzu nehme ich einen mit Pollen versetzten Fertigfutterteig und lege ihn ganz einfach auf die Oberträger der Rahmen. Abschließend kommt noch eine Folie darüber, dann die beiden Deckel und alles ist mehr oder minder fertig und vollbracht.
Am Ende wird noch das Flugloch geöffnet. Jetzt können die Bienen sich in ihrer neuen Behausung einrichten. Es wird nicht sehr lange dauern, bis die ersten ausfliegen und nach Futterquellen Ausschau halten. Damit die Königin Eier legen und die Bienen neben dem Bauen die Brut pflegen können, brauchen sie eines: Futter und Energie, also Nahrung.
Aus der Erfahrung heraus sind die Mittelwände bereits nach einer knappen Woche vollständig mit Waben ausgebaut, so dass die Königin zügig in die Eiablage gehen kann. Kurz bevor die ersten Zellen verdeckelt werden, erfolgt noch eine Sprühbehandlung zur Bekämpfung der Varroamilbe.
Man sagt zwar, dass die Schwarmbienen weitgehend frei von Milben sind, aber eine Garantie hierfür gibt es nicht. Viele Milben sitzen direkt auf den Bienen und reisen als blinde Passagiere mit. Deshalb wird zur Sicherheit und zur Gesunderhaltung einmalig eine Sprühbehandlung durchgeführt. Hierzu bieten sich entweder Milchsäure oder Oxalsäure an. Beide sind für die Bienen unschädlich. Wegen der besseren Resistenzlage bevorzuge ich die Oxalsäure (die übrigens jeder, der schon einmal Rhabarber gegessen hat, aus eigener Erfahrung kennt).
Langsam geht auch der Goldene Oktober auf sein Ende zu. Die letzten Tage sind noch sommerlich warm gewesen, aber von Tag zu Tag wird es deutlich kühler. Morgens 4° ist schon nicht mehr sommerlich zu nennen, auch wenn die Höchsttemperatur immerhin noch 16° heute betragen hat.
Bei diesem Wetter sind wir heute Mittag bei den Bienen gewesen. Die Streuobstwiese ist weitgehend bereits gemäht. Blühendes ist leider nicht mehr zu sehen. Das passt natürlich zur Jahreszeit. Trotzdem fliegen die Bienen noch rege ein und aus. Gemessen am Frühjahr und Sommer ist der Flugbetrieb allerdings deutlich ruhiger. Bei einigen großen Völkern ist auf dem Anflugbrett noch eine Menge los.
Selbstverständlich haben wir das gute Wetter ausgenutzt, um in die Beuten zu schauen und die Wintervorbereitungen zu beurteilen. Bereits vor einigen Tagen ist mir bei zwei Beuten aufgefallen, dass dort mehr oder minder Ruhe vor dem Flugloch herrscht. Ich bin davon ausgegangen, dass nur noch wenige Bienen in ihnen leben und wir sie als schwaches Restvolk mit einem starken Volk vereinigen würden. Wenige hieß in diesen beiden Fällen jedoch null. Beides sind Sammelbrutableger gewesen, die ich bei der sommerlichen vollständigen Brutentnahme gebildet habe. Sie haben nicht überlebt.
Natürlich frage ich mich, was dazu geführt hat. Futter ist in den Rahmen nicht mehr vorhanden gewesen, wohl aber noch Futterteigreste auf den Rahmenoberträgern. Sind sie verhungert? Sind Räuberei und Wespen daran schuld? Fakt ist, dass ich seit knapp sechs Wochen nicht mehr nach ihnen gesehen habe. Insofern kommen Futtermangel und Verhungern durchaus in Betracht. Auch, wenn ich nach dem Auslaufen der Brut in diesen Ablegern eine Oxalsäurebehandlung durchgeführt habe, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Varroabelastung so hoch war, dass die Ableger nur geringe Überlebenschancen gehabt haben könnten.
Die übrigen Völker und Ableger sind jedoch wohlauf. Bei einigen von ihnen haben wir noch einmal nachgefüttert. Nun können wir nur noch hoffen, dass sie gut in und durch den Winter kommen werden.
Die beiden Völker mit den neuen Königinnen haben sich sehr gut entwickelt. Da wird noch zurzeit voll gebrütet.
Ruhig ist es derzeit. Viele Imker führen jetzt (noch) die Ameisensäurebehandlung gegen die Varroamilbe durch oder sind am Auffüttern, damit die Bienen genügend Vorräte für den kommenden Winter haben und nicht verhungern müssen.
In den kommenden Wochen und Monaten geschieht nicht mehr allzu viel in und an den Bienenstöcken. Über die Landesverbände der Imker wird in dieser Zeit ein Monitoringprogramm durchgeführt, bei dem es um das Erfassen der Amerikanischen Faulbrut geht. Die Faulbrut ist eine bakterielle Erkrankung der Brut. Für uns Menschen ist sie ungefährlich. Befallene Bienenbrut überlebt sie hingegen nicht. Die Brut verfault während ihrer Entwicklung zur erwachsenen Biene in der verdeckelten Zelle, so dass daraus keine Biene mehr werden und schlüpfen kann.
Die Erreger kommen in der Natur als Sporen vor und finden sich in Honig und Nektar. Sie werden von den Bienen aufgenommen, im Stock untereinander weitergegeben und können so ganze Bestände gefährden und sehr schnell auf Völker in der Nachbarschaft übergehen. Von daher ist die Amerikanische Faulbrut (AFB) ein durchaus sehr ernst zu nehmendes Krankheitsgeschehen und Wirtschaftsfaktor für den Imker.
Deshalb finden regelmäßig Reihenuntersuchungen statt. um einen Überblick über die Seuchenlage zu haben. Obwohl die Teilnahme hieran freiwillig und kostenlos ist, machen nur sehr wenige Imker dabei mit. In Frankfurt am Main hat beispielsweise in den letzten Jahren kein einziger Imker daran teilgenommen.
In diesem Jahr habe ich das für mich geändert. Über unseren Imkerverein, die Bee Friends Frankfurt, haben wir ein kleines Probenkontingent erhalten. Drei Imker/Imkerinnen haben sich zur Teilnahme bereit erklärt. Einer von ihnen bin ich.
Gestern habe ich dazu von mehreren Völkern entsprechende Proben genommen. Vom Futterkranz neben dem Brutnest wird Honig mit einem Löffel abgeschabt und in einem Plastikbeutel gesammelt. Aus mehreren Völkern entsteht so eine Sammelprobe. Sie wird zur Untersuchung in ein Labor geschickt.
Natürlich hoffe ich, dass der Befall mit Sporen sehr niedrig ist, am liebsten sogar null beträgt. Über das Ergebnis werde ich berichten.
Jetzt, mitten in den heißesten Tages des Jahres mit Temperaturen bis 38 Grad, an den Winter zu denken, klingt ungewöhnlich und fast schon ein wenig verrückt. Und doch müssen wir bei den Bienen vorausschauend an den Winter denken.
Mit der Honigernte haben wir ihnen fast die gesamten Wintervorräte genommen. Die Tracht ist inzwischen weitestgehend vorbei. Damit können die Bienen kaum noch genügend Nahrungsvorrat für den kommenden Winter einlagern. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass wir Imker daran denken und den Bienen helfen, damit sie im kommenden Winter nicht verhungern müssen.
Als Ersatz für den von uns Menschen "geraubten" Honig erhalten die Bienen Zucker. Entweder als fertige Teigmischung oder als Flüssigzucker. Man kann sich das Winterfutter selber herstellen. Aus Gründen der Bequemlichkeit verwenden wir jedoch im Fachhandel erhältliche fertig konfektionierte Ware.
Nach der Brutentnahme sind die Bienen inzwischen fleißig dabei, um ihre Waben wieder aufzubauen. Auch das kostet sie Energie. Die im Volk belassenen Futterwaben sind inzwischen aufgebraucht, Pollen und Nektar tragen die Flugbienen noch in bescheidenem Maße ein.
Damit das Volk nach dem schweren Eingriff der Brutentnahme sich erholen kann, kommt es jetzt bereits sein Winterfutter.
Gäben wir den Bienen Flüssigfutter in Form eines Zuckersirups, würden sie ihn sehr schnell in ihre Waben einlagern. Damit steigt die Gefahr, dass sie die Wabenflächen mit Nahrung belegen und somit kein Platz mehr für die Königin zum Eierlegen bleibt. Um das zu vermeiden, verfüttern wir einen fertigen Futterteig. Die Nahrungsaufnahme und das Einlagern in die Waben dauern hier wesentlich länger, so dass genügend Platz für das Brutnest bleibt.
Bei der Brutentnahme haben wir die zweizargigen Völker auf eine Zarge eingeengt. Jetzt heben wir das wieder auf. Die Bienen erhalten einen zweiten Brutraum aufgesetzt. In ihm befinden sich die ausgeschleuderten leeren Honigwaben. Hierin befinden sich noch kleine Reste von Honig, den die Bienen begierig aufnehmen und als Vorrat benutzen.
Auf die Oberseiten dieser Rahmen stellen wir einen 15 Kilogramm schweren Block aus Futterteig. Um ihn herum kommt eine Leerzarge, auf ihn herauf die Abdeckfolie und der Abschlussdeckel. Damit können die Bienen ohne ihre Behausung zu verlassen den Futterteigblock langsam aufnehmen. Für uns Imker hat das den Vorteil, dass wir nun vier Wochen lang nicht nach den Bienen sehen müssen. So lange wird es in etwa dauern, bis der Block aufgefressen und eingelagert worden ist.
Bei den Ablegern verfahren wir ähnlich. Nur, dass sie zwei Portionsbeutel Futterteig zu jeweils 2,5 Kg erhalten. Die Anzahl der Bienen ist hier deutlich geringer als in einem bestehenden Volk. Kontrollen sind deshalb hier etwas früher notwendig, um eventuell nachzufüttern.
Viel Zeit ist inzwischen seit dem letzten Blogbeitrag vergangen. Die Bienen sind mittlerweile aufgefüttert worden. Am 8.10.17 habe ich die Völker erneut kontrolliert und winterfest gemacht.
Insgesamt stehen sie gut da. Mit vier Völkern sind wir aus dem Winter heraus gestartet, jetzt sind es bereits wieder vierzehn. Zwei Völker, die in je einer Zarge leben, haben allerdings Vorratsprobleme. Es ist nur sehr wenig an Wintervorrat vorhanden.
Damit stellt sich die Frage nach dem warum! Diese Völker sind beide nicht sehr groß, aber groß genug zum Überwintern. Sind sie vielleicht doch zu schwach? Wurde bei ihnen kräftig geräubert? Haben wir beim Auffüttern nicht gut genug aufgepasst? Diese beiden Völker scheinen geradezu von der Hand in den Mund zu leben und benötigen dringend noch Futter.
Die Temperaturen sind noch sehr warm. Überall herrscht (noch) ein reger Flugbetrieb. Fast ein wenig überraschend ist es zu sehen, dass die Bienen zu dieser herbstlichen Zeit noch allerhand Pollen eintragen.
Teilweise waren richtig dicke Pollenhöschen zu erkennen. Das scheint ein großer und deutlicher Standortvorteil der Stadtbienen zu sein.
Dort, wo es möglicherweise futtermäßig eng werden könnte, haben die Bienen erneut Futterteig erhalten. Für den kommenden Winter habe ich sämtliche Varroaschieber entfernt und somit den Boden nach unten hin geöffnet. Damit kann die Bodenkälte in die Beute eindringen und das Volk demnächst in die Brutpause treiben. Zur Sicherheit und als Schutz gegen Räuberei habe ich die Fluglöcher auf etwa die Hälfte eingeengt.
Hierfür habe ich die Papprollen verwendet, auf denen Toilettenpapier aufgewickelt wird. Auf die passende Größe zurecht geschnitten klemmt es sich von selbst gut in den Spalt des Fluglochs ein.
Diese Fluglocheinengung wirkte auf die Bienen zunächst sehr irritierend. Mehrere pollenbeladene Bienen sind anfangs direkt zur eingeengten Seite des Fluglochs geflogen und haben versucht dort hindurch zu laufen. Das gelang ihnen auch nach mehrfachen Versuchen natürlich nicht. Mehrfach gab es Anflugversuche, die ebenfalls nicht zum gewünschten Erfolg geführt hatten. Zwar liefen die Bienen anfangs ein Stück am Verschluss entlang, aber den Einlass haben sie trotzdem nicht gefunden, auch wenn er zuletzt nur eine Bienenlänge entfernt vor ihnen lag.
Erst, nachdem eine andere Biene vor ihnen wie ein Lotse herlief und sie ihr folgten, haben sie den eingeengten Durchlass gefunden und verschwanden mit ihren Pollenhöschen in der Beute.
Jetzt im Sommer nach der Honigernte ist die Zeit für die Ameisensäurebehandlung gegen die Varroamilbe gekommen.
Der Honig ist entnommen, er wird also nicht mit den Dämpfen der Ameisensäure mehr in Berührung kommen.
Das Prinzip der Behandlung ist immer dasselbe: die Varroamilben mögen es nicht sauer und sterben bei zuviel Säure ab. Unsere Ableger und frisch gefangenen Schwärme haben wir im Frühjahr bereits mit 15%iger Milchsäure eingesprüht. Im beginnenden Hochsommer ist die Zahl der Varroamilben im Bienenstock am größten, sie explodiert förmlich sogar.
Durch unsere kontinuierliche biolgische Bekämpfung seit dem Frühjahr mit dem Ausschneiden der Drohnenbrut haben wir die Anzahl der Milben bereits niedrig gehalten. Mit der Ameisensäurebehandlung verringern wir die Milbenzahl noch einmal kräftig, damit das Volk möglichst gesund und wenig belastet in den Winter gehen kann.
Bei der Ameisensäureanwendung gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Prinzipien, denen gemeinsam das physikalische Phänmen der Verdampfung ist.
Richtig klassisch erfolgt das Einbringen der Ameisensäure von oben: auf die Oberkanten der obersten Rahmen wird beispielsweise ein getränktes Schwammtuch gelegt. Alternativ gibt es auch Verdunstungsmechanismen verschiedener Hersteller, die meist einen Tank zum Befüllen und ein Medium zum Verdunsten haben. Das kann beispielsweise ein Docht sein, aber auch ein Blatt Filterpapier. Hierbei erfolgt die Verdunstung innerhalb weniger Tage. Fördernd sind hohe Außentemperaturen, die zusätzlich den Bienenstock im Inneren aufheizen. Aus diesem Grunde funktioniert dieses Prinzip nur im Sommer. Im kalten Winter ist es wirkungslos.
Eine andere Methode ist eine sehr sanfte mit nur 15 %iger Ameisensäure. Das Prinzip hier ist das gleiche, aber weil die Konzentration niedriger ist, muss die Einwirkzeit verlängert werden. Wir belassen eine gefüllte Wanne vier Wochen in der Beute.
Drei Liter 15 %ige Ameisensäure wird hergestellt (Ameisensäure ad us vet. hat eine Konzentration von 60%, also wird sie entsprechend mit Wasser verdünnt) und unten in die Beute geschoben. Zuvor wird ein Holzbrett eingelegt, um das Lüftungsgitter der Beute zu verschließen, damit die Dampfkonzentration im Stock entsprechend ansteigen kann. Das Einflugloch auf der Vorderseite bleibt geöffnet.
Diese sanfte Methode hat große Vorteile und ist meines Erachtens auch ideal für "faule" Menschen. Weil die Wanne mit der Ameisensäure möglichst vier Wochen ununterbrochen im nicht geöffneten Bienenstock bleiben soll, kann man in dieser Zeit ruhigen Gewissens in den Urlaub fahren. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass parallel dazu sofort mit der Auffütterung begonnen werden kann.
Hierfür verwenden wir einen fertig portionierten Futterteig mit 2,5 kg Fertigteig. Die einzelnen Pakete legen wir auf die jeweiligen Oberträger des oberen Brutraums der Beute, schneiden die Plastikfolie oben und seitlich ein, damit die Bienen das Futter aufnehmen können, legen eine Folie gegen den Wildbau darüber und verschließen die Beute wie üblich mit einem Deckel.
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