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Heute, 5. Mai 2019, ist der Spielnäpfchentag. Gegen 11 Uhr ist es noch nicht so warm, dass die Flugbienen unterwegs sind. Nein, fast alle Bienen sind bei den derzeitigen niedrigen Temperaturen noch daheim im Stock. Von daher ist bei der anstehenden Kontrolle zu erwarten, dass wir mehr Bienen als sonst zu sehen bekommen.

Genau so ist es auch. Jetzt, in der Schwarmzeit, müssen die Völker relativ engmaschig auf ihren Schwarmtrieb hin untersucht werden. Wir machen das einmal in der Woche. Meistens reicht hierzu die bereits früher erwähnte Kippkontrolle aus, um einen Überblick über das Volk zu erhalten. Die Spielnäpfchen werden meistens am unteren Ende der Rahmen angebaut und werden beim Kippen sichtbar. Sollten keine Näpfchen vorhanden sein, ist die Kontrolle damit bereits erledigt. Sobald jedoch auch nur ein einziges Spielnäpfchen vorhanden ist, ist es sinnvoll das gesamte Volk durchzusehen, ob weitere Spielnäpfchen sich darin befinden. Die Spielnäpfchen werden zerstört, damit ist der direkte Schwarmtrieb zunächst einmal für ein paar Tage unterbrochen.

Die Völkerdurchsicht erfolgt auch unter dem Gesichtspunkt der Schwarmlenkung. Haben die Bienen zuviel oder zu wenig Platz? Kommt es in der nächsten Zeit zu einer drangvollen Enge? Müssen die Honigräume oder ein zweiter Brutraum aufgesetzt werden? Was machen die Drohnenrahmen? Sind sie ausgebaut, eventuell schon verdeckelt?

Zwei Bau- oder Drohnenrahmen habe ich heute entnommen und die darin befindliche verdeckelte Brut ausgeschnitten. Während ich dieses hier schreibe, liegen die Drohnen mitsamt dem Wachs bereits im Tiefkühlschrank und werden dort durchgefroren. Hierdurch sterben die Varroamilden, die sich bevorzugt in der Drohnenbrut vermehren, ab. Ihre Entnahme, ihr Tod, mindert den Befallsdruck der anderen Bienen. Dadurch bekämpfen wir mit einer biologischen Methode den Befall der Bienen durch die Varroamilbe.

Insgesamt haben wir heute bei den Bienen über zwanzig Spielnäpfchen entdeckt und zerstört.

Spielnäpfchen am Wabenunterrand
Spielnäpfchen
Vier Spielnäpfchen an der Unterkante eines Rahmens
Spielnäpfchen

Zuletzt habe ich bei Heinrich die Durchsicht vorgenommen. Hierbei sehe ich ein paar alte Sielnäpfchen aus dunklem Wachs. Zur Überraschung entdecke ich jedoch eine vollständig verdeckelte Königinnenzelle.

Königinnenzelle, verdeckelt, auf Dadant

Frische Eier sind im Volk vorhanden, frische kleine Larven ebenfalls. Die vorhandene Königin ist also voll funktionstüchtig. Macht sich dieses Volk bereit zum Schwärmen?

Königinnenzelle en detail

Wie dem auch sei, die Weiselzelle zerstöre ich auf alle Fälle und versuche damit, ein mögliches Schwärmen zu unterdrücken und zu verhindern.

Knapp zwei Wochen sind Heinrich und Kunigunde nun bei uns auf der Streuobstwiese. Zur Erinnerung: diese Bienen, ein Volk (Heinrich genannt) und ein Ableger (Kunigunde), habe ich aus Bamberg geholt. Gesucht habe ich bei den Kleinanzeigen auf ebay unter Dadant Blatt.

Dort, beim Abholen, gab es die böse Überraschung: ich besitze keine Beuten im Maß Dadant Blatt, sondern in Dadant modifiziert. Ich habe mich vorher geirrt...... Wie heißt doch die alte Ingenieursweisheit: wer misst, misst Mist!

Die Bamberger Rahmen sind ein wenig zu kurz für diese Beute. Um nicht unverrichteter Dinge wieder heimzufahren, habe ich die Bienen trotzdem mitgenommen und den Rat der Imkerin befolgt, an eine Seite der Beute innen eine schmale Leiste anzubringen, um die Differenz zu überbrücken. Im Laufe der Zeit kann ich die Rahmen dann entsprechend austauschen.

Dadant - Missverhältnis Rahmenbreite

Im obigen Bild ist das gut zu sehen: die Rahmen aus Bamberg sind um wenige Millimeter zu kurz, sie stehen auf der Fluglochseite auf dem Boden auf. Um die Rahmen wieder horizontal zum Hängen zu bekommen, habe ich auf die Metallschiene eine 5 mm dicke Holzleiste angebracht. Damit ist alles wieder - vorübergehend im Lot.

Spannend ist für mich die erste Durchsicht verlaufen. Im Volk sind viele Rahmen gut besetzt, die Brutnester sind groß, die Königin ist fleißig. Gleich beim Aufstellen in Frankfurt habe ich hieraus einen Ableger gebildet und anschließend sofort den ersten Honigraum aufgesetzt. Dort ist allerdings noch nicht viel passiert, die Bienen haben wenig bisher eingetragen. Ich hoffe, dass sich das bald ändern wird.

Ein wenig anders sieht es im Ableger aus. Bereits beim Öffnen des Königinnenkäfigs kommt mir die Königin ein wenig sonderbar vor: der Kopf ist weit vom Brustkorb entfernt und zur Seite geneigt. Sie lebt aber. Ein wenig skeptisch, bleibt mir nichts übrig als abzuwarten.

Am Sonntag, 28.4.19 hat das Warten ein Ende. Keine Eier, aber verdeckelte Brut. Das spricht dafür, dass die Königin den Umzug doch nicht überlebt haben könnte. Dazu passt ein weiterer Eindruck auf der folgenden Wabe.

Dadant - Weiselzellen und Spielnäpfchen

Hier sind am rechten und am unteren Rand jeweils klassische Königinnenzellen, auch Weiselzellen genannt, zu erkennen. Also liegt hier in der Tat, wie vermutet, ein Fehlen der Königin vor. In den Tagen nach dem Aufstellen haben die ansitzenden Bienen sich aus den vorhandenen Eiern mehrere Königinnen nachgezogen. Damit hat dieses Volk für seinen Fortbestand zu sorgen versucht. Die Zellen sind so weit fortgeschritten, dass aus ihnen in den nächsten Tagen die Königinnen schlüpfen werden.

Unter anderen Umständen hätte ich mir Sorgen gemacht und in Richtung Schwärmen gedacht. In diesem Falle müssten die Spielnäpfchen und Weiselzellen ausgebrochen und zerstört werden. So aber habe ich mich dazu entschlossen, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen.

Dadant - Weiselzellen - Detail

Es können mehrere Königinnen schlüpfen. Die erste wird allerdings dafür sorgen, dass sie konkurrenzlos bleiben wird und ihre Rivalinnen abstechen. Hierfür können die Königinnen tasächlich ihren Stachel noch benutzen. Später geht das nicht mehr.

Dadant - Weiselzellen - Detail

Also heißt das nun, dass dieser Ableger in den nächsten Tagen eine neue Königin bekommt. Nach ihrem Schlupf wird sie noch ein paar Tage im Volk verbleiben und dann zu ihrem Hochzeitsflug aufbrechen.

Wenige Tage nach ihrer Rückkehr wird sie dann mit der Eiablage beginnen und diesem Ableger zu neuem Nachwuchs und neuer Größe damit verhelfen.

Neben dieser Wabe mit den Weiselzellen, steht eine weitere in der Beute, allerdings nur mit einer Königinnenzelle. Diesen Rahmen habe ich komplett entfernt und in den Ablegerkasten transportiert. Dort wird dann in den nächsten Tagen eine Königin schlüpfen und für den Nachwuchs im Ableger hoffentlich sorgen. Das macht es dem gebildeten Ableger natürlich auch ein wenig leichter, weil er dann schneller in Brut gehen kann.

Heinrich und Kunigunde? So habe ich die beiden neuen Völker genannt, die ich am 15. April aus Bamberg geholt habe. Genau genommen sind es nur ein Volk und ein Ableger. Allerdings sind beide Bienenvölker nicht auf Zander, sondern auf Dadant angesiedelt.

Am späten Nachmittag beziehungsweise frühen Abend haben wir, Lilja und ich, uns in Bamberg zur Übernahme getroffen. Wegen des doch relativ selten in Deutschland verwendeten Maßes Dadant-Blatt bin ich extra weit gefahren, um jemanden mit diesem Magazintyp zu finden.

Lilja zieht routiniert und vorsichtig Rahmen für Rahmen aus ihren grün angestrichenen Beuten heraus, sucht nach der Königin und hängt die Rahmen in die neue Behausung.

Umsetzen der Rahmen in Bamberg

Beim Umsetzen der Rahmen kam dann doch eine unangenehme Überraschung zum Vorschein: Die Ohren der Oberträger sind um einige Millimeter zu kurz. Laut Lilja sei die Beute dann eben doch nicht Dadant-Blatt. Weil ich die Fahrt aber nicht vergebens gemacht haben wollte, habe ich die Bienen trotzdem mitgenommen. Dafür muss ich in den nächsten Tagen allerdings auf der Beuteninnenseite eine kleine Leiste provisorisch anbringen, damit die Rahmen dort aufgelegt werden können. Bei einem späteren Wechsel der Rahmen kann die Leiste dann wieder entfernt werden.

Das fertige Volk im neuen Haus. Rechts oben sind die fehlenden Millimeter an den Ohren zu erkennen

Damit die Königinnen sicher den Transport überleben, hat Lilja sie in je einen Extrakäfig zusammen mit einigen Hofstaatbienen gesetzt. Beim Aufstellen vor Ort wird die jeweilige Königin dann wieder freigesetzt.

Käfigen der Königin

Das Volk bekommt den Namen Heinrich, der Ableger heißt Kunigunde. Diese Namen sind übrigens die Namen der Stifter des Bamberger Domes. Es besteht aus zehn voll besetzen Rahmen mit unglaublich viel verdeckelter Brut. Hier wird schon sehr schnell der erste Ableger zu erstellen sein.

In Frankfurt bin ich erst im Dunkeln wieder zurück gewesen. Ein Grund, die Bienen dann nicht mehr an Ort und Stelle zu bringen. Der andere Grund, sie zunächst noch im Auto zu belassen: die Beuten sind so schwer, dass ich sie alleine kaum die lange Strecke tragen kann. An eine Schubkarre kann ich frühestens am nächsten Morgen kommen.

Vormittags habe ich die Bienen dann am vorgesehenen Ort aufgestellt bzw, aufzustellen versucht. Kaum waren die Beuten auf dem Unterbau plaziert, wackelte alles. Irgendetwas passte nicht zusammen. So können die Beuten jedenfalls nicht stehen bleiben. Also: abbauen und beiseite stellen, die Palette verschieben und neu ausrichten, Steine und Balken aufsetzen, dann die Beuten darauf und es wackelte noch immer. Gleiches Spiel noch einmal, bis ich endlich die passende wackelfreie Stelle gefunden habe. Da stehen sie nun.

Die Dadantbeuten an ihrem neuen Stellplatz, Vorderseite


Rückseite

Erster Schritt: Spanngurte lösen. Zweiter Schritt: die Anflugbretter anbringen und als dritter Schritt: das Flugloch öffnen. Danach habe ich die Bienen erst einmal für einige Stunden in Ruhe gelassen.

Anflugbretter an den geöffneten Beuten

Später bin ich erneut zu ihnen und habe die Königinnen befreit. Es ist unglaublich, wie stark der Flugbetrieb vor den beiden Beuten zu diesem Zeitpunkt ist (siehe Photo).

Flugbetrieb wenige Stunden nach dem Öffnen

Auch im Inneren ist sehr viel los. Bei Heinrich sind bereits die in Bamberg zugesetzten Mittelwände im ersten Ausbau. Innen ist nur noch wenig Platz. Also entschließe ich mich, bereits jetzt den ersten Ableger zu erstellen und entnehme eine Wabe mit ganz frischer Brut. Wie üblich kommen eine Mittelwand und eine Futterwabe dazu, damit die Bienen in der ersten Zeit nicht hungern oder verhungern.

Ableger aus dem Volk

Unmittelbar nach dem Aufstellen hat das Volk namens Heinrich bereits den ersten Honigraum erhalten. Einer der Vorteile der Dadant-Imkerei ist, dass die Honigräume wesentlich flacher sind. Dadurch sind sie leichter zu transportieren. Gar nicht selten stellt man sogar - anders als unter Zander -, zwei Honigräume übereinander auf.

Fertiger Aufbau, links der Ableger, rechts das Volk mit Honigraum
Brutnest einer Wabe aus dem Volk namens Heinrich

Solche großen Brutnester sind typisch für die Dadantimkerei. Natürlich gibt es sie entsprechend kleiner auch in den anderen Rahmenmaßen. Doch das hier imponiert schon gewaltig.

Wie bereits erwähnt, hat die Saison der Ableger inzwischen voll begonnen. Heute haben wir vier Ableger aus drei Völkern erstellt.

Ableger dienen mehreren Zwecken: der Schwarmverhinderung, der Völkervermehrung, der Nachwuchsgewinnung.

Ableger werden erst dann gebildet, wenn das Muttervolk stark und kräftig genug ist, dass es das Schröpfen und Entnehmen eines seines Teile gut verkraften kann. Dazu muss es möglichst stark am Brüten sein. Aus einem schwachen Volk Ableger zu bilden, ist imkerlicher Unsinn.

Bevor es daran geht, Ableger zu ziehen, schaut man das Volk nach den folgenden Kriterien durch:

  • sind große Brutnester vorhanden? Das spricht für eine gesunde und aktive Königin.
  • gibt es Waben mit frischen Stiften? Zur Not tun es auch allerkleinste Maden. Der Grund: in diesem Zustand sind Stifte und Maden noch pluripotent. Je nach Ernährungsverhalten der Pflegebienen können sich daraus Arbeiterinnen oder Königinnen entwickeln.
  • gibt es eventuell genügend Futtervorräte?

Sind diese Punkte beachtet oder gar erfüllt, kann es losgehen. Im Grunde reichen für die Bildung eines Ablegers drei Waben aus: wir benötigen eine Brutwabe, eine Mittelwand und eine Futterwabe.

In dieser Reihenfolge werden sie in einen Ablegerkasten oder in eine Zarge gehängt. Die Brutwabe kommt an die Wand nach außen, daneben die Mittelwand, als drittes die Futterwabe. Die Futterwabe sollte mindestens 1,5 Kg Futter beinhalten. Zusätzlich kehren wir noch möglichst viele Stockbienen dazu. Später werden sie in diesem Jungvolk die ersten Flugbienen sein.

Klassisch heißt es, dass man die Ableger mindestens zwei Kilometer entfernt erst wieder aufstellen solle, damit die Flugbienen nicht wieder zurückkehren. Das scheint mir unter dem Aspekt der Flugbienen logisch zu sein. Aber: wir nehmen gar keine Flugbienen mit in den Ableger. Zu der Zeit, in der wir die Ableger bilden, sind die Flugbienen unterwegs und tragen ein. Also können wir sie gar nicht mit in den zu bildenden Ableger mitnehmen. Es kann vorkommen, dass wir vielleicht mal einzelne Flugbienen dabei haben. Sollten diese wenigen nicht zurückkehren, schadet es jedenfalls nicht.

Aus diesem Grund stelle ich die Ableger im Grundsatz gar nicht erst weit weg auf. Es sei denn, es gibt andere Gründe dafür.

Zwei der so gebildeten Ableger habe ich trotzdem in den Niddapark in Frankfurt gefahren und dort aufgestellt, zwei habe ich an Ort und Stelle belassen.

Oben ein Ablegerkasten, unten ein Ableger in Zarge. Beide stehen sie im Niddapark Frankfurt

Die gebildeten Ableger sollen anschließend vier Wochen in Ruhe gelassen werden. Der Grund: die Bienen ziehen sich in den ersten Tagen ihre neue Königin aus der vorhandenen frischesten Brut. Nach spätestens 16 Tagen schlüpft sie. Bis sie zu ihrem Hochzeitsflug startet, vergehen noch ein paar Tage. Nach ihrer Rückkehr dauert es ebenfalls noch ein paar Tage, bis sie mit der Eiablage beginnt. Drei Wochen sind hierbei eher etwas knapp kalkuliert. Deshalb sage ich, lieber vier Wochen warten und dann erst nachschauen, was sich im Jungvolk getan hat.

Ableger in normaler Zarge, bei uns auf dem Riedberg stehend

Mitte Mai werden wir also zum ersten Mal in die neuen Völker/Ableger wieder hineinsehen. Davon dann zu gegebener Zeit mehr.

Ableger in normaler Zarge

Ich bin oft gefragt worden, was es mit den farbigen Anflugbrettern vor dem Flugloch auf sich hat. Bei meinen neueren Anflugbrettern ist stets ein Farbmuster oder ein graphisches Symbol zu finden. Bienen, speziell auch beim Hochzeitsflug die Königin, orientieren sich in der Welt nicht nur nach Farben, sondern viel häufiger nach graphischen Mustern. Diese für sie erkennbaren Muster erleichtern ihnen damit das Heimfinden und vermindern den Verflug, den es übrigens auch bei ihnen gibt. Nicht nur in der Luftfahrt. Gerade, wenn die Königin zu ihrem Begattungsflug startet, möchte ich sichergehen, dass sie gezielt in diesen von ihr verlassenen Bienenstock zurückfindet. Schließlich warten darinnen die Mädels sehr auf sie.....

Um diese Völker geht es.

Zwei unserer Völker dümpeln so vor sich hin. Die Königin legt zwar Eier. Aber die Volksentwicklung ist eher bescheiden. Mit anderen Worten: die gelegten Eier und die Leistungen der jeweiligen Königin sind von schlechter Qualität.

Was tun?

Der Imker nennt das Umweiseln. Weisel ist die alte Bezeichnung für die Königin. Beim Umweiseln wird die alte gegen eine neue Bienenkönigin ersetzt.

Aber zuvor muss die alte Königin aus dem Volk entfernt werden. Mit anderen Worten: es muss ein Königinnenmord geschehen. Erwerbsimker machen das regelmäßig und tauschen die Königinnen teilweise sogar jährlich aus.

Austauschen ist hierbei natürlich eine freundliche Umschreibung für Mord. Ein anderer Ausdruck hierfür ist Abdrücken. Die Königin (alt) wird dann abgedrückt. Das beschreibt in der Tat auch den Tötungsmechanismus. Zur Zerdrücken wird die Bienenkönigin kurz und schmerzlos getötet.

Ich habe mich damit zu Beginn meines Imkerns sehr schwer getan. Aber man muss wissen, dass eine Königin sich nicht selber ernähren kann. Hierfür hat sie ihren Hofstaat, der sie füttert. Ohne ihn würde sie schlicht langsam verhungern.

Gestern habe ich aus dem Taunus zwei neue Königinnen geholt. Frank züchtet sie aus Zuchtmaterial des Bieneninstitutes Kirchhain. Er hält die Völker in Mini-Plus-Beuten. Beide in Betracht kommenden Beuten hat er für mich geöffnet und mir darin die jeweilige Königin gezeigt.

Mini plus Beute bei Frank im Taunus

Die Königin mit dem roten Punkt bevor sie gekäfigt worden ist.

Diese Königinnen hat er mit seinen Fingern gegriffen und in den Zusetzkäfig gesteckt. Auf die gleiche Art und Weise fing er einzelne Stockbienen, die er als Hofstaatbienen der Königin zusetzte. Mir hat das sehr imponiert wie er mit seinen bloßen Fingern sämtliche Bienen gefangen hat und die Bienen dabei sehr ruhig geblieben sind ohne zu stechen.

Die gefangenen Königinnen mit ihren Hofstaatbienen

Heute, am 12.8.2018, habe ich sie in ihren Käfigen in die jeweiligen Völker eingesetzt.

Das Umweiseln ist erstaunlich schnell gegangen. Das Hauptproblem ist, die alte Königin im Bienenvolk zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass auf den Oberträgern des zweiten Brutraums in jedem Volk ein Block mit Futterteig steht, damit die Bienen bereits schon jetzt aufgefüttert werden.

Aber manchmal hat man ja Glück. Ich habe erst hin- und herüberlegt, ob ich nicht einfach ein Absperrgitter aufsetzen, eine neue Zarge darauf stellen und darin einen weiteren Ableger aufbauen soll, der die neue Königin bekommen wird. Das wäre der Einstieg in die Doppelköniginnenhaltung. Das wäre natürlich sehr bequem und eine willkommene Ausrede, um nicht nach der alten Königin suchen und sie töten zu müssen.

Ich habe mich nicht dazu entschieden, sondern bin ein wenig auf Risiko gegangen. In einem der beiden Bruträume muss die Königin ja sein. Deshalb habe ich mich entschlossen bei beiden Völkern den oberen Brutraum mit dem Futterteig einfach beiseite zu stellen und in der unteren Zarge mit der Suche zu beginnen. Beide Königinnen sind gelb markiert. Wider erwarten habe ich sie in beiden Völkern auch unten über den Brutnestern gefunden.

Dann hieß es mutig sein. Bei Frank habe ich gestern erleben können, wie er mit bloßen Fingern seine Bienen anfasst. Das hat schon ein wenig motiviert es ihm gleich zu tun. Allerdings habe ich meine Handschuhe dabei getragen. Nach mehreren Versuchen hat es dann geklappt. Ich halte die Königin in den Fingern und drücke einfach zu. Es ist dann doch weniger unangenehm als befürchtet gewesen....

Jetzt haben die Völker eine neue Königin und können vermutlich/hoffentlich  besser gedeihen. Voraussetzung dafür ist, dass die Königin angenommen wird. Um die Chance hierfür zu erhöhen, habe ich das Schlupfloch im Käfig etwas eingeengt. Es ist mit Futterteig verschlossen. Von beiden Seiten her, innen im Käfig und außen im Volk, muss es frei gefressen werden, damit die Königin in das neue Volk laufen kann. Durch die Einengung dauert es etwas länger bis es soweit ist. Dadurch könnte die Chance steigen, dass das Volk den Geruch der Bienenkönigin besser annimmt und sie damit eher akzeptiert.

Das bleibt jedoch ein Risiko. Ob es geklappt hat, wissen wir in etwa zwei Wochen, wenn wir die erste Kontrolle im Volk durchführen. Dann sollten wir sowohl die Königin als auch ihre Eier und Larven unterschiedlichen Stadiums sehen können.

Kleiner Nachtrag: die Königinnen eines jeden Jahrgangs sind mit einer Farbe markiert. Hierdurch lässt sie sich dem Jahrgang leicht zuordnen. Alle fünf Jahre wiederholt sich die Farbe. Das reicht aus, weil die Königinnen in der Regel nicht älter als fünf Jahre werden. In 2018 ist die Weiselfarbe rot, in 2017 ist sie gelb gewesen.

Vor vier Wochen haben wir die vollständige Brutentnahme bei unseren Völkern durchgeführt. Hierbei haben wir alle bruthaltigen Waben/Rahmen entfernt und zu drei Sammelbrutablegern vereinigt. Diese Sammelbrutableger haben wir in über 2 Km Entfernung in Frankfurt aufgestellt und sich zunächst selber überlassen.

Der Grund dafür ist sehr einfach: in den einzelnen Waben befinden sich zu Beginn noch die Brutnester mit der verdeckelten und unverdeckelten Brut. Diese Brut muss noch erst auslaufen, also schlüpfen. Bei den Arbeiterinnen dauert das ziemlich genau 21 Tage von der Eiablage bis zum Schlupf.

Mangels vorhandener Königin muss das Volk sich parallel dazu auch noch eine Königin aus einem der vorhandenen Eier heranziehen. Das dauert von der Eiablage bis zum Schlupf 16 Tage. Bis die Königin dann von ihrem Begattungsflug zurückgekehrt ist und selbst mit der Eiablage beginnt, dauert es noch einmal sieben bis zehn Tage.

Das ist der Grund, weswegen ich diese Ableger erst jetzt geöffnet haben. Ich sehe jetzt nach ausreichend langer Wartezeit, ob sich die Bienen nun zu einem Jungvolk entwickeln können.

Bei der Durchsicht bin ich auf das Angenehmste überrascht worden: auf keinem der Rahmen ist noch geschlossene Brut zu sehen, in beiden Ablegern habe ich sowohl frische Eier als auch Maden gefunden. Mit anderen Worten, in beiden Ablegern haben die Bienen sich erfolgreich eine neue Königin herangezogen. Damit kann die Bildung zweier neuer Jungvölker beginnen.

Der zweite Grund, weswegen ich die Völker durchgesehen habe, ist der der Varroabehandlung. Sämtliche entnommenen Waben sind ja voll Varroamilben gewesen. Jetzt, im Stadium einer offenen Brut, ist der ideale Zeitpunkt, um gegen die Milben vorzugehen.

Zu diesem Zweck werden alle Rahmen einzeln herausgezogen und auf beiden Seiten mit Oxalsäure besprüht. Oxalsäure ist seit dem letzten Jahr auch in dieser Form zur Sprühbehandlung zugelassen worden.

Neben der Behandlung gegen die Varroamilbe, nutze ich das natürlich aus und gebe den Bienen den ersten Futterteig zur Auffütterung. Jedes der beiden Völker erhält 5 kg Futterteig. An Honigvorräten haben beide Völker zwar sehr viel, aber der Winter kommt noch. Außerdem möchte ich sichergehen, dass die Bienen im Winter oder gar erst im Frühjahr nicht verhungern müssen.

Die Totale Brutentnahme [TBE] ist eine biologische Methode zur Bekämpfung der Varroamilbe in den Bienenstöcken. Sie erfordert ein wenig vorausschauende Planungen und Vorbereitungen. Unter Imkern sagt man auch über sie, dass sie eine Materialschlacht sei. Das stimmt übrigens in gewissen Grenzen durchaus wie als erstes zu beweisen sein wird:

Vorbereiten von Zargen, Böden und Beuten

Benötigt werden viele Zargen und Mittelwände. Am Abend zuvor habe ich deshalb noch knapp 100 Mittelwände eingelötet. Das Ergebnis ist unten zu sehen.

Vorbereitung: Mittelwände en masse

Ohne die Zargen sah das Arbeitsmaterial dann so aus:

ein Teil der Materialschlacht. Es fehlen die Böden und Zargen

Doch damit nun ans Werk:

Als erstes werden die Arbeitsmaterialien bereitgestellt. Neben dem Üblichen wie Stockmeißel, Kehrbesen, Smoker sind dies ein Boden, drei Zargen und viele Mittelwände.

Beute vor der Brutentnahme.

Schritt 1: Die entsprechende Beute wird abgestapelt. Der Honigraum wird zur Seite gestellt. Der vorhandene Boden bleibt stehen.

Abstapeln eines Volkes. Im Hintergrund der Honigraum

Schritt 2: Auf den Boden des Ursprungsvolkes kommt eine leere Zarge. Sie bildet den neuen Brutraum.

Leerzarge auf dem Boden

Schritt 3: In Arbeitsnähe werden ein Boden und eine Leerzarge aufgestellt. Die Fluglöcher im Boden müssen verschlossen sein! Dies ergibt den zu erstellenden Brutsammler. Es empfiehlt sich, eine zweite Leerzarge in unmittelbarer Nähe zu deponieren.

Schritt 4: Aus den Bruträumen wird eine Wabe (Rahmen) mit möglichst viel unverdeckelter Brut herausgesucht und in die Mitte der Leerzarge gehängt. Dies ist die Fangwabe.

Fangwabe: Wabe mit offener Brut

Schritt 5: Aus den vorhandenen Bruträumen wird eine Futterwabe entnommen und an den Rand der Leerzarge gehängt. Die Futterwabe sollte möglichst viel an Nektar und Pollen enthalten.

Schritt 6: Um die Fangwabe herum werden links und rechts je eine möglichst helle und natürlich brutfreie Wabe gehängt.

Fangwabe plus Mittelwände. Am Rand hängt bereits eine Futterwabe.

Schritt 7: Aus den Bruträumen werden nacheinander alle bruthaltigen Waben entnommen und die darauf sitzenden Bienen in die Leerzarge geschlagen. Wichtig ist dabei, dass die Königin mit in die Leerzarge gelangt. Etwa eine handvoll Bienen soll auf den Ursprungsrahmen verbleiben. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Königin nicht auf diesem Rahmen verbleibt.

Schritt 8: Die abgeschüttelten Waben werden mit den verbliebenen Bienen in die bereitgestellte Zarge des Brutsammlers gehängt.

Schritt 9: Schritte 7 und 8 werden für jede Brut enthaltende Wabe wiederholt.

Schritt 10: Die brutfreien Randwaben können in die Leerzarge mit eingehängt werden.

Schritt 11: Sobald die alten Bruträume durchgesehen und leer sind, werden in die Leerzarge so viele Mittelwände eingehängt, bis die ursprüngliche Rahmenzahl wieder erreicht ist.

Fangwabe, Mittelwände und Futterwabe

Schritt 12: Das Absperrgitter wird auf die Leerzarge gelegt und der ursprüngliche Honigraum wieder aufgesetzt.

Damit ist das vorher zweizargige Volk auf eine Zarge reduziert worden. Brut und Volk sind dabei voneinander getrennt. Im Prinzip ist es wie bei einem Bienenschwarm: ein Volk mit Bienen, aber ohne Brut. Oder anders formuliert: durch diesen starken Eingriff haben wir eine Brutpause initiiert.

Die Bienen bauen in der nächsten Zeit entsprechend viele neue Waben auf. Die Flugbienen hingegen tragen den Nektar weiter ein. Weil kein Stauraum vorhanden ist, kommt es zu einer verstärkten Einlagerung im Honigraum. Deswegen ist es sinnvoll, diese Aktion 10 bis 14 Tage vor der geplanten Honigernte durchzuführen.

Wie oben beschrieben, kann auf diese Weise jedes Volk behandelt werden. Sämtliche entnommenen Brutwaben kommen in den Brutsammler. Sobald er in seinen beiden Zargen voll besetzt ist, wird er verschlossen.

Schritt 13: Die Sammelbrutableger (Brutsammler, Brutscheunen) werden anschließend abtransportiert und an einem neuen Standort außerhalb des Flugradius der Bienen von 2-3 Km aufgestellt. Am neuen Standort werden die Fluglöcher geöffnet. Die Bienen ziehen sich aus den im Sammler vorhandenen Eiern eine neue Königin heran.

zwei der gebildeten Sammelbrutableger bei der TBE

Sobald die alte vorhandene Brut nach 21 bis 24 Tagen ausgelaufen (geschlüpft) ist, muss das gesamte Volk mit Ameisen- oder Oxalsäure behandelt werden, bevor die neue Brut bereits wieder verdeckelt ist! Wir bevorzugen hierbei die inzwischen zur Sommerbehandlung zugelassene Oxalsäure. Sie kann einfach auf die Bienen aufgesprüht werden.

Die Brutsammler können, sobald die neue Königin in die Eiablage getreten ist, wieder zurücktransportiert werden. Zusätzlich kann jetzt eine Wabenerneuerung durchgeführt werden: die alten und dunklen Waben werden entnommen, die ansitzenden Bienen ins Volk abgeschüttelt. Die entstandenen Lücken werden mit Mittelwänden oder hellen Waben, die vom Schleudern übrig geblieben sind, ersetzt.

 

Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Die Honigernte steht demnächst an. Doch vorher geschieht noch etwas anderes.

Normalerweise schließt sich an die Honigernte zeitnah die Behandlung gegen die Varroamilbe an. Diese Behandlung erfolgt üblicherweise mit organischen Säuren wie Ameisen- oder Oxalsäure. Damit diese Substanzen nicht in den Honig gelangen, muss die Entnahme des Honigs vorher abgeschlossen sein.

So machen wir das nicht (mehr). Wir drehen den Spieß um. Wir können und dürfen das, weil wir keine der genannten organischen Säuren, sondern eine biologische Methode verwenden: die totale Brutentnahme.

Das Prinzip ist recht einfach: wir führen künstlich eine Brutpause herbei. Die Brutentnahme ist eine Möglichkeit dafür, eine andere, mittlerweile ebenso gut anerkannte, ist das Käfigen der Königin. Hierbei wird die Königin ein einem gesonderten Käfig gefangen und mit ihrem Hofstaat für etwa vier Wochen darin in ihrem Volk gehalten. In dieser Zeit kann sie keine neuen Eier legen. Die im Nest vorhandene Brut entwickelt sich zu Ende und "läuft aus". Die Varroamilbe benötigt für ihre Vermehrung Brut, die kurz vor der Verdeckelung steht. Fehlt diese Brut, kann die Milbe sich nicht vermehren. Das gleiche Prinzip - nur mit anderer Technik - haben wir bei der Brutentnahme.

Für die Brutentnahme braucht es relativ viel an Material: neue Mittelwände und Zargen. Wie bereits angekündigt kommt hierzu ein gesonderter Bericht.

Derzeit stecke ich in den Vorbereitungen dazu: neue Mittelwände müssen eingelötet , alte Mittelwände im Dampfwachsschmelzer eingeschmolzen werden. Bei dieser Gelegenheit bietet es sich auch an, vorhandene Zargen zu reinigen.

Klassisch reinigt man die Zargen in einem Bad mit heißer Natronlauge. Hierfür habe ich in meinem städtischen Umfeld keinerlei Möglichkeiten. Ich habe lange nach Alternativen gesucht und bin bei einem Hochdruckreiniger hängengeblieben. Mit ihm reinige ich Böden und Zargen. Das geht einigermaßen schnell und praktisch und hinterlässt keine chemischen Rückstände. Der einzige Nachteil: das weiche Kiefernholz beginnt gelegentlich zu zerfasern. Dann war der Druck zu hoch.

 

Vor wenigen Wochen haben wir unseren Schwarm gefangen. Er hat sich so prächtig entwickelt, das wir ihm bereits einen Honigraum aufgesetzt haben, der bereits nach einer Woche gut gefüllt ist. Aus dem Brutraum habe ich heute zwei mit Nektar gefüllte Rahmen in den Honigraum gesetzt und den Bienen ersatzweise dafür ausgebaute Mittelwände vom Honigraum gegeben.

Bei der Völkerdurchsicht war sie plötzlich vor unseren Augen zu sehen: die Königin. Ein Besucher aus Kolumbien sagte zu ihr: "La Reina". Glücklicherweise habe ich heute meine Kamera dabei gehabt und die Gelegenheit genutzt, La Reina, die Königin, zu photographieren.

Ich mache mir hierbei das Vergnügen, sie in einer Reihe zum Bildern zu zeigen, die innerhalb weniger Sekunden entstanden sind. Es ist fast wie in einem Suchspiel. Die Wanderungen der Königin innerhalb dieser kurzen Zeit von maximal 20 Sekunden sind gut zu verfolgen.

Im Zentrum des Geschehens: die Königin - La Reina

Manchmal gibt es schöne Sachen zu sehen und zu bestaunen. So zum Beispiel der folgende Videoclip, der den Schlupf einer Bienenkönigin zeigt. Die Aufnahme ist nicht von mir, sondern bei YouTube entdeckt.

Seit Tagen schaue ich bereits bei den regelmäßigen Kontrollen in unseren Völkern danach, ob wir bereits die ersten Ableger bilden können. Heute, am 29.4.2018, ist es soweit.

Angeregt durch Pia Aumeier wähle ich ein für mich neues Verfahren, um Ableger zu bilden: benötigt werden ein Rahmen mit frisch gelegten Eiern und möglichst vielen ansitzenden Bienen und großem Brutnest. Zur Versorgung der ersten Zeit kommt eine Futterwabe hinzu. Damit die Bienen sich baulich vergrößern können, wird als drittes eine Mittelwand eingehängt. Das klingt ganz einfach - fast zu einfach sogar.

Abkehren von Bienen in den Ablegerkasten hinein

Dieser Ableger wird mindestens zwei Kilometer vom Hauptstandort entfernt aufgestellt, damit die mitgenommenen Bienen nicht zurückfliegen.

Ablegerkasten nach dem Öffnen und Aufstellen

Ablegerkasten mit dem 1. Ableger des Jahres 2018 unmittelbar nach dem Öffnen.

Das Flugloch wird nur sehr klein gehalten, um der Gefahr von Räuberei zu entgehen. Ich habe den Fluglochkeil deswegen mit Klebestreifen fixiert.

Aus den frischen Eiern, am besten den Stiften, ziehen sie die Bienen selber eine Königin. Das dauert 16 Tage. Bis sie zu ihrem Hochzeitsflug aufbricht, vergehen noch einmal ein paar Tage. Wenn sie dann begattet zurückkehrt, benötigt sie noch einmal einige Tage, bevor sie mit der Eiablage beginnt. Im Prinzip kann man vier Wochen rechnen, bis es soweit ist.

Solange gilt es für den Imker Ruhe zu bewahren und das Völkchen in Frieden zu lassen.

In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal zur Behandlung gegen die Varroamilben die vollständige Brutentnahme durchgeführt. Es ist ein Experiment für mich. Andere haben es erfolgreich praktiziert, warum sollte es bei uns nicht auch klappen?

Die Brutentnahme ist ein deutlicher Eingriff in das Bienenvolk. Das Prinzip: sämtliche Waben, die Brut enthalten, werden entnommen. Im Grunde ist es so, also ob wir künstlich einen Schwarm erzeugen.

Die zu entnehmenden Brutwaben werden eventuell von mehreren Völkern gesammelt (Sammelbrutableger) und auf einem neuen Platz aufgestellt, der weit genug vom Ursprungsort entfernt gelegen ist, damit sie nicht zurückfliegen können.

Aus unseren vorhandenen Völkern habe ich vier Sammelbrutableger erzeugt. Aus ihnen hoffe ich vier neue Völker entstehen zu lassen, um somit einen Teil unserer diesjährigen Winterverluste ausgleichen zu können.

Wie geht man dabei vor? Benötigt werden ein neuer Boden und mehrere Leerzargen sowie Mittelwände.

Als erstes wird ein Boden mit Leerzarge aufgestellt, der den neuen Sammelbrutableger aufnehmen soll.

Leerzarge mit Boden für den Sammelbrutableger

Vom zu behandelnden Volk werden die Bruträume mit den Rahmen vom vorhandenen Boden genommen und zur Seite gestellt, auf den dann freien Boden wird eine Leerzarge gestellt.

Das zweizargige Volk

Zur Seite gestellte Zargen mit den Bienen des zu behandelnden Volkes

Leerzarge auf dem ursprünglichen Boden

Danach geht es los: In die leere Zarge des Ursprungvolkses hänge ich eine Futterwabe und mehrere Mittelwände. Das zur Seite gestellte Volk wird Rahmen für Rahmen durchgesehen. Wichtig ist es dabei die Königin zu finden. Von allen Rahmen, die verdeckelte und unverdeckelte Brut enthalten, werden die Bienen in die vorbereitete Leerzarge abgeschlagen. Etwa eine Hand voll Bienen soll auf jeder Rahmenseite verbleiben. Sie übernehmen die weitere Brutpflege. Diese Rahmen werden in die Leerzarge des Sammelbrutablegers gehängt. Die Königin darf dabei nicht in den Sammelbrutableger gelangen, sondern muss im eigenen Volk verbleiben. Sie soll dort ja wieder mit der Eiablage beginnen und ein neues varroafreies Volk aufbauen. Die entnommenen Rahmen werden durch Mittelwände ersetzt.

Aus mehreren Völkern kann man auf diese Weise die Brutwaben entnehmen. Auch für den Sammelbrutableger ist es wichtig, dass genügend Futter vorhanden ist. Der Stock wird verschlossen und abtransportiert. Die in ihm enthaltene Brut schlüpft in den nächsten Tagen und Wochen. Mangels vorhandener Königin versucht dieses Ablegervolk sich eine neue Königin aus den jungen Maden nachzuziehen.

Das ursprüngliche Volk wird ebenfalls wieder verschlossen. Bereits vorher wird - wenn nicht bereits am Anfang geschehen - in die untere Zarge noch eine Wabe mit etwas unverdeckelter Brut gehängt. Vorhanden gebliebene Varroamilben nutzen diese offene Brut, um dorthin einzuwandern. Sobald diese Zellen nach wenigen Tagen verschlossen sind, wird dieser Rahmen wieder entnommen und das Volk ist anschließend varroaarm oder im Idealfall varroafrei.

Nachdem die entnommene Brut im Sammelbrutableger geschlüpft ist, erfolgt dort eine Behandlung mit Ameisensäure oder - neu zugelassen - mit Oxalsäure. Letztere wird auf die brutfrei gewordenen Waben gesprüht. Jetzt fehlt hier nur noch eine neue Königin. Entweder zieht das Ablegervolk sich selber eine neue nach oder es wird von außen eine Königin zugesetzt.

 

 

 

 

Heute morgen hatte ich DIE Erleuchtung und war zugleich erschrocken. Gestern hatte ich die letzte Königin eingeweiselt. Aber ich hatte etwas wichtiges vergessen: nämlich am unteren Käfigende das Verschlussplättchen zu entfernen. Mit anderen Worten: die Beute muss noch einmal geöffnet werden, um dieses kleine Endstück auszubrechen. Immerhin, so meine Überlegung, hatte das Volk damit einen Tag länger Zeit, um sich an den Duft der neuen König zu gewöhnen und damit die Königin besser anzunehmen.

Unterseite des Zusetzkäfigs mit dem Verschlussplättchen

Das Öffnen ging schnell: den Honigraum abgenommen, das Absperrgitter entfernt und den Käfig herausgezogen, das Plättchen ausgebrochen und alles anschließend in umgedrehter Reihenfolge zurückgebaut.

Generell gilt, dass nach dem Zusetzen einer Königin erst einmal Ruhe im Stock herrschen soll. Frühestens nach zehn Tagen sollten deshalb die Beuten erstmals wieder geöffnet werden. Wir werden also in der zweiten Julihälfte den ersten Blick in die Beuten werfen.

Kurz danach werden wir eine neue Behandlung zur Varroabekämfung durchführen: die totale Brutentnahme. Hierüber werde ich gesondert berichten.

Beim Umweiseln ging es heute mit Hilfe des Marburger Feglingkastens weiter. Drei Völker konnte ich auf diese Weise "durchsieben" und entweiseln, also von der Königin befreien.

Allerdings stimmt das so doch nicht. Beim dritten Volk habe ich beim Abheben des Honigraums unter den Seitenteilen, den Ohren, der Rahmen folgendes entdeckt:

Tote Bienenkönigin. Der längere Hinterleib ist hier sehr deutlich zu erkennen.

Es war die Bienenkönigin, die schlicht und ergreifend platt gedrückt worden ist. Dies kann nur beim Aufsetzen des Honigraums oder des Absperrgitters vor wenigen Tagen geschehen sein.

Warum erst dann? Hier kann man kriminalistisches Gespür entwickeln: Zum einen haben wir vor einer Woche den ersten Honig geschleudert und dazu auch den Honigraum dieses Volkes abgenommen. Zum anderen gab es entsprechende Hinweise auch im Volk selbst: keine Eier mehr, aber dafür Rundmaden. Nach drei Tagen schlüpft aus dem Ei die Larve oder Made. Anfangs noch sehr klein, maximal 2 mm lang, wächst sie in den folgenden Tagen heran und füllt kreisförmig zusammen gerollt, den gesamten Boden einer Wabe aus. Es muss demnach die Eiablage vor knapp einer Woche beendet worden sein. Das deckt sich mit dem Zeitpunkt der Honigernte.

Wabe mit klassischem Brutnest. Rechts am Rand zwischen offenem Nektar und verdeckeltem Honig ist ein Spielnäpfchen, eine Weiselzelle, zu erkennen

Gleiche Wabe, Gegenseite mit drei Weiselzellen

Auf der oben abgebildeten Wabe ist alles Wichtige für diesen Kriminalfall zu erkennen. Besonders rechts oberhalb der verdeckelten Brut sind die erwähnten Rundmaden gelegen.

Detail aus der Brutwabe: auf dem Boden sind die erwähnten Rundmaden deutlich zu erkennen

Eier: keine; dafür aber mehrere Nachschaffungszellen, Spielnäpfchen oder Weiselzellen.

Weiselzelle. Im Inneren ist ein Teil einer Made zu erkennen.

Hier in der Detailaufnahme der länglichen Königinnenzelle von oben sieht man wie diese Zelle tropfenförmig nach unten gebaut worden ist. In ihrem Inneren ist eine Made zu sehen, in den Photos allerdings oft nur als heller spiegelnder Fleck zu erkennen. In wenigen Tagen wäre die untere Öffnung verschlossen worden, so dass die neue Königin ungestört im Inneren heranwachsen kann. Man sieht hier übrigens auch wie genial die Bienen bauen: um den Tropfen herum sind Teile der ursprünglichen Wachswände von den Bienen entfernt worden, so dass eine Mulde entstanden ist und genügend Raum für die Weiselzelle vorhanden ist.

Alle Zellen, aus denen in diesem Volk noch weitere Königinnen hätten entstehen können, habe ich zerstört, damit die zugesetzte neue Königin keine Konkurrentinnen bekommt. Insgesamt waren es zehn zerstörte Zellen. Daran ist deutlich zu erkennen, in welcher Notlage sich das Volk befunden haben muss, wenn es so viele neue Königinnen heranzieht, von denen später nur eine einzige überleben würde. Die erste geschlüpfte Königin würde alle weiteren Rivalinnen abstechen und töten.

Sehr schön lassen sich hier anatomische Details der Königin erkennen. Deswegen zeige ich die Bilder noch einmal. Ebenso sind die Verletzungsschäden sichtbar wie abgerissene Beine, der Hinterleib ist durch den Druck etwas aufgequollen.

Tote Bienenkönigin. Am langen Hinterleib sind deutlich die einzelnen Segmentringe aus Chitin zu erkennen, die es der Königin ermöglichen, ihn zu verbiegen und in die Tiefen einer Zelle hinein zu strecken.

Zur Bienenanatomie erfolgt im Winter etwas mehr hier im Blog.

Der Postbote brachte sie mit und warf sie in den Briefkasten. Das ist zwar wenig königlich, aber praktisch.

Königin per Post. So kommen die "Mädels" oder "Damen" an

Dieser Tage sind viele Bienenköniginnen unterwegs. Sowohl in der Natur auf ihren Hochzeitsflügen als auch im Versand, hier dann meistens per Post. Den Königinnen macht diese Transportart wenig aus. Dunkelheit sind sie von ihrem Leben in den Bienenstöcken her gewohnt.

Mit der Schwarmzeit und danach findet die Völkervermehrung der Bienen statt. Hierfür werden neue Königinnen benötigt. Meistens ziehen die Bienen sich selber eine Königin nach. Aber auch die Imker greifen hier ein und züchten beispielsweise bestimmte Zuchtlinien nach oder Bienen aus Völkern mit besonderen Eigenschaften und Merkmalen.

Erwerbsimker, die vom Ertrag der Bienen leben und Wirtschaftsvölker führen, tauschen die Königinnen regelmäßig aus, teilweise sogar jedes Jahr. Der Bedarf an Bienenköniginnen ist also recht hoch. Deswegen haben sich einige Imker entsprechend spezialisiert und züchten beispielsweise überwiegend Königinnen heran. Eine solche Königinnenzuchtimkerei hatten wir vor einigen Jahren beim Wandern in den Südtiroler Alpen entdeckt.  Hier ist der gewonnene Honig dann nur so etwas wie ein Nebenprodukt.

Nach dem Öffnen kommen die Damen hervor ans Licht:

Nicotsche Zusetzkäfige mit je einer Königin und Hofstaat. Die Königinnen sind an den gelben Punkten auf ihren Rücken zu erkennen

In solchen gelben Zusetzkäfigen werden sie verschickt. Ein kleiner Hofstaat ist dabei. Durch die Löcher bekommen die Bienen genügend Luft zum Atmen. Ein Propf aus Futterteig ist am unteren Ende sowohl die Nahrungsquelle der eingeschlossenen Bienen und dient zugleich zum Einweiseln in das neue Volk. Hierzu wird ein Verschluss am Boden entfernt, so dass der Teigverschluss von beiden Seiten her gefressen kann. Sobald der Weg dann frei ist, kann die gefangene Königin in den Stock laufen. In der Zwischenzeit kann sich das Volk schon an den Geruch der neuen Königin mit ihrem Pheromon gewöhnen und damit die Annahme ermöglichen.

Am Abend zuvor hatten wir die mit Spanngurten gesicherte Beute zu unseren anderen Bienenvölkern gebracht und dort aufgestellt (vierter Schritt).

Die mit Spanngurten gesicherte Bienenbeute am Tag danach

Damit der Schwarm schnell wieder zu einem lebenstüchtigen Volk und Wirtschaftsvolk heranwachsen kann, müssen die Bienen einen neuen Lebensraum erhalten. Die Transportbeute ist nur das Medium dafür. Die nötigen Überlegungen lauten jetzt in diesem Fall: besitzt dieses kleine Schwarmvolk überhaupt (noch) eine Königin, die für den Nachwuchs sorgen kann? Ist es überlebensfähig?

Am Tag nach dem Fangen bin ich erneut zu den Bienen gefahren und habe die Beute geöffnet. Ein Blick in ihr Inneres zeigt dann wie klein das Volk tatsächlich ist:

Das kleine Schwarmvolk in der Beute

Lediglich die linke Seitenwand ist mit Bienen besetzt. Der übrige Teil der Beute ist leer.

Normalerweise käme jetzt auf diese offene Zarge eine weitere mit Rahmen und Mittelwänden gefüllte Zarge aufgesetzt (fünfter Schritt). Mittelwände sind in Rahmen eingelötete Wachsplatten mit einem Wabenreliefmuster, auf dem die Bienen zügig ihre eigenen Waben aufbauen. In unserem System passen zehn Rahmen und Mittelwände in eine Zarge hinein. Für dieses kleine Völkchen sind das viel zu viele. Wegen der Unsicherheit, ob dieses Volk "beweiselt" ist, also eine Bienenkönigin besitzt, habe ich mich zu einer modifizierten Vorgehensweise entschlossen:

Aus einem anderen Volk habe ich eine Wabe entnommen, die sowohl frische Eier als auch verdeckelte und unverdeckelte Brut sowie Futter enthält. Sobald Brut vorhanden ist, beginnen die Bienen instinktiv mit der Brutpflege. Aus vorhandenen Eiern können sie selber, wenn es erforderlich sein sollte, eine neue Königin nachziehen. Sollte diese Notwendigkeit nicht bestehen, würden sich aus den Eiern nur normale Arbeiterinnen entwickeln. Es wäre also keinesfalls ein Verlust, sondern auf alle Fälle ein Gewinn für das Volk.

Für den Fall einer Königinanzucht würde es nicht ganz drei Wochen dauern, bis eine neue Königin geschlüpft wäre. Sobald sie nach dem Schlüpfen ihren Hochzeitsflug absolviert hätte, könnte sie nach wenigen weiteren Tagen mit der ersten Eiablage beginnen. Das hieße in Zahlen etwa: in knapp sechs Wochen würde das Volk dann wieder anwachsen können (14 Tage für die Königinnenentwicklung, drei bis vier Tage Pause für den Hochzeitsflug und den Beginn der anschließenden Eiablage und noch einmal drei Wochen für die Entwicklung dieser ersten Brut vom Ei bis zum Schlupf). Wäre eine Königin bereits im Volk vorhanden, würde sich diese Zeit um etwa zwei bis zweieinhalb Wochen verkürzen.

Aufgesetzte Zarge mit Mittelwänden und einer kombinierten Brut-/Futterwabe

Im sechsten Schritt bauen die Bienen die Mittelwände zu Waben oder Zellen  aus, die im siebten Schritt von der Königin mit Eiern gefüllt (bestiftet) werden. Mit anderen Worten: es bleibt richtig spannend! Ich werde noch öfters von Steffi berichten dürfen und können.

Gestern, mitten in der Arbeit erreichte mich kurz nach 15 Uhr eine E-Mail, ob ich es übernehmen könnte, einen Bienenschwarm zu bergen...

Die erwartete Schwarmzeit ist nun also voll da. Zum Glück war eine Telephonnummer und Adressangabe in der Mail vorhanden. Beim Anruf gab es erste Hinweise, der Schwarm hinge -  ungewöhnlich - in einem Olivenbaum in 2 Metern Höhe in einem Frankfurter Industriegebiet. Wir vereinbarten, dass wir gleich nach Feierabend mit unserer Ausrüstung vorbeikommen, um den Schwarm einzufangen.

Gegen 19:30 Uhr erreichten wir das Areal im Stadtteil Riederwald. Inmitten von vielen Fabrikgebäuden lag die Kochschule Ketao in der Gwinnerstraße. Die Anruferin bzw. Melderin war extra dort geblieben und ließ uns auf das Grundstück. In der Tat: da hing er, der Schwarm. Schwarm? Nein, eher ein "Schwärmelchen". Eine kleine Traube voller Bienen saß im Geäst eines aufgestellten Olivenbaumes.

Der Schwarm im Olivenbaum

Typische Schwärme sind wesentlich größer. Die hier sitzenden Bienen sehen eher wie ein Nachschwarm aus. Wenn ein Teil der im Muttervolk lebenden Bienen abgeschwärmt ist, bilden sich oft noch einmal ein oder zwei kleinere Nachschwärme, die dann ebenfalls ausziehen. Oftmals haben sie noch keine Königin.

Trotzdem haben wir den Schwarm geborgen. Erster Bergungsschritt:

Erster Schritt zum Bergen eines Schwarmes: Wasser

Mit einer feinstrahligen Sprühpistole wird eine Art Wassermantel um die äußeren Hüllbienen gelegt. Das verhindert ein unkontrolliertes Auffliegen.

Im zweiten Schritt gilt es die dort hängenden Bienen in eine Transportkiste zu bekommen. Wenn die Bienentraube an einem Ast frei hängt, ist das ein sehr einfaches und leichtes Spiel. Mit einem kräftigen Schlag auf den Ast löst sich die Traube und fällt in ein darunter gehaltenes Auffanggefäß hinein. Etwa 90% der Bienen kommen so im Idealfall mit. Natürlich fliegen einige trotzdem auf. Sie sammeln sich anschließend an gleicher Stelle wieder oder landen oftmals auf dem Boden.

Normalerweise tragen unsere  Bienenvölker keine Namen. Bei den gefangenen Schwärmen haben wir das jedoch irgendwann einmal geändert und ihnen möglichst passende Namen gegeben. Zum Teil haben wir sie auch nach den Entdeckern bzw. Meldern benannt. In diesem Fall kam die Info von Stephanie, zuerst gesehen wurde der Schwarm jedoch von Ben. Gemeinsam haben wir uns auf den Namen Steffie für dieses Volk geeinigt. Steffi bekommt die Schwarmnummer 1/2017.

Die Bienen in der Transportkiste werden im dritten Schritt in eine leere Bienenbeute geschüttet. Dort bleiben sie wie ein loser Haufen. Anfangs bleibt das Einflugloch noch geöffnet, damit die anderen Bienen des Schwarmes dort ebenfalls einziehen können. Sie werden dafür durch das Pheromon der Königin angelockt.

Der Schwarm in der Beute mit dem offenen Einflugloch

Mit dem Beginn der Dunkelheit wird das Einflugloch fest verschlossen. Die Beute wird mit Transportbändern fest verschlossen, damit keine Bienen ins Auto entweichen können und während der Fahrt dort frei fliegen. Die so gesicherte Beute wird zum neuen Standort gefahren und bleibt dort verschlossen über Nacht stehen. In dieser "Dunkelhaft" beruhigt sich das Volk.

Nach einem oder zwei Tagen wird der eine Zarge mit Mittelwänden aufgesetzt. Zur Sicherheit gibt man auch noch eine Futterwabe hinzu. Innerhalb kürzester Zeit beginnen die Bienen nun die Mittelwände zu vollständigen Waben auszubauen. Danach kann die Königin ihre Eier in die neuen Wabenzellen legen und das Volk sich wieder vermehren.

 

Der April macht, was er will. Genau das erleben wir in diesem Jahr. War es im März gesichert zu warm, ist es im April mit Stand vom 26.April 2017 gefühlt deutlich zu kalt. Dieses unangenehme Aprilwetter macht sich auch bei unseren Bienen und der Natur auf der Streuobstwiese deutlich bemerkbar. Bei 12° C gegen 19 Uhr habe ich die folgenden Bilder gemacht.

Vor vier Tagen haben wir mit den Mitgliedern der Jugendgruppe den ersten Ableger des Jahres 2017 erstellt. Aus einem starken Volk haben wir dazu drei vollbesetzte Rahmen entnommen, die sowohl Eier beziehungsweise "Stifte", als auch Larven und verdeckelte Brut enthalten haben. Die Königin haben wir im Ausgangsvolk belassen. Die Bienen dieses Ablegers werden sich aus den eingesetzten Eiern eine neue Königin selber ziehen. Sobald diese geschlüpft und vom anschließenden Hochzeitsflug heimgekehrt ist, kann der Ableger sich zu einem neuen Jungvolk entwickeln.

Ablegerkasten 2017

Mit diesem ersten Ableger haben wir begonnen, die massiv dezimierte Bienenvölkerzahl langsam wieder aufzubauen.

Auf der Streuobstwiese ist um die Bienen herum inzwischen die Apfelblüte in vollem Gange, die Kirschblüte ist mittlerweile beendet.

Apfelblüte: Weißer Klarapfel (vor zwei Jahren erst gepflanzt)

Apfelblüte: Ontario

Die Kältewelle dieses Jahres mit ihrem aufgetretenen Frösten hat leider auch bei uns Schäden hinterlassen:

Frostschäden am Leittrieb des Bienenbaums

Frostschäden am Bienenbaum

Der Leittrieb und die Seitentriebe des Bienenbaumes haben deutlich erkennbare Erfrierungen abbekommen. Die äußersten Blätter hängen allesamt beschädigt herab. Der Baum selbst dürfte dies aber überleben und sich in den nächsten Wochen wieder erholen.

Bei 12° C Außentemperatur war gegen 19 Uhr kein Flugbetrieb an den Fluglöchern mehr zu erkennen. Trotzdem saßen ein paar vereinzelte Bienen auf den Korken der Bienentränke und haben dort vom Wasser getrunken.

Korken mit Bienen in der Bienentränke

Korken mit Bienen in der Bienentränke

 

In diesem Jahr hatten wir einige Schwärme eingefangen, ein paar Ableger gezogen und unsere Völkerzahl auf zuletzt 22 erhöht. Ziel war und ist unverändert, dass wir zwanzig Bienenvölker führen wollen und nicht mehr.

Bei einem Volk fehlte bei der letzten Durchsicht die Bienenkönigin. Also wurde sehr schnell der Plan geboren, dieses königinnenlose Volk mit einem der Schwärme zu vereinen.

Der Schwarm Martina fiel mangels Bienenmasse leider dafür aus (siehe Beitag vom 23.07.2016), also blieb nur der Schwarm San Stefano übrig.

Gestern abend, in der Dämmerung, bin ich deshalb auf das Gelände fahren, auf dem die beiden Schwärme stehen, und habe dort deren Fluglöcher verschlossen. Damit können die Bienen ihren Stock nicht verlassen.

Heute nachmittag sind wir zu zweit zu den beiden Schwarmvölkern gefahren und haben sie erst versandfertig gemacht und anschließend abtransportiert.

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Versandfertig heißt, das Flugloch sichern, die gesamte Beute zu vertäuen, damit sie beim Transport gegen unbeabsichtigtes Öffnen gesichert ist. Sollten im Auto kleine Öffnungen entstehen und Bienen dadurch ans Tageslicht ins Innere gelangen können, wäre das mit Sicherheit kein besonders angenehmes Vergnügen...

Übrigens bei diesen Vorbereitungen hatte sich gezeigt, dass ich das Flugloch nicht gründlich genug verschlossen hatte. Es wurde durch die beiden Seitenschrauben ("Vorrreiber") nicht fest genug nach hinten gedrückt. Einzelne Bienen sind durch diesen kleinen Schlitz doch noch nach außen gelangt. Also musste ich da noch die Schrauben nachziehen.

Danach konnten wir mit den Bienenstöcken im Kofferraum mit dem Auto von Frankfurt-Praunheim bequem zum Riedberg fahren. Eine Biene flog dabei trotzdem frei im Kofferraum mit, blieb aber recht gelassen.

Auf dem Riedberg angekommen, haben wir die beiden Beuten übereinander gestellt. Zwischen ihnen habe ich ein Blatt Zeitungspapier mit kleinen Löchern gelegt. Durch sie können die Bienen langsam mit dem anderen Volk Kontakt aufnehmen und sich vermischen. Anschließend bleibt zu hoffen, dass die Königin ebenfalls angenommen wird und möglichst zügig mit der Eiablage beginnen kann.

Links die beiden miteinander vereinigten Völker
Links die beiden miteinander vereinigten Völker

Natürlich sind vier Zargen für ein Volk auf Dauer zuviel. Deshalb werden zwei von ihnen nach einiger Zeit wieder entfernt und das neue Volk auf die restlichen beiden Zargen eingeengt.

Am Sonntag, 31. Juli 2016, findet um 11 Uhr das letzte public beekeeping statt.

An diesem Tag werden die Bienen gegen die Varroamilben behandelt und zugleich aufgefüttert. D.h. nachdem der Honig vorher entnommen worden ist, erhalten die Bienen als Ersatz Fremdfutter, dass sie wie Nektar einsammeln und in ihren Waben als Wintervorrat einlagern. Damit ist die Saison 2016 nahezu beendet. Im Winter findet noch einmal kurz vor Weihnachten eine Behandlung gegen die Varroamilben statt, möglichst dann schon in der Brutpause, wenn es draußen kalt genug ist.

Im Lauf der nächsten Monate wird die Zahl unserer Völker etwas reduziert, indem mehrere Völker miteinander vereinigt werden und so ein kräftiges neues Gesamtvolk bilden.

Möglicherweise werde ich auch ein wenig experimentieren und in einer Beute versuchen, zwei Königinnen zu führen.

Vor über vier Wochen hatte ich die neuen Reinzuchtköniginnen einem Teil unserer Völker zugesetzt. Leider wurden die neunen Damen nicht überall angenommen. Bei der Durchsicht am 24. Juli 2016 fanden wir in einem Volk gleich zehn Nachschaffungszellen vor. Einige von ihnen waren noch offen, andere sogar verschlossen. In letzteren war also eine Königin am heranwachsen. Solche Situation ergibt sich, wenn die neue Königin nicht angenommen worden ist. Ein Volk ohne Königin geht gar nicht! Ohne sie ist es nicht überlebensfähig. Deshalb versuchen die Bienen so schnell wie möglich sich eine neue Königin heranzuziehen. Damit das sicher gelingt, benötigen sie eine Wabe mit frischen Eiern oder frisch geschlüpften Larven. Im Idealfall sind diese Larven nicht älter als ein Tag. Sie werden dann mit dem Königinnenfuttersaft gefüttert, ihre Zelle wird umgebaut und nach knapp zwei Wochen würde die neue Königin dann schlüpfen.

Glücklicherweise hatte ich einen Tag zuvor auf meinen Bauch gehört. An diesem Tag war ich beim Imkereibedarfshändler, um dort das Winterfutter zu kaufen und hatte mir, einer Eingebung folgend, drei begattete Königinnen dort bestellt. Eine wird dann diesem weisellosen Volk zugesetzt werden. Weisel ist die historische andere Bezeichnung für die Bienenkönigin.

Die unten stehenden Bilder zeigen einen Teil der nachgeschaffenen Weiselzellen.

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Diese leeren halbkugelförmigen Zellen nennt man auch Spielnäpfchen. Sobald hierin im Königinnenfuttersaft eine neue Königin heranwächst, wird das Spielnäpfchen zu einer Weiselzelle umgebaut und erweitert.

Heute Abend war ich nach der Arbeit erst in Frankfurt-Praunheim und später auf unserer Streuobstwiese, um bei den gefangenen Schwärmen Zargen mit Mittelwänden aufzusetzen und die Fluglöcher zu öffnen.

In Praunheim stehen interimsweise zwei Beuten mit Bienenschwärmen. Auch diese Schwärme haben wie im letzten Jahr Namen von mir erhalten: Santa Martina [genannt nach Martina C., die uns auf diesen Schwarm auf dem Frankfurter Kautenhof aufmerksam gemacht hatte] und - sic! - San Stefano [nach Stephan C. vom Frankfurter Kautenhof, der uns seinen Traktor mit Fangkorb für eine Höhenbergung zur Verfügung gestellt hatte].

Den Schwarm San Stefano habe ich heute Abend mit Mittelwänden versehen. Beim Fangen eines Schwarmes "schlägt" - also kippt oder schüttet -man zuerst die Bienen in eine Leerzarge hinein, die auf einem Boden mit luftdurchlässigem Gitter steht und deren Flugloch verschlossen wird. Oben drauf kommt ein Deckel. So hermetisch eingesperrt wartet der Imker ab, dass sich das Volk von seinem Schwarmtrieb beruhigt. Viele Imker und Bücher empfehlen hierfür drei Tage "Keller-" beziehungsweise "Dunkelhaft". Nach unseren Erfahrungen reicht jedoch ein Tag dafür aus.

Am Folgetag öffnen wir die Leerzarge. Ein großer Teil der Bienen liegt dabei auf dem Boden, der allergrößte Teil hängt meistens an der Unterseite des Deckels und hat oft schon mit dem ersten Bauen von Waben begonnen. Teilweise sind es nur kleine Pünktchen aus Wachs, manchmal aber auch bereits fertige Waben, die in Wildbaumanier tropfenförmig herabhängen. Im Volk San Stefano waren es drei dieser Tropfen. Zwischen zweien von ihnen habe ich übrigens eine blau markierte Königin laufen gesehen.

Auf der Streuobstwiese hingen im Volk Gaia zwei Tropfen vom Deckel herab, ein größerer und ein kleiner. Das überraschende war hierbei, dass in den Zellen auf dem Grund bereits Nektar eingetragen war. Weil das Volk eingesperrt war, konnte dieser Nektar während dieser Zeit der Dunkelhaft nicht unmittelbar von außen importiert worden sein. Folglich muss er bereits mitgebracht und aus den Honigmägen der geschwärmten Bienen stammen. Dieser Nektar war sozusagen der Reiseproviant, um die Bienen vor dem Verhungern zu schützen. Aus diesem Grund habe ich diesen großen nektarhaltigen Wachstropfen nicht mit heim genommen, sondern den Bienen als Futterreserve belassen.

Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm San Stefano
Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm San Stefano in den Maßen 11,5 x 13, 8,5 x 11,5 und 4,5 x 6 cm jeweils Breite x Höhe von links nach rechts.

Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm Gaia
Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm Gaia, 6 x 8,5 cm (Breite x Höhe)

Innerhalb von vier Tagen haben wir fünf Bienenschwärme gefangen. Imker Florian K., der ebenfalls in Praunheim seine Völker stehen hat, fragte mich vorgestern, ob ich kein anderes Hobby habe als Schwärme zu fangen. Über die anderen Schwärme berichte ich gesondert.

 

 

Sie hat etwas geheimnisvolles, die Bienenkönigin. Das Gelée Royale gilt als Mythos ewiger Jugend und Schönheit.

Wer oder was ist die Bienenkönigin?

Wenn wir imkern und in unsere Völker schauen, versuchen wir stets die Königin zu finden. Sie ist die wertvollste Biene. Dabei ist sie ja gar keine Königin in unserem politischen Sinne, sie regiert nicht, schließt keine Verträge, macht keine Staatsbesuche. Im Grunde ist sie nichts weiter als eine Eierlegemaschine. Das hört sich hart an, ist aber Tatsache. Die Königin ist die einzige Biene im Volk, die befruchtete Eier legen kann und so für den Nachwuchs und Erhalt "ihres" Volkes sorgt.

Wie alle anderen Bienen auch, schlüpft sie eines Tages aus ihrer verdeckelten Wabenzelle. Vom Körperbau her ist sie größer als alle anderen Bienen und besitzt einen langen schlanken Hinterleib. In ihm liegt ihr Geheimnis verborgen. Sie kann nur Eier legen. Zum Nektarsammeln ist sie nicht geeignet, die dafür nötigen Körperteile sind bei ihr verkümmert. Anders als die Arbeiterinnen kann sie sich auch nicht selber versorgen, sprich ernähren. Sie wird lebenslang von Bienen, die ihren Hofstaat bilden, gefüttert und zwar wieder mit dem Königinnenfuttersaft, genannt Gelée Royale.

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Nach ihrem Schlupf bleibt sie noch einige Tage in ihrer Behausung, bevor sie zum Hochzeitsflug startet. Noch ist sie unbegattet und damit nicht fähig, das Volk zu vermehren. Während ihres Hochzeitsflug wird sie im Flug in etwa 10 bis 15 Metern Höhe von mehreren Drohnen begattet. Hierbei nimmt sie das Sperma der Drohnen auf und bewahrt es bis zu ihrem Tod in einer Spermathek ihres Hinterleibes. Die Drohnen sterben unmittelbar nach der Begattung ihren Liebestod. Ihr Geschlechtsorgan verlieren sie nach erfolgreicher Befruchtung, es bleibt oft in der Königin am Hinterleib stecken. Auf diese Weise wird sie von mehreren Drohnen befruchtet. Dazu unternimmt sie zum Teil auch mehrere Hochzeitsflüge.

Wenige Tage nach der erfolgreichen Rückkehr beginnt sie mit der Eiablage. Forthin wird sie ihren Stock nie wieder verlassen, es sei denn, das Volk schwärmt mit ihr aus. In der Zeit der stärksten Bruttätigkeit kann sie bis zu 2000 Eier am Tag legen. Mit ihren Fühlern am Kopf  geht sie hierzu als erstes in die entsprechende Wabe und misst sie aus. Wenn sie erkennt, dass es sich hier um eine "Standardwabengröße" handelt, weiß sie, dass die zu legenden Eier befruchtet in die Zelle zu stellen sind. Bei der Nicht-Standardgröße werden unbefruchtete Eier gelegt. Aus ihnen werden später Drohnen werden, während aus den befruchteten Eiern stets die Arbeiterinnen kommen.

Zur eigentlichen Eiablage steckt sie ihren langen schlanken Hinterleib tief in die Zelle hinein und stellt dabei ein Ei mit einer seiner Spitzen senkrecht auf dem Boden ab. Diese frischen Eier ragen wie kleine Stifte oder Nägel vom Untergrund nach oben. Deshalb nennen die Imker diesen Vorgang "bestiften" und die Eier Stifte. Nach einem Tag beginnt der Stift, das Ei, sich langsam auf die Seite zu legen, am dritten Tag liegt es völlig auf dem Boden. Dieses gilt sowohl für die Arbeiterinnen als auch für die Drohnen. Die am vierten Tag geschlüpften Larven beziehungsweise Maden werden von den Pflegebienen für einen Tag mit dem Gelée Royale gefüttert. Ab dem fünften Tag bekommen die zukünftigen Arbeiterinnen und Drohnen dann nur noch Pollen als Eiweiß und Nektar als Kohlenhydrate zu fressen.

Alle Bienen ihres Volkes sind Halbgeschwister. Alle haben sie zwar die gleiche Mutter, dabei aber in der Regel unterschiedliche Väter. Diese Durchmischung der Gene, des Genpools, sorgt dafür, dass es hierbei eine Vielfalt gibt und keine Inzucht möglich ist. Damit dient dieses Verhalten der Arterhaltung und der genetischen Vielfalt. Im Imkerjargon spricht man wegen der Funktion des Eierlegens von der Königin auch von der "Mutti".

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Aber die Königin kann mehr als nur Eierlegen. Sie sondert kontinuierlich einen Duftstoff ab, den die Bienen wahrnehmen. Dieses Pheromon (=Duftstoff) bewirkt folgendes: allen Bienen signalisiert es, dass ihre Königin im Volk ist und lebt. Dadurch vermittelt die Bienenkönigin allen Bienen ihres Volkes ein Wir-Gefühl beziehungsweise Zusammengehörigkeitsgefühl. Sobald es im Bienenstock länger als etwa zwei Stunden nicht mehr nach der Königin riecht, werden die Bienen unruhig. Sie versuchen dann aus den frisch geschlüpften Eiern eine Larve zu einer neuen Königin zu ziehen, damit das Volk mangels Nachwuchs nicht zugrunde geht. Gleichzeitig bewirkt der Königinnenduftstoff eine Unterdrückung des Sexualtriebes der Arbeiterinnen. Fehlt die Königin und sind keine Eier oder frische Larven mehr im Bienenvolk vorhanden, können die Arbeiterinnen plötzlich Eier legen. Weil diese Eier jedoch nicht befruchtet sind, entstehen aus ihnen nur Drohnen.

Drohnen sind größer als Arbeiterinnen, ihre Zellen ebenfalls. Für das letzte Reifestadium jeder Biene, dem Puppenstadium, wird die Zelle mit einem Deckel verschlossen. Dieser Deckel ist bei den Drohnen größer als bei den Arbeiterinnen und sieht kuppelartig aus. Wenn in einem königinnenlosen Volk die Arbeiterinnen Drohnenbrut aufziehen, spricht der Imker wegen dieser kuppelartigen Oberfläche des Brutnestes auch von Buckelbrut und nennt das Volk buckel- beziehungsweise drohnenbrütig.

Heute, am 22. Mai 2016, habe ich in einem Volk die Königin entdeckt und photographiert. Die ist auf dem Rücken mit einem blauen Plättchen markiert, Diese Markierung bedeutet, dass die Königin aus dem Jahr 2015 stammt. Für jedes Jahr gibt es eine eigene Königinnenfarbe. Der Rhythmus wiederholt sich alle fünf Jahre. Im Prinzip geht es dabei von hell nach dunkel. Blau ist die dunkelste der Markierungen, weiß die hellste. im Jahr 2016 beginnt ein neuer Zyklus, also ist die Farbe weiß.

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Alle drei Bilder dieses Beitrages zeigen die gleiche Königin. Sie ist übrigens mit einem kleinen Volk in eine leerstehende und unverschlossene Beute eingezogen. Bei der Völkerdurchsicht konnte ich auf den Waben keine Bruttätigkeit finden. Das ist besorgniserregend. Parallel dazu haben wir einen Ableger aus dem letzten Jahr, dem die Königin abhanden gekommen zu sein scheint. Da liegt es nahe, diese beiden Völker zu vereinigen. Darüber berichte ich zu einem späteren Zeitpunkt.

Die Markierungen der Königin sind kein Selbstzweck. Sie helfen dem Imker in dem Gewusel und Gewirr die Königin schneller zu entdecken und zu schützen. Oft ist sie unter anderen Bienen verborgen und damit kaum zu entdecken. Der andere Grund für die Markierung (Zeichnung) ist, dass man so auf den ersten Blick das Alter der Königin erkennen kann. Königinnen können vier bis fünf Jahre im Volk leben. Allerdings lässt im Laufe der Jahre ihre Legeleistung deutlich nach. Wenn man von den Völkern regelmäßig Honig ernten will und diese Völker folglich als Wirtschaftsvölker ansieht, sollte man die Königin alle drei Jahre austauschen und durch eine neue ersetzen. In der freien Natur machen die Bienen das übrigens auch. Sobald sie mit ihrer Königin unzufrieden sind, töten sie sie. Auch dieses Beispiel zeigt, dass wir Menschen eine andere Wertevorstellung von Königtum haben als die Bienen.

Etwa zwei Stunden später war ich mit einer anderen Kamera zum Fotoshooting wieder bei dem Schwarm. Vor ihm surrte und schwirrte und brauste es weiterhin. Oder wieder? Die Schwarmtraube hing oben im Geäst und hatte eine beachtliche Größe von knapp einem Meter Länge. Die davor aufgestellte Beute war wie erwartet leer.

Während ich photographierte, nahm die Menge der brausenden Bienen innerhalb weniger Minuten kräftig zu. Ich glaube dabei meinen Augen nicht zu trauen: diese Bienen flogen nicht etwa auf die Schwarmtraube zu, sondern von ihr weg. Innerhalb von weniger als fünf Minuten war die Traube aufgelöst verschwunden. Über der Wiese waren Wolken von Bienen zu beobachten, vereinzelte auch noch im Geäst des ursprünglichen Sitzes. Der Schwarm war einfach weiter gezogen.

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Meine Eingangsbemerkung des "eigentlich" trifft in der Tat völlig zu. Aus der Traum von San Stefano, Schwarm ade!

Ein wenig traurig und etwas empört ging ich zur Streuobstwiese zurück. Dort photographierte ich noch, als ich erneut über der vorhin beschriebenen Freifläche viele Bienen sah und deren Brausen hörte. Die Zahl der Bienen nahm zu und zwar in rasantem Tempo. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich eine weitere Schwarmtraube. Wiederum hängt sie in ca fünf Metern Höhe, aber relativ frei über einem Wiesenstück. Sollte der vorige Schwarm sich jetzt etwa hier niedergelassen haben? Ist das vielleicht ein neuer Schwarm?

Spannend ist es und wie. Wie nun diesen Schwarm einfangen? Mit dem Traktor kommt man nicht auf dieses Grundstück. Also würde nur eine sehr lange Leiter helfen.

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Zum Glück besitzen wir eine sechs Meter lange Klappleiter. Sie wurde abends aufgebaut, Matthias hielt sie fest während ich hinaufstieg. Mit dem Rand einer großen Plastikbox fuhr ich am Ast entlang und fegte den Schwarm mehr oder minder in das Gefäß. Unten angekommen, leerte ich es mit einem kräftigen Schlag in den Innenraum einer leeren Beute. Das Flugloch öffnete ich, die Beute wurde anschließend verschlossen. Nicht alle Bienen aus der Box sind in der Beute gelandet. Das ist nicht ungewöhnlich. Auch am ursprünglichen Ast sammelten sich Bienen und bildeten erneut eine Traube, die jedoch wesentlich kleiner war.

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Unter der Annahme und Voraussetzung, dass wir die Königin mit in die Beute geschlagen haben, sind wir heimgefahren. Der Duftstoff der Königin lockt die übrigen Bienen an, so dass sie im Laufe der nächsten Stunden durch das Flugloch in die neue Behausung ziehen würden. So war es auch. Als ich gegen 22:15 nach dem Schwarm schaute, klüngelten sich in der Box nur noch wenige Bienen zu einem Haufen zusammen, den ich nach dem Verschließen des Fluglochs ebenfalls ins Beuteninnere verfrachtet hatte. Am ursprünglichen Sitz im Baum hing noch immer eine kleine Traube voller Bienen. Sie werden den Einzug in die Beute nicht mehr machen können. Vielleicht betteln sie sich in andere Völker ein.

Das Volk in der geschlossenen Beute bleibt für kurze Zeit in "Dunkelhaft". Dann wird es an einem neuen Standort aufgestellt, das Flugloch wird geöffnet und auf die leere Zarge wird eine Zarge mit Mittelwänden aufgesetzt. Durch die Dunkelhaft verlieren die Bienen ihren Schwarmtrieb und beginnen in einem großen Tempo die angebotenen Mittelwände auszubauen. Kein Volk ist baufreudiger als ein gefangener Bienenschwarm. Innerhalb weniger Tage sind meistens fast alle Mittelwände ausgebaut. Die Königin muss in Brut gehen, damit sich das Volk vermehren kann. Wir haben in den nächsten Wochen genug Zeit, dieses Volk zu beobachten wie es sich entwickelt.

Weil zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Brut vorhanden ist, lässt sich bereits jetzt bei diesen Bienen eine Behandlung gegen die Varroamilbe durchführen. Honig wird von diesem Volk in diesem Jahr sowieso nicht entnommen. Deswegen bietet sich die Milbenbehandlung an. Milchsäure ist hierfür das Mittel der Wahl. Sie wird einfach auf die Bienen demnächst aufgesprüht. Dadurch reduziert sich die Milbenbelastung erheblich. Im Sommer tausche ich die vorhandene Königin gegen eine neue aus diesem Jahr aus. Der Grund ist einfach und logisch: ein Volk schwärmt mit seiner alten Königin aus, während sich die verbleibenden Bienen bereits eine neue junge Königin ziehen beziehungsweise schon gezogen haben. Mit anderen Wort: die Königin ist alt, aber, sofern sie nicht markiert ist, kann keiner sagen, wie alt sie ist. Deshalb kommt das Volk demnächst eine neue Königin.

Eigentlich sollte alles ganz anders werden. Ich habe heute nachmittag zufällig frei und bin auf dem Heimweg einem inneren Drang folgend zu den Bienen auf die Streuobstwiese gefahren. Beim Ausfüllen der Stockkarten über unsere Arbeiten vom letzten Sonntag war mir aufgefallen, dass ich eine Nummer doppelt vergeben haben muss. Jetzt wollte ich nur kurz nachsehen, welche Völkernummer ich übersehen hatte.

Beim Betreten der Streuobstwiese war bereits nach wenigen Metern ein leises Summen und Brausen zu hören. Je näher ich kam, desto lauter wurde es. Ich wunderte mich zunächst darüber, aber vor allen Beuten herrschte sehr lebhafter Flugbetrieb. Damit war der Fall für mich zunächst geklärt, während ich an den Rückseiten der Bienenstöcke entlang lief und die aufgeschriebenen Nummern kontrollierte.

Plötzlich sah ich viele Bienen im Sonnenlicht über einer freien Wiesenfläche fliegen. Ein weiterer Blick nach oben zeigte mir viele Bienen über meinen Kopf und die Baumwipfel ziehen. Schwarmalarm!, so klingelte es bei mir. Wenn hier so viele Bienen schwärmen, müssen sie sich ja irgendwo in der Nähe auch niederlassen. Die Suche wurde durch das Summen der eigenen Bienen deutlich erschwert. Dann endlich vernahm ich ein Brausen aus einer anderen Richtung und richtig: auf dem Nachbargrundstück mitten unter dem Laub versteckt sammelten die Bienen sich.

Folglich betrat ich das Nachbargrundstück, eine Pferdeweide. Im Grenzgehölz zur Streuobstwiese sah ich es:

Am Himmel schwirren lauter kleine schwarze Punkte.

Lauter schwärmende Bienen
Lauter schwärmende Bienen

Ihr Ziel hing oben in einem Baum:

Bienenschwarm in etwa 6 Meter Höhe
Bienenschwarm in etwa 6 Meter Höhe

Dieser Schwarm scheint riesig zu sein. Glücklicherweise hatte ich mein Smartphone dabei und konnte mit der Kamera die obigen Bilder festhalten.

Wie an den Schwarm herankommen? Klettern von der Streuobstwiese aus wäre unmöglich und nur unter Gefahr machbar gewesen. Der Besitzer der Weide wohnt zum Glück nur wenige Meter entfernt. Als ich ihm von dem Schwarm berichtete und fragte, ob er mir heute Abend helfen könnte ihn zu fangen, sagte er spontan zu .Er habe einen Traktor mit einem Fangkorb vorne an der höhenverstellbaren Ladegabel, damit sollte es kein Problem sein. Wir haben uns dann für 19 Uhr heute Abend verabredet in der Hoffnung, dass der Schwarm noch nicht weiter gezogen sein wird.

Vielleicht war das etwas naiv von mir gedacht, aber was einmal klappt, funktioniert vielleicht auch ein zweites Mal. In eine leerstehende unverschlossene Beute ist ein Volk eingezogen. Also habe ich eine der vorsorglich bereitstehenden Leerbeuten auf der Weide unterhalb des Schwarmes aufgestellt. Sollten die Bienen dort eingezogen sein, könnten wir uns die Höhenbergungsarbeiten sparen. Die Beute benötige ich abends vor Ort sowieso, insofern ist es nicht weiter schlimm, wenn ich sie bereits jetzt dort aufstelle.

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Auf dem Heimweg habe ich beschlossen, sollte es erfolgreich gelingen den Schwarm einzufangen, würde er wie im letzten Jahr einen Namen erhalten. Der Nachbar heißt mit Vornamen Stephan, sein Sohn, der abends den Traktor fahren würde, auch. Damit steht der Name fest: San Stefano.

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