Springe zum Inhalt

Nicht weit vom Bienenmobil aus dem letzten Blogbeitrag  befindet sich ein kleines Feld mit Buchweizen, der trotz seines Namens „nur“ ein glutenfreies Pseudogetreide ist.

Buchweizen

Buchweizen wird in letzter Zeit oft in der Landwirtschaft als Gründüngung eingesetzt, die Pflanze wurzelt tief, verbessert die Bodenstruktur und kann noch ausgesät werden, wenn etwa die Getreideernte schon vorbei ist. Auch ist Buchweizen oft in Samenmischungen für Blühstreifen oder Insektenweiden enthalten. Die Pflanze blüht bereits wenige Wochen nach der Aussaat. Buchweizenhonig ist eine seltene Spezialität: tiefdunkel in der Farbe, hocharomatisch und mit dem Duft „getragener Gummistiefel“ findet er doch seine Liebhaber!
Buchweizen als Nahrungsmittel ist in Deutschland kaum noch verbreitet. Wichtige Anbaugebiete sind Russland, die Ukraine und Polen. Dennoch gibt es noch einige regionale Spezialitäten:

  • herzhaft gefüllte Galettes aus der Bretagne,
  • süße oder salzige Blini aus Russland,
  • schwarzplentene Torte oder
  • schwarzplentene Knödel aus Südtirol.


Und natürlich die japanischen Soba-Nudeln aus Buchweizen! Gerne erinnern wir uns an eine Reise nach Takayama in den japanischen Alpen anlässlich des berühmten matsuri, das jeweils Mitte April und Oktober stattfindet.


Höhepunkt des Festes ist der große Umzug mit Prunkwagen, die mit Musikern besetzt sind. Es gibt auch welche mit katakuri ningyô, mechanischen Puppen, die – über Seilzüge „ferngesteuert“ – verschiedene Tricks zeigen.

Festwagen in Takayama
Mechanische Puppe am Festwagen


Nach dem Umzug streiften wir durch die Altstadt, wo hinter einem  großen Fenster ein Soba-Meister seine Kunst demonstrierte, er rollte den Nudelteig in quadratischer Form (!) aus, faltete die Teigplatte, schnitt sie mit einem speziellen Messer in akkurater Gleichmäßigkeit und gab sie portionsweise in Holzkästchen. Natürlich wurden in diesem Restaurant sofort Plätze  für das Abendessen reserviert, denn am Abend gab es einen weiteren Festumzug durch die Stadt! 

Ausrollen des Nudelteigs
Schneiden des Buchweizenteigs

fertige Buchweizennudeln

Auf Youtube ist der ganze Fertigungsprozess zu bewundern: Herr Shûichi Kotani zeigt, wie er aus reinem Buchweizenmehl Nudeln macht. Normalerweise benutzt man traditionell eine Mischung aus 80% Buchweizen- und 20% Weizenmehl, da dem Buchweizen ja das Klebereiweiß Gluten fehlt. Dafür sind ausgefeilte Technik und zügiges Tempo unabdingbar! 

https://www.youtube.com/watch?v=V3zFiwa8fKs

Rund um Frankfurt herum gibt es eine Regionalpark Rhein-Main-Wanderroute. Auf etwa 190 km kann man rund um Frankfurt herum wandern oder radeln. Ein kleiner Teil deckt sich mit dem Hölderlin-Pfad, einem Wanderweg, der von der Frankfurter Innenstadt nach Bad Homburg führt.

Bei uns auf dem Riedberg gibt es inzwischen mehrere um Äcker herum angelegte Blühstreifen. Etwas nördlich von uns, am Schnittpunkt Hölderlinpfad-Wanderroute Regionalpark haben wir beim Spazierengehen heute erstmals einen Doppelblühstreifen entdecken können.

Parallel zu Weg und Acker liegen zwei völlig unterschiedliche Blühstreifen. Der innere dürfte aus einer klassischen landwirtschaftlichen Saatmischung stammen wie sie auch bei uns auf dem Riedberg verwendet worden ist.

Daneben aber blüht es fast ausschließlich nur blau und gelb.

Doppelblühstreifen; von links nach rechts: Maisfeld, klassischer Blühstreifen, blau-gelber Blühstreifen

Mit der App "Flora incognita" habe ich die blauen Blüten bestimmt. Sie gehören zum Gewöhnlichen Natternkopf.

Blühstreifen, Gewöhnlicher Natternkopf
Blühstreifen mit Gewöhnlichem Natternkopf

Das Schöne: auf beiden Streifen herrscht ein starker Betrieb. Besonders die Natternköpfe werden momentan von Hummeln besucht. Aber auch viele andere Insekten sind hier anzutreffen und selbstverständlich auch Bienen. Damit dürfte die Idee, die Biodiversität, die Insektenvielfalt, durch Blühstreifen zu fördern, deutlichen Aufwind bekommen.

Unser Ortslandwirt hat sich übertroffen. Rings um ein Maisfeld hat er einen breiten Blühstreifen angelegt. Anfangs ist es für Außenstehende nicht ganz klar gewesen, was dort geschehen würde, weil sich über Wochen nichts getan hat. Aber dann, plötzlich, hat es zu sprießen begonnen. Mittlerweile ist der Streifen in voller Blüte.

Anfangs ist die dominierende Farbe blau-violett gewesen. Sie stammt von einer Pflanze, die unter dem Namen Phacelia bei Landwirten, Gärtnern und Imkern sehr bekannt ist. So ganz allmählich tauchen aus dem blauen Blütenmeer auch andere Blütenfarben und jetzt sogar Sonnenblumen auf.

Sinn und Zweck der Blühstreifen ist es, dem Insektenmangel entgegen zu wirken und Insekten eine Heimat und Nahrungsquelle zur Verfügung zu stellen. Es ist unglaublich wie viele Insekten von den Blüten angezogen und angeflogen werden. Wir Imker sehen es gerade jetzt, nachdem der Honig geerntet und die Tracht nahezu beendet ist, als ein wahres Geschenk für die Bienen an.

Auffällig: es dominieren noch immer die Blautöne der Phaceliablüten. Auf ihnen finden sich überwiegend zwei Hautflügler ein: Hummeln und Bienen. Für sie stellt diese Pflanze ein opulentes Mahl zur Verfügung. Phazelia wird auf Deutsch auch als Bienenweide beziehungsweise Bienenfreund bezeichnet. Andere Namen hierfür sind Büschelschön oder Büschelblume. Sie ist ursprünglich keine einheimische Pflanze, sondern stammt aus Nordamerika. Landwirte nutzen sie sehr gerne als Gründüngung.

Ich habe einige Photos heute vom Blühstreifen erstellt und zeige sie hier in loser Reihenfolge.

Hummel auf einer Phacelia
Phacelia
Sonnenblume
Im Anflug auf Phacelia
Phacelia
Klatschmohn
Biene auf einer Phaceliablüte
Hummel und Phacelia
Kornblume
Phacelia
Phacelia
Sonnenblume
Phacelia
Phacelia
Anis oder Fenchel?
Malve
Sonnenblume
Phacelia
Sonnenblume
Malve

Lange schon sind sie angefordert worden, um die Biodiversität zu fördern. Inzwischen setzen sie sich immer mehr durch. Mag man auch auf die Landwirte und die von ihnen verursachte Monokulturwirtschaft schimpfen, eines darf man ihnen zu Gute halten: sie sind nicht unsere Feinde und Gegner. Landwirte selber sind an einer gesunden und artenreichen Umgebung für die Äcker und Wiesen interessiert. So unglaublich es klingt: schon aus Kostengründen!

Pflanzenschutzmittel sind teuer! Sofern es möglich ist, daran zu sparen, haben wir die Landwirte durchaus auf unserer "Bio"-Seite. Ob dies auch aus Überzeugung so ist, vermag ich nicht zu sagen, bei einigen ist das scher (schon) der Fall.

Immer mehr setzen sie an den Ackerrändern die Blühstreifen durch. Um die zu bewirtschaftende Fläche wird ein schmaler, aber durchaus mehrere Meter breiter Blühstreifen anstelle von Ertragspflanzen angelegt.

Blühstreifen am Maisacker

Die blaue Farbe überwiegt derzeit. Sie stammt von der Phacelia, zu deutsch: Büschelschön oder auch Bienenfreund genannt. Dazwischen wachsen Sonnenblumen in die Höhe. Vereinzelt sind auch andere Farbtupfer zu finden.

Malven, Arnika, Ringelblumen, Kornblumen wachsen inmitten des dominierenden Bienenfreundes.

Es ist eine wahre Freunde an diesen Streifen entlang zu spazieren. Viele weiße Schmetterlinge sind dort unterwegs und unzählige Bienen und Hummeln. Ich werde mir in den nächsten Tagen das Vergnügen machen und dort mit der Photokamera mit Tele- und Makroobjektiv auf die Motivjagd gehen.

Die Bilder heute habe ich sämtlich mit meinem Smartphone photographiert.

Mir gefällt dieses Konzept außerordentlich gut. Natürlich habe ich als Imker nur selektiv heute die Streifen gesehen. Die umgebenden Wiesen sind gerade gemäht worden und es herrscht damit ein Mangel an Tracht bei den Wiesenblumen. Da kommt die Menge an Phacelia natürlich für die Bienen sehr gelegen.

Doch leben in und von den Blühstreifen nicht nur die Bestäuberinsekten. Die Insektenvielfalt wird dadurch erheblich gefördert. Dies fällt auch durch eine andere Beobachtung auf: die Kohlmeisen, die lange Zeit fast völlig hier verschwunden gewesen sind, sind wieder da!

In der heutigen Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ steht der folgende interessante Artikel. Zudem sind hier mehrere Links zum gleichen Thema:

Kampf gegen Insektensterben

Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: