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(05.06.2024) Am Pfingstsonntag, 19.5.2024, haben wir unsere ersten Honig in diesem Jahr geschleudert. Der Bericht dazu steht hier unter der Überschrift "Erste Ernte 2024".

Das Schleudern selber ist bereits ein Akt mit Hindernissen gewesen. Zum ersten Mal ist uns der Honig aus dem Spitzsieb übergelaufen. Grund hierfür ist die Zähigkeit, die hohe Viskosität, des geernteten Honigs gewesen. Sie ist bedingt durch den hohen Rapsanteil in diesem Honig.

Die Probleme des Anfangs setzen sich fort: gestern werfe ich zum ersten Mal einen Blick in die Honigeimer, um zu schauen, wann ich mit dem Abschäumen und Rühren starten kann. Was finde ich vor? In allen Eimern ist der Honig bereits fest auskristallisiert und hart wie Beton!! Dieser Vorgang ist innerhalb von 14 bis 16 Tagen im Zeitraffer erfolgt und in einer Geschwindigkeit, mit der ich nicht gerechnet habe.

Der Vorgang der Kristallisation ist abhängig vom Mischungsverhältnis verschiedener im Honig vorhandener Zuckerarten. In jedem Honig sind sowohl Fruktose (= Fruchtzucker) als auch Glukose (= Traubenzucker) zu finden. Je höher der Fruktoseanteil, desto flüssiger, je höher der Glukoseanteil, desto fester wird der Honig. Auch die Geschwindigkeit dieses Kristallisationsprozesses ist davon abhängig. Akazienhonig kristallisiert beispielsweise nie, sondern bleibt (fast) immer flüssig. Raps- und Löwenzahnhonig hingegen kristallisieren relativ schnell, meist innerhalb weniger Wochen. Aber mit dieser Geschwindigkeit habe ich nicht gerechnet!

In der folgenden Galerie zeige ich Bilder aus einigen der Eimer.

In diesem Zustand kann der Honig natürlich nicht weiter bearbeitet werden. Was ist also zu tun? Zum Glück haben wir im Imkerverein eine Vorrichtung, mit der solche Honige wieder erwärmt und damit verflüssigt werden können. Das wird nun in den nächsten Tagen meine Hauptarbeit sein: aus fest mach flüssig. Anschließend heißt es sehr genau aufzupassen, damit ich den Zeitpunkt der erneuten Kristallisation nicht wieder verpasse, sondern rechtzeitig mit dem Rühren beginnen kann. Konsequenterweise heißt das aber auch, dass daran anschließend sehr schnell der Honig in Gläser abgefüllt werden muss.

Damit wiederholt und bestätigt sich das, was wir im frühen Frühjahr bereits festgestellt haben: wir sind mit allem in diesem Jahr vier Wochen zu früh dran. Dem Klimawandel sei's gedankt!

In den letzten Tagen habe ich abends auf dem Balkon die erste Honigernte des Jahres 2016 verkaufsfertig gemacht. Genauer heißt das, dass ich die Gläser, in die ich den Honig abgefüllt hatte, etikettiert habe. Wie so vieles in der Imkerei, zumindest in der Kleinimkerei, ist das alles Handarbeit.

1. Schritt: Gläser aus dem Karton nehmen und die Deckel fest verschrauben.

2. Schritt: quer über den Deckel kommt der Gewährstreifen. Solange er unbeschädigt ist, wurde der Deckel nicht aufgeschraubt. Damit ist die Verschlusssicherheit seit dem Abfüllen gewährleistet.

 

Gewährstreifen
Gewährstreifen

3. Schritt: Das Hauptetikett kommt über den Gewährstreifen auf die Vorderseite

Vorderseite Etikett
Vorderseite Etikett

4. Schritt: auf die Rückseite kommt ebenfalls über den Gewährstreifen das Etikett mit den gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtangaben

Rückseite Etikett
Rückseite Etikett

5. Schritt: die Gläser werden zurück in den Karton gepackt

im Karton
im Karton

6. Schritt: das Mindesthaltbarkeitsdatum wird mit einem Datumsstempel aufgedruckt

Mindesthaltbarkeitsdatum als Stempel
Mindesthaltbarkeitsdatum als Stempel

7. Schritt: auf den Gewährstreifen wird noch das Etikett mit dem Honignamen geklebt. Wir verwenden für die erste Ernte eines Jahren den Namen Eintracht (dieser Name hat nichts mit dem Frankfurter Fußballverein zu tun) und für die zweite Ernte den Namen Zwietracht. Gelegentlich nennen wir den Honig eines bestimmten Volkes, das früher in Offenbach stand, Niedertracht. Damit wird natürlich nicht die lokale traditionelle Rivalität zwischen Frankfurt und Offenbach angesprochen, sondern der Name bezieht sich auf die Höhe über dem Meeresspiegel. Am Main beträgt die Meereshöhe etwa 100 Meter, auf dem Riedberg etwa 150 Meter.

Allein schon anhand dieser sieben Schritte sieht man, wieviel Handarbeit in einem einfachen Glas Honig steckt. Im Vergleich mit der Bienenpflege, Honigernte und dem Abfüllen ist das sogar noch der kleinste Teil.

Der Honig des Frühjahr 2016 ist ein sehr rapsbetonter Honig. Im Glas ist der Honig fast weiß und zeigt eine marmorierte Struktur als Zeichen dafür, wie er im Glas noch weiter in Wirbeln beziehungsweise Schlieren langsam bei einer Kellertemperatur von 16 Grad kristallisiert ist. Der Rapsnektar ist sehr traubenzuckerhaltig und kristallisiert von daher schnell aus. Überwiegt hingegen im Honig die Fruktose, kann er über lange Zeit noch flüssig bleiben.

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