Im Museum selber gibt es neben dem bereits Erwähntem noch ein paar weitere schöne Dinge zu entdecken.
Im Kellergeschoß gibt es als Ergänzung die Möglichkeit sich Videos anzuschauen. Wir hatten das Vergnügen mehrere Filme zum Thema Imkern in den Alpen und die Besonderheiten des alpinen Imkerns sehen können, aber es gibt noch viel mehr.
Im Erdgeschoß fand ich ein wunderschönes Modell zur Anatomie der Biene. Selten habe ich es in dieser Größe bisher entdecken können. Es ist eine wahre Freude, dieses zu studieren und Bekanntes darauf wieder zu finden.
Das unten stehende Honigglas veranschaulicht die Größenverhältnisse des Modells sehr deutlich. Gerade die Winzigkeiten sind deshalb gut zu erkennen und auf einer zugehörigen Tafel benannt.
Daneben gibt es im Kassenbereich die Möglichkeit Honige, Bienenprodukte und Souvenirs im Museumsshop zu erwerben. Vor lauter Begeisterung bin ich in eine Art Kaufrausch verfallen und habe mir von dort neun (in Ziffern: 9) Gläser zu 500 Gramm mit völlig unterschiedlichen Honigen mitgenommen. Natürlich waren das alles Sorten, die es bei uns kaum zu finden gibt: Thymian, Lavendel, Sonnenblume, Minze, Himbeere, Rosmarin, Kastanie, Zitrone und Orange.
Am Ende der Tracht wird gegen die Varroamilbe behandelt. In diesem Jahr, 2014, ist dieses Trachtende besonders früh.
Das hat zur Folge, dass auch die Behandlung mit Ameisensäure früher als sonst erfolgt. Die Varroamilbe hält sich in jedem Bienenvolk auf. In unseren Breiten gibt es praktisch kein varroafreies Volk mehr. Die Zahl der Milben erreicht im Sommer natürlicherweise ihren Höhepunkt. Jetzt heißt es deshalb intensiv und konsequent zu behandeln, damit die Bienen möglichst varroaarm in den Winter gehen können.
Im Lauf dieses Frühjahrs und Sommers haben wir eine biologische Methode zur Behandlung eingesetzt. Weil die Milben sich in den verdeckelten Brutzellen vermehren und dazu in besonders hoher Zahl die Drohnenzellen bevorzugen, haben wir in jedem Bienenstock zwei Drohnenrahmen (auch Baurahmen genannt) eingehängt. Das sind Rahmen ohne Mittelwände, in denen die Bienen ohne die Hilfestellung durch eine Mittelwand selber Waben bauen. Die so erzeugten Waben sind etwas größer als die Waben für die Arbeiterinnen. Hierein legt die Königin unbefruchtete Eier, aus denen Drohnen werden. Kurz vor der Verdeckelung der Drohnenzellen schlüpfen die Milben mit hinein. In die Arbeiterinnenzellen wandert in der Regel nur nur ein Weibchen hinein. Die Drohnenzellen hingegen werden von mehreren Varroaweibchen besucht.
Mit der Verdeckelung beginnt im geschützten Raum die Fortpflanzung der Varroamilben. Die einfachste und "biologischste" aller Maßnahmen ist es deshalb, aus den Drohnenrahmen die verdeckelte Brut zu entfernen. Damit wird die Menge der Milben deutlich verringert, allerdings nicht auf Null reduziert.
Für unsere eigene Übersicht haben wir regelmäßig den Fall der toten Varroamilben auf die "Windel" (dem Einschubbrett im Beutenboden) kontrolliert. Dazu wurden die Einschubbretter aus dem Boden herausgezogen und die toten Milben darauf gezählt. Das gibt natürlich keine Sicherheit, aber einen Überblick über die Befallstärke des betreffenden Volkes.
Zum Trachtende erfolgt der erste von zwei Schritten zur Varroabehandlung. Viele Imker - so auch wir - setzen hierzu Ameisensäure ein. Über Ameisensäure hatte ich hier vor kurzem einen Artikel eingestellt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten beziehungsweise Verfahren zur Behandlung. Wir setzen ein äußerst schonendes und noch relativ junges Verfahren ein. Klassisch wir mit Ameisensäure in relativ hoher Konzentration (60%) behandelt. Die Säure muss in der Beute verdunsten. Die Milben mögen diese Säuredämpfe nicht und sterben daran. Den Bienen macht diese Konzentration nichts oder nur wenig aus. Der Nachteil ist, dass man das Verdunsten mit 60%iger Säure mehrfach in Abständen von wenigen Tagen wiederholen muss. Die schonende Variante ist die mit 15%iger Säure.
Diese Säure wird über vier Wochen in einer mit einem Gitter abgedeckten Wanne im Beutenboden deponiert. Die Flüssigkeit verdunstet langsamer, die Konzentrationen sind weniger hoch, aber ausreichend effektiv. Parallel zur Säurebehandlung kann bereits die Einfütterung für die Wintervorräte erfolgen.
Wie sind wir praktisch vorgegangen?
Je Volk werden benötigt:
eine Wanne mit Abdeckgitter und einem Fassungsvermögen von mindestens drei Litern,
2,47 Liter Wasser (wir haben es der Einfachheit halber vorher in 1-Liter-Flaschen abgefüllt),
530 ml Ameisensäure von 85%.
Zunächst gaben wir 2 Liter Wasser (=2 Flaschen) in die Wanne getreu der Chemiker-Regel: "Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure". Dann wurden 530 ml 85%iger Ameisensäure abgemessen und zu dem vorgelegten Wasser gegossen. Zum Schluss werden die fehlenden 430 ml Wasser abgemessen und ebenfalls zugesetzt. Wichtig ist, dass unbedingt ein Absperrgitter auf die Wanne gelegt wird. Die Bienen würden sonst darin ertrinken.
Der Einschub mit der Varroawindel wird von hinten aus dem Boden der Beute entfernt. Zugleich wird ein Brett auf den nach unten offenen Boden eingelegt. Dadurch wird die Zufuhr von Frischluft eingeschränkt und die Konzentration der Säuredämpfe innerhalb des Bienenstockes erhöht.
Anschließend wird die vorbereitete und abgedeckte Wanne in den Boden geschoben und die rückseitige Öffnung wieder verschlossen.
Die Säure verdunstet im Laufe der folgenden Tagen und Wochen. Hierzu ist eine möglichst warme Außentemperatur förderlich. In dieser Zeit stirbt ein großer Teil der Varroen ab und fällt zu Boden. Die toten Milben werden später zusammen mit der Säurewanne entfernt.
Der Frankfurter Imkerverein veranstaltet einmal im Jahr eine Lehrfahrt, um andere Bienenstände zu besuchen. Am 15. Juni 2014 ging die diesjährige Fahrt nach Fladungen in die Rhön. Der Ort liegt wenige hundert Meter vor der Landesgrenze zu Thüringen im früheren Zonenrandgebiet zur DDR. Entsprechend ruhig und beschaulich geht es dort zu. Fladungen liegt in Franken und ist die nördlichste Stadt in Bayern. Besonders reizvoll sind neben alten Fachwerkhäusern zwei Einrichtungen: ein Freilichtmuseum mit historischen Bauten Frankens, die hier zusammengetragen und restauriert worden sind, und das Biosphärenreservat Schwarzes Moor. Das Museum reiht sich ein in eine Kette anderer Museumsdörfer wie das fränkische Freilichtmuseum in Bad Windheim, die Vogtsbauernhöfe in Haslach im Schwarzwald, das Museum Kiel-Molfsee in Schleswig-Holstein oder den Hessenpark in Neu-Anspach im Taunus. Als Besonderheit des Fladunger Museums gibt es dort einen Lehrbienenstand zu sehen.
Bild 1.Das Bienenhaus von seiner Vorderseite. Oben stehen verschiedene Strohkörbe, darunter sind Einfluglöcher für Hinterwandbeuten, links unten ein ausgehöhlter Baumstamm für wilden Bienenbau
Hierin sind ein einem alten Bienenhaus beziehungsweise darum herum verschiedene Bienenbeuten(systeme) aufgestellt und werden dort bewirtschaftet. Drei Imkerinnen bringen Neu-Imkern in einem zweijährigen Kurssystem daran die Hege und Pflege von Bienenvölkern bei. Dabei wird Wert auf ein primär biologisch-ökologisches und artgerechtes Imkern gelegt. Die Honiggewinnung steht hierbei überhaupt nicht im Vordergrund. Der Honig wird weitgehend den Bienen belassen und nur zu einem kleinen Teil entnommen und geerntet.
Wir hatten dort eine Führung und bekamen hierbei eine für unsere Lebensräume noch ungewöhnliche Beute zu sehen, eine Top-Bar-Hive.
Bild 2. Top-Bar-Hive. Vorne unten sind zwei Einfluglöcher zu erkennen.
Die Top-Bar-Hive ist im Prinzip eine Art Trog, der vom Boden aus gesehen sich konisch erweitert. Diese Form ist dem natürlichen Wildwabenbau nachempfunden beziehungsweise kopiert ihn. Es ist ebenfalls eine Magazinbeute, aber ohne die festen Rahmenformen.
Bild 3. Top-Bar-Hive. Das Innere mit Waben.
Auf die Oberkanten wird ein Holzlatte gelegt, in den in einer Nut ein schmaler Wachsstreifen eingefügt ist. Von dort aus bauen die Bienen ihre Waben nach unten. Jede Wabe sieht wegen des freien Wildbaus anders aus. Zwischen die einzelnen Wabenstreifen wird als Abstandhalter ein schmaler Holzstreifen eingefügt. Er soll verhindern, dass die Bienen zu dicht bauen. Das Pendant in der Magazinimkerei wären die Hoffmannseitenteile, die den "bee-space", den nötigen Abstand, den zwei Bienen brauchen um auf beiden Seiten einer Wabengasse zu krabbeln, ermöglichen.
Diese Top-Bar-Hive besitzt zwei Fluglöcher. Demnach können zwei Bienenvölker in ihr gehalten werden. Sie werden durch eine hölzerne mobile Wand, das Schied voneinander getrennt. Je nach Volksstärke werden Waben zusätzlich eingehängt oder entfernt. Biologische Behandlungen gegen die Varroamilbe erfolgen vom Inneren der Beute aus. Es wird einfach ein Eimer mit Ameisensäure auf den Boden zwischen die Völker gestellt.
Wegen ihres ungewöhnlichen Maßes können die Waben nicht wie in den Magazinen der Standardbeuten geschleudert werden, um den Honig aufzufangen, sie müssen ausgepresst werden.
Bild 4. Top-Bar-Hive. Das Troginnere mit Wabe und offenem Gitterboden
Bild 5. Top-Bar-Hive: eine entnommene Wabe. Oben ist verdeckelter Honig, unten in den Zapfen sind Drohnenwaben.
Bild 6. Dieselbe Wabe von der Seite
Von der Top-Bar-Hive habe ich einen Videoclip erstellt. Er ist hier zu sehen:
Das Besondere dieses Lehrbienenstands sind seine unterschiedlichen Wohnräume für Bienen. Hier lassen sich idealerweise sehr verschiede Beutenformen kennenlernen. Bild 7 zeigt eine Bienenkiste. Sie ist momentan sehr umstritten, erlebt hingegen einen Hype bei alternativen Imkern. Sie ist einräumig. Fluglochfern sind die Honigwaben, fluglochnah der Brutraum. Eine andere Kisten- oder Trogbeutenform zeigt Bild 8. Sie wurde erst vor kurzem dort aufgestellt. Eine Seitenwand lässt sich aufklappen. Hinter einer Glaswand kann man in das Innere schauen und den Bienen zusehen (9). Das runde Flugloch ist vorn an der Stirnseite. Auch hier sind die Honigwaben hinten, die Brutwaben vorne.
Bild 7. Bienenkiste. Das Einflugloch ist links vorne an der Stirnseite.
Bild 8. Eine andere Art von Trogbeute. Links an der Seite ist die Wand zu öffnen.
Bild 9. Die geöffnete Wand. Hinter einer Glasplatte ist links ein freier Raum, dann ein Schied und rechts Wabenbau zu erkennen
Dadant als Rahmenmaß ist für manche Imker ein Reizwort, für andere hingegen die Zauberformel oder das Maß schlechthin. Der Brutraum ist der größte aller Magazinbeuten. Er ist annähernd würfelförmig. Wegen der Größe sei es das ideale Brutmaß. Die Zargen für den Honigraum sind dagegen deutlich kleiner. Das ermöglicht ein rückenschonendes Arbeiten. Bei Bedarf lassen sich durchaus weitere Honigräume aufsetzen.
Bild 10. Magazinbeuten im Dadantmaß. Der grün gestrichene Teil ist der einzargige Brutraum. Einer oder mehrere flachere Honigräume werden auf den Brutraum aufgesetzt.
Korbimkerei ist eine der bei uns ältesten Formen von Bienenhaltung. Es gibt verschiedene Typen von Körben. Die Waben werden im Inneren an Stäben gebaut (12). Bei der Honigernte werden die Bienen im Inneren durch kräftiges Aufstoßen nach unten geschlagen, so dass der Korb leer wird. Die Waben müssen dann ausgeschnitten und ausgepresst werden, um an den Honig zu gelangen.
Bild 11. Ein Strohkorb für die Korbimkerei. Das Einflugloch ist vorne unten.
Bild 12. Das Innere des Strohkorbes: Äste sind versetzt aufgespannt. Am zweiten Steg ist zur Demonstration eine Wabenplatte angebracht.
Von der Gebäuderückseite her betritt man einen Raum, in den sich mehrere Magazine oder Beuten erstrecken. Die den Beuten zugehörigen Einfluglöcher weisen nach vorne. Die einzelnen Magazine (13) lassen sich von hinten oder von oben öffnen.
Bienenbeute im Bienenhaus mit aufgesetzter Glaskugel zum Zufüttern.
Wir waren heute bei den Bienen sowohl auf der Streuobstwiese als auch im Rapsfeld gewesen. Während auf der Streuobstwiese im Volk 1 der Honigraum noch immer nicht ausgebaut worden ist, war das im Rapsfeld anders. Volk 3 (gelbes Anflugbrett) baut die Mittelwände im Honigraum klar erkennbar aus.
Volk 2 (blaues Anflugbrett) haben wir nicht im Inneren angeschaut. Außen hingen viele Bienen wie eine Traube. Die Flügel schlugen heftig. Beim Einsprühen mit Wasser zogen sie sich in die Beute zurück, kamen jedoch bald wieder heraus. Wenn die Bienen außen an der Behausung hängen und teilweise recht große Trauben bilden, nennt man das einen Bienenbart. Den Bienen war es innen schlicht zu warm. Deshalb sind sie an die kühlere Luft gegangen.
Die Völkerkontrolle haben wir zu diesem Zeitpunkt nicht durchgeführt. Lediglich den Varroaschieber,, die Windel, hatten wir uns angesehen.
Später, am Abend, bin ich nochmals ins Rapsfeld gefahren. Die Bienen waren dann wieder zurückgewandert. Aus beiden Völker habe ich jeweils einen der beiden Drohnenrahmen entfernt, ausgeschnitten und wieder leer eingehängt.
Drohnenrahmen
Imkerlich ist dieses ein Kunstgriff. Ein Volk besteht aus den drei Wesen Biene (weiblich), Königin (weiblich) und Drohne (männlich). Die Entwicklungszeiten für die drei Wesen sind unterschiedlich lang. Die einzelnen Wabenzellen für diese Wesen sind ebenfalls unterschiedlich. Die Königin schlüpft in einer tropfenförmigen Weiselzelle, die Bienen und Drohnen in sechseckigen Waben. Lediglich die Größe der Waben ist bei den Drohnen um 1 mm größer als bei den Bienen.
In jedem Volk leben inzwischen neben den Bienen auch die Varroamilben. Sie bevorzugen zur Entwicklung von Nachkommen die Drohnenzellen und Drohnenbrut. Diese Eigenschaft nutzen Imker aus, um die Zahl der Milben im Volk klein zu halten. Hängt man einen leeren Rahmen in ein Volk, wird er mit Drohnenzellen ausgebaut, in denen Drohnen heranwachsen sollen. Bis ihre Brut nach der Eiablage verdeckelt ist, dauert es 9 Tage. Am 10. Tag wird die Made verdeckelt und entwickelt sich zur Vorpuppe und Puppe. Im Idealfall sollte man die Drohnenbrut alle 9 Tage deshalb entfernen.
Durch die Wegnahme der Drohnenbrut werden viele Milben mit entfernt. Damit sind sie nicht mehr im Volk und können dort kein Unheil anrichten.
Viele Imker hängen die entnommenen Rahmen draußen auf und geben sie den Vögeln zum Fraß. Die Maden sind ein Festfutter für Vögel. Leider bleiben dadurch aber die Varroamilben erhalten und können erneut in das Bienenvolk gelangen. Damit ist dieses Verhalten eher kontraproduktiv.
Deshalb schneiden wir den gesamten Rahmeninhalt aus und frieren ihn bei -18° C ein. Die Kälte tötet sowohl die Milben als auch die Maden ab. Wenn auf diese Weise genügend Material zusammengekommen ist, wird dieses Gemisch aus Wachs, Maden und Milben eingeschmolzen. Aufgrund der unterschiedlichen spezifischen Gewichte trennen sich die Einzelbestandteile. Mit dem so gewonnenen Wachs beginnen wir einen eigenen Wachskreislauf. Dieses Wachs ist originär von unseren Bienen hergestellt worden und dadurch absolut rückstandsfrei. Wir schmelzen es später ein und bilden daraus unsere eigenen Mittelwände.
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