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(20.07.2023) Für Fehler muss man büßen und bezahlen. So geht es mir heute. Am letzten Wochenende haben wir Honig geschleudert. Hierfür werden die Honigräume unserer Bienenvölker zu uns in die Küche gebracht. Dummerweise habe ich bei einem Volk im Frankfurter Niddapark die Bienenflucht an der falschen Stelle angebracht, nämlich zwischen zwei Honigräumen statt unter dem niedrigsten der beiden. Die bittere Konsequenz: da werde ich nacharbeiten müssen. Und das habe ich heute erledigt. Um 7 Uhr habe ich den Honigraum abgeholt und im Laufe des Vormittags dann geschleudert. Davon gibt es tagesaktuelle Bilder.

Vier Waben passen in unsere Schleuder gleichzeitig hinein. Das erspart durchaus Zeit und Mühe, zumal wir statt einer Handkurbel einen elektrischen Motor als Antrieb verwenden können. Vor der Schleuder steht unter dem Ausflussstutzen der Honigeimer, gefüllt mit einem Spitzsieb. Es hält die Wachsrückstände zurück und lässt den gefilterten Honig durch.

Das sieht dann so von oben gesehen aus.

Die einzelnen Waben (auch Rahmen genannt) werden auf eine pultähnliche Halterung des Entdeckelungsgeschirrs gelegt und darauf bequem entdeckelt. Hierbei werden die verschließenden obersten Wachsschichten einer jeden Honigwabe mechanisch abgehoben, so dass die Waben alle geöffnet sind.

Um an den darin eingelagerten Honig zu gelangen, werden die Waben anschließend in einer Zentrifuge ausgeschleudert.

Beim Blick in sie hinein stehen zu allen Seiten die Rahmen in einem drehbaren Korb, unten schwimmt der bereits freigesetzte Honig. Ich habe einmal Spaßes halber mein Smartphone auf den Deckel gelegt und das Schleudern gefilmt.

Der Honig sammelt sich auf dem Boden an. Er enthält noch viele Wachsteilchen. Um ihn in den Handel zu bringen, lässt man ihn durch ein Sieb laufen, dass mechanisch alle Verunreinigungen entfernt.

Im weiteren Verlauf:

Am Ende wird das Spitzsieb angehoben und der darin befindliche Honig fließt fremdkörperfrei heraus:

Je zähflüssiger der Honig jetzt ist, desto mehr Falten bildet er beim Auftreffen auf eine Oberfläche. Viele kleine Luftbläschen sind nun noch in ihm enthalten, dass lässt ihn leicht getrübt aussehen. Sie steigen in den nächsten Tagen an die Oberfläche und bilden einen dünnen Schaum, der dann abgeschöpft wird. Diesen Vorgang nennen wir Imker "klären".

Aber damit ist der Honig noch immer nicht fertig. In den nächsten Wochen muss er noch reifen. Die von den Bienen zugesetzten Enzyme fangen an zu wirken und verändern ihn. Das merkt man sowohl am Aussehen als auch am Geschmack. In den nächsten Wochen kontrolliere ich regelmäßig sein Aussehen. Sobald er einen perlmuttartigen Schimmer entwickelt, muss er gerührt werden. Ein Kristallisationsprozess hat dann begonnen. Aus dem anfangs flüssigen wir nun ein fester Honig. Das kann so weit voranschreiten, dass ein Honig fest wie Beton werden kann. Um das zu verhindern, wird er mechanisch gerührt und bleibt dann streichfähig. Dann kann er in endlich Gläser abgefüllt werden.

Übrig geblieben ist noch das Entdeckelungswachs.

Wir sammeln es und stellen vom daran noch anhaftenden Honig eine portugiesische Honigspezialität her, die sich Agua mel (süßes Wasser) nennt. Aber das gibt einen gesonderten Beitrag hier.

Die Weihnachtsmarktsaison hat begonnen. Leider gibt es in diesem Jahr auf dem Frankfurter Riedberg keinen klassischen Weihnachtsmarkt, dafür einen kleineren im Stadtteil Kalbach und eine Woche später ein "Weihnachtsflimmern" vor dem Frankfurter Jugendhaus auf dem Riedberg.

In Kalbach sind wir - völlig neu und ungewohnt für uns - in einer alten Turnhalle gewesen, also nicht draußen, sondern drinnen. Veranstalter ist der Sport- und Kulturverein Riedberg gewesen, der uns dort sehr herzlich empfangen und unterstützt hat. Es ist für alle das erste Mal dort gewesen. Insofern liegen keinerlei Erfahrungen vor. Das macht das Ganze natürlich besonders reizvoll und unter den Ausstellern sehr angenehm.

Natürlich haben wir an unserem Stand unsere Honige dabeigehabt, Eintracht und Zwietracht genannt. Matthias hat aus dem dem Entdeckelungswachs anhaftenden Honig Àgua mel gekocht und in Gläser mit portugiesischem Aussehen gefüllt.

Unser Stand in der Alten Turnhalle in Kalbach am 3.12.2022
Àgua mel

Etwas Neues hat es in diesem Jahr bei uns gegeben. Aus unserem vorhandenen Met haben wir den Sommer über einen Essig hergestellt. Auf diesem Weihnachtsmarkt fand dessen Premiere statt. Wir haben ihn Imkeressig getauft.

Unser neuestes Kind: Honig- bzw. Imkeressig mit selbstgeflochtenen Bastbienen

Fast schon typisch für uns, steht auch ein Bienenkorb mit auf dem Standtisch. Er ist ein Hingucker, nicht nur für die Kinder. Vor allem die angeklebten Holzbienen haben es ihnen sehr angetan.

Am 12. Juli 2020 haben wir die zweite Honigernte dieses Jahres eingefahren. Zusammen mit Mitgliedern unserer Neu-Imker-Gruppe haben wir die Honigräume erst abgenommen, dann - soweit noch erforderlich - "entbient", sprich bienenfrei gemacht und zur bereitstehenden Honigschleuder transportiert.

Leider haben wir es nicht geschafft, alle Waben völlig bienenfrei zu bekommen. Einige Bienen sind dann doch unfreiwillig als blinde Passagiere mit auf die Reise zur Schleuder genommen worden.

Alleine für das Abräumen und den Transport der Honigräume haben wir gut zwei Stunden benötigt. Danach ging es dann erst "richtig" los: die Honigwaben werden entdeckelt. Jeweils vier Waben passen in den Korb unserer Honigschleuder hinein. Um einen Bruch der Waben zu vermeiden, werden sie zu Beginn nur langsam bei noch relativ niedriger Umdrehungszahl "angeschleudert". Durch die hierbei auftretenden Fliehkräfte werden die in den Waben nach außen zeigenden Honigmengen gegen die Trommelwand geschleudert und fließen daran nach unten auf den Boden, während der innen sitzende Honig gegen die Waben gepresst wird. Deshalb werden die Rahmen nach dem Anschleudern mehrmals gewendet.

Ein Auslassstutzen am Boden erlaubt den Abfluss des Honigs. Zu diesem Zeitpunkt enthält er noch Wachsreste sowohl vom Entdeckeln als auch von den Waben selbst. Diese festen Teile werden unterhalb des Ausflusses in einem Spitzsieb aufgefangen und herausgefiltert. Der so gewonnene Honig ist damit frei von mechanischen Verunreinigungen und wird in einem metallenen Eimer gesammelt.

Honigschleuder-Spitzsieb im Überlaufeimer-Honigeimer

Ist der Honigspiegel hoch genug, fließt der Honig über einen Überlauf in einen zweiten Honigeimer, siehe das Photo oben. Im Prinzip stellt dieses System eine Art Überlaufbrunnen dar.

Die Eimer aus lebensmittelgerechtem Kunststoff heißen Hobbocks. In ihnen wird der aufgefangene Honig bis zu seiner Reife zwischengelagert.

In den ersten Tagen nach dem Schleudern steigen noch Luftbläschen auf und bilden eine Art Schaum. Vor dem Einlagern wird dieser Schaum noch mechanisch entfernt. Anschließend lagert und ruht der Honig mehrere Wochen lang. Während dieser Zeit reift er.

Irgendwann beginnt dann plötzlich im Honig ein Kristallisationsprozess. Der zunächst noch flüssige Honig wird dabei langsam immer fester. Hierbei ändert er sein Aussehen und seine Farbe. Dies ist nun der Zeitpunkt, an dem der Honig gerührt werden muss. Die sich bildenden langen Zuckerkristallketten werden hierbei mechanisch aufgebrochen und verkleinert. Der Sinn dieses Rührens besteht darin, den Honig für den Imker abfüllbar und für den Verbraucher "nutzbar" zu machen. Ohne Rühren könnte er je nach Honigsorte fast so hart wie Beton werden. Damit ist er kaum noch essbar. Durch das Rühren wird die Konsistenz des Honigs weich und cremig. Vor allem kann er dann in seiner zähflüssigen Form in Gläser abgefüllt werden.

Beim Entdeckeln der Waben fällt Bienenwachs in höchster Güte und Qualität an. Dieses Wachs ist noch mit Honigresten behaftet. Wir sammeln es zunächst. Nach dem Schleudern geben wir es in einen möglichst großen Kochtopf und versetzen es mit Wasser.

Vorbereitungen für Agua mel

Auf einem Herd wird es langsam erhitzt bis das Wachs vollständig geschmolzen ist. Danach darf es wieder abkühlen. Bienenwachs schmilzt bereits bei 62 Grad und, weil es leichter als Wasser ist, schwimmt auf dessen Oberfläche. Dadurch bildet es einen wächsernen Pfropf im Kochtopf. Dadurch dauert es viele Stunden, bis sich dieses Wachs-Wasser-Honig-Gemisch wieder abgekühlt hat. Kalt geworden, kann das erkaltete Wachs als fester Block einfach abgehoben werden. Darunter bleiben die im Wasser aufgelösten Honigreste im Topf übrig.

Vorbereitungen für Agua mel

Sie werden zur Sicherheit noch einmal durch ein feines Sieb gegossen. Anschließend, mit Gewürzen versehen, wird diese Flüssigkeit langsam zu einem Sirup eingekocht.

Als Agua mel stellt es dann eine portugiesische Spezialität dar, die dort im Handel sogar wesentlich teurer als der zugrunde liegende Honig verkauft wird. Agua mel heißt übersetzt süßes Wasser. Auf Sardinien kennt man diese Spezialität ebenso.

Ein Teil unserer Honigernte vom 12.7.20

Der Hobbock im Bild rechts oben ist leer und zählt nicht mit. In diesen Eimern wird der Honig während seines Reifeprozesses zwischengelagert.

Bei den Mengen, die wir dieses Mal verarbeitet haben, habe ich vorsichtshalber zwischendurch das Spitzsieb gewechselt, damit es nicht durch die Wachsreste verstopfen kann. Hierzu wird es angehoben und auf einem runden Gestell abgesetzt, das mit drei Holzbeinen über einem Hobbock aufgebaut worden ist. Der im Sieb noch befindliche Honig kann so direkt nach unten in den Eimer ablaufen.

Eine der Bienen, die als blinde Passagiere mitgebracht worden sind, hat sich auf der Oberkante des Spitzsiebes niedergelassen und den in seinen Maschen vorhandenen Honig herausgesaugt. Es ist mir gelungen sie dabei zu photographieren. Sie stand mir dabei unfreiwilliger Weise Modell.

Biene aus Spitzsieb

Sehr schön ist bei diesem "Photo-Modell" der Körperbau und ein Teil seiner Anatomie zu erkennen. Ganz rechts sieht man die abgeknickten Fühler (Antennen) und vom Kopf ausgehend den Saugrüssel.

Biene auf Spitzsieb

Nach dem Schleudern geht es dann ans Aufräumen und Saubermachen. Die benutzen Honigwaben beziehungsweise leeren Rahmen werden zur Seite gestellt und gelagert. Die Honigschleuder wird auseinandergenommen und gereinigt.

Leere Schleudertrommel
Schleuderkorb in der Badewanne

Natürlich fällt beim Schleudern der eine oder andere Tropfen Honig auf den Boden, wird dort auch noch breitgetreten und verteilt sich so über weitere Flächen. Mit anderen Worten: es darf anschließend der Boden geputzt werden. Honig ist nun einmal eine kleebrige Angelegenheit. Da reicht oft ein einmaliges Aufwischen nicht aus....

Wenn man alle erwähnten Arbeitsschritte zusammenzählt, wird es schnell verständlich und nachvollziehbar, dass alleine die Honigernte eine zeitfressende Angelegenheit ist. Für das spätere Rühren, Abfüllen und Etikettieren kann man fast die gleiche Stundenzahl noch einmal hinzu rechnen. Und: es ist alles Handarbeit! Bei Hobby- oder Nebenerwerbsimkern lässt sich nicht viel automatisieren. Das macht den Imkerhonig - nicht nur wegen seines tollen Inhaltes - so wertvoll.

Honigschleudern = Zeit für süßes Wasser. Das ist eine portugiesische Spezialität, die beim Honigernten mit anfällt. Jetzt ist es wieder einmal so weit: nach unserer ersten Honigernte haben wir das erste Agua mel hergestellt.

Portugiesische Imker nutzen so intensiv wie möglich alle anfallenden Produkte der Bienen aus, um damit Umsatz und Gewinn zu generieren.

Eine dieser Möglichkeiten ist das Agua mel. Auf deutsch heißt das übersetzt: süßes Wasser. Beim Öffnen der Honigwaben, dem Entdeckeln, fällt Bienenwachs an. An ihm kleben Honigreste aus den jeweiligen Zellen. Dieses Entdeckelungswachs kommt zusammen mit Wasser in einen Topf. Darin wird es zunächst einmal über 62° erhitzt. Bei dieser Temperatur schmilzt was Wachs. Weil es leichter als Wasser ist, schwimmt es beim Abkühlen auf der Wasseroberfläche und härtet dort zu einem Block aus.

Der Wachsblock kann ganz einfach abgehoben und somit entfernt werden. Zur Sicherheit wird die verbleibende Flüssigkeit durchgesiebt und von möglichen Fremdkörpern befreit.

Dieses Honig-Wasser-Gemisch wird mit verschiedenen Gewürzen angereichert und erhitzt. Ziel ist es nun, eine Art Sirup herzustellen. Das Wasser verdampft durch die Hitze, während sich der Honig und die Geschmackszutaten immer stärker konzentrieren.

Agua mel - im Entstehen

Die Flüssigkeit wird stetig heißer, beginnt zu schäumen und neigt sehr schnell zum Überkochen. Deshalb muss sie ständig beobachtet und gerührt werden. Der entstehende Schaum wird abgeschöpft und die Flüssigkeit immer weiter eingekocht.

Agua mel - am Entschäumen

Sobald die Konsistenz zähflüssig wie ein Sirup geworden ist, wird sie in Gläser abgefüllt. Noch heiß werden die Gläser mit einem Deckel verschlossen.

Agua mel - das fertige Produkt

Jetzt fehlen nur noch die Etiketten, dann kann das fertige Agua mel verkauft werden. Rechtlich gesehen, ist es kein Honig mehr. Ihm ist Flüssigkeit entzogen und Gewürzen zugesetzt worden. Damit ist es gegenüber dem natürlichen Honig verändert worden und entspricht nicht mehr der Definition von Honig in der Honigverordnung. Natürlich kann es in den Verkauf gehen, aber eben nur nicht mehr als Honig, sondern als ein Honigprodukt.

Die große Zahl an Völkerverlusten hat uns in diesem Jahr dazu genötigt, die Rahmen aus den  verlassenen Bienenbeuten aus hygienischen Gründen nicht wieder zu verwenden, um auf diese Weise keine Bienenkrankheiten innerhalb unserer Bienenstöcke zu übertragen. Das in den Rahmen enthaltene Wachs wird statt dessen vollständig eingeschmolzen.

Nicht nur deshalb haben wir uns vor wenigen Tagen einen Sonnenwachsschmelzer zugelegt und auf der Streuobstwiese bereits aufgestellt. Um einen eigenen Wachskreislauf zu starten, war dieser Schritt längst überfällig gewesen. Dreizehn Rahmen im Zanderformat passen in ihn hinein. Sobald die Sonne intensiv genug scheint, beginnt in seinem Inneren die Wachsschmelze.

Sonnenwachsschmelzer 26.03.2017

Das dann abtropfende Wachs läuft in eine teflonbeschichtete Wanne am tiefsten Punkt des Schmelzers. Dort wird es entnommen und gesammelt. Sobald genügend Wachs auf diese Weise zusammengekommen ist, muss es noch weiter aufbereitet werden. Dieses Wachs enthält noch immer eine große Menge an Fremdkörpern und Fremdstoffen wie Häutungsreste, Puppenreste, Pollen oder Honig. Im Wasserbad wird es in einem Metalleimer erneut eingeschmolzen und anschließend gefiltert. Dieses gereinigte Bienenwachs wird danach zur Wiederaufbereitung verschickt und kehrt in Form neuer Mittelwände zu uns zurück. Diese Mittelwände werden später wieder in unsere Rahmen eingelötet und von den Bienen als Start zum weiteren Wabenbau genutzt. Damit schließt sich der Kreis. Wir benötigen dann kein fremdes Wachs mehr von außerhalb.

Unser zu schmelzendes Wachs wird in zwei Gruppen eingeteilt. Einerseits wird  es aus den Beuten der toten Völker gesammelt. Theoretisch könnte es noch mit den Krankheitserregern belastet sein, an denen die Völker zuvor gestorben sind. Die andere Gruppe nenne ich einfach mal Bio-Wachs. Hierbei handelt es sich um das beim Entdeckeln der Honigwaben gewonnene Material und um den Wildbau aus den Drohnenrahmen. All dieses Wachs ist ohne Hilfe von Mittelwänden direkt von den Bienen produziert worden. Damit ist es weitgehend frei von Schadstoffen und ungleich wertvoller als das der anderen Gruppe.

 

In diesem Jahr war die Honigernte durch den extrem nassen Juni eine besondere Ernte. Sie war etwas später als sonst und etwas trachtärmer. Die aufgesetzten Honigräume waren zum Teil schwer, aber andererseits nur teilweise voll verdeckelt. Durch den Regen wurde zunächst weniger Nektar eingetragen, aber leider hat die Blütezeit darauf wenig Rücksicht genommen. Ein großer Teil der Blüten ist inzwischen verblüht, viel mehr kommt nun auch nicht nach. Jetzt, um die Sommersonnenwende und den Johannistag, ist die Völkerentwicklung auf dem Maximum. Diese Entwicklung geht in etwa parallel mit der Blütenfülle  einher. Klassisch läuft jetzt die Tracht ihrem Ende entgegen.

Etwa drei Tage vor der geplanten Honigernte hatte ich damit begonnen, unter die in Betracht kommenden Honigräume auf das Absperrgitter eine Leerzarge zu stellen und diese mit einer Bienenflucht nach oben hin abzusperren. Auf die jeweilige Bienenflucht wurde anschließend der Honigraum zurückgestellt. Diese Technik habe ich in dieser Art und Weise das erste Mal ausprobiert. Durch den Rundbrief einer Großimkerei bin ich darauf gestoßen. Die letzten Male waren trotz der eingelegten Bienenflucht noch immer sehr viele Restbienen im Honigraum geblieben. Im Grunde machte es kaum einen Unterschied, ob die Flucht nun eingelegt war oder nicht.

Das war in diesem Jahr mit der zwischengeschobenen Leerzarge völlig anders. Höchstens ein paar sehr vereinzelte Exemplare von Honigbienen waren noch anzutreffen. Wenn es fünf je Honigraum und Volk waren, waren es viele. Dadurch war die Abnahme der Honigräume angenehm einfach gewesen. Natürlich erfolgte dieses morgens früh, noch vor dem Frühstück am Samstag.

Acht Zargen am Rand der Streuobstwiese warten auf den Abtransport zum Schleudern
Acht Zargen am Rand der Streuobstwiese warten auf den Abtransport zum Schleudern

Vor dem Schleudern gab es die üblichen Vorbereitungen: alle Gerätschaften wurden gereinigt und getrocknet, der Fußboden gewischt, damit möglichst wenig Verunreinigungen an und in das Lebensmittel Honig gelangen können.

Acht Zargen mit Rahmen zum Schleudern. Allerdings ist nicht jede Zarge mit 10 Rahmen bestückt
Acht Zargen mit Rahmen zum Schleudern. Allerdings ist nicht jede Zarge mit 10 Rahmen bestückt

Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer
Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer

Entdeckelungsgeschirr
Entdeckelungsgeschirr

Rahmen für Rahmen wird auf die Schräge des Entdeckelungsgeschirrs gelegt. Mit einer speziellen Gabel werden die wächsernen Verschlüsse der einzelnen Zellen angehoben, entfernt und in der darunterliegenden Wanne auf einem Siebboden gesammelt. Bereits jetzt auslaufender Honig tropft nach unten durch das Entdeckelungswachs hindurch und wird in der Bodenwanne aufgefangen. Somit bleiben die Verluste relativ gering.

Die entdeckelten, geöffneten, Waben werden anschließend senkrecht in die Schleuder gestellt. Vier Waben passen in die neue Schleuder hinein. Beim Schleudern wirken die Fliehkräfte und lassen den Honig, der zur Innenseite der Schleuder zeigt, an die Wand fliegen. Gleichzeitig wird jedoch auch die gefüllte Innenseite der Wabe in Richtung Wand gedrückt. Durch diese enormen Fliehkräfte kann es zum Wabenbruch kommen. Um ihn zu vermeiden, schleudert man erst sehr behutsam mit niedriger Drehzahl an. Anschließend werden die Waben gewendet, so dass die innen liegenden Seiten nun nach außen zeigen. Beim zweiten Schleudergang wird der Honig vollständig abgeschleudert. Nach einem erneuten Wenden geschieht das Gleiche mit dem restlichen Honig.

Das Verfahren ist umständlich und zeitintensiv, weil die Waben hierbei mehrfach in die Hand genommen werden müssen. Dabei bleiben die Waben allerdings unbeschädigt. Es gibt sogenannte Selbstwendeschleudern, die sich sogar programmieren lassen, damit sie automatisch immer den gleichen Ablauf haben. Das spart zwar sehr viel Zeit und Mühe, jedoch ist der finanzielle Aufwand für dieses bequeme Vergnügen beträchtlich. Für kleine Imkereien lohnt sich eine solche Anschaffung deshalb in der Regel nicht.

Durch die Zentrifugalkräfte in der Schleuder werden sowohl der Honig als auch viele Wachsteilchen an die Schleuderinnenwand zentrifugiert. Von dort sinken oder fließen sie zu Boden. Dieses Gemisch verlässt über einen Ausfluss den Innenraum und wird in einem Sieb aufgefangen. Wir verwenden inzwischen nicht mehr das klassische Doppelsieb, bei dem das erste obere Sieb grob-, das zweite feinmaschig ist. Die Wachspartikel lassen das obere Sieb recht schnell verstopfen. Praktischer und bequemer ist aus diesem Grund ein Spitzsieb. Es wird auf den Behälterrand aufgelegt, die Spitze liegt im Behälter auf dem Boden. Hierin schwimmen die Wachsteilchen ständig an der Oberfläche verstopfen das Sieb dadurch nicht.

Die im Honig verbliebenen Wachsteilchen werden im Feinsieb abgetrennt
Die im Honig verbliebenen Wachsteilchen werden im Feinsieb abgetrennt

So fließt der Honig aus der Schleuder in das Feinsieb hinein
So fließt der Honig aus der Schleuder in das Feinsieb hinein

Sobald der erste Behälter gefüllt ist, fließt der gefilterte Honig über einen Überlauf in ein zweites Gefäß, beispielsweise einen Eimer.

Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer
Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer

In solchen Eimern kann man anschließend den Honig bis zum Zeitpunkt des Abfüllens lagern. In den ersten Tagen nach dem Schleudern steigen noch Luftblasen und Schaumteilchen an die Oberfläche. Sie werden dort mechanisch aufgenommen und entsorgt. Sobald der Honig zu kristallisieren beginnt, kann er in diesen Behältnissen gerührt werden und erhält seine gewünschte feincremige Konsistenz.

Nachdem wir im Juli unseren letzten Honig geschleudert hatten, ist aus den "Abfallprodukten" des Entdeckelns inzwischen auch das diesjährige Àgua mel fertig und abgefüllt.

Àgua mel ist eine portugiesische Spezialität. Es wird aus dem beim Entdeckeln am Wachs anhaftenden Honigresten hergestellt. Im ersten Schritt wird das Gemisch von Deckelwachs und Honig mit Wasser versetzt und erhitzt, bis das Wachs geschmolzen ist. Es sammelt sich an der Oberfläche und wird beim anschließenden Erkalten zu einem festen Block. Dieser Wachsblock wird entfernt und kann später zur Herstellung von anderen Wachsprodukten verwendet werden.

Im zweiten Schritt wird das durchgesiebte Honig-Wasser-Gemisch mit weiteren Zutaten angereichert und langsam eingekocht, bis es eine sirupartige Konsistenz hat. Dieser Prozess geht über mehrere Stunden. Sobald es dickflüssig genug ist, wird es in bereitstehende Gläser umgefüllt, in denen es dann abkühlen kann.

Das klingt einfach. Die große Kunst besteht darin, die Flüssigkeit nicht überkochen zu lassen, also muss sie stets beobachtet und gerührt werden.

Etikett für unser Agua mel
Etiketten für unser Àgua mel

Agua mel-0617
Àgua mel im Karton

 

Agua mel-0618
Àgua mel im Glas mit Etikett

 

Agua mel-0619
Àgua mel im Glas mit Etikettt

Natürlich ist dieses Àgua mel ebenso wie unser Honig bei uns käuflich zu erwerben.

Heute Morgen um 11 Uhr war es soweit: gemeinsam mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Neuimkergruppe haben wir die Honigräume von mehreren Völkern abgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass bei einigen Völkern zwar sehr viel Honig eingetragen, dieser aber leider noch nicht verdeckelt war. Den abschließenden Wachsdeckel bringen die Bienen an, um damit ihre Vorräte zu schützen und reifen zu lassen. Unverdeckelter Honig hat in der Regel einen zu hohen Wassergehalt und eignet sich dann nicht zum Ernten, da er später gären könnte. Die unverdeckelten Rahmen haben den Bienen belassen. Sie kommen in der zweiten Honigernte dran und sind dann "fällig".

In einem Volk haben wir verdeckelte Brut gefunden, allerdings keine Larven oder gar Eier. Das heißt, irgendwann muss die Königin dort trotz Absperrung zu Besuch gewesen sein und hat dort ihre Eier abgelegt. Diese Waben haben wir nicht abgeschleudert, sondern nehmen sie, um mit ihrer Hilfe einen neuen Ableger zu gründen.

Die Honigräume beziehungsweise einzelnen Honigwaben haben wir zu uns nach Hause transportiert und dort entdeckelt und anschließend ausgeschleudert. Beim Entdeckeln, dem Entfernen der Wachsverschlüsse der Waben, wollte ich ein für mich neues Verfahren anwenden. Imkerkollegen rieten mir, statt der klassischen Entdeckelungsgabel entweder einen Fön oder eine Lötlampe zu verwenden. Hierbei würde das Wachs kurz anschmelzen und sofort wieder auf den Rändern der jeweiligen Zellen erstarren, so dass kein Entdeckelungswachs anfällt. Mit einem Fön habe ich es versucht. Die Methode funktioniert tatsächlich. Aber bis wir damit die Seite einer einzigen Wabe bearbeitet haben, dauert es um ein Vielfaches länger als mit der mechanischen Methode.

Wir haben für jede Methode je einen Videoclip davon erstellt. Sie werden hier an dieser Stelle in den nächsten Tagen eingefügt. 

Ein weiteres Volk steht in Offenbach. Es wird dort von einem alten Imker betreut, der von Kindheit an mit Bienen arbeitet. Den Honigraum habe ich ebenfalls zum Schleudern zu uns genommen. Das Wabenmaß ist jedoch Deutsch Normal. An ihm zeigt sich für mich, wie einfach doch die Rähmchen im Zandermaß anzufassen und zu bearbeiten sind.

Unsere Schleuder fasst jeweils drei Rahmen. Das heißt, dass wir nach dem Entdeckeln von drei Rahmen sofort mit dem Schleudern beginnen müssen, um zügig mit den Arbeiten fertig zu werden. Wir machen das arbeitsteilig: einer entdeckelt, der andere schleudert. Ein Teil der Mitglieder der diesjährigen Neuimkergruppe hat uns dabei über die Schultern geschaut und tatkräftig mitgeholfen.

Honigschleuder mit Wabenentnahme
Honigschleuder mit Wabenentnahme

Als erstes haben wir den Offenbacher Honig geschleudert. Er wird später unter dem Namen Niedertracht vermarktet. Wenn der gewonnene Honig die Schleuder über den Ausflussstutzen verlässt, fließt er in ein Doppelsieb. Im ersten Sieb werden die groben Teile, im darunter liegenden Sieb die feineren Partikel zurückgehalten. Hierdurch ist gewährleistet, dass der Honig frei von mechanischen Rückständen bleibt.

Mengenmäßig war der Honig von unserer Streuobstwiese deutlich mehr. Deshalb habe ich unter die Schleuder ein Metallgefäß mit einem integrierten Überlaufrohr gestellt. Sobald die Honigmenge dessen Unterkante erreicht, fließt sie über in ein weiteres Behältnis, das darunter aufgestellt wird. Im Prinzip ist es wie mit dem römischen Brunnen in Rilkes gleichnamigen Gedicht. Dort ergießt sich das überlaufende Wasser der einen Schale in die nächste und sobald diese überläuft, in die dritte Schale. Im obigen Bild ist dieser Aufbau gut zu erkennen.

Überlaufprinzig beim Honigschleudern
Überlaufprinzip beim Honigschleudern

Zum Sieben haben wir hier kein Doppelsieb verwendet, sondern statt dessen ein bis auf den Boden reichendes kegelförmiges Feinsieb eingehängt. In Ihm sammel sich die mechanischen Rückstände und schwimmen an der Oberfläche, während der Honig weiter fließen kann. Das erspart Zwischenstopps zum Reinigen. Zugleich kann das Sieb dann auch nicht verstopfen. Dieses Spitzsieb wird erst am Ende der Arbeiten entnommen, der restliche Honig fließt ab, das Wachs wird entsorgt.

Ablaufender Honig. In der Spiegelung sind Matthias Adler und Holmer Drews zu erkennen.
Ablaufender Honig. In der Spiegelung sind Matthias Adler und Holmer Drews zu erkennen.

Blick in die Honigschleuder
Blick in die Honigschleuder

Am Ende des Nachmittags waren es dann 81 Kilogramm Honig, davon 17 kg aus Offenbach. Der Honig steht inzwischen im Keller bei etwa 15° C und "reift". Zunächst steigen in den nächsten Tagen noch kleine eingeschlossene Luftbläschen nach oben und bilden einen Schaumteppich. Mit einem normalen Kuchenteigschaber wird dieser von der Oberfläche entfernt. Sobald der Honig zu kristallisieren beginnt, wird er gerührt. Dadurch werden die gebildeten Kristalle wieder zerstört und der Honig bekommt seine feincremige Konstistenz.

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