(17.06.2024) Inzwischen sind fast alle Hobbocks mit unserem festgewordenen Honig wieder verflüssigt. Einer fehlt zwar noch, aber auch dieser Honig ist übermorgen wieder flüssig in seinem Eimer. Wie bereits erwähnt, ist sämtlicher Honig in diesem Jahr nach etwa 14 Tagen kristallisiert und hart wie Beton geworden. Der Grund hierfür ist der in diesem Jahr sehr hohe Anteil an Nektar vom Raps.
Damit er abgefüllt und verkauft werden kann, muss er jedoch flüssig sein. Hierfür erwärme ich ihn in einem mobilen Wärmeschrank langsam auf und nach 36 bis 48 Stunden ist er wieder so flüssig wie nach dem Schleudern.
Auf diesen Honigen schwimmt dann jedoch eine weiße Schicht aus Schaum. Sie ist gebildet von den beim Schleudern gefangenen kleinen und feinen Luftbläschen, die erst im Laufe der Zeit langsam an die Oberfläche steigen. Dort bilden sie eine Schaumschicht, die vor dem Rühren und Abfüllen entfernt werden muss. Denn den Schaum wollen wir nicht im Honigglas haben.
Heute habe ich von drei Hobbocks die ersten Schaumschichten entfernt. Mit einem Kuchenteigschaber schiebe ich alles zusammen und hebe die lufthaltige Schaummasse dann in Etappen ab. Was dabei herausgekommen ist, ist im folgenden Bild zu sehen:
Um eine erneute Kristallisation zu verhindern, wird der Honig nach wenigen Tagen der Ruhe bereits gerührt. Der erste Hobbock ist jetzt schon so weit mit der Kristallisation, dass sein Honig in wenigen Tagen in die ersten Gläser abgefüllt werden kann. Davon später mehr.
(21.05.2024) Es ist geschafft und wir sind geschafft! Beides gilt. Das Pfingstfest 2024 ist für uns ein Fest für und an den Bienen gewesen.
Bei den letzten beiden Völkerdurchsichten haben wir festgestellt, dass es in den Beuten langsam eng wird und die Bienen immer weniger Platz für sich haben. Das trägt natürlich zur Schwarmbildung bei, was wir überhaupt nicht haben wollen. Parallel dazu sind die Honigräume immer schwerer geworden. Letzten Endes hat das dazu geführt, dass wir uns vorgenommen haben: "Pfingstsonntag wird der Honig geschleudert!"
Zur Vorbereitung habe ich am Donnerstag und Freitag davor die Bienenfluchten eingelegt, damit am Sonntag, wenn wir ernten wollen, die Honigräume möglichst bienenfrei sein sollen. Natürlich ist dieses nicht der Fall gewesen. Es wäre ja auch zu einfach gewesen! Die ersten Honigzargen sind tatsächlich bienenfrei geworden. Bei der Hälfte mussten wir allerdings Rahmen für Rahmen die Bienen abkehren und haben dabei trotzdem noch eine Menge von ihnen mit nach Hause in unsere Wohnung genommen. Sozusagen die Begleitbienen.
Zehn Zargen mit nicht immer zehn einhängenden Rahmen stehen in unserer Küche. Sie stammen von 10 - eigentlich eher von knapp neun - Bienenvölkern. Weil nicht alle Honigräume vollständig erntefähig gewesen sind, haben wir aus manchen Völkern nur zwei oder drei Rahmen entnommen. Den noch unverdeckelten Nektar wollen wir natürlich nicht dabei haben.
Zu zweit im Teamwork haben wir dann entdeckelt und geschleudert (zentrifugiert). Dass in diesem Jahr fast alles anders als sonst ist, hat sich hierbei mal wieder gezeigt. Einige Honige sind bereits beim Entdeckeln so zähflüssig und fast schon kristallisiert gewesen, wie wir es noch nie erlebt haben. Vermutlich hat das an der großen Rapsmenge gelegen, die die umgebenden Landwirte in diesem Jahr bei uns angebaut haben.
Bereits während des Schleuderns ist dies als dick- bis zähflüssige Masse auf dem Boden der Zentrifuge erkennbar gewesen. Auch eine Premiere: diese dickflüssige Masse hat immer wieder die Poren unserer Spitzsiebe verstopft. Dadurch ist die Masse übergelaufen und hat auf dem Boden kleine Pfützen gebildet. Wie bereits gesagt, auch so etwas haben wir noch nicht erlebt.
Irgendwann, nach einigen Stunden, sind wir dann fertig gewesen. Wir körperlich, der Honig in den Lebensmitteleimern (Hobbocks). Die leeren Honigräume habe ich deswegen auch erst am Tag darauf den Bienenvölkern zurückgebracht.
Am Dienstag nach Pfingsten habe ich dann gewogen. Das Ergebnis: 176 kg Honig! Das ist die Menge aus etwa neun Völkern.
Nun heißt es warten. Der Honig wird in den Keller gestellt und reift dort in den nächsten Wochen und Monaten aus, bevor er in Gläser abgefüllt werden kann. Dann haben wir wieder eine neue Eintracht! (Nicht den Frankfurter Sportverein, sondern das erste, was die Bienen eingetragen (=Tracht) und wir geerntet haben). Aufgrund der beobachteten Beschaffenheit des zentrifugierten Honigs rechne ich in diesem Jahr damit, dass die Reifezeit relativ kurz sein wird. Weil ein großer Teil wohl mit großer Sicherheit vom Raps stammen dürfte und Rapshonig recht zügig kristallisiert, kann es sein, dass diese Ernte, die Eintracht, bereits in wenigen Wochen sich in den Honiggläsern befinden wird.
Sobald die Kristallisation beginnt, wird der Honig gerührt. Dadurch bekommt er später seine typische cremige Konsistenz. Hierbei wird dann aus derzeit noch flüssig später das "fest".
Mein persönliches Fazit: diese Honigernte ist sehr anstrengend gewesen, wesentlich anstrengender als die Jahre zuvor. Einer der für mich hierbei wichtigsten Gründe liegt im Klimawandel! In diesem Jahr ist alles (!) vier Wochen zu früh im Vergleich zu den letzten Jahren. Dadurch haben sowohl die Bienen als auch wir deutlich weniger Zeit, sich den jahreszeitlichen Entwicklungen anzupassen. In wesentlich kürzerer Zeit muss dass erledigt sein, was früher einen Monat länger gedauert hätte. Wenn ich mir dies alles gedanklich zugrunde lege, könnte es bedeuten, dass das Trachtende und damit die nachfolgenden imkerlichen Arbeiten auch deutlich vorzeitig eintreten werden. Aber davon werde ich im Laufe des Jahres weiter berichten....
Versione italiana
Primo raccolto 2024
(21.05.2024) È fatta e abbiamo finito! Entrambe le cose sono vere. Per noi la Pentecoste 2024 è stata una celebrazione per e delle api.
Durante le ultime due ispezioni delle colonie, ci siamo resi conto che gli alveari stanno lentamente diventando angusti e le api hanno sempre meno spazio a disposizione. Questo contribuisce naturalmente alla formazione di sciami, che non vogliamo assolutamente. Allo stesso tempo, le camere del miele sono diventate sempre più pesanti. Alla fine, questo ci ha portato a decidere: “Il miele sarà estratto la domenica di Pentecoste!”.
Per prepararmi, ho effettuato i voli delle api il giovedì e il venerdì precedenti, in modo che le camere del miele fossero il più possibile libere dalle api la domenica, quando volevamo effettuare la raccolta. Naturalmente non è stato così. Sarebbe stato troppo facile! I primi favi di miele erano effettivamente liberi dalle api. Tuttavia, abbiamo dovuto spazzare via le api dalla metà di essi, telaio per telaio, e ne abbiamo comunque portate molte a casa con noi nel nostro appartamento. Le api di accompagnamento, per così dire.
Fotografia
Dieci telai, non sempre dieci, sono presenti nella nostra cucina. Provengono da 10 - in realtà quasi nove - colonie di api. Poiché non tutte le camere del miele erano completamente pronte per la raccolta, abbiamo rimosso solo due o tre telai da alcune colonie. Naturalmente, non vogliamo avere con noi il nettare non ancora confezionato.
Lavorando in team di due persone, abbiamo poi tolto il tappo e centrifugato. Ancora una volta, ci siamo resi conto che quest'anno quasi tutto è diverso dal solito. Alcuni mieli erano già così viscosi e quasi cristallizzati durante la disopercolatura, come non avevamo mai sperimentato prima. Ciò è probabilmente dovuto alla grande quantità di colza che gli agricoltori circostanti hanno coltivato qui quest'anno.
Questo era già riconoscibile come una massa densa e viscosa sul fondo della centrifuga durante il processo di centrifugazione. Un'altra novità: questa massa viscosa intasava ripetutamente i pori dei nostri setacci a punta. Di conseguenza, la massa traboccava e formava piccole pozzanghere sul pavimento. Come già detto, non abbiamo mai sperimentato nulla di simile prima d'ora.
Fotografia
A un certo punto, dopo qualche ora, abbiamo finito. Il miele veniva messo fisicamente nei secchi per il cibo (hobbock). Per questo motivo ho restituito le camere del miele vuote alle colonie di api solo il giorno successivo.
Il martedì successivo alla Pentecoste ho pesato il miele. Il risultato: 176 kg di miele! È la quantità di circa nove colonie.
Fotografia
Ora è il momento di aspettare. Il miele viene messo in cantina e matura nelle settimane e nei mesi successivi prima di poter essere riempito nei vasetti. Allora avremo un nuovo Eintracht! (non il club sportivo di Francoforte, ma la prima cosa che le api hanno raccolto e che noi abbiamo raccolto). In base alle caratteristiche osservate del miele centrifugato, mi aspetto che quest'anno il tempo di maturazione sia relativamente breve. Poiché è probabile che gran parte di esso provenga dalla colza e che il miele di colza cristallizzi abbastanza rapidamente, è possibile che questo raccolto, l'Eintracht, sarà nei vasetti di miele in poche settimane.
Non appena inizia la cristallizzazione, il miele viene mescolato. Questo gli conferisce in seguito la tipica consistenza cremosa. A questo punto, ciò che al momento è ancora liquido diventa “solido”.
La mia conclusione personale: questa raccolta di miele è stata molto faticosa, molto più degli anni precedenti. Una delle ragioni più importanti per me è il cambiamento climatico! Quest'anno tutto (!) è in anticipo di quattro settimane rispetto agli anni precedenti. Ciò significa che sia le api che noi abbiamo molto meno tempo per adattarci agli sviluppi stagionali. Ciò che prima richiedeva un mese in più deve essere fatto in un tempo molto più breve. Se prendo in considerazione tutto questo, potrebbe significare che la fine della stagione del miele, e quindi del successivo lavoro apistico, arriverà molto prima. Ma di questo riferirò più avanti nel corso dell'anno….
Laut Medienmeldungen sei die Honigernte 2023 überdurchschnittlich gut ausgefallen. Das kann ich so nicht bestätigen. Unsere eigene Ernte ist gut, aber nicht überdurchschnittlich.
Unabhängig davon möchte ich im Folgenden zeigen wie der Honig ins Glas kommt, was alles an Arbeiten dafür erledigt werden müssen.
So wie oben gezeigt sieht idealerweise eine Honigwabe aus. Sie ist nahezu vollständig verdeckelt. Die weißen Deckel auf den einzelnen Wabenzellen sind von den Bienen als Verschluss ihres Vorratsdepot angelegt worden.
Bei der Honigernte "rauben" wir den Bienen diese Vorräte und bringen sie zu uns nach Hause. Dort steht in der Küche dann unsere Honigschleuder aufgebaut. Um an den Honig zu gelangen, müssen die Wachsdeckel erst einmal entfernt werden. Dazu werden die einzelnen Rahmen auf ein Entdeckelungsgeschirr gelegt:
Mit einer speziellen Entdeckelungsgabel werden die Wachsdeckel abgehoben und im Auffangkorb zwischengelagert:
Wir sammeln dieses Wachs, an dem noch Honigreste anhaften. Hieraus stellen wir eine portugiesiche Spezialität her: Agua mel.
Sobald die Rahmen auf beiden Seiten entdeckelt sind, werden sie hochkant in die Schleuder gestellt. Bei uns passen vier Rahmen in die Trommel hinein.
Wenn sie gefüllt ist, setzen wir die Trommel mit einem Motor langsam in Bewegung.
Weil die Rahmen den Honig auf beiden Seiten enthalten, müssen sie mindestens einmal, besser sogar zweimal gewendet werden. Im Idealfall kann so ein Rahmen bis zu drei Kilogramm Honig enthalten.
Am Boden der Schleuder ist ein Auslassrohr mit einem Ventil angebracht. Hierunter stellen wir einen Eimer aus lebensmittelechtem Kunststoff. Solche Eimer heißen Hobbock. Darauf legen wir ein Spitzsieb. Es besteht ebensfalls aus Kunststoff. Seine Maschen sind sehr fein gewebt. Sie lassen den flüssigen Honig hindurch und halten alle festen Bestandteile zurück.
Der ausfließende Honig enthält noch feste Bestandteile wie Wachsreste, Pollenklumpen, aber auch tote Bienen. Das alles hat in dem Lebensmittel Honig natürlich nichts zu suchen. Deswegen dieser feine Filter.
Als nächster Schritt muss das Sieb entfernt werden. Dazu wird es bis über den Hobbock hinaus angehoben. Eine zweite Person schiebt dann schnell einen Ring in passender Größe auf einem Dreibeinstativ darunter. Die Füße werden auf dem Eimerrand abgestellt und das Sieb auf den Ring gelegt. Der darin befindliche Honig fließt ab und die festen Reste bleiben zurück.
Zusammen mit dem Honig werden viele Luftbläschen im Eimer gesammelt. Diese Bläschen steigen in den nächsten Tagen langsam an die Oberfläche, bilden dort einen dünnen Schaum, der dann abgeschöpft wird.
Jetzt beginnt zunächst die Reifung und Lagerung. In luftdicht verschlossenen Hobbocks ruht der Honig bei 16° Celsius in unserem Keller. In dieser Phase sieht er aus wie flüssiger Bernstein. Die in ihm von den Bienen eingebrachten Enzyme beginnen zu wirken und verändern den frischen Honig langsam, lassen ihn reifen. Dieser Prozess kann einige Wochen dauern.
Zugegeben, das ist eine sehr lange Überschrift. Aber sie beschreibt das Wesentliche genau.
Heute, am 16. Oktober 2021, habe ich damit begonnen, unseren Honig in Gläser zu füllen. Diese Gelegenheit nutze ich für einen Blogbeitrag, um zu zeigen, wieviel Handarbeit erforderlich ist, damit ein Glas Honig später verkauft oder verschenkt werden kann.
Im Juli haben wir den Honig geerntet. Auch dies ist alles Handarbeit. Der geschleuderte Honig wird erst einmal in Hobbocks gelagert. Das sind Eimer aus lebensmittelgerechtem Kunststoff. In ihnen "reift" der Honig eine Zeit lang. Während dieser Zeit verändert er sich. Die vorhandenen verschiedenen Zucker wandeln sich um. Je nach Mischungsverhältnis von Traubenzucker und Fruchtzucker bekommt der Honig in dieser Zeit eine andere Viskosität.
Überwiegen die Traubenzucker sehr deutlich, kann der Honig fast so fest wie Beton werden. Sind die Fruchtzuckeranteile dagegen dominierend, bleibt der Honig flüssig wie Wasser. Beispiele für fest sind Raps- und Löwenzahnhonige, für flüssig ist es der Akazienhonig.
Wird der Honig fest, nennen wir Imker das "kristallisieren". Zum Glück läuft der Kristallisationsprozess nicht schlagartig, sondern allmählich über Tage und Wochen. Das bedeutet, dass wir Imker regelmäßig nach dem Honig sehen müssen. Sobald die Kristallisation beginnt, verändert der Honig seine Farbeigenschaften. Ist er zu Beginn noch bernsteinfarben, bekommt er jetzt ein leicht trübes Aussehen, das perlmuttartig oder opaleszierend sein kann.
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um imkerlich einzugreifen. Die Zucker lagern einander an und formen auf diese Weise die Festigkeit des Honigs. Wir greifen hier ein und beginnen den Honig zu rühren. Das geschieht mit einer Spirale, wie man sie vom Haushaltsmixer her kennt, oder mit einer Stampfvorrichtung.
Das Prinzip: der noch flüssige Honig wird mechanisch in Bewegung gebracht. Dadurch lösen sich die Kristallketten wieder auf. Diesen Vorgang wiederholen wir mehrmals. Dadurch bekommt der Honig am Ende eine Konstistenz, die wir im Idealfall als "feincremig" bezeichnen. Er ist jetzt dickflüssig und cremig und tropft nicht mehr so schnell vom Brötchen herab.
Nach mehrfachem Rühren ist dieser Honig bereit zum Abfüllen. Ich gieße ihn dazu in einen speziellen Hobbock, der am Boden ein verschließbares Auslaufventil besitzt.
Die benötigten Gläser befinden sich noch in ihren Kartons.
Geöffnet sieht es so wie unten aus:
Weil es sich bei Honig um ein Lebensmittel handelt, gelten natürlich besondere hygienische Anforderungen. Das bedeutet, dass alle Gläser und Deckel vor dem Befüllen noch gereinigt werden müssen. Diesen Teil übernimmt zum Glück das Spezialprogramm unserer Spülmaschine.
Jetzt kann es losgehen. Auf der Arbeitsfläche steht links der Abfülleimer, rechts davon die gespülten Gläser.
In Handarbeit wird jedes Glas einzeln gefüllt.
Wenn alle Gläser befüllt sind, werden sie mit Deckeln verschlossen.
Damit ist aber noch längst nicht alles fertig und getan. Diese Gläser sind noch "nackt". Ihnen fehlen die nötigen Etiketten mit den rechtlichen Mindestangaben, die erforderlich sind, um ein Glas Honig in den Verkehr zu bringen.
Alle oben beschriebenen Arbeiten von der Honigernte bis zum Etikettieren der abgefüllten Honiggläser werden von Imkerinnen und Imkern manuell durchgeführt. Für die allermeisten Imker lohnt sich eine Anschaffung von Maschinen nicht. Anders sieht es in Großbetrieben oder in Erwerbsimkereien aus. Sie leben vom Verkauf ihrer Produkte und müssen von daher sehr effizient und kostengünstig arbeiten. Wir "kleinen" Imker und Hobbyimker können dabei nicht mithalten. Dafür aber ist eines ganz sicher: diese Honige werden in allen nötigen Arbeitsschritten in Handarbeit hergestellt. Das verleiht ihnen dadurch ein besonderes Ansehen und eine besondere Qualität.
Am 12. Juli 2020 haben wir die zweite Honigernte dieses Jahres eingefahren. Zusammen mit Mitgliedern unserer Neu-Imker-Gruppe haben wir die Honigräume erst abgenommen, dann - soweit noch erforderlich - "entbient", sprich bienenfrei gemacht und zur bereitstehenden Honigschleuder transportiert.
Leider haben wir es nicht geschafft, alle Waben völlig bienenfrei zu bekommen. Einige Bienen sind dann doch unfreiwillig als blinde Passagiere mit auf die Reise zur Schleuder genommen worden.
Alleine für das Abräumen und den Transport der Honigräume haben wir gut zwei Stunden benötigt. Danach ging es dann erst "richtig" los: die Honigwaben werden entdeckelt. Jeweils vier Waben passen in den Korb unserer Honigschleuder hinein. Um einen Bruch der Waben zu vermeiden, werden sie zu Beginn nur langsam bei noch relativ niedriger Umdrehungszahl "angeschleudert". Durch die hierbei auftretenden Fliehkräfte werden die in den Waben nach außen zeigenden Honigmengen gegen die Trommelwand geschleudert und fließen daran nach unten auf den Boden, während der innen sitzende Honig gegen die Waben gepresst wird. Deshalb werden die Rahmen nach dem Anschleudern mehrmals gewendet.
Ein Auslassstutzen am Boden erlaubt den Abfluss des Honigs. Zu diesem Zeitpunkt enthält er noch Wachsreste sowohl vom Entdeckeln als auch von den Waben selbst. Diese festen Teile werden unterhalb des Ausflusses in einem Spitzsieb aufgefangen und herausgefiltert. Der so gewonnene Honig ist damit frei von mechanischen Verunreinigungen und wird in einem metallenen Eimer gesammelt.
Ist der Honigspiegel hoch genug, fließt der Honig über einen Überlauf in einen zweiten Honigeimer, siehe das Photo oben. Im Prinzip stellt dieses System eine Art Überlaufbrunnen dar.
Die Eimer aus lebensmittelgerechtem Kunststoff heißen Hobbocks. In ihnen wird der aufgefangene Honig bis zu seiner Reife zwischengelagert.
In den ersten Tagen nach dem Schleudern steigen noch Luftbläschen auf und bilden eine Art Schaum. Vor dem Einlagern wird dieser Schaum noch mechanisch entfernt. Anschließend lagert und ruht der Honig mehrere Wochen lang. Während dieser Zeit reift er.
Irgendwann beginnt dann plötzlich im Honig ein Kristallisationsprozess. Der zunächst noch flüssige Honig wird dabei langsam immer fester. Hierbei ändert er sein Aussehen und seine Farbe. Dies ist nun der Zeitpunkt, an dem der Honig gerührt werden muss. Die sich bildenden langen Zuckerkristallketten werden hierbei mechanisch aufgebrochen und verkleinert. Der Sinn dieses Rührens besteht darin, den Honig für den Imker abfüllbar und für den Verbraucher "nutzbar" zu machen. Ohne Rühren könnte er je nach Honigsorte fast so hart wie Beton werden. Damit ist er kaum noch essbar. Durch das Rühren wird die Konsistenz des Honigs weich und cremig. Vor allem kann er dann in seiner zähflüssigen Form in Gläser abgefüllt werden.
Beim Entdeckeln der Waben fällt Bienenwachs in höchster Güte und Qualität an. Dieses Wachs ist noch mit Honigresten behaftet. Wir sammeln es zunächst. Nach dem Schleudern geben wir es in einen möglichst großen Kochtopf und versetzen es mit Wasser.
Auf einem Herd wird es langsam erhitzt bis das Wachs vollständig geschmolzen ist. Danach darf es wieder abkühlen. Bienenwachs schmilzt bereits bei 62 Grad und, weil es leichter als Wasser ist, schwimmt auf dessen Oberfläche. Dadurch bildet es einen wächsernen Pfropf im Kochtopf. Dadurch dauert es viele Stunden, bis sich dieses Wachs-Wasser-Honig-Gemisch wieder abgekühlt hat. Kalt geworden, kann das erkaltete Wachs als fester Block einfach abgehoben werden. Darunter bleiben die im Wasser aufgelösten Honigreste im Topf übrig.
Sie werden zur Sicherheit noch einmal durch ein feines Sieb gegossen. Anschließend, mit Gewürzen versehen, wird diese Flüssigkeit langsam zu einem Sirup eingekocht.
Als Agua mel stellt es dann eine portugiesische Spezialität dar, die dort im Handel sogar wesentlich teurer als der zugrunde liegende Honig verkauft wird. Agua mel heißt übersetzt süßes Wasser. Auf Sardinien kennt man diese Spezialität ebenso.
Der Hobbock im Bild rechts oben ist leer und zählt nicht mit. In diesen Eimern wird der Honig während seines Reifeprozesses zwischengelagert.
Bei den Mengen, die wir dieses Mal verarbeitet haben, habe ich vorsichtshalber zwischendurch das Spitzsieb gewechselt, damit es nicht durch die Wachsreste verstopfen kann. Hierzu wird es angehoben und auf einem runden Gestell abgesetzt, das mit drei Holzbeinen über einem Hobbock aufgebaut worden ist. Der im Sieb noch befindliche Honig kann so direkt nach unten in den Eimer ablaufen.
Eine der Bienen, die als blinde Passagiere mitgebracht worden sind, hat sich auf der Oberkante des Spitzsiebes niedergelassen und den in seinen Maschen vorhandenen Honig herausgesaugt. Es ist mir gelungen sie dabei zu photographieren. Sie stand mir dabei unfreiwilliger Weise Modell.
Sehr schön ist bei diesem "Photo-Modell" der Körperbau und ein Teil seiner Anatomie zu erkennen. Ganz rechts sieht man die abgeknickten Fühler (Antennen) und vom Kopf ausgehend den Saugrüssel.
Nach dem Schleudern geht es dann ans Aufräumen und Saubermachen. Die benutzen Honigwaben beziehungsweise leeren Rahmen werden zur Seite gestellt und gelagert. Die Honigschleuder wird auseinandergenommen und gereinigt.
Natürlich fällt beim Schleudern der eine oder andere Tropfen Honig auf den Boden, wird dort auch noch breitgetreten und verteilt sich so über weitere Flächen. Mit anderen Worten: es darf anschließend der Boden geputzt werden. Honig ist nun einmal eine kleebrige Angelegenheit. Da reicht oft ein einmaliges Aufwischen nicht aus....
Wenn man alle erwähnten Arbeitsschritte zusammenzählt, wird es schnell verständlich und nachvollziehbar, dass alleine die Honigernte eine zeitfressende Angelegenheit ist. Für das spätere Rühren, Abfüllen und Etikettieren kann man fast die gleiche Stundenzahl noch einmal hinzu rechnen. Und: es ist alles Handarbeit! Bei Hobby- oder Nebenerwerbsimkern lässt sich nicht viel automatisieren. Das macht den Imkerhonig - nicht nur wegen seines tollen Inhaltes - so wertvoll.
Es ist nun soweit. Wir treffen uns um 11 Uhr bei den Bienen und los geht es: die Honigräume werden abgenommen und ins Auto verfrachtet. Die Absperrgitter zwischen Brut- und Honigraum sind nun nicht mehr nötig. Also werden sie entfernt. Nach einer knappen Stunde ist alles erledigt. Elf Honigräume stehen im Auto zur Abfahrt bereit.
Daheim in der Küche geht es gleich los, denn sämtliche Utensilien stehen bereit: das Entdeckelungsgeschirr, die Entdeckelungsgabel, die Schleuder, das Spitzsieb und diverse Hobbocks zum Auffangen des geernteten Honigs.
Nicht alle Honigräume sind gleichmäßig voll. Auf einigen Rahmen ist noch sehr viel offener unverdeckelter Nektar, einige enthalten kaum Honig, andere sind unglaublich voll und entsprechend schwer. Schnell wird klar, dass nicht alle mitgebrachten Rahmen für die Honigernte benutzt werden können. Sie werden in die Völker als Futterwaben demnächst zurückgebracht werden.
Nach sechs Stunden sind wir fertig, einschließlich des abschließenden Putzens und Reinemachens. Geschätzt sind es 105 Kilogramm Honig, die wir in Hobbocks, lebensmittelgeeignete Kunststoffeimer, abgefüllt haben.
Der Honig steht inzwischen im 16 Grad kalten Keller. Dort bleibt er bis zum Rühren und Abfüllen stehen. In den nächsten Tagen steigen noch Luftblasen auf und bilden auf der Oberfläche eine Art Schaum. Dieser Schaum wird abgeschöpft. Anschließend reift der Honig weiter. Irgendwann wird er seine Farbe ändern. Das ist der Zeitpunkt, an dem er zu kristallisieren beginnt.
Ab jetzt muss er gut beobachtet werden, um den richtigen Zeitpunkt zum Rühren zu finden. Hierdurch werden die gebildeten Zuckerkristalle wieder zerstört und der Honig bekommt dadurch seine feincremige Konsistenz.
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