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In diesem Jahr hatten wir einige Schwärme eingefangen, ein paar Ableger gezogen und unsere Völkerzahl auf zuletzt 22 erhöht. Ziel war und ist unverändert, dass wir zwanzig Bienenvölker führen wollen und nicht mehr.

Bei einem Volk fehlte bei der letzten Durchsicht die Bienenkönigin. Also wurde sehr schnell der Plan geboren, dieses königinnenlose Volk mit einem der Schwärme zu vereinen.

Der Schwarm Martina fiel mangels Bienenmasse leider dafür aus (siehe Beitag vom 23.07.2016), also blieb nur der Schwarm San Stefano übrig.

Gestern abend, in der Dämmerung, bin ich deshalb auf das Gelände fahren, auf dem die beiden Schwärme stehen, und habe dort deren Fluglöcher verschlossen. Damit können die Bienen ihren Stock nicht verlassen.

Heute nachmittag sind wir zu zweit zu den beiden Schwarmvölkern gefahren und haben sie erst versandfertig gemacht und anschließend abtransportiert.

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Versandfertig heißt, das Flugloch sichern, die gesamte Beute zu vertäuen, damit sie beim Transport gegen unbeabsichtigtes Öffnen gesichert ist. Sollten im Auto kleine Öffnungen entstehen und Bienen dadurch ans Tageslicht ins Innere gelangen können, wäre das mit Sicherheit kein besonders angenehmes Vergnügen...

Übrigens bei diesen Vorbereitungen hatte sich gezeigt, dass ich das Flugloch nicht gründlich genug verschlossen hatte. Es wurde durch die beiden Seitenschrauben ("Vorrreiber") nicht fest genug nach hinten gedrückt. Einzelne Bienen sind durch diesen kleinen Schlitz doch noch nach außen gelangt. Also musste ich da noch die Schrauben nachziehen.

Danach konnten wir mit den Bienenstöcken im Kofferraum mit dem Auto von Frankfurt-Praunheim bequem zum Riedberg fahren. Eine Biene flog dabei trotzdem frei im Kofferraum mit, blieb aber recht gelassen.

Auf dem Riedberg angekommen, haben wir die beiden Beuten übereinander gestellt. Zwischen ihnen habe ich ein Blatt Zeitungspapier mit kleinen Löchern gelegt. Durch sie können die Bienen langsam mit dem anderen Volk Kontakt aufnehmen und sich vermischen. Anschließend bleibt zu hoffen, dass die Königin ebenfalls angenommen wird und möglichst zügig mit der Eiablage beginnen kann.

Links die beiden miteinander vereinigten Völker
Links die beiden miteinander vereinigten Völker

Natürlich sind vier Zargen für ein Volk auf Dauer zuviel. Deshalb werden zwei von ihnen nach einiger Zeit wieder entfernt und das neue Volk auf die restlichen beiden Zargen eingeengt.

Jetzt im Sommer nach der Honigernte ist die Zeit für die Ameisensäurebehandlung gegen die Varroamilbe gekommen.

Der Honig ist entnommen, er wird also nicht mit den Dämpfen der Ameisensäure mehr in Berührung kommen.

Das Prinzip der Behandlung ist immer dasselbe: die Varroamilben mögen es nicht sauer und sterben bei zuviel Säure ab. Unsere Ableger und frisch gefangenen Schwärme haben wir im Frühjahr bereits mit 15%iger Milchsäure eingesprüht. Im beginnenden Hochsommer ist die Zahl der Varroamilben im Bienenstock am größten, sie explodiert förmlich sogar.

Durch unsere kontinuierliche biolgische Bekämpfung seit dem Frühjahr mit dem Ausschneiden der Drohnenbrut haben wir die Anzahl der Milben bereits niedrig gehalten. Mit der Ameisensäurebehandlung verringern wir die Milbenzahl noch einmal kräftig, damit das Volk möglichst gesund und wenig belastet in den Winter gehen kann.

Bei der Ameisensäureanwendung gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Prinzipien, denen gemeinsam das physikalische Phänmen der Verdampfung ist.

Richtig klassisch erfolgt das Einbringen der Ameisensäure von oben: auf die Oberkanten der obersten Rahmen wird beispielsweise ein getränktes Schwammtuch gelegt. Alternativ gibt es auch Verdunstungsmechanismen verschiedener Hersteller, die meist einen Tank zum Befüllen und ein Medium zum Verdunsten haben. Das kann beispielsweise ein Docht sein, aber auch ein Blatt Filterpapier. Hierbei erfolgt die Verdunstung innerhalb weniger Tage. Fördernd sind hohe Außentemperaturen, die zusätzlich den Bienenstock im Inneren aufheizen. Aus diesem Grunde funktioniert dieses Prinzip nur im Sommer. Im kalten Winter ist es wirkungslos.

Eine andere Methode ist eine sehr sanfte mit nur 15 %iger Ameisensäure. Das Prinzip hier ist das gleiche, aber weil die Konzentration niedriger ist, muss die Einwirkzeit verlängert werden. Wir belassen eine gefüllte Wanne vier Wochen in der Beute.

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Drei Liter 15 %ige Ameisensäure wird hergestellt (Ameisensäure ad us vet. hat eine Konzentration von 60%, also wird sie entsprechend mit Wasser verdünnt) und unten in die Beute geschoben. Zuvor wird ein Holzbrett eingelegt, um das Lüftungsgitter der Beute zu verschließen, damit die Dampfkonzentration im Stock entsprechend ansteigen kann. Das Einflugloch auf der Vorderseite bleibt geöffnet.

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Diese sanfte Methode hat große Vorteile und ist meines Erachtens auch ideal für "faule" Menschen. Weil die Wanne mit der Ameisensäure möglichst vier Wochen ununterbrochen im nicht geöffneten Bienenstock bleiben soll, kann man in dieser Zeit ruhigen Gewissens in den Urlaub fahren. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass parallel dazu sofort mit der Auffütterung begonnen werden kann.

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Hierfür verwenden wir einen fertig portionierten Futterteig mit 2,5 kg Fertigteig. Die einzelnen Pakete legen wir auf die jeweiligen Oberträger des oberen Brutraums der Beute, schneiden die Plastikfolie oben und seitlich ein, damit die Bienen das Futter aufnehmen können, legen eine Folie gegen den Wildbau darüber und verschließen die Beute wie üblich mit einem Deckel.

Am Sonntag, 31. Juli 2016, während wir dabei waren, unsere Bienenvölker gegen die Varroamilbe zu behandeln und gleichzeitig mit der Auffütterung für den Winter zu beginnen, geschah es, dass wir einen Honigraum entdeckten, den wir tags zuvor vergessen hatten zum Schleudern mitzunehmen.

Während wir daheim am Tag vorher geschleudert und alle Gerätschaften bereits wieder geputzt hatten, hieß damit nun, wir dürfen von vorne beginnen und erneut schleudern, erneut putzen ... Das war gemein. Ein anderes Wort für gemein ist niederträchtig. Also war für mich schnell klar wie der Honig zu heißen hat, wenn er in den Verkauf kommt: Niedertracht.

Aber es hat sich wider Erwarten doch sehr gelohnt: der Honig war deutlich dunkler, roch und schmeckte anders. Dieses Phänomen erleben wir beim Schleudern recht häufig. Wir sammeln alle Honigräume ein und verarbeiten anschließend die Rahmen stockweise. Der aus der Schleuder abfließende Honig wird dann im Sammelgefäß automatisch vermischt. Dabei passiert es typischerweise, dass jeder Bienenstock einen anderen Honig enthält, selbst wenn die Stöcke in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander stehen. Mal ist er heller, dunkler, dick- oder dünnflüssiger oder riecht und schmeckt sehr unterschiedlich. Wäre der Aufwand nicht zu groß, könnten wir auf diese Weise sehr verschiedene Honige in kleinen Mengen abfüllen. Mit der Niedertracht haben wir das ungewollt sogar getan.

Am 30.Juli 2016 haben wir morgens die Zargen mit den Honigwaben geholt und mittags geschleudert. Der aus der Schleuder fließende Honig war vom Geruch her völlig anders als beim ersten Mal. Der Grund: bei dieser zweiten Tracht, der Sommertracht oder, wie wir sie nennen werden, der Zwietracht, waren zum großen Teil völlig andere Blüten und Nektare das Ziel unserer Bienen gewesen.

Eine Honigwabe enthielt noch sehr viel Rapshonig, der inzwischen bereits in den Zellen kristallisiert ist und nicht mehr durch das Schleudern abzentrifugiert werden konnte. Diesen Rahmen geben wir einem Ableger als Futterwabe.

Noch steht der Honig zum Klären bei uns in der warmen Wohnung. Bei diesen Temperaturen steigen in der zähen Masse die Luftblasen besser nach oben und können als Schaum in wenigen Tagen abgenommen werden. Anschließend kommt der Honig bei 16 Grad in den Keller zum Reifen. Vom sich dabei entwickelnden Kristallisationsgrad hängt es ab, wann der Honig gerührt und abgefüllt wird . Das kann sich durchaus noch ein paar Wochen hinziehen.

Am Sonntag, 31. Juli 2016, findet um 11 Uhr das letzte public beekeeping statt.

An diesem Tag werden die Bienen gegen die Varroamilben behandelt und zugleich aufgefüttert. D.h. nachdem der Honig vorher entnommen worden ist, erhalten die Bienen als Ersatz Fremdfutter, dass sie wie Nektar einsammeln und in ihren Waben als Wintervorrat einlagern. Damit ist die Saison 2016 nahezu beendet. Im Winter findet noch einmal kurz vor Weihnachten eine Behandlung gegen die Varroamilben statt, möglichst dann schon in der Brutpause, wenn es draußen kalt genug ist.

Im Lauf der nächsten Monate wird die Zahl unserer Völker etwas reduziert, indem mehrere Völker miteinander vereinigt werden und so ein kräftiges neues Gesamtvolk bilden.

Möglicherweise werde ich auch ein wenig experimentieren und in einer Beute versuchen, zwei Königinnen zu führen.

Am 28. Juli 2016 haben wir abends mit den Vorbereitungen zur zweiten Honigernte begonnen.

Damit wir an den Honig gelangen, sollten die Rahmen im Honigraum möglichst bienenfrei sein. Um das zu erreichen, haben wir unter den jeweiligen Honigraum eines Volkes eine Leerzarge und eine Bienenflucht gesetzt. Die Bienenflucht ist wie eine Drehtür: sie lässt nur in eine Richtung die Bienen hindurch. Im Idealfall werden die noch im Honigraum vorhandenen Bienen in zwei Tagen verschwunden sein. Wir heben den Honigraum dann nur noch ab und transportieren ihn zu uns nach Hause, dort wird er geschleudert und der ablaufende Honig zunächst in Eimer gefüllt.

Einen Tag nach der Entnahme starten wir mit der Behandlung gegen die Varroamilbe. In den Boden eines jeden Bienenstocks wird dazu eine Wanne mit etwa drei Litern 15%iger Ameisensäure gestellt. Durch die hohen Außentemperaturen im Sommer verdampft die Ameisensäure und tötet dadurch die Milben ab. Klassisch verwenden die meisten Imker jedoch eine Säurekonzentration von 60%. Das bedeutet für die Bienen schon ein wenig Stress, auch wenn ihnen die Säure nichts ausmacht. Wir verwenden jedoch nur 15%ige Säure. Dieses Verfahren ist schonender, dauert dafür aber länger. Allerdings brüten die Bienen in diesen Zeit weiter und können gleichzeitig sogar zur Wintervorbereitung von uns mit Futterteig versehen und aufgefüttert werden.

Vor über vier Wochen hatte ich die neuen Reinzuchtköniginnen einem Teil unserer Völker zugesetzt. Leider wurden die neunen Damen nicht überall angenommen. Bei der Durchsicht am 24. Juli 2016 fanden wir in einem Volk gleich zehn Nachschaffungszellen vor. Einige von ihnen waren noch offen, andere sogar verschlossen. In letzteren war also eine Königin am heranwachsen. Solche Situation ergibt sich, wenn die neue Königin nicht angenommen worden ist. Ein Volk ohne Königin geht gar nicht! Ohne sie ist es nicht überlebensfähig. Deshalb versuchen die Bienen so schnell wie möglich sich eine neue Königin heranzuziehen. Damit das sicher gelingt, benötigen sie eine Wabe mit frischen Eiern oder frisch geschlüpften Larven. Im Idealfall sind diese Larven nicht älter als ein Tag. Sie werden dann mit dem Königinnenfuttersaft gefüttert, ihre Zelle wird umgebaut und nach knapp zwei Wochen würde die neue Königin dann schlüpfen.

Glücklicherweise hatte ich einen Tag zuvor auf meinen Bauch gehört. An diesem Tag war ich beim Imkereibedarfshändler, um dort das Winterfutter zu kaufen und hatte mir, einer Eingebung folgend, drei begattete Königinnen dort bestellt. Eine wird dann diesem weisellosen Volk zugesetzt werden. Weisel ist die historische andere Bezeichnung für die Bienenkönigin.

Die unten stehenden Bilder zeigen einen Teil der nachgeschaffenen Weiselzellen.

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Diese leeren halbkugelförmigen Zellen nennt man auch Spielnäpfchen. Sobald hierin im Königinnenfuttersaft eine neue Königin heranwächst, wird das Spielnäpfchen zu einer Weiselzelle umgebaut und erweitert.

Auf diese Kurzformel könnte ich den Zustand der beiden Bienenschwärme bringen, von denen ich gerade heimgekehrt bim.

  • Martina heißt der Schwarm, den wir auf dem Reiterhof (Kautenhof) auf dem Riedberg vor einigen Wochen aus einem Baum heraus geborgen hatten. Martina ist die Frau, die uns benachrichtigt hatte.
  • Stefan ist zufälligerweise Martinas Ehemann. Er hatte uns seinen Traktor mit Bergungskorb zur Verfügung gestellt, damit wir wenige Tage später aus sonst unerreichbarer Höhe einen Bienenschwarm an der Riedbergallee bergen konnten.

Beide Schwärme sind - anders als sonst bei uns üblich - nach ihren Findern oder Helfern benannt worden. Sie stehen nicht bei uns auf dem Riedberg, sondern in den Niddaauen in Frankfurt-Praunheim  in etwas über drei Kilometern Entfernung.

Martina hatte schon früh zu schwächeln begonnen und kam nach dem Einschlagen in ihre Beute mit dem Brüten nicht so recht in Fahrt. Eine nicht markierte Königin war erkennbar vorhanden gewesen. Vor etwa fünf Wochen sah es noch so aus, als ob das Volk in seiner Entwicklung gut voran kommen würde. Leider ist das jedoch fehlgeschlagen. Nur noch sehr wenige vereinzelte Bienen laufen auf den Rahmen im oberen Brutraum herum. Die seinerzeit frisch zugesetzten Mittelwände wurden zwar zügig angenommen und rasch ausgebaut, aber inzwischen sind die Waben völlig leer und teilweise sogar auf dem Boden angefressen. Ameisen laufen in ihnen herum.Dieses Volk ist so gut wie tot.

Stefan hingegen hat eine blau gezeichnete Königin, die  im oberen Brutraum auf den mittleren Waben richtig schöne große Brutnester angelegt hat.Die randständigen Waben im oberen Brutraum sind noch immer leer. Dazwischen sind jedoch prall gefüllte Brutnester mit Brut in allen Stadien zu finden. Es scheint so, als ob die Königin jetzt so langsam mit der Eiablage in Gang gekommen ist. Bei diesem Volk habe ich heute mit der Auffütterung begonnen und ein erstes Paket mit Futterteig zugegeben, damit es beginnen kann, seinen Wintervorrat anzulegen ohne sich groß mit der Tracht beschäftigen zu müssen. Dabei kann es durchaus kräftig weiter brüten und so als starkes Volk in den Winter gehen. In wenigen Wochen wird dieses Volk auf den Riedberg umgesiedelt werden und auf der Streuobstwiese seine endgültige Heimat finden.

Im Urlaub sahen wir ein neu errichtetes Bienenhaus stehen, bogenförmig mit großer Glasfront. Neugierig geworden, habe ich nachgefragt und einen Besichtigungstermin dort mit dem Besitzer, Hannes Plattner, vereinbart. Über das Haus als solches berichte ich an anderer Stelle.

In diesem Haus soll ein Zentrum für Apitherapie mit Stockluft erreichtet werden.

Apitherapie heißt zunächst einmal nur Bienen(produkt)therapie. Dazu zählen viele verschiedene Therapieformen. Im Volksmund ist bekannt, dass Bienenstiche angeblich gegen Rheuma helfen sollen. Hierzu gibt oder gab es auch entsprechende Salben mit "Bienengift" zum Einreiben. Auch mit Bienenhonig kann man behandeln. So wird beispielsweise der neuseeländische Manukahonig in der Therapie von Wundheilungsstörungen angewendet.

Eine andere Behandlungsmöglichkeit stellt die Anwendung von Stockluft dar. Das Einatmen der Luft aus einem Bienenstock würde bei Asthma, chronischer Bronchitis, allergisch bedingtem Asthma, COPD helfen. Wissenschaftliche medizinische Studien, die doppelblind durchgeführt worden sind, gibt es hierzu (noch) nicht. Zwar wurden an kleinen Personengruppen von sehr wenigen Teilnehmern entsprechende "Studien" durchgeführt, allerdings sind diese nicht sehr aussagekräftig. Hannes Plattner erzählte jedoch, dass zurzeit mehre große Studien mit mehreren Hundert Probanden durchgeführt werden, deren Ergebnisse aber noch nicht veröffentlicht worden sind.

Wie funktioniert nun die Stockluftanwendung?

In den Abschlussdeckel einer Bienenbeute wird ein Ausschnitt gesägt, auf den ein Ansauggebläse mit Schlauchanschluss montiert wird. Der Motor saugt die warme Luft des Bienenstocks an und bläst sie über einen Stutzen nach außen. Hierauf lässt sich ein Schlauchstück mit einer daran hängenden Atemmaske montieren. In ihr kann man die von den Bienen, Waben und Honigraum aromatisierte Luft einatmen. Eine Anwendung dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Etwa alle 10 Minuten wird der Bienenstock gewechselt.

Aufsatz auf dem Dach eines Bienenstocks
Aufsatz auf dem Dach eines Bienenstocks
Ein sanfter warmer Luftstrom wird aus dem Bienenstock geblasen
Ein sanfter warmer Luftstrom wird aus dem Bienenstock geblasen

Pro Person rechnet man deshalb mit drei Bienenstöcken, die für dessen Stocklufttherapie benötigt werden. Dieser Wechsel wird damit begründet, dass nach Ablauf von etwa 10 Minuten die Konzentration an Bienenstockaromen deutlich nachlässt. Pro Woche werden zwei bis drei Sitzungen durchgeführt.

Bereits nach wenigen Anwendungen sollen die Symptome schon zurückgehen. Allergiker, die auf manche Blütenpollen mit Asthma reagieren, würden von dieser Therapieform gut profitieren können und sollen hinterher beschwerdefrei sein.

Die Stocklufttherapie kann in der Zeit zwischen April und September durchgeführt werden. Das ist die Zeit, in der die Bienen die Tracht, den Nektar, eintragen und in den Waben, speziell des Honigraumes, einlagern. Deshalb gehört immer ein aufgesetzter Honigraum zu dieser Anwendungsform dazu. Ab September bereiten die Bienen sich auf den kommenden Winter vor und sammeln keinen Pollen und keinen Nektar mehr ein. Deshalb findet in dieser Zeit keine Anwendung mit Stockluft statt.

Zu Risiken und Nebenwirkungen: in Deutschland ist das gewerbsmäßige Anbieten dieser Therapieform als ein Angebot einer medizinischen Leistung angesehen. Hierzu bedarf es damit eines Fachkundenachweises. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Therapie nicht, weil es keinen Wirksamkeitsnachweis in Form von anerkannten Studien gibt. Das Verwaltungsgericht Jena hatte einem Heilpraktiker diese Anwenungsform gerichtlich untersagt (http://www.imkerpate.de/stockluft-therapie-verbot-bienenluft-bienenstockluft-therapie/). Der Hersteller des Gebläsemotors hat auf seiner Webseite wohl aus diesem Grund auch vom Wellnessbereich gesprochen.

Hier dazu ein Link zu Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=jsBCtwCrjT4

 

 

Im Vintschgau, kurz vor Meran, liegt die Ortschaft Naturns. Heute kann man sie gut umfahren, früher musste sich der gesamte Verkehr vom Reschenpass in Richtung Meran durch das enge Dorf quälen. Dadurch verpassen heute viele Touristen eine große Besonderheit: in Naturns sind in der Kirche St. Prokulus die ältesten erhaltenen Fresken mindestens Südtirols, wahrscheinlich sogar Tirols, zu sehen. Sie stammen aus dem achten und dem 14. Jahrhundert.

Vor der Kirche steht ein Brunnen wie er in vielen Alpenländern typisch ist. Dieser hier hat eine kleine Besonderheit: der wasserführende Arm ist einer "Steckdose", einer Schweineschnauze, nachempfunden. Dann kommt leider ein Stilbruch: darunter steckt auf dem zuführenden Leitungsrohr ein Plastikteil von Gardena als Wasserauslass.

Brunnen in Naturns
Brunnen in Naturns vor der Kirche St. Prokulus
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Schweinenase aus Wasserauslass

Aus ihm fließt das Wasser in einen ausgehöhlten Baumstamm. Leider ist dieser Stamm inzwischen rissig und undicht geworden. Sowohl an seinen beiden Stirnseiten als auch an den Längsseiten sind viele Risse entstanden, durch die das Wasser langsam und stetig durch das Holz hindurch nach außen fließt.

An den Austrittsstellen sammeln sich Bienen an und benutzen diese kleinen Pfützchen als Bienentränke. Der große Vorteil für sie: sie können auf den feuchten Holz laufen und drohen nicht wie sonst meist zu ertrinken, weil sie nicht schwimmen können.

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Wasseraustrittstellen an einer Stirnseite des ausgehöhlten Baumstammes als ideale Bienentränke
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An der Stirnseite austretendes Wasser aus Rissen im Stamm ist eine ideale Bienentränke
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An der Längsseite unter der Rinde austretendes Wasser ist ebenfalls für die Bienen idela
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Längsseite des Baumstammes mit Biene an Wasseraustrittstelle

In der Zeitschrift "Der Spiegel" vom 25. Juni 2016 habe ich unter der Überschrift

Summ herum

einen Artikel lesen können, der sich mit dem Sterben von Bestäubern durch den Einfluss von Chemie in der Landwirtschaft beschäftigt. Unter anderem wird darin auch Werner Seip erwähnt, der vielen Imkern bekannt ist: Werner Seip lebt in Butzbach am Taunus und ist einer der wenigen Großimker Deutschlands, der zudem auch einen Handel für Imkerbedarf unterhält (http://werner-seip.de/)

Mit etwas Verspätung war der besagte Artikel nun auch im online-Archiv des Spiegels zu finden. Beim Klicken auf die Überschrift erscheint der Artikel. Nachteil: der vollständige Artikel muss bezahlt werden bei spiegel-online.de (was ich jedoch nur fair finde).

Heute waren wir im Etschtal in Lana und haben dort das Südtiroler Obstbaumuseum besucht.

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Dort gibt es vielerlei über die Südtiroler Landwirtschaft und besonders den Obstanbau zu erfahren. Spannend für mich: wir gingen durch die Museumsanlage und folgten dem Schild:

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Was fanden wir dort am Eingang vor?

So etwas:

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Honigschleuder, Bienenkorb und rechts unten: Bienenstock
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Bienenstock (li.) und Wachspresse für Mittelwände

Spannend! Hier wird nämlich demonstriert, welche wichtige Bedeutung die Bienen und die Imkerei für den Obstanbau haben. Obstbäume sind Fremdbestäuber. Ohne die Hilfe von Bienen wären sie nicht in der Lage bestäubt zu werden und Früchte anzusetzen.

Bei unserer heutigen Wanderung im Ultental in Südtirol war ich mitten in Gedanken an Thomas Mann und Sigmund Freud, die beide hier in einem Privatsanatorium zur Kur gewesen waren, als mich Matthias ansprach und fragte, ob ich das soeben passierte Bienenhaus gesehen habe. In meinen Gedanken versunken, hatte ich nicht bemerkt, dass ich justament daran vorbeigewandert bin.

Beim Betrachten konnte ich gut verstehen warum: das Haus wirkte verlassen und ungepflegt, seine Eingangstür stand offen, nur an einem einzigen Anflugbrett war Flugbetrieb zu erkennen. Die anderen Fluglöcher wirkten verschlossen und verschmutzt.

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Bienenhaus

Spinnweben und kleines Geröll war auf den meisten Anflugbrettern zu erkennen. Auch bei den obigen Bildern ist der verwahrloste Zustand dieses Hauses gut zu erkennen.

Beim Besuch im Bienenmuseum Plattnerhof vor zwei Tagen erzählte uns eine Angestellte, dass es inzwischen Versuche gebe, Bienen in der Rauschgiftfahndung einzusetzen.

Es erschien mir schier unglaublich. Gewiss, Bienen haben ein sehr feines Geruchsorgan, mit dem sie ihre Nahrung finden können. Aber in der Rauschgiftfahnung?

Im Internet habe ich dazu ein paar Links gefunden, die ich hier einstelle:

Bild der Wissenschaft

Beecare

Wired

Blick

Kompakt

 

In diesem Jahr war die Honigernte durch den extrem nassen Juni eine besondere Ernte. Sie war etwas später als sonst und etwas trachtärmer. Die aufgesetzten Honigräume waren zum Teil schwer, aber andererseits nur teilweise voll verdeckelt. Durch den Regen wurde zunächst weniger Nektar eingetragen, aber leider hat die Blütezeit darauf wenig Rücksicht genommen. Ein großer Teil der Blüten ist inzwischen verblüht, viel mehr kommt nun auch nicht nach. Jetzt, um die Sommersonnenwende und den Johannistag, ist die Völkerentwicklung auf dem Maximum. Diese Entwicklung geht in etwa parallel mit der Blütenfülle  einher. Klassisch läuft jetzt die Tracht ihrem Ende entgegen.

Etwa drei Tage vor der geplanten Honigernte hatte ich damit begonnen, unter die in Betracht kommenden Honigräume auf das Absperrgitter eine Leerzarge zu stellen und diese mit einer Bienenflucht nach oben hin abzusperren. Auf die jeweilige Bienenflucht wurde anschließend der Honigraum zurückgestellt. Diese Technik habe ich in dieser Art und Weise das erste Mal ausprobiert. Durch den Rundbrief einer Großimkerei bin ich darauf gestoßen. Die letzten Male waren trotz der eingelegten Bienenflucht noch immer sehr viele Restbienen im Honigraum geblieben. Im Grunde machte es kaum einen Unterschied, ob die Flucht nun eingelegt war oder nicht.

Das war in diesem Jahr mit der zwischengeschobenen Leerzarge völlig anders. Höchstens ein paar sehr vereinzelte Exemplare von Honigbienen waren noch anzutreffen. Wenn es fünf je Honigraum und Volk waren, waren es viele. Dadurch war die Abnahme der Honigräume angenehm einfach gewesen. Natürlich erfolgte dieses morgens früh, noch vor dem Frühstück am Samstag.

Acht Zargen am Rand der Streuobstwiese warten auf den Abtransport zum Schleudern
Acht Zargen am Rand der Streuobstwiese warten auf den Abtransport zum Schleudern

Vor dem Schleudern gab es die üblichen Vorbereitungen: alle Gerätschaften wurden gereinigt und getrocknet, der Fußboden gewischt, damit möglichst wenig Verunreinigungen an und in das Lebensmittel Honig gelangen können.

Acht Zargen mit Rahmen zum Schleudern. Allerdings ist nicht jede Zarge mit 10 Rahmen bestückt
Acht Zargen mit Rahmen zum Schleudern. Allerdings ist nicht jede Zarge mit 10 Rahmen bestückt
Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer
Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer
Entdeckelungsgeschirr
Entdeckelungsgeschirr

Rahmen für Rahmen wird auf die Schräge des Entdeckelungsgeschirrs gelegt. Mit einer speziellen Gabel werden die wächsernen Verschlüsse der einzelnen Zellen angehoben, entfernt und in der darunterliegenden Wanne auf einem Siebboden gesammelt. Bereits jetzt auslaufender Honig tropft nach unten durch das Entdeckelungswachs hindurch und wird in der Bodenwanne aufgefangen. Somit bleiben die Verluste relativ gering.

Die entdeckelten, geöffneten, Waben werden anschließend senkrecht in die Schleuder gestellt. Vier Waben passen in die neue Schleuder hinein. Beim Schleudern wirken die Fliehkräfte und lassen den Honig, der zur Innenseite der Schleuder zeigt, an die Wand fliegen. Gleichzeitig wird jedoch auch die gefüllte Innenseite der Wabe in Richtung Wand gedrückt. Durch diese enormen Fliehkräfte kann es zum Wabenbruch kommen. Um ihn zu vermeiden, schleudert man erst sehr behutsam mit niedriger Drehzahl an. Anschließend werden die Waben gewendet, so dass die innen liegenden Seiten nun nach außen zeigen. Beim zweiten Schleudergang wird der Honig vollständig abgeschleudert. Nach einem erneuten Wenden geschieht das Gleiche mit dem restlichen Honig.

Das Verfahren ist umständlich und zeitintensiv, weil die Waben hierbei mehrfach in die Hand genommen werden müssen. Dabei bleiben die Waben allerdings unbeschädigt. Es gibt sogenannte Selbstwendeschleudern, die sich sogar programmieren lassen, damit sie automatisch immer den gleichen Ablauf haben. Das spart zwar sehr viel Zeit und Mühe, jedoch ist der finanzielle Aufwand für dieses bequeme Vergnügen beträchtlich. Für kleine Imkereien lohnt sich eine solche Anschaffung deshalb in der Regel nicht.

Durch die Zentrifugalkräfte in der Schleuder werden sowohl der Honig als auch viele Wachsteilchen an die Schleuderinnenwand zentrifugiert. Von dort sinken oder fließen sie zu Boden. Dieses Gemisch verlässt über einen Ausfluss den Innenraum und wird in einem Sieb aufgefangen. Wir verwenden inzwischen nicht mehr das klassische Doppelsieb, bei dem das erste obere Sieb grob-, das zweite feinmaschig ist. Die Wachspartikel lassen das obere Sieb recht schnell verstopfen. Praktischer und bequemer ist aus diesem Grund ein Spitzsieb. Es wird auf den Behälterrand aufgelegt, die Spitze liegt im Behälter auf dem Boden. Hierin schwimmen die Wachsteilchen ständig an der Oberfläche verstopfen das Sieb dadurch nicht.

Die im Honig verbliebenen Wachsteilchen werden im Feinsieb abgetrennt
Die im Honig verbliebenen Wachsteilchen werden im Feinsieb abgetrennt
So fließt der Honig aus der Schleuder in das Feinsieb hinein
So fließt der Honig aus der Schleuder in das Feinsieb hinein

Sobald der erste Behälter gefüllt ist, fließt der gefilterte Honig über einen Überlauf in ein zweites Gefäß, beispielsweise einen Eimer.

Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer
Honigschleuder im Hintergrund, davor Metallgefäß mit einliegendem Feinsieb, davor am Überlauf ein Lebensmitteleimer

In solchen Eimern kann man anschließend den Honig bis zum Zeitpunkt des Abfüllens lagern. In den ersten Tagen nach dem Schleudern steigen noch Luftblasen und Schaumteilchen an die Oberfläche. Sie werden dort mechanisch aufgenommen und entsorgt. Sobald der Honig zu kristallisieren beginnt, kann er in diesen Behältnissen gerührt werden und erhält seine gewünschte feincremige Konsistenz.

An ihm scheiden sich die Geister. Die einen lieben, die anderen hassen ihn. Für mich als Norddeutscher ist Rapshonig sehr vertraut und mit dem Bild von riesigen gelb leuchtenden Rapsfeldern verbunden. Als ich in Frankfurt während unserer Imkerausbildung mit unserem Praktikumsleiter darüber sprach und es wagte, meine Vorliebe für diesen Honig auszusprechen, erntete ich nur ein müdes Lächeln. Es gäbe doch so viele andere Honige und ausgerechnet dieser, der doch nur süß ist? Ja! Ausgerechnet dieser! Auch wenn ich andere Honige inzwischen sehr schätze, komme ich immer wieder auf ihn zurück.

Auf dem Frankfurter Riedberg bauen die Ortslandwirte regelmäßig auch Raps an. An norddeutsche Feldergrößen kommt man hier nie heran, nicht einmal dann, wenn alle paar Jahre in der Fruchtfolge ein für hiesige Verhältnisse riesiges Areal mit Raps bewirtschaftet wird.

Damit Raps "honigt", also viel Nektar produziert, benötigt er einen feuchten Fuß. Möglichst zu Beginn der Blütezeit sollte es geregnet haben, dann wird für die Bienen die Ausbeute größer. In trockenen Jahren wie 2014 ist der Honigertrag dagegen nur sehr mager.

Der Honig schmeckt sehr süß, ist je nach Rapsanteil von hellgelber bis fast weißer Farbe. Er besitzt keinen ausgeprägten Eigengeschmack wie zum Beispiel ein Kastanien- oder Thymianhonig. Für uns norddeutsche Süßmäuler ist das jedoch ideal.

Diesen Honig zu ernten und zu verarbeiten, kann tückisch sein. Beim Abschleudern sieht er wie jeder andere Nektar aus, weder ist er zu hell noch zu dunkel. Er wird in großen Eimern aufgefangen und bei etwa 15 Grad im Keller zunächst gelagert. Hier heißt es nun nach wenigen Tagen aufzupassen: manchmal beginnt er schon nach sehr kurzer Zeit zu kristallisieren. Dann muss der Honig schleunigst gerührt werden, um die Kristallisationskerne mechanisch wieder zu zerstören. Ansonsten neigt er dazu innerhalb sehr kurzer Zeit fest zu werden. Aus dem leicht dahin fließenden Nektar wird schnell ein sehr zäh fließender Honig, der dann hart wie Beton werden kann und dann nicht mehr so einfach zu verarbeiten ist.

Unsere erste Honigernte 2016 bestand aus einem sehr rapsbetonten Honig. Bereits eine Woche nach dem Abschleudern begann in vier von fünf Lagergebinden die Kristallisation. Zum Glück hatte ich um Ostern herum uns ein Rührgerät geleistet. Damit müssen wir nicht mehr mit einer Bohrmaschine, einem vorgesetzten Untersetzungsgetriebe und der Rührspirale per Hand rühren, sondern können das einem Motor auf einem Gestell überlassen. Ein weiterer Vorteil: das Motorengeräusch ist wesentlich leiser als das einer Bohrmaschine.

Honigrührmaschine
Honigrührmaschine

Mit unserer Rührmaschine habe ich den Honig zu rühren begonnen. Nach zwei Tagen war er trotzdem schon so zähflüssig geworden, dass, wenn nicht bald abgefüllt würde, an ein Abfüllen nicht mehr zu denken wäre. Doch fehlten uns dafür noch die nötige Menge an Gläsern. Am Mittwochnachmittag habe ich die nötige Menge an Honiggläsern aus Butzbach im Taunus geholt. Während unten im Keller die Rührmaschine unseren Honig erneut rührte, lief oben die Geschirrspülmaschine mit den Gläsern und zugehörigen Deckeln.

Rapshonig an der Rührspirale
Rapshonig an der Rührspirale

Das erste Abfüllen verlief mehr als zäh. Es dauerte ungefähr fünf Minuten, bis ein Glas gefüllt war. Bei dem zweiten Eimer ging es etwas schneller, rasant wurde es beim dritten. Dann allerdings geriet alles ins Stocken, weil sich unten im Gefäß ein dicker zäher Rand aus Rapshonig abgesetzt hatte. Gleiches beim letzten Behältnis. Mühsam habe ich diese zähe Masse entfernt und in einem Honigeimer getrennt gesammelt. Kurz vor 23 Uhr stellte ich über diesem dickflüssigen hochviskösen Honig die Rührmaschine erneut an, um auf diese Weise die Masse dünnflüssiger zu rühren.

Fast weißer Rapshonig an der Rührspirale
Fast weißer Rapshonig an der Rührspirale

Gegen 1:45 des folgenden Tages war ich dann mit allem fertig: 143,75 Gläser Honig waren abgefüllt, gewogen, zugeschraubt und wieder in den Keller transportiert worden. Dort bleiben sie zwei bis drei Wochen stehen, dann werden sie etikettiert und können in den Verkauf gehen.

Bei dieser Aktion habe ich verstanden, warum viele Imker die Augen nach oben ziehen, wenn sie das Stichwort Rapshonig hören. Es ist schon viel Arbeit, mehr jedenfalls als bei anderen Honigen.

In diesem Jahr haben wir fünf Schwärme bereits wieder gefangen, drei weitere sind uns seit Anfang Juni 2016 zum Fangen avisiert worden. Nach dem heutigen Imkern auf der Streuobstwiese, gebe ich hier einen kurzen Überblick über den Zustand unserer gefangenen Schwärme.

  1. Schwarm Nummer 1 ist nicht mehr bei uns. Wir haben ihn an zwei Praktikanten aus dem letzten Jahr abgegeben.
  2. Gleiches gilt für den Schwarm Nummer 2, auch er in inzwischen bei zwei früheren Praktikumsteilnehmern gelandet und wird dort weiter betreut.
  3. Der Schwarm mit dem Namen Gaia existiert nicht mehr. Wenige Tage nach dem Einschlagen in seine Beute wurde die Zahl der Bienen immer weniger, zuletzt waren in dem Bienenstock nur noch einige wenige tote Bienen. Dieser Schwarm hat seinen Ausflug nicht überlebt. Auffällig war für mich von Beginn an die Bewegungsarmut der Bienen. Die Masse bewegte sich nur träge, einzelne flogen aus, einige bauten auch ein paar rudimentäre Waben, aber sonst waren diese Bienen eher "lahm".
  4. Schwarm "Santa Martina": er wurde auf dem benachbarten Reiterhof gefangen. Nach dem Einschlagen in seine Beute hatte ich ihn ein paar Kilometer entfernt im Niddapark aufgestellt. Heute war ich dort zur Nachschau und zur Milchsäurebehandlung. Hatte ich Beiträge zuvor noch von der regen Bautätigkeit der Schwarmbienen geschwärmt, wurde ich hier eines anderen belehrt. Das gesamte Volk sitzt auf vier Rahmen, die allesamt am linken Rand in der Beute hängen und nur zum Teil ausgebaut sind. Hauptsächlich die beiden mittleren Rahmen weisen einen nahezu vollständigen Wabenbau auf. In den einzelnen Waben beziehungsweise Zellen waren vereinzelte Bieneneier (Stifte) zu erkennen. Unverdeckelte oder verdeckelte Brut war nicht vorhanden. Ein Spielnäpfchen (=Weiselzelle) hing in der Mitte eines Rahmens. Die Königin selber habe ich nicht entdecken können. Gedanken und Überlegungen hierzu: Hat das Volk überhaupt (noch) eine Königin? Das Vorhandensein der Stifte spricht dafür, sie müssen innerhalb der letzten 24 Stunden gelegt worden sein. Das Spielnäpfchen könnte darauf hinweisen, dass dieses Volk sich eine Königin nachzuschaffen versucht, weil es keine mehr hat? Sind die Eier befruchtet oder unbefruchtet? Könnten es Drohneneier sein und das Volk wird dann buckelbrütig? - Hier hilft nur eines: erst einmal abwarten und beobachten was sich im Volk weiterhin tut.
  5. Im Schwarm "San Stefano" zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier sind nur die randständigen ersten vier Rahmen besiedelt. Allerdings ist eine blau gezeichnete Königin vorhanden. Im Unterschied zu Santa Martina sind jedoch verdeckelte Brut, Rundmaden und Stifte zu sehen. Auch wenn die Königin nicht allzu eierlegefreudig zu sein scheint, sie kommt ihrer angestammten Aufgabe nach und ist in Eiablage. Abwarten gilt auch hier.

 

Unsere Schwarmvölker im Niddapark, links San Stefano, rechts Santa Martina. Auf den Dächern das Werkzeug und das Zubehör zum Imkern und für die Milchsäurebehandlung
Unsere Schwarmvölker im Niddapark, links San Stefano, rechts Santa Martina. Auf den Dächern das Werkzeug und das Zubehör zum Imkern und für die Milchsäurebehandlung
Milchsäure 15% ad us vet. und das Imkerwerkzeug: Kehrbesen, Stockmeißel und Smoker. Davor Schutzhandschuhe für die Säurebehandlung
Milchsäure 15% ad us vet. und das Imkerwerkzeug: Kehrbesen, Stockmeißel und Smoker. Davor Schutzhandschuhe für die Säurebehandlung

Überraschung: am Sonntag, den 5. Juni, kam ich nachmittags von einer mehrtägigen Fortbildung zurück. Matthias und Uwe hatten am späten Vormittag die Bienen betreut.  Uwe fand dabei bei einem Volk auf dem Varroaschieber beziehungsweise der "Windel" folgendes Bild:

Varroaschieber (Windel) mit Gemüll und erkennbarer Kalkbrut
Varroaschieber (Windel) mit Gemüll und erkennbarer Kalkbrut [Photo: Uwe Süßenberger]

Im Bild oben ist alles dunkel. In diesem dunklen Gekrümel und auf dem hellen Untergrund sieht man lauter bis zu 1 cm lange Gebilde.

Gemüll auf dem Varroaschieber mit Kalkbrut
Gemüll auf dem Varroaschieber mit Kalkbrut [Photo Uwe Süßenberger]
Kalkbrut
größerer Ausschnitt von Kalkbrut [Photo Uwe Süßenberger]

Daheim, nach meiner Rückkehr, zeigte Matthias mir ein Papiertaschentuch mit Teilen der Windelauflage:

 

Mumifizierte Streckmaden
Mumifizierte Streckmaden als Kalkbrut

 

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Mumifizierte Streckmaden als Kalkbrut

 

Mumifizierte Streckmaden
Mumifizierte Streckmaden als Kalkbrut

Damit war bereits beim ersten Blick die Diagnose klar: dieses Volk hat die Kalkbrut.

Die Kalkbrut stellt eine Bienenkrankheit dar, bei der es sich um einen Pilzbefall der Brut handelt. Die Larven nehmen im Rundmadenstadium mit dem Futtersaft die Sporen des Pilzes Ascosphaera apis auf. In  ihrem Darm entwickeln sich aus den Sporen Pilzfäden, die von dort aus alle Organe durchwandern und bis zur Körperoberfläche durchwachsen. Das Organgewebe wird dabei zerstört. Der Pilz wandert bis an die äußere Oberfläche und "spinnt" mit seinen Fäden die Maden ein. Die befallene Maden sterben im Entwicklungsstadium der Streckmade oder der Vorpuppe und sehen wie Mumien aus.

Die Sporen sind getrenntgeschlechtlich. Männliche und weibliche Sporen bilden jeweils ein eigenes Myzel. Diese Myzelien beziehungsweise Pilzfäden sind es, die die Made durchsetzen. Wenn dabei auf der Körperoberfläche männliche und weibliche Myzelien zusammentreffen, bilden sie kugelförmige Sporenbehälter, die Sporangien, die in sich wiederum kugelige Sporenballen (=Asci, daher der Pilzname) enthalten. Diese Ballen enthalten die eigentlichen Sporen. Mit dem Platzen eines Ballens werden die infektiösen Sporen freigesetzt und anschließend sowohl über den Luftzug als auch durch die Bienen auf den Waben verteilt. Dabei können sie die nächsten Rundmaden infizieren und der Kreislauf beginnt erneut.

Woran erkannt man diese Krankheit?

Es ist im Grunde eine Diagnose auf den ersten Blick: auf der Windel oder vor dem Flugloch liegen die herabgefallenen oder ausgeräumten Mumien. In den Zellen können die noch nicht ausgeräumten Mumien locker stecken, bevor sie von den Stockbienen entfernt werden.

Von der Stärke des Befalls hängt das weitere Schicksal des Volkes ab. Einen geringen Befall hält ein Volk bei einer guten Königin relativ gut aus und geht daran nicht zugrunde. Kalkbrutbefall ist oft ein Zeichen für eine zu hohe Umgebungsfeuchtigkeit. Eine Therapieoption ist von daher die Umgebung trockener zu halten. Allerdings ist das bei einer feuchten Witterung nicht immer möglich. Jahreszeitlich ist das Auftreten der Kalkbrut im Frühjahr und Frühsommer am häufigsten. Für uns ist es in diesem feuchten Frühjahr 2016 nun das erste Mal, das wir einen Befall von Kalkbrut erleben.

Auslösend für einen Befall kann die Luftfeuchtigkeit am Standort sein. Aber auch Imker können als Schuldige ausgemacht werden, wenn sie den Bienenstock zu häufig und zu lange öffnen.

Weil die Sporen im Stock und in den Zellen der Rahmen sind, ist es durchaus sinnvoll das befallene Wachsmaterial zu entnehmen und einzuschmelzen. Die Pilzsporen gehen dabei zugrunde. Der Krankheitsausbruch kann auch ein Zeichen für die Schwäche einer Königin sein. Von daher ist es durchaus eine sinnvolle Option die Königin auszutauschen, damit die Nachkommen widerstandsfähiger sind. Aber auch Maßnahmen, die den Putztrieb der Bienen stärken, können hilfreich sein. Hierzu engt man die Völker ein und entfernt ggfs. eine Zarge. Das Besprühen der Bienen mit Zuckerlösung oder mit Honiglösung fördert ebenfalls den gegenseitigen Putztrieb. Eine medikamentöse Therapie gibt es nicht.

Für uns Menschen ist diese Bienenerkrankung ungefährlich. Ein Problem stellt jedoch der sporenversetzte Honig dar. Wird er von anderen Bienen aufgenommen, wird über deren Verdauungssystem die Krankheit weitergegeben.

Bodenbienen als Schwarm

Dieses Jahr sind wir mit Bienenschwärmen reich gesegnet. Am Freitag, den 20. Mai 2016, fanden wir einen für uns merkwürdig anmutenden Schwarm vor. Normalerweise hängen die Schwarmbienen in  Ästen traubenförmig nach unten. Dieser hier lag jedoch auf dem Erdboden der benachbarten Koppel genau an der Stelle, an der ich wenige Tage zuvor eine Leerbeute aufgestellt hatte, um einen Schwarm vom 18.5.2016 einzusammeln. Als ich die leer gebliebene Beute zurückholte, lagen bereits die ersten Bienen auf dem Boden. Im Lauf der Zeit wurden es immer mehr. Matthias trug die Beute zurück in der Hoffnung, die Bienen würden dort von selber einziehen.

Bodenbienen als Schwarm

Als sie es nicht taten, legte er eine kleine Honigspur. Das half allerdings auch nichts. Trotzdem waren die Bienen bis zum nächsten Tag in die Beute gewandert. Am Abend trug ich die Beute mit den Bienen zurück auf unsere Streuobstwiese. Nach weiteren 24 Stunden  erfolgte die übliche Prozedur: nach einem Tag "Dunkelhaft" wurde eine weitere, mit Mittelwänden bestückte Zarge aufgesetzt.

Zu diesem Zweck musste ich die Beute öffnen - siehe auch den Beitrag "Schwarm, Schwarm und noch ein Schwarm". Die Bienen hingen auch in dieser leeren Beute überwiegend vom Deckelboden wie eine Traube herab und hatten bereits mit dem Wachsbau begonnen. In den tropfenförmigen Scheiben, die wie die Stalaktiten einer Tropfsteinhöhle von der Deckelunterseite nach unten hingen, war bereits Nektar eingelagert. Dieser Nektar war sozusagen der Reiseproviant des Bienenschwarmes.

Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm Gaia
Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm Gaia 6 x 8,5 cm (B x H)

 

Durch die Zugabe der Mittelwände lenken wir den Wabenbau. Kein Bienenvolk ist baufreudiger als ein gefangener Schwarm. Die Mittelwände werden in wenigen Tagen so weit ausgebaut sein, dass die Königin mit der Eiablage beginnen kann. Gleichzeit wurde das Flugloch geöffnet. Nach kurzem Einfliegen (= neu orientieren) beginnen die Bienen Pollen und Nektar zu sammeln und damit Futter für die Brutpflege bereit zu stellen.

Dieser Schwarm hat von mir den Namen "Gaia" erhalten. Gaia ist in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde und eine der ersten Göttinnen überhaupt, Ursprung und Urmutter vieler anderer Götter.

 

Heute Abend war ich nach der Arbeit erst in Frankfurt-Praunheim und später auf unserer Streuobstwiese, um bei den gefangenen Schwärmen Zargen mit Mittelwänden aufzusetzen und die Fluglöcher zu öffnen.

In Praunheim stehen interimsweise zwei Beuten mit Bienenschwärmen. Auch diese Schwärme haben wie im letzten Jahr Namen von mir erhalten: Santa Martina [genannt nach Martina C., die uns auf diesen Schwarm auf dem Frankfurter Kautenhof aufmerksam gemacht hatte] und - sic! - San Stefano [nach Stephan C. vom Frankfurter Kautenhof, der uns seinen Traktor mit Fangkorb für eine Höhenbergung zur Verfügung gestellt hatte].

Den Schwarm San Stefano habe ich heute Abend mit Mittelwänden versehen. Beim Fangen eines Schwarmes "schlägt" - also kippt oder schüttet -man zuerst die Bienen in eine Leerzarge hinein, die auf einem Boden mit luftdurchlässigem Gitter steht und deren Flugloch verschlossen wird. Oben drauf kommt ein Deckel. So hermetisch eingesperrt wartet der Imker ab, dass sich das Volk von seinem Schwarmtrieb beruhigt. Viele Imker und Bücher empfehlen hierfür drei Tage "Keller-" beziehungsweise "Dunkelhaft". Nach unseren Erfahrungen reicht jedoch ein Tag dafür aus.

Am Folgetag öffnen wir die Leerzarge. Ein großer Teil der Bienen liegt dabei auf dem Boden, der allergrößte Teil hängt meistens an der Unterseite des Deckels und hat oft schon mit dem ersten Bauen von Waben begonnen. Teilweise sind es nur kleine Pünktchen aus Wachs, manchmal aber auch bereits fertige Waben, die in Wildbaumanier tropfenförmig herabhängen. Im Volk San Stefano waren es drei dieser Tropfen. Zwischen zweien von ihnen habe ich übrigens eine blau markierte Königin laufen gesehen.

Auf der Streuobstwiese hingen im Volk Gaia zwei Tropfen vom Deckel herab, ein größerer und ein kleiner. Das überraschende war hierbei, dass in den Zellen auf dem Grund bereits Nektar eingetragen war. Weil das Volk eingesperrt war, konnte dieser Nektar während dieser Zeit der Dunkelhaft nicht unmittelbar von außen importiert worden sein. Folglich muss er bereits mitgebracht und aus den Honigmägen der geschwärmten Bienen stammen. Dieser Nektar war sozusagen der Reiseproviant, um die Bienen vor dem Verhungern zu schützen. Aus diesem Grund habe ich diesen großen nektarhaltigen Wachstropfen nicht mit heim genommen, sondern den Bienen als Futterreserve belassen.

Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm San Stefano
Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm San Stefano in den Maßen 11,5 x 13, 8,5 x 11,5 und 4,5 x 6 cm jeweils Breite x Höhe von links nach rechts.
Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm Gaia
Tropfenförmiger Wildbau im Schwarm Gaia, 6 x 8,5 cm (Breite x Höhe)

Innerhalb von vier Tagen haben wir fünf Bienenschwärme gefangen. Imker Florian K., der ebenfalls in Praunheim seine Völker stehen hat, fragte mich vorgestern, ob ich kein anderes Hobby habe als Schwärme zu fangen. Über die anderen Schwärme berichte ich gesondert.

 

 

Sie hat etwas geheimnisvolles, die Bienenkönigin. Das Gelée Royale gilt als Mythos ewiger Jugend und Schönheit.

Wer oder was ist die Bienenkönigin?

Wenn wir imkern und in unsere Völker schauen, versuchen wir stets die Königin zu finden. Sie ist die wertvollste Biene. Dabei ist sie ja gar keine Königin in unserem politischen Sinne, sie regiert nicht, schließt keine Verträge, macht keine Staatsbesuche. Im Grunde ist sie nichts weiter als eine Eierlegemaschine. Das hört sich hart an, ist aber Tatsache. Die Königin ist die einzige Biene im Volk, die befruchtete Eier legen kann und so für den Nachwuchs und Erhalt "ihres" Volkes sorgt.

Wie alle anderen Bienen auch, schlüpft sie eines Tages aus ihrer verdeckelten Wabenzelle. Vom Körperbau her ist sie größer als alle anderen Bienen und besitzt einen langen schlanken Hinterleib. In ihm liegt ihr Geheimnis verborgen. Sie kann nur Eier legen. Zum Nektarsammeln ist sie nicht geeignet, die dafür nötigen Körperteile sind bei ihr verkümmert. Anders als die Arbeiterinnen kann sie sich auch nicht selber versorgen, sprich ernähren. Sie wird lebenslang von Bienen, die ihren Hofstaat bilden, gefüttert und zwar wieder mit dem Königinnenfuttersaft, genannt Gelée Royale.

Mutti-#1-6100

Nach ihrem Schlupf bleibt sie noch einige Tage in ihrer Behausung, bevor sie zum Hochzeitsflug startet. Noch ist sie unbegattet und damit nicht fähig, das Volk zu vermehren. Während ihres Hochzeitsflug wird sie im Flug in etwa 10 bis 15 Metern Höhe von mehreren Drohnen begattet. Hierbei nimmt sie das Sperma der Drohnen auf und bewahrt es bis zu ihrem Tod in einer Spermathek ihres Hinterleibes. Die Drohnen sterben unmittelbar nach der Begattung ihren Liebestod. Ihr Geschlechtsorgan verlieren sie nach erfolgreicher Befruchtung, es bleibt oft in der Königin am Hinterleib stecken. Auf diese Weise wird sie von mehreren Drohnen befruchtet. Dazu unternimmt sie zum Teil auch mehrere Hochzeitsflüge.

Wenige Tage nach der erfolgreichen Rückkehr beginnt sie mit der Eiablage. Forthin wird sie ihren Stock nie wieder verlassen, es sei denn, das Volk schwärmt mit ihr aus. In der Zeit der stärksten Bruttätigkeit kann sie bis zu 2000 Eier am Tag legen. Mit ihren Fühlern am Kopf  geht sie hierzu als erstes in die entsprechende Wabe und misst sie aus. Wenn sie erkennt, dass es sich hier um eine "Standardwabengröße" handelt, weiß sie, dass die zu legenden Eier befruchtet in die Zelle zu stellen sind. Bei der Nicht-Standardgröße werden unbefruchtete Eier gelegt. Aus ihnen werden später Drohnen werden, während aus den befruchteten Eiern stets die Arbeiterinnen kommen.

Zur eigentlichen Eiablage steckt sie ihren langen schlanken Hinterleib tief in die Zelle hinein und stellt dabei ein Ei mit einer seiner Spitzen senkrecht auf dem Boden ab. Diese frischen Eier ragen wie kleine Stifte oder Nägel vom Untergrund nach oben. Deshalb nennen die Imker diesen Vorgang "bestiften" und die Eier Stifte. Nach einem Tag beginnt der Stift, das Ei, sich langsam auf die Seite zu legen, am dritten Tag liegt es völlig auf dem Boden. Dieses gilt sowohl für die Arbeiterinnen als auch für die Drohnen. Die am vierten Tag geschlüpften Larven beziehungsweise Maden werden von den Pflegebienen für einen Tag mit dem Gelée Royale gefüttert. Ab dem fünften Tag bekommen die zukünftigen Arbeiterinnen und Drohnen dann nur noch Pollen als Eiweiß und Nektar als Kohlenhydrate zu fressen.

Alle Bienen ihres Volkes sind Halbgeschwister. Alle haben sie zwar die gleiche Mutter, dabei aber in der Regel unterschiedliche Väter. Diese Durchmischung der Gene, des Genpools, sorgt dafür, dass es hierbei eine Vielfalt gibt und keine Inzucht möglich ist. Damit dient dieses Verhalten der Arterhaltung und der genetischen Vielfalt. Im Imkerjargon spricht man wegen der Funktion des Eierlegens von der Königin auch von der "Mutti".

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Aber die Königin kann mehr als nur Eierlegen. Sie sondert kontinuierlich einen Duftstoff ab, den die Bienen wahrnehmen. Dieses Pheromon (=Duftstoff) bewirkt folgendes: allen Bienen signalisiert es, dass ihre Königin im Volk ist und lebt. Dadurch vermittelt die Bienenkönigin allen Bienen ihres Volkes ein Wir-Gefühl beziehungsweise Zusammengehörigkeitsgefühl. Sobald es im Bienenstock länger als etwa zwei Stunden nicht mehr nach der Königin riecht, werden die Bienen unruhig. Sie versuchen dann aus den frisch geschlüpften Eiern eine Larve zu einer neuen Königin zu ziehen, damit das Volk mangels Nachwuchs nicht zugrunde geht. Gleichzeitig bewirkt der Königinnenduftstoff eine Unterdrückung des Sexualtriebes der Arbeiterinnen. Fehlt die Königin und sind keine Eier oder frische Larven mehr im Bienenvolk vorhanden, können die Arbeiterinnen plötzlich Eier legen. Weil diese Eier jedoch nicht befruchtet sind, entstehen aus ihnen nur Drohnen.

Drohnen sind größer als Arbeiterinnen, ihre Zellen ebenfalls. Für das letzte Reifestadium jeder Biene, dem Puppenstadium, wird die Zelle mit einem Deckel verschlossen. Dieser Deckel ist bei den Drohnen größer als bei den Arbeiterinnen und sieht kuppelartig aus. Wenn in einem königinnenlosen Volk die Arbeiterinnen Drohnenbrut aufziehen, spricht der Imker wegen dieser kuppelartigen Oberfläche des Brutnestes auch von Buckelbrut und nennt das Volk buckel- beziehungsweise drohnenbrütig.

Heute, am 22. Mai 2016, habe ich in einem Volk die Königin entdeckt und photographiert. Die ist auf dem Rücken mit einem blauen Plättchen markiert, Diese Markierung bedeutet, dass die Königin aus dem Jahr 2015 stammt. Für jedes Jahr gibt es eine eigene Königinnenfarbe. Der Rhythmus wiederholt sich alle fünf Jahre. Im Prinzip geht es dabei von hell nach dunkel. Blau ist die dunkelste der Markierungen, weiß die hellste. im Jahr 2016 beginnt ein neuer Zyklus, also ist die Farbe weiß.

Mutti-#1-6098

Alle drei Bilder dieses Beitrages zeigen die gleiche Königin. Sie ist übrigens mit einem kleinen Volk in eine leerstehende und unverschlossene Beute eingezogen. Bei der Völkerdurchsicht konnte ich auf den Waben keine Bruttätigkeit finden. Das ist besorgniserregend. Parallel dazu haben wir einen Ableger aus dem letzten Jahr, dem die Königin abhanden gekommen zu sein scheint. Da liegt es nahe, diese beiden Völker zu vereinigen. Darüber berichte ich zu einem späteren Zeitpunkt.

Die Markierungen der Königin sind kein Selbstzweck. Sie helfen dem Imker in dem Gewusel und Gewirr die Königin schneller zu entdecken und zu schützen. Oft ist sie unter anderen Bienen verborgen und damit kaum zu entdecken. Der andere Grund für die Markierung (Zeichnung) ist, dass man so auf den ersten Blick das Alter der Königin erkennen kann. Königinnen können vier bis fünf Jahre im Volk leben. Allerdings lässt im Laufe der Jahre ihre Legeleistung deutlich nach. Wenn man von den Völkern regelmäßig Honig ernten will und diese Völker folglich als Wirtschaftsvölker ansieht, sollte man die Königin alle drei Jahre austauschen und durch eine neue ersetzen. In der freien Natur machen die Bienen das übrigens auch. Sobald sie mit ihrer Königin unzufrieden sind, töten sie sie. Auch dieses Beispiel zeigt, dass wir Menschen eine andere Wertevorstellung von Königtum haben als die Bienen.

Etwa zwei Stunden später war ich mit einer anderen Kamera zum Fotoshooting wieder bei dem Schwarm. Vor ihm surrte und schwirrte und brauste es weiterhin. Oder wieder? Die Schwarmtraube hing oben im Geäst und hatte eine beachtliche Größe von knapp einem Meter Länge. Die davor aufgestellte Beute war wie erwartet leer.

Während ich photographierte, nahm die Menge der brausenden Bienen innerhalb weniger Minuten kräftig zu. Ich glaube dabei meinen Augen nicht zu trauen: diese Bienen flogen nicht etwa auf die Schwarmtraube zu, sondern von ihr weg. Innerhalb von weniger als fünf Minuten war die Traube aufgelöst verschwunden. Über der Wiese waren Wolken von Bienen zu beobachten, vereinzelte auch noch im Geäst des ursprünglichen Sitzes. Der Schwarm war einfach weiter gezogen.

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Meine Eingangsbemerkung des "eigentlich" trifft in der Tat völlig zu. Aus der Traum von San Stefano, Schwarm ade!

Ein wenig traurig und etwas empört ging ich zur Streuobstwiese zurück. Dort photographierte ich noch, als ich erneut über der vorhin beschriebenen Freifläche viele Bienen sah und deren Brausen hörte. Die Zahl der Bienen nahm zu und zwar in rasantem Tempo. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich eine weitere Schwarmtraube. Wiederum hängt sie in ca fünf Metern Höhe, aber relativ frei über einem Wiesenstück. Sollte der vorige Schwarm sich jetzt etwa hier niedergelassen haben? Ist das vielleicht ein neuer Schwarm?

Spannend ist es und wie. Wie nun diesen Schwarm einfangen? Mit dem Traktor kommt man nicht auf dieses Grundstück. Also würde nur eine sehr lange Leiter helfen.

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Zum Glück besitzen wir eine sechs Meter lange Klappleiter. Sie wurde abends aufgebaut, Matthias hielt sie fest während ich hinaufstieg. Mit dem Rand einer großen Plastikbox fuhr ich am Ast entlang und fegte den Schwarm mehr oder minder in das Gefäß. Unten angekommen, leerte ich es mit einem kräftigen Schlag in den Innenraum einer leeren Beute. Das Flugloch öffnete ich, die Beute wurde anschließend verschlossen. Nicht alle Bienen aus der Box sind in der Beute gelandet. Das ist nicht ungewöhnlich. Auch am ursprünglichen Ast sammelten sich Bienen und bildeten erneut eine Traube, die jedoch wesentlich kleiner war.

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Unter der Annahme und Voraussetzung, dass wir die Königin mit in die Beute geschlagen haben, sind wir heimgefahren. Der Duftstoff der Königin lockt die übrigen Bienen an, so dass sie im Laufe der nächsten Stunden durch das Flugloch in die neue Behausung ziehen würden. So war es auch. Als ich gegen 22:15 nach dem Schwarm schaute, klüngelten sich in der Box nur noch wenige Bienen zu einem Haufen zusammen, den ich nach dem Verschließen des Fluglochs ebenfalls ins Beuteninnere verfrachtet hatte. Am ursprünglichen Sitz im Baum hing noch immer eine kleine Traube voller Bienen. Sie werden den Einzug in die Beute nicht mehr machen können. Vielleicht betteln sie sich in andere Völker ein.

Das Volk in der geschlossenen Beute bleibt für kurze Zeit in "Dunkelhaft". Dann wird es an einem neuen Standort aufgestellt, das Flugloch wird geöffnet und auf die leere Zarge wird eine Zarge mit Mittelwänden aufgesetzt. Durch die Dunkelhaft verlieren die Bienen ihren Schwarmtrieb und beginnen in einem großen Tempo die angebotenen Mittelwände auszubauen. Kein Volk ist baufreudiger als ein gefangener Bienenschwarm. Innerhalb weniger Tage sind meistens fast alle Mittelwände ausgebaut. Die Königin muss in Brut gehen, damit sich das Volk vermehren kann. Wir haben in den nächsten Wochen genug Zeit, dieses Volk zu beobachten wie es sich entwickelt.

Weil zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Brut vorhanden ist, lässt sich bereits jetzt bei diesen Bienen eine Behandlung gegen die Varroamilbe durchführen. Honig wird von diesem Volk in diesem Jahr sowieso nicht entnommen. Deswegen bietet sich die Milbenbehandlung an. Milchsäure ist hierfür das Mittel der Wahl. Sie wird einfach auf die Bienen demnächst aufgesprüht. Dadurch reduziert sich die Milbenbelastung erheblich. Im Sommer tausche ich die vorhandene Königin gegen eine neue aus diesem Jahr aus. Der Grund ist einfach und logisch: ein Volk schwärmt mit seiner alten Königin aus, während sich die verbleibenden Bienen bereits eine neue junge Königin ziehen beziehungsweise schon gezogen haben. Mit anderen Wort: die Königin ist alt, aber, sofern sie nicht markiert ist, kann keiner sagen, wie alt sie ist. Deshalb kommt das Volk demnächst eine neue Königin.

Eigentlich sollte alles ganz anders werden. Ich habe heute nachmittag zufällig frei und bin auf dem Heimweg einem inneren Drang folgend zu den Bienen auf die Streuobstwiese gefahren. Beim Ausfüllen der Stockkarten über unsere Arbeiten vom letzten Sonntag war mir aufgefallen, dass ich eine Nummer doppelt vergeben haben muss. Jetzt wollte ich nur kurz nachsehen, welche Völkernummer ich übersehen hatte.

Beim Betreten der Streuobstwiese war bereits nach wenigen Metern ein leises Summen und Brausen zu hören. Je näher ich kam, desto lauter wurde es. Ich wunderte mich zunächst darüber, aber vor allen Beuten herrschte sehr lebhafter Flugbetrieb. Damit war der Fall für mich zunächst geklärt, während ich an den Rückseiten der Bienenstöcke entlang lief und die aufgeschriebenen Nummern kontrollierte.

Plötzlich sah ich viele Bienen im Sonnenlicht über einer freien Wiesenfläche fliegen. Ein weiterer Blick nach oben zeigte mir viele Bienen über meinen Kopf und die Baumwipfel ziehen. Schwarmalarm!, so klingelte es bei mir. Wenn hier so viele Bienen schwärmen, müssen sie sich ja irgendwo in der Nähe auch niederlassen. Die Suche wurde durch das Summen der eigenen Bienen deutlich erschwert. Dann endlich vernahm ich ein Brausen aus einer anderen Richtung und richtig: auf dem Nachbargrundstück mitten unter dem Laub versteckt sammelten die Bienen sich.

Folglich betrat ich das Nachbargrundstück, eine Pferdeweide. Im Grenzgehölz zur Streuobstwiese sah ich es:

Am Himmel schwirren lauter kleine schwarze Punkte.

Lauter schwärmende Bienen
Lauter schwärmende Bienen

Ihr Ziel hing oben in einem Baum:

Bienenschwarm in etwa 6 Meter Höhe
Bienenschwarm in etwa 6 Meter Höhe

Dieser Schwarm scheint riesig zu sein. Glücklicherweise hatte ich mein Smartphone dabei und konnte mit der Kamera die obigen Bilder festhalten.

Wie an den Schwarm herankommen? Klettern von der Streuobstwiese aus wäre unmöglich und nur unter Gefahr machbar gewesen. Der Besitzer der Weide wohnt zum Glück nur wenige Meter entfernt. Als ich ihm von dem Schwarm berichtete und fragte, ob er mir heute Abend helfen könnte ihn zu fangen, sagte er spontan zu .Er habe einen Traktor mit einem Fangkorb vorne an der höhenverstellbaren Ladegabel, damit sollte es kein Problem sein. Wir haben uns dann für 19 Uhr heute Abend verabredet in der Hoffnung, dass der Schwarm noch nicht weiter gezogen sein wird.

Vielleicht war das etwas naiv von mir gedacht, aber was einmal klappt, funktioniert vielleicht auch ein zweites Mal. In eine leerstehende unverschlossene Beute ist ein Volk eingezogen. Also habe ich eine der vorsorglich bereitstehenden Leerbeuten auf der Weide unterhalb des Schwarmes aufgestellt. Sollten die Bienen dort eingezogen sein, könnten wir uns die Höhenbergungsarbeiten sparen. Die Beute benötige ich abends vor Ort sowieso, insofern ist es nicht weiter schlimm, wenn ich sie bereits jetzt dort aufstelle.

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Auf dem Heimweg habe ich beschlossen, sollte es erfolgreich gelingen den Schwarm einzufangen, würde er wie im letzten Jahr einen Namen erhalten. Der Nachbar heißt mit Vornamen Stephan, sein Sohn, der abends den Traktor fahren würde, auch. Damit steht der Name fest: San Stefano.

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15. Mai 206

Zurzeit erleben wir die Eisheiligen: draußen es ist kühler bis kalt geworden. Aber es ist nicht kalt genug, um die Bienen am Fliegen zu hindern. Bei der heutigen routinemäßigen Völkerkontrolle gab es manche Überraschungen.

Bereits vor etwa zwei Wochen ist mir aufgefallen, dass am Anflugbrett einer leeren Beute einige Bienen landen und in sie hineinwandern. Diese Beute ist seit dem Herbst 2015 leer, ich wollte sie ausflämmen und in 2016 aus Heimat für einen neuen Ableger oder Bienenschwarm verwenden. Zunächst dachte ich, die Bienen dort würden von einem Nachbarvolk stammen. Aus Neugier haben wir die Beute geöffnet und waren mehr als erstaunt: ohne fremdes Zutun hat sich hier ein neues Bienenvolk eingenistet. War es ein Schwarm, der sich darin niedergelassen hat? Flugbetrieb am Anflugbrett gibt es dort erst seit wenigen Tagen. Also liegt die Vermutung nahe, dass sich ein fremder Bienenschwarm dort niedergelassen haben könnte.

 

Volk 1: Anflugbrett
Volk 1: Anflugbrett
Volk 1 - Flugloch
Volk 1 - Flugloch mit ausfliegenden Bienen

Ich weiß, dass ich an dieser Beute seit dem vergangenen Herbst einen imkerlichen Fehler gemacht habe: das Flugloch ist von mir im Herbst nicht verschlossen worden. Weder nach einer Reinigung im Frühjahr noch nachdem Matthias aus dem Inneren eine vertrocknete Feldmaus entfernt hatte, die sich zwischenzeitlich dort hinein verirrt hatte. Dieser wiederholte Fehler ist dem jetzt eingezogenen Volk zum "Verhängnis" geworden. Mal sehen, was daraus wird....

Im Vergleich zum letzten Jahr sind wir dieses Mal bislang schwarmlos geblieben. Hatten wir in 2015 zu vergleichbarer Zeit bereits vier Schwärme eingefangen, sind es bisher keine, wenn man vom obigen Volk einmal absieht.

Dafür sind umgedreht unsere Bienen teilweise in guter Schwarmstimmung. Der erste Schwarm 2015 erhielt von mir den Namen San Marco nach dem Vornamen seines Entdeckers. Dieses Volk hatte im Sommer 2015 eine Carnica-Reinzuchtkönigin erhalten, die als Eigenschaften neben Ertragsreichtum und Sanftmut auch Schwarmträgheit haben soll. Von letzterem ist allerdings wenig zu spüren. Bereits vor einer Woche hatten wir viele Spielnäpfchen und verdeckelte Weiselzellen darin gefunden, sie ausgebrochen oder zur Gänze  für einen Ableger entfernt.

Volk "San Marco" mit der Unterseite der Rahmen des oberen Brutraums.
Volk "San Marco" mit der Unterseite der Rahmen des oberen Brutraums.

Diese Woche waren erneut viele Schwarmzellen zu finden. Das lässt einerseits den Schluss zu, dass wir wohl nicht alle Schwarmzellen entdeckt und ausgebrochen hatten, was ich für durchaus wahrscheinlich halte, oder aber, dass dieses Volk nicht schwarmträge, sondern im Gegenteil sogar recht schwarmaktiv ist. Das Schwärmen ist ja das normale Verhalten eines Bienenvolks, also wesensgemäß. Doch wollen wir bei unseren Wirtschaftsvölkern genau diesen Trieb verhindern, um das bestehende Volk nicht zu schwächen.

Weiselzellen an der Unterseite des Volkes "San Marco"
Weiselzellen an der Unterseite des Volkes "San Marco"

Aus diesem Grund haben wir erneut einen Ableger erstellt und wieder die Weiselzellen mitgenommen und dort eingehängt. Eine imkerliche Weisheit besagt, dass hierbei das entstehende Volk durchaus noch schwarmfreudiger wird. Trotzdem habe ich dieses Verfahren gewählt, damit sich ein neues Volk erst einmal aufbauen kann. Die junge geschlüpfte Königin wird jedoch im Laufe dieses Jahres durch neue Königin ersetzt werden.

Bedingt durch die vielen entdeckten Weisel- oder Königinnenzellen, haben wir aus anderen Völkern, in denen es inzwischen auch recht eng zugeht, mehrere Ableger erstellt. Hierbei haben wir sowohl Brutrahmen aus verschiedenen Völkern (=Sammelbrutableger) als auch nur aus einem einzigen Volk (=Brutableger) erstellt. Weiselzellen haben wir aus zwei Völkern entnommen und zu den gebildeten Ablegern gehängt. Gleichzeitig haben wir darauf geachtet, dass in diese Ableger Rahmen mit Eiern eingehängt worden sind. Man könnte dieses Vorgehen als "mit Netz und doppeltem Boden" bezeichnen.

Weiselzellen im Volk "San Marco"
Weiselzellen im Volk "San Marco"

Ein königinnenloses Volk kann sich aus den Eisern beziehungsweise aus frisch geschlüpften Larven eine Königin selber nachziehen. Sollte die eine Methode nicht funktionieren, bleibt der andere Weg übrig, so dass auf alle Fälle das Volk seine Königin bekommt. Die erste im Ablegervolk geschlüpfte Königin sorgt übrigens dafür, dass sie keine Rivalinnen bekommt und tötet sehr schnell ihre potentiellen Konkurrentinnen.

Durch die erstellten Ableger haben wir seit gestern alle unsere vorbereiteten zwanzig Stellplätze belegt. Mehr als zwanzig Bienenvölker wollen wir nicht führen. Natürlich werden wir noch mehrere Ableger erstellen, alleine schon, um den Schwarmtrieb zu lenken. Allerdings werden diese Ableger im Laufe des Sommers dann mit  den anderen Völkern wiedervereinigt, um auf diese Weise sehr starke Völker aufzubauen, die dann in den Winter gehen.

 

In der Tat, nicht nur bei Menschen ist es so, dass die Hormone und Triebe in diesem Monat fröhliche Urständ feiern. Auch die Bienen geraten ins Schwärmen - und das im wortwörtlichen Sinne. Imkerlich gesehen ist der Mai eine der spannendsten Zeiten im Laufe des Bienenjahres.

Etwa ab Mitte/Ende April geht es los, der Höhepunkt ist im Mai bis in den Juni. Etwa drei Wochen nach dem Ende der Salweidenblüte vermehren sich die Bienen in ihren Völkern rasant. Die Bevölkerungszahl explodiert förmlich.

Neben der Vermehrung der Individuen beginnen nun auch die Völker als Ganzes sich zu vermehren. Das Platzangebot in der Beute wird durch die steigende Bewohnerzahl und den zunehmenden Pollen- und Nektareintrag eng. Jetzt kann es passieren, dass die Bienen sich eine neue Königin heranziehen. Erste Anzeichen dafür findet der Imker bei der Völkerdurchsicht in Form sogenannter Spielnäpfchen. Das sind kleine halbkugelförmige Zellen, die oft, aber nicht immer, am Unterrand eines Rahmens hängen.

zwei Spielnäpfchen = Weiselzellen
zwei Spielnäpfchen

Sobald diese Spielnäpfchen von der Königin mit einem Ei bestiftet worden sind, bauen die Bienen diese Näpfchen zu echten Weiselzellen aus. In ihnen wächst eine neue Königin heran.

zwei verdeckelte Weiselzellen am gleichen Rahmen
zwei verdeckelte Weiselzellen am gleichen Rahmen

Beim Auftauchen solcher Zellen heißt es aufmerksam zu bleiben, denn nun steigt die Schwarmstimmung im Volk. Um zu verhindern, dass das Volk schwärmt, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zunächst untersucht man die Bienenbeuten nur auf das Vorhandensein der Spielnäpfchen. Dazu kippt man den oberen Brutraum nach oben - die sogenannte Kippkontrolle. Die ersten Spielnäpfchen sind gewöhnlich an der Unterseite der Rahmen des oberen Brutraumes zu finden. Wenn keine entdeckt worden sind, ist zunächst alles in Ordnung. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Inneren des Brutraums weitere Spielnäpfchen zu finden sind, ist zwar nicht Null, aber recht gering. Sobald jedoch nur ein einziges Spielnäpfchen entdeckt worden ist, muss man das gesamte Volk durchsehen und auf weitere Näpfchen hin untersuchen. Sämtliche Näpfchen müssen zerstört werden. Am einfachsten gelingt das mit dem Stockmeißel oder mit den Fingern. Die Wachswände sind dünn und lassen sich somit leicht zusammendrücken. Sind die Bienen in Schwarmstimmung, werden sie zügig neue Näpfchen bauen. Deshalb ist es wichtig, diese Kippkontrolle regelmäßig zu wiederholen.

Bei der heutigen Durchsicht haben wir in einem Volk bei der Kippkontrolle an der Rahmenunterseite eines einzigen Rahmens sowohl mehrere verdeckelte Weiselzellen als auch unverdeckelte Spielnäpfchen entdeckt. Das bedeutet Alarmstimmung. Dieses Volk will demnächst abschwärmen.

Um dieses Schwärmen zu verhindern, gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder ich schaffe den Bienen im Volk durch mein eingreifen Platz oder ich trenne vorübergehend die Flugbienen von den Stockbienen. Ich habe mich für die erste Möglichkeit entschieden. Zu diesem Zweck habe ich den Rahmen mit den Weiselzellen komplett entnommen. Weil hier bereits Königinnen fast fertig und bald schlupreif sind, bildet dieser Rahmen die ideale Grundlage für einen Ableger. Mehre Rahmen mit großen Brutnestern habe ich aus dem Volk entnommen und ebenfalls in eine neue Zarge neben die in wenigen Tagen schlüpfenden Königinnen gehängt. Damit die Bienen für die nächsten Wochen genug Futter haben, bekamen sie zusätzlich eine gut gefüllte Honig- oder Nektarwabe als Futterwabe. Das ist deshalb wichtig, weil die auf den Rahmen ansitzenden Bienen noch keine Flugbienen sind und zunächst noch im Stock verbleiben. Die mitentnommenen Flugbienen fliegen in das Ursprungsvolk zurück und fehlen damit als Nahrungslieferanten.

Innerhalb von einer Woche würde eine Königin in diesem Ableger schlüpfen. Weil sie noch unbegattet ist, muss sie erst ihren Hochzeitsflug absolvieren und sich dabei von mehreren Drohnen begatten lassen. Wenn sie danach unversehrt zurückgekehrt ist, kann sie nach kurzer Pause mit ihrer Legetätigkeit beginnen und ein neues Volk aufbauen.

Nun sind allerdings mehrere Weiselzellen in diesem erstellten Ableger vorhanden, und ein Volk verträgt nur eine Königin. Die zuerst geschlüpfte Königin tötet als eine ihrer ersten "Amtshandlungen" ihre Rivalinnen, die sich noch in den restlichen Weiselzellen befinden.

Aus einem Nachbarvolk haben wir ebenfalls einen Ableger erstellt, um dort die Schwarmstimmung zu senken. Allerdings waren hier keine Spielnäpfchen oder Weiselzellen zu finden. Für diesen Ableger haben wir aud dem betreffenden Volk mehrere Brutwaben herausgesucht, in denen auch Eier zu sehen waren. Sobald aus diesen Eiern Larven schlüpfen, würden die Bienen aus einer larvenhaltigen Zelle eine Königinnenzelle bauen und sich auf diese Weise eine neue Königin heranziehen. Zur Sicherheit jedoch habe ich aus dem oben beschriebenen Volk eine Weiselzelle  vorsichtig ausgebrochen und die unbeschädigte Zelle mit in den neuen Ableger gehängt. Sollte aus dieser zugesetzten Zelle eine Königin schlüpfen, hätte der Ableger günstigere Startbedingungen für seine Weiterentwicklung zum Bienenvolk.

Bei dem beschriebenen Verfahren stammen die Bienen und Waben beziehungsweise Rahmen stets aus einem einzigen Volk. Man kann diese Rahmen auch aus mehreren Völkern entnehmen und so über einen Sammelbrutableger ein neues Jungvolk heranziehen.

Während wir heute an den Bienen standen, zog in großer Höhe der erste sichtbare Bienenschwarm an uns vorbei. Leider ließ er sich nicht in erkennbarer Nähe nieder. Vielleicht wird er später von anderen Menschen entdeckt und eingefangen werden. Ansonsten würde ihm das gleiche Schicksal wie den meisten Schwärmen drohen: sie überleben den Winter nicht und gehen zugrunde. Von daher ist das Einfangen von Bienenschwärmen zugleich auch Bienenrettung.

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