Am 02. Oktober 2017 waren die Riedberg-Imker in der Schule zu Besuch.
Von der Neuen Gymnasialen Oberstufe auf dem Riedberg kam die Anfrage, ob wir nicht den Schülern des Leistungskurses Biologie etwas über Bienenhaltung erzählen könnten. Dies war Teil einer Projektwoche, an deren Ende die Schüler selbst Kunsthonig (!) herstellen wollten. Ein Vergleich mit dem Original lag somit auf der Hand!
Die Kursteilnehmer/innen trafen sich zuerst an unseren Bienenstöcken. Dort erhielten sie einen ersten Eindruck von der Magazinimkerei. Wegen des schlechten Wetters und der niedrigen Temperaturen war ein Blick ins Beuteninnere leider nicht möglich. Daher wurde die weitere Veranstaltung ins trockene Schulgebäude verlegt.
Die Schüler erfuhren einiges über die Biologie der Bienen: Wie entwickeln sich die einzelnen Bienen? Wie entwickelt sich das Volk? Was sind die Aufgaben der einzelnen Bienenwesen? Was bedeutet das Schwärmen? Wie entsteht Honig? Und wie wird er geerntet?
Beeindruckend für alle war zu erfahren, dass die Lebensleistung einer einzigen Sammelbiene "nur" in der Honigmenge eines gestrichenen Teelöffels besteht. Der Respekt vor den Bienen wuchs dadurch deutlich! Verblüffend war es für die Kursteilnehmer ebenso, wie wenig Wachs in einem Rahmen ausreicht, um ihn mit Waben zu füllen, die später bis zu drei Kilogramm Honig aufnehmen können. Auch die Unterschiede zwischen einem Imkerhonig und einem Honig aus dem Supermarkt kamen zur Sprache. Selbstverständlich konnten die Schüler unseren mitgebrachten Honig auch verkosten.
Alles in allem eine gelungene Infoveranstaltung, die allen Beteiligten so viel Spaß bereitete, dass die Stunden wie im Honigbienenflug vergingen.
Viel Zeit ist inzwischen seit dem letzten Blogbeitrag vergangen. Die Bienen sind mittlerweile aufgefüttert worden. Am 8.10.17 habe ich die Völker erneut kontrolliert und winterfest gemacht.
Insgesamt stehen sie gut da. Mit vier Völkern sind wir aus dem Winter heraus gestartet, jetzt sind es bereits wieder vierzehn. Zwei Völker, die in je einer Zarge leben, haben allerdings Vorratsprobleme. Es ist nur sehr wenig an Wintervorrat vorhanden.
Damit stellt sich die Frage nach dem warum! Diese Völker sind beide nicht sehr groß, aber groß genug zum Überwintern. Sind sie vielleicht doch zu schwach? Wurde bei ihnen kräftig geräubert? Haben wir beim Auffüttern nicht gut genug aufgepasst? Diese beiden Völker scheinen geradezu von der Hand in den Mund zu leben und benötigen dringend noch Futter.
Die Temperaturen sind noch sehr warm. Überall herrscht (noch) ein reger Flugbetrieb. Fast ein wenig überraschend ist es zu sehen, dass die Bienen zu dieser herbstlichen Zeit noch allerhand Pollen eintragen.
Teilweise waren richtig dicke Pollenhöschen zu erkennen. Das scheint ein großer und deutlicher Standortvorteil der Stadtbienen zu sein.
Dort, wo es möglicherweise futtermäßig eng werden könnte, haben die Bienen erneut Futterteig erhalten. Für den kommenden Winter habe ich sämtliche Varroaschieber entfernt und somit den Boden nach unten hin geöffnet. Damit kann die Bodenkälte in die Beute eindringen und das Volk demnächst in die Brutpause treiben. Zur Sicherheit und als Schutz gegen Räuberei habe ich die Fluglöcher auf etwa die Hälfte eingeengt.
Hierfür habe ich die Papprollen verwendet, auf denen Toilettenpapier aufgewickelt wird. Auf die passende Größe zurecht geschnitten klemmt es sich von selbst gut in den Spalt des Fluglochs ein.
Diese Fluglocheinengung wirkte auf die Bienen zunächst sehr irritierend. Mehrere pollenbeladene Bienen sind anfangs direkt zur eingeengten Seite des Fluglochs geflogen und haben versucht dort hindurch zu laufen. Das gelang ihnen auch nach mehrfachen Versuchen natürlich nicht. Mehrfach gab es Anflugversuche, die ebenfalls nicht zum gewünschten Erfolg geführt hatten. Zwar liefen die Bienen anfangs ein Stück am Verschluss entlang, aber den Einlass haben sie trotzdem nicht gefunden, auch wenn er zuletzt nur eine Bienenlänge entfernt vor ihnen lag.
Erst, nachdem eine andere Biene vor ihnen wie ein Lotse herlief und sie ihr folgten, haben sie den eingeengten Durchlass gefunden und verschwanden mit ihren Pollenhöschen in der Beute.
In der FAZ war heute morgen ein Bericht zu lesen über den Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut in Ehringshausen. Sobald ich den Link dazu im Internet finde, stelle ich ihn hier ein.
„Das Jahr, als die Bienen kamen“ von Petra Postert
Rezension
Die Imkerei war eine Beschäftigung für alte Männer, aber die Bienenbegeisterten wurden in den letzten Jahren immer jünger und es kamen immer mehr Frauen hinzu.
So wie die zwölf Jahre alte Josy, die zuerst überaus skeptisch ist, als ihr der Großvater testamentarisch einen Bienenstock hinterlässt. Sie hadert eine Weile mit sich, bevor sie sich auf das Abenteuer einlässt, denn vor allem ihre Mutter ist von diesem Erbe nicht sonderlich begeistert. In Alma, einer Imkerfreundin ihres Großvaters, findet sie eine Mentorin, die ihr geduldig Praxis und Theorie der Bienenhaltung näher bringt. Und Josy findet Gefallen an ihrer neuen Beschäftigung.
Doch mit der Imkerei ist es wie mit dem Leben: nicht alles verläuft nach Plan. Josys Bienenvolk schwärmt, der Großteil zieht in einer riesigen Wolke hinfort. Aber es kommt noch schlimmer, denn ein Bienendieb treibt in der Gegend sein Unwesen…
Bis zur glücklichen Auflösung lernt Josy viel über Bienen, findet neue Freunde und löst ein Familiengeheimnis – verraten wird hier aber nichts!
Die Vermittlung von Sachwissen in Kinderbüchern ist eine heikle Angelegenheit, Gefahren lauern hinter jeder Ecke. Petra Postert umschifft diese Klippen jedoch souverän, indem sie einen cleveren Kniff einsetzt. Der Zeitraum der Geschichte beträgt ein Jahr, jedes Kapitel umfasst einen Monat. Parallel zur Geschichte der Protagonistin schildert die Autorin, was zur jeweiligen Zeit im Bienenstock passiert. Die Erzählweise bleibt dabei deskriptiv, eine Vermenschlichung wie bei vielen Disney-Figuren oder der Zeichentrickverfilmung der „Biene Maja“ wird vermieden. Auf kompliziertes Fachvokabular wird dabei kindgerecht größtenteils verzichtet, die Beschreibungen sind aus Imkersicht sicher teilweise vereinfacht, aber nie so, dass die Darstellungen nicht mehr korrekt wären. Die Vermittlung von Fachwissen findet auch mit gekonnter Beiläufigkeit im Haupterzählstrang statt, wenn etwa Alma bemerkt, wie nutzlos im zeitigen Frühling die Forsythienblüte für Bienen ist. Es wird nicht doziert, einen erhobenen Zeigefinger sucht man vergebens.
Nicht nur Kindern wird die Geschichte gefallen, auch Erwachsene werden ihren Spaß haben, zum Beispiel an den Beschreibungen eines klassischen Imkervereins – und später im Text bekommen auch die progressiveren Imker ihr Fett weg. Und Almas Bonmot über den ersten Stich einer Biene wird wohl im Rückblick jeder zustimmen!
Insgesamt eine flotte, spannende, sehr gut erzählte Geschichte, die en passant fundiertes Wissen über Bienen, aber auch das Leben vermittelt. Charaktere mit Schrullen und Macken werden lebensnah geschildert und nie der Geschichte geopfert. Die Autorin hat es zudem nicht nötig, sich mit einer aufgesetzten Jugendsprache bei ihrer Leserschaft anzubiedern. Ihre Sprache ist klar, mit einem altersgerechten Wortschatz. Ein rundum kurzweiliges Lesevergnügen für Menschen ab zehn. Und da Kinderbücher bekanntlich nicht von Kindern, sondern von Erwachsenen für Kinder gekauft werden, sei der Erwerb hiermit nahe gelegt!
In den letzten Tagen begann der für die Honigprämierung 2017 wieder verflüssigte Honig erneut zu kristallisieren. Durch Rühren habe ich versucht, die Zuckerkristalle in ihm aufzubrechen, damit er geschmeidig wird. In der Imkersprache nennt man das dann feincremig.
Bevor er zu fest wird, sollte er abgefüllt worden sein. Heute war es damit soweit, der Zeitpunkt war, wie so oft, nicht gerade der günstigste, aber das ist bei natürlichen Prozessen nun einmal oft so.
Also wurde der erste Honig 2017 in Gläser abgefüllt, jedoch noch nicht etikettiert. Die Etiketten werden in den nächsten aufgeklebt, dann ist der Honig verkehrsfähig und kann verkauft werden.
Man sieht nur was man weiß. Dieses Goethe-Zitat ging mir nicht aus dem Kopf, als ich heute Mittag bei uns auf dem Balkon ein Flugobjekt erblickte. Zwar haben wir in diesem Jahr auf unserem Balkon zwei Wespennester, mit denen wir in Nachbarschaft leben können und müssen, doch war dieser Flieger eine Nummer zu groß für Wespen.
Wenige Tage zuvor hatten wir während des Imkerns auf der Streuobstwiese schon einmal so ein "Gerät" gesehen: es war eine Hornisse.
Mit diesem Bild im Kopf war mir schnell klar: wir haben eine Hornisse auf dem Balkon zu Besuch. Sie krabbelte an der Wand und bevorzugte dabei die Unterseite einer Außenjalousie. Gelang es mir neulich nicht, sie mit einem Makroobjektiv einzufangen, wollte ich dieses Mal, dass mir dieses Missgeschick kein zweites Mal geschieht.
Bis auf wenige Centimeter konnte ich mich ihr mit dem Objektiv nähern. Trotz allem gelang es mir auch dieses Mal erneut nicht sie völlig scharf mit der Kamera einzufangen. Weil Bilder dieser Art und dieses Zielobjektes für mich völlig neu sind, veröffentliche ich sie dennoch hier im Blog, wissend, dass sie mangelhaft als Photo sind.
Mehrere Leser haben mich inzwischen dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass es sich hier nicht um eine Hornisse, sondern um die Hornissenschwebfliege handelt, die der Hornisse ähnlich sieht
Die letzten Tage waren durchaus ein wenig hektisch. Die Honigernte war in diesem Jahr für uns sehr spät erfolgt. Bedingt durch die Arbeiten mit der Gründung eines neuen Imkervereins für Frankfurt, die "Bee Friends Frankfurt", war die Zeit relativ knapp. Zusätzlich kam aus der Geschäftsstelle des Landesverbandes der Hessischen Imker noch die Anfrage, ob wir denn nicht an der diesjährigen Honigprämierung teilnehmen wollen. Der Stichtag für die letzte Abgabemöglichkeit war der 12. August 2017 - also heute.
Der erste Honig dieses Jahres war bereits während meines Urlaubes in den Hobbocks, den lebensmittelechten Eimern, kristallisiert und fest geworden. Die zweite Ernte war gerade erst - auch durchaus etwas spät - erfolgt. Also hieß es, den kristallisierten Honig durch vorsichtiges Erwärmen wieder zu verflüssigen, um ihn abfüllen zu können. Weil dieser Honig relativ hohen Rapsanteil enthält, würde er bald danach wieder zu kristallisieren beginnen. Aber leider tat er es einfach nicht, während der Stichtag immer näher rückte.
In einer abendlichen Aktion wurden die Honige dann trotzdem abgefüllt. Für die Honigprämierung sind drei Gläser je Honigsorte erforderlich. Diese sechs Gläser wurden vorbereitet, verschlossen und etikettiert, eine Anmeldeliste mit den Nummern für jedes Glas erstellt. Heute, am 12.8.2017 wurden die Gläser dann per Auto nach Kirchhain bei Marburg zur Honigannahmestelle transportiert. Dankenswerterweise haben Heike und Frank L. den Transport übernommen, weil sie ihre eigenen Honige ebenfalls dorthin bringen wollten.
Eines von den drei Gläsern je Los wird für eine Honiganalyse benötigt. Die übrigen werden für eine Blindverkostung und Bewertung genutzt. Spätestens im November 2017 sollen die Ergebnisse bekanntgegeben werden.
Sobald der erste Honig erneut mit seiner Kristallisation startet, wird dieser gerührt und, wenn er dann feincremig zu werden beginnt, aber noch relativ flüssig ist, in unsere eigenen Gläser abgefüllt, als Honig vom Riedberg etikettiert und vermarktet. Bis dahin dürften schätzungsweise noch zwei bis drei Wochen ins Land gehen.
Während wir am Sonntag, 6.8.2017, an den Bienen arbeiteten, erhielten wir den Besuch einer relativ seltenen Insektenart: einer Hornisse. Ihr zoologischer Name ist Vespa crabro. Sie steht in der Roten Liste der bedrohten Tierarten und ist in der Bundesartenschutzverordnung als "besonders geschützte Art" aufgeführt.
Sie zählt zu den Faltenwespen. Viele Mythen umranken sie und ihre Giftigkeit. Daran ist allerdings nur sehr wenig wahr. Stiche durch sie erfolgen wesentlich seltener als durch Wespen oder Bienen, aber vor allem, wenn man sich unbedarft ihrem Nest nähert.
Auch ihre Giftigkeit entspricht nur der von Wespen oder Bienen. Allerdings kann es geschehen, wenn jemand auf Wespengift allergisch reagiert, dass es zu sogenannten Kreuzreaktionen kommt, weil das Hornissengift dieselben Allergene wie Wespengift enthält.
Inzwischen haben mich mehrere Leser dankenswerterweise darauf hingewiesen, dass es sich hier nicht um eine Hornisse, sondern eine Hornissenschwebfliege halndelt (Volucella zonaria).
Der Eier-Skandal aus Belgien/Niederlande ist derzeit weit in aller Köpfen verbreitet. Kaum ein Medium, das nicht über Fipronil und die Eier berichtet.
Was dabei viel zu kurz kommt: Fipronil ist als Gift nicht nur für uns Menschen schädlich, sondern auch bei den Bienen! Wegen seiner Bienenschädlichkeit wurde es 2013 von EU beim Einsatz in der Landwirtschaft bereits verboten.
Mehr dazu und weitere Hintergründe gibt es in Spiegel-online zu lesen.
Gelerntes weiterzugeben, also über Kommunikation Andere etwas zu lehren, galt bislang als Alleinstellungsmerkmal des Menschen. Inzwischen haben Wissenschaftler bewiesen, dass dieses Phänomen auch bei anderen Arten vorhanden ist.
Ein Nachbar hat mir vor wenigen Tagen diesen Link gesendet. Aus Urheberrechtsgründen kann ich nur den Link darstellen, den Inhalt nicht einbetten.
In diesem Jahr habe ich zum ersten Mal zur Behandlung gegen die Varroamilben die vollständige Brutentnahme durchgeführt. Es ist ein Experiment für mich. Andere haben es erfolgreich praktiziert, warum sollte es bei uns nicht auch klappen?
Die Brutentnahme ist ein deutlicher Eingriff in das Bienenvolk. Das Prinzip: sämtliche Waben, die Brut enthalten, werden entnommen. Im Grunde ist es so, also ob wir künstlich einen Schwarm erzeugen.
Die zu entnehmenden Brutwaben werden eventuell von mehreren Völkern gesammelt (Sammelbrutableger) und auf einem neuen Platz aufgestellt, der weit genug vom Ursprungsort entfernt gelegen ist, damit sie nicht zurückfliegen können.
Aus unseren vorhandenen Völkern habe ich vier Sammelbrutableger erzeugt. Aus ihnen hoffe ich vier neue Völker entstehen zu lassen, um somit einen Teil unserer diesjährigen Winterverluste ausgleichen zu können.
Wie geht man dabei vor? Benötigt werden ein neuer Boden und mehrere Leerzargen sowie Mittelwände.
Als erstes wird ein Boden mit Leerzarge aufgestellt, der den neuen Sammelbrutableger aufnehmen soll.
Vom zu behandelnden Volk werden die Bruträume mit den Rahmen vom vorhandenen Boden genommen und zur Seite gestellt, auf den dann freien Boden wird eine Leerzarge gestellt.
Danach geht es los: In die leere Zarge des Ursprungvolkses hänge ich eine Futterwabe und mehrere Mittelwände. Das zur Seite gestellte Volk wird Rahmen für Rahmen durchgesehen. Wichtig ist es dabei die Königin zu finden. Von allen Rahmen, die verdeckelte und unverdeckelte Brut enthalten, werden die Bienen in die vorbereitete Leerzarge abgeschlagen. Etwa eine Hand voll Bienen soll auf jeder Rahmenseite verbleiben. Sie übernehmen die weitere Brutpflege. Diese Rahmen werden in die Leerzarge des Sammelbrutablegers gehängt. Die Königin darf dabei nicht in den Sammelbrutableger gelangen, sondern muss im eigenen Volk verbleiben. Sie soll dort ja wieder mit der Eiablage beginnen und ein neues varroafreies Volk aufbauen. Die entnommenen Rahmen werden durch Mittelwände ersetzt.
Aus mehreren Völkern kann man auf diese Weise die Brutwaben entnehmen. Auch für den Sammelbrutableger ist es wichtig, dass genügend Futter vorhanden ist. Der Stock wird verschlossen und abtransportiert. Die in ihm enthaltene Brut schlüpft in den nächsten Tagen und Wochen. Mangels vorhandener Königin versucht dieses Ablegervolk sich eine neue Königin aus den jungen Maden nachzuziehen.
Das ursprüngliche Volk wird ebenfalls wieder verschlossen. Bereits vorher wird - wenn nicht bereits am Anfang geschehen - in die untere Zarge noch eine Wabe mit etwas unverdeckelter Brut gehängt. Vorhanden gebliebene Varroamilben nutzen diese offene Brut, um dorthin einzuwandern. Sobald diese Zellen nach wenigen Tagen verschlossen sind, wird dieser Rahmen wieder entnommen und das Volk ist anschließend varroaarm oder im Idealfall varroafrei.
Nachdem die entnommene Brut im Sammelbrutableger geschlüpft ist, erfolgt dort eine Behandlung mit Ameisensäure oder - neu zugelassen - mit Oxalsäure. Letztere wird auf die brutfrei gewordenen Waben gesprüht. Jetzt fehlt hier nur noch eine neue Königin. Entweder zieht das Ablegervolk sich selber eine neue nach oder es wird von außen eine Königin zugesetzt.
Nachdem uns im Winter 80% unserer Völker gestorben sind, habe ich mich entschlossen, in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf die Varroabehandlung zu legen, damit die Bienenvölker möglichst stark in den Winter gehen.
Bislang hatten wir mit der Ameisensäure behandelt, hierbei im niedrig konzentrierten Langzeitverfahren mit 15%iger Ameisensäure über vier Wochen. Nach Vorträgen im Frankfurter Imkerverein, habe ich mich entschieden, ein anderes Verfahren zu verwenden: die komplette Brutentnahme. Es ist kein wirklich neues Verfahren, sondern seit einigen Jahren bereits bekannt.
Hierbei kopiert man im Grunde das Schwarmverhalten der Bienen. Aus der Beute werden sämtliche Rahmen, die Brut enthalten, entfernt. Dafür werden frische Mittelwände eingesetzt. Hierdurch kommt es zunächst zu einem Einbruch der Bruttätigkeit. Die Bienen müssen sich zunächst ihr Wohnzimmer neu einrichten, also neue Waben aufbauen, bevor die Königin wieder mit der Eiablage beginnen kann.
Die entnommenen Rahmen mit der Brut werden zu einem Brutsammler oder Sammelbrutableger zusammengestellt und an einem entfernten Ort neu aufgestellt. Ein paar Bienen sind auf jedem Rahmen belassen worden. Sie übernehmen weiterhin die Brutpflege. Sobald die vorhandene Brut geschlüpft ist, werden diese Waben beziehungsweise die Bienen mit Oxalsäure behandelt, damit die noch vorhandenen Varroamilben absterben.
Zugleich ziehen sich die Bienen aus der frischen Brut eine neue Königin. Auf diese Weise entsteht ein neues Bienenvolk. Damit die Bienen überleben können, werden ihnen natürlich die vorhandenen Futtervorräte nicht entfernt, sondern bleiben erhalten.
Die Brutentnahme ist ein rein biologisches Verfahren ohne den Einsatz von Chemie. Von daher ist es sehr bienenschonend.
Neu ist die Zulassung der Oxalsäure für die Sprühbehandlung im Sommer. Bislang wurde sie überwiegend im Winter mit der Träufelmethode eingesetzt. Das hat sich inzwischen verändert. Oxalsäure darf nun auch im Sommer zur Varroabehandlung verwendet werden. Die Erfolge hierunter sind deutlich höher als unter der Milchsäure, die sich als zunehmend ineffektiv erweist. Oxalsäure ist eine natürlich vorkommende Säure. Ein klassisches Beispiel für ihr Vorkommen ist der saure Rhabarber.
Seit gestern bin ich aus den Piemonteser Alpen zurück. Während einer Wanderung vorgestern, leider unserer letzten, sprach mich eine Mitläuferin darauf an, ob ich nicht soeben die Bienen dort mit ihrem Nest gesehen habe. Ich hatte sie nicht gesehen, sondern war in meinen Gedanken beim Wandern auf der Suche nach Blumenmotiven gewesen.
An einem Stein hing eine tropfenförmige von sechseckigen Waben gebildete Struktur, etwa 7 cm lang. Bienen waren zunächst nicht zu sehen. Aber nach einem kurzen Warten kamen zwei "Ufos" an. Dies waren allerdings keine Bienen, sondern Wespen gewesen. Klassisch waren ihre Wespentaille zu sehen und die gelbe Färbung der Hinterleibsringe zu erkennen. Auch die Wabenstruktur beziehungsweise das Wabenmaterial passte nicht dazu. Bienen bauen ihre Waben aus Wachs und bevorzugen das Dunkel. Hier jedoch waren die Wände aschgrau und eher papier- oder pappefarben. Ein weiteres Argument gegen das Vorhandensein von Bienen an diesem Ort.
Apropos Ort: der Stein mit seinem Wabenanhangsgebilde lag ungeschützt dem Wetter ausgesetzt auf etwa 2000 Meter Meereshöhe oder sogar noch höher.
Selten sieht man ein solches Wespennest von außen, meistens sind sie verborgen.
Heute morgen hatte ich DIE Erleuchtung und war zugleich erschrocken. Gestern hatte ich die letzte Königin eingeweiselt. Aber ich hatte etwas wichtiges vergessen: nämlich am unteren Käfigende das Verschlussplättchen zu entfernen. Mit anderen Worten: die Beute muss noch einmal geöffnet werden, um dieses kleine Endstück auszubrechen. Immerhin, so meine Überlegung, hatte das Volk damit einen Tag länger Zeit, um sich an den Duft der neuen König zu gewöhnen und damit die Königin besser anzunehmen.
Das Öffnen ging schnell: den Honigraum abgenommen, das Absperrgitter entfernt und den Käfig herausgezogen, das Plättchen ausgebrochen und alles anschließend in umgedrehter Reihenfolge zurückgebaut.
Generell gilt, dass nach dem Zusetzen einer Königin erst einmal Ruhe im Stock herrschen soll. Frühestens nach zehn Tagen sollten deshalb die Beuten erstmals wieder geöffnet werden. Wir werden also in der zweiten Julihälfte den ersten Blick in die Beuten werfen.
Kurz danach werden wir eine neue Behandlung zur Varroabekämfung durchführen: die totale Brutentnahme. Hierüber werde ich gesondert berichten.
Insgesamt habe ich den Marburger Feglingskasten jetzt sechsmal eingesetzt, um eine Königin zu suchen und zu fangen. Heute war das vorläufig letzte Mal gewesen.
Ein Volk, relativ groß und ertragsreich, aber mit Kalkbrut belastet, war das vorläufig letzte zum Umweiseln. Bei Kontrollen vorher haben wir auf der Windel regelmäßig Kalkbrut liegen gesehen. Und plötzlich war das Volk sogar ohne Brut. Umweiseln ist gar nicht so leicht wie es sich zunächst anhören mag. Bei diesem besagten Volk - ohne Brut - habe ich selbstverständlich vorher eine Durchsicht unternommen und war sehr erstaunt über das Ergebnis. Wie kann ein Volk ohne Brut plötzlich wieder Brut haben? Lauter Maden waren zu sehen. Also heißt es im Umkehrschluss: wenn Nachwuchs vorhanden ist, muss eine Königin ebenfalls im Bienenstock vorhanden sein. Es sei denn, das Volk wäre buckelbrütig und würde nur Drohnen aufziehen. Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern. Diese unbefruchteten Eier können im Notfall auch von Arbeiterinnen gelegt werden.
Keine Buckelbrut, aber Rundmaden. Dementsprechend kann nur eine Königin im Volk sein, die diese Eier gelegt haben muss. Also muss der Feglingskasten ran und die Bienen durch ihn hindurch. Das ist im Prinzip so etwas wie Sieben. Die zu großen Teilchen passen nicht durch das Gitter oder die Maschen hindurch und werden abgetrennt, abgesiebt.
Bei der heutigen Durchsicht fand ich diese Wabe sehr auffällig:
Der weiße Fleck, der da so keck aus der Wabe herausschaut, ist Kalkbrut. Einer der Gründe, um eine Königin zu wechseln, ist der Befall mit der Pilzerkankung Kalkbrut. Wenn alles gut geht, sanieren wir mit der neuen Königin dieses Volk.
Nach dem Sieben und dem anschließenden Rückbau des Volkes, wurde der Nicotsche Zusetzkäfig mit einer Königin samt begleitendem Hofstaat zwischen zwei Rahmen in die Gasse gehängt.
Das Bild oben zeigt die Unterseite des Zusetzkäfigs mit dem kleinen Verschlussplättchen. Damit die Königin herauslaufen kann, muss es vor dem Einhängen ausgebrochen werden.
Beim Umweiseln ging es heute mit Hilfe des Marburger Feglingkastens weiter. Drei Völker konnte ich auf diese Weise "durchsieben" und entweiseln, also von der Königin befreien.
Allerdings stimmt das so doch nicht. Beim dritten Volk habe ich beim Abheben des Honigraums unter den Seitenteilen, den Ohren, der Rahmen folgendes entdeckt:
Es war die Bienenkönigin, die schlicht und ergreifend platt gedrückt worden ist. Dies kann nur beim Aufsetzen des Honigraums oder des Absperrgitters vor wenigen Tagen geschehen sein.
Warum erst dann? Hier kann man kriminalistisches Gespür entwickeln: Zum einen haben wir vor einer Woche den ersten Honig geschleudert und dazu auch den Honigraum dieses Volkes abgenommen. Zum anderen gab es entsprechende Hinweise auch im Volk selbst: keine Eier mehr, aber dafür Rundmaden. Nach drei Tagen schlüpft aus dem Ei die Larve oder Made. Anfangs noch sehr klein, maximal 2 mm lang, wächst sie in den folgenden Tagen heran und füllt kreisförmig zusammen gerollt, den gesamten Boden einer Wabe aus. Es muss demnach die Eiablage vor knapp einer Woche beendet worden sein. Das deckt sich mit dem Zeitpunkt der Honigernte.
Auf der oben abgebildeten Wabe ist alles Wichtige für diesen Kriminalfall zu erkennen. Besonders rechts oberhalb der verdeckelten Brut sind die erwähnten Rundmaden gelegen.
Eier: keine; dafür aber mehrere Nachschaffungszellen, Spielnäpfchen oder Weiselzellen.
Hier in der Detailaufnahme der länglichen Königinnenzelle von oben sieht man wie diese Zelle tropfenförmig nach unten gebaut worden ist. In ihrem Inneren ist eine Made zu sehen, in den Photos allerdings oft nur als heller spiegelnder Fleck zu erkennen. In wenigen Tagen wäre die untere Öffnung verschlossen worden, so dass die neue Königin ungestört im Inneren heranwachsen kann. Man sieht hier übrigens auch wie genial die Bienen bauen: um den Tropfen herum sind Teile der ursprünglichen Wachswände von den Bienen entfernt worden, so dass eine Mulde entstanden ist und genügend Raum für die Weiselzelle vorhanden ist.
Alle Zellen, aus denen in diesem Volk noch weitere Königinnen hätten entstehen können, habe ich zerstört, damit die zugesetzte neue Königin keine Konkurrentinnen bekommt. Insgesamt waren es zehn zerstörte Zellen. Daran ist deutlich zu erkennen, in welcher Notlage sich das Volk befunden haben muss, wenn es so viele neue Königinnen heranzieht, von denen später nur eine einzige überleben würde. Die erste geschlüpfte Königin würde alle weiteren Rivalinnen abstechen und töten.
Sehr schön lassen sich hier anatomische Details der Königin erkennen. Deswegen zeige ich die Bilder noch einmal. Ebenso sind die Verletzungsschäden sichtbar wie abgerissene Beine, der Hinterleib ist durch den Druck etwas aufgequollen.
Zur Bienenanatomie erfolgt im Winter etwas mehr hier im Blog.
Die Königinnen sind angekommen. Nun also heißt es, sie zügig in die Bienenvölker zu bringen.
Zu diesem Zweck hatte ich vor knapp einer Woche einen Ableger durch den Marbuger Feglingskasten "gejagt" und entweiselt. Heute sollte eine neue Königin diesem Volk zugesetzt werden.
Zum Glück habe ich mich hierbei an eine alte Erfahrung erinnert: vor dem Zusetzen einer neuen Königin das Volk noch einmal durchsehen, ob nicht doch irgendwo noch eine versteckte Königin existiert oder ob nicht irgendwo Nachschaffungszellen vorhanden sind. Sonst wäre alles Bemühen vergeblich gewesen.
In der Tat war es auch tatsächlich so. Beim Durchsehen der Rahmen fand ich nämlich in einem Rahmen folgendes Bild:
und auf der Rückseite:
Das macht zusammen fünf Weiselzellen. Natürlich habe ich sie ausgebrochen und entfernt. Alle Zellen waren mit Maden bzw. Puppen belegt. Mit anderen Worten: der Grundstein für die Bildung einer potentiellen Rivalin war hier mehrfach bereits gelegt.
Auf einem anderen Rahmen wuselten die Bienen eng an eng herum und verbargen damit die Sicht auf das Wabenwerk. Damit ich die darunter liegenden Waben oder Zellen beurteilen konnte, habe ich immer wieder auf die Bienen gepustet. Zum Glück, kann ich hinterher nur sagen. Denn unter den Bienen waren noch drei weitere Königinnenzellen verborgen, die ebenfalls mit Leben gefüllt waren. Hier waren also noch einmal weitere Königinnen im Anmarsch.
Nachdem ich auch diese Zellen zerstört hatte, habe ich dann einen Käfig mit der Königin in das Volk eingehängt.
Damit die Königin aus diesem Käfig in das Volk laufen kann, muss auf der Unterseite ein kleines Kunststoffplättchen entfernt werden. Es verhindert, dass entweder von innen die gefangenen Bienen nach außen gelangen oder von außen die Bienen den Futterteigverschluss fressen und somit den Weg für die Königin freimachen können. Erst wenn dieser Sicherheitsverschluss entfernt ist, kann das Zusetzen der Königin erfolgen. Diese Zeitverzögerung sorgt dafür, dass die Bienen sich an das Pheromon der neuen Königin gewöhnen können und sie nicht von Anbeginn an als Fremdkörper ansehen und töten. Nachdem der Weg frei geworden ist, schlüpft die neue Königin in den Bienenstock. Wenn sie vom Volk als Königin angenommen wird, dauert es noch ein paar Tage und sie beginnt mit der Eiablage. Dadurch vermehrt sich das Volk als Ganzes wieder.
Der Postbote brachte sie mit und warf sie in den Briefkasten. Das ist zwar wenig königlich, aber praktisch.
Dieser Tage sind viele Bienenköniginnen unterwegs. Sowohl in der Natur auf ihren Hochzeitsflügen als auch im Versand, hier dann meistens per Post. Den Königinnen macht diese Transportart wenig aus. Dunkelheit sind sie von ihrem Leben in den Bienenstöcken her gewohnt.
Mit der Schwarmzeit und danach findet die Völkervermehrung der Bienen statt. Hierfür werden neue Königinnen benötigt. Meistens ziehen die Bienen sich selber eine Königin nach. Aber auch die Imker greifen hier ein und züchten beispielsweise bestimmte Zuchtlinien nach oder Bienen aus Völkern mit besonderen Eigenschaften und Merkmalen.
Erwerbsimker, die vom Ertrag der Bienen leben und Wirtschaftsvölker führen, tauschen die Königinnen regelmäßig aus, teilweise sogar jedes Jahr. Der Bedarf an Bienenköniginnen ist also recht hoch. Deswegen haben sich einige Imker entsprechend spezialisiert und züchten beispielsweise überwiegend Königinnen heran. Eine solche Königinnenzuchtimkerei hatten wir vor einigen Jahren beim Wandern in den Südtiroler Alpen entdeckt. Hier ist der gewonnene Honig dann nur so etwas wie ein Nebenprodukt.
Nach dem Öffnen kommen die Damen hervor ans Licht:
In solchen gelben Zusetzkäfigen werden sie verschickt. Ein kleiner Hofstaat ist dabei. Durch die Löcher bekommen die Bienen genügend Luft zum Atmen. Ein Propf aus Futterteig ist am unteren Ende sowohl die Nahrungsquelle der eingeschlossenen Bienen und dient zugleich zum Einweiseln in das neue Volk. Hierzu wird ein Verschluss am Boden entfernt, so dass der Teigverschluss von beiden Seiten her gefressen kann. Sobald der Weg dann frei ist, kann die gefangene Königin in den Stock laufen. In der Zwischenzeit kann sich das Volk schon an den Geruch der neuen Königin mit ihrem Pheromon gewöhnen und damit die Annahme ermöglichen.
Die erste Honigernte ist eingebracht. Parallel dazu geht es natürlich weiter mit der Pflege unserer Völker. Zwei Völker sind inzwischen weisellos, also ohne Bienenköniginnen. Drei Völker und Ableger haben auf dem Varroaschieber einen Befall mit Kalkbrut. In allen genannten Fällen ist Handeln angesagt, damit das Bienenvolk sich wieder gut und stark entwickeln kann.
Die Kalkbrut ist eine Pilzerkrankung, bei der die Maden von einem Pilz befallen werden, dessen Gespinst sie letztlich abtötet. Die Maden liegen auf der Windel und fassen sich fast steinhart an. Daher auch der Name dieser Bienenkrankheit. Für uns Menschen ist der Pilz ungefährlich. Er taucht im Bienenvolk auf, wenn die Königin in ihrer Legequalität nicht zufriedenstellend ist oder wenn im und um den Bienenstock zu hohe Feuchtigkeit herrscht. Zwei Maßnahmen kann der Imker zur Sanierung ergreifen: entweder er stellt das Volk samt Beute an einem anderen Standort auf oder er tauscht die Königin aus. Wir haben uns für die letzte Möglichkeit entschieden. Den Wechsel oder Austausch einer Königin nennt man in der Imkersprache Umweiseln. Weisel ist ein altdeutsches Wort für die Bienenkönigin.
Der Marburger Feglingskasten ist eines der wichtigsten imkerlichen Handwerksgeräte und ein Multitalent. Wir haben ihn bei der Suche nach der Königin eingesetzt.
Der Kasten wird für verschiedene Maße angeboten. Sein Deckel mit einem diagonal verlaufenden Griff ist abnehmbar. Auf der Vorderseite lässt sich die Wand wie zu einer Art Trichter öffnen.
In dieser Weise haben wir ihn benutzt. Von einem Volk werden sämtliche auf den Rahmen sitzenden Bienen einschließlich Königin und Drohnen in diesen Trichter gekehrt. Die leeren Rahmen werden anschließend ins Innere gehängt und der Deckel sofort wieder verschlossen, damit keine Bienen von außen einfliegen können.
Durch ein schmales Absperrgitter können die Arbeiterinnen wieder in das Innere zu den Waben laufen. Die Drohnen und die Königin sind zu groß und passen nicht hindurch. Sie bleiben deshalb außen vor.
Auf den Bildern oben und unten ist genau in der Bildmitte eine nicht gezeichnete Königin mit umgebenden Arbeiterinnen (Hofstaat) zu erkennen.
Während die Arbeiterinnen zurück zum Volk gelangt sind und sich weiter um die Brutpflege kümmern, habe ich die Königin in einem Klippkäfig mit einem Teil des Hofstaates gefangen. Damit ist das Volk nun erst einmal weisellos. In den nächsten Tagen kommen mehrere neue Königinnen auf dem Postweg an. Eine von ihnen wird dem Volk zugesetzt. Wenn sie angenommen worden ist, beginnt sie nach wenigen Tagen mit der Eiablage und erzeugt so eine neue Generation genetisch unterschiedlicher Bienen, die hoffentlich dann gegen die Kalkbrut resistent sind. Im Idealfall ist die Kalkbrut dann aus dem Bienenvolk wieder verschwunden.
Morgen beginnen wir mit der Ernte unseres ersten diesjährigen Honigs. Zwar haben wir nur noch wenige Völker, aber diese sind, wie es aussieht, sehr aktiv.
Der Honig wird in der Magazinimkerei von den Bienen in einem besonderen Honigraum gesammelt. Hierzu wird auf den obersten Brutraum ein Absperrgitter gelegt. Dessen Streben sind nur so breit, dass Arbeiterinnen ohne Schwierigkeiten gerade noch hindurchschlüpfen können. Die wesentlich dickeren Drohnen und die Bienenkönigin kommen jedoch nicht mehr hindurch. Hierauf wird eine normale Zarge mit entweder Mittelwänden oder leeren Waben gesetzt. In diesen Raum tragen die Bienen den gesammelten Nektar ein. Als Folge des Absperrgitters wird der Honigraum nicht mehr zu einem Brutraum, denn die Königin bleibt draußen und kann folglich keine Eier dorthin legen. Wenn die einzelnen Zellen mit Nektar gefüllt sind, werden sie von den Arbeiterinnen verdeckelt.
Zur Honigernte wird der komplette Honigraum samt Rahmen entfernt. Die Verschlussdeckel der Zellen werden entfernt und die Waben ausgeschleudert. Anschließend werden die Rahmen mit dem nun leeren Wabenwerk zurückgestellt und können von den Bienen ohne Neubaumaßnahmen sofort wieder verwendet werden.
Zum Ernten und Schleudern ist es wenig sinnvoll, dass der Honigraum noch Bienen enthält. Damit sie aus dem Honigraum verschwinden, legt man kurz vor dem geplanten Erntetermin eine Bienenflucht zwischen das Absperrgitter und der Zarge mit den Rahmen. In der Bienenflucht befindet sich eine Art Drehür, die den Bienen zwar das Herauskommen erlaubt, aber nicht mehr das Hineinkommen.
Wir verwenden eine italienische Bienenflucht: unter ein rundes Lock im einzulegenden Zwischenboden wird eine Kunststoffplatte angebracht. Sie enthält Löcher in ihrem Boden, die den Bienen die Geräusche und Düfte des Volkes vermitteln. Sternförmig gehen schmaler werdende Gänge ab, die zurück ins Muttervolk führen.
Im Idealfall sind nach kurzer Zeit die Bienen nach unten in die Bruträume gewandert und kehren nicht wieder dorthin zurück. Die bienenfreien Rahmen werden als Ganzes zusammen mit der Zarge entnommen und ausgeschleudert.
Sollten jedoch noch Bienen auf den Honigwaben verblieben sein, hilft nur eines: sie werden vor das Volk mit dem Besen abgekehrt. Die Wabe wird danach schnell in eine leere Zarge gehängt, damit sie nicht erneut von Bienen beflogen werden kann. Auf diese Weise muss man dann mit allen einzelnen Rahmen verfahren, bevor sie geschleudert werden können.
Zur Pflege der Bienen zählt auch die Pflege der umgebenden Landschaft. Damit (nicht nur) unseren Bienen ein ausreichend großes und lange anhaltendes Nahrungsangebot zur Verfügung steht, haben wir auf freien Flächen unserer Streuobstwiese die "Veitshöchheimer Bienenweide" ausgesät. Das ist eine Saatmischung von einheimischen blühenden Pflanzen, die den Bienen noch Nahrung liefern, wenn andere Blüten bereits verwelkt sind. Aus diesem Grunde blüht es den Sommer und Herbst über gewaltig bei uns.
Ein paar Beispiele hierzu:
Aus dieser Perspektive käme kaum jemand auf die Idee, dass es sich hierbei um eine gewöhnliche Brennnessel handeln würde. Im folgenden Bild wird sie klarer an den gezackten Blättern erkennbar:
Die Brennnessel blüht von Juli bis Oktober. Die männlichen und weiblichen Blüten befinden sich auf verschiedenen Pflanzen. Die männlichen Blüten sind abstehend, die weiblichen hängend.
Das Taubenkropf-Leimkraut blüht weiß von Mai bis September hinein.
Der Gewöhnliche Natternkopf wächst zahlreich bei uns. Er blüht von Mai bis September und wird mit seinem borstigen Stiel bis 100 cm hoch.
Zahlreiche Malven stehen auf unserer Bienenweide. Zum Beispiel diese hier:
Es handelt sich um eine Moschus-Malve, die von Juni bis Oktober blüht.
Die folgende Blüte habe ich noch nicht bestimmen können (wird nachgeliefert):
Ende März 2017 hatte ich einen Sonnenwachsschmelzer auf der Streuobstwiese aufgestellt. Wochenlang tat sich darinnen nichts, doch jetzt, nachdem die Temperaturen angestiegen sind, gibt es erste brauchbare Ergebnisse.
Heute nachmittag war es draußen laut Thermometer über 30 Grad warm. Mit der Wärmekamera habe ich die Temperatur von außen über derlichtdurchlässigen Abdeckung des Sonnenwachsschmelzers bestimmt. Wie auf den beiden Bildern oben zu erkennen ist, waren es dort über 36° C gewesen.
Nachdem ich den Deckel und die eingehängten Rahmen entfernt hatte, sah es folgendermaßen aus:
Geschmolzenes Wachs hat sich in einer Auffangwanne (im Bild oben) gesammelt. Die Wanne selber stand äußerlich in einem Fuß aus Flüssigkeit, ebenso innen das genannte Wachs. Bei dieser Flüssigkeit handelt es sich um Honig, der aus den Waben freigesetzt worden ist. Zum Hintergrund: ich schmelze hier gerade sehr viele Waben ein, die aus im Winter abgestorbenen Völkern stammen. In deren Beuten waren unter anderem auch noch viele Futterwaben mit Honig. Aus seuchenhygienischen Gründen werden diese Waben nicht wieder verwendet und in andere Völker eingehängt, sondern komplett eingeschmolzen und somit entsorgt. Erst nach gründlicher Reinigung und Desinfektion gelangen sie wieder in Bienenbeuten.
In den zu schmelzenden Waben sind neben den Futterresten auch noch Reste von den Häutungsvorgängen der Bienen gewesen. Jeder Imker kennt das Phänomen, dass die Waben im Laufe der Zeit immer dunkler und unansehlicher werden. Diese Farbveränderung stammt von den vielen Häutungen der in den einzelnen Waben geschlüpften Bienen. Während das Wachs um sie herum ausgeschmolzen wird, bleiben diese Reste übrig. Sie fallen teilweise auf den Metallboden herab. Dort werden sie durch ein Trenngitter jedoch daran gehindert, in die Wachsauffangwanne zu gelangen. Der Großteil dieser Reste bleibt allerdings in den Waben hängen. Von dort werden sie mechanisch entfernt. Bei ihrem Anfassen und Berühren sind an manchen Stellen die papierartige Beschaffenheit zu spüren.
Gegenüber dem Dampfwachsschmelzer hat dieses Verfahren einen Vorteil: diese Reste stinken nicht so intensiv und sind damit wesentlich nasenfreundlicher. Beim Ausräumen war übrigens sowohl an den Häutungsresten, mehr aber noch an den anklebenden Wachsresten eine recht hohe Temperatur an den Fingern zu verspüren. Allerdings nicht so hoch, dass nicht mehr anzufassen waren.
Die Ausbeute an Wachs war im Sonnenwachsschmelzer relativ gering. Im Dampfwachsschmelzer erschien sie mir wesentlich höher zu sein. Darüber werde ich später berichten.
Die gegenwärtige Zeit zwischen April und Juni ist die Hochzeit der Bienenschwärme. Um das Schwärmen zu verhindern, gibt es verschiedene imkerliche Maßnahmen, die in das Volk eingreifen.
Eine dieser sehr einfachen Maßnahmen ist die Kippkontrolle. Es tut keinem Bienenvolk gut, wenn es und besonders sein Brutnest regelmäßig auseinander genommen wird. Weil die meisten Weiselzellen in dieser Zeit am unteren Rahmen hängen, reicht deshalb eine regelmäßige Kippkontrolle in den meisten Fällen aus. Hierbei wird die entsprechende Zarge gegenüber dem Flugloch angehoben und hoch gestellt. Diese Position ermöglicht die Kontrolle der Unterseiten der Rahmen und einen Blick in die Wabengassen hinein. Sobald Weiselzellen zu erkennen sind, heißt es aufmerksam zu sein. In diesen Fällen muss dann doch das Volk Wabe für Wabe kontrolliert werden. Vorhandene Weiselzellen werden zerstört oder dem Volk gegebenenfalls entnommen und zur Ablegerbildung verwendet.
Letzten Sonntag, am 28. Mai 2017, hatten wir alle Varianten bei unseren Bienen erlebt und mit einer Wabe mit mehreren Weiselzellen einen neuen Ableger gebildet.
Das Ausschneiden der Drohnenrahmen zur biologischen Bekämpfung der Varroamilben fand ich ja schon recht unangenehm bis eklig, wenn es beim Ausschneiden der verdeckelten Zellen plötzlich weiß in alle Himmelsrichtungen zu spritzen beginnt, sobald ein Messer die Maden zerschneidet. Das alles ist aber nichts gegen das Schmelzen mit einem Dampfwachsschmelzer.
Aus alten Waben lässt sich das darin enthaltene Bienenwachs wiedergewinnen und nach Aufarbeitung zu Mittelwänden gießen. Sofern man auf diese Art und Weise sein eigenes Wachs wieder verwerten kann, hat man einen geschlossenen Wachskreislauf. Der Vorteil dessen ist, dass die eigenen Bienen dieses Wachs produziert haben. Weil der Imker weiß, was er in seinen Beuten hat, wie und womit er seine Bienen und Varroamilben behandelt hat, kann dieses Wachs rückstandsfrei von Pestiziden und Chemikalien sein. Somit ist es wertvoller als zugekauftes fremdes Wachs, dessen Herkunft unbekannt ist. Es ist reinstes Bienenwachs ohne (betrügerische) Zusätze wie Paraffin in sogenanntem Bio-Wachs wie es im letzten Winter 2016/2017 oft der Fall war.
Das klingt alles gut und vernünftig. Aber es ist mit viel Arbeit verbunden. Das Wachs in den vorhandenen Rahmen muss zuerst eingeschmolzen und gesammelt werden. Hierzu kann man sich der Hilfe der Sonne bedienen und einen Sonnenwachsschmelzer einsetzen. Hierüber hatte ich bereits vor wenigen Wochen berichtet. Der Vorteil dieses Schmelzertyps ist, dass er keine Fremdenergie benötigt. Sein Nachteil: er funktioniert nur, wenn die Sonne scheint und wenn es draußen dadurch sehr warm ist. Unsere erstmal so eingesetzten Rahmen sind bis heute noch nicht geschmolzen.
Aus diesem Grund und weil wir durch die Winterverluste 2016/2017 eine große Menge an Rahmen mit Wachs besitzen, habe ich umgesattelt und einen Dampfwachsschmelzer gekauft. Mit ihm bin ich vom Sonnenschein und den Außentemperaturen unabhängig, könnte also auch im tiefen Winter Wachs einschmelzen.
Am 17.5.2017 hatte ich das Gerät erstanden und wollte es nachmittags bereits einsetzen. Doch hatte ich Pech gehabt: ein spezielles Stromanschlusskabel für den Dampferzeuger war leider nicht mit dabei. Auf mein Nachfragen beim Händler wurde es umgehend per Post nachgesandt, war sehr schnell angekommen und ich konnte am Sonntagmorgen, 21.5.17, meine ersten Schmelzversuche starten.
Der Schmelzer besteht aus einer runden Metalltrommel, die in ihrem Inneren bis zu 12 Rahmen aufnehmen kann. Der nötige Dampf und damit die Hitze wird extern in einem eigenen Dampferzeuger produziert und über einen Schlauch durch den Deckel von oben in die Trommel geleitet. Am Boden ist ein Auslaufstutzen, durch den später das Gemisch aus Wachs, Wasser und Dampf nach außen fließen kann. Die Rahmen stehen dabei senkrecht in einem Siebkorb, der die festen Rückstände auffängt und nicht hindurch lässt.
Soweit so gut. Die Trommel wurde befüllt, ebenso der Dampfgenerator mit vier Litern Wasser, der Schlauch durch eine passende Deckelöffnung in das Innere geführt. Dann ging es los. Unter den Ausflussstutzen stellte ich einen blauen 10-Liter-Eimer. Nach etwa 30 Minuten floss das erste Wachs heraus.
Es sammelte sich an der Oberfläche des Wassers im Eimer.
Leider hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn in den Rahmen waren noch reichlich Nektarvorräte vorhanden. Alle diese Rahmen stammen aus Beuten, deren innewohnende Völker im letzten Winter gestorben sind. Aus hygienischen Gründen werden deshalb alle zugehörigen Rahmen eingeschmolzen und wie die zugehörigen Zargen anschließend gereinigt, im Idealfall desinfiziert, um keine Krankheitserreger auf spätere neue Völker zu übertragen.
Die Mengen an flüssigem Wachs, Nektar und kondensiertem Dampf waren deutlich mehr als der Eimer fassen konnte. Bei einem Wechsel der Gefäße bin ich dann leider mit dem vollen Eimer gegen eine Stuhllehne gestoßen, so dass ein Teil des Inhalts als feuchte, flüssige, süße und klebrige Masse übergeschwappt und auf den Stuhl und den Fußboden geflossen ist. Mit anderen Worten: Schweinerei pur. Nach dem Erkalten haben sich recht schnell Bienen auf das süße Gemisch gestürzt, versucht es aufzunehmen und abzutransportieren. Wobei der Fleck nicht merklich kleiner geworden ist.
Mit diesem Pech fand die Premiere statt. Doch damit noch nicht genug. Nach dem Ausschalten und Abkühlen wollte ich die leeren Rahmen entnehmen. Leider waren sie keineswegs leer, sondern enthielten noch die Reste der Bienenentwicklung. Auf dem Boden lagen lauter dampfgegarte Drohnenmaden, in den Rahmen klebte eine dunkle schwarze widerlich stinkende Masse von Puppenhäuten, die das Innere der ursprünglichen Waben ausgefüllt haben.
Jeder Imker kennt das Phänomen, dass das Wachs in den Rahmen im Lauf der Zeit immer dunkler und unansehnlicher wird, bis es dunkelschwarz geworden ist. Diese Färbungen werden durch die im Inneren verbliebenen Häutungsreste der Maden und Puppen verursacht. Deshalb sagt man ja auch, dass Waben, die älter als drei Jahre sind, konsequent ausgetauscht und entsorgt werden sollen. Wabenerneuerung und Wabenhygiene heißen die Stichworte hierzu. Allerdings besitzen wir solche dunkeln Waben gar nicht mehr, weil diese bereits vorher über den Hausmüll in der Müllverbrennungsanlage vollständig entsorgt worden sind.
Das gewonnene Wachs enthält noch immer Verschmutzungen. Die meisten hängen an der Unterseite der erkalteten Platte. Einige lassen sich unter fließendem Wasser abspülen. Trotzdem muss dieses Wachs in einem zweiten Schritt noch einmal erhitzt und zum Schmelzen gebracht werden.
Damit es sich dann endgültig klärt, wendet man einfache Physik an. Das gesamte Wachs wird mit etwas Wasser vermischt und in einem Wasserbad erhitzt. Sobald es darin geschmolzen ist, beginnt die erste physikalische Trennung. Der Schwerkraft folgend sinken die schwereren Teilchen zu Boden. Weil Wachs leichter als Wasser ist, bleibt es an dessen Oberfläche und schwimmt dort. Wenn das Abkühlen bewusst sehr langsam erfolgt, trennen sich somit in der Zeit das Wachs und die Verunreinigungen. Als erstarrte Scheibe kann es nach dem Erkalten von der Oberfläche gelöst werden. Das restliche Wasser mit den Trubteilchen wird anschließend entsorgt.
Im dritten Schritt kann das so gewonnene Wachs entweder selbst eingeschmolzen und zu Mittelwänden gegossen werden oder es wird zu einem Händler gegeben, der diese Arbeit dann übernimmt. Hierzu gibt es inzwischen immer mehr Händler, die dem Imker das eigene Wachs aufarbeiten und zurücksenden, ohne es mit anderen Wachsen zu vermischen.
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