Springe zum Inhalt

Von unserem Imkerverein, den Bee Friends Frankfurt, ausgehend, haben wir heute eine Totenschau veranstaltet. Hierbei werden tote Bienenvölker systematisch untersucht, um dabei zu klären, weswegen die Bienen gestorben sind.

Vier Völker haben wir zur Verfügung gestellt bekommen. Im Grunde ist bei allen das gleiche Phänomen aufgetreten. Deswegen beschränke ich mich auf die Beschreibung eines eigenen von mir vorgestellten Volkes.

Im Sommer 2022 habe ich bei unseren Wirtschaftsvölkern als Maßnahme zur Varroabehandlung die totale Brutentnahme durchgeführt. Die hierbei entnommenen Brutrahmen sind zu Sammelbrutablegern zusammengestellt und von interessierten Vereinsmitgliedern an viele unterschiedlichen Stellen in Frankfurt transportiert und später behandelt worden.

Das Volk Nr. 11, um das es hierbei gehen wird, ist zu diesem Zeitpunkt eines unserer stärksten Völker gewesen. Nach der Brutentnahme folgte eine ertragreiche Honigernte und anschließend die Auffütterung. Während dieser gesamten Zeit ist das Volk sehr stark gewesen. Im Anschluss daran bin ich für mehrere Wochen in den Urlaub gefahren.

Nach meiner Rückkehr habe ich im November erstmals wieder nach unseren Bienen geschaut und bin bei diesem Volk sehr überrascht gewesen. Hatte ich beim Anheben der Beute mit einem schweren Gewicht gerechnet, so ist das Gegenteil der Fall gewesen. Die Beute ließ sich sehr leicht anheben. Ein kurzer Blick ins Innere hat es bestätigt: alles ist leer! Aus bienenhygienischen Gründen habe ich die Beute dann vollständig verschlossen und für die kommende Totenschau aufgehoben.

Bei einer Totenschau werden die Völker systematisch untersucht. Sämtliche Waben sind frei gewesen: frei von Kotflecken, frei von Futtervorräten und frei von Bienen. Alle Bienen sind verschwunden, das Volk ist leergeflogen. Beim Blick in die Zellen zeigen sich viele helle Flecken an den oberen Wänden und am Boden: Varroakot.

Was ist geschehen? Unser diesjähriger Sommer ist sehr warm, teilweise auch sehr heiß gewesen und hat sich über viele Wochen bis in den Herbst hinein gezogen, wesentlich länger als sonst. Während die Bienen sich nach der Brutentnahme erwartungsgemäß wieder vermehrt haben, muss es zu zwei entscheidenden Ereignissen gekommen sein: einer Reinvasion von Varroamilben und Räuberei durch Bienen und/oder Wespen.

Bedingt durch den relativ warmen Winter 2021/2022 und den zu warmen Jahresverlauf, haben sich die Wespen in 2022 unglaublich stark vermehrt. Es ist ein extrem starkes Wespenjahr geworden. Bereits bei den Arbeiten im Sommer ist zu beobachten gewesen, wie häufig sich Wespen auf den Rahmen niedergelassen haben oder von außen über das Flugloch in das Beuteninnere eindringen wollten.

Nach der Auffütterung habe ich die Fluglöcher massiv verkleinert, um Räuberei im Volk zu verhindern. Durch den nach der Brutentnahme entstandenen erheblichen Varroabefall ist das gesamte Volk geschwächt gewesen, so dass Wespen, aber auch fremde Bienen, es leicht gehabt haben einzudringen und zu räubern.

Ein nahezu identisches Bild haben wir bei den anderen Völkern sehen können. Für mich ist das Ausdruck des eingetretenen Klimawandels und fordert ein Umdenken unserer herkömmlichen gewohnten Handlungsweisen. Mein persönliches Fazit: sollte es diesen Sommer wieder so lange so warm sein, werde ich nach der totalen Brutentnahme noch eine weitere Varroabehandlung im Sommer mit Ameisensäure anschließen!

Ich zeige ein Schadensbild von heute aus einem fremden Volk, dass als symptomatisch gelten kann:

Zu sehen ist die Bienenkönigin mit einem weißen Punkt auf dem Rücken. Etwas dahinter, auf den Flügeln sitzt eine Varroamilbe. Weitere Milben sind auf den anderen Bienen zu entdecken, aber nicht alle sind so deutlich zu erkennen wie bei der Königin. Auch dieses Volk ist an der Varroose zugrunde gegangen. Höchste Zeit für uns Imker, dass wir unsere Maßnahmen dem Klimawandel anpassen.

Vor wenigen Tagen habe ich hier über den ersten Impfstoff gegen die Amerikanische Faulbrut berichtet. Vorgestern gab es dazu einen kurzen Artikel in der FAZ zu lesen. Hierin wird beschrieben, wie das Verfahren funktioniert.

Deaktivierte Bakterien (Paenibacillus larvae) werden den Arbeiterinnen zum Fressen gegeben. Über die Produktion des Gelée Royale, dem Königinnenfuttersaft, gelangen sie in die Bienenkönigin, die sie in einem weiteren Schritt an die von ihr produzierten Eier weitergibt.

Wie dann der Schutz der Eier und der sich daraus entwickelnden Larven funktioniert, ist derzeit noch nicht vollständig aufgeklärt. Aber die Befallsrate mit der AFB geht durch diese Methode deutlich zurück.

Kritik kommt aus dem Bieneninstitut Hohen Neudorf: es handelt sich hierbei nicht um eine klassische Impfung, denn Insekten verfügen über kein Immungedächtnis und haben keine Antikörper. Das Verfahren wird deshalb wohl eher als eine "generationsübergreifende Behandlung" zu benennen sein.

Hier wird sicherlich noch weitergehende Forschung vonnöten sein, um den Mechanismus aufzuklären. Möglicherweise könnte dieser Weg auch für unser menschliches Immunsystem interessant sein.

Quelle: FAZ vom 18. Januar 2023, Seite 1 der Beilage Natur und Wissenschaft

Nein, es handelt sich nicht um einen Aprilscherz!

Die Probleme der Imker in den USA sind ein wenig unterschiedlich zu den unsrigen. Dort werden wesentlich mehr Völker auf LKW durch die Nation gekarrt als bei uns. Der Stress für die Bienen ist dadurch um ein Vielfaches höher als bei uns in Europa. Dadurch sind die Bienen wesentlich empfänglicher und empfindlicher für Krankheiten.

Eine der wichtigen Bienenkrankheiten ist die AFB, amerikanische Faulbrut. Sie wird durch sporenbildende Bakterien übertragen und befällt die heranwachsende Brut und tötet sie. Die erwachsenen Bienen sind weniger betroffen, sie sind Krankheitsüberträger, die Vektoren. Das Bakterium heißt Paenibacillus larvae. Die gebildeten Sporen sind höchst widerstandsfähig und sehr langlebig. Je nach Alter der Larven reichen einzelne bis sehr wenige Sporen aus, um den Befall und damit die Krankheit auszulösen.

Die Bakterien befallen die sich entwickelnden Larven und Puppen, die in ihren verdeckelten Zellen - also noch vor dem Schlüpfen - absterben. Dadurch ist die Menge des Nachwuchses gefährdet. Im schlimmsten Fall stirbt dadurch ein Bienenvolk in seiner Behausung aus. Bei einem festgestellten Befall in einer Region werden deshalb im großen Umkreis um den Befallsort Sperrbezirke errichtet. Zum Schutz der vorhandenen Bienen dürfen in und aus dem Sperrbezirk keine Bienen hinein- oder herausgebracht werden. Das ist wie eine Quarantäne.

Um die AFB zu bekämpfen, gibt es bislang nur sehr wenige bis gar keine Möglichkeiten. Jetzt hat in den USA das Landwirtschaftsministerium einen Impfstoff zugelassen. Es ist der erste Impfstoff, der für Bienen zugelassen worden ist. Der Impfstoff ist von einem Start-up Unternehmen namens Dalan Animal Health entwickelt worden. Er wird der Bienenkönigin oral mit dem Futtersaft verabreicht.

Auch wenn die Krankheit zwar Amerikanische Faulbrut heißt, bedeutet es nicht, dass sie aus Amerika nach Europa eingeschleppt worden ist. Lediglich die Erstbeschreibung stammt aus Amerika, in Europa hat es sie zeitgleich auch schon lange gegeben.

In Deutschland ist das Friedrich-Löffler-Institut mit der Überwachung der AFB beauftragt. Es hat eine vergleichbare Funktion für Tiergesundheit wie das Robert-Koch-Institut für die menschliche Gesundheit.

Hier zwei Links zu Pressemedien:

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bienen-amerikanische-faulbrut-impfstoff-1.5664963

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gegen-faulbrut-erstmals-impfstoff-fuer-bienen-in-den-usa-zugelassen-18604026.html

Krimis sind seit Jahren sehr beliebt. Kaum ein Genre, dass inzwischen nicht kriminalisiert worden ist. Jetzt geht es auch ans Süße, an den Honig. Aber nicht nur das, auch an die Bienen.

In Luxemburg wird ein Stadtimker getötet, der seinen Honig unter anderem auch an ein früheres Sternenrestaurant liefert. Dessen Inhaber und Koch beginnt daraufhin Nachforschungen anzustellen und arbeitet sich in die Welt der Imkerei zusehends tiefer ein. Parallel dazu entdeckt seine Pariser Freundin, eine Restaurantkritikerin, deren Arbeitgeber die berühmten Sterne vergibt, in den USA ungewöhnliche Vorkommnisse an Bienenstöcken. Beide Handlungsstränge laufen erst parallel, werden dann aber zusammengeführt und dienen der Aufklärung verschiedener "Schweinereien" in der Bienenhaltung.

Dieser Krimi ist typisch für ein bestimmtes Genre: Lokalkolorit und aktuelles Thema. Eigentlich könnte man das Buch um mindestens ein Viertel kürzen, weil sich der Autor sehr häufig und sehr ausführlich in weitschweifigen Beschreibungen des Ortes ergeht. Das ist langweilig und dient dem Handlungsablauf überhaupt nicht. Vielleicht soll es zeigen, dass der Autor den Ort der Handlung gut kennt. Für mich wirkt dieses sehr aufgebläht, macht das Buch dick und unnötig teurer. Das ist leider der große Nachteil. Aber es gibt auch Vorteile. Die Angaben zur Bienenhaltung und Imkerei sind sehr gut und gründlich recherchiert. Da hat sich jemand intensiv in das Thema eingearbeitet. Das gilt ebenso für den naturwissenschaftlichen Teil, den ich zuvor gar nicht erwähnt habe. Das ist spannend und lohnenswert. Und natürlich werden die üblichen Klischees bedient.

Der Stil hat mich anfangs wenig eingenommen. Sehr kurze Sätze. Das ist fast so wie inzwischen die schnellen Schnitte im Film. Dazu die erwähnten langweiligen Ortsbeschreibungen und Stereotypien. Insgesamt ist das Buch recht ordentlich gemacht und von daher durchaus empfehlenswert.

Das Buch ist bei Kiepenheuer und Witsch erschienen. Der Autor ist Tom Hillenbrand, ein früherer Spiegeljournalist. Preis 12€. Erschienen ist das Buch im Jahr 2021.

Heute, am 7. Januar 2023, bin ich auf dem Gelände unseres Lehrbienenstandes gewesen. Dorthin haben wir vier unserer Völker für Ausbildungszwecke transportiert. Das völlig Verrückte: die ersten Bienen fliegen bereits aus und sammeln Pollen!!!

Nach diesen Beobachtungen kann wohl kaum noch jemand den Klimawandel leugnen. In all den Jahren, in denen ich imkere, habe ich noch nie einen solchen frühen Flug gesehen. Meine Wetterstation zeigt mir übrigens 10,8°C an.

Theoretisch hätte ich während meiner Arbeit auf dem Grundstück einige braune Flecken auf meiner Kleidung sehen können. Wenn die Bienen zum ersten Mal ausfliegen, nennt man das Reinigungsflug. Sie fliegen zur Toilette und erledigen ihre Geschäfte im Flug. Auf der Kleidung hinterlässt das normalerweise kleine braune Kotflecken.

Die Tatsache, dass ich jedoch unbefleckt das Grundstück verlassen habe, kann nur eines bedeuten: heute ist es nicht der erste Flug der Bienen gewesen. Die Kotblase muss sich demnach bereits vorher entleert haben. Auch das passt zu diesem ungewöhnlichen Phänomen. Es ist viel zu warm für diese Jahreszeit. Wenn jetzt kein Frost mehr kommt, hat die Bienensaison bereits begonnen.

Kalendarisch haben wir seit wenigen Wochen Winter. Eigentlich sollte es jetzt kalt und die Temperaturen entsprechend niedrig sein.

Gerade komme ich von einem Spaziergang über den Frankfurter Riedberg zurück und bin entsetzt. Draußen ist es warm, zu warm, über 10°C am 6. Januar 2023. Von Schnee und Frost ist keine Spur. Mein erstauntes Entsetzen oder entsetztes Erstaunen kommt von einer Beobachtung, die ich vor einer knappen halben Stunde draußen gemacht habe.

6. Januar 2023 Blühende Hasel

Ich wollte meinen Augen zunächst nicht trauen, als ich dieses Phänomen gesehen habe. Die Hasel blüht! So ganz ungewöhnlich ist dies nicht, in warmen Jahren hat sie auch manchmal schon um Weihnachten geblüht. Pollenallergiker, die auf den Pollen der sogenannten Frühblüher reagieren, können davon ein Lied singen.

Trotzdem irritiert es mich maßlos. Jetzt blüht die Hasel, die erste Pollenquelle der Bienen, aber für die Bienen ist es noch nicht warm genug, um auszufliegen. Das heißt, dass hier zwei Phänomene sich widersprechen: die Hasel blüht zu früh, weil es zu warm ist, die Bienen fliegen noch nicht, weil es ihnen noch nicht warm genug ist!

Sollte es wieder kälter oder gar kalt werden, wäre es mir für die Bienen nur recht. Diese zu warmen Temperaturen lassen die Königin bereits Eier legen und die Bienen Brutpflege betreiben. Das Problem hierbei: das kostet Energie, also Futter. Jetzt kommt die kritische Zeit, in der es sich entscheidet, ob Bienenvölker den Winter überleben oder nicht. Wir Imker können hier nur sehr begrenzt eingreifen, wenn Futtermangel herrscht. Sollte es warm bleiben und die nächsten Blüten erscheinen, könnten die Bienen sich von ihnen den nötigen Vorrat holen. Aber leider ist das nicht garantiert. Sollte es warm bleiben und noch wärmer werden, würde sich das Bienenjahr deutlich verlängern und das Durchlenzen nach vorne verschieben. Durchlenzen bedeutet für die Nicht-Imker, dass die Winterbienen des letzten Jahres langsam sterben und die neuen Bienen stetig an Zahl zunehmen und den Bienenstock bevölkern. Normalerweise findet dies im Zeitraum Ende Januar/Anfang bis Mitte/Ende Februar statt, sobald die Natur aus dem Winter wieder erwacht und ein Nahrungsangebot für Bienen und andere Insekten bereitstellt. Auf das Stichwort Klimawandel möchte ich hier und jetzt gar nicht weiter eingehen, denn wir Imker spüren ihn bereits seit langem.

Auf den Spuren der Bienen in Costa Rica

Ein Gastbeitrag von Mark Waldmann

Während unserer 3 wöchigen Costa Rica Reise hat uns die Artenvielfalt in Flora und Fauna fasziniert. Und neben Faultieren, Gürteltieren, Ameisenbären, Schlangen und Giftfröschen begegneten uns auch verschiedene Wildbienen.  Ob am Fuß eines alten Baumes oder hoch oben in 20 Meter Höhe, in den Urwäldern gibt es genügend Möglichkeiten, wo sich ein Bienenvolk ansiedeln kann.

Über 700 verschiedene Bienenarten gibt es in Costa Rica, darunter auch stachellose Bienen. Manche sind so klein wie Stecknadelköpfe, andere fast so groß wie die Kolibris, mit denen sie sich die Blüten teilen. Kolibris spielen übrigens in Costa Rica eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung der Pflanzen. Durch ihren größeren Aktivitätsradius im Vergleich zu Bienen und ihren häufigen Wechsel zwischen verschiedenen Pflanzenindividuen der gleichen Art bestäuben Kolibris besonders Pflanzen, die sich nicht selbst befruchten, deutlich effektiver als Bienen.

Die Imkerei selbst scheint in Costa Rica nicht sehr verbreitet zu sein. Die wenigen Imkerhonige, die wir finden konnten, lagen auf unserem deutschen Preisniveau. Geschmacklich erinnerte uns der costa-ricanische Honig an einen Honig, den wir in Südindien probiert haben.  Den Geschmack kennen wir in Europa nicht so. Am ehesten ist der Geschmack entfernt vergleichbar mit Kastanienhonig.

Wildbienen im Baum
Follow

Get every new post on this blog delivered to your Inbox.

Join other followers: