Das Explodieren ist natürlich nicht wörtlich gemeint. Jetzt um diese Zeit vermehrt sich die Anzahl der Bienen allerdings gewaltig. Drei Wochen dauert es, bis aus einem gelegten Ei eine fertige Biene schlüpft.
Eine Imkerregel lautet: Drei Wochen nach der Salweidenblüte explodieren die Völker. Da ist etwas dran. Die Salweide ist einer der ersten Pollen- und damit Eiweißlieferanten für die Nahrung der Bienen. Aus den von der Königin gelegten Eiern schlüpfen nach drei Tagen die Larven, die bis zum Stadium der Verdeckelung von den Bienen gefüttert werden. Mit dem Beginn der Salweidenblüte steigt das Nahrungsangebot in der Natur beträchtlich, so dass sich die Aufzuchtbedingungen im Bienenstock sehr günstig entwickeln. In dieser Zeit beginnt die Königin verstärkt Eier zu legen. Drei Wochen später beginnt es deshalb im Bienenvolk enger zu werden, weil die Bevölkerungszahl stetig steigt. Parallel dazu steigt auch das Nahrungsangebot in der Natur weiter.
Bei der Völkerkontrolle heute morgen habe ich unter einem Rahmen Wildbau in Form eines Umhangs beziehungsweise Capes gefunden und entfernt. Beim Betrachten dieses Wabenwerkes entdeckte ich auf dem Boden der Zellen kleine weiße Striche: Bieneneier.
Beim Betrachten der einzelnen Zellenböden sind die Eier als kleine weiße Striche zu erkennen. Die Königin legt ihre Eier senkrecht zum Boden in die Zelle hinein. Anfangs ragen sie wie ein Dorn oder ein Stift senkrecht nach oben. Imker sprechen deshalb auch vom Bestiften der Zellen und nennen diese Eier Stifte. Im Laufe der nächsten zwei Tage legen die Eier sich um bis sie schließlich parallel zum Boden zu liegen kommen. Aus ihnen schlüpfen dann die Larven, die zunächst von den Bienen gefüttert werden. Wie alle Bienen erhalten sie am ersten Tag Gelèe Royale, aber dem zweiten Tag bis zu ihrer Verdeckelung ein Gemisch aus Pollen (=Eiweiß) und Nektar (=Kohlenhydrate).
Seit knapp drei Jahren besteht dieser Blog inzwischen. Heute am 30. April 2016 um 18:58 Uhr haben wir Grund zum Jubeln: wir stellen einen Rekord auf. Zum ersten Mal haben wir in einem Monat die Besucherzahl von 5000 erreicht und sogar überschritten.
Die bisherige Gesamtbesucherzahl lag am 30.4. 2016 um 19:00 Uhr bei 80156.
Vielen Dank an alle Leser und Abonnenten dieses Blogs.
Dieser April war in seiner zweiten Monatshälfte einer der kältesten Aprilmonate seit Jahren. Die Tagesdurchschnittstemperaturen lagen im Mitten im unteren einstelligen Bereich und waren niedriger als in den Monaten Januar und März 2016.
Trotzdem schreitet das Frühjahr voran. Es blüht zurzeit recht vielseitig, auch wenn es kalt ist. Ab etwa 8 Grad Außentemperatur fliegen die Bienen aus ihrem Stock. In den Bienenstöcken lagern die Bienen große Vorräte von Nektar ein, zugleich wird intensiv für Nachkommenschaft gesorgt. Damit wird der Platz in den Beuten eng.
Vor wenigen Tagen haben wir deshalb auf fast allen Beuten einen Honigraum aufgesetzt. Damit die Bienen diesen Raum annehmen und nutzen haben wir einen kleinen imkerlichen Trick angewendet. Brut und Brutpflege zieht die Bienen sehr an. Also haben wir eine Wabe mit offener Brut mit in den Honigraum gehängt. Die Pflegebienen ziehen mit nach oben in den Honigraum und locken dadurch andere Bienen an. Sobald die Brut geschlüpft ist, stehen die leeren Zellen zur Honigaufnahme bereit oder werden dann wieder nach unten in einen der Bruträume gehängt.
Zwölf von unseren vierzehn Völkern haben inzwischen ihren Honigraum aufgesetzt bekommen. In zwei Tagen werden wir das erste Mal nachsehen, wie weit sie diesen Raum bereits angenommen haben.
Heute morgen erzählte mir eine unserer Mitarbeiterinnen, dass in der heutigen Ausgabe Offenbach-Post ein Artikel stehe, in dem darüber berichtet werde, dass im Deutschen Bundestag ein Bienenvolk aufgestellt worden sei. Auf der Website der Offenbach-Post habe ich nichts dazu gefunden, wohl aber in der Online-Ausgabe des Spiegels. Hier der Link dazu:
Bärbel Höhn von den Grünen und Martin Burkert von der SPD waren die Initiatoren. Die tiefgreifende Angst der Bundestagsabgeordneten vor Bienen kommt im Artikel auch zur Sprache: erst nach einem Probelauf mit einem Minivölkchen von 2000 Bienen wurde das Aufstellen eines normalen Volkes bewilligt.
Die einzargige Beute im Deutsch-Normal-Maß (DNM oder DN) wurde verschlossen am 9.4.2016 abends aufgestellt. Am 10. 4.2016 wurden die Rahmen im DN in eine Zarge im Zandermaß (Z) quer zur ursprünglichen Richtung im Warmbau umgehängt. Darauf wurde eine Zarge im Zandermaß mit Mittelwänden im gewohnten Kaltbau plaziert. Das Flugloch wurde geöffnet. Ein Teil der Bienen blieb zunächst in der alten Beute.
Am Mittwoch, 13. 4.2016, war die ursprüngliche Beute wie erwartet völlig bienenfrei. Die beim Umzug noch ansitzenden Bienen sind in die neue Behausung mit umgezogen. Ich habe daraufhin die offene Beute verschlossen.
Heute, am 17. April 2016, habe ich erneut einen Blick in dieses Volk geworfen. Im unteren Brutraum saßen die Bienen auf ihren gewohnten Rahmen, es war relativ eng. Mit einem Holzbrett, einem Schied, hatte ich das Volk eingeengt. Dieses Schied stellt sozusagen eine künstliche Wand für die Bienen dar. Ein paar vereinzelte Bienen krabbelten an der Außenseite des Schieds, ansonsten funktionierte diese Begrenzung sehr gut.
Im oberen Brutraum haben die Bienen sich der Mittelwände angenommen und begonnen, sie in Waben auszubauen. Es ist schon erstaunlich zu beobachten wie gut und rasch der Bautrieb funktionieren kann.
Zugegeben, in der Redensart heißt es ein wenig anders. Aber heute war es schon ein bisschen wahnsinng.
In der Behindertenwerkstatt des Main-Kinzig-Kreises "Bergwinkel" hatte ich eine Menge Zubehör für unsere Bienen bestellt. Nach einem Lieferdesaster im letzten Jahr bin ich dieses Mal schlauer gewesen und habe von Beginn an einen Fixtermin zum Anliefern vereinbart. Am Mittwoch, den 13. April 2016, sollten die Sachen geliefert werden - und sie kamen an diesem heutigen Tag tatsächlich an.
Eine ganze Palette voll wurde vor die Haustür gestellt. Ich habe dann alles in den Keller getragen und dort zur Übersicht und für ein Photo aufgebaut.
Dies war die letzte Großbestellung. Nun haben für für die nächsten Jahre alle wichtigen Grundmaterialien, die wir für die Bienenhaltung benötigen. Unser Ziel war es, den Bestand auf 20 Völker zu bringen. Bei 14 sind wir inzwischen angelangt. Sie stehen alle auf der Streuobstwiese am Frankfurter Riedberg.
Bienen neigen naturgemäß dazu sich von April bis Juni massiv zu vermehren. In dieser Zeit teilen sich einzelne Völker und bilden Schwärme. Im Jahr 2015 hatten wir selber auf dem Riedberg vier Schwärme eingefangen. Damit die Völker gar nicht erst schwärmen, greift der Imker vorher ein. Eine der möglichen Maßnahmen zur Schwarmverhinderung ist die gezielte Teilung eines oder mehrerer Völker durch die Bildung von Ablegern. Hierfür benötigt man natürlich Behausungen, eben die Beuten. Um für einen möglichen Teilungsansturm gut gewappnet zu sein, haben wir jetzt mehr Beuten als Völker. Wir können also in der nächsten Zeit problemlos viele Ableger erstellen ohne mengenmäßig in einen Beutenengpass zu geraten.
Das Gute: im Sommer werden diese gewonnenen Ableger wieder mit den vorhandenen Völkern vereinigt. Dadurch bilden sich starke Völker heraus, die es dann zum Überwintern leichter haben. Im nächsten Jahr sind sie damit gleich zum Beginn in einer besseren Startposition. Über dieses Verfahren berichte ich im Laufe des Jahres ausführlicher.
Zurzeit haben wir vierzehn Völker. Sollten sie alle genügend Honig liefern, kämen schätzungsweise 280 kg Honig dabei heraus, wenn man vorsichtig rechnet. Dieser Honig soll geerntet und in der Folgezeit verarbeitet werden. Zur Ernte zählt das Abschleudern aus den Waben (Rahmen) und zur Bearbeitung später das Rühren, damit er möglichst feincremig wird. Bisher habe ich den Honig mit Hilfe einer Bohrmaschine, einem Untersetzungsgetriebe und einer Rührspirale mehr oder minder manuell gerührt. Bei der zu erwartenden Menge wird mir das jedoch von der Zeit her, aber auch kräfte- und lärmmäßig zu viel.
Zur eigenen Arbeitserleichterung habe ich uns deshalb ein motorgetriebenes Standrührgerät gegönnt. Es soll uns die Arbeit des Rührens erheblich vereinfachen. Ebenfalls zur Arbeitserleichterung habe ich uns eine neue und größere, motorbetriebene, Honigschleuder besorgt. Beide Geräte schafft man sich in der Regel nur einmal im Imkerleben an. Von daher habe ich damit voll auf die Zukunft gesetzt. Die Elektrogeräte habe ich ebenfalls heute besorgt und nach Hause transportiert. Zum Teil sind sie bereits im Keller aufgebaut worden.
Damit sind wir jetzt gut ausgerüstet und können gelassen den nächsten Monaten entgegensehen. Im Keller stehen bereits die Rahmen mit eingelöteten Mittelwänden. Alle diese Arbeiten lassen sich bereits vor der Brutsaison erledigen. Wir haben also wirklich recht gut vorgesorgt und sind entsprechend auf die vor uns liegende Saison vorbereitet.
Schon sehr früh haben wir damit begonnen, unsere eigene Begeisterung für die Imkerei an andere Menschen weiter zu geben. Der erste Schritt war das "public beekeeping", also das öffentliche Imkern. Interessierte Menschen können uns dabei über die Schulter schauen und beim Imkern begleiten, Einblicke in das Leben und Verhalten der Bienen gewinnen und viele Fragen stellen.
Im zweiten Schritt haben wir fast parallel zum public beekeeping damit begonnen, anderen Erwachsenen unser Wissen zu vermitteln. Als Mitglieder im Frankfurter Imkerverein bieten wir Erwachsenen im Rahmen eines mehrwöchigen Praktikums die Möglichkeit, die theoretischen und praktischen Fähigkeiten zu erlernen und einzuüben. Nach Ende eines solchen Praktikums ist jeder Teilnehmer in der Lage, selbständig mit der Bienenhaltung zu beginnen.
Den dritten Schritt haben wir im Herbst 2015 unternommen. Bislang gilt Imkerei als eine Tätigkeit von alten Männern. Inzwischen sind bei den Praktika jedoch immer mehr jüngere Leute und vor allem immer mehr Frauen dabei. Was noch gefehlt hat, ist eine Lernmöglichkeit für Kinder und Jugendliche. Wieder zusammen mit dem Frankfurter Imkerverein haben wir deshalb eine Jugendgruppe gegründet. Kinder und Jugendliche sind viel unbefangener und neugieriger als die Erwachsenen. Mit einer kleinen Gruppe haben wir deshalb ab Januar 2016 an zunächst drei Terminen damit begonnen, etwas praktische Theorie zu betreiben, damit keiner so ganz unwissend an den echten lebendigen Bienenvölkern arbeiten würde.
Seit dem 10. April 2016 trifft sich die Gruppe alle zwei Wochen parallel zum Praktikum der Erwachsenen und betreut ein eigenes, von uns dafür zur Verfügung gestelltes Bienenvolk. An ihm lernen sie alles, was eine junge Imkerin oder ein junger Imker wissen und können muss.
Zur Premiere kamen am 10. April 2016 Vertreter gleich zweier Frankfurter Zeitungen und haben darüber heute berichtet.
Ein über 80 Jahre alter Imkerkollege hat mir bereits vor drei Jahren eines seiner Bienenvölker geschenkt. Aus Altersgründen löst er allmählich seinen Völkerbestand auf, doch wollte er vorerst das verschenkte Volk noch gerne selber weiter versorgen. Nach Absprache mit ihm haben wir das Volk dann am Sonnabend, den 9.4.2016, abgeholt und auf der Streuobstwiese bei den anderen Völkern aufgestellt.
Das Volk ist kräftig und ertragreich. Es hat aber für mich einen kleinen Schönheitsfehler: Die Beute wird nicht im Zandermaß geführt, sondern auf Deutsch Normalmaß [DN]. Diese Rahmen haben leicht veränderte Maße, sind etwas kürzer und passen deshalb nicht so ohne weiteres in eine Zanderbeute hinein.
Mit einem kleinen Trick geht es trotzdem, sogar recht problemlos: man muss die Rahmen nur um 90° gedreht in die Beute einhängen. Die Imker unterscheiden in den Beuten zwischen dem Warm- und dem Kaltbau (auch Quer- und Längsbau genannt).
Maßgeblich für diese Bezeichnungen ist die Richtung des Rahmens in Bezug auf das Flugloch:
liegt der Rahmen parallel zum Flugloch spricht man vom Warmbau beziehungsweise Querbau. Die durch das Flugloch einströmende Luft trifft auf den Rahmen und wird dadurch blockiert. Vorstellung: durch dieses Strömungshindernis wird es in der Beute wärmer.
Zeigt der Rahmen senkrecht auf das Flugloch, spricht man vom Kaltbau beziehungsweise Längsbau. Vorstellung: die von außen durch das Flugloch einströmende Luft kann direkt in die Gassen zwischen den Rahmen strömen, dadurch wird es kälter in der Beute.
Ob Warm- oder Kaltbau besser ist, ist wie so manches ein uralter Streit unter Imkern. Im Grunde spielt das heute keine Rolle mehr. Die Zeit der Glaubenskriege ist auch hier vorbei.
In unseren Beuten nach dem Zandermaß imkern wir im Kaltbau. In der Zarge mit dem neuen Volk hängen die Rahmen ebenfalls in der Betriebsweise Kaltbau.
Beim Umzug hängen wir die vorhandenen Rahmen also um 90 Grad versetzt in der Zanderbeute auf. Ansonsten bleibt bis auf die Umstellung auf den Warmbau zunächst alles beim alten.
Die Umstellung erfolgt in entweder in Etappen (zweizeitig):
Beim Aufsetzen des Honigraumes oder eines neuen Brutraumes werden die neuen Waben wieder um 90 Grad gedreht eingehängt, also im Kaltbau wie es in der Zanderbeute üblich ist. Den Bienen ist die Baurichtung egal.
Wenn nach der Honigernte ein Wabentausch durchgeführt wird, werden die DN-Rahmen entfernt. Der frühere Honigraum mit seinen vorhandenen ausgeschleuderten Waben wird als ein neuer Brutraum im Kaltbau geführt. Die aufsitzenden Bienen der entsprechenden Rahmen werden abgekehrt und beziehen die Honigwaben. Gleichzeitig erfolgt hierbei eine Brutentnahme, die gleichzeitig zur Bekämpfung der Varroamilbe mit eingesetzt wird. Mit der Entfernung der DN-Rahmen ist die Umstellung dann vollständig erfolgt.
Über das Verfahren der Brutentnahme werde ich später im Laufe des Jahres berichten.
Abends wurde das Volk in verschlossener Beute neben seine neue Behausung gestellt. Am nächsten Morgen wurde die alte Beute geöffnet und die vorhandenen Rahmen in die neue Zarge rechts daneben gehängt. Diese Hängung erfolgte im Warmbau. Mit Hilfe eines Schiedes wurde das Volk im unteren Brutraum eingeengt und oben wurde ein neuer Brutraum im Kaltbau aufgesetzt. Sobald das Volk wächst und expandiert, muss es sich oben bereits im Kaltbau einrichten. Ein Teil der Bienen ist in der alten Behausung verblieben und wird in den Stunden nach dem Umzug in das neue Heim einwandern, indem es dem vertrauten Duft der Königin folgt. Die Königin ist mit den meisten Bienen bereits in der Zanderbeute.
Unmittelbar nach dem Umhängen sah es wie auf dem oberen Bild aus. Die alte Beute bleibt geöffnet stehen und wird nach wenigen Tagen wieder entfernt.
Bereits kurz nach dem Umzug haben die Bienen damit begonnen, sich neu zu orientieren und "einzufliegen". Diese Phase dauert etwa zwei bis drei Tage. Dann haben die Flugbienen aus dem Volk die neue Umgebung ausgekundschaftet.
Heute habe ich die letzten Auswinterungsarbeiten beendet. Zum Ende des Winters oder zum Beginn des Frühlings werden dazu alle Völker durchgesehen. Dabei wird darauf geachtet, das sie "weiselrichtig" sind. Es kann passieren, dass das Volk im Winter seine Königin verliert. Ersatzweise legen Arbeiterinnen Eier, die jedoch unbefruchtet sind. In solchem Fall können nur Drohnen entstehen. Das Brutnest zeigt dann die typischen Kuppeln der Drohnenbrut. Die Drohnen sind größer als die Arbeiterinnen und benötigen aus diesem Grunde mehr Platz in ihrer Zelle. Drohnenbrut erkennt man an der buckelförmigen Verdeckelung. Man nennt ein weiselloses (königinnenloses) Volk dann auch drohnenbrütig (buckelbrütig).
Alle Völker besitzen eine Königin, die bereits voll in der Eiablage ist. Entsprechend groß sind dann auf einigen Waben auch die Brutnester. Zwischen den normalen Brutzellen sind bereits auch die ersten Zellen mit Drohnenbrut zu erkennen. Zum ersten Mal habe ich heute in unverdeckelte Drohnenbrutzellen hineinsehen dürfen. Am Boden liegt wie bei den Arbeiterinnen auch eine Larve als Rundmade. Die Wände sind hier tiefer und größer gebaut, der Kuppelbau ist bereits klar zu erkennen, aber die Kuppel ist noch nicht verschlossen.
Zum Auswintern gehört die Kontrolle auf Brut. Sie sollte jetzt bereits in allen Stadien vorhanden sein. Das trifft bei allen unseren Völkern zu. Zudem werden alle Völker mit ihrer Behausung gewogen. Sämtliche Daten werden in einer Stockkarte wie in einem Logbuch festgehalten.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind fast alle Winterbienen gestorben. Im Untergeschoss einer Beute sammeln sich die toten Bienen an, die nicht von den Stockbienen abtransportiert worden sind. Dieser Totenfall kann manchmal so massiv sein, dass er den Eingang, das Flugloch, regelrecht verstopfen kann. Deshalb wird der Totenfall vom Imker entfernt.
Bei der Durchsicht des gesamten Volkes wird zugleich auf mögliche Krankheiten der Bienen geschaut. Auch hier gab es keine Auffälligkeiten. Schon jetzt beginnt bereits die biologische Bekämpfung der Varroamilben. Wegen der längeren Brutdauer der Drohnen befinden sich in der Drohnenbrut die meisten Milben. Dieses Phänomen nutzen wir aus. Deshalb hängen wir in den Brutraum (oder den oberen Brutraum, falls er aus zwei Zaren besteht) an den Rand der Waben einen sogenannten Drohnen- beziehungsweise Baurahmen. Das ist ein Holzrahmen ohne Mittelwände. Hier bauen die Bienen die etwas größeren Zellen für die Drohnenbrut. Sobald sie verdeckelt sind, entfernen wir den Rahmen aus der Beute, schneiden das Wachs mit der Brut heraus und hängen den leeren Rahmen wieder zurück. Durch dieses Verfahren halten wir die Belastung mit Varroamilben konsequent so niedrig wie möglich.
Alle dreizehn Völker haben den Winter gut überlebt und sind in Brut gegangen. Bei einigen wird der freie Raum im Bienenstock schon so eng, dass wir bereits jetzt an das Aufsetzen von Honigräumen denken müssen. Bei mindestens einem Volk wird das morgen der Fall sein.
Auf dem ersten Frankfurter Bienenfestival waren sie bereits zu sehen: Klotzbeuten. Sie werden aus Baumstämmen hergestellt und dienen den Bienen als Behausung. In der Frankfurter Rundschau erschien hierzu im März 2016 ein Artikel. Aus urheberrechtlichen Gründen darf ich den Inhalt des Artikels hier nicht veröffentlichen. Über den angegebenen Link gelangt man jedoch direkt in das Archiv der Zeitung und kann den Beitrag dort nachlesen:
Eine Mitarbeiterin hatte mich gestern auf einen Zeitungsartikel aufmerksam gemacht, den viele Fußballfan gelesen haben dürften. In der Bundesliga hat der Fußballclub FC St. Pauli Geschichte geschrieben, indem er als erster Fußballverein der Bundesliga auf seinem Stadiongelände am Millerntor in Bienenstöcke aufgestellt hat. Damit will der Verein auf das Bienensterben aufmerksam machen und für ein neues Bewusstsein werben. Mit Hilfe einer Webcam kann man sich die aufgestellten Völker direkt ansehen. Der Honig soll später als erster Bundesligahonig verkauft werden. Unter den Fans dürfte er reißenden Absatz finden.
Näheres dazu im Beitrag auf der Homepage des FC St. Pauli
[01.04.2016] Vor ein paar Wochen bin ich angeschrieben und auf eine Software für das Führen elektronsicher Stockkarten aufmerksam gemacht worden. Ob ich darüber nicht auch im Blog schreiben könnte. Anfangs habe ich diese Information negiert. In der Aprilausgabe der Zeitschrift "Die Biene" berichtete ein Artikel über diese Software. Der Artikel machte mich neugierig. Die Software heißt beeintouch.de
Als Hobbyimker kann man dort bis zu acht Völker kostenlos einstellen. Das habe ich heute, am 1. April 2016, getan. Für jedes Volk wird nach seiner datenmäßigen Erfassung ein QR-Code generiert, den ich ausgedruckt und an den Zargen der passenden Völker angebracht habe. Ein Scan mit dem Smartphone darauf und schon öffnet sich die elektronische Stockkarte. Vor Ort kann ich die nötigen Eintragungen vornehmen und abspeichern. Daheim lassen sich alle Informationen bequem am PC nochmals anschauen.
Was mir beim Einrichten bereits sehr gut gefallen hat, war die Anzeige des Standortes unserer Bienen auf einer Landkarte. Ohne mein Zutun hat sich sofort darum herum ein rosa gefärbter Kreis gebildet, der den Flugradius darstellen soll. Damit weiß ich nun endlich einmal genau wie weit unsere Bienen theoretisch fliegen können und kann das mit Straßen und Landschaftsmerkmalen innerlich verknüpfen. Ein weiterer Vorteil: sobald ich außerhalb dieses Radius bin, kann ich beim Aufstellen von neuen Ablegern sicher sein, dass die Flugbienen nicht mehr zu ihrem ursprünglichen Standort zurückfliegen.
Beim ersten Anklicken erschien es mir recht umständlich und schwer zu sein, die einzelnen Völker in dem Programm einzurichten. Doch dann hat es sich schnell gezeigt, dass meine Bedenken und Zweifel unnötig gewesen sind.
Daraufhin habe ich als "Spielkind" beschlossen den Versuch zu machen und acht Völker über ein Jahr mit elektronischer Stockkarte zu verfolgen und spätestens am Ende des Jahres einen weiteren Bericht darüber zu schreiben.
3. April 2016
Erstes Arbeiten mit Neuimkern an den Völkern. Nach dem Scannen des QR-Codes erfolgt ein für mich empfundenes umständliches Anmelden. Ich war davon ausgegangen, dass ich gleich in der Datei des zugehörigen Volkes landen werde. Das stimmt so leider nicht. Schade drum.
Dieses Volk hat auf zwei Zargen überwintert. In der obersten Zarge waren die Träger der Rahmen an den Positionen 1, 9 und 10 defekt und haben sich bereits im Herbst 2015 gelöst. Eine der ersten Maßnahmen in 2016 sollte also sein, diese Rahmen auszutauschen. Zudem sollten zwei neue Drohnenrahmen eingesetzt werden. In der von der Software vorgegebenen Struktur sehe ich da keine Möglichkeit, dieses Verfahren unterzubringen. Im Nachhinein ist mir aufgefallen, das bei der elektronischen Anlage dieses Volkes auch kein Hinweis stand, ob die Beute ein- oder zweizargig ist. Deutliches Manko.
Alternativ ginge das nur durch elektronisches Hinzufügen den entsprechenden Anzahl Rahmen. Hier sehe ich deutlichen Nachbesserungsbedarf.
Unter der Registerkarte Durchsicht gibt es eine Unterkarte Varroakontrolle. Wir zählen wöchentlich die herabgefallenen Varroamilben auf der Einschubwindel, um dadurch einen ungefähren Überblick über die Belastung des Volkes zu haben. Über die entsprechende Ungenauigkeit dieser Methode will ich hier gar nichts schreiben. Durch die konsequente wöchentliche Zählung entwickeln wir jedoch eine Verlaufslinie, die uns anzeigt, ob es kritisch wird oder nicht. Das elektronische Programm setzt hier wohl mit an und zählt die Menge der Milben seit der letzten Kontrolle im Tagesdurchschnitt. Mal sehen wie sich das im Laufe der Zeit entwickeln wird…
[01.04.2016] ..macht nicht der Mai, wie es in der Redensart heißt. Alles neu macht der April, der beginnende Frühling.
Heute, am 1.4.12016 war ich auf der Streuobstwiese. Um die Mittagszeit war es noch recht kühl, keine 10 Grad Celsius. Doch an sämtlichen Fluglöchern herrschte bereits Hochbetrieb. Ankommende Bienen trugen Pollenhöschen an beiden Oberschenkeln. Zurzeit sind die gelben Weidenkätzchen, die Blüten der Salweide, mit ihrem Gelb besonders auffällig. Neben der Hasel ist die Weide der erste Pollen- und damit Eiweißlieferant für die Nahrung der Bienen.
Über den Winter haben wir trotz unserer Bedenken und Befürchtungen nicht ein einziges unserer 13 Völker verloren. Bei einer ersten Nachschau am 29. März 2016 waren alle Völker "weiselrichtig". Das heißt in jedem Volk befindet sich eine Königin. Bei der Durchsicht habe ich mehrere markierte Königinnen sehen können. Sie zu sehen heißt aber noch nicht, dass sie ihre Aufgaben richtig erledigt: für den Nachwuchs zu sorgen. Zum Glück enthielten alle Völker Brut, verdeckelte und unverdeckelte Brut. Damit geht der Start in die kommende Saison so richtig los. Futtervorräte waren überall noch vorhanden, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. In einem großen Volk sind sogar noch Futterwaben als Reserve vorhanden, falls es in den nächsten Wochen irgendwo zu einem Engpass kommen wird.
Am 2. März 2016 habe ich mit den ersten Arbeiten zum Auswintern unserer Bienenvölker begonnen. Die Außentemperaturen lagen zwischen 6 und 7 Grad Celsius, zu kalt für die Bienen, um draußen zu fliegen. Auch war es zu kalt, um die Völker zu öffnen und in die Wintertraube oder das Brutnest zu schauen.
Um den Bienen den Start in die beginnende Brutsaison zu erleichtern, habe ich die über den Winter nach unten offenen Beuten mit der "Windel" verschlossen. Die durch den offenen Boden einströmende Kälte fördert für gewöhnlich im Herbst die Bildung einer Wintertraube. In dieser Traube versuchen die Bienen eine konstante Temperatur von 20 Grad aufrecht zu halten. Sobald die Brutzeit wieder beginnt, wird für das eigentliche Brutnest jedoch eine wesentlich höhere Temperatur von 36 bis 38 Grad benötigt. Durch den Verschluss des offenen Bodens haben die Bienen es leichter diese Temperatur zu erreichen und zu halten. Zugleich verbrauchen sie dabei weniger Energie und Futtervorräte, wenn die Ausgangstemperatur im Inneren etwas höher liegt. Dadurch sinkt die Gefahr des Verhungerns bis in der Natur wieder genügend Vorräte zum Einsammeln vorhanden sind.
Wir haben inzwischen vom gleichen Hersteller zwei leicht unterschiedliche Beuten gekauft. In der älteren Bauart sind die Einzelteile des Bodens nicht fest miteinander verbunden, sondern einzeln herausnehmbar. Bei der neueren Bauart besteht der Boden zum Teil aus einem festen Block. Hierbei wird die Windel, das weiße Einschubblatt, unter den eigentlichen Boden geschoben und bildet den Abschluss nach unten hin, während sie beim Boden der älteren Bauart in die Beute über ein Metallgitter geschoben wird. Dieses Gitter bildet dann die unterste Schicht der Beute.
Die Bodenteile sämtlicher Beuten habe ich geöffnet und durch den Schlitz einen Blick in das Innere werfen können, ohne dabei das Volk zu stören. Fast überall lagen auf dem Absperrgitter tote Bienen, der sogenannte Totenfall. Bei einem stärkeren Totenfall können die toten Bienen das Einflugloch versperren. Damit sind die anderen Bienen innen gefangen und können ihre Behausung nicht mehr verlassen. Deshalb ist die Kontrolle des Einfluglochs ebenfalls wichtig.
Jeder Boden enthält im Einflugbereich eine sogenannte Mäusesperre. Sie verhindert das Eindringen von Mäusen. Heute habe ich zum ersten Mal eine tote Maus aus dem Bodeninneren entfernt. Bei ihrer Größe frage ich mich schon, wie sie dort hinein gekommen ist. Übrigens hat das betreffende Volk den Namen San Marco von mir im letzten Jahr erhalten, es stammt von einem auf dem Riedberg eingefangenen Bienenschwarm, der sich etwa 10 Meter entfernt in einem Apfelbaum niedergelassen hatte.
Soweit ich es heute beurteilen konnte, ich habe nicht alle Völker von oben her durch die Abdeckfolie betrachtet, scheinen wir keine weiteren Völkerverluste zu haben. Sportlich gesehen sind wir jetzt in der Zielgeraden. Die Brutzeit beginnt, der Nahrungsbedarf steigt entsprechend und die Natur beginnt zu treiben und zu blühen. Damit erhöht sich das Nahrungsangebot in den nächsten Wochen beträchtlich. Diese Zeit bis dahin gilt es noch zu überstehen.....
24. Februar 2016 - Es ist früher Nachmittag. Draußen scheint die Sonne etwas durch den bewölkten Himmel. Die fast 7° C spüre ich manchmal als frühlingshaft warm. Mit der Kamera und den beiden Hunden laufe ich über den Riedberg, besuche dabei natürlich die Streuobstwiese mit unseren Bienen und entdecke die ersten deutlichen Boten des Frühlings. Knospen und aufgehende Blüten ... Aus einigen Beuten wagen sich vereinzelt Bienen hervor. Hier haben also bis jetzt die Völker überlebt. Nicht alles, was blüht, kann ich benennen...
Diese augenblickliche Zeit zwischen dem Ende der Winterruhe und dem Beginn der Obstblüte nennt der Imker übrigens "Durchlenzung" nach dem alten Wort Lenz für den Frühling. Ab konstanten 8° bis 10° erfolgt der Reingungsflug der Bienen oder anders formuliert: die Bienen fliegen zur Toilette und hinterlassen aus ihrer Kotblase stammend einen hellbraunen Fleck.
am 19. Januar 2016 stand in der Zeitung Hamburger Abendblatt ein Artikel über acht Bienenvölker, die im Stadtteil Altenwerden auf dem Hafengelände gehalten werden.
Vom Bild her ist deutlich zu erkennen, dass die Beuten, in denen die Bienen leben, Dadantbeuten sind, also Großraumbeuten.
Seit Herbst 2015 trage ich mich mit dem Gedanken, dass wir Imker viel mehr für den Nachwuchs tun sollten. Im Frankfurter Imkerverein gibt es außer den Ausbildungsveranstaltungen für Erwachsene kein entsprechendes Angebot für Kinder und Jugendliche. Diese "Lücke" möchte ich gerne schließen. Im Januar 2016 soll es daher zum Aufbau einer Imker-Jugendgruppe kommen. In unserem Stadtteil Riedberg wollen wir loslegen. Auf der Webseite der IG Riedberg erschien dazu bereits der unten stehende Beitrag. Die lokalen Printmedien habe ich bereits informiert und angeschrieben.
Riedberg-Imker gründen Jugendgruppe
Erstellt am 01. Januar 2016
Für den Frankfurter Imkerverein möchten die Riedberg-Imker auf dem Riedberg eine neue Jugendgruppe gründen. Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 14 Jahren, die Interesse an Bienen haben, sind herzlich eingeladen und werden so im Laufe der Zeit ein spannendes neues Hobby entdecken!
Am 17. Januar 2016 (Sonntag) um 11 Uhr Uhr findet im Info-Büro der Hessenagentur im Riedbergzentrum eine erste Vorbesprechung statt. Wenn sich genügend Teilnehmer finden, werden sie zunächst einmal im Monat theoretisch etwas über Bienen erfahren und praktisch mit den Imkerwerkzeugen umgehen lernen. Diese Termine sind am 31.Januar, 28. Februar, 13. März 2016 auch immer um 11 Uhr im Riedbergzentrum. Ab April geht es dann praktisch an einem Bienenvolk weiter. Alle zwei Wochen schaut ihr unter Anleitung nach den Bienen, sucht die Königin und die Drohnen, beobachtet das Brutnest und wie sich das Volk rasch vergrößert, wie es Nektar einträgt, der zu Honig und später geerntet wird...
Die Treffen am Bienenvolk sind dann alle zwei Wochen immer sonntags um 11 Uhr. Im Laufe der Zeit lernt man dann das Verhalten der Bienen kennen und wird so zum jungen Imker oder zur jungen Imkerin.
Die begonnene Winterbehandlung haben wir heute abgeschlossen. Bei keinem unserer Völker hat sich die Wintertraube gebildet. Überall füllen die Bienen ihre Rahmen aus, teilweise auf zwei Zargen sogar.
Aus diesem Grunde kam in diesem Winter keine Oxalsäure zum Einsatz. Milchsäure wurde auf die Bienen fein gesprüht, nachdem sicher war, dass keine verdeckelte Brut vorhanden war. Um das festzustellen, mussten wir die bislang unbehandelten Völker komplett durchschauen. Aber nun sind sie alle behandelt worden.
Die offene Frage bleibt natürlich: wie werden sie im nächsten Frühjahr mit der Milbe zurecht kommen? War unsere Behandlung ausreichend?
Darüber wird es dann im Frühjahr hier an gleicher Stelle den Zustandsbericht geben.
Auf dieses Wortspiel, auf dem berühmten Hamlet-Monolog von Shakespeare fußend, machte mich bereits vor Monaten unsere Freundin Andrea aufmerksam. Jetzt zu Weihnachten hat sie es sogar in die Tat umgesetzt und Matthias den passenden Trinkbecher geschenkt.
Bei genügend großer Nachfrage könnte der Becher ja vielleicht demnächst in die Serienproduktion gehen...?
In den unendlichen Tiefen des Internets taucht die oben genannte Schreibweise mittlerweile mehrfach auf. Ich habe mir erlaubt, einfach mal den folgenden Link einzubetten:
Allerdings sollte man bei diesem Drohnenflug einigermaßen schwindelfrei beim Betrachten sein......
Eine alte Imkerregel lautet: "Wenn du zu den Bienen gehst, vergiss den Rauch nicht!" Am Sonntag, 4. Advent, 20.12.2015, sind wir bei den Bienen gewesen, um mit der diesjährigen Winterbehandlung gegen die Varroamilbe zu beginnen. Die Außentemparatur betrug 7 Grad Celsius. Damit war es bereits im Ansatz für eine Oxalsäurebehandlung zu warm. Hinzu kommen noch die Temperaturen der letzten Tage und Wochen: der Dezember 2015 war bei uns im Durchschnitt um 5 Grad zu warm gewesen. Wir haben deshalb damit gerechnet, dass ein großer Teil der Bienen noch immer am Brüten sind.
Bedingt durch die erwähnte Außentemperatur von 7° C war ich davon ausgegangen, dass die Bienen nicht außerhalb ihres Stockes herumfliegen, sondern sich ruhig in ihrer Beute aufhalten würden. Dadurch geleitet, hatte ich mich entschlossen, für die Arbeiten am Volk keinen Smoker für die Rauchproduktion mitzunehmen... Das erwies sich als folgenschwerer Irrtum. Überhaupt war der heutige Imkertag voller Überraschungen ....
Beim Öffnen des ersten Volkes waren wir alle sehr schnell entsetzt: da waren ja kaum noch Bienen zu sehen. Nur einige wenige krabbelten im oberen Brutraum herum, die Waben waren leer, Futter war kaum vorhanden, keine Brut. Gleiches Bild im unteren Brutraum, sogar noch weniger Bienen waren dort zu sehen. Sämtliche Waben leer. Mit anderen Worten: dieses Volk ist verhungert u. z. jetzt bereits im Dezember! Wie das geschehen konnte, ist rätselhaft. Meine Erklärung: durch die letzten warmen Wochen hat das Volk seine reichlichen Futtervorräte aufgebraucht. Am Einfüttern konnte es nicht liegen, da haben wir gute Arbeit geleistet. Doch scheint gute Arbeit hier nicht ausreichend gewesen zu sein. Spannend für uns in der Nachbetrachtung: wieder ist es das Volk mit der Nummer 1, bei dem seit einem Jahr immer wieder etwas schief geht. Ein Teil des Volkes war sowohl in 2014 als auch 2015 abgeschwärmt, die neue Königin hatte es nicht angenommen. Von allen unseren Bienen war es bislang das aggressivste Volk gewesen. Fazit: wir lassen es sterben, im Frühjahr 2016 kommt dort ein neues Volk hin!
Bei den beiden benachbarten geöffneten Beuten kam die nächste Überraschung: in beiden Bruträumen waren die Bienen so zahlreich wie im Sommer und zugleich noch in der Bruttätigkeit. Eine Wintertraube hatte sich noch nicht gebildet. Um an den Bienen arbeiten zu können, fehlte der oben erwähnte Rauch. Erst nachdem ich den Smoker von daheim geholt hatte, konnten wir weiter arbeiten. Lehrgeld wieder einmal.
Wie mit diesen beiden Völkern umgehen? Die Lösung lautet: erst einmal keine Winterbehandlung, sondern die verdeckelte Brut mit Hilfe einer Entdeckelungsgabel öffnen. Die ansitzenden Bienen würden in den nächsten Tagen die geöffneten Zellen leer räumen. Dann wird die Winterbehandlung sinnvoll. Aber auch hier wird sich bei den zu erwartenden Temperaturen noch keine Wintertraube gebildet haben. Folglich wird statt der Oxalsäure Milchsäure verwendet, die als feiner Nebel auf sämtliche Bienen gesprüht wird.
Das für uns ungewöhnliche Schauspiel war, das sich bei uns allen vier, die wir an den Bienen gearbeitet hatten, jeweils auf dem Kopf und auf dem Rücken eine kleine Traube von Bienen sammelten, die selbst durch mehrfaches Abkehren nicht zum Verschwinden zu bewegen war. Die Bienen saßen relativ ruhig und still auf uns. Bei zwei Personen jedoch krabbelten einzelne Exemplare unter den Schleier. Wie die dadurch entstandene menschliche Unruhe dann aussah, kann sich jeder Leser wohl leicht vorstellen.
Bei keinem unserer Bienenvölker hatte sich auch nur ansatzmäßig eine Wintertraube gebildet. Voraussetzung hierfür sind mehrere frostige oder kalte Tage nacheinander. Zwei Frosttage reichen hierfür nicht aus, wenn es anschließend wieder (zu) warm wird. Der anhaltende Kältereiz treibt die Bienen dazu, sich im Inneren ihrer Beute zu einer Art Kugel zusammenzuziehen. Innerhalb dieser Kugel oder Traube halten sie eine Temperatur von 20° C aufrecht. So überwintern Bienen für gewöhnlich energiesparend bis zu den ersten warmen Tagen des nächsten Frühjahrs. Sobald es draußen wieder wärmer wird, starten sie zu ihrem Reinigungsflug und entleeren ihre während der Wintertage gefüllte Kotblase. Danach beginnt die Königin erneut zu brüten und der erste Nachwuchs wird herangezogen. Er wird von den Winterbienen solange versorgt, bis genügend junge Bienen im Volk vorhanden sind, die diese Pflege alleine übernehmen können. Die Winterbienen sterben dann nach einer Lebenszeit von mehreren Monaten ab.
Zurück zur verdeckelten Brut. In den verdeckelten Brutzellen leben und vermehren sich die Varroamilben. Würde man zur Zeit einer verdeckleten Brut behandeln, egal mit welchem Verfahren, könnte man die in den verschlossenen Zellen lebenden Milben nicht erreichen. Folglich bilden sie nach dem Schlupf der heranwachsenden jungen Bienen den Beginn einer Neu- oder Weiterbesiedlung mit der Varroamilbe. Ziel ist es, durch die Winterbehandlung die Anfangsbelastung der neuen Brutperiode so niedrig wie möglich zu halten, damit sich möglichst viele gesunde Bienen im Frühjahr und Sommer entwickeln können. Durch das Brüten vermehren sich die Milben sowieso. Je höher die Anzahl zu Beginn der kommenden Brutsaison, desto größer ist die Anzahl der Milben im Lauf der nächsten Monate bis zum Sommer und damit die Wahrscheinlichkeit, dass ein Volk unter der Varroamenge zu leiden hat und schließlich absterben kann.
Aus diesem Grunde versuchen Imker bereits zu Beginn der Brutsaison mit möglichst biologischen Methoden die Anzahl der Milben bis zum Sommer so gering wie möglich zu halten. Eine der effektivsten Maßnahmen dieser Art ist das Einhängen und spätere Ausschneiden von sogenannten Drohnen- oder Baurahmen. Dazu an anderer Stelle mehr. Diese Methode erfordert keine Chemie, sondern nutzt die Biologie der Milbenvermehrung aus.
Diejenigen Völker, bei denen die verdeckelte Brut geöffnet worden ist, werden nach paar Tagen mit Milchsäure behandelt oder, sollte sich eine Wintertraube gebildet haben, mit Oxalsäure. Voraussetzung für die Winterbehandlung ist die Brutfreiheit.
Von der Logik her, gäbe es eine weitere Möglichkeit, die Bienen am Brüten zu hindern: wenn die Königin im Volk gesucht und eingesperrt wird, kann sie nicht in die Eiablage gehen. Über diese Methode gibt es aber bisher noch keine zuverlässigen Erfahrungen.
Vor wenigen Tagen war es noch frühlingshaft warm. Dann kamen vor fünf Tagen ein Kälteeinbruch und der erste Schnee. Während eines Spazierganges habe ich auf der Streuobstwiese Photos unserer Bienenstöcke gemacht.
Die Beuten oder Stöcke stehen auf zwei Trägerbalken, die wiederum über zwei Steinblöcke gelegt worden sind (siehe oberstes Bild). Dadurch haben die Beuten eine recht angenehme Arbeitshöhe. Nach unten hin sind sie zwar offen, doch die Öffnung ist durch ein enges Gitter gesichert. Tiere können nicht eindringen, aber frische Luft kann im Inneren zirkulieren. Auch das Einflugloch bleibt über Winter geöffnet. Eine Mäusesperre hindert Mäuse daran, das Innere zu besuchen und zu besiedeln.
Die Winterbienen ziehen sich im Innenraum zu einer Art Kugel oder Traube eng zusammen und überwintern dort bei einer Temperatur von etwa 20 Grad. Diese Bienen leben im Gegensatz zu den Sommerbienen wesentlich länger. Sie sind nicht dem Stress des Pollen- und Nektareinholens ausgesetzt. Ihre wichtige Aufgabe ist es, den Volksbestand zu sichern und im Frühjahr, wenn die Königin wieder mit dem Eierlegen beginnt, die erste Brut aufzuziehen. Sommerbienen leben etwa sechs Wochen, die Winterbienen hingegen mehrere Monate, die Königin sogar mehrere Jahre.
Wenn im nächsten Frühjahr das Wetter mitspielt, wächst auf der Fläche vor der vierten Reihe die ausgesäte Bienenweide und bietet den Bienen eine Fülle von nektarproduzierenden Blüten an. Im Jahr 2015 war das Frühjahr leider viel zu trocken, so dass die Saat nicht rechtzeitig keimen konnte. Die Bienenweide ist auf eine Zeit von fünf Jahren angelegt und wechselt jährlich dabei ihr Aussehen.
Kaum vorstellbar: vor einer Woche betrug die Temperatur noch fast frühlingshafte 20 Grad, heute sind es im Sonnenschein gerade einmal 5 Grad. Bei diesen "hohen" Temperaturen sind die Bienen wieder in voller Brut gewesen. Die Folge dessen ist, dass sie einen Teil ihrer Vorräte aufbrauchen müssen, um die Brut ernähren zu können. Hierdurch könnte es im Winter für die Bienen futtermäßig etwas eng werden.
Die jetzt der Jahreszeit doch eher angemessenen Temperaturen sorgen dafür, dass die Bruttätigkeit wieder ein Ende findet. Die Bienen ziehen sich bei diesen Wetterbedingungen im Inneren ihrer Beute zu einer Traube zusammen und halten in diesem Bereich eine Temperatur von etwa 20 Grad. Begünstigt wird die Bildung der Wintertraube auch dadurch, dass wir die Beuten am Boden offen halten. Gegen Eindringlinge von außen liegt unten ein luftdurchlässiges Sperrgitter als Schutz.
Im Dezember, kurz vor Weihnachten, werden wir bei entsprechenden Temperaturen wieder die zweite Varroabehandlung durchführen. In dieser Zeit verwendet man Oxalsäure.
In der eigentlichen Winterzeit, also im Januar und Februar 2016, wenn der Saft aus den Bäumen und Sträuchern gewichen ist, wird wieder das Unterholz auf der Streuobstwiese gefällt. Der ursprüngliche Charakter der Streuobstwiese wird damit weiter gefördert. Fünf neue Bäume sind im November 2015 bereits zusätzlich angepflanzt worden.
Neu ist auch etwas anderes: um Ableger zur Völkervermehrung zu bilden, ist es durchaus hilfreich einen zweiten Standort für die Bienen zu haben, der weiter als drei Kilometer vom "Mutterstandort" entfernt ist. Diesen Platz habe ich gefunden. Er liegt im Niddapark in Frankfurt auf dem Gelände der früheren Bundesgartenschau. Der Frankfurter Imkerverein [FIV] bewirtschaftet dort ein kleines Grundstück, das für die Bienenhaltung gut geeignet ist. Aber wie so oft muss hier noch eine Menge an Arbeit verrichtet werden, damit das Grundstück besser genutzt werden kann. Während eines Spazierganges habe ich ein paar Bilder davon gemacht. Wofür ist ein zweiter Stellplatz hilfreich? Der Flugradius der Bienen beträgt bis zu drei Kilometern. Bei der Ablegerbildung würden die Bienen innerhalb dieses Radius - angelockt durch das Pheromon ihrer Königin - wieder zurück in das Ursprungsvolk fliegen. Um diesen Rückflug zu verhindern und damit die Bienen im Ablegervolk zu halten, ist es erforderlich, die Distanz des Flugradius deutlich zu überschreiten. In einem der Beiträge des Jahres 2016 werde ich mehr dazu erzählen.
Im Januar 2016 ist die Gründung einer Jugendgruppe zur Nachwuchsförderung des Frankfurter Imkervereins gepant. Wenn dabei alles klappt, imkern wir ab dem kommenden Frühjahr zusätzlich mit Kindern und Jugendlichen bei uns auf dem Riedberg.
Ende Februar 2016 erfolgt vermutlich das Auswintern unserer Bienenvölker. Im März beginnt die Frühjahrstracht. Ab April beginnen wir wieder mit dem "public beekeeping". Die Termine dazu stehen bereits auf der Seite Termine und Kontakt. Gleichzeitig starten wir ab April auch wieder mit einem Praktikum für Neu-Imker des Frankfurter Imkervereins.
Heute nachmittag habe ich endlich damit begonnen, die leeren Plastikbehältnisse, in denen vorher unser Bienenfutterteig war, zu entfernen. Dies war der Hauptanlass, heute zu den Bienen zu gehen. Der Nebenanlass war natürlich auch zu sehen wie es den Bienen wohl gehen mag.
Das Wetter bei uns heute am Nachmittag war sonnig, die Temperatur war bei 11 bis 12 Grad gewesen. Bevor ich die Beuten geöffnet habe, habe ich zuerst einfach mal ein paar Minuten auf das Einflugloch mehrerer Völker geschaut und beobachtet, was dort so alles passiert oder auch nicht passiert. Trotz der relativ niedrigen Temperaturen herrschte ein geringer Flugbetrieb. Mit meiner Kamera habe ich ein paar Aufnahmen davon gemacht. Erstaunlich war für mich, dass es zu dieser trachtlosen Zeit noch immer Bienen mit Pollenhöschen gibt (jeweils auf beiden Seiten des Fluglochs zu erkennen):
Wenige Augenblicke später kam eine Biene aus dem Flugloch heraus, die eine tote Biene gerade entsorgte und über Bord warf:
Beim Abräumen der Plastikummantelungen unserer Futterteige konnte ich immer wieder einen kurzen Blick von oben in die Völker werfen. Nach meiner Einschätzung stehen unsere Völker gut da. Ich bin gespannt, ob sie alle den kommenden Winter überleben. Wenn ja, dürfte es im kommenden Jahr eine noch reichere Honigernte geben als in 2015. Vor allem habe ich mir vorgenommen, konsequent die Ableger- und Jungvolkbildung durchzuführen, um auf diese Weise später starke Völker zu erzeugen. Doch davon berichte ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Zur Bienenhaltung zählt im erweiterten Sinn auch die Sorge um Nahrungsquellen (=Trachtquellen). Mehrfach hatte ich dazu über Maßnahmen berichtet, die ich auf der Streuobstwiese durchgeführt habe.
Vor Monaten bin ich bei der Suche nach neuen Trachtquellen auf eine für mich neue Pflanze gestoßen, die Durchwachsene Silphie. Sie blüht erst zum Trachtende und bietet so den Bienen eine zusätzliche natürliche Nahrungsquelle in der trachtarmen Zeit des Spätsommers. Dabei erreicht sie eine Höhe von 2 bis 3 Metern.
Oft hatte ich im Internet gestöbert und nach Händlern Ausschau gehalten. Während der ersten Lehrveranstaltung des Frankfurter Imkervereins erzählte ein Imkerkollege, er hätte mehrere durchwachsene Silphien abzugeben. Acht Jungpflanzen hatte ich ihm abgenommen und am 14. Oktober 2015 auf der Streuobstwiese ausgepflanzt. Mit etwas Glück überstehen sie sowohl den kommenden Winter als auch den Hunger der Kaninchen und Hasen.
Im Internet gibt es inzwischen viele Artikel zu den Silphien. Ich habe hier einmal den folgenden herausgesucht: Durchwachsene Silphie
Am Freitag, 18. September 2015, erschien in der Frankfurter Rundschau ein Bericht über uns und unsere Bienen. Den Originalbeitrag hier zu veröffentlichen, verbietet sich aus Gründen des Urheberrechts. Aber in der online-Ausgabe der FR ist er ebenso gut nachzulesen.
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